"Catilina!" Natürlich konnte Valerian damit etwas anfangen, gar so schlecht war seine Bildung nun auch wieder nicht. "Aber das war doch noch zu Zeiten der Republik. Ich meine, viele Familien haben doch ihre Einstellung geändert, seit dem Ende der Republik. Gezwungenermaßen allerdings." Er grinste ein wenig schief. "Aber war Sertius Catilina nicht sogar ein Patrizier? Die Sergia, mit denen ich es zu tun hatte, sind Plebeier. Vermutlich haben sie mit ihm ungefähr so viel zu tun wie ich mit dem unglückseligen Quintilius Varus, der vor hundert Jahren in Germanien drei Legionen und einige Hilfstruppen ins Verderben führte." Außer dem gemeinsamen Gensnamen hatte Valerian nämlich gar nichts mit Varus zu tun. Selbst die gemeinsamen Vorfahren waren in grauer Vorzeit zu suchen. "Gibt es denn aus aktuellerer Zeit Hinweise, daß die Sergia nicht treu zum Kaiser und zum römischen Reich stehen?"
Beiträge von Lucius Quintilius Valerian
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Oh, es gab Neuzugänge! Valerian musterte die Ankömmlinge neugierig. "Salve und willkommen zurück. Immer herein mit ihnen", grinste er breit und nickte dem Kameraden zu, der anscheinend einen langen Ritt hinter sich hatte. Dann bekam Valerian große Augen. Den einen da, denn hatte er doch schon mal gesehen? Der mußte von der Ala II sein! Doch, Valerian war sich fast sicher! Schade, daß jetzt keine Gelegenheit war, ihn anzusprechen, doch vielleicht später. Es würde ohnehin gleich die Ablösung kommen. Kurz blickte Valerian den Reitern hinterher, dann machte er den Vermerk im Wachbericht.
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Valerian blickte sichtlich verwirrt drein. "Verschwörer? Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, daß Sergia Severa eine Verschwörerin sein soll. Aber so oder so hätte sie doch gar nichts davon, meine Schwester zu beherbergen. Denn ich würde nicht mal meiner Schwester Zutritt zum Palast gewähren, wenn sie dort nicht einen offiziellen Termin hätte." Er konnte es gar nicht glauben. Severa eine Verschwörerin?
"Darf ich fragen, was vorgefallen ist? Inwiefern haben die Sergia sich der Verschwörung schuldig gemacht?" Das war eine wichtige und interessante Frage.
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"Nun, jeder macht mal eine Dummheit, nicht wahr? Nach oben geht es immer leichter als nach unten. Man guckt ja nur nach oben und hat den nächsten guten Halt schon fest im Blick. Nach unten muß man sich mühselig vortasten. Und vor allem sieht man nicht richtig, wo man sicher hintreten kann. Ganz abgesehen davon, daß einem beim runterschauen leicht mal ganz anders wird", erklärte Valerian ruhig, einfach um zu reden und der Situation so die Spannung zu nehmen. So schafften sie Ast für Ast und waren nun schon beinahe unten angekommen, als sie schon wieder mit dieser dummen Katze anfing. Doch er brauchte darauf erstmal gar nicht zu antworten, denn ein eifriges Mauzen von unter dem Baum zeigte nur zu deutlich, daß dieses Tierchen keinerlei Hilfe benötigt hatte, sondern einfach nur um Aufmerksamkeit geheischt hatte. "So ein Strolch! Hat uns doch wahrhaftig reingelegt, dieses kleine Biest!"
Valerian wartete, bis Philogena sich ordentlich festhielt und stieg dann vom letzten Ast, dann faßte er sich schlicht mit beiden Händen an den Hüften und hob sie vom Ast auf den Erdboden. Bei einem Fliegengewicht wie ihr wirklich kein Problem für einen durchtrainierten Soldaten. Dann schnappte er sich das Kätzchen, bevor es davonlaufen konnte, und hielt es ihr hin. "Ich denke, nach all der Mühe, die Du Dir wegen dieses Tierchens gemacht hast, und nach all der Angst, die Du wegen ihm durchstehen mußtest, sollte es Dein sein." Es sah ein wenig struppig aus, und es fanden sich auch zwei, drei Zecken in seinem Fell, doch mit der richtigen Pflege war es sicher ganz niedlich. Außerdem waren diese Anzeichen ein deutlicher Beweis dafür, daß es wohl niemandem gehörte.
Schnell rückte er seine Rüstung und sein Gladius zurecht, denn ein Praetorianer sollte natürlich immer ein würdiges Erscheinungsbild bieten. "Wenn ich mich vorstellen darf? Lucius Quintilius Valerian", stellte er sich vor und lächelte sie freundlich an. Noch immer zierte eine gewisse Röte ihre Wangen, was ihr einen charmanten Ausdruck gab.
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Valerian nickte. Ja, Germanien war absolut nicht die richtige Provinz dafür. "Ich habe in der Villa Sergia ein Zimmer für sie gefunden. Und mit 40 Sesterzen im Monat sogar gut erschwinglich. Wobei ich allerdings glaube, daß Sergia Severa mir da einen absoluten Freundschaftspreis gemacht hat. Sie war wirklich sehr freundlich und hat sogar angeboten, meine Schwester kostenlos aufzunehmen, bis sie eine Tätigkeit gefunden hat, die ihr ein eigenes Einkommen sichert. Nicht, daß ich vorhätte, dieses überaus großzügige Angebot anzunehmen, doch ich fand es ausgesprochen entgegenkommend von ihr." Und nicht zuletzt war Sergia Severa eine überaus anziehende Frau, deren Lächeln einen Mann um den Verstand bringen konnte. Doch das gehörte natürlich nicht hierher.
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Erleichterung machte sich auf Valerians Miene breit, als er das Nicken des Priesters sah. Er schien es einigermaßen gut gemacht zu haben. Blieb zu hoffen, daß die Göttin dies auch so empfand und sein Gebet erhörte. Er wünschte sich dies zutiefst und hoffte, daß das nun folgende Opfer diesem Wunsch entsprechend Nachdruck verleihen würde.
Mit würdevollen Schritten folgte Valerian dem Priester nach draußen. Das Lamm war bereits da, es war ein wunderschönes Tier. Von makellosem Schneeweiß, mit dunklen, samtigen Augen und wunderschön geschmückt. Doch es schien keine Angst zu haben. Ganz ruhig blickte es die Menschen an, als könnte ihm kein Leid geschehen. Für einen winzigen Augenblick tat das hübsche Tierchen ihm leid, doch dann wurde ihm bewußt, daß es doch gar keinen schöneren Tod geben konnte, als einer Göttin gegeben zu werden. Noch während er darüber nachdachte, wurde er mit Wasser bespritzt, was er ohne das geringste Wimpernzucken über sich ergehen ließ.
Die Flötenspieler gaben der ganzen Szene etwas mystisches. Die uralten Weisen trugen die Zeremonie, umschmeichelten die Worte des Priesters. Schließlich erklang die Frage "Agone?" Und Valerian straffte seine Haltung, bevor er deutlich und mit fester Stimme antwortete: "Age"
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Hoffentlich empfand sie es nicht als unschicklich, daß er sie so anfaßte, doch seiner Meinung nach war es die einzige Möglichkeit, sie halbwegs sicher herunter zu bekommen. "Der Ast hält ganz gewiß", beruhigte Valerian sie und betete gleichzeitig darum, daß es so sein mochte. "Und ich werde Dich gerne daran erinnern, so etwas nie wieder zu tun", schmunzelte er, während er darauf achtete, sich selbst und sie gut festzuhalten. Sie hatte Angst und ihre Unsicherheit ließ ihre Bewegungen fahrig wirken. Doch sie schaffte es. Endlich stand sie bei ihm auf dem Ast und hielt sich an ihm fest. Einen Moment lang hielt er sie einfach fest, um ihr die nötige Sicherheit für die nächsten Schritte zu geben.
"Gut gemacht. Das war schon der schwierigste Teil. Halt Dich am Stamm fest. Mit beiden Armen. Ich klettere dann einen Ast tiefer und wir machen es wie eben, ja?. Stück für Stück. Jeder Ast wird dicker und sicherer sein als der vorherige, also fürchte Dich nicht. Und es muß Dir nicht peinlich sein, wirklich nicht."
Er wartete, bis sie sich ordentlich festhielt und er sicher sein konnte, daß sie es schaffte. Dann kletterte er auf den nächsten Ast. Der war zwar ein wenig versetzt, doch das machte gar nichts, eigentlich war es sogar gut, weil sie dann gut sehen konnte, wohin sie treten mußte. Wieder legte er den Arm um sie, wie gut, daß sie so klein war, und hätte sie nun eigentlich schon fast herunterheben können. Doch sie sollte lieber die Kontrolle über sich haben. "Komm, es ist ganz einfach." Sie hatten noch ein gutes Stück Weg vor sich, doch mit jedem Ast kamen sie dem Erdboden näher.
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Aufmerksam hörte Valerian zu und nickte zwischendurch immer mal wieder. Er staunte, wie gut alles vorbereitet war, obwohl es sich ja doch um ein eher kleines Opfer handelte. Der Priester hatte sich offensichtlich viel Mühe für ihn gegeben und dafür war er ihm überaus dankbar. Auf die Frage nach der Verwendung des Fleisches konnte er gleich antworten, denn darüber hatte er sich schon Gedanken gemacht. "An einem Lamm ist ja nicht so sehr viel dran, so daß es den Bedürftigen wohl nicht so viel nützt. Doch ihr hier im Tempel bekommt sicher auch nicht so oft etwas gutes, also möchte ich, daß ihr es bekommt." Schon für die Mühe, die sich hier deutlich zeigte, hatten die Priester diese Spende verdient.
Dann schritt Valerian zur Tat. Ein wenig nervös war er ja schon, denn es war schon sehr lange her, daß er mehr als ein paar Kekse geopfert hatte. Dazu wollte er nun zu einer Göttin sprechen, mit der er nicht sehr vertraut war. Doch die Angelegenheit war ihm sehr ernst und das Opfer kam von Herzen. Jetzt kam es nur noch darauf an, die rechten Worte zu finden. Er trat also an den Foculus heran, nahm etwas von dem Weihrauch und lege ihn in das Kohlebecken. Süßer Rauch verbreitete sich kurz darauf und Valerian begann er zu sprechen. "Oh, Minerva Medica, ehrwürdige Mutter aller Weisheit, Oh, Minerva Medica, machtvolle Hüterin des Wissens, bitte erweise einem einfachen Beschützer des Pater Patriae Deine Güte und schenke mir Dein Gehör."
Er machte eine kurze Pause und griff dann zu dem Kuchen, der ihm gereicht wurde. "Oh, Minerva Medica, bitte labe Dich an diesem Kuchen", er legte den Kuchen auf den Foculus, "und an diesem edlen Wein." Er griff nach dem Kelch mit dem Wein und goß diesen in die Schüssel auf dem Altar. "Verehrte Minerva Medica, Göttin der Weisheit, bitte nimm diese bescheidenen Gaben an." Woran erkannte man eigentlich, daß diese Gaben angenommen wurden? Dieser Gedanke schoß Valerian durch den Kopf, doch er schob ihn energisch zur Seite. Vermutlich erst, wenn das Lamm untersucht wurde, würde man es erkennen. Und nun galt es, sich auf das Gebet zu konzentrieren.
Er atmete tief durch, streckte seine Arme aus, die Handflächen wandte er dabei nach oben. Dann begann er zu sprechen, wobei er versuchte, seiner Stimme Festigkeit zu verleihen, damit man seine Nervosität nicht auch noch hörte. Er hoffte nur, daß die Göttin erkennen würde, wie ernst es ihm war, wie sehr seine Bitte von Herzen kam. "Oh, Minerva Medica, die Du die Weisheit und das Wissen der Welt hütest. Bitte höre mich an. Nicht für mich will ich bitten, sondern für unseren verehrten Imperator Caesar Augustus Gaius Ulpius Aelianus Valerianus, der seit langem von schwerer Krankheit gequält und geschwächt wird. Ich bitte Dich, Mutter der Weisheit, hilf, ihn zu heilen. Rom braucht seine Stärke und seine Klugheit. Bitte segne seine Ärzte mit dem Wissen, das ihm hilft. Bitte gib ihm seine Gesundheit zurück, die er so dringend benötigt. Nur ein kleines Opfer kann ich Dir bringen mit meinen bescheidenen Mitteln. Doch ich verspreche Dir, sollte der Kaiser genesen, so werde ich eisern sparen, bis ich Dir ein großes Opfer bringen kann. Sei Dir meines Dankes gewiß, ich werde es sicher nicht vergessen." Nur dauern konnte es etwas, da er nicht gerade mit Reichtum gesegnet war. Dennoch war er fest entschlossen, dieses Versprechen einzulösen.
Für einen Moment schloß er die Augen. Doch er hatte gesagt, was ihm auf der Seele gelegen hatte und irgendwie fühlte er sich für einen Augenblick leer. Noch einmal atmete er tief durch, dann schloß er das Gebet mit der üblichen Körperdrehung nach Rechts und nahm auch seine Arme herunter. Sein Blick suchte den des Priesters. Hoffentlich hatte er alles richtig gemacht.
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Das Lustige an dieser Situation wurde deutlich überschattet von ihrer Gefährlichkeit. Das Knacken des Astes war mehr als beunruhigend und Valerians Blick war ausgesprochen besorgt, während er sie beobachtete. Vor allem der Moment, in dem sie sich umsah und dabei fast das Gleichgewicht verlor, ließ ihn nach Luft schnappen. Er rechnete fest damit, sie jetzt auffangen zu müssen. Doch irgendwie fing sie sich wieder. Anscheinend hatte sie der Mut, den sie beim Besteigen des Baumes noch verspürt haben mußte, mittlerweile verlassen. Das Umdrehen am Stamm überforderte sie, das war nicht zu übersehen. "Kannst Du den Ast über Dir erreichen, um Dich dort festzuhalten? Nein, warte. Besser, ich komme rauf zu Dir. Rühr Dich nicht."
Oje, was hatte er sich hier nun wieder eingehandelt. Gerne hätte er seine Rüstung und sein Schwert abgelegt, doch das durfte er auf gar keinen Fall. Es könnte jemand in der Nähe sein und sich der Sachen bemächtigen. Immerhin war es verboten, innerhalb Roms Waffen zu tragen. - Abgesehen von den Praetorianern und den Stadtkohorten natürlich. Und so konnte dies Schwert manchem Tunichtgut gerade recht kommen. Nein, er mußte mit der ganzen Ausrüstung rauf, was die Sache doch deutlich verkomplizierte.
Seufzend schob er das Schwert weiter nach hinten und kontrollierte nochmal, ob ihm auch nichts im Weg war. Dann machte er sich daran, den Baum zu erklimmen. Es war nicht einfach, doch er schaffte es schließlich doch. Nun stand er auf einem stabilen Ast, der etwas tiefer lag als der ihre, so daß er schon ihre Hüfte umfassen konnte, während sein anderer Arm um den Stamm gelegt war, was ihm sicheren Halt verschaffte. "So, ich habe Dich nun, es ist alles in Ordnung. Schwing Dein linkes Bein über den Ast und laß Dich dann zu mir hinuntergleiten. Der Ast ist dick und stabil, gerade hier am Stamm. Er wird uns beide tragen, hab keine Angst. Und dann klettern wir Ast für Ast hinunter." Seine Stimme klang fest und sicher. Und er war auch sicher, das zu schaffen.
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Als sie heftig errötete, mußte Valerian unwillkürlich schmunzeln. Süß sah sie ja aus, gerade jetzt mit dem hochroten Kopf. Ihre offensichtliche Verzweiflung ließ ihn dabei natürlich auch nicht kalt. Das Kätzchen miaute kläglich wie bisher, was Valerian allerdings nur wenig interessierte. Die junge Frau in ihrer Not war wesentlich wichtiger. Der Ast sah tatsächlich nicht allzu stabil aus für das Gewicht, das er zu tragen hatte, so klein und zierlich die junge Frau auch war.
"Das schaffen wir schon", sagte er in beruhigendem Tonfall und strahlte damit wesentlich mehr Sicherheit aus, als er selbst verspürte. Doch Ruhe zu bewahren, war für sie jetzt das wichtigste. "Rutsch schön langsam zum Stamm zurück und laß auf keinen Fall den Ast los. Ich werde hier direkt unter Dir stehen und Dich auffangen, falls Du doch fallen solltest. Schön langsam, laß Dir Zeit. Wenn Du den Stamm erreicht hast, setzt Du Dich auf und lehnst Dich an ihn. Dann solltest Du Dich eigentlich drehen können, ohne zu fallen, der Stamm ist sicher, der hält Dich auf jeden Fall. Ich klettere Dir dann entgegen, damit ich Dich sichern kann, während Du herunter kletterst." Hörte sich ganz einfach an. Aber ob es auch so einfach war?
Valerian trat genau an die Stelle, an der er direkt unter ihr stand und breitete für den Fall der Fälle die Arme aus. Sicher, sie würde sich trotzdem wehtun, doch immerhin würde sie sich dann hoffentlich nichts brechen. Das beste wäre natürlich, wenn sie es schaffte, wieder hinunter zu klettern. Gespannt blickte er nach oben. Würde sie es schaffen?
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Valerian war heute dran mit Kochen und so hatten die Kameraden ihn geradezu gezwungen auf dem Rückweg vom Kaiserpalast zur Castra einen Umweg über den Markt zu machen. Und er hatte auch für wenig Geld etwas Speck, Garum, Zwiebeln, Gewürze, Brot, Oliven und Käse erstehen können. Sogar ein wenig Obst war noch drin gewesen für das Geld, das sie zusammengeworfen hatten. Das Paket, das er trug, war recht umfangreich und er war froh, daß er seinen Schild und den Speer den Kameraden mitgegeben hatte, denn damit hätte er sich jetzt nicht abplagen wollen.
Obwohl es ein kleiner Umweg war, nahm Valerian den Weg durch einen kleinen, aber feinen Park. Nur selten hatte er Zeit und Gelegenheit solch schöne Orte zu genießen. Gerade bei so wunderbarem Wetter wie heute. Gemütlich schlenderte er die Kieswege entlang und atmete tief durch. Es duftete nach den Blumen, die in allen Farben und Formen hier wuchsen und auch das war eine angenehme Abwechslung zu dem Geruch nach Leder, Metall und Männerschweiß, dem er sonst ausgesetzt war. Es war eben nicht immer ein Spaß, mit sieben weiteren Männern auf engstem Raum zu leben.
Er dachte an Valentina, während er noch eine zusätliche Runde durch den Park drehte. Wäre es nicht schön, wenn sein Schwesterchen jetzt bei ihm sein könnte? Ach, wenn sie sich doch nur entschließen würde, nach Rom zurückzukehren. Germanien war doch wirklich nicht so schön, daß man es gern gegen Rom eintauschte.
Während er so nachgrübelte, hatte er den Kiesweg verlassen und ging über den Rasen. Hm, jetzt hier im Schatten unter dem Baum sitzen, wäre doch auch ganz nett. Nur ein paar Minuten, da konnte doch niemand etwas dagegen haben. Doch bevor er zu einem Entschluß kommen konnte, wurde es plötzlich dunkel um ihn. Stoff, der vom Baum gesegelt war, hüllte ihn ein. Seine Reaktion war blitzschnell. Er riß sich den Stoff vom Kopf, zog gleichzeitig das Gladius, das unter seinem Mantel verborgen gewesen war, und blickte sich um. Auch nach oben, versteht sich.
"Nanu!", war das erste, was sich ihm entrang, als er eine junge Frau dort oben erblickte. Ganz glücklich wirkte sie nicht. Ebensowenig wie das kleine Kätzchen, das weiter am Ende des Astes hockte und kläglich miaute. "Salve", grüßte Valerian, nachdem er sich von seiner Überraschung erholt hatte, und steckte natürlich sein Schwert ein. Wie gut, daß es keine weiteren Zeugen gab. Das wäre ja fast schon peinlich gewesen. "Brauchst Du Hilfe oder kommst Du klar?"
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Auch Valerian war sich da nicht so sicher. Und das, ohne Priester zu sein. Es gab einfach zu viele Geschichten, in denen schlimme Dinge passierten, weil die Götter einem Helden den Weg bereiten wollten. Oder eben jemand anderer gerade ihr Wohlwollen besaß. Manchmal sogar, weil sie sich einfach langweilten. Nicht, daß er wagen würde, Kritik an ihnen zu üben, doch er wußte einfach, daß man auf alles gefaßt sein mußte.
"Sie lebt in Mogontiacum. Sie hat ihre Wohnung hier in Rom aufgegeben, um mir nach Germanien zu folgen. Es gibt praktisch nur noch uns beide. Ein paar Familienmitglieder sind verschollen, wir müssen wohl davon ausgehen, daß sie tot sind. Sie war hier ganz allein. Und nun ist sie dort ganz allein. Jedenfalls überlegt Valentina, auch nach Rom zurückzukehren, doch sie ist sich noch nicht sicher. Ich habe für sie sogar schon eine Wohnung. Oder genauer ein Zimmer in einer Pension in gutem Hause. Da wäre sie dann auch nicht so allein. Ich hoffe, sie entschließt sich, herzukommen. So könnte ich sie wenigstens ab und an sehen. Ja... und natürlich bin ich ihr Vormund. Auch in der Beziehung wäre es besser, wenn sie hier wäre. Doch sie ist ein Sturkopf und würde sich von mir nicht vorschreiben lassen, wo sie wohnen soll. Ich würde das auch nicht wollen. Sie soll da leben, wo sie glücklich ist. Natürlich hoffe ich auch, sie bald gut verheiraten zu können." Dann müßte er sich keine Sorgen mehr um sie und ihren Lebensunterhalt machen.
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So gut gelaunt, nur selten gab es Besucher, über die man dies sagen konnte. "Salve", grüßten die Wachen wie im Chor zurück und grinsten sich anschließend an. Das hatte nicht mal so schlecht geklungen, fanden sie. Und natürlich fragte sich jeder von ihnen, was der Mann wohl bringen mochte. Vielleicht Post von der Familie?
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Das war keine ganz klare Antwort, vermutlich wußte Balbus auch nichts genaues über die Ärzte. "Dann bleibt uns nichts als abzuwarten und die Götter um Hilfe zu bitten." Valerian nahm noch einen Schluck aus seinem Becher. Wenn Valerianus starb, würde es drunter und drüber gehen in Rom. Und eine Menge Blut würde fließen. Und wo würde er stehen? Hinter dem Praefecten, das war eigentlich keine Frage. Doch wo würde der stehen?
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Das Lob tat schon richtig gut. Valerian straffte seine Gestalt und salutierte. "Nein, weiter gibt es nichts. Vale, Priceps", sagte er und verließ dann das officium. Er hatte ja noch etwas zu erledigen. Die beiden Tuniken mußte er wohl nochmal waschen und dann richtig aufhängen, damit sie ordentlich trockneten.
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"Ich hatte Wachdienst vor seinem officium. Er hat schlimm gehustet und manchmal Minuten gebraucht, um sich wieder zu fangen. Ich ... habe mit niemandem darüber gesprochen und werde es auch nicht. Es ist sicher gut, wenn die Menschen glauben, er wäre auf dem Weg der Besserung. Aber... ich finde das alles sehr besorgniserregend. Kann man seinen Ärzten denn wirklich vertrauen? Haben sie wirklich alles versucht?" Bestimmt waren die Ärzte doch von den Praetorianern überprüft worden, anders konnte sich Valerian das gar nicht vorstellen.
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Valerian schüttelte den Kopf. "Zumindest nichts wirklich wichtiges. Er leidet wohl sehr unter dem Tod seines Sohnes, doch Kontakt hatte er schon lange keinen mehr zu ihm. Es gab weder Briefwechsel noch Besuche. Insgesamt geht er kaum aus, bekommt auch keinen Besuch und scheint nur für den Dienst zu leben. Briefwechsel hat er wohl mit seinem Vetter in Germanien, relativ regelmäßig sogar, und ich nehme an, daß er auch mit seinem Vetter bei der Legio I den Kontakt hält. Die Bediensteten haben davon zwar nicht gesprochen, aber da sie in der gleichen Legion dienten, kann man wohl davon ausgehen. Er behandelt seine Bediensteten gut. - Also soweit der Dienstbotentratsch." Er fand das alles nicht so furchtbar wichtig, doch manchmal waren es die Kleinigkeiten, die sich im Nachhinein als wertvoll erwiesen. Er wußte ja nicht, warauf Balbus hinaus wollte, ob vielleicht etwas bestimmtes herausgefunden werden sollte.
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"Bürgerkrieg", wiederholte Valerian leise. Er hoffte nicht, daß er einen solchen je erleben würde. Doch er war auch nicht dumm, er sah, was vorging. Der Kaiser war sehr krank, wer wüßte das besser als einer der Männer, die Stunde um Stunde vor der Tür standen, hinter der der Kaiser sich aufhielt? Was würde geschehen, wenn er sterben würde? Was hoffentlich die Götter verhindern würden! Es war noch kein Nachfolger bestimmt. Und selbst wenn Valerianus einen solchen bestimmte, so hatte dieser gewiß noch nicht den Rückhalt, den Valerianus selbst hatte. Ein Bürgerkrieg war dann mehr als wahrscheinlich.
"Wie schätzt Du eigentlich den Gesundheitszustand des Kaisers ein? Sein Husten klingt mehr als übel, finde ich." Er hoffte natürlich, daß Valerianus bald gesund werden würde. Doch immer wenn er den Kaiser husten hörte, und das war oft, mußte er sich zu dieser Hoffnung fast zwingen. "Ich werde ein Opfer bringen für ihn. Vielleicht können die Götter ihm ja helfen." Nur ob sein kleines Opfer für einen so gewaltigen Wunsch ausreichen würde? Für ein großes reichten seine Mittel nicht, also mußte es erstmal ein kleines tun.
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Nur einen kurzen, mitleidigen Blick warf Valerian dem Kameraden hinterher. Das war kein gutes Zeichen. Vermutlich war die Laune des Princeps auf einem Tiefpunkt, doch was half es. Es sei eilig, hatte es geheißen. Valerian trat also ein und salutierte zackig. "Salve, Princeps Praetorii Prudentius", grüßte er förmlich. Immerhin waren sie hier im Dienst. "Ich habe einiges über Tribun Artorius herausgefunden. Seine Familie ist nicht mehr sehr groß, außer ihm waren nur noch drei Artorier zu ermitteln. In der Villa hier in der Stadt lebt nur er mit der Dienerschaft. Ich habe seinen Werdegang ermittelt, seine Auszeichnungen und seine Weiterbildungen. Außerdem habe ich herausgefunden, wer sein Patron ist, Marcus Decimus Livianus. Ich habe bereits einen schriftlichen Bericht verfaßt."
Er überreichte die Wachstafel mit den ermittelten Informationen und hoffte, daß er nichts wesentliches übersehen hatte. Doch für einen Tag hatte er eine Menge herausgefunden, fand er.
Lucius Artorius Avitus
Status: Ritter
Ordo: Ordo Equester
Stand: Plebeisch
Patria Potestas: ist Pater Familias
Gensmitglied: Gens Artoria
Wohnort: Cohortes Praetoriae / Roma / Italia / Provincia Italia
Aufenthaltsort: Provincia ItaliaVater: Secundus Artorius Octavian (verstorben)
Mutter: Artoria Marcella (verstorben)Seine Ehefrau hat sich von ihm getrennt, Name*- Es ist zu vermuten, dass ihre Familie in Germanien lebt, da auch der Sohn in Germanien gelebt hat.
Einziges Kind: Cnaeus Artorius Severus (verstorben), zum Zeitpunkt des Todes Probatus der Legio II, Mogontiacum, Germania
Weitere noch lebende Angehörige der Gens Artoria:
Servius Artorius Raetinus (Vetter), Centurio - Aufenthaltsort: Legio II, Mogontiacum, Germania
Tiberius Artorius Imperiosus (Vetter), Centurio - Aufenthaltsort: Legio I, Mantua, Italia
Marcus Artorius Didianus Nero (Adoptivsohn des Tiberius Artorius Imperiosus), Magistratus Taracco - Aufenthaltsort: Taracco, Hispania
Es heißt, er sei auch der leibliche Sohn des Tiberius Artorius Imperiosus, der erst nach dem Tod der Mutter von seiner Existenz erfuhr und ihn dann adoptierte.Der Familienwohnsitz in Rom wird ausschließlich von Lucius Artorius Avitus und den Bediensteten der Familie bewohnt.
Es ist bekannt, dass sich Artorius Avitus von ganz unten nach oben hochgearbeitet hat. Er begann als Probatus bei den Cohortes Urbanae. Später diente er in der Legio IX Hispana, wo er zum Optio befördert wurde und für seine Verdienste mit einer Phalera ausgezeichnet wurde. Danach wechselte er zur Legio I Traiana, wo er nach einiger Zeit zum Centurio befördert wurde. Kurz nachdem er in den Ritterstand erhoben wurde, ist er zum Primus Pilus der Legio I ernannt worden. Er erhielt einen Torques (Bronze) für die Verteidigung der Feldzeichen in der Schlacht von Edessa. Nur kurze Zeit danach wurde er zum Praefectus Castrorum ernannt. Er erhielt einen Torques (Silber) für die Eroberung von Circesium
Fortbildungen:
Candidatus Cursu Iuris - Schola Atheniensis
Candidatus Cursu Architecturae I - Schola Atheniensis
Probatus rerum sacrarum I - Schola Atheniensis
Candidatus Cursu de arte dicendi - Schola Atheniensis
Candidatus Cursu Rei Vulgarium - Schola Atheniensis
Student (Examen Tertium) - Academia Militaris Ulpia DivinaEr ist Mitglied der Societas Claudiana et Iuliana und Sodalis der Factio Purpurea.
Sein Patron ist Marcus Decimus Livianus.
Gez. Lucius Quintilius Valerian

Sim-Off: *Nicht erwähnter NPC, sollte aber normal im Tabularium ermittelbar gewesen sein
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Noch am gleichen Tag ging Valerian wieder zum officium des Princeps, um Bericht zu erstatten. Immerhin hatte er einiges herausgefunden, auch wenn Valerian überzeugt davon war, daß das meiste bereits bekannt war. Trotzdem, gab es vielleicht einige Dinge, die neu und wichtig waren. Dieses mal hatte er den schriftlichen Bericht schon vorher verfaßt und brachte die Wachstafel gleich mit.
Bevor er anklopfte, kontrollierte er noch einmal sein Erscheinungsbild, dann endlich klopfte er.