Beiträge von Gaius Terentius Primus

    In den Dunkelheit konnte Primus den Centurio kaum ausmachen.
    Jedoch hallte dessen Befehl noch in seinem Schädel nach. Er stand in gerader Körperhaltung, hatte seine gesamte Größe ausgefahren und versuchte einen Blick auf seinen Gegenüber zu erhaschen.


    Langsam zog ihm die morgendliche Kühle die Beine herauf.
    Was hatte der Centurio vor?
    Er wollte noch vor dem Appell seine 5 Meilen gelaufen haben...waschen und einen Happen essen wäre auch nicht schlecht.

    ...warum reagierte der Centurio dermaßen?
    Primus war noch nicht lange bei der Legion,...aber er hatte bereits in einer Gruppe gelebt und gekämpft. Auch dort gab es eine Hierarchie, jedoch zeichnete sich hier der Führer durch Umsicht und Fairness aus.


    Er neigte üblicherweise nicht zu Grüblereien aber er erwartet von einem Führer eine Magie, eine Kraft wie sie von Phyrros, Alexandros, Hamilkar, Hannibal oder Cäsar ausging. Ein Umstand der sehr schnell für ein funktionierendes Gefüge sorgen würde. Bei den Menschen, die er bisher kennen gelernt hatte dominierte eine Menschenverachtende, Machtbewußte Vorgehensweise.
    Führte das nicht zu Klassendenken, Egoismus und Drückertum?
    War das die unbezwingbare, stolze Legion?


    Er sah sich unsicher um,...der Centurio und er waren alleine auf dem Exerzierplatz...
    Trotzdem nahm er Haltung an.

    Primus, endlich vom Druck der Lorica befreit sah seinen Gegenüber dankbar an und entgegnete


    Gaius Terentius Primus,...ich bin seit gestern dabei...
    Er rieb sich seine linke Schulter, welche die Lorica in Zusammenarbeit mit der groben Tunica besonders malträtiert hatte.


    Er sah, daß die Kameraden gerade beim Essen waren und wollte nicht weiter stören...


    Ich danke dir Amicus, ich werde jetzt wieder in mein Quartier gehen und mir die Wunden pflegen.


    Dabei sah er Valerian fest an und schloß;
    Ihr scheint mir ja eine angenehme Truppe zu sein...wenn ihr mal eine Pritsche freihabt,...bei mir ist kein Mensch.

    Die erste Nacht auf der Pritsche war wie ein Wimpernschlag. Primus erhob sich und saß noch eine Weile auf der Kante. Er stand auf, streckte sich und spürte eine Woge Energie durch seinen Körper fluten. Er sah an sich herunter und begutachtete die abgeschürften Stellen.
    Die Salbe hatte ihre Wirkung nicht verfehlt, jedoch war es zweifelhaft, daß er heute die nötige Ruhe zur Heilung bekam. Die Kameraden schliefen noch, wie man am Schnarchen unschwer erkennen konnte.
    Draussen ging gerade die Streife vorbei.
    Es war noch stockdunkel und die Luft war kühl und klar. Er zog langsam und leise seine Tunika und eigenen Caligae an. Der morgendliche Lauf war etwas das er seit 5 Jahren pflegte.
    Bei der Gelegenheit traf er vielleicht auch seinen Cousain, der ebenfalls morgens zu laufen pflegte.
    Er verließ die Unterkunft und ging in unterschiedlichen Geschwindigkeitsintervallen Richtung Exerzierplatz. An der Porta Principalis Sinistra meldete er sich an und begann dann im Mondlicht mit den Übungen zur Lockerung.

    Primus hörte das Quitschen einer schlecht geölten Türe und sah einen Optio davongehen. Aus der Unterkunft kamen Geräusche und vor allem Essenduft.


    Primus hatte zwar keinen direkten Hunger, aber dieser Ort war genauso gut wie jeder andere.Er zog die Türe auf und trat ein.
    Er sah ein paar Legionäre beim Essen und fragte den Kameraden an der Türe,


    Salve Kamerad, könntest du mir die Schnallen hinten an der Lorica öffnen? ...sonst wächst das verdammte Teil noch in mich hinein.

    Primus betrat die Unterkunft und begab sich zu seinem Lager.
    Er legte Cassis und Cingulum auf die Pritsche und machte sich auf die Suche nach einem Kameraden der ihm die Schnallen an der Lorica öffnete.

    Der Centurio verschwand und der Trupp blieb zurück.
    Langsam entspannten sie sich und sahen sich an.
    Niemand kannte den anderen.
    Primus nahm den Helm ab und wischte sich dem Schweiß aus den Augen.
    Er überlegte zu den Thermen zu gehen... sie sollten gut sein.


    Er nickte seinen Kameraden zu die ein wenig unschlüssig umherstanden.
    Was meint ihr Kameraden? ... Waschen und essen?


    Sie nickten ihm zu, und folgten ihm zu den Unterkünften.

    State...
    Die Gruppe stand still, auch wenn es weh tat. Der Marsch hatte Blessuren hinterlassen. Primus fühlte sich als würde sein Körper an den Schürfpunkten in Flammen stehen. Bei Gelegenheit müsste er die älteren Legionäre um Rat fragen, wie man diese Punkte besser schützt.


    Der Centurio stand vor ihnen. Sie drückten das Kreuz durch und starrten an ihm vorbei auf die Einfassung des Lagers...bloss nicht anstarren.
    Sie erhofften eine Pause, sehnten einen Schluck Wasser herbei und wünschten sie könnten die zerschundenen Körper balsamieren.

    "Laevumlaevumlaevum!"...wie lange ging das jetzt schon?
    Da vorn...die Unterkünfte...er sah einige Legionäre bei der „Wäsche“...dann lieber marschieren als Wäsche waschen und weibisch aufhängen...
    Immer wieder stieß der Centurio den einen oder anderen und bedachte ihn mit einschlägigen Kommentaren. Die Sonne brannte inzwischen stark vom Himmel...
    Die Zunge lag wie ein aufgedunsener Schwamm in seinem Mund, die Rüstung drückte und die Tunika darunter scheuerte auf der Haut...von den Caligae ganz zu schweigen. Er bedauerte nicht seine eigenen angezogen zu haben.
    Der Centurio marschierte nun neben ihm und bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick..."Laevumlaevumlaevum!"
    Dem Geruch nach näherten sie sich jetzt den Latrinen.
    Nur weiter! Dachte Primus als er die armen Strafdienstler sah, die mit Tüchern Ihre Gesichter vor den Myriarden Fliegen schützten und den Kot auf einen Wagen und den Urin in mehrere Fässer füllten. Er beobachtete einen Optio der mit einem Zivilisten verhandelte.
    ...wahrscheinlich ein Gerber...er akzeptierte nur schwer, daß der Urin weitere Verwendung fand...
    Weiter, weiter,...Primus bekam einen Eindruck von der Größe des Castellums.
    Der Centurio marschierte weiter neben ihm..."Laevumlaevumlaevum!"

    ...natürlich...was Wunder am ersten Tag. Er fixierte sich auf die "schwachen" des Trupps.
    "Laevumlaevumlaevum!"
    Primus und seine Kameraden marschierten am Intervallum vorbei.
    Immer wieder trafen Sie auf Legionäre die den unterschiedlichsten Beschäftigungen nachgingen.
    "Laevumlaevumlaevum!"
    Langsam begann die Sonne den Zenit zu überwinden.
    Die Rüstung scheuerte und der Helm schlug auf Nasenbein und Nacken.
    Legionäre sahen ihnen teils mitleidig teils schadenfroh entgegen.
    Sie feuerten sie an, manche marschierten sogar einen Teil mit, um dann lachend und feixend hinter ihnen zurück zu bleiben.
    Langsam lief der Schweiß, die Schritte wurden immer schwerer...
    "Laevumlaevumlaevum!"

    ...der Centurio kritisierte also nicht das Marschieren selbst sondern den im Eifer begannenen Fehler einfach loszumarschieren...
    ,...in der Grundausbildung war anscheinend nur eines wichtig:


    Ohren auf und reagieren...


    Einfach das tun was man gesagt bekommt.
    Bei Jupiter,...Primus würde sich gewaltig umstellen müssen.


    Nach dem gebrüllten Befehl marschierte die Truppe wieder los, gleichmäßig, zackig.
    Primus kam nicht umhin ob dieser Tatsache einen absurden Stolz zu empfinden...
    Das erste Mal funktionierte die Truppe als Einheit.

    Stampfend setzte sich der Zug in Bewegung, ...es schien als sei hier etwas was sie einheitlich auf die Reihe bekamen.
    Links,...links,...links...bald brauchte Primus die stille Aufforderung nicht mehr.
    Der Trupp marschierte einheitlich und stramm über den Exerzierplatz.


    Beobachtet von Centurio und Optio...

    Primus sah auf seine Kameraden, und erntete den einen oder anderen hämischen Blick.


    Das war es vorerst mit "freiwillig" melden. Die Dynamik dieser Gruppe sagte ihm nicht zu. Sie war nichts im Vergleich zu den Kameraden der letzten 4 Jahre.


    Marschformation, agmen...
    Er orientierte sich an seinem Nachbarn, einem plump wirkenden, riesigen Kerl mit einem Akzent aus Mantua...zusammen traten sie wie befohlen vor und warteten auf den Marschbefehl.

    Sim-Off:

    Habe ich eigentlich die gesamte Rüstung an? Wieviele Probati sind in der Grundausbildung dabei? Ich würde gerne darauf Bezug nehmen.


    Wieder setzte sich der Trupp in Bewegung und lief dem Centurio nach.
    Primus reilte sich sein Tempo ein und orientierte sich am Centurio.
    Laufen war für ihn kein Problem, auch nicht mit Last...


    Er erinnerte sich an den Lybischen Meldeläufer, der damals schnell neben seinem Pferd herlief ohne zu ermüden.
    Seine Faszination für dieses Können half ihm die römische Arroganz gegenüber Barbaren abzulegen und mit dem Lybier zu trainieren.
    Auch damals trug er Lasten um im Bedarfsfall leichter und schneller zu sein. Bald lief er stundenlang ohne zu ermüden.


    Wieder bemerkte er, wie wichtig es war, als Einheit zu agieren und zu funktionieren. Der Probati vor ihm begann zu straucheln...


    Gerade rechtzeitig kam der Befehl...
    Wieder rappeln, knirschen und quietschen der Ausrüstung.
    Die Probati richteten sich aus und standen still.

    Das vielschichtige Geräusch der sich ausrichtenden Probati blieb, dauerte aber nur kurz an. Eine Phalanx aus glänzendem Metall und bunten Scutum stand bedrohlich in der Morgensonne.


    Primus hoffte daß der Centurio diesmal zufrieden war. Langsam begann das ungewohnte Gewicht seiner Ausrüstung sich bemerkbar zu machen.

    Keuchend und schwitzend rappelten sich die Probati wieder zu einer Reihe zusammen. Diesmal achteten sie darauf, daß jeder eine Armlänge Abstand hielt und richteten sich mit der rechten Hand auf der linken Schulter solange aus, bis die Einheit eine saubere Linie bildete.


    Primus erfuhr hier daß das Individuum in einer Kampfeinheit nicht zu suchen hatte. Hier zählte das Wir, nicht das Ich.
    Was ihn betraf, so war er bestrebt dem absolut zu entsprechen.


    Nach 30 Sekunden war alles wieder ruhig , alles starrte geradeaus und betrachtete aus dem Augenwinkel was der Centurio und der Optio nun machten.

    Der gebellte Befehl ließ die Reihe zusammen zucken. Ein unbeschreibliches Geräusch aus klappernden Rüstungsteilen, knirschendem Leder und den scharfen Einatmen der Rekruten erklang.


    Primus fuhr sich zu seiner vollen Größe aus, Scutum und Pilum bildeten eine perfekte Einheit. Sein Blick starr geradeaus auf einen Punkt vor ihm geheftet.
    Er blickte dabei ernst und entschlossen, bereit jeden Befehl des Centurio auszuführen.