Beiträge von Fiona

    Gespannt wartete Fiona vor der Tür. Dann öffnete sich die Tür einen Spalt und sie vernahm wieder die Stimme des Kutschers.
    "Ja weißt du, ich hab zwar keine Ahnung, wie man das bei euch zu Hause macht, aber hierzulande benutzt man für solche Fälle.."
    Dann trat er heraus, grinste Fiona schelmisch an und sprach weiter.
    "...eine Leiter!, Komm hilf mir mal!"
    Fiona, die mittlerweile ihren Ärger nicht mehr verbergen konnte, rollte die Augen und schrie zurück:
    "Hey, ich weiß nicht, ob du was an deinen Ohren hast! Ich sagte bereits, es war nicht meine Idee...Ach komm, mit dir streite ich doch nicht!!!"
    Beleidigt blieb sie stehen verschränkte die Arme vor ihrem Körper.
    Der Kutscher verzog sein Gesicht und ging auf sie zu.
    "Na, komm schon, ich hab´s nicht so gemeint! Aber alleine der Gedanke, daß ihr auf meine Kutsche klettern wolltet, um ins Haus einzusteigen, fand ich doch recht lustig. schade daß ich das jetzt nicht erleben werde! Hahaha.... Na los, jetzt sei nicht beleidigt. Du hast auch was gut bei mir! Versprochen!"
    Was sollte sie denn schon bei einem Kutscher gut haben, dachte Fiona.
    Schließlich gab sie nach, denn sie wußte auch, daß Deandra nicht ewig warten wollte.
    Zusammen mit dem Kutscher holte sie eine Leiter aus dem Schuppen.
    Die sollte eigentlich ausreichen, um das Fenster damit erreichen zu können.
    Dann gingen sie zum Haus, wo bereits Deandra mit den beiden anderen Sklavinnen ungeduldig wartete.

    Fiona tat, wie ihr geheißen. Sie ging zum Kutscher und erklärte ihm die mißliche Lage. Doch der, statt ihr sofort zu helfen, fing nur lauthals an zu lachen.
    "Und du meinst, du kannst einfach so auf die Kutsche klettern und dann durchs Fenster einsteigen? Wenn du das schafftst, bist du reif für die Circusmanege! Hahahaha!
    Na klar, das war mal wieder typisch Mann! Große Worte, aber nichts dahinter!
    "Also, erstens war das nicht meine Idee! Und zweitens... weißt du etwa etwas besseres?!"
    "Na, laß mich mal machen, Mädchen!"
    Zielstrebig ging er an Fiona vorbei und bedeutete ihr, ihm zu folgen.
    Sie hatte keinen blassen Schimmer, was er vor hatte!
    Er verschwand in einem Nebengebäude. Fiona wartete draußen vor der Tür. Sie hörte nur ein Scheppern und ein Poltern. Was tat der Kutscher nur in diesem Schuppen?
    Dann vernahm sie ein "So, da haben wir´s ja!
    Sie hoffte, der Kutscher würde bald herauskommen, denn sie wollte Deandras Geduld nicht überstrapazieren. An ihrem Tonfall hatte sie bereits vernehmen können, daß sie doch schon etwas gereizt war.

    In der Zwischenzeit kehrte Fiona aus dem Keller wieder zurück. Ihre Ausbeute an Eßbarem war eher spärlich! Außer ein wenig Wein und einigen Kräutern gab es hier nichts, womit man seinen Hunger und Durst hätte stillen konnte.
    Also ging sie zurück zu Deandra, die ganz alleine, offensichtlich auf etwas wartend, vor einer Tür stand. Verwundert schaute sich Fiona um, ob sie die anderen beiden Sklavinnen erblicken könnte, doch die waren beide verschwunden.


    "Herrin, es ist... ähm, wo sind denn Minna und Aintzane...nun es ist nichts eßbares mehr zu finden, Herrin. Außer ein wenig getrockneten Kräutern, konnte ich nichts in der Culina entdecken. Lediglich im Keller bin ich auf eine Amphore gestoßen, in der sich noch ein weing Wein befindet. Wir müssen wohl oder übel noch einige Lebensmittel in der Stadt besorgen!"
    Über die Tatsache, daß keine Lebensmittel im Haus waren und das deshalb jemand welche besorgen mußte, war sie in Wirklichkeit eigentlich weniger betrübt, als es sich für ihr Gegenüber anhören mußte.
    Tief in ihrem Inneren hätte sie große Lust gehabt, diese fremde Stadt ein wenig zu entdecken.

    Unterdessen war Fiona in der Villa unterwegs, um etwas eßbares zu finden,doch sie machte sich wenig Hoffnung, daß sie hier etwas finden würde.
    Offenbar war dieses Haus doch schon längere Zeit verlassen und es gab wohl auch niemanden, der sich hier um irgendetwas in der Zwischenzeit gekümmert hatte. Es würde sicher einige Zeit bedürfen, bis es im Haus wieder einigermaßen wohnbar sein würde.
    Für die Sklavinnen würde es mächtig viel Arbeit geben! Sie waren zwar zu dritt, doch Minna und Fiona sollten allerdings auch bald wieder nach Rom zurückkehren.
    In der Culina angekommen, untersuchte Fiona alle Schränke und Aufbewarungsgefäße. Ihre Ausbeute beschränkte sich allerdings nur auf ein weig Salz und einige getrocknete Gewürze. Auch in der Speisekammer herrschte gähnende Leere.
    Offenbar hatten die letzten Bewohner das Haus "besenrein" verlassen. Nicht einmal eine kleine Olive hatte man zurückgelassen.
    Zur Sicherheit wollte sie auch noch den Keller überprüfen. Dort fand sie schließlich eine Amphore, in der sich noch etwas Wein befand. Doch das war auch schon alles. Damit würden sie alle nicht sehr weit kommen. Jemand müßte in die Stadt gehen und weingstens das Nötigste einkaufen.

    Der kleine Brutus hatte es geschafft, diesen Widerling Severus komplett aus dem Konzept zu bringen!
    Wäre die Situation nicht so fürchterlich ernst gewesen, hätte sich Fiona über dieses Schauspiel, dessen Zeugin sie hier geworden war, köstlich amüsiert.
    Doch sie und Minna saßen oder besser gesagt lagen zu Severus´Füßen. Fiona konnte Minnas Angst spüren. Doch sie hatte keine Angst! Sie fühlte nur diesen abgrundtiefen Haß in sich. Wäre sie alleine gewesen, würde sie jetzt nicht auf dem Boden kriechen!

    Anscheinend war die Villa schon einige Zeit unbewohnt. Die Räume waren alle abgedunkelt und die Luft wirkte abgestanden.
    Fiona begann, die Vorhänge beiseite zu ziehen damit sie lüften konnte.
    Als die Lichtstrahlen ihren Weg in die Villa fanden, konnte man erst die Pracht und Schönheit der einzelnen Räume erahnen. Auf den Möbeln lag eine dünne Staubschicht. Hier hatte schon seit einiger Zeit niemand mehr geputzt.
    "Ich gehe in die Küche um nach den Vorräten zu sehen!"
    Fiona verließ den Raum und suchte den Weg zur Küche.
    Zum Glück gab es hier nur einge kleine harmlose Spinnen, die Fiona lebend in die Freiheit entließ.
    Wäre sie hier auf Mäuse oder gar Ratten gestoßen, hätte sie auch die Flucht ergriffen. Vor Nagetieren dieser Art, verspürte sie jedesmal einen gewissen Ekel.

    Völlig in Gedanken, vergaß Fiona die Tür zu schließen. Doch nachdem sie von Menecrates darauf aufmerksam gemacht worden war, kam sie sofort seinen Anweisungen nach.
    Auf seine Ansprache wartend blieb sie in der Mitte des Raumes stehen. Mit ihrer rechten Hand strich sie eine Strähne ihres Haares aus ihrem Gesicht. Ihr Haar, das sie sonst immer hochsteckte, trug sie heute offen. Lediglich ein schmales gebundenesTuch bändigte ihre hüftlangen roten Locken.
    Ihre innerliche Anspannung wurde von Minute zu Minute größer.
    Eigentlich rechnete sie fest damit, daß er sie zur Rede stellen würde, doch dann kam für sie die große Überraschung!
    Er stellte fest, sie hätte sich gut eingelebt und als ob das nicht genug gewesen wäre, teilte er ihr mit, daß er sie als seine Leibsklavin auserkohren hatte!
    Da war sie erst mal sprachlos! Mit großen Augen schaute sie ihn an.Ähm, oh, das kommt jetzt sehr überraschend... Aber ja, natürlich traue ich mir das zu, Herr!
    Ein kleines Lächeln huschte über ihre Lippen.
    [COLOR=crimson]"Der Vorfall von vorhin tut mir leid, Herr, ich ....,ähm , es wird nicht wieder vorkommen!/COLOR]

    Fiona betrat das Haus und ging weiter. Immer wieder schaute sie sich um und hielt nach Ungeziefer Ausschau. Dabei konnte sie sich auch ein Bild von diesem Haus machen. Würde Deandra hier alleine bleiben wollen, oder gab es hier noch jemanden, der ihr zur Verfügung stehen würde?
    "Wohin sollen wir später dein Gepäck bringen, Herrin?" fragte Fiona und hielt inne, denn sie wußte nicht recht, wohin sie gehen sollte.

    Die Gegend in die sich die claudischen Sklaven vorwagten, wurde immer übler, dreckiger und unheimlicher. Das war die andere, unschöne Seite des prachtvollen Roms. Hier hauste der Abschaum dieser Stadt.
    Schließlich erreichten sie einen Hinterhof.
    Samira ging auf eine Tür zu und klopfte. In diesem Moment war Fiona froh darüber gewesen, daß sie nicht auf Nordwins Rat gehört hatte und ihr Messer doch mitgenommen hatte. Damit fühlte sie sich einfach sicherer.
    Unter ihrem Umhang hielt sie das Messer mit ihrer rechten Hand fest umschlungen. Jederzeit bereit es auch totbringend einzusetzen!

    Nichts in der Welt ist schlimmer, als ein kleiner, verzogener Bengel, der ständig am rumnörgeln ist und sich nichts erklären läßt! dachte Fiona.
    Er wollte versuchen, ihr ein schlechtes Gewissen einzureden. Doch da war er an die Falsche geraten!
    "Na schön!, Wenn du den Bogen nicht willst, dann nehme ich ihn eben wieder mit! Sicher gibt es andere Kinder, die auch damit spielen möchten."
    Daraufhin spannte sie erneut den Bogen und schoß auch noch den zweiten Pfeil ab.
    "Aber soll ich dir mal was sagen, mein kleiner Bruder hat auch fast zwei Wochen gebraucht, bis er gelernt hatte, wie man richtig mit dem Bogen umgeht!"
    Fiona lief wieder zur Strohmatte hin und zog beide Pfeile heraus. Beide Pfeile hatten ihre Benutzung gut überstanden und waren immer noch einsatzfähig.
    "Also wenn du jetzt doch den Bogen behalten möchtest, könnte ich dir das Bogenschießen gerne beibringen! Aber natürlich nur, wenn auch dein Vater damit einverstanden ist!"
    Sie ging zurück und wartete, wie sich der Junge entschieden hatte und schaute hinüber zu Menecrates, wa ser wohl dazu sagen würde.

    Nachdem Kassandra den Raum verlassen hatte, konzentrierte sie sich wieder voll auf die Vollendung des zweiten Pfeils.
    Sie mußt ihn eigentlich nur noch etwas anspitzen. Doch sie achtete darauf, das er nicht zu spitz wurde, damit der Junge sich damit nicht verletzen würde.
    Ein Paar letzte Handgriffe, und fertig war der Pfeil.
    Sie verbarg den Bogen und die beiden Pfeile in einem Stück Tuch und versteckte das Päckchen unter ihrem Lager.
    Erst später am Nachmittag würde sie Brutus´neues Spielzeug mit nach draußen in den Garten nehmen.
    Jetzt hätte sie gerne noch einige Stunden Schlaf nachgeholt, doch das war leider nicht möglich, den Pustula erwartete sie schon in der Küche.

    Gerne hätte sie mit Kassandra hier noch sitzen können und sich über alles mögliche zu unterhalten. Es tat richtig gut, wenn man seine Gedanken einem anderen Menschen anvertrauen konnte! Doch als Kassandra ihr anbot, beim Bau des vermeindlichen "Adlers" zu helfen, wollte sie doch lieber alleine sein, denn schließlich sollte niemand erfahren, was sie da wirklich baute.
    "Oh danke Kassandra, aber das brauchst du nicht. Ich bin eh schon fast fertig. Außerdem will ich dich auch nicht länger aufhalten. Aber es war schön, mit dir zu sprechen. Vielleicht findet sich ja mal wieder eine Gelegenheit, damit wir uns unterhalten können!"
    Sie sah auf den "Adler", an dem erst drei Federn klebten und der keinerlei Flügel aufweisen konnte. Dann blickte sie Kassandra lächelnd an und hoffte, sie würde ihr zu diesem Spielzeug keine weitere Fragen mehr stellen.

    Offensichtlich hatte Menecrates nun vor, seinem kleinen Sohnemann, den Schwertkampf näher zu bringen!
    Der arme Knirps kann doch nicht mal Papas Gladius einigermaßen halten! Das Ding ist doch viel zu schwer!.... Und was will er da mit seinem Schild. Typisch, der Mann hat keine Ahnung,wie man mit Kindern umgeht! dachte Fiona, als sie leicht kopfschüttelnd los ging, um die beiden Pfeile wieder zu holen.
    Dann ging sie zu ihrem Ausgangspunkt zurück, hob den Bogen wieder auf und begann erneut auf die Strohmatte zu zielen. Wer wußte schon, wann eine solche Gelegenheit zum Bogenschießen wierder kommen würde!
    Dann schoß sie erneut den Pfeil ab und wieder traf er sein Ziel. Den Punkt in der Kreismitte! :]
    Vielleicht würde sie ja auf diese Art und Weise wieder die Aufmerksamkeit des Kleinen auf sich ziehen, wenn nicht, würde sie einfach diesen netten Zeitvertreib intensiv genießen! :D

    Da saßen sie nun und warteten. Diese Situation war einfach unerträglich! Draußen im Peristyl quälte man Nordwin, während sie hier untätig saßen!
    Dann sprang Fiona auf.
    "Ich kann das einfach nicht! Ich kann hier nicht einfach sitzen bleiben und warten! Ich werde hinaus gehen und schauen, was ich vor Ort tun kann! Minna, du bleibst am besten hier und bereitest alles vor!"
    Mit diesen Worten verließ sie die Sklavenunterkunft und ließ Minna zurück.

    Es nahm etwas Zeit in Anspruch, bis Fiona mit einem Schälchen des begehrten Gletschereises zurückkehrte.
    Nach Pustalas Worten mußte es sich anscheinend um den letzten Rest gehandelt haben. Es bedurfte einiges an Überzeugungsarbeit, bis sie sich endlich mit dem Eis zurück zum Atrium begeben konnte.
    Sie näherte sich Deandra und reichte ihr das Gletschereis.
    "Das Gletschereis, Herrin!"
    Dann zog sie sich wieder zurück.

    " Mein Name ist Fiona, Herrin! Ich kann gerne vor gehen, wenn du das möchtest"
    Fiona lächelte etwas gequält. Sie kannte diese Frau zu kurz um sie recht einschätzen zu können. Deswegen wuße sie nicht recht, ob sie sich nur über sie lustig machen wollte, als sie davon sprach, daß sie einmal Herrin spielen dürfe.
    Deandra machte zwar auf sie zwar einen ruhigen, etwas bedrückten Eindruck, doch das sagte nicht unbedingt etwas darüber aus, wie sie sich Sklaven gegenüber verhielt.
    Fiona schritt auf die Eingangstür zu und öffnete sie. Sie sah sich nach eventuell vorhandenen Krabbeltierchen um. Und tatsächlich! Eine dicke fette Spinne saß an der Wand im Eingangsbereich. Behutsam nahm sie das Tier, brachte es nach draußen und setzte es auf die Erde, damit es flüchten konnte. Dann ging sie wieder zurück zum Eingang, schaute sich nochmals um und gab dann Entwarnung, nachdem sie nichts achtbeiniges mehr entdecken konnte.
    "Die Luft ist rein!" Mit einer Handbewegung winkte sie Deandra und Minna zum Eingang her.