Ratsch! So war das beim Ringen: Ein Moment der Unaufmerksamkeit, und man liegt im Dreck. Ganz verdutzt saß ich, breitbeinig, auf dem Boden und brauchte einen Moment, bis ich überhaupt begriff, was geschehen war. Meine vielen Überlegungen hatten mich jedenfalls einen schönen Kampf gekostet, denn sooo schnell hatte ich nun auch wieder nicht verlieren wollen. Bedröppelt, immer noch perplex und irgendwie willenlos ließ ich mich von meinem Vetter hochziehen. Dabei brachte ich es zu meiner Schande nicht einmal über mich, ihn anzusehen; außerdem schmerzte mein Hint... Gesäß. Erst als Corvinus damit anfing, mich aufzuziehen, fand ich langsam wieder zu mir und blickte ihn an.
"Schlecht?? Nun, ich bin sicher kein Olympionik, kann aber mitunter recht zäh sein. Dir erst einmal Gratulation zu deinem Sieg! Das war aber nur die erste Runde."
Inzwischen hatte ich nicht nur mein Lachen wiedergefunden, sondern auch den Spaß an diesem Kräftemessen. Auch ich ging wieder in die Grundaufstellung für einen neuerlichen Kampf. Wie auch immer dieser ausgehen mochte; sooo schnell würde ich mich nicht wieder zu Boden werfen lassen.
Die Beobachtung meines Gegners zeigte mir, dass dieser nun offenbar eine abwartetende Haltung einnahm. Eine ganze Weile belauerten wir uns. Ich beschloss, den Längennachteil, den ich gegenüber Marcus hatte, dadurch auszugleichen, dass ich tiefer in die Knie ging und dabei die Füße hintereinander staffelte, um nicht an Stabilität einzubüßen. Dabei fühlte ich mich viel sicherer, als ich befürchtet hatte. Schnell richtete ich mich noch einmal auf, um Corvinus zu täuschen, dann ging ich sofort wieder in die soeben eingeübte geduckte Stellung zurück und fasste meinen Vetter quasi von unten her mit meinem schwächeren rechten Arm - ich war Linkshänder - unter seiner linken Achsel und versuchte, mit meinem linken Arm seine Hüfte zu umfassen, möglichst ein Stückchen tiefer, um ihn auf diese Weise auszuhebeln. Keuchend suchte ich Halt an seinem glitschigen Körper.