Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    Gesühnt? Valerian nahm natürlich an, daß dies von besagtem Bruder erledigt worden war, wie könnte das auch anders sein? Doch er fragte sich, ob es wirklich half bei der Bewältigung der Trauer, wenn man wußte, daß die Mörder für ihre Taten bezahlt hatten. Sicher, die Ahnen im Jenseits wußten es gewiß zu schätzen, daß ihr Tod nicht ohne Sühne geblieben war. Valerian ging auch nicht mehr darauf ein, er wollte nicht noch mehr in der Wunde herumstochern, den Schmerz nicht noch weiter vergrößern.


    Das Thema wechselte zu Rom und hier fühlte er sich auch gleich wieder viel sicherer, hier kannte er sich aus. "Manchmal frage ich mich, wie sich jemand wohl Rom vorstellt, der nur davon erzählen hört. In Germanien wurde ich oft nach Rom gefragt und habe mir große Mühe gegeben, es zu beschreiben. Aber ich hatte immer das Gefühl, daß meine Worte nicht ausreichen würden, um demjenigen wirklich eine Vorstellung davon zu vermitteln. Wie ist es Dir damit ergangen? Wie ist Dein Eindruck? Bist Du eher enttäuscht von Rom oder staunst Du eher?" Ihr Lächeln sah bei diesem Thema viel befreiter aus.


    Doch dann war es wieder Sorge, die sie drückte. Ihre geflüsterten Worte waren nicht für ihn bestimmt, das merkte sogar er. Doch sie kamen so von Herzen, daß er gar nicht anders konnte, als darauf zu reagieren. Einen Moment lang blickte er auf seine Hand, die noch immer auf der ihren lag, und drückte ihre abermals. "Meinst Du Deine Familie hier? Ich glaube nicht, daß Du Dir um sie Sorgen machen mußt. Unser Patron wird schon dafür sorgen, daß ihnen nichts geschieht. Er hat seine Befehle und muß sie ausführen. Aber wie er sie ausführt, liegt bei ihm. Vertraue ihm ein bißchen, Flamma..."

    Valerian hörte aufmerksam zu und fühlte sich nicht im geringsten gelangweilt. Ganz im Gegenteil. "Ja, die Cherusker sagen mir etwas", nickte er und legte den Kopf schief. Dieser Stamm war ja bei den Römern nicht gerade gut angesehen. Immerhin war er einer der Hauptbeteiligten bei der Varusschlacht gewesen und hatte den Römern auch anschließend eine Menge Ärger gemacht. Aber es war auch bekannt, daß nicht der ganze Stamm römerfeindlich gewesen war. Es hatte auch treue Verbündete unter den Cheruskern gegeben.


    "Sie griffen euch an, weil ihr einem Verletzten geholfen habt?" Seine Augen weiteten sich und er schüttelte entsetzt den Kopf. Nein, dieses Dorf gehörte wohl eher zu der römerfeindlichen Seite. Bis auf die Familie von Flamma. Valerian streckte die Hand aus und legte sie leicht auf ihre Hand, um ihr sein Mitgefühl auszudrücken. Wie schrecklich, die Eltern auf solche Weise zu verlieren!


    "Es ist ein Wunder, daß Du Deinen Bruder wiedergefunden hast. Da hattet ihr gewiß den Segen der Götter." Wie sollte so etwas sonst möglich sein? "Was für furchtbare Dinge Dich ins römische Reich geführt haben... Flamma... Es ist einfach schrecklich, daß Du Deine Eltern auf so entsetzliche Weise verloren hast." Ganz leicht drückte er ihre Hand und hoffte, daß ihr diese Berührung nicht unangenehm war. "Darf ich fragen, was Dich nach Rom führt? Hast Du besondere Pläne für Deine Zukunft?" Gerade als gebildete Frau hatte sie durchaus einige Möglichkeiten.

    Zitat

    Original von Quintus Duccius Eburnus
    Als Quintus in sein Contubernium kam, saßen die anderen da und machten sich gerade für den Tagesdienst fertig. Er warf Valerian zwinkernd die Rolle zu...


    Hier, schon wieder Post von du weißt schon wem.


    Valerian fing die Schriftrolle auf. "Was? So schnell?" Seine Ohren röteten sich unübersehbar und mit fliegenden Fingern löste er die Versiegelung. Dann begann er zu lesen. Er verschlang Wort für Wort und dabei wurde ihm ganz warm ums Herz. Schließlich ließ er die Schriftrolle sinken. "Sie möchte sich wieder mit mir treffen..."

    Zitat

    Original von Quintus Duccius Eburnus
    Quintus grinste. Vor jenem schicksalhaften Tag in Borbetomagus hätte genauso geantwortet. Er beschloss, die Situation auf die Spitze zu treiben...


    Welche Befehle Miles? Schnell!



    Ja, in Borbetomagus hatte es ein paar Fälle gegeben... doch das war eher die Ausnahme gewesen. Zumindest dort, wo er gekämpft hatte. "Milites! convenite!", antwortete er jedenfalls wie von der Bogensehne geschnellt. "Gibt es der Raum und die aktuelle Situation her, würde ich möglichst eine Linie bilden lassen, oder eine Doppellinie."


    Er zuckte die Schultern. "Sicher, es macht einen Offizier aus, daß er in der schlimmsten Schlacht einen kühlen Kopf und den Überblick behält. Daß seine Stimme den Männern Halt gibt... Mit gewohnten Befehlen, die man einfach nur ausführen muß, wenn man im Kampf plötzlich nicht mehr weiß, was man da eigentlich macht. Wenn man das Gefühl hat, der Boden tut sich unter den Füßen auf..." Die Stimmes seines Centurios ... ja, das würde er nie vergessen.


    "Aber das ist ja nicht alles. Ein Offizier muß auch seine Männer kennen, sie einschätzen können. Er muß Organisationstalent besitzen und die Fähigkeit besitzen, sich bei den Männern durchzusetzen. - - Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob ich all diese Eigenschaften besitze. - Vielleicht zweifle ich so an mir, weil ich in der Verwaltung so versagt habe..."

    Na, da hatte der Octavier aber Glück, daß Valerian wieder mit am Tor stand. Er erkannte ihn wieder, hatte er ihn doch vor gar nicht so langer Zeit schon einmal zum Magister Domus Augusti geführt. Und er hatte den Namen auch auf der Liste schon gesehen, wo er bereits als neuer Procurator ab epistulis eingetragen war. Ein Posten, der viel Arbeit bedeutete. Valerian wußte ja, wieviele Leute sie da immer hinführen mußten.


    "Salve, Eques Octavius Augustinus Major", grüßte er den Mann also und durchsuchte ihn kurz nach Waffen. Natürlich ohne etwas zu finden*. "Wenn Du mir bitte folgen würdest?" Er ging voran und führte den Mann zum Officium des Magister Domus Augusti.



    Sim-Off:

    *Hoffe ich wenigstens :P

    Valerian konnte es wirklich nicht glauben. "Ich weiß all diese Wege der Zerstreuung durchaus zu schätzen. Und es ist ja nun auch nicht so, als würde ich jeden freien Tag in einem Lupanar verbringen. Doch ich muß sagen, so völlig auf dieses Vergnügen verzichten, möchte ich wirklich nicht. Aber gut, jeder ist eben anders. Und wenn es bei euch eben so streng gesehen wird, dann verstehe ich das natürlich." Nagut, verstehen war zuviel gesagt. Aber er respektierte es. Und es war gut, daß er das jetzt erfuhr, bevor er versuchte, den Kameraden in ein solches Haus zu entführen.


    Doch dann entwarf Eburnus dieses Szenario und Valerian meinte, ohne lange nachdenken zu müssen: "Naja, als erstes natürlich das Signum schnappen und hochhalten. Wenn es kein anderer schon getan hat. Ich meine, das macht doch eigentlich jeder, oder nicht? Es kommt dann auf die Situation an. Aber ich denke, wenn man die Männer sich sammeln läßt, so daß sie sich gegenseitig unterstützen können im Kampf, dann ist schon die Hälfte geschafft. Gewohnte Befehle geben halt... Die passenden natürlich..." Er zuckte die Schultern. Ob das für Führungsqualitäten sprach?

    Die Antwort war zwar nur sehr kurz, doch war Flamma durchaus anzumerken, daß sie ein wenig ruhiger wurde. So hatten seine Worte wohl doch ein bißchen was genutzt, auch wenn ihre Sorgen natürlich nicht kleiner geworden waren. Doch die wurden auch nicht kleiner, wenn sie hier nur saß und sich die Fingernägel abkaute vor lauter Angst. Da war es vermutlich doch besser, wenn sie einfach von etwas anderem sprachen.


    "Ja, Flava ist sehr lieb. Sehr schade, daß sie wieder zu unserer alten Tante gezogen ist, ich hätte es besser gefunden, wenn sie bei Valentina geblieben wäre." Aber was nicht war, war eben nicht. Von hier aus konnte Valerian wenig tun. Nicht mehr, als seinen guten Freund Drusus um Hilfe zu bitten. Wie gut, daß er den hatte, sonst würde er vermutlich völlig verzweifeln.


    "Du kommst aus Germania Magna? Dafür sprichst Du aber wirklich gut Latein und bist sehr gebildet. Wie kommt das? Entschuldige, ich will euch nicht herabsetzen. Aber... so ganz normal ist das doch nicht, daß die Germanen aus Magna Latein sprechen und römische Bildung besitzen." Es war einfach eine neugierige Frage, nicht mehr. "Du welchem Stamm gehörst Du denn?" Nicht, daß er viele kennen würde.

    "Na, glaubst Du, ich wäre anders, wenn es um meine kleine Schwester geht? Das ist einer der Gründe, warum ich es lieber sehen würde, wenn sie nach Rom ziehen würde. Aber sie ist so eine entsetzlicher Sturkopf. Und auch wenn ich ihr Vormund bin, so kann ich sie doch letztendlich nicht zwingen." Gerade der Versuch von Zwang hatte auf Valentina garantiert die gegenteilige Wirkung.


    "Ist das wirklich so? Ihr dürft nicht mal in ein Lupinar?" Das haute Valerian wahrhaftig um. "Da entgeht euch aber einiges!" Das konnte sich Valerian gar nicht vorstellen. Nicht, daß er dauernd in solchen Häusern sein Geld verpulverte, doch hin und wieder wußte er ein wenig Vergnügen durchaus zu schätzen. "Wie stehst Du denn da Deine Dienstzeit durch? Zwanzig Jahre kein Vergnügen dieser Art!" Immer noch ungläubig schüttelte Valerian seinen Kopf.


    Das das wich gleich wieder einiger Verlegenheit, als die Sprache auf Philogena kam. "Ich bin mir nicht sicher, ob ich für eine Karriere geeignet bin. Sicher, als Soldat bin ich um Längen besser, als damals in der Verwaltung. Aber habe ich Führungsqualitäten?" Das hatte er nie ausprobiert. Also abgesehen von der kurzen Leitung damals bei der Befragung der Germanen...

    Der Majordomus war ziemlich schnell wieder verschwunden. Ein wenig merkwürdig fand Valerian den Mann ja. Aber vermutlich hatte er schlicht viel zu tun und war deswegen so kurz angebunden. Die Sklavin, die bald darauf Getränke und etwas zu essen brachte, entschädigte dafür vollkommen. "Komm, setzen wir uns wieder und genießen wir die Dinge, die uns hier gastlicherweise angeboten werden." Er nahm den gefüllten Becher mit einem dankbaren Nicken von der Sklavin entgegen und nahm sich dann ein Stück Brot.


    "Ich will Dich nicht anlügen, Flamma. Ich weiß es schlicht nicht. Es könnte gut sein, daß es etwas länger dauert, den Praefecten davon zu überzeugen, daß Du nicht wirklich einen Anschlag auf ihn verüben wolltest und daß Deine Familienmitglieder keine Feinde Roms sind. Doch Du bist hier gut untergebracht. Hab also keine Angst. Vor allem bist Du nicht allein, Du hast Freunde, die Dir helfen." Er lächelte ihr aufmunternd zu. An ihrer Stelle hätte er auch Angst. Den Zorn des Praetorianerpraefecten auf sich zu ziehen, war eine sehr ungesunde Angelegenheit.


    "Flava ist meine Cousine... naja, ziemlich entfernte Cousine. Doch da ihre Familie nicht mehr lebt, bin ich sogar ihr Vormund. Und auch der von Valentina, meiner Schwester. Hast Du sie auch kennengelernt oder nur von ihr gehört? Es gibt sicher noch andere Quintilier. Auch welche, die mit mir verwandt sind. Nur ist der Kontakt nicht sonderlich gut. Einen Cousin gibt es auch noch, aber von dem habe ich auch schon länger nicht gehört." Er seufzte und trank einen guten Schluck aus dem Becher. Hoffentlich brachten sie die Familie mal wieder mehr zusammen. "Ich war übrigens nur knapp drei Jahre in Mogontiacum. Ich bin ein waschechter Römer. Hier geboren und aufgewachsen."

    Das klang nach einer schlimmen Erfahrung. Valerian blickte einen Moment verlegen auf seine Hände. Doch dann blickte er auf. "Bereust Du es? Bereust Du es, Dich in sie verliebt zu haben? Oder überwiegt das Schöne den Schmerz am Ende?" Er fragte sich einfach, ob es ein Fehler war, mit Philogena weiter Kontakt zu halten. Natürlich freute er sich über jedes Wort von ihr. Doch tat er ihr damit nicht auch weh? Es konnte keine Zukunft für sie geben. Nicht in den nächsten 16 Jahren. Es sei denn, er legte eine steile Karriere hin. Und das fand er denn doch sehr zweifelhaft. "Ich frage mich, ob es nicht besser für uns beide wäre, wenn ich... naja, ihr schreiben würde, daß es unmöglich ist. Obwohl mir das echt schwerfallen würde. Ich möchte sie unheimlich gerne wiedersehen."

    Valerian räusperte sich leicht verlegen. "Ob es dazu kommt, daß Duccia Flamma hier übernachtet, ist noch nicht ganz klar. Aber eine Erfrischung und einen Imbiß nehmen wir gerne." Er hatte ebenfalls Durst nach dem Gang durch die Stadt. Und Hunger hatte er auch. Aber den hatte er ja eigentlich immer. Er scheute sich auch nicht, das Angebot des Majordomus anzunehmen. Sein Patron war nicht geizig und die paar Lebensmittel würden ihn auch sicher nicht arm machen.

    Sie kannte Flava! Und hatte zumindest von Valentina gehört! Eigentlich wollte er sogleich weitersprechen und weiterfragen, doch das Erscheinen des von dem Sklaven angekündigten Majordomus hinderte ihn daran. Valerian erhob sich wieder und klemmte sich seinen Helm unter den Arm. Die Kinder wurden prompt von dem Mann verscheucht, anscheinend wurde sowas hier doch nicht geduldet.


    "Salve", grüßte Valerian den Majordomus, nachdem er an Flammas Seite getreten war. "Dein Herr, mein Patron und Vorgesetzter, Prudentius Balbus schickt uns hierher. Die junge Dame hier, Duccia Flamma, ist bis auf weiteres sein Gast und ich soll vorerst bei ihr bleiben. Ich nehme an, daß er bald weitere Nachricht schicken wird." Was aber noch ein bißchen dauern konnte, wenn Valerian die Situation richtig einschätzte.

    Da hatte er es also wieder mal geschafft: Mit beiden Füßen kräftig hinein ins Fettnäpfchen. Valerian seufzte und setzte sich auf die Marmorbank. Er nahm seinen Helm ab, legte ihn neben sich und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. "Bitte entschuldige. Aber woher soll ich denn wissen, was Du weißt und was Du nicht weißt? Wenn Du nicht weißt, was ein Praetorianerpraefect ist, wie kann ich dann davon ausgehen, daß Dir klar ist, was ein Consul ist? So weit sind die beiden nicht voneinander entfernt, was Macht und Einfluß angeht. Es tut mir wirklich leid, Flamma. Ich habe Dich nicht beleidigen wollen." Sie schien wirklich sauer zu sein. Mächtig sauer. Doch er hatte keine Ahnung, wie er das wieder hinbiegen sollte.


    "Ich habe... die Fragen nicht nur gestellt, um eine lockere Unterhaltung zu führen. Bevor ich Praetorianer wurde, habe ich in Mogontiacum gelebt, ich war bei der Legio II. Meine Schwester... sie ist mir damals nachgereist. Sie lebt noch immer dort und ich mache mir große Sorgen um sie. Ich hatte gehofft... Deine und meine Familie sind schließlich befreundet. Sogar miteinander verschwägert. Deshalb hielt ich es nicht für unmöglich, daß Du sie kennengelernt hat. Aber... das ist wohl nicht der Fall, sonst hättest Du bei der Nennung meines Namens anders reagiert. Entschuldige, daß ich Dich damit belästigt habe." Er atmete tief durch. Es war auch dumm gewesen zu glauben, daß sie Valentina kannte. Vermutlich hatte sie gar nicht in Mogontiacum gelebt...

    Sie betraten das Atrium und Valerian wunderte sich ein wenig, daß diesen Sklavenkindern erlaubt wurde, ihre Füße im impluvium zu baden. Vor allem, wenn gerade Gäste hereinkamen. Valerian blickte sich um. Das Atrium war noch so prachtvoll, wie er es in Erinnerung hatte. "Diese Statue dort stellt den Vater des Princeps dar, den Consul Gaius Prudentius Commodus. Er ist leider verstorben", erklärte er und trat etwas näher an das Kunstwerk heran. "Du weißt doch bestimmt, was ein Consul ist, oder? Der Princeps ist nicht irgendwer... Er hat durchaus Einfluß", versuchte er ihr Mut zu machen.


    "Darf ich fragen, woher Du kommst? Hast Du in Mogontiacum gelebt?" Bei der Feier damals in der Casa Duccia war sie ihm jedenfalls nicht aufgefallen. Ob sie da schon da gewesen war? Es war schon merkwürdig, wie klein die Welt doch war.

    Valerian nickte. Er warf Flamma einen auffordernden Blick zu, doch der war gar nicht nötig. Sie folgte dem Ianitor auch ohne weitere Aufforderung in das Haus. Und so betrat er hinter ihr auch die Villa und das prachtvolle Atrium, das er ja schon kannte.

    Ah, da war er tatsächlich wieder und wußte sogar noch seinen Namen, das war doch mal was. "Salve", grüßte Valerian und schüttelte dann den Kopf. "Nein, das ist keineswegs mein Anliegen. Im Gegenteil schickt mich Dein Herr mit dieser jungen Dame, ihr Name ist Duccia Flamma, hierher. Sie soll sein Gast in diesem Haus sein und ich soll erst einmal bei ihr bleiben. Er wird sicher bald Nachricht schicken, was dann weiter geschehen soll." Zumindest nahm er an, daß er bei ihr bleiben sollte, bis eine Klärung der Situation herbeigeführt war. Für ihre Sicherheit verantwortlich sein interpretierte er so. Wenn er verantwortlich war, dann solange, bis diese Verantwortung von ihm genommen wurde.

    Zusammen mit Flamma schritt Valerian auf die Porta zu und klopfte kräftig an. Hoffentlich öffnete der gleiche Ianitor wie damals, denn der würde ihn gewiß wiedererkennen. Und hoffentlich vertraute der einfach auf sein Wort, denn eine Nachricht konnte Balbus kaum vorausgeschickt haben.


    Valerian warf Flamma einen aufmunternden Blick zu. In diesem Haus würde es ihr auf jeden Fall erstmal gut gehen. Besser als im Carcer allemal. "Er hat gesagt, ich bin für Deine Sicherheit verantwortlich. Das bedeutet, ich soll erstmal bis auf weiteres bei Dir bleiben. Er ist ein kluger Mann, Du kannst ihm wirklich vertrauen. Wichtig ist, daß Du ruhig bleibst und Dich nicht zu Dummheiten hinreißen läßt." Wie zum Beispiel abhauen zu wollen, aber das sprach er dann doch lieber wieder nicht aus. Sie würde ihn auch so verstehen.

    Valerian hätte ihr sagen können, woran das alles lag, doch er brachte es nicht übers Herz, ihr das so schonungslos vor den Kopf zu knallen. Also zuckte er mit den Schultern. "Manchmal folgt auf ein Unglück eine Verkettung von Mißverständnissen und weiteren Unglücken. Aber glaube nicht, daß der Princeps Dich und Deine Schwierigkeiten nicht ernst nimmt. Würde er das nicht tun, würde er Dich nicht in sein Haus bringen lassen. Und glaubst Du, warum er mich ausgewählt hat? Immerhin ist er auch mein Patron. Und er weiß ganz genau, daß Eburnus und ich zum gleichen Contubernius gehören."


    Während sie weitergingen, entzogen sie sich glücklicherweise auch wieder den Blicken der Neugierigen. "Erfreut, Dich kennenzulernen, Duccia Flamma." Natürlich hatte er ihren Namen vorhin im Officium des Princeps schon gehört, aber so richtig lernte er sie ja trotzdem erst jetzt kennen. Und ihr bezauberndes Lächeln war doch schon etwas ganz anderes, als ihr leicht trotziges Verhalten, das sie beim Princeps an den Tag gelegt hatte. Richtig hübsch war sie. Wer war nur so dumm gewesen, sie allein durch die Stadt streunen zu lassen?


    "Da vorne ist es. Die prachtvolle Villa da." Er deutete zu dem besagten Haus herüber und schritt in unvermindertem Tempo weiter darauf zu.


    Ad
    Tiberius Iulius Drusus
    Legio II Germanica
    Mogontiacum
    Provincia Germania




    Salve Drusus!


    Es ist eine große Erleichterung für mich, endlich Nachricht aus Germanien zu erhalten. Meine Schwester hat mir immer noch nicht geschrieben und ich vergehe geradezu in Sorge um sie. Es freut mich, dass das Geld angekommen ist, denn ich fürchtete schon, sie wäre zu stolz, es anzunehmen. Ich werde schon eine Möglichkeit finden, es Dir zurückzugeben. Bitte tu mir den Gefallen, und schau hin und wieder nach Valentina. Damit ich sicher sein kann, dass es ihr gut geht.


    Es tut mir leid zu hören, dass Du krank gewesen bist und ich hoffe, Du bist wieder vollständig genesen. Zu Deiner weiteren Beförderung gratuliere ich Dir ganz herzlich! Wie gerne würde ich darauf einen Becher mit Dir heben! Meine Güte, Du machst ja wirklich Karriere, das muß man Dir lassen!


    Der gute alte Crispus hat die Legion also verlassen? So alt kam er mir eigentlich noch gar nicht vor. Und dann die ganzen Beförderungen! Bei euch ist ja mächtig was los! Und Probus soll schon Optio werden! Das freut mich für ihn. Hier geht es dagegen wesentlich ruhiger zu. Beförderungen hat es noch nicht gegeben seit ich hier bin. Dafür aber Neuzugänge. Stell Dir vor, ein Duccius Eburnus ist aus Germanien hierher versetzt worden und nun in meinem Contubernium. Er war auch in Borbetomagus und über ein paar tausend Ecken sind wir ja sogar verwandt miteinander. Wir haben uns schon ganz gut angefreundet.


    Primus ist verheiratet? Geht denn das überhaupt? Ich dachte, es sei Soldaten nicht erlaubt, verheiratet zu sein? Hat er eine besondere Erlaubnis erhalten? Oder wird er nun gezwungen sein, sich scheiden zu lassen? Es freut mich für ihn, dass sie überlebt hat, sicher hat er sehr um sie getrauert. Und hoffe, dass ihm in diesem besonderen Fall erlaubt wird, die Ehe aufrecht zu erhalten!


    Ja, den Kaiser habe ich jetzt schon ein paar mal persönlich getroffen. Naja, was heißt getroffen. Halt vor seiner Tür Wache gehalten. Und einmal seinen Bruder Aelius Quarto zu ihm geführt und habe dabei sogar ein paar Worte mit dem Kaiser wechseln können. Der ist übrigens ganz in Ordnung, dieser Quarto. Soweit man das als einfacher Wachsoldat beurteilen kann jedenfalls. Dem Kaiser geht es wirklich nicht gut. Er hustet ganz übel. Doch immerhin führt er die Regierungsgeschäfte selbst, das ist doch wohl ein gutes Zeichen? Ich habe letztens ein Opfer für ihn gebracht im Tempel der Minerva. Ich hoffe, auch andere tun das. Denn wenn die Ärzte ihm schon nicht helfen können, so können es doch gewiß die Götter! Und je mehr Menschen darum bitten, umso eher werden diese Bitten erhört.


    Was gibt es neues in Rom? Im Moment ist es sehr ruhig, im Sommer sind ja viele Römer ans Meer verreist. Es ist sehr heiß, vor allem wenn man in Uniform regungslos in der Sonne stehen muß. Doch ich wünsche mir das kalte Germanien trotzdem nicht zurück. Achja, ich habe eine wunderschöne, charmante junge Frau kennengelernt. Purgitia Philogena. Ach, ich sage Dir… sie ist eine Göttin! Und ebenso unerreichbar, denn sie gehört zu der Familie des Senators Purgitius Macer. Aber wenigstens schreiben wir uns. Und wer weiß, vielleicht treffe ich sie ja auch noch mal.


    Ich habe übrigens inzwischen einen Patron. Prudentius Balbus. Er ist Princeps Praetorii und war früher der Preafect der Ala II, da wirst Du Dich ja sicher dran erinnern. Er wird wohl bald heiraten. Eine Aelia. Das wird sicher ein rauschendes Fest, von dem noch lange die Rede sein wird.


    Laß mich überlegen, was gibt es noch neues? Daß der Praefectus Urbi abgelöst worden ist, davon hast Du sicher auch schon gehört. Das war schon irgendwie ein seltsames Ding. So von einem Tag auf den anderen, ohne große Formalitäten. Ich frage mich, ob die Vinicier vielleicht in Ungnade gefallen sind? Sicher bin ich mir nicht, Senator Vinicus Hungaricus scheint weiter im Palast ein- und auszugehen.


    Hm. Es wird darüber gemunkelt, dass es in Hispania wohl bald einen Wechsel auf höchster Ebene geben wird. Aber auch darüber ist noch nichts Näheres bekannt. Schon gar nicht, wer der Nachfolger sein wird. Da sind wir alle sehr gespannt, wen der Senat aussuchen wird. Und neue Standeserhebungen wird es in nächster Zeit wohl geben. Auch da darf man sehr gespannt sein. Die letzten sind ja schon eine ziemliche Weile her.


    Ansonsten gibt es eigentlich nicht viel zu berichten. Ich hoffe, bald wieder von Dir zu hören, mein Freund. Grüß bitte alle schön von mir.


    Mögen die Götter ihre schützenden Hände stets über Dich halten!


    Vale,


    Valerian


    Roma, ANTE DIEM XVII KAL SEP DCCCLVIII A.U.C. (16.8.2008/105 n.Chr.)


    Sim-Off:

    Bitte von der Familienwertkarte abbuchen :)

    Ein halbwüchsigeer Junge gab eine Schriftrolle ab, die versiegelt war und an Purgitia Philogena adressiert war. Anscheinend hatte er seine Belohnung schon erhalten, denn er verschwand eiligst wieder, nachdem er die Schriftrolle losgeworden war.



    Ad
    Purgitia Philogena
    Casa Purgitia
    Roma



    Salve Philogena,


    zunächst einmal möchte ich mich dafür entschuldigen, daß ich so lange nichts von mir habe hören lassen. Bitte glaube mir, es lag allein an meinem Unvermögen, einen Brief irgendwie zu beginnen. Du glaubst nicht, wie viele vergebliche Versuche ich gestartet habe, ohne mit dem Ergebnis dann zufrieden sein zu können. Dein Brief, über den ich mich wirklich sehr gefreut habe, gibt mir nun den Mut, es einfach zu versuchen, auch wenn es nichts vollkommenes sein wird, was Dich erreicht.


    Du musst Dir wegen jenes Tages keine Sorgen machen. Ich bin völlig straffrei davongekommen, immerhin kommt es durchaus häufiger vor, dass wir wegen besonderer Aufträge etwas länger in der Stadt unterwegs sind. Und ich bin um Ausreden noch nie verlegen gewesen. Ich hoffe, auch für Dich ist dieses Erlebnis ohne negative Folgen geblieben. So wie Du schaue auch ich mit einem Lächeln auf jenen Tag zurück, denn es war dank Dir ein wirklich schöner Tag.


    Cassius scheint mir ein sehr guter Name für das gewitzte Kerlchen zu sein und es freut mich zu hören, dass Du ihn behalten durftest und er Dir so viel Freude macht. Wenn er auf den Namen hört, so scheint es wohl tatsächlich sein Name zu sein, meinst Du nicht?


    Ich muß immer wieder an unser Treffen denken und hoffe, dass wir uns bald einmal wieder sehen werden. Ich hoffe, Du bekommst deswegen keine Schwierigkeiten mit Deiner Familie? Denn in Schwierigkeiten möchte ich Dich auf keinen Fall bringen. Bitte schreibe mir bald wieder, Deine Zeilen bringen mir Sonne und Freude in den Tag.


    Mögen die Götter stets schützend an Deiner Seite stehen.


    Auf bald!


    Valerian


    Roma, ANTE DIEM XVII KAL SEP DCCCLVIII A.U.C. (16.8.2008/105 n.Chr.)