Beiträge von Iunia Urgulania

    Ich musste einfach lächeln, denn Axillas Worte erfüllten mich ein klein Wenig mit Stolz, denn scheinbar musste bei ihrer Erziehung hier doch ein Bisschen was richtig gelaufen sein.
    Doch jetzt war es genug der Gefühlsduselei. Zumindest vorerst. Ich blickte wieder etwas ernster.

    So, gut das wir das erstmal geklärt haben. Ich muss noch etwas arbeiten. Wir sehen uns heute Abend beim Abendessen.
    sagte ich und liess ihr keine große Gelegenheit noch etwas zu erwidern, sondern war dann auch schon wieder auf dem Weg.

    In Begleitung meines Leibsklaven kam ich zum Haus des Nikolaos. Ich hatte meine Palla etwas tiefer ins Gesicht gezogen, so dass nicht jeder sofort sah, um wen es sich bei mir handelte.
    Am Haus angekommen, klopfte ich eigenhändig an und wartete.

    Ich lächelte ein wenig aufmunternd.
    Sehr schön. Ich weiss, dass das alles nicht wirklich schön ist, aber ich befürchte schlimmes, auch wenn ich immernoch hoffe, dass sich alles zum Besten wenden wird.
    Ich schaute Axilla an.
    Es tut mir leid, dass es so läuft.

    Wie ich es Ánthimos zugesagt hatte, gab es, bezüglich der dringenden Angelegenheiten die Stadtwache betreffend, eine Sitzung des Koinons.
    Alle Prytanen waren informiert worden und zu meiner großen Überraschung schaffte ich es diesmal trotzdem als erste im Tempel einzutreffen. Ein kleines Bisschen stolz darüber nahm ich Platz und genoss die hier herrschende Ruhe während ich wartete.

    Ich nickte.
    Nun, dann soll diese Angelegenheit unser vordringlichstes Thema bei der nächsten Sitzung des Koinons sein. Ich hoffe nur, dass wir das ganze zu einem guten Ende führen können.
    sagte ich.
    Ich gehe übrigens auch nicht davon aus, das dein Bruder etwas damit zu tun hat.
    fügte ich hinzu. Es war zwar eigentlich unnötig, aber ich wollte es einfach festhalten.

    Und wenn sich herausstellt, dass es auf Anordnung deines Bruders geschah?
    fragte ich, auch wenn ich mir ziemlich sicher war, dass es nicht so war.
    Wärst du dazu bereit deinen Bruder der römischen Gerichtsbarkeit zu übergeben? Auch mit der Konsequenz, dass er des Hochverrates beschuldigt würde?

    Ich befürchte, das er so tief sinken würde. Er mag zwar ein Römer sein, aber leider gibt es auch unter unseren Mitrömern einige verkommene Subjekte. Und gerade wenn sie in solchen Machtstellungen sind, sind sie unberechenbar.
    sagte ich.
    Ich würde nicht unbedingt sagen, dass er unser Feind ist, aber zumindest mich scheint er als Feindfigur auserkohren zu haben.

    Ich hörte dem Griechen aufmerksam zu und als dieser am Ende angelangt war, seufzte ich ganz leise und schüttelte leicht den Kopf.
    Ich kann verstehen, dass du das aufgeklärt wissen willst und du kannst mir glauben, dass es mir nicht anders geht. Aber ich muss zugeben, dass ich das Ergebnis einer solchen Untersuchung ein Wenig fürchte.

    Ich lächelte ebenfalls, als Ánthimos eintrat, denn eine gute römische Frau lächelt nun einmal, wenn sie sich im öffentlichen Leben bewegte. Aber hier lächelte ich nicht nur aus Pflichtschuldigkeit, sondern auch weil dieser Besuch, anders als so viele andere, mir einen äusserst sympathischen und auch recht hübschen Mann in mein Arbeitszimmer brachte.
    Chaire Ánthimos, du störst mitnichten. Und natürlich habe ich Zeit. Bitte nimm doch Platz.
    Ich deutete auf die Sitzecke neben der Tür und stand selbst auf, um hinter meinem Tisch hervorzukommen und mich ebenfalls in die Sitzecke zu begeben.
    Was hast du auf dem Herzen?

    Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Axilla den Ernst der Lage nur bedingt begriff. Ich schaute sie ganz eindringlich an.
    Selbst wenn du im Gymnasion stets unter dem Schutz der Athleten und der Stadtwache stehst, nimm trotzdem jemanden aus dem Haus mit. Fremde können immer bestochen worden sein um wegzuschauen, wenn etwas passiert. Dieser Mann würde sicherlich nicht einmal davor zurückschrecken das Gymnasion durch eine Bluttat zu entweihen.

    Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Axilla nicht ganz bei der Sache war.
    So wie es aussieht, habe ich in jenem Mann einen Feind, der mich gar ans Kreuz nageln will.
    sagte ich.
    Da er an mich allerdings nicht ganz so einfach rankommen kann, habe ich ein Wenig Angst um dich. Ich möchte daher, dass du das Haus auf gar keinen Fall mehr allein verlässt. Achte darauf, dass immer jemand bei dir ist.

    Jetzt fühlte ich mich etwas überfallen. Hatte ich irgendwas von irgendwelchen Hochzeiten gesagt? Ich war mir sicher, dass nicht und selbst wenn, dann sicherlich nicht mit einem Terentier.
    Halt, halt, lass mich doch erstmal ausreden.
    sagte ich und hob beschwichtigend die Hände.
    Es geht um etwas ganz anderes. Etwas, das sehr wichtig ist. Du musst mir genau zuhören, verstanden?
    fragte ich.

    An Axillas Fehlverhalten bezüglich des Ducciers hatte ich schon seit Tagen nicht mehr gedacht, da mir andere Dinge durch den Kopf gegangen waren und so war ich weit davon entfernt irgendwie böse zu sein, als Axilla eintrat. Im Gegenteil zeigte mein Gesicht ein gewisses Mass an Unsicherheit und Sorge. Ich versuchte ein wenig fröhlicher zu wirken, als Axilla da war und nickte leicht.
    Ja, wollte ich.
    sagte ich.
    Du kennst doch Terentius Cyprianus, oder?

    Ich hatte den Verlauf der Audienz weitgehend schweigend verfolgt und war ob der harten Worte, die hier gewechselt wurden ein wenig überrascht. Überrascht vor allem auch über die heftige Reaktion des Statthalters, die ich so nicht erwartet hatte. Doch irgendetwas sagte mir, dass es viel weniger Zorn war, der hier zum Ausbruch kam, als etwas anderes, jedoch wusste ich nicht genau was es war, jedoch würde ich einige Tage später einen Hinweis darauf erhalten.


    Doch ersteinmal schloss ich mich meinen Mitprytanen an und verliess mit ihnen die Aula Regia, als wir durch den Praefecten entlassen wurden. Kurz vor dem Verlassen konnte ich mir jedoch einen kurzen Blick zurück auf die Gestalt des Germanicers nicht verkneifen und irgendwie wirkte er aus der Entfernung ein wenig schwach und ängstlich auf mich. Ich schüttelte diese Gedanken jedoch schnell ab und verliess dann mit den anderen den Palast.

    So ganz sicher war ich mir ob der Antwort des Praefecten allerdings nicht. Sie klang weder für mich sonderlich überzeugend, noch offenbarte sie mir ein übermäßiges Mass an Überzeugung des Statthalters. Doch ich würde auf ihn vertrauen, denn viel anderes blieb mir vorerst nicht übrig, vor allem nicht wenn ich weiterhin in Alexandria bleiben wollte.
    Ich lächelte etwas.

    Ich danke dir, Praefectus. Dann möchte ich dich auch gar nicht weiter in Beschlag nehmen und mich entfernen, sofern dir dies recht ist.

    Da auch aus den Reihen der übrigen Prytanen, die zu zweit dem Machtblock gegenüber eh in der Unterzahl waren, keine weiteren Fragen oder Kommentare kamen, kamen wir zur Abstimmung. Ich rief also die Prytanen zur Abstimmung auf und nachdem alle ihre Stimmen abgegeben hatten, war die Entscheidung einstimmig für die Ausrichtung der Spiele nach dem vorgetragenen Vorschlag gefallen.


    Sim-Off:

    Da sich eh alle dafür ausgesprochen haben, denke ich mal, dass es ok ist, wenn ich die Abstimmung mal einfach so verkürze.


    Nachdem das Ergebnis festgehalten worden war, gingen wir in der Tagesordnung weiter. Die nachfolgenden Themen waren eher von geringerem Interesse für Gemeinschaft der Prytanen, betrafen sie doch meist den Amtsbereich eines Einzelnen und wurden nur vorgebracht, weil die formale Beratung des Prytaneions vonnöten war.
    Schlussendlich hatten wir die feststehenden Punkte der Tagesordnung abgearbeitet und kamen zu dem Punkt, an dem ich in die Runde blickte und fragte:

    Hat sonst noch einer von euch ein Thema, das er hier ansprechen möchte und über das wir noch nicht gesprochen haben?

    Eben das ist der Grund, das ich die Sache gerne hier von dir klären lassen wollte. Denn es liegt mir fern in Rom schlafende Hunde zu wecken.
    sagte ich, denn dies war in der Tat so. Schliesslich wollte ich nicht, dass dieser Statthalter, der eigentlich eine sehr dankbare Besetzung dieses Postens war, von hier abgezogen und im schlimmsten Fall gar durch den Terentier ersetzt wurde.
    Nun gut, ich werde vorerst auf die Klage verzichten, sofern du mir garantierst, dass er im Rahmen deiner Möglichkeiten zur Rechenschaft gezogen wird und dass du mein Leben und das meiner jungen Verwandten Iunia Axilla vor jeglichen Reaktionen des Praefecten schützen wirst.
    sagte ich nach kurzem Überlegen. Würde der Statthalter die Provinz verlassen, wäre ich so zwar gezwungen sie dann ebenfalls zu verlassen, aber dies war ein geringer Preis für eine gewisse Genugtuung.

    Meine Hoffnung darauf, dass der Praefect sich davor scheute, dass man ihm in Rom Unfähigkeit vorhalten konnte, zerplatzte mit einem Mal. An Stelle dieser Hoffnung trat die Sorge, dass es sich lediglich um eine Verschleppungstaktik handelte, mit der der Praefect seinen Untergebenen schützen wollte. Immerhin wusste der Statthalter sicherlich ganz genau, dass ich Alexandria so ohne weiteres nicht verlassen konnte und dadurch die Verjährung der Taten drohte.
    Die Meinung, die ich bisher von meinem Gegenüber hatte erhielt einen kräftigen Schlag, hatte ich doch bisher immer gedacht, ihm lägen Frieden und Ordnung mehr am Herzen als das Wohlergehen eines anmaßenden Legionskommandanten.
    Aber ich verschluckte meinen Ärger darüber vorerst.

    Auch wenn es die von mir am wenigsten präferierte Möglichkeit ist, bleibt mir dann ja nicht viel anderes übrig, als das Ganze in die Hände des Praetors in Rom zu legen.
    Ich schüttelte leicht den Kopf, war mir doch schon jetzt klar, das jede Aussicht und Hoffnung auf einen Erfolg der Klage oder überhaupt auf eine Bearbeitung damit begraben wurde.
    Ein klärendes Gespräch wird in diesem Fall nichts bringen, befürchte ich, denn die letzten Zusammentreffen mit Terentius Cyprianus zeigten mir recht deutlich, dass er in mir nicht mehr sieht als eine Verräterin, die mit den, seiner Meinung nach feindlichen, Griechen kollaboriert.