Beiträge von Appius Aurelius Cotta

    Zitat

    Original von Decima Lucilla


    Während ich selbst nurmehr vorsichtig an meinem Weinbecher nippte, beobachtete ich belustigt, wie die auctix der Acta Diurna bei den ersten Schlucken aus ihrem respective Marons Becher Wirkung zeigte. Mein thrakischer Sklave hatte sich also auch bei diesem Mischungsverhältnis nicht lumpen lassen - oder die Decima vertrug noch weniger Alkohol als ich selbst, einmal abgesehen davon, dass ich als Mann selbstverständlich sowieso mehr vertrug als sie. :P


    Bei der Frage nach dem globalen Denken blieb Decima Lucilla ihrer Einlull-Taktik treu. Einmal abgesehen davon, dass sie als auctrix der Acta doch wohl auch den ein oder anderen Artikel beisteuerte, war sie in ihrer Position doch für die politische Ausrichtung, besser gesagt: für die politische Korrektheit ihres Presseorgans verantwortlich, und zwar in letzter Instanz vor dem Kaiser. Jemanden ohne die Fähigkeit zu globalem Denken hätte man sicherlich nicht mit einer solchen Position betraut - es sei denn, die Decimerin war nur als Marionette installiert, und bei der Acta zogen im Hintergrund ganz andere die Fäden. Hm, war sie nicht auch mit irgendeinem Senator verlobt? - Diese Überlegungen behielt ich selbstverständlich für mich; laut äußerte ich dagegen Folgendes:


    "Was deine Fähigkeit zu globalem Denken angeht, untertreibst du sicher sehr. Das zeigt allein schon deine scharfsinnige Analyse des unseligen Aufstandes in deiner Heimat."


    Während ich das sagte, kam mir dazu ein weiterer Gedanke, den ich doch hoffentlich nicht dem Genuss des Weines verdankte:


    "Ich möchte nicht indiskret werden, aber möglicherweise gehörst du zu den Frauen, denen man beigebracht hat, sie sollten nicht zu viel über Politik sprechen und auf keinen Fall zu intelligent wirken. - Ich für meine Person muss sagen, dass ich Frauen zu schätzen weiß, mit denen man auch über andere Dinge sprechen kann als über die neuesten Erzeugnisse ihrer Stick- und Webkränzchen. Zum Glück gibt es davon auch in meiner gens einige. Und du scheinst nicht nur auf dem Gebiet der Politik um globale Zusammenhänge zu wissen, sondern auch auf dem Terrain der Wirtschaft."


    Ihre diesbezügliche Bemerkung in Verbindung mit einem gewissen hintergründigen Lächeln war mir nicht entgangen. Leider wusste ich ad hoc über die wirtschaftlichen Verhältnisse meiner Gesprächspartnerin nicht Bescheid. Aber was tat's, nach so viel Wirtschaft und Politik reizte eine Bemerkung Decima Lucillas über die Götter mich zum Widerspruch - vielmehr: hätte mich zum Widerspruch gereizt. Denn einer so sympathischen Dame gegenüber enthielt man sich natürlich des Widerspruchs und brachte nur eine Ergänzung an.


    "Um den Anlass des heutigen Festes nicht ganz aus den Augen zu verlieren: Du hast natürlich Recht damit, dass Vulcanus sehr ernst ist. Ich habe mich allerdings schon oft gefragt, ob nicht auch im Treiben des Bacchus und seines Anhangs ein tiefer Ernst verborgen liegt."


    Ob an dieser Frage nicht vielleicht auch mal wieder mein melancholisches Temperament schuld war? Schnell nahm ich noch einen Schluck Wein.


    "Vielleicht gibt es da doch tiefere Verbindungslinien, als wir Sterblichen meinen. Und auch Feuer und Wein sind vielleicht enger verknüpft, als wir denken: Beides können wir in gleichsam domestizierter Form genießen und uns dessen bedienen, aber beides ist im Übermaß auch unberechenbar und entzieht sich unserer Gewalt."


    ... wie die vielen Betrunkenen bewiesen, die mittlerweile kaum noch zu übersehen waren.

    Dass Prisca so plötzlich unser gemeinsames Mahl verließ, und das, nachdem Ursus nach Jahren heimgekehrt war, verwunderte mich sehr - und wohl nicht nur mich. Ich schloss mich bei ihrer Verabschiedung den guten Wünschen an und rätselte, was sie wohl vertrieben hatte. Aber vielleicht hatte das alles ja auch gar nichts mit uns zu tun. Prisca hatte es selber in den vergangenen Wochen und Monaten nicht leicht gehabt; dabei war sie aber seit ihrer Ankunft hier in Roma immer allen anderen eine Stütze. Ich nahm mir jedenfalls vor, mich ihr, wenn möglich, in Zukunft auch mehr zuzuwenden, und blickte dankbar auf Corvinus, der trotz seiner vielen Arbeit auch immer noch ein offenes Ohr hatte für die Sorgen aller Mitglieder der gens. Trotz seiner vielen Arbeit - und trotz seiner eigenen Sorgen, die ihn plagten. Oder war Prisca vielleicht gerade angesichts dieser Sorgen für ihn ein willkommener Zeitvertreib? Aber diese Frage wollte ich gar nicht weiter ergründen, und so wandte ich mich dem unvermeidlichen Männerthema zu: Politik.


    "Wenn mich nicht alles täuscht, ist ein Militärtribunat für einen Patrizier nicht zwingend vorgeschrieben, Ursus. Mich aber würde diese Aufgabe reizen. Manchmal denke ich schon, dass ich mich auf einem Schlachtfeld in merkwürdiger Weise sicherer fühlen könnte als beispielsweise bei einem Festessen."


    Das, was ich gerade gesagt hatte, hatte ich selber nicht erwartet; es war mir einfach so über die Lippen gekommen, Gedanken, die mich schon lange bewegten. Dies aber war Ursus' Ankunftstag, und den wollte ich nun nicht mit solcherlei schweren Grübeleien belasten. Ich bemühte mich also, das Thema wieder ins Amüsante zu führen.


    "Gegen mich wird ja auch gelegentlich der Vorwurf erhoben, man könne mit mir nur über Politik sprechen; für's Militärische fehlen mir ja leider noch die Kenntnisse. Pass nur auf, Ursus, dass dieser Vorwurf nicht eines Tages auch gegen dich vorgebracht wird: Kaum einen Fuß in der villa, und du sprichst über fast nichts anderes mehr."


    Dabei lachte ich ihn an und erhob noch einmal meinen Becher auf ihn. Dann aber wurde ich wieder still, denn ich war sehr gespannt, wie Corvinus die Frage nach dem Testament Ciceros beantworten würde.

    Die Begründung, mit der Annaeus Modestus seine vorigen Worte untermauerte, gaben mir erneut zu denken. Was ich aber genau dachte, wollte ich hier mitten auf dem Forum Romanum doch nicht aussprechen, und auch meinen Gesprächspartner wollte ich mit neuerlichen Fragen nicht in Bedrängnis bringen. Ich sah ihn daher, nachdem er geendet hatte, länger an und nickte ihm zu. Allmählich wollte ich mich nun auch zurückziehen.


    "Ich danke dir, Annaeus, für deine offenen Worte. Wie gesagt, hoffe ich, dass wir uns bald wieder einmal sehen werden. Wenn ich in Mantua bin, werde ich mich bei dir melden. Vale bene!"


    Mit diesen Worten reichte ich ihm lächelnd meine Hand und drehte dann, meinen Sklaven Maron im Gefolge, ab.

    Zu meiner Freude reagierte die junge Frau vor mir in keinster Weise prätentiös, als ich mich bei ihr für Marons Betragen entschuldigte, sondern sehr offen und heiter. Völlig arglos nahm sie auch den Wein entgegen und trank, wobei ich natürlich inständig hoffte, dass Maron wirklich noch nicht aus dem Becher getrunken hatte ... Dass die Dame allerdings überhaupt nicht so harmlos war, wie ich anfangs gedacht hatte, zeigte sich schnell. Ihre Heiterkeit - nach dem Genuss des Weines konnte man schon beinahe von einer gewissen Ausgelassenheit sprechen - war vielleicht nur eine Maske, die ihr ermöglichte, ihre Gesprächspartner einzulullen, um so nur noch mehr Informationen von ihnen zu erhalten. Mir jedenfalls imponierte ...


    "Decima Lucilla? Ich habe gleich gestutzt, als du mir gerade die weltpolitischen Implikationen der römischen Herrschaft dargelegt hast - bei den Volcanalia auf eine Frau mit der Fähigkeit zu globalem Denken zu treffen, hätte ich nicht erwartet. Dein Name allerdings erklärt alles. Bei der auctrix der Acta Diurna sind solche Fähigkeiten wohl am Platze."


    Ich würde mich natürlich mit eigenen Weingenuss vorsehen, da ich ohnehin alles andere als ein geübter Trinker war. Wie schnell endete man in der Klatschspalte des von meiner Gesprächspartnerin geleiteten Presseorgans. Und schlechte Presse war nach all dem, was in den letzten Monaten rund um die gens vorgefallen war - von Corvinus' Wahl zum decemvir litibus iucandis einmal abgesehen -, nichts, was die gens gebrauchen konnte. Ich hoffte sehr, dass die zweifellos gut unterrichtete auctrix auf diese Vorfälle nicht zu sprechen kommen würde, und überlegte, ob ich Maron nicht nach noch mehr Wein und Süßwaren ausschicken sollte, um Decima Lucilla abzulenken. Aber zunächst einmal wurde der vorhandene Wein getrunken, und zwar auf Vulcanus.


    "Auf Vulcanus will ich auch gerne trinken! Aber natürlich auch auf die Hispanier, die sich diesem Gott verdanken, und denen wir - dich verdanken! Diese Provinz stelle ich mir wirklich schön vor; leider bin ich noch nie da gewesen. Ich hoffe sehr, dass deine Heimat jetzt wieder zur Ruhe kommt nach diesem Aufstandsversuch."


    A, ich begann wieder zu politisieren, und genau das hatte ich ja an diesem Abend eigentlich nicht vor gehabt. Darum nahm ich nach dem Schluck auf Vulcanus und dem auf die Hispanier gleich noch einen dritten für mich selber. Ein Blick auf meinen Becher bestätigte mir, dass es allmählich wohl doch Zeit werden würde, Maron los zu schicken.


    "Feuer und Wein gehören für mich einfach zusammen, wenn man sich erwärmen will. Tagsüber herrscht ja im Moment noch eine gewaltige Hitze, aber die Abende werden schon langsam kühl. Wie erfreulich, dass in unseren Häusern dann gebändigtes Feuer auf uns wartet und schon bald die Ernte für den neuen Wein anfängt. Vielleicht stehen Vulcanus und Bacchus in engerer Beziehung zueinander als man gemeinhin annimmt."


    Bei diesen laut geäußerten Überlegungen machte ich unwillkürlich einen nachdenklichen Gesichtsausdruck - und war froh, dass meine Gesprächspartnerin mir nicht ansehen konnte, dass ich eigentlich weniger an Bacchus dachte als daran, wie alt sie wohl sein möge. Ich hatte nämlich irgendwo gehört, dass Frauen ab einem gewissen Alter mal heiß und dann plötzlich wieder kalt war. Aber so alt konnte sie doch noch gar nicht sein?

    Als der duumvir Mantuas mir seine Auffassung der neuen lex erläuterte, horchte ich auf. Das Gerücht, das Amt des curator rei publicae sei aus bestimmten persönlichen Interessen geschaffen worden, war auch mir schon zu Ohren gekommen; es jetzt auch aus dem Munde eines Mannes wie Annaeus Modestus zu hören, gab diesem Gerücht natürlich nur noch größeres Gewicht. Ich hatte allerdings auch anderes gehört.


    "Ich will dich hier auf dem Forum Romanum wegen der Angelegenheit dieser lex keinesfalls in Verlegenheit bringen. Lass mich aber noch eine Sache bezüglich des Amtes eines curator rei publicae sagen: Ist dieses Amt nicht vielleicht auch deshalb geschaffen worden, um dem Kaiser größere und vor allem direktere Eingriffsmöglichkeiten zu bieten? Ich bin kein Jurist und auch kein Verwaltungsfachmann, aber mir schien, dass das Amt des comes in Verbindung mit der curia doch nur in mittelbarer Abhängigkeit zum Kaiser stand."


    Im Übrigen versuchte ich, mir den von Annaeus genannten Namen des Hortensius Aegrotus zu merken; hoffte aber auch sehr auf Maron, der um mein schlechtes Namensgedächtnis wusste.


    "Ansonsten kann ich dich wohl auch im Namen meines Vetters jederzeit in die villa Aurelia hier in Roma einladen, wo du deine Anliegen mit ihm persönlich besprechen kannst. Vielleicht sehen auch wir uns dabei wieder. Wie gesagt, plane ich aber auch, bald einmal nach Mantua zu fahren."

    Das Feuer, an dem ich nun schon seit einiger Zeit stand, erwärmte mich zwar schnell wieder, jedoch wurde auch mein Gesicht immer röter und heißer, und so wandte ich mich vom Feuer ab und ließ meinen Blick schweifen über die Menschen, die hinter mir standen und vom Schein der Feuer erleuchtet wurden. Außerdem wartete ich ja immer noch auf Maron.


    Diesen allerdings konnte ich jetzt in eben diesem Schein des Feuers auf mich zukommen sehen, zwei Weinbecher tragend. Während er sich näherte, fragte ich mich unwillkürlich, ob dies auch die ersten beiden Becher waren, die er erstanden hatte. Hatte er etwa schon einen Becher mit Wein aufgetrunken und daher so lange für seinen Weg gebraucht? Ich wusste ja, dass er einiges vertragen konnte. Doch ich wollte mal nicht so sein und ihn deswegen nicht zur Rede stellen; außerdem war Maron ja sonst in jeder Hinsicht zuverlässig. Ich sah ihm daher schmunzelnd entgegen und freute mich schon endlich auf den Wein.


    Mein Lächeln verschwand aber aus meinem Gesicht, als ich mitansehen musste, dass Maron dem Sklaven meiner Nachbarin einen bitterbösen Blick zuwarf. Diese junge Frau - diejenige nämlich, die so harmlos aussah - hatte mit ihrem Sklaven gerade ein Gespräch über unsere Religion geführt. Maron war religiös nun eigentlich indifferent, irgend eine kindliche Anhänglichkeit hatte er sich allerdings zu Hephaistos bewahrt. Und das war nun sicherlich der Punkt. Als er nämlich hörte, dass der andere Sklave keine großen Unterschiede zwischen den römischen und den griechischen Göttern machte, war sein thrakischer Stolz erwacht; daher der tadelnde Blick. Ich war mir nicht sicher, ob er von dem anderen Sklaven oder gar seiner Herrin bemerkt worden war; möglich war es aber immerhin, und so fasste ich den Entschluss, die Sache nicht auf sich beruhen lassen. Zunächst aber nahm ich einen kräftigen Schluck aus dem Weinbecher, den Maron mir inzwischen gereicht hatte - und bemerkte gleich, dass der Wein so gut wie unverdünnt war. Unwillkürlich grinste ich meinen Sklaven nach meinem ersten kräftigen Schluck an, denn ich hatte sogar selbst überlegt, ob ich mir von ihm nicht gleich unverdünnten Wein bringen lassen sollte. Nun hatte ich welchen, weil mein servus mich durchschaut hatte, und nahm gleich noch einen zweiten kräftigen Schluck.


    Jetzt aber hieß es, die vermeintliche Scharte, die Maron mit seinem unstatthaften Benehmen einem fremden Sklaven gegenüber geschlagen hatte, auswetzen. Ich überlegte, wie ich die Dame neben mir ansprechen könnte; über religiöse Fragen wollte ich am liebsten nicht reden, da ich mich auf diesem Gebiet nicht kompetent genug fühlte. Allein, mir fiel nichts anderes ein. Ich machte daher einige Schritte auf die Frau - und ihren Sklaven - zu, bis ich nahe genug herangekommen war. Maron hatte ich nur ganz kurz vorgewarnt; er war erfahren genug und wusste, was die Konsequenzen seines Handelns waren. Zu der fremden Dame sagte ich jetzt:


    "Salve! Eigentlich möchte ich ein Gespräch über unsere Religion nicht stören, schon gar nicht an einem Abend wie diesem. Allerdings bleibt mir in diesem Fall keine andere Wahl, denn ich muss mich wohl für das Verhalten meines Sklaven entschuldigen. Er ist Thraker, und ein kleiner Spartacus steckt in ihm, gleichzeitig ist er jedoch treu und loyal. Jedenfalls hat ihm wohl eine Bemerkung deines Sklaven über die griechischen respective die römischen Götter missfallen. Dieses Missfallen hätte er natürlich für sich behalten müssen; ich entschuldige mich daher für ihn. Mein Name ist übrigens Appius Aurelius Cotta."


    Erst in diesem Moment fiel mir auf, dass die Dame vor mir noch nichts zu trinken hatte. Da ich gesehen hatte, dass Maron, wohl vor lauter Ärger über die "Blasphemie", noch nicht aus seinem Becher getrunken hatte, hieß ich meinen Sklaven jetzt nähertreten und sagte zu der Frau:


    "Darf ich dir vielleicht diesen Becher mit Wein verehren?"

    Wo blieb Maron denn bloß so lange? Sicher, es wimmelte hier vor auffallend schönen Frauen; dass dies selbst mir auffiel, war der beste Beweis dafür. Aber trotzdem würde er mich, seinen Herrn, doch wohl nicht für irgendeine seiner Eskapaden stehen lassen! Das hatte er auch noch nie getan, es war nicht seine Art, und natürlich würde ich es auch nicht dulden. So weit entfernt war der Weinstand doch gar nicht; ich konnte ihn ja trotz der Dunkelheit von meinem Standort aus sehen, nicht aber meinen Sklaven Maron.


    Ich richtete mich zu voller Größe auf und blickte um mich, jetzt sicherlich nicht mehr so vergnügt wie noch kurz zuvor, sondern missmutig. Außerdem wurde mir allmählich kühl. Ich ging daher einige Schritte auf ein Feuer zu und hoffte, auch hier an diesem neuen Standort von Maron schnell entdeckt zu werden, wenn er denn endlich kommen würde. Schließlich stand ich hier ja in hellem Licht. Um aber in diesen kritischen Wochen nach der Ermordung des consuls Prudentius in diesem hellen Licht hinwiederum nicht so etwas wie eine Zielscheibe abzugeben, stellte ich mich in die Nähe einer jungen Frau, die wirklich ausgesprochen harmlos aussah. Freundlich nickte ich ihr zu, war mir aber nicht sicher, ob sie es bemerkte. Sie war in ein Gespräch mit einem Sklaven vertieft.

    Als mein Vetter zunächst einmal zum Schein auf meine Selbstanklage über mein ganz und gar nutzloses Dasein einging, zuckte ich nicht etwa zusammen, sondern richtete mich auf: Ich wusste, dass er Recht hatte mit seinen mahnenden Worten und wollte ihnen ganz und gar nicht ausweichen, sondern mutig entgegentreten. Aus diesem Grunde sah ich Marcus auch in die Augen und hörte ihn aufmerksam an; und diese beiden Sinneseindrücke verrieten mir schnell, dass er nur Spaß gemacht hatte. Ich musste selber schmunzeln, und ließ mich jetzt auch nicht mehr länger bitten:


    "Nun, ich bin mir zwar nicht so ganz sicher, ob die septem artes mich wirklich dazu befähigen, ein Auge auf die Finanzen zu haben, aber wenn es dein Wunsch ist, werde ich mich gerne darum kümmern."


    Ich nickte Corvinus zu, konnte mir aber eine weitere Bemerkung nicht verkneifen:


    "Ich kann auch nicht garantieren, dass ich jemals so berühmt sein werde wie Iulius Caesar. Aber die Lektüre dieser lex ist möglicherweise ein erster Schritt, wer weiß."


    Bei diesen Worten hatte sich mein Schmunzeln in ein Grinsen verwandelt; Iulius Caesar gehörte nur sehr bedingt zu meinen Vorbildern. Die lex würde ich mir dadurch besonders gut aneignen können, dass ich die Abschrift des Textes eigenhändig vornehmen würde; die Tatsache, dass Maron das Lateinische nicht fehlerfrei schreiben konnte, beurteilte ich oft als positiv, zwang sie mich doch, mich an solche Aufgaben selber zu machen und dabei noch mehr Genauigkeit und Sorgfalt auf mein Schreiben zu verwenden.


    Blieben noch die Vorbereitungen des avisierten Festes. Mit einem fragenden Blick griff ich zu einem Wachstäfelchen und einem stilus, um mir die wichtigsten Punkte, die Marcus gerade genannt hatte, zu notieren und hinterher alles mit Lucius und Maron zu besprechen.


    "Deine Ideen zu dem Fest gefallen mir sehr; ich werde auch gleich alles Nötige in die Wege leiten. Die Frage nach dem Termin und nach der Gästeliste muss ich aber gleich an dich zurückgeben: Erstere, weil du mit deinem Amt sicher ziemlich ausgelastet bist, und die zweite, weil ich in Roma noch neu bin und bisher wenig Gelegenheit hatte, entsprechende Bekanntschaften zu machen."


    Schon sah ich meinen Vetter erwartungsvoll an, dann aber fielen mir noch zwei Dinge ein, die ich hinzufügen wollte:


    "Der Termin richtet sich natürlich auch danach, welchen Anlass das Fest haben soll. Das gilt auch für die Gästeliste. Auf diese gehören sicher auch einige patrizische Freunde; inwiefern unsere gens auch plebejische hat, kann ich gar nicht überblicken. Vielleicht hast du in deinem Amt schon den ein oder anderen kennengelernt?"

    Wie nicht anders zu erwarten, kostete mein lieber Vetter seinen Erstrunden-Sieg über mich nicht nur mit einem breiten Grinsen aus, sondern auch mit Worten, die mich ein wenig aufziehen sollten. Ich konnte ihm das alles jedoch überhaupt nicht verübeln, denn auch ich ärgerte mich über das viel zu schnelle Ende unseres ersten Kampfes. Und mit seinen Worten wollte mein Vetter mich schließlich nur zu besserer Leistung anstacheln.


    Ich muss sagen, es gelang ihm. Zwar konnte er beim zweiten Kampf die Vollendung meines Hebelgriffes verhindern, indem er seinen Körper nach rechts drehte; es glückte ihm sogar, dabei einen Fuß hinter meinen linken zu bringen. Doch nach wie vor hielt ich ihn mit meinem rechten Arm fest, der ihn unter seiner linken Achsel hindurch gepackt hatte. Damit konnte ich gegen das Schieben seines Fußes gegen meinen einen Gegendruck aufbauen und die Gefahr für meine Stabilität neutralisieren. Schon suchte ich auch wieder mit meinem linken Arm eine Angriffsmöglichkeit an Marcus' Körper, indem ich ihn in Hüfthöhe zu umfassen suchte, da er ja quasi schräg vor mir stand - als plötzlich nicht weit von uns ein Streit zwischen zwei Männern losbrach. Worum es genau ging? Ich hörte gar nicht hin, vermutlich um den Kampf, wie so oft bei Männern: um Frauen, und ganz, ganz sicher auch um Ehre. Marcus aber schien dieses zweifellos plebejische Gerangel zu fesseln; gerade war es mir geglückt, mit meinem linken Arm tatsächlich seinen Körper zu umfassen, als seine Körperspannung mit einem Mal nachließ. Ich war selbst verdutzt, als er dann vor mir auf dem Boden saß, und wäre fast noch selbst über ihn gepurzelt.


    Noch entsetzter aber war ich, als Corvinus sich nun auch noch zu den Anfeuerern dieses kindischen Gerangels nebenan gesellen wollte. Zunächst hatte ich eine derartige Frage aus seinem Mund für einen Scherz gehalten, dann aber machte er sich tatsächlich auf den Weg zur mittlerweile grölenden Gruppe. Ich blieb einstweilen zurück und ließ mir von einem Sklaven einen Becher Wasser bringen; am liebsten hätte ich sogar schon, ganz gegen meine Gewohnheit, Wein gehabt, denn es wurmte mich, dass ich den "Sieg" gegen meinen Vettern zwei prügelnden Plebejern zu verdanken hatte. Meine Augen richteten sich nun auf Corvinus; hoffentlich überschätzte er seine Kräfte nicht gegen diesen Mob, aber nun, wenn er in Gefahr geriete, wäre ich ja auch noch da.


    Sim-Off:

    8)

    "Es freut mich für Mantua, dass du diese Entscheidung für deine Person und deine Zukunft getroffen hast. Denn ich bin sicher, dass einem Mann wie dir noch andere Wegen offen stehen."


    Den Äußerungen des Annaeers über die neue lex hörte ich mit Interesse zu.


    "Gestatte mir die Nachfrage als einem Mann, der leider nicht die Gelegenheit hatte, in der Verwaltung einer Stadt erste Erfahrungen zu sammeln: Ich hatte die neu lex so verstanden, dass die Verwaltung im Wesentlichen auf die Städte selbst verlagert wird? Bringt dies nicht doch einen höheren Arbeitsaufwand mit sich, als Kehrseite der Medaille möglicherweise auch mehr Einfluss? Wobei natürlich dieses neue Amt des curator rei publicae noch zu berücksichtigen ist."


    Dieses Gespräch mit dem duumvir von Mantua machte mir einmal mehr schmerzlich bewusst, welche Einschränkung es für einen jungen und noch unerfahrenen Mann wie mich bedeutete, nicht zunächst einmal in der Verwaltung einer Stadt arbeiten zu können. Da hatte mir mein Vetter wirklich einiges voraus. Diesem hatte nun eine Frage meines Gesprächspartners gegolten:


    "Mein Vetter Marcus ist ja erst vor Kurzem ernannt worden, aber du wirst ihn ja kennen: Mit Feuereifer und Zielstrebigkeit wird er sich in seine Arbeit stürzen. Gibt es etwas, dass ich an ihn weitergeben kann?"

    Wie es sich gehörte, hatte ich mich mit einer Sänfte von der villa Aurelia bis kurz hinter das Stadttor bringen lassen, dann aber hatte ich dieses Reisegefährt schleunigst verlassen und mich allein mit meinem Sklaven Maron zu den großen Feuern begeben, die man bereits entzündet hatte; ich hatte natürlich bei einem solchen Spektakel nicht als einer der ersten da sein und verlassen herumstehen wollen, sondern war erst nach Sonnenuntergang erschienen. Außerdem hatte ich auch an diesem Abend nichts dagegen, diese flackernden Lichtverhältnisse auszunutzen, um vielleicht einmal nicht direkt als Patrizier erkannt zu werden. Aus demselben Grund hatte ich ja auch die Sänfte so weit entfernt stehen lassen - und außerdem schadete mir ein gewisser Fußmarsch sicherlich auch nicht, andernfalls drohte ich noch, bei dem guten Essen in der villa Aurelia dick zu werden.


    Ich hatte mich auch nicht getäuscht; das bunte Treiben zwischen den Feuern und an den zahlreichen Buden und Ständen war schon in vollem Gange; auf der anderen Seite war es aber auch noch lange nicht soweit, dass die Betrunkenen überhand nahmen. Mich persönlich würde vor solchen ja Maron schützen, dem ich mit diesem Abend hier auch eine Freude machen wollte, kannte ich doch seine besondere Verehrung für Hephaistos; von diesem Namen des Gottes würde sich Maron niemals abbringen lassen. Für einen Moment nun wollte ich mich des Schutzes meines Sklaven begeben, denn ich schickte ihn fort, um Wein für uns beide zu holen; schließlich wollte ich diesen Abend nicht nur mit frommen Gedanken verbringen. Neugierig und, obwohl ich jetzt alleine stand, kein bisschen ängstlich, sondern sehr vergnügt, sah ich mich um.

    Titus hatte ja in einer seiner ersten "Ansprachen", die er trotz offenbar guten Hungers hielt, betont, wie langweilig seine Reise von Griechenland hierher gewesen sei. Vielleicht aber hatte gerade dies ihm nach anstrengendem und in jeder Beziehung intensivem Studium in Athen die Erholung verschafft, die es ihm erlaubte, hier nun so frisch und gewandt aufzutreten, als habe er nur gerade ein Bad genommen mit anschließender Massage durch eine Sklavin. Bewundernd verfolgte ich seine energischen Gesten und Worte und malte mir aus, wo er wohl schon in einigen Monaten sein würde. In dieses Bild, das er hier abgab, passte es auch, dass er meine Bekanntschaft mit dem Inneren eines Fischteichs in Athen erwähnte, und zwar in einem Ton, der mich durchaus einer gewissen Neugierde und Spottlust von Seiten der übrigen gens-Mitglieder preisgeben könnte. Zum Glück wusste er nicht, ja, konnte es nicht wissen, worum es damals eigentlich wirklich gegangen war. Und weil ich das auch niemals in meinem Leben verraten würde, lachte ich munter mit, um die Situation zu überspielen, und antwortete lieber lachend auf die Frage nach meinen Zukunftsplänen:


    "Richtig, richtig, lieber Ursus, blicken wir doch lieber nach vorne! Wie ich durch meine launige Bemerkung gerade schon angedeutet habe, zieht es mich in die Politik. Allerdings hoffe auch ich, vielleicht eines Tages ein Militärtribunat absolvieren zu können; ich denke, dass auch diese rauhe Luft mir zu Pass kommen könnte, denn offenbar brauche ich die Schlacht."


    Schon die ganze Zeit, während Ursus erzählte - nur gelegentlich unterbrochen von Corvinus und mir -, war mir aufgefallen, wie desinteressiert Prisca das Auftauchen unseres Verwandten verfolgte. Ihr Verhalten war nicht laut oder sonst etwas in der Art, eher im Gegenteil, aber doch so auffallend, dass schließlich auch Corvinus sie darauf ansprach - und schwupps, war sie schon wieder verplant für ein Opfer an Volcanos. Ich selber hatte vor, mit Maron die Feierlichkeiten zu Ehren dieses Gottes außerhalb der Stadt zu besuchen.


    Gerne trank ich aber hier an Ort und Stelle zunächst auf die gesunde Heimkehr von Ursus. Schnell wurden wir alle aber wieder ernst, als die Sprache auf Cicero kam. Ich dachte sofort daran, dass Ursus ja wie seinerzeit ich und wenig später auch Lupus bei unseren Ankünften auch von den vielen Todesfällen in unserer gens noch gar nichts gehört haben konnte. Einen Moment lang überlegte ich, ob wieder ich es auf mich nehmen sollte, ihn von all diesen traurigen und zum Teil auch sehr ärgerlichen Ereignissen zu unterrichten; da aber so deutlich Corvinus angesprochen worden war, blieb ich still und sah diesen gespannt an.


    Sim-Off:

    :P

    Nachdem mein Bruder Lucius und ich uns voneinander gelöst hatten, wandte er sich Deandra zu, und zwar nicht nur mit den Worten eines mir ganz und gar unbekannten Dichters, sondern auch mit einigen sehr vertraulichen Gesten. Ich war so verdutzt, dass es mir längere Zeit nicht gelang, meine Augen von den beiden abzuwenden; angestrengt suchte ich in meinen Erinnerungen die Frage zu beantworten, ob die beiden sich noch von früher her so nahestanden, konnte das Rätsel aber nicht lösen. Womöglich rührte ihre enge Bekanntschaft aus einer Zeit, in der ich entweder noch nicht gelebt hatte oder noch zu klein war, schließlich war ich ja jünger als sie beide. So wandte auch ich mich schließlich wieder ab und wollte dem Ganzen, mittlerweile ein Stück vom Turteltäubchen kauend, gar keine tiefere Bedeutung beimessen, als mein Blick auf Corvinus fiel. Er bemühte sich darum, unbeteiligt zu wirken, doch konnte ich deutlich sehen, dass auch er die Situation zwischen Lucius und Deandra angespannt beobachtete. Dies machte nun auch wiederum mich nachdenklich; ich schaute wieder zu Deandra, die ihrerseits immer wieder verstohlen zu Corvinus hinsah. Ein Gedanke kam in mir auf: Fühlte sie sich möglicherweise von ihm vernachlässigt und wollte ihn mit ihrem jetzigen Betragen, nun, aus der Reserve locken? Marcus war zweifellos ein Mann, der den Frauen gefiel - zu gut gefiel, vielleicht? Aber von solchen Dingen verstand ich ja noch nicht viel ...


    So blickte ich wieder zu Prisca, welche die Szene zwischen Deandra und Lupus auch beobachtete. Einige Momente vorher hatte sie mir erst einen strafenden Blick - offenbar noch wegen des puls-Scherzes - geschenkt, dann aber mit mir offenbar über denselben Scherz gelacht. Ich war beruhigt, dass sie mir vielleicht doch nicht dauerhaft böse sein würde, denn irgendeine Stimme sagte mir, dass es nicht gut sei, es sich mit dieser energischen und sicherlich höchst intelligenten und raffinierten jungen Frau zu verderben. :) Jetzt blickte sie wieder zu Sisenna, und mein Blick folgte dem ihren.


    Das Mädchen hatte sich mittlerweile ganz an Corvinus heran gekuschelt, was mich ein wenig verwunderte, da sie ihn doch auch gar nicht kannte; offenbar wirkte sein Charme nicht nur bei erwachsenen Frauen. Allerdings war es auch ihm noch nicht ganz gelungen, Sisenna mit der vollständigen Wahrheit über ihre Eltern vertraut zu machen. Ihr Satz über die steifen kleinen Häschen ließ mich aber aufhorchen. Zum einen erinnerte er mich an meinen Ankunftstag in der villa Aurelia in Roma, als sie mir im Garten ihre Schnecken gezeigt hatte - hatte sie ein ähnliches Nest auch mit kleinen Hasen entdeckt? Und zum anderen assoziierte ich mit den steifen Häschen sofort tote Häschen - und nahm dies als einen Hinweis darauf, dass Sisenna sich jetzt doch allmählich mit dem Gedanken an den Tod zu beschäftigen begann. Doch natürlich erschreckte mich diese Assoziation auch, denn Sisenna bezog diesen Tod ja offenbar auch auf sich. Wie gerne hätte ich jetzt etwas zu ihr gesagt, hätte an die Schnecken im Garten angeknüpft, doch da sich die Kleine so ganz an Corvinus schmiegte, wollte ich mich in keiner Weise dazwischen drängen, auch nicht verbal. So nickte ich meinem Vetter nach meinem pantomimischen Hinweis von vorhin jetzt nur bestätigend zu, dass er meiner Meinung nach mit Sisenna die richtige Spur verfolgte.


    Inzwischen deutete Deandra an, sich zurückziehen zu wollen, verharrte dann allerdings noch, offenbar mit Rücksicht auf Sisenna. Diese Gelegenheit wollte ich nutzen zu einer Äußerung, die mich unter Umständen sehr unbeliebt machen konnte, die ich jedoch um Deandras willen für notwendig hielt; auf mich kam es dabei nicht an. Ich versuchte, mir einen möglichst unbeteiligten, ja einfältigen Gesichtsausdruck aufzusetzen - manche in Athen hatten behauptet, dies gelinge mir immer dann, wenn ich an Frauen dächte -, und sagte dann:


    "Deandra, es ist schade, dass du nicht bei uns bleiben kannst. Aber gestattet mir eine dumme Frage: Wie sind denn die Claudier so? Ich hatte ja noch wenig Gelegenheit, welche von ihnen kennen zu lernen."

    Annaeus Modestus hatte sehr Recht: In drei Jahren passierte so einiges. Bei seiner Aufzählung musste ich daher wirklich schlucken.


    "Ich muss schon sagen, mittlerweile verlaufe ich mich nicht mehr in Roma, auch dank meines Sklaven."


    Diese letzte Bemerkung hatte ich absichtlich gemacht, entging mir doch das Kräftemessen der Blicke zwischen Maron und dem Mann, den ich für einen Klienten des duumvirs hielt, durchaus nicht.


    "Aber was meine Heimatstadt Mantua angeht, bin ich offenbar überhaupt nicht mehr auf dem Laufenden. Ich wusste nicht einmal, dass mein Vetter dort einen Stadtpark gestiftet hat; er hat es auch mir gegenüber gar nicht erwähnt, aber er ist ja auch nicht der Mensch, mit seinen Verdiensten zu prahlen."


    Ich schüttelte leicht den Kopf und fügte dann lächelnd an:


    "Ich sehe schon, es ist höchste Zeit, dass ich wieder einmal selbst nach Mantua fahre. Ich nehme an, du wirst dort noch länger ansässig sein? Immerhin beschäftigst du dich mit dem Bau des Merkur-Tempel, bist duumvir, und die Umsetzung der neuen lex Octavia et Aelia de administratione regionum Italicarum wird dich sicher auch noch fordern. - Demnach könnte ich dich also in Mantua antreffen, wenn ich in nächster Zeit einmal fahre?"

    Zeit zum Zurücklehnen und zum Rückblick. Die Plädoyers waren gehalten, das Urteil würde bald gesprochen werden, und wie es ausfallen würde, war vorauszusehen. Ich war geneigt, an den Fingern abzuzählen, wie viele verschiedene Helvetius Sullas wir hier eigentlich gesehen hatten, ließ aber schon bald von diesem kindischen Unterfangen ab. Jedenfalls hatte er das Plädoyer, das, wie er es wohl selbst auch einschätzte, an dem Urteil ohnehin nichts mehr ändern würde, dazu genutzt, sich noch einmal von einer einigermaßen ernst zu nehmenden Seite zu zeigen. In kurzen, prägnanten Worten hatte er noch einmal seine Taten genannt, sein Verhalten mit großer Offenheit begründet und die Konsequenzen angenommen. Einige der Bemerkungen, die er dabei zum Verlauf des Prozesses gegen sich gemacht hatte, waren gar nicht einmal von der Hand zu weisen.
    Ich jedenfalls bereute nicht, diesem Prozess beigewohnt zu haben; diesen Abend würde ich mir auf jeden Fall frei nehmen, um mir einige Notizen zu meinen Eindrücken zu machen und sie dadurch zu vertiefen.

    Trotz all der vielen Aktivitäten, die nach der Ankunft der gens-eigenen "Germanen" jedes Familienmitglied entfaltet hatte - jedes freilich auf seinem Gebiet -, gelang es uns des Öfteren, gemeinsam zu speisen. Darüber war ich natürlich sehr froh, dachte ich doch noch immer mit Frösteln an meine ersten Wochen in der villa Aurelia in Roma zurück, in denen ich hier oft genug alleine gespeist hatte, denn Sisenna hatte ja zum Teil andere Zeiten zum Essen. In seiner solchen gemütlichen und harmonischen Runde wie der unseren aß es sich natürlich leichter, besonders für jemanden wie mich, der ich noch nie ein großer Esser und schon gar kein Schlemmer gewesen war. Andererseits gaben mir diese gemeinsamen Mahlzeiten nur allzu oft die Gelegenheit dazu, mich in stoischer Selbstverachtung zu üben. Ich konnte es den anderen aber auch nicht verdenken, dass sie mich immer wieder foppten, denn irgendwie konnte ich ja sogar nachempfinden, dass jemand wie ich ein dankbares Opfer für Neckereien war. Und so lachte ich auch heute mit, als Corvinus sich rühmte, wie er mich beim Ringen besiegt hatte; ich musste zugeben, ich hatte mich dort allerdings auch wirklich nicht mit Ruhm bekleckert, sondern nur mit dem Staub des Aschenbodens bedeckt. :)


    So herrschte also auch heute wieder in der cenantiuncula der villa Aurelia in Roma eine aufgeräumte Stimmung, als auf einmal Leone zu uns trat und uns jemanden ankündigte, der uns zu sehen wünsche. Ich stockte. Hätte es geheißen: "jemand, der den decemvir litibus iucandis zu sprechen wünscht", wäre das ja noch angegangen, wenn auch die Tageszeit ein wenig unpassend für einen solchen Besuch gewesen wäre. Aber jemand, der "uns" zu sprechen wünscht? Nach allem, was in den vergangenen Wochen passiert war, erwartete ich nach dieser Ankündigung nichts Gutes. Umso erstaunter und erfreuter war ich dann, als Ursus den Raum betrat und sich auch gleich, rhetorisch brilliant wie immer, allen vorstellte. In die allgemeine Begrüßung, die, von Marcus angeführt, nun von allen Seiten erklang, stimmte natürlich auch ich gerne ein. Als Ursus dann Platz genommen und zu speisen begonnen hatte, nahm ich mir die Freiheit, um einige persönliche Worte an ihn zu richten.


    "Es ist schon seltsam, Ursus. Da haben wir nun längere Zeit eigentlich gar nicht so weit voneinander entfernt gelebt in Athen, und doch begrüßen wir uns hier heute nun fast wie Fremde."


    Zu den anderen gewandt, fügte ich erklärend hinzu:


    "Ich war in Athen einer anderen Schülergruppe zugeteilt als Titus, und wie es sich dann so ergibt, habe ich mich mehr im Kreise dieser meiner Gruppe aufgehalten."


    Dass ich auch sehr häufig für mich alleine oder nur mit Maron zusammen gewesen war, erwähnte ich lieber nicht. Stattdessen fügte ich grinsend an:


    "Zum Zusammenhocken bleibt uns ja jetzt hier in Roma noch genug Zeit, nicht wahr, Ursus? Warte es ab, in drei Jahren regieren wir Aurelier Roma! Schön, dass du da bist!"

    Angespannt blickte und lauschte ich noch immer in die Richtung, in der es nun an Marcus war, der kleinen Sisenna beizubringen, dass ihre Eltern nicht, nie wiederkommen würden. Die Götter schienen in diesem Moment ihren Segen gegeben zu haben, denn mein Vetter fand, so sah jedenfalls ich es, sehr einfühlsame Worte, mit denen er Sisenna das für sie kaum Fassbare zu erklären versuchte. Nun betete ich - wieder einmal - darum, die Götter möchten Sisenna die Kraft geben, die Wahrheit langsam zu fassen und irgendwann einmal zu verarbeiten. Einmal sah Corvinus mich währenddessen fragend an; dies war natürlich kein Wunder, denn vor lauter puls-Klamauk und Kyniker-Scherz war ich ja noch gar nicht dazu gekommen, ihm oder jemand anderem der "Germanen" zu erklären, wie Sisenna eigentlich die Nachricht vom Tod ihrer Eltern aufgenommen hatte: nämlich eigentlich gar nicht, regungslos; sie hatte es einfach nicht wahrhaben wollen. Im Stillen machte ich mir heftige Vorwürfe, dass ich in dieser Angelegenheit nicht doch noch mit Brix einen Brief den ankommenden "Germanen" entgegengeschickt hatte, sondern mich ganz hatte gefangen nehmen lassen von diesem - zweifellos gelungenen - Scherz, auf Kosten Sisennas. Nun blieb mir nur, auf Marcus' fragenden Blick pantomimisch zu reagieren: Ich führte meine rechte Hand an mein Ohr und meinen Kopf, um zu signalisieren, dass Sisenna die Nachricht vernommen habe. Dann führte ich meine Hand an meine Brust und meinen Bauch und schüttelte dabei meinen Kopf; dies sollte Corvinus anzeigen, dass Sisenna die Nachricht nicht eigentlich erfasst hatte.


    Ähnlich ans Herz wie die Reaktion Sisennas ging mir nun aber die Geschichte, in die Deandra ihr Leben und ihre derzeitigen Gefühle kleidete. Mein dreijähriger Aufenthalt in Athen bedingte es, dass einiges mir sogar ganz neu war. Vor allem aber nötigte mir die Offenheit, mit der sie nun uns allen ihre Gefühlswelt eröffnete, großen Respekt ab. Gerne hätte auch ich jetzt zu ihr etwas gesagt, doch treffendere Worte, als sie mein Bruder fand, hätte ich sicher nicht aussprechen können. Da sich Deandra jetzt auch direkt an ihn wandte, hüllte ich mich vollends in Schweigen und versuchte nur, ihr mein Mitgefühl durch meinen Blick mitzuteilen. Ich hoffte sehr, dass sich mir irgendwann noch andere Ausdrucksmöglichkeiten dazu bieten würden.


    Je länger ich in diesem Schweigen über Deandras Geschichte nachdachte, je länger ich in mich hineinhorchte, desto mehr spürte ich, dass ich ihr Gefühl der Verlassenheit und Fremdheit nachempfinden konnte. Gewiss hatte ich einige lange und auch befriedigende Gespräche mit meinem älteren Bruder geführt, doch kam ich mir dabei vor wie in unserer Kindheit: immer ein wenig linkisch, immer ein wenig langsam, immer ein wenig zu ernst. Und so sehr ich mich auch darüber freute, nun nach all den vielen Jahren die übrigen Mitglieder meiner gens wiederzusehen, so meinte ich auch jetzt schon wieder zu spüren, dass die gleichen Makel sich auch ihnen gegenüber an mir zeigten. So seltsam es klang, aber sicherer als in meiner eigenen Familie würde ich mich möglicherweise eines Tages auf der rostra fühlen oder gar im Feld.


    Bei all diesen Gedanken tat es gut, dass Lupus, der sie zu erraten schien, nun auf mich zu schritt und mich gar in seine Arme nahm. Gerne erwiderte ich seine Aktion und sagte dann lächelnd:


    "ich danke dir Lupus, aber großer Dank gebührt wirklich dir, und zwar nicht nur für das Schauspiel und für das Mahl. Auch für deine wahren Worte über den Zusammenhalt unserer Familie, für dein Bemühen, diesen zu stärken, und für deine Einfühlsamkeit. Es ist wirklich gut, dass wir hier alle wieder zusammen sind. Und damit meine ich wirklich: alle!"

    Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus
    "Ich war Magistrat und duumvir, gut, das erleichtert mir die Schreibarbeit und den Verwaltungsablauf ungemein, und von einer Person, die ich sehr schätze, lernte ich etwas wie Maßnahmenpläne kennen ( ;) ), aber das bedeutet noch lange nicht, dass ich weiß, wie die Arbeit verlaufen wird. Was ich dir beibringen kann, sind in erster Linie verwaltungstechnische Dinge, das ist aber auch ersteinmal alles vorerst. Ich muss mich selbst erstmal einfinden. Dabei fällt mir ein - die lex Iulia et Papia hast du gelesen? Auf ihr basiert der Großteil dessen, was ein decemvir litibus iucandis für seine Amtsausübung wissen muss."


    Ich hatte es mir gerade so richtig schön gemütlich gemacht am Schreibtisch meines Vetters, ihm gegenüber, als mich ein Redeschwall aus seinem Mund geradezu zu überschütten drohte, noch dazu übersprudelnd vor Einzelheiten und Ideen. Natürlich bemühte ich mich auch vor einem nahen Verwandten, jederzeit einen würdevollen Gesichtsausdruck zu bewahren; hier jedoch wurde mein Unterkiefer bleischwer und wäre zu gerne herabgesunken, so dass ich mit offenem Mund vor Marcus gesessen wäre, um nur ja nichts von all dem zu verpassen, was er mir da sagte. Ach, hätte ich doch nur Maron mit in das officium genommen! So musste ich mir alles selber merken. Nach und nach versuchte ich sodann, die vielen Punkte seines Redebeitrags abzuarbeiten.


    "Um deine administrative Ausbildung beneide ich dich sehr, Marcus. Ich mag nach meinem Aufenthalt in Athen nun einiges von Literatur und Philosophie verstehen - das Letztere sicher auch nicht ganz uninteressant für die Politik -, doch geht mir die praktische Erfahrung in der Verwaltung natürlich völlig ab. Es wäre für mich daher sehr erfreulich und auch notwendig, wenn du ab und zu die Zeit finden würdest, mir das ein oder andere zu zeigen. Besonders die von dir angesprochene Methode der Maßnahmenpläne interessiert mich sehr. :D"


    Das waren noch Zeiten gewesen, als es auch uns Patriziern vergönnt gewesen war, derlei Erfahrungen im praktischen Dienst selbst zu sammeln. Doch die Zeiten änderten sich, die Konkurrenz war insgesamt härter geworden und würde vielleicht auch andere Charaktereigenschaften erfordern, von denen ich mir nicht so sicher war, dass ich sie hatte.


    "Und diese lex, ja, äh, ich werde sie mir natürlich gleich in mein officium bringen lassen; wir haben die entsprechende Schriftrolle doch sicher im Hause, nicht wahr?"


    Dies war ich gezwungen, errötend vorzutragen. Umso lieber ging ich auf das Thema des Festes ein. Hier errötete ich wieder, allerdings nicht mehr aus Verlegenheit, sondern vor Eifer.


    "Deine Idee finde ich hervorragend, Marcus. Es wäre wirklich sehr schön, wenn man so etwas einbeziehen könnte.- Da fällt mir ein, im Umgang mit solchen Tieren hat auch Maron einige Erfahrung; bei seiner ersten Stelle in einer römischen Familie hat er, wenn ich mich an seine Schilderung recht erinnere, an etwas Ähnlichem teilgenommen."


    Ob ich auch wieder vorschlagen sollte, Maron könne etwas vorsingen? :D Seit der ersten Begegnung mit Sisenna, bei der mein Sklave deutlich hatte merken lassen, dass er wohl nicht mehr als krächzen konnte, zog ich ihn immer mal wieder damit auf. Von diesen zerstreuenden Gedanken wurde ich aber schon bald durch Corvinus' Bemerkung abgebracht, dass etwas mit den Finanzen unserer gens nicht in Ordnung sei. Dies war nach allem, was in den letzten Monaten geschehen war, natürlich kein Wunder; andererseits klang es natürlich sehr beunruhigend.


    "Du hast völlig Recht, Marcus, die Finanzen müssen in Ordnung sein, denn sie sind die Grundlage von allem - auch wenn man darüber in Patrizier-Kreisen oft nicht so gerne redet. Aber vielleicht ist das ja gerade der Fehler. Ob allerdings ausgerechnet ich der richtige Mann dafür bin? Versteh' mich bitte nicht falsch, dein Angebot und dein Vertrauen ehren mich sehr, und selbstverständlich werde ich für die gens alles tun. Aber gerade ich habe der Familie bislang ja nur Kosten verursacht ...."


    Abwartend und wieder einmal auch ein wenig verlegen sah ich meinen Vetter an.

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    "Du hast bisher noch kein Amt des Cursus Honorum bekleidet, nicht wahr?", fragte er mehr geraten als wissend. "Bis zu einem Tribunat ist dann ja noch etwas Zeit. Wenn man schon die Ausnahme macht, auch als Patrizier zum Militär zu wollen, muss man es ja nicht auch noch vor das Vigintivirat vorziehen." Womit er natürlich nicht den Vetter seines Gesprächspartners kritisiert haben wollte.


    "Auf den Senat wirkt sich das kaum aus", fuhr er dann mit der Frage nach dem Kaiser fort. "Da würde sich eher seine Anwesenheit im Senat auffallend auswirken. Er nimmt normalerweise nur selten an den Senatssitzungen teil."


    Als der Senator mich auf meine neuerlichen Äußerungen hin mit zusammengekniffenen Augen ansah, fühlte ich mich ein wenig, wie sich wohl ein Plebejer vorkommen musste, wenn er sich bei einer Legion meldete und gemustert wurde. Ich wartete gespannt darauf, was Purgitius nun zu mir sagen würde, und bemühte mich dabei, möglichst gelassen auszusehen, verschiedene stoische Maximen zur Gemütsruhe meditierend; in Wirklichkeit schlug mir aber das Herz fast bis zum Halse. Dann kam es mir vor, als lockere sich die Fessel, in die sein strenger Blick mich geworfen hatte; ich atmete unhörbar auf und lauschte ein wenig entspannter den aufschlussreichen Worten, die er nun an mich richtete und die mir auch meinen Vetter Corvinus zu betreffen schienen.


    "Ich will dir offen sagen, dass ich es so noch gar nicht gesehen habe. Aber jetzt, wenn ich über deine Worte nachdenke, fällt auch mir auf, dass es uns Aurelier recht stark zum Militärischen zu ziehen scheint."


    Mit diesen Worten hoffte ich, eine einigermaßen diplomatische Antwort gegeben zu haben. Dass bei mir neben dem vielleicht Aurelier-typischen Hang zum Militär noch die Trauer darüber hinzukam, dass mein Vater unehrenhaft aus der legio I entlassen worden war, kam mir erst jetztin den Sinn. Aber darüber würde ich natürlich nicht sprechen.


    "Was meine eigene Person betrifft: Auch hier, Senator Purgitius, bist du wieder vorzüglich informiert: Ich hatte noch kein Amt im cursus honorum inne. In Anbetracht meiner Jugend gibt es sowohl im Zivilen als auch im Militärischen - und nicht zuletzt im Gesellschaftlichen - noch vieles, was ich lernen muss, bevor ich Rom und dem Kaiser so dienen kann, wie ich es möchte."


    Dabei sah ich ein wenig verlegen zur Seite, ließ mir jedoch schon die Worte des Senators über die Abwesenheit des Kaisers durch den Kopf gehen. Denn diese Antwort hatte mich schon ein wenig verwundert, wusste doch jeder, dass der Kaiser großen Einfluss auf den Senat ausübte, der nun in seiner Abwesenheit - cursus publicus hin, cursus publicus her - geringer als sonst ausfallen dürfte. Ich wollte den Senator jedoch nicht mit einer weiteren Frage zu diesem Thema behelligen - was sollte er jemandem wie mir auch schon darauf sagen?


    "Nun will ich dich allerdings auch nicht länger aufhalten. Auf dich wartet sicher eine Menge Arbeit - und auf mich meine Familie, die sich schon um meinen Vetter Marcus geschart hat. Ich danke dir sehr, dass du dir für dieses Gespräch soviel Zeit genommen hast! Hoffentlich begegnen wir uns schon bald einmal wieder! Vale bene, Senator Purgitius!"

    Als ich meine Begrüßungsworte an den jungen Mann gerichtet hatte, musterte mich das Augenpaar eines anderen Mannes, möglicherweise eines seiner Klienten, von oben bis unten. Trotz der unsicheren Zeiten, die ja in der schändlichen Ermordung des consuls Prudentius Commodus gegipfelt hatten, empfand ich dieses Verhalten als höchst unstatthaft, war mir doch zweifelsfrei anzusehen, welchem Stand ich angehörte. Ich selbst würdigte diesen Klienten daher keines Blickes, musste mich aber nicht umdrehen, um zu wissen, dass mein Sklave Maron, der hinter mir stand, mit seinen funkelnden thrakischen Augen alles Nötige deutlich machte. :P


    Den von mir angesprochenen jungen Mann hatte ich mit meiner Anrede offenbar unabsichtlich aus seinen Gedanken gerissen; die Antwort des Claudius auf seine Frage nach dem Ulpianum schien ihm genauso nachzugehen wie mir, das heißt, ihm wahrscheinlich sogar noch mehr, war er es doch gewesen, der die Frage gestellt hatte. Als er mir seinen Namen nannte, kam dieser mir allerdings sehr bekannt vor.


    "Annaeus Modestus, den duumvir meiner Heimatstadt, begrüße ich natürlich besonders gerne! Dein Name ist mir natürlich geläufig, denn du hast ja auch mit meinem Vetter Marcus zusammengearbeitet, nicht wahr? Er ist ja vor einigen Tagen an gleicher Stelle zum decemvir litibus iucandis ernannt worden."


    Ich ließ meinen Blick einen Moment lang über das Forum schweifen, lenkte ihn dann aber wieder zurück zu meinem Gesprächspartner.


    "Du hast wohl Recht damit, dass wir einander noch nie vorgestellt worden sind. Die letzten drei Jahre war ich nämlich zum Studium in Athen und bin danach direkt hier nach Roma gekommen. Mantua habe ich so lange nicht mehr gesehen ..."


    Alte Erinnerungen stiegen in mir hoch, aber auch frische Erinnerungen an Neuigkeiten, die es aus Mantua in jüngerer Vergangenheit gegeben hatte.


    "Die Stadt hat sich ja in letzter Zeit ziemlich herausgemacht; wenn ich da nur an das Amphitheater denke, von dem ich in der Acta Diurna gelesen habe. Ich muss unbedingt wieder einmal hinfahren. - Was gibt es sonst noch Neues aus Mantua zu berichten?"


    Lächelnd sah ich den Annaeer an. Es gefiel mir, mit ihm über meine Heimatstadt zu sprechen. Und ich hoffte natürlich auch darauf, dass er vielleicht das ein oder andere Wort über sich selbst sagen würde.