Beiträge von Gaius Terentius Primus

    Es herrschte Tauwetter, das allenthalbene Weiss wich einem schmutzigen Grau in Grau. Ein feiner Nieselregen begann und setzte der Kleidung und dem Gemüt zu. Aus Rücksicht auf Valentina kam die Gruppe nur halb so schnell voran wie es allgemein für Soldaten üblich war.
    Primus, welcher neben Valentina ritt warf einen Blick auf sie und meinte,
    ...vielleicht wärst du doch besser mit einer Kutsche oder dem Schiff gereist,...ich fürchte in Confluentes wirst du zunächst einmal in ein Erkältungsbad verschwinden müssen...

    Auf Geheiß des Magister trat Primus an die Türe des Legaten und atmete tief ein.Thilo´s Erzählung nach mußte der Legat sein Ansinnen in den gänzlich falschen Hals bekommen haben.
    Wie dem auch sei...
    Er streckte sich und klopfte an die Türe,...wartete auf die Aufforderung einzutreten und blieb dann salutierend vor dem Schreibtisch des Legaten stehen.
    Salve Legatus Vinicius,...melde mich wie befohlen...
    Die Spiele konnten beginnen...nur daß er sich vorkam als hätte man ihn ad bestias verurteilt.

    Das würde nichts mehr mit den beiden, so schwante Primus. Was bildeten sich diese Officiumfuzzis eigentlich ein? War er nicht einmal eines Grußes würdig?
    Er atmete ruhig durch, rang seinen Wunsch den Kerl in zwei Teile zu hauen nieder und entgegnete,
    Die Aufforderung erfolgte per Boten...

    Primus kam mit einem Bündel Rollen an und übergab sie Ocellus, damit dieser sie an der Wand befestigen konnte. Es waren Darstellungen von Angriffsformationen, Ausweichmanövern und Rückzugsorientierungen.
    Primus nahm Platz und unterhielt sich mit Lucius, der nach dem Anpfiff recht ruhig geworden war.

    Primus betrat das Officium und nahm den Helm vom Kopf.
    Seine ganze Gestalt glänzte vor Schnee und Eis.
    Der Fabier hatte es beim letzten Zusammentreffen nicht gerade darauf angelegt mit ihm Freundschaft zu schließen, so beließ er es bei einer kurzen Begrüßung und kam gleich zur Sache.
    Salve Fabius,...ich werde...erwartet...
    Dabei stach sich sein Blick an der Türe des Legaten fest.

    Die Quintilierin gefiel ihm immer besser. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und während Thilo das Gepäck auf das Begleitpferd band half Primus Valentina in den Sattel.
    Als sie dort oben saß blickte er zu ihr auf und meinte,
    ...ähem,...bist du schon mal geritten...?

    [Blockierte Grafik: http://img804.imageshack.us/img804/5987/kelte.jpg]



    Thilo sah den Römer ein wenig konsterniert an,...hatte er sich die Worte falsch gemerkt,...oder falsch rezitiert?
    Als ihn der Römer quasi rausschmiss richtete er sich zu seiner ganzen Größe und Breite auf, welche die Gestalt des Legaten in allen Belangen überragte.
    Ist das der Dank Roms?...der Praefectus hat auf diese Weise sicherstellen wollen, daß sein Einsatz alleine dem Wohle Romas,...seine Treue dem Kaiser und somit dir als seinem Vertreter gilt!
    Zorn ließ seine Schläfen pochen, als er nach seinem schwarzen Mantel griff und ihn sich mit gekonntem Schwung umwarf.
    Alles in ihm brüllte nach Vergeltung, ...sein wildes Blut kochte.
    Er zog die Kaputze über den Hinterkopf sodaß nur noch sein wallendes Barthaar zu sehen war,...der Rest des Gesichtes lag im Schatten.
    Ich werde ihm ... deinen Wunsch ihn zu sehen mitteilen.
    Eine leichte Verbeugung und er ließ den Legaten zurück.
    Schwer stampften seine Schritte durch das Atrium.
    Seine Faust ballte sich auf dem Griff seines im Umhang verborgenen Schwertes. Der lederumwickelte Griff knirschte.
    Was hielt ihn ab diesen Politiker zu töten...und dann auf die andere Seite des Rhenus zu gehen?
    Seine Freundschaft zu Primus und seiner Familie.
    Er dachte an Tullia,...an Lupus...
    Die Türe wurde geöffnet und er verließ das Haus...
    Es begann wieder zu schneien,...

    Thilo erinnerte sich ganz genau an die Worte die Primus ihm mitgegeben hatte. Auch wenn er kein Römer war, so bewunderte er doch die unbedingte Loyalität des Reiterkommandanten zu seinem Kaiser.
    Leicht nickte Thilo und entgegnete,
    Ja Herr,...er gab mir ein paar Worte mit,...
    Er räusperte sich, die Sprache war schwer und hart,...er hatte den ganzen Weg versucht sie sich zu merken.
    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."
    Thilo sah den Legaten an und schloß,
    Honor et fidelitas!.... Legatus,...das waren seine Worte...

    Thilo wußte nicht wie er sich zu verhalten hatte, einerseits sah der Mann vor ihm nicht so vornehm aus wie der Sklave von vorhin, andererseits schien er der Legat zu sein.
    Er beschloß sich so zu verhalten als sei dieser der LAPP.
    Sein Kopf sank etwas herab und er reichte dem Mann den versiegelten Brief mit den Worten.
    Salve Legat,...ich bringe dir eine Depesche aus Confluentes,...von Terentius Primus.
    Primus war sein Freund und er ein germanischer Adliger,...weshalb er ihn als zivile Person geschickt hatte und nicht einen seiner Männer blieb wohl sein Geheimnis.


    Salve Legatus Vinicius,
    die Lage in Confluentes ist ernst.
    Administratio nach meinem Eintreffen geflohen.
    Zustände in der Curia indiskutabel.
    Setzte den Kommandanten der Vigiles wegen Trunkenheit fest und schicke Boten an Comes zwecks Übernahme der Stadt.
    Meine Offiziere sichern derweil die Curia und deren Archive vor eventuellen Übergriffen.
    Bevölkerung ist ruhig.
    Intervention wurde soweit nicht wahrgenommen.
    Nach Eintreffen des Comes wird die Curia übergeben.
    Vale
    GTP.
    [Blockierte Grafik: http://img532.imageshack.us/img532/7558/siegeloriginal.gif]





    Thilo folgte dem Mann,...war es ein Sklave? Er sah gut aus,...Keidung und Habitus waren ansehnlich.Nicht wie die armen Kerle in den Steinbrüchen oder am Portus...man mußte Glück haben dachte er,...nur Glück...

    Thilo starrte den Servus an und entgegnete,
    Ich habe eine persönliche Mitteilung für den Legaten von Praefectus Terentius Primus,...
    Er sparte sich den Hinweis auf die Dringlichkeit und nestelte an der versiegelten Botschaft herum.

    Primus glaubte seinen Ohren nicht zu trauen als Lucius dem Gegenüber der sich als Comes aufgespielt hatte etwas von Kriegsrecht erzählte.
    Da gingen wohl wieder alle Gäule mit ihm durch.
    Als dann auch noch der Fabier an ihm vorbei mit Lucius sprach und ihm quasi eine Revolte unterstellte wußte er was hier gespielt wurde.
    Mit einer Geste machte er Lucius mundtot und sah den Fabier an.
    Natürlich wird es einen Bericht geben,...stante pede wird es das.
    Lucius war inzwischen zu ihm getreten und hielt sich, ebenso wie seine Männer bereit.
    ...Comes,...Magister Officiorum,...wir verlassen jetzt die Curia und ich begebe mich nach Mogontiacum,...
    Hier gab es nichts mehr zu reden. Er war kein Politiker und somit diesen Bürokraten verbal kaum gewachsen, wenn sie von zwei Seiten auf ihn eindrangen. Es gab jetzt nur eines zu tun, nach Mogontiacum zu reiten um für Klärung zu sorgen.
    Ein kurzes Nicken und die Equites zogen mit Lucius ab.
    Er blieb vor dem Fabier stehen und mente,
    ...ich weiß nicht was hier gespielt wird, Quintus Fabius, aber sei versichert, auch als altgedienter Soldat,...hier läuft etwas schief und das nicht von unserer Seite aus.
    Er sah sich um, sah den Comes stehen.
    Dann setzte er seinen Helm auf und nickte dem Fabier zu.
    Vale...die Stadt wartet auf eine Administratio,...gebt ihr eine...
    Dann folgte er seinen Männern hinaus.

    Primus blieb stehen und betrachtet den älteren Mann.
    Quintus Fabius Vibulanus?...jener Fabius Vibulanus der in XXII. gedient hat...unter Appius Terentius Cyprianus?
    Das war doch etwas mit dem Vorstellen. Man wußte sofort wen man vor sich hatte,...konnte Bande knüpfen, Gemeinsamkeiten eroieren.
    Sein Blick fiel kurz auf den dahergelaufenen Comes...der alleine durch seine Aura glaubte Tür und Tor öffnen zu können.
    Fatzke,...
    Seine Blick fiel wieder auf seinen Gegenüber und seine Miene entspannte sich ein wenig.

    Primus betrachtete den kleinen Beamten, der sich aufplusterte wie ein Pfau. Sein Blick traf Lucius der den Comes ebenfalls leicht amüsiert musterte. Nachdem der Pfau seine Lamentia mit dem damit verbundenen Rundlauf beendet hatte beugte sich Primus ein wenig vor und sagte höflich und mit Eisesstimme,

    Meine Befehle erhalte ich von meinem Vorgesetzten. Da du offensichtlich glaubst, daß allein dein Titel dir Türe und Tor öffnet ohne deinen Namen zu nennen, wundert es mich nicht, daß du ebenso glaubst deine bloße Anwesenheit würde die Dinge regeln...Ich kenne dich nicht, also treibe es nicht zu weit. Sonst lasse ich dich bis zur Überprüfung der Identität in den Carcer bringen!

    Dummer kleiner Wichtigtuer...dachte Primus.

    Jedoch wenn du tatsächlich derjenige bist, für den du dich ausgibst, geleite die Stadtverwaltung in ruhiges Fahrwasser,...mit der Administratio ...nun,...sie hat nach unserer Intervention das Weite gesucht.

    Dann trat er ein wenig zurück und sah den Politiker ernst an.

    Dies ist eine Garnisonsstadt,...ich bin der Befehlshaber dieser Garnison. Wenn deine Administratio ihre Arbeit ordentlich machen würde hätte ich niemals beim LAPP interveniert.
    Offensichtlich entsprach es seinem Wunsch die Dinge hier zu untersuchen.
    Das habe ich getan,...ich habe dir daraufhin Bescheid gegeben,...mit einem Boten meiner Wahl... alleine ihm bin ich Rechenschaft schuldig, es sei denn du hast eine Legitimation bei dir, die mich dir unterstellt!


    Sein Blick wanderte kurz vom Politiker ab, Er betrachtete die neugierigen Gesichter der Angestellten der Curia. Es würde nichts bringen diesen Fatzke jetzt Manieren beizubringen, auch wenn Lucius´Blick etwas anderes sagte.

    Etwas leiser meinte er,

    Ich schlage also vor, daß du dir keine Gedanken über meine Legitimation machst, sondern dafür sorgst, daß diese Stadt den Winter übersteht. Dazu steht dir die Garnison selbstverständlich zur Seite. Ich lasse dir meinen Adjutanten, Decurio Ariaeus Dexius Lucius als Verbindungsoffizier hier.


    Er winkte Lucius näher.

    Darf ich vorstellen,...Decurio Ariaeus Dexius Lucius, dies soll der Comes sein,...Namen habe ich keinen,...aber ich denke das dürfte sich trotz des Widerstandes seinerseits bald aufklären.
    Du hälst Kontakt zwischen ihm und der Garnison. Wenn er irgendetwas braucht, klärst du das vor Ort oder mit mir bei Bedarf.


    Er nickte seinem Freund zu, bedachte den unidentifizierten Comes ohne Namen mit einem vielsagendem Blick und verabschiedete sich.