Beiträge von Caius Tiberius Valens

    Der Aufforderung folgend, nahm Caius dankend Platz in den bequemen Korbsesseln und lehnte sich zurück. Nun, da die Anspannung des ersten Aufeinandertreffens von 'verwandten Unbekannten' vorüber war, nahm er sich einen Augenblick Zeit, um seine Gedanken zu sammeln und mal einen Blick durch das geräumige Atrium zu werfen. Gleich darauf wandte er sich Durus mit einer Antwort zu.


    >Es freut mich, hier zu sein, Durus. Rom ist eine ... lebendige, mitreissende Stadt, so wie es aussieht.<


    Die Frage nach den Plänen verlangte nach eine Antwort, die mit Bedacht zu wählen war. Einerseits galt es, nicht als verträumt und unrealistisch zu erscheinen, in dem man Ziele angab, die ohne weiteres nicht zu erreichen waren. Andererseits galt es für Caius aber, Ehrgeiz und Zielstrebigkeit zu beweisen oder zumindest nicht den Eindruck zu erzeugen, planlos und ohne konkrete Vorstellungen nach Rom gekommen zu sein.


    >Wie mein geschätzter Vater, so will auch ich Rom dienen. Allerdings... will ich dort weitermachen, wo mein Vater aufgehört hat. Oder besser ausgedrückt, will ich mehr machen, als mein Vater getan hat. Sicher, er war ein Centurio und ein geschätzter und respektierter Mann. Aber mehr als Centurio ist er leider nie geworden und das obwohl... er die Möglichkeiten besessen hatte. Es gibt viele Wege, Rom zu dienen und ich bin hier, um meinen zu gehen. Ich will mein Wissen an der Schola Atheniensis mehren, meine Qualifikation steigern und es zu einem gewissen Ansehen bringen. Jurisprudenz, Rhetorik, Architektur, Kriegskunst. All das will ich lernen und noch mehr. Und wer weiß, nach Möglichkeiten Ausschau halten, vom Kaiser bemerkt und in den Ordo Senatorius erhoben zu werden, um eines Tages den Cursus Honorum zu beschreiten, so wie mein Name und meine Abstammung es mir gebieten...<


    Sicherlich war anfangs aufgefallen, dass Caius von seinem Vater stets in der Vergangenheit gesprochen hatte.

    Das Erscheinungsbild des Hausherrn war nicht das, was Valens erwartet hatte, ging er doch davon aus, es mit einem Mann zu tun zu bekommen würde, der seine fünf Dekaden bereits hinter sich hatte. Aber offenbar bot Rom für die Vertreter ihres Standes die Möglichkeit, es bei entsprechendem Engagement auch innerhalb kürzerer Zeitspanne zu etwas zu bringen.


    Die direkte Verwicklung in ein Gespräch, ohne ein Angebot, auf einer Kline wenigstens Platz zu nehmen, ließ gewisse Rückschlüsse bezüglich des Charakters des Tiberius Durus bereits zu diesem frühen Zeitpunkt der Bekanntschaft durchaus zu. Oder war ein Ausdruck eines in der Luft liegenden Mißtrauens, welches Caius aber unter den gegebenen Umständen für nicht unberechtigt hielt, denn bisher hatte er nichts verkündet und bewiesen, ausser einer Behauptung, Sohn eines verwandten Tiberiers zu sein. So ließ sich Caius auf diese Art der Unterhaltung ein und kam denn auch gleich zum Thema, ohne sich lange mit unbedeutenden Floskeln zu begnügen und damit sowohl seine, als auch die Zeit des Hausherrn unnötig zu vergeuden.


    >Sei gegrüßt, Tiberius Durus. Ich bin, wie dir deine Dienerschaft sicherlich bereits erläutert hat, Sohn des Tiberius Germanus und komme zum Wohnsitz meiner Verwandschaft nicht ohne Anliegen. Vor kurzem erst erreichte ich Rom und bin auf der Suche nach Menschen, die sich freuen, mich zu sehen und mir darüberhinaus mit Rat und Tat zur Seite stehen. Beides hoffe ich in deinem Haus zu finden.<

    Die Reaktion des Besuchers war kühl, aber nicht unfreundlich oder gar unhöflich, und doch erachtete er es als nicht notwendig, die Begrüßung eines gewöhnlichen Unfreien zu erwiedern. Seine Stimme klang mit einem typisch aristokratischen Unterton und seine Antwort wurde von der entsprechenden Gestik und Mimik begleitet, wenngleich diese bei weitem nicht in gleichem Maße ausgeprägt zu sein schien, wie bei den meisten anderen Vertretern dieses Standes und einem kundigen Betrachter sogar als etwas gekünstelt vorkommen musste.


    >Ich bin Caius Tiberius Valens, Sohn des Tiberius Germanus, und hier, um deinen Herrn zu sprechen. Und nun, da du meinen Namen und mein Anliegen kennst, geh und verkünde meine Ankunft, denn hier länger vor dem Eingang zu stehen, einem Bettler gleich, wirst du mir nicht länger zumuten, hoffe ich.<

    ..., wie sie um diese Jahreszeit in Roma üblich waren, erreichte der stolze und selbstbewusste Sohn eines römischen Centurio, Caius Tiberius Valens, die Residenz seiner entfernten Verwandschaft in der Urbs Aeterna um die geschätzte vierte Stunde und von der vagen Hoffnung getragen, Unterstützung zu finden bei dem, was er vorhatte. Er bedachte das Gebäude eines kurzen, neugierigen Blickes, hielt sich mit dieser Nebensächlichkeit jedoch nicht lange auf. Es gab viel zu tun. Einen Moment später klopfte es einige Male kräftig an der Porta der Tiberier, die Ankunft eben des jungen Patriziers ankündigend.