Beiträge von Iunia Urgulania

    Und ebenso zielstrebig blieb die Archiprytanin, also ich, dann auch im angemessenen griechischen Abstand vor dem Praefecten stehen. Meinem persönlichen Empfinden als Römerin nach war ich allerdings viel zu weit von ihm entfernt und auch die kurze, bei mir nur sehr angedeutet wirkende Verneigung, kostete mich einiges an Überwindung.
    Ich blickte einmal schnell um mich zu den übrigen Prytanen und grüßte dann, der Höflichkeit halber den Praefecten:

    Salve, Praefect.
    Jedes weitere Wort von mir würde erst folgen, wenn der Praefect uns die Erlaubnis gegeben hatte zu sprechen und vor allem würde alles folgende dann traditionsgemäß in Griechisch gesagt werden.

    Anders als das Amt des Eutheniarchen ist das des Exegetes nicht zwangsweise damit verbunden, dass der Würdenträger den ganzen Tag durch die Stadt läuft um irgendwelche Getreidesäcke zu inspizieren. Im Gegenteil war das Amt des Exegetes vor allem dadurch geprägt, dass der Amtsträger zumeist auf die Agora beschränkt war.
    Zwischen Sitzungen des Koinons, dem Bekanntmachen von dessen Beschlüssen auf der Agora und den endlosen Diskussionen unter den Stoen des Platzes boten die Amtsräume eine gewisse Ruhe. So sass ich, zwischen zwei Sitzungen des Koinons, in meinem Arbeitsraum und brütete wie so oft über den Notizen der Schreiber, die die letzte Sitzung protokolliert hatten.
    Ich seufzte leise und griff in eine Schale mit Kirschen um mir eine von diesen in den Mund zu stecken und langsam zu essen.

    ... brachte ein kurzes Schreiben.


    Ad Administratio Provincialis Aegypti
    Officium Magistri Officiorum
    Tib Prudentius Scipio



    Salve Magister Officiorum,
    sei mir gegruesst.
    Ich übersende dir dieses Schreiben als bescheidene Buergerin Roms und
    bitte höflichst um einen Termin für eine Unterredung mit dem ehrenwerten
    Praefectus Aegypti, sofern dessen sicherlich aussreichend gefüllter
    Terminplan dies zulässt.
    Ich hoffe das dir möglich sein wird, mir einen solchen Termin zu
    beschaffen, da ich den Praefectus in einer für mich sehr wichtigen
    Angelegenheit sprechen müsste.
    Ich verbleibe in der hoffnungsvollen Erwartung einer positiven Antwort.



    Iunia Urgulania
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    ALEXANDRIA
    ANTE DIEM IV KAL MAR DCCCLIX A.U.C.

    Geleitet von jenen Legionären, die uns am Tor als Eskorte zugeteit worden waren, und äusserst beschämt durch das Verhalten meiner Mitrömer, erreichte ich in Begleitung des Prytaneions die Regia.
    Dort wurden wir zu den Provinzschreibern geführt, in deren Officium ich erneut das Wort ergriff.

    Salvete und Chairete Scribae.
    grüsste ich die Anwesenden Schreiber.
    Ich bin Iunia Urgulania und dies sind die neugewählten Prytanen der Polis Alexandria. Wir sind hier um dem Praefecten unsere Aufwartung zu machen, wie es nach der ersten Sitzung des Koinons Tradition ist.

    Nach der ersten Sitzung des neuen Prytaneions im Tempel der Tyche auf der Agora, hatten sich die Prytanen auf den Weg zur Basileia gemacht.
    Dort ankommend trat ich, in meiner neuen Funktion als Exegete und Archiprytane, als Erste unter Gleichen an einen der römischen Torwachächter heran.

    Chaire et Salve Soldat.
    grüsste ich den Mann zweisprachig um dann für ihn vielleicht etwas vorteilhafter in lateinischer Sprache fortzufahren.
    Ich bin Iunia Urgulania, von der comitia der Alexandriner zur Exegete der Stadtverwaltung gewählt und von den Mitgliedern der Stadtverwaltung als deren Archiprytane erkoren.
    Ich deutete auf die anderen Prytanen.
    Dies sind die übrigen Mitglieder der Stadtverwaltung und wie es Tradition ist, sind wir auf dem Weg zur Regia um den Praefectus Aegypti et Alexandria unsere Aufwartung zu machen. Sicherlich erwartet er uns bereits, wie es Tradition ist nach dem ersten Zusammentreten der Stadtverwaltung.
    Das ganze trug ich in sehr ruhigem Ton vor, denn für mich persönlich war es eigentlich nicht notwendig an diesem Tor lange anzuhalten, hatte ich als Bewohnerin des dahinterliegenden Viertels doch ebenso wie der Gymnasiarchos das Recht ungehindert passieren zu dürfen.

    Ich schaute in die Runde und da scheinbar niemand etwas einbringen wollte, blickte ich zu Nikolaos und lächelte diesen an.
    Nikolaos, da ich ja nun die Aufgaben des Archiprytans übernehmen darf, möchte ich dir im Namen des Prytaneions nocheinmal unseren Dank für deine herausragende Arbeit in der letzten Amtszeit aussprechen. Und sofern du nichts einzuwenden oder noch Anträge zu stellen wünschst, würde ich sagen, dass wir die Versammlung dann beenden und uns auf den Weg zur Regia machen.


    Sim-Off:

    Ich denke mal, wir können das durchaus auf jeden Fall schon mal angehen. Ich werde dann jetzt gleich entsprechend am Tor der Basileia unsere Ankunft setzen.

    Ein weiteres Geschenkpaket hatten die iunischen Sklaven hereingetragen.
    Eine reichlich verzierte Holzkiste, in deren Inneren sich feinste Glaswaren und wundervolle Schneiderarbeiten befanden, stand auf dem Boden und wartete darauf geöffnet zu werden.


    Sim-Off:

    na sowas, hätt ich das doch fast vergessen.... ja ja, das Alter....

    Die Zeremonie hatte ich mit grosser Aufmerksamkeit verfolgt, doch als diese beendet war, griffen die Dämonen des Alters einmal mehr nach mir. Sicherlich war ich noch nicht alt genug um an Altersschwäche zu sterben, aber die Hitze, die das ganze Jahr über in Alexandria herrschte forderte dennoch manches Mal ihren Tribut.
    So auch in diesem Moment. Ich spürte wie meine Knie ein wenig weich wurden und ich drohte zu fallen. Doch ich konnte mich zum Glück noch an einer Säule abstützen, an der ich mich für einen Moment festhielt.
    Ich atmete tief durch und hielt nach Axilla Ausschau. Als ich sie erblickte, arbeitete ich mich langsam zu ihr hinüber und nahm sie dezent zur Seite.
    Ich sagte ihr, dass es mir nicht gut ging und ich lieber nach Hause gehen wollte. Ich trug ihr auf, die Gastgeber bei Gelegenheit zu informieren und mich bei ihnen zu entschuldigen und verabschiedete mich dann von meiner jungen Verwandten.
    Wenige Minuten später verliess ich das Haus der Bantotaken um mich von meinem Leibsklaven Psammitichus, der draussen wartete, nach Hause bringen zu lassen.

    Mein Lächeln und das Nicken, dass ich auf Nikolaos' Worte hin zeigte, waren ein Ausdruck tiefster Bescheidenheit und beinahe wäre ich sogar ein klein wenig rot geworden, aber davon konnte ich mich dann doch selbst noch gerade so abhalten.
    Da ich persönlich keine Anträge mehr hatte, schüttelte ich dann auf diese Frage hin nur kurz den Kopf.

    Ich vermute, wenn dein Aufenthalt hier in Alexandria lange genug dauert, würdest du hier am Museion einige wissbegierige Schüler finden. Leider fehlt uns hier jemand, der das römische Recht wirklich lehren kann und der auch die, für die Arbeit als Advocatus notwendige, Prüfung abnehmen darf.
    sagte ich. Ich wusste durch meine Zeit am Museion von einigen Schülern, die sehr enttäuscht darüber waren, dass sie ihre Zeit hier nicht für eine juristische Ausbildung nutzen konnten, sondern dafür erst nach Rom reisen mussten.

    Natürlich ahnte ich, dass Nikolaos mich nicht einfach zur Archiprytanin machen wollte, weil ich eine so tolle Frau und Bürgerin war, aber wer war ich denn ihm zu widersprechen? Vor allem in einer solchen Situation, wo es eine grosse Symbolkraft hätte, wenn eine Römerin das Koinon führte.
    Sofern mir das Koinon in dieser Sache das Vertrauen ausspricht, wäre ich bereit diese Aufgabe zu übernehmen.
    sagte ich, mehr der Form halber, denn selbst wenn ich es nicht gewollt hätte, hätte ich mich nicht so ohne weiteres dagegen wehren können.

    Mein Lächeln wurde noch ein klein wenig lächelnder.
    Ich danke dir. sagte ich und fügte noch hinzu: Vor allem auch dafür, dass du dich so spontan bereit erklärt hast mir die Prüfung abzunehmen.

    Es dauerte eine Weile und hin und wieder hielt ich inne um nachzudenken, doch dann war es soweit und ich konnte die Prüfung ausgefüllt und hoffentlich richtig gelöst zurückgeben.
    Ich hoffe, dass ich nicht zu viele Fehler gemacht habe.
    sagte ich und lächelte.

    Ich nickte auf die Erwiderung des Decimers hin und während er sich von dem Sklaven die Bücher geben liess, sagte ich noch:
    Natürlich sollte die Gerechtigkeit Ziel des Rechts sein, aber ohne eine gewisse Rechtssicherheit, wie sie bei den Prokulianern gegeben ist, wäre Gerechtigkeit auf Dauer glaube ich nicht zu erreichen.


    Ich beobachtete, wie der Iurist mit den Büchern arbeitete um eine Prüfung zusammenzubauen. Als er fertig war, blickte ich auf das Papyrus.
    Dann hoffe ich mal, dass ich dich nicht enttäusche.
    sagte ich und nahm die Prüfungsunterlagen entgegen. Ich las mir die darauf befindlichen Informationen und Aufgaben durch und begann dabei bereits schon ein erstes Mal über das Gelesene nachzudenken. Ich seufzte einmal sehr leise auf und begann dann damit die Prüfung zu bearbeiten.