Beiträge von Gaius Tiberius Andronicus

    Die Vorstellung des Decimers war mehr als diffus, hatte doch der Kaiser persönlich den Befehl zum Zurückhalten der Reiterei gegeben. Hätte Numerianuns also trotzdem den Befehl zum Angriff gegebn und wären die Equites der Reiterei ihm gefolgt, so wäre wohl keiner der ungefähr hundertzwanzig Reiter mehr am Leben. Exekutiert wegen Ungehorsam.
    Doch da Andronicus nun wirklich nicht geanken lesen konnte, konnte er sich auch nicht darüber ärgern und das war auch gut so.
    Nachdem sie gemeinsam den Leichnahm des Lucullus auf den Scheiterhaufen gelegt hatten, las Serapio einige Verse vor, anschließend zündete selbiger mit einer Fackel den Scheiterhaufen an. Das Holz knisterte und während Andronicus nun in das Feuer des Scheiterhaufens starrte überlegte der Tiberier warum Serapio eigentlich irgendetwas gegen ihn zu haben schien. Er hatte ihm doch eigentlich nichts getan, oder?

    Verwundert blickte Andronicus zu Serapio. Was sollte denn das jetzt? Ruhig, aber dennoch mit einer gewissen Gereiztheit in seiner Stimme antwortete er:
    "Sicher? Pah! Glaubst du etwa, bei der Reiterei sind alle unverletzt und lebendig aus der Schlacht gekommen?"
    Er schüttelte den Kopf. Das war dann aber auch alles was der Tiberier dazu sagen wollte, nicht mehr und nicht weniger. Ja, er hatte die Schlacht bis auf ein paar Kratzer heil aus der Schlacht gekommen, und das würde bestimmt nicht immer so bleiben, doch frisch war auch Andronicus nicht. Er war müde und auch ihm hatte die Schlacht Kräfte geraubt.
    Andronicus nickte Imperiosus zu, begab sich ebenfalls nach vorne und trug den toten Iunier bis zum Scheiterhaufen.

    Die Equites nickten stumm, doch sie jubelten nicht. Zu viele ihrer Kameraden von der Infanterie waren im Kampfe gefallen als dass sie über den Sieg jubeln konnten. Sie kehrten um und ritten entlang der von ihnen getöteten Parther entlang zurück. In der Ferne konnte man schon einige Soldaten beim Plündern der Parther sehen. Ob man ihnen wohl auch noch etwas übrig ließ?

    Mit Entsetzen sah Andronicus wieviele Tote die Schlacht bei der I. und der II. Centurie gefordert hatte. Natürlich, er hatte selber gesehen das viele Soldaten gefallen waren, vor allem im Kampf um den Adler. Doch dass es so viele waren...


    Andronicus wandte sich wieder der Zeremonie zu und entdeckte noch mehr bekannte Gesichter, Licinus und Serapio, mit denen er in Zeugma gemeinsam in der Taverne war. Mit bedrückendem Gesichtsausdruck näherte er sich Licinus, Imperiosus und Serapio.
    "Salvete! Kann ich euch helfen?"
    fragte er sie. Ob die drei ihn wohl noch kannten?

    Über Umwege war die Information, dass einige Milites einen der Gefallenen, Appius Iunius Lucullus, nach den alten Riten verbrennen wollten, auch an Andronicus gedrungen. Da er den Toten jedoch nicht kannte, wollte erst auch nicht hinkommen. Doch dann erfuhr er davon, dass Lucullus bei der II. Centurie gedient hatte. Da er selbst einmal, wenn auch nur kurz, bei der zweiten war, entschied er der Tiberier doch zu der Verbrennung gekommen. Schließlich kannte er bei der II. auch noch ein paar Leute.


    Etwas verspätet erschien Andronicus schließlich, gemeinsam mit jenen Equites die ihn von der Verbrennung in Kenntnis gesetzt hatten, bei der Verbrennungszeremonie. Er entdeckte ein paar bekannte Gesichter, unter anderem der Artorier mit dem er einst Wache gehalten hatte. Stillschweigend verfolgten er und seine Kameraden von der Reiterei wie der Leichnahm vorbereitet wurde.

    Die Parther schienen überhaupt nicht zu merken wer ihnen da im Nacken saß. Unaufhaltsam näherten sich die Equites der ersten Turma der Prima einer kleinen Gruppe von verzweifelt um ihr Leben laufenden schweren Panzerreitern, doch ihre Pferde waren vermutlich schon tot, jedenfalls fanden sie sich nicht mehr unter dem Hintern der Parther. Andronicus, der ganz am Rand seiner Turma ritt, lehnte sich, wie in seiner Blitzausbildung gelernt, soweit wie nur möglich hinaus und schwang seine Spatha durch die Reihen. Den ersten Parther den er mit seinem Langschwert erwischte, traf er im Genick. Sofort sank der Parther leblos zusammen und rührte sich nicht mehr. Dem Tiberier gefiel es zwar nicht so hinterrücks zu töten, doch er hatte diesen Befehl vom Tribunus Iulius erhalten und musste ihn jetzt, ob er wollte oder nicht, ausführen. Wieder holte Andronicus im größtmöglichen Radius aus und ließ sein Schwert auf den nächstbesten Parther niedersausen. Der Hieb spaltete den Helm des Parthers zwar nicht, doch er hinterließ eine deutlich sichtbare Delle. Sofort sackte auch er zusammen und auch er blieb reglos liegen, doch er war vermutlich noch nicht tot, sondern nur bewusstlos, aber das würde die hinter ihnen anrückende Reserve schon noch erledigen... So ritt die Legionsreiterei weiter zu den nächsten fliehenden Gruppen um sie für ihre Vergehen an Rom niederzumetzeln.

    Zu den wenigen Toten der Legionsreiterei gehörte Andronicus nicht. Er hatte zwar ein, zwei kleine Schnittwunden an seinem rechten Unterarm aus denen vereinzelt Blut tropfte, von den Parthern zugefügt bekommen, doch er spürte sie nicht einmal. Seine Hasta hatte er verloren, sie steckte in dem Körper irgendeines Parthers. Andronicud hatte seinen ersten Parther, ja den ersten Menschen überhaupt, getötet und es machte ihm wenig bis gar nichts aus, ob das die harte Ausbildung des Saufeius Simplex bewirkt hatte?
    Nun ging es also an die Verfolgung der Parther. Auch für den Tiberier war es irgendwie eine Genugtuung, die Parther, welche zuvor noch über die Kameraden von der Infanterie hergefallen waren und beinahe den Adler der Prima erobert hätten, nun vor ihm und seinen Kameraden flüchten zu sehen. Andronicus ritt nun, mit gezogener Spatha und erhobenem Schild, und gemeinsam mit seinen Kollegen von der Reiterei natürlich, den fliehenden Parthern hinterher...

    Die Männer der Legionsreiterei galoppierten hinter ihrem Tribunen her, ohne wirklich zu wissen wohin es eigentlich ging. Andronicus hatte den Adler längst aus den Augen verloren, doch er meinte, dass sie nicht auf ihn zu hielten. Kurz vor dem Zusammenstoß mit den Parthern, erhörten die Equites das Tempo noch einmal, um den Zusammenprall noch tödlicher für die Parther zu gestalten. Seltsamerweise fühlte der Tiberier in diesen Augenblicken keine Angst, sondern einfach nur eine unglaubliche Wut auf die Parther. Schließlich prallten die Equites der Prima auf die Parther. Ihren Feinden die lange Hasta entgegengestreckt ritten sie sie einfach in die Barbaren hinein...

    Jetzt ging es also los. Auch wenn Andronicus die ganze Zeit damit gerechnet hatte, zuckte der Tiberier unwillkürlich zusammen. Doch jetzt war es zu spät um umzukehren.
    So ritt er mit eingelegter Hasta in der ersten Reihe der ersten Turma, also direkt hinter Numerianuns, los, um den Kameraden zu Hilfe zu eilen...

    Andronicus verstand nicht ganz warum die römische Reiterei immernoch zurückgehalten wurde, schienen doch der Adler der Prima und auch die erste Kohorte der Prima in arge Bedrängnis geraten zu sein. Andererseits würde der Imperator schon wissen was er tat...

    Zitat

    Original von Tiberius Iulius Numerianuns
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    Auch Andronicus sah wie die schwere Kavallerie der Parther auf die Infanterie der Römer prallte. Und es tat íhm weh, dass er hier auf seinem Ross saß, während seine Kameraden im Akkord starben. Doch auch für ihn würde es bald los gehen.
    Wie von dem Tribunen befohlen machten Andronicus und seine Kameraden sich zum Kampf bereit. Er legte die Hasta ein und wartete nur noch auf den Befehl zum Losstürmen...

    "Tribun, das hat er, Tribun"
    grinste der Tiberier zurück und vergaß beinahe, dass er seinen Vorgesetzten vor sich hatte. Er war Andronicus sympathisch, der Tribun. Denn im Gegensatz zu Tiberius Vitamalacus, dem Bruder des Andronicus, sah man den Iulier auch grinsen und lachen. Nicht dass er seinen Bruder nicht gemocht hätte, doch er war etwas zu militärisch, wie Andronicus fand.
    "Tribun"
    verabschiedte er sich von Numerianuns und machte sich auf den Weg zu den Stallungen...

    Die Bemerkund des Tribunen verwirrte Andronicus ein wenig. Er hatte sich doch eigentlich schon bevor er zum Flavier aufgebrochen war, für die Reiterei entschieden.
    "Tribun, nein. Der Centurio war nicht sonderlich begeistert, Tribun."
    antwortete der Tiberius auf die Frage des Tribuns und wer genau hinschaute sah auf den Lippen des jungen Probatus und bald Eques ein leichtes schmunzeln.

    Andronicus betrat das Zelt des Kommandanten der Legionsreiterei. Dort entdeckte er auch schon den Tribun und nahm sofot Haltung an.
    "Tribun, ich komme gerade vom Centurio Flavius, von dessen Einheit ich mich abgemeldet habe. Er wird die Versetzung an den Legaten weiterleiten"
    Er machte eine kleine Pause und hielt dem Iulier den immer noch verseigelten brief des Flaviers entgegen.
    "Diesen Brief hat mir der Centurio für dich übergeben, Tribun."
    sagte der Tiberier zu dem Inhalt des Briefes.

    Zitat

    Orginal von Tiberius Iulius Numerianuns
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    Selbstvertständlich vernahm Andronicus die Anweisungen des Tribunen. Unwillkürlich zuckte der Tiberier zusammen. Bald würden auch sie nach vorne geschickt werden ... und das ausgerechnet gegen die schweren Kataphrakte der Parther, das würde ein Gemetzel geben...
    Nun gesellte sich, zu der von Anfang an vorhandenen Nervösität, auch noch Angst zu den Emotionen des Andronicus. Unruhig rutschte er auf dem Rücken seines Pferdes hin und her und wartete einerseits ungeduldig aber auch ängstlich auf den Befehl zum losreiten.

    Mit seiner unglücklichen Wortwahl wollte Andronicus den Centurio definitiv für dumm verkaufen. Er fühlte sich nur schon als Bestandteil der Legionsreiterei.
    "Centurio"
    verabschiedete sich der Tiberier und trat ab. Vor dem Zelt des Flaviers musste er nicht allzu lange auf den Scirba des Centurios warten. Andronicus nickte als Naevius das Siegel erwähnte, und verabschiedete sich auch von dem Schreiber.
    "Vale, Scriba"
    Dann ging er wieder zu dem Zelt des iulischen Tribunen zurück.


    Dort angekommen sagte er zu den Wachen des Iulius Numerianuns:
    "Salve, Probatus Tiberius Andronicus. Ich muss zu dem Kommandanten der Reiterei."

    Zitat

    Original von Marcus Flavius Aristides
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    "Centurio, nein ich habe den befehl noch nicht schriftlich erhalten. Ich wurde aber auch eben erst versetzt. Und ja es ist mein Wunsch zur Reiterei versetzt zu werden."
    erwiderte Andronicus auf die vielen Fragen des Flaviers. Hoffentlich hatte er jetzt nichts falsches gesagt, weil er zur Reiterei wollte...

    Zitat

    Original von Tiberius Iulius Numerianuns
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    Angespannt verfolgte Tiberius Andronicus das Geschehen. Es gefiel ihm gar nicht hier nur auf seinem Pferd herum zu sitzen und den Kameraden beim Kämpfen und sterben zu zu schauen. Doch Befehl war nun mal Befehl. Der Tiberier blickte sich noch einmal zu seinem Kommandanten um und konnte ihn diesmal sogar sehen. Andronicus fragte sich warum sie wohl zurück gehalten wurden...

    Zitat

    Original von Marcus Flavius Aristides
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    Dankbar nahm Andronicus die Acta entgegen, doch welchen Verwandten sollter er schreiben? Sein Bruder war sowieso hier in Parthien und sollte eigentlich zuverlässigere Quellen als die Acta zu verfügen haben und mit den Verwandten in der Urbs Artenna hatte er schon länger keinen Kontakt gehabt. Schließlich war er zuerst drei Jahre auf Studienreisen in Athen gewesen und danach war er sofort nach Antiochia aufgrebrochen.
    Auf die Frage des Flaviers bezüglich der Rekrutierung des Andronicus kam prompt eine Antwort:
    "Ceturio, ja. Die Rekrutierung ist über meinen Bruder, äh ich meine den Tribunus Laticlavius Tiberius Vitamalacus gelaufen, Centurio"
    Scheinbar war bei siener Versetzung einiges schief gelaufen, ob das an dem alten Menschenschinder Saufeius Simplex lag? Vorstellen konnte Andronicus es sich jedenfalls gut.
    "Centurio, Ich war in einem Contubernium deiner Centurie untergebracht, Centurio"
    Dann die nächste Frage:
    "Centurio, ich weiß nicht ob meine Versetzung zur Reiterei etwas mit dem Tribunus Laticlavius zu tun hat, aber mein Ausbilder schien mit der Versetzung einverstanden zu sein, denn der Tribun ist während meiner Ausbildung zu mir gekommen, um mich zu fragen ob ich denn auch zur Reiterei wolle und der Optio Saufeius hat nicht widersprochen."
    Das der Sadist Simplex nur nicht widersprochenen hatte, weil der Tribunus und Kommandant Iulius sein Vorgesetzter war, konnte sich Andronicus einfach vorstellen.

    Zitat

    Original von Tiberius Iulius Numerianuns
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    Mit Entsetzen verfolgte Andronicus das Geschehen. So was durfte den römischen Kommandanten doch eigentlich nicht passieren!
    Der Tiiberier wurde immer nervöser, was wenn ihnen auch so etwas passieren würde...?- Nein. Numerianuns würde sie bestimmt nicht blindlings in eine Falle reiten lassen, so dachte der Tiberier zumindest.
    "Scheiß Parther"
    meinte deutlich hörbar als einer dieser Barbaren igrendetwas, vermutlich eine Beleidigung, zu rief. Der Tiberier verstand zwar griechisch bekam jedoch nur unzusammenhängende Wortfetzen mit. Auf die Bemerkung Andronicus´ hin, nickten jene Kameraden, die sie gehört hatten, zustimmend. Auf manchen Gesichtern war sogar der Anflug eines Grinsens zu entdecken.