Beiträge von Iunia Urgulania

    Ich sah das Unbehagen, dass ich dem Praefecten bereitete nur zu deutlich und wenn mir ein anderer Weg offen gestanden hätte, hätte ich ihn gern aus dieser ganzen Angelegenheit herausgelassen. Aber als Prytanin konnte ich Alexandria nicht so ohne weiteres verlassen um in Rom eine Klage einzureichen und durchzufechten und so blieb mir nur die Möglichkeit auf die Einhaltung der geltenden Verträge zu pochen.
    Gemäß der Katastasis Alexandres, Paragraph Sieben, liegt die Rechtsprechung innerhalb der Mauern Alexandrias in den Händen des Augustus, beziehungsweise in den Händen des Praefectus Aegypti, also deinen. Im Zweifelsfall vermutlich sogar in denen deines Iuridiculus.
    gab ich zu bedenken.
    Und ja, mir ist bewusst das Terentius Cyprianus ein relativ bedeutender Mann ist und dass diese Klage eine gewisse Tragweite hat. Aber ich bin mir auch bewusst, dass Terentius Cyprianus ein Mann ist, der mir, einer freien Bürgerin Roms, mit dem Tod am Kreuz gedroht hat. Und das ist eine Tat, die in ihrer Tragweite noch viel größere Kreise ziehen kann.
    Ich schaute den Praefecten mit festem Blick an.
    Ich kann meine Klage, sofern dir das lieber ist, natürlich auch postalisch nach Rom schicken.
    Kurz dachte ich darüber nach zu erwähnen, dass dies möglicherweise in Rom den Eindruck erwecken könnte, dass der Germanicer mit der Rechtssprechung in Alexandria überfordert sein könnte, doch verwarf ich den Gedanken ersteinmal, da ich mir sicher war, dass der Praefect sich dies selbst auch ausmalen konnte.

    Ich hörte mir die Ausführungen von Nikolaos und auch die darauf folgenden Fragen und Kommentare an und als dann etwas Ruhe einkehrte, gab ich selbst noch einen Kommentar ab:
    Ich finde diese Idee ebenso begrüßenswert und denke, dass es nicht viel gibt, dass dagegen spricht. Sofern es keine weiteren Fragen oder Anmerkungen gibt, würde ich sagen, dass wir dann gleich zur Abstimmung übergehen sollten.
    Ich schaute mit fragendem Blick in die Runde und wartete, ob noch jemand einen Kommentar oder eine Frage zum Besten geben wollte.

    Jetzt wurde es ernst und so wurde auch mein Gesichtsausdruck sehr ernst und ich räusperte mich leicht.
    Gegen den Civis Appius Terentius Cyprianus wegen Beleidigung, übler Nachrede und Nötigung.
    begann ich dann.
    Und gegen den Praefectus Legionis Appius Terentius Cyprianus wegen Missbrauch seiner Amtsgewalt sowie Amtsanmaßung.
    Ich hoffte, dass der Praefect die klare Trennung sah, die ich zwischen dem Terentier als Privatperson und als Amtsträger machte. Vor allem, da ich hoffte, dass er wenn nur eine von beiden Klagen sofort niederschmettern konnte.
    Ich beziehe mich dabei auf jenes Schreiben des besagten Mannes an das Prytaneion der autonomen Polis Alexandria, das dir bekannt sein dürfte. Ich zitiere auch gern jene Textstellen, die mich zu meiner Klage animierten, wenn du dies wünschst.

    Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass sie mir etwas verschwieg, aber dem würde ich wenn dann später nachgehen müssen, denn eigentlich war ich ja auf dem Weg zur Agora gewesen.
    Gut, dann wäre das ja geklärt.
    sagte ich und hoffte, dass das Thema wirklich ersteinmal eine Weile geklärt bleiben würde.
    So, ich muss jetzt aber auch los, denn ich bin sowieso schon etwas spät dran für meinen ersten Termin heute. Du solltest vermutlich auch bald zur Arbeit gehen.
    Ich machte Anstalten, das Triclinium zu verlassen, wandte mich dann aber nochmal an meine junge Verwandte.
    Vale Axilla, wir sehen uns heute Abend.
    Dann verliess ich das Triclinium und lächelte ihr zumindest noch ein Bisschen aufmunternd zu.

    Ich schaute sie noch immer streng an.
    Das will ich hoffen, denn falls doch werde ich dich zu Lucius schicken müssen, denn dann kann ich die Verantwortung für dich nicht mehr tragen. Oder vielleicht werde ich Lucius dann vorschlagen, dass du in den Dienst der Götter eintreten solltest, vielleicht als Vestalin.
    Ich meinte es ernst und einen ebensolchen Gesichtsausdruck zeigte ich auch.
    Verstanden?

    Das der Duccier ganz offensichtlich beleidigt und gekränkt war, interessierte mich in diesem Moment ebenso wenig wie ein Sack Reis, den Marcus Achilleos im fernen Chin umwarf, denn ich war zu empört über das Verhalten meiner jungen, arglosen und offensichtlich auch gedankenlosen Verwandten.
    Als diese den Gast hinausgeleitet hatte und zurückkehrte, hoffte ich inständig, dass sie so anständig war ihrem jugendlichen Liebhaber - und das war der Duccier meiner Meinung nach ganz eindeutig - nicht auf offener Strasse um den Hals zu fallen. Doch fast zweifelte ich an ihrer Dignitas.
    Noch bevor ich etwas sagen konnte, traf mich ein ungebremster und völlig übertrieberner und unangebrachter Redeschwall. Wäre ihr dieser in der Öffentlichkeit entfahren, hätte ich diesen sicherlich mit einer Ohrfeige unterbunden. Doch hier, im privaten Kreis unseres Tricliniums liess ich sie aussprechen und hob dann die Hand, um ihr zu signalisieren, dass sie nun schweigen und mich sprechen lassen sollte.
    Mit ruhiger Stimme begann ich zu sprechen.

    Du weisst mitnichten, was ich sagen will, das hast du gerade eben selbst bewiesen.
    Gut, so weit entfernt war sie eigentlich nicht, aber das musste sie ja nicht wissen.
    Natürlich ist es richtig, dass du Freunden in Not beistehen solltest, aber du hättest die Stadtwache genauso gut zur Regia schicken können. Dort gibt es immerhin auch sicherlich einen Medicus, der sich direkt um ihn hätte kümmern können. Und vor allem wäre er dann bei seiner Verwandten gewesen, wenn seine Verletzungen so schlimm gewesen wäre, dass jede Hilfe zu spät wäre, was die Götter natürlich zu seinem Glück verhindert haben.
    Ich schüttelte leicht den Kopf.
    Das du mich hättest informieren müssen steht darüber hinaus ausser Frage, nicht nur wegen der Nachbarn, sondern auch um meinetwillen, denn es ist nicht gerade angenehm für mich in aller Frühe Fremden im Haus zu begegnen. Ich habe als Beamtin der Stadt auch einen gewissen Ruf zu verlieren und der kann sich sehr schnell in Wohlgefallen auflösen, wenn mich irgendwelche Bürger nach dem Aufstehen und ohne jegliche Vorbereitung sehen.
    Und wie ich ungeschminkt aussah, musste meiner Meinung nach niemand sehen, weshalb ich schon vor vielen Jahren dazu übergegangen war mich morgens selbst zu schminken statt es von einer Sklavin machen zu lassen.
    Ich merkte, wie ich in Fahrt kam.

    Und was die Sache mit den Nachbarn angeht, so solltest du bei soetwas bedenken, dass es nicht nur um deinen persönlichen Ruf geht. Wenn die römische Oberschicht anfängt darüber zu tuscheln, dass du dir wildfremde Männer ins Haus holst, wirst du niemals einen standesgemäßen Mann finden, der dich heiratet. Dann kannst du genausogut direkt einen Peregrinus oder sogar einen Libertinus heiraten.
    Du entstammst einem der ältesten Geschlechter Roms, Axilla, der erste Consul Roms war ein Iunier, das sollte dir etwas bedeuten. Wir sind zwar eine nicht ganz so bedeutende Seitenlinie, aber dennoch verpflichtet der Name zu einem gewissen Maß an Anstand und Würde.
    Ich erwarte ja nicht von dir, dass du das totale Musterbeispiel für Anstand bist, aber ich habe die Verantwortung für dich und ich will nicht, dass du dir durch dein Verhalten selbst schadest.

    Ich wandte mich an den jungen Germanen.
    Benötigst du jemanden, der dich begleitet?
    Er hatte zwar gesagt, dass er Schüler am Museion war und sollte daher den Weg kennen, aber man konnte ja nie wissen, ob er den Weg bei dem Schlag auf den Kopf nicht vergessen hatte.

    Na da war doch irgendwas im Busch bei den beiden. Sie wollte mich sicherlich nicht wecken um mit diesem Lümmel ungestört zu sein, da war ich mir ganz sicher. Aber das würde für sie noch Konsequenzen haben, später, wenn ihr jugendlicher Verehrer nicht mehr im Haus war.
    Axilla, schick einen Sklaven zur Regia, er soll dort die Verwandte deines Gastes informieren, dann kann Duccius Rufus sich direkt auf den Weg zur Agora und zum Museion machen.
    sagte ich an Axilla gewandt. Alles andere würde ich später ansprechen.

    Zumindest einen kleinen Erfolg konnte ich verbuchen, da Axilla scheinbar begriffen hatte, was mich an ihrer Position störte. Alles andere war jedoch ein wenig haarsträubend, auch wenn es erklärte, warum der Gast nicht am Morgen beim Betreten des Hauses gesehen wurde.
    Du solltest auf dem Weg zum Museion an der Agora vorbeigehen und den Überfall dem Strategos melden. Es ist wichtig, dass die Stadtwache sich um solche Vorfälle kümmert, sonst ufert soetwas aus.
    sagte ich an den Duccier gewandt, als dieser sein hier sein erklärt hatte. Dann blickte ich zu Axilla und schaute sie etwas vorwurfsvoll an.
    Du hättest mich informieren sollen, dass wir heute Nacht einen Gast hatten. Du kannst nicht einfach ohne meine Zustimmung irgendwelche fremden Männer hier nächtigen lassen.
    Ich nahm mir vor später am Tag einen Brief an Lucius zu schreiben um ihm mitzuteilen, dass gewisse Vorbereitungen für Axilla getroffen werden mussten.

    Ich war auf dem Weg gewesen das Haus zu verlassen, als mich Psammitichus abgefangen hatte um mir aufgeregt zu erzählen, dass Axilla im Triclinium mit einem wildfremden Mann speiste und das der Ianitor sich nicht erinnern konnte ihn heute Morgen eingelassen zu haben. Ich konnte und wollte das nicht glauben und so beschloss ich mich selbst zu überzeugen.
    So kam es, dass ich in meiner vollen Amtstracht und von meinem treuen Sklaven gefolgt, das Triclinium betrat, als Axilla gerade über Erdbeeren sprach. Ich schaute sie an und schaute dann den jungen Mann an, der bei ihr war.
    Meine rechte Augenbraue wanderte nach oben und mein Blick war irgendwo zwischen fragend und vorwurfsvoll.

    Guten Morgen Axilla, ich wusste nicht, dass wir Besuch haben.
    In meinen Worten schwang vor allem etwas Fragendes mit, als ich neben die Cline trat, auf der meine junge Verwandte sich so unpassend niedergelassen hatte. Ich blickte kurz auf ihren liegenden Körper, bevor ich ihr wieder ins Gesicht sah.

    Ich lächelte, zum Teil wegen der freundlichen Worte und zum anderen auch weil ich das Gefühl hatte, dass er ein wenig eingeschüchtert war. Aber genau das war es auch, was ich immer wieder gern erlebte und was mir in meinem Leben schon so oft weitergeholfen hatte.
    Fast hätte ich gesagt, dass es auch mir eine Freude war ihn zu sehen.

    Ich komme allerdings in einer nicht ganz so angenehmen Angelegenheit zu dir. Da du ja, entsprechend der geltenden Verträge zwischen Rom und Alexandria, für die Rechtsprechung in Alexandria zuständig bist, möchte ich dir eine Klage vorbringen.

    Sim-Off:

    Ich bin mal so frei, auch wenn ich eigentlich noch im Officium des Mag Off's darauf warte hergebracht zu werden


    Im Gegensatz zu meinen letzten Besuchen in der Aula Regia war ich nicht als Prytanin der Polis hier, sondern als römische Privatfrau. Und in dieser Rolle war ich viel entspannter und schaute mich, während ich wartete, ein wenig um. Auch der Abstand zum 'Thron' des Praefecten war geringer als beim letzten Mal, da meiner Ansicht nach zwischen freien Römern nicht jene unterwürfige Distanz bestehen sollte, wie sie zwischen Offiziellen Alexandrias und Roms bestand.


    Als der Praefect dann eintraf, lächelte ich ihn freundlich, aber nicht allzu stark, an und sagte:
    Salve Praefectus, ich danke dir, dass du mich empfängst.
    Alle weiteren Worte würden folgen, sobald er mich aufforderte mein Anliegen vorzutragen.

    Während die letzten Prytanen eintrafen, hatte ich es mir bereits auf meinem Platz gemütlich gemacht und nocheinmal auf die Tabula mit der Tagesordnung gesehen. Die meisten Themen, die für heute geplant waren, waren eher langweiliger Art, doch wurde mir angetragen, dass es wohl etwas besonderes gab, was meine Lieblingsmitprytanen vorbringen wollten. Und da ich mehr Lust auf etwas interessantes hatte, beschloss ich kurzerhand dieses vorzuziehen.


    Als alle an ihren Plätzen waren, eröffnete ich die Sitzung und handelte ersteinmal die üblichen Formalia ab, was sich zum Glück recht unkompliziert darstellte. Dann schaute ich einmal zum Gymnasiarchos und zum Kosmetes und richtete meine Worte an ebendiese:
    Als nächstes kommen wir zu unserem ersten Thema. Mir wurde mitgeteilt, dass ihr etwas vorbringen wollt?

    Wenn ich zuvor genau gewusst hätte, auf was ich mich einlasse, wäre ich vermutlich vor der letzten Ekklesia aus der Stadt geflohen.
    Ich war den ganzen Tag damit beschäftigt mir die Klagen von Bürgern anzuhören, die der Meinung waren, dass die Beschlüsse der Ekklesia nicht zügig genug umgesetzt wurden und das die Entscheidungen des Koinons nicht deutlich genug verkündet wurden. Nebenbei war ich noch damit beschäftigt gewesen, die Anbringung der aktuellsten Inscriptiones zu überwachen, die sich durch Krankheit des Ausführenden etwas verzögert hatten.
    Doch nun betrat ich den Sitzungsraum des Koinons. In meinem Windschatten eilte ein junger Ephebe, der sich nach langem hin und her dazu bereit erklärt hatte mir zugeteilt zu werden, auch wenn ich nur eine Römerin war. Er reichte mir eine Tabula, mit den Punkten, die für die heutige Sitzung vorgesehen waren, und nachdem ich auf diese geschaut hatte, entliess ich ihn in eine Pause, die er dann auch sehr freudig antrat.


    Ich blickte in die Runde der bereits Anwesenden und sah meine zuvor gehegte Befürchtung, dass ich als letzte eintreffen würde, zumindest nicht voll erfüllt. Ich schenkte den drei anwesenden meiner Lieblingsmitprytanen ein freundliches Lächeln, dass von einem ebenso freundlichen
    Chairete
    begleitet wurde.

    Ich nickte.
    Natürlich warte ich gern.
    sagte ich lächelnd.
    Ich blickte in die Richtung, in die der freundliche Beamte deutete und nickte erneut. Als er dann den Raum verliess, ging ich zu dem Tablett um mir etwas Wasser zu nehmen. Dann schaute ich mich um und trank langsam das Wasser während ich wartete.

    Ich nickte zur Bestätigung des Namens leicht.
    Ja, genau diese.
    verbalisierte ich diese Zustimmung dann auch noch einmal.
    Es geht um ein privates Anliegen einer ehrbaren Römerin in einer iuristischen Angelegenheit, die ich ihm in seiner Funktion als Wahrer des Rechts in Alexandria und Aegypten vortragen möchte.

    Nach der Aufforderung öffnete ich die Tür und betrat das dahinter liegenden Officium. Ich lächelte und hoffte darauf, dass der Magister Officiorum professionell genug war, um zwischen mir als römischer Privatfrau und meiner Rolle als alexandrinischer Würdenträgerin - in der wir bisher immer aufeinander getroffen waren - zu unterscheiden.
    Ich hatte mir fest vorgenommen auf jeden Fall freundlich zu bleiben, egal was kommen würde, denn diese Sache war mir viel zu wichtig, als dass ich mich von einem Beamten an ihrer Ausführung hindern lassen würde.
    Und so klang meine Stimme in diesem Moment noch viel freundlicher als sonst.

    Salve, Magister Officiorum Prudentius.
    sagte ich.
    Ich bin hier, um meinen Termin mit dem Praefecten warzunehmen, den du mir freundlicherweise zugewiesen hast.

    Bewaffnet mit einer ledernen Dokumentenrolle in der einen und DEM BRIEF DES MAGISTER OFFICIORUMS in der anderen Hand, hatte ich mich am Tag vor den Nonen des Martius ausreichend vor der zehnten Stunde auf den Weg zur Regia gemacht.
    Und als ich ebendiese erreicht hatte, ging ich zum Officium der Schreiber und klopfte dort an.
    Nach einem kurzen Moment des Wartens, trat ich ein und grüsste die Scribae mit einem Lächeln.

    Salve, ich bin Iunia Urgulania und ich habe einen Termin beim Praefectus Alexandriae et Aegypti.