Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    Valerian runzelte besorgt die Stirn. "Und was, wenn ich Dich einfach begleite und erkläre, was geschehen ist? Wer sind denn Deine Leute? Vielleicht kenne ich ja sogar jemanden von ihnen persönlich?" Es waren keine Unmengen an Eiern, Eier gehörten aber zu jedem ersten Speisegang, auch in sehr vornehmen Häusern. Oder vielleicht gerade in sehr vornehmen Häusern. Sehr viele Tiberier konnten also nicht in Rom sein, überlegte Valerian schon mal.


    Anscheinend war die Verletzung, die den Mann quälte, aber doch auf eine Bestrafung zurückzuführen. Die wohl eigentlich unbeabsichtigte Geste, mit der er sich an die Seite faßte, zeigte dies deutlich. Doch der Mann begann nicht damit, sich über seine Herrschaft zu beschweren. Ein Zeichen, daß er ein wirklich brauchbarer, treuer Sklave war. Und vermutlich ahnten seine Besitzer nicht mal, was sie da für einen guten Griff getan hatten, sonst würden sie ihn ja wohl besser behandeln.

    Es war nur eine kleine Besprechung, zu der nur ein Teil der Centurie anwesend war. Der Centurio hatte die Männer sorgfältig ausgewählt und es erfüllte Valerian nicht gerade mit wenig Stolz, daß er ebenfalls zu den Auserwählten gehörte.


    Aufmerksam lauschte er der Zusammenfassung über die anstehende Angelegenheit und nickte leicht zu den Befehlen, die sie daraufhin erhielten. Ein Teil davon war nicht schwer, ein anderer aber eine echte Herausforderung. Den speziellen Wachplan prägte sich Valerian gut ein, denn er würde sicher nirgendwo ausgehängt werden. Dann verließen sie alle das officium, um die neue Aufgabe in Angriff zu nehmen.

    Sim-Off:

    Kein Problem, kann ja mal passieren :)


    "Ah, da bin ich aber erleichtert, daß nicht ich es war, der Dir Verletzungen zugefügt hat. Trotzdem tut es mir leid um die Schmerzen und den Ärger, auch wenn ich eigentlich nichts dafür kann. Laß mal sehen." Die Einkäufe sahen wirklich übel aus. Das Brot war nicht mehr zu gebrauchen, keine Frage. Ganz zu schweigen von den Eiern. Jetzt tat es Valerian schon wieder leid, daß er noch ein wenig nachgeholfen hatte, den Schaden zu vergrößern. Aber vielleicht konnte er es ja wieder gutmachen. Irgendwie.


    "Ist Deine Herrschaft sehr streng? Deiner feinen Kleidung nach bist Du doch bei sehr reichen Leuten, oder? Die dürften sich doch ein paar neue Eier und neues Brot leicht leisten können?" Valerian half, die Einkäufe auseinander zu sortieren. Von einem Baum riß er ein paar Blätter, die er dazu nutzte, Eiglibber von den einen oder anderen Einkäufen, die noch zu retten waren, zu wischen.

    Das war also Decimus Meridius. Als Valerian zur Legio II gekommen war, hatte Meridius Mogontiacum bereits verlassen. Doch die Männer hatten noch oft - und gut - über ihn gesprochen. "Salve, Senator Decimus", grüßte Valerian höflich und ernst. "Wenn Du bitte kurz die Arme heben würdest, damit ich Dich auf Waffen untersuchen kann? Ich führe Dich dann sofort hin." Geübt schnell und gründlich klopfte er den Senator ab, dann trat er einen Schritt zurück und nickte. "Bitte folge mir zur Trauerfeier."

    Naja, Begeisterungsstürme waren bei solch einem Befehl auch kaum zu erwarten gewesen, oder? Allerdings gar so furchtbar fand Valerian es auch wieder nicht. Klar, es war anstrengend und unter dieser Sonne mehr als schweißtreibend. Doch im Ernstfall mußten sie in voller Montur auch mehr schaffen können als diese drei Runden.


    Die Männer setzten sich in Bewegung. Und wie immer waren einige so dumm, gleich auf Tempo zu laufen, um ja nicht unter den letzten zehn zu sein. Valerian lief einfach los, gleichmäßiges, ruhiges Tempo. Damit bewegte er sich am Anfang im hinteren Mittelfeld. Nach der ersten Runde, der Schweiß lief ihm bereits in Strömen über das Gesicht, überholte er bereits die ersten, die ihr Tempo nicht durchhalten konnten. Nach der zweiten Runde befand er sich zwar immer noch im Mittelfeld, aber doch schon etwas weiter vorne. Zwar wurden die Beine immer schwerer, von der Ausrüstung ganz zu schweigen, und die Tunika unter seiner Rüstung war bereits schweißnaß, doch noch war von Erschöpfung keine Rede. Auch die dritte Runde schaffte er gut, auch wenn sein Atem keuchend ging und er sich noch schnell den Schweiß vom Gesicht wischte, bevor er sich wieder seinen Platz in der Formation suchte. Letztendlich war er im vorderen Mittelfeld gewesen und damit war er auch ganz gut zufrieden. Denn er hätte sicher auch noch eine Runde geschafft in dem Tempo und das war ihm wichtiger, als ein paar Sekunden schneller zu sein als die anderen.


    Während die armen Schweine, die dann eben halt doch die letzten zehn gewesen waren, ihre letzte Runde hinter sich brachten, versuchte Valerian, wieder zu Atem zu kommen. Bestimmt war das erst der Anfang...

    Viele Besucher trafen in rascher Folge ein und aus diesem Grund war die Wache auch verstärkt worden. Schade eigentlich, denn Valerian wäre natürlich auch bei der Trauerfeier gerne dabei gewesen. Doch das Glück hatten heute Praetorianer einer anderen Centurie. Nun, man konnte eben nicht alles haben und die Arbeit hier war überaus wichtig.


    Valerian nickte dem Aurelier ernst zu. "Salve, Quästor Aurelius. Bitte hebe kurz die Arme, damit ich Dich nach Waffen durchsuchen kann. Anschließend führe ich Dich hin." Inzwischen in dieser Tätigkeit recht geübt klopfte Valerian den Patrizier kurz, aber durchaus gründlich ab. "Folge mir bitte", bat Valerian und führte Corvinus dann zur Trauerfeier.

    Valerian drückte ihre Hand leicht und lächelte sie mit vor Freude glänzenden Augen an. "Du ehrst mich sehr damit, hab vielen Dank. Ich freue mich bereits jetzt auf unser nächstes Zusammentreffen." Es war wirklich bedauerlich, daß er schon gehen mußte. Gerne hätte er ihre Gesellschaft noch ein wenig länger genossen.


    Ihr Lächeln, das sie ihm beim Abschied an der Tür schenkte, erwärmte sein Herz in bisher ungekannter Weise. Wie schön sie war! Und wie lieb! "Mögen die Götter auch stets an Deiner Seite sein, Severa", wünschte er von ganzem Herzen. "Vale bene." Seine Schritte waren zögerlich, als er das gastliche Haus verließ. Und er drehte sich auch noch einmal um und hob die Hand zum Gruß, bevor er die Straße betrat und in Richtung Markt davonging. Er wollte doch noch ein paar Kleinigkeiten einkaufen, bevor er zur Castra zurückkehrte.

    Die ganze Zeit, in der Valerian nun hier war, hatten sie allein trainiert. Er hatte schon angenommen, daß dies eben so war bei den Praetorianern. Was das Training anging wurde eben noch mehr Selbständigikeit erwartet als bei der Legio II. Doch heute führte sie der Centurio auf den Campus. Es gab also vermutlich Sondertraining. So etwas hatten zumindest einige der altgedienten geraunt, als sie losmarschiert waren. Valerian war schon sehr gespannt, wie dieses Sondertraining ablaufen würde. In der letzten Zeit hatte er hauptsächlich seine allgemeine Ausdauer und seine Schwertkampffertigkeit trainiert.


    Sie hielten auf dem Platz an, formierten sich befehlsgemäß und nahmen Haltung an. Es herrschte völlige Stille. Niemand flüsterte oder klapperte mit seiner Ausrüstung.


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    Tiberius Iulius Drusus
    Legio II Germanica
    Mogontiacum
    Provincia Germania



    Salve Drusus!


    Endlich komme ich dazu, Dir einmal wieder zu schreiben. Danke für Deine Zeilen, ich habe mich wirklich sehr darüber gefreut! Ach, ihr Jungs fehlt mir wirklich sehr. Auch wenn es inzwischen schon etwas besser geworden ist mit der Kameradschaft hier. Doch so richtige Freunde, wie ihr sie mir geworden seid, habe ich hier noch nicht gefunden. Vermutlich liegt das daran, dass unsere Aufgaben so unterschiedlich sind und wir nur sehr selten Seite an Seite stehen, wenn wir unsere Pflichten erfüllen. Von unserer alten Centurie sind zwar noch ein paar Mann bei den Praetorianern aufgenommen worden, aber sie sind anderen Einheiten zugeteilt als ich, so dass ich sie kaum zu Gesicht bekomme. Was sehr schade ist, denn mit ihnen würde ich mich gewiß sehr schnell näher anfreunden. Nun, ich hoffe immer noch, dass es hier auch bald kameradschaftlicher wird.


    Wie ich gehört habe, hat Flava Mogontiacum schon wieder verlassen? Das finde ich wirklich sehr schade. Nun ist Valentina also ganz allein. Ich bin froh, dass es ihr soweit gut geht und ich habe auch von ihr vor einiger Zeit einen Brief erhalten. Danke noch mal an dieser Stelle, dass Du Dich um sie kümmerst! Das ist mir eine große Beruhigung Sie überlegt ja, nach Rom zu übersiedeln, hat sich aber noch nicht entschieden. Zumindest hat sie sich in ihrem Brief so ausgedrückt. Für mich wäre es natürlich eine Freude, wenn sie nach Rom kommen würde. Allerdings würde ich mich hier auch kaum um sie kümmern können, da wir nur sehr selten Ausgang erhalten.


    Würdest Du das tun? Ihr ein wenig Geld zur Verfügung stellen, damit sie entweder den Umzug bezahlen kann oder aber sich in Mogontiacum ordentlich versorgen kann? Natürlich bekommst Du es so bald wie möglich zurück. Sicher wird mal wieder einer der Praetorianer mit Botschaften zu euch geschickt werden, dem gebe ich es dann mit. Ich bin sicher, dass dies möglich sein wird. Wie groß die Summe sein soll? Ich weiß nicht recht. Vielleicht 200 Sesterzen? Das sollte wirklich reichen, egal, wie sie sich entscheidet.


    Du wolltest wisse, wie mein Centurio so ist. Naja, er ist mir irgendwie noch sehr fremd. Herumbrüllen kann er ganz gut, aber an Artorius kommt er nicht heran. Bisher kommt er mir fair vor, jedoch scheint er wenig Interesse daran zu haben, seine Männer persönlich kennenzulernen. Vielleicht liegt es auch daran, dass er erst kurz aus Parthien wieder da ist. Niemand spricht so genau darüber, was in Parthien geschehen ist. Ich glaube, sie fragen sich alle, wie sie es hätten verhindern können, dass der Kaiser getroffen wurde. Aber ich bin sicher, sie haben alles menschenmögliche getan. Diese Männer sind unglaublich gute Kämpfer! Wenn Du dachtest, bei der Legio II wird hart trainiert, dann musst Du mal hier das Training mitmachen. Und die Männer sind dem Kaiser treu ergeben. Dem neuen genauso wie dem alten. Es kann sie keine Schuld treffen! Naja, wie gesagt: sie sind alle ziemlich still und in sich gekehrt, die Männer, die dabei waren. Und so eben auch der Centurio.


    Na, das mit Primus war ja zu erwarten. Er hat wirklich ein falsches Bild von den Praetorianern. Zumindest habe ich bisher nichts von dem feststellen können, von dem er gesprochen hat. Aber ich sage Dir: Diese Politiker sind eine wahre Pest! Wir sind ja verpflichtet, die Besucher, die den Palast betreten dürfen, nach Waffen zu untersuchen. Und Senator Tiberius hat einen unglaublichen Aufstand deswegen gemacht. Das glaubst Du nicht! Erst hat er mit mir eine Diskussion anfangen wollen, weil er doch so ein toller Senator ist und schon so viel für Rom gemacht hat, könne ich ihm ja wohl nicht unterstellen, ein potentieller Mörder zu sein. Sowas! Befehl ist Befehl und mein Befehl lautete: Alle durchsuchen. Was gibt’s da schon zu diskutieren?


    Na, dann wollte er zu meinem Vorgesetzten, weil ich mich nicht drauf eingelassen hab. Und er sagte das gleiche wie ich: Befehl ist Befehl und er könne sich ja an höherer Stelle entsprechend beschweren. Na. Und dann hat der sich seine Toga vom Leib gerissen und ganz theatralisch gefragt, ob er die Tunika auch noch ausziehen müsste. Na, der Centurio und ich habe nur noch Blicke getauscht. Echt, wie kann man sich nur so entblöden! Dann musste ich natürlich einen Palastdiener auftreiben, weil der Senator seine Toga ja nicht einfach so wieder anlegen konnte. Aber sein ganzes Theater hat ihm nichts genützt. Er wird auch weiterhin durchsucht, wie jeder andere Besucher auch.


    Und nun das beste! Stell Dir vor, meine Kohorte war ausersehen, dem Kaiser entgegen zu ziehen und ihn in die Stadt zu geleiten! Was für eine Ehre! Ich sage Dir, das war ein großartiges Gefühl! Und natürlich auch eine große Verantwortung! Als er dann seine Rede hielt, standen wir natürlich nahe genug, um wirklich jedes Wort verstehen zu können. Sehr lang war seine Rede nicht. Aber das finde ich auch eher gut. Lange Reden werden schnell langweilig.


    Er sah sehr müde und erschöpft aus. Und man sieht ihm an, dass er sehr krank war. Doch ich glaube, er ist auf dem Weg der Genesung. Denn todkrank sah er eigentlich nicht aus. Nicht dass ich ein Arzt wäre. Aber ein todkranker Mann hätte diesen Tag sicherlich nicht so durchgestanden. Bestimmt ist er bald wieder ganz gesund und dann werden sich die Herren und Damen, die schon jetzt mit seinem Tod handeln, ganz schön umgucken!


    Ich finde ihn großartig! Und bin stolz, dass ich dazu beitragen darf, sein Leben zu schützen! Und richtig nett ist sein Bruder, Aelius Quarto. Der Mann hat noch nicht den Blick für die kleinen Leute verloren, wie zum Beispiel dieser Tiberier. Als Aelius Quarto ankam, war er höflich und freundlich zu mir, der ich gerade am Palasttor als Wache eingeteilt war. Obwohl er das echt nicht gemusst hätte, immerhin ist er nicht irgendwer. Und wie er nach seinem Bruder fragte… ich glaube, er hat ihn wirklich gern. Das ist in solchen Kreisen schließlich auch nicht selbstverständlich.


    Achja, Du wolltest wissen, was wir so machen bei den Praetorianern. Ja, wir patrouillieren durch die Stadt, aber eigentlich mehr im Bereich des Forums und des Palastes. Den Rest überlassen wir den Cohortes Urbanae, auch wenn wir natürlich mit zugreifen, wenn es um die wirklich wichtigen Dinge wie die Sicherheit des Kaisers, seiner Familie oder die Staatssicherheit geht. Ansonsten halten wir in und um den Palast Wache. Inzwischen kenne ich mich im Palast auch schon ganz gut aus. Nur im Familientrakt noch nicht so, den kenne ich bisher nur vom Plan. Am Tor habe ich schon mehrfach Wache gehalten. Naja, hab ja oben schon beschrieben, was da so los ist. Und die Besucher müssen natürlich hereingeführt werden. Zum einen, weil die meisten sich sonst sicher verlaufen würden, zum anderen, damit sie halt nicht überall herumlaufen können. Desweiteren arbeiten die Praetorianer natürlich auch verdeckt. Als Spione quasi. Aber dafür gibt es natürlich spezielle Leute. Und Reitertruppen haben wir auch, so wie der, der uns abgeholt hat.


    Und der derzeitige Etappenhase ist nicht nur in Ordnung, sondern auch noch halbwegs fähig? Meine Güte! Sowas gleich zwei mal hintereinander! Immerhin war Sedulus ja auch echt in Ordnung. Was ist denn mit Sabinus? Ist er versetzt worden? Schade, die ganze Zimmergemeinschaft scheint auseinander zu fallen. Aber ich freue mich für Lupus, das seine Grundausbildung beendet ist. Richte ihm doch bitte meine Glückwünsche aus! Und Probus, wenn er soweit ist, auch. Dem schreibe ich gleich aber auch noch selbst.


    Bitte schreibe mir doch bald, wie es Dir so ergeht. Macht Dir der Posten als Optio noch Spaß oder ist es einsam auf dieser Stelle? Gibt es Aussicht auf eine Beförderung zum Centurio?


    Paß gut auf Dich auf, mein Freund! Mögen die Götter Dir stets beistehen!


    Vale bene,


    Valerian


    Mogontiacum, ANTE DIEM XV KAL IUN DCCCLVIII A.U.C. (18.5.2008/105 n.Chr.)



    Ad
    Tiberius Germanicus Probus
    Legio II Germanica
    Mogontiacum
    Provincia Germania



    Salve Probus!


    Bitte verzeih, dass Du so lange auf meinen Brief warten musstest. Doch hier ist wirklich eine Menge passiert. Doch erst einmal zu Dir: Bist Du mittlerweile schon Legionarius? Ich würde gerne jetzt schon Glückwünsche aussprechen, da ich annehme, dass Du es inzwischen schon geschafft hast. Aber falls nicht, wäre es nicht so gut, denn man soll ja nicht im voraus gratulieren.


    Die Grundausbildung ist wahrhaftig kein Honigschlecken und ich wünsche Dir, dass Du sie möglichst bald hinter Dir hast, falls es noch nicht so sein sollte! Lupus hat sich also zu den Reitern gemeldet? Am Anfang schien er davon gar nicht so begeistert zu sein. Aber natürlich kann sein Cousin ihn dort gut fördern, von daher ist die Entscheidung sicherlich nicht dumm. Allerdings kann ich sie nur schwer nachvollziehen. Ich habe es damals bei Primus schon nicht verstanden, warum das so toll sein soll. Mir liegt es auch mehr, mit beiden Beinen am Boden zu bleiben und so auch die Kontrolle zu behalten.


    Danke für die Grüße von den Kameraden. Grüße sie doch bitte zurück. Und auch den Centurio, er hat mich gut ausgebildet, denn ich habe es hier erstmal geschafft. Natürlich muß ich dranbleiben und fleißig trainieren, aber das ist ja eh selbstverständlich, auch wenn es hier ein wenig härter zugeht als bei der II. Ach, ihr Jungs fehlt mir wirklich sehr! Ihr ward so richtig Familie für mich. Das Gefühl kommt hier einfach nicht auf. Vielleicht liegt es daran, dass einige aus meinem Contubernium in Parthien waren? Sie müssen wirklich eine harte Zeit hinter sich haben.


    Und Drusus entwickelt sich also zu einem neuen Schreihals? Unglaublich! Ich hoffe, er bleibt auch so fair wie der Schreihals. Aber davon gehe ich mal aus. Ich habe mich ja ein wenig schwer getan, nachdem er befördert worden war. Irgendwie ist es eben schon merkwürdig, wenn man plötzlich den besten Freund zum Vorgesetzten hat. Naja, ist ja jetzt nicht mehr so und wir schreiben uns auch noch immer regelmäßig.


    Was den Dienst angeht: Wir patrouillieren durch die Stadt, aber eigentlich mehr im Bereich des Forums und des Palastes. Den Rest überlassen wir den Cohortes Urbanae, auch wenn wir natürlich mit zugreifen, wenn es um die wirklich wichtigen Dinge wie die Sicherheit des Kaisers, seiner Familie oder die Staatssicherheit geht. Ansonsten halten wir in und um den Palast Wache. Inzwischen kenne ich mich im Palast auch schon ganz gut aus. Nur im Familientrakt noch nicht so, den kenne ich bisher nur vom Plan. Am Tor habe ich schon mehrfach Wache gehalten. Und die Besucher müssen natürlich hereingeführt werden. Zum einen, weil die meisten sich sonst sicher verlaufen würden, zum anderen, damit sie halt nicht überall herumlaufen können. Du glaubst nicht, was neulich vorgefallen ist, als ich Torwache hatte. An meinem ersten Tag am Tor auch noch.


    Wir sind ja verpflichtet, die Besucher, die den Palast betreten dürfen, nach Waffen zu untersuchen. Und Senator Tiberius hat einen unglaublichen Aufstand deswegen gemacht. Das glaubst Du nicht! Erst hat er mit mir eine Diskussion anfangen wollen, weil er doch so ein toller Senator ist und schon so viel für Rom gemacht hat, könne ich ihm ja wohl nicht unterstellen ein potentieller Mörder zu sein. Sowas! Befehl ist Befehl und mein Befehl lautete: Alle durchsuchen. Was gibt’s da schon zu diskutieren?


    Na, dann wollte er zu meinem Vorgesetzten, weil ich mich nicht drauf eingelassen hab. Und er sagte das gleiche wie ich: Befehl ist Befehl und er könne sich ja an höherer Stelle entsprechend beschweren. Na. Und dann hat der sich seine Toga vom Leib gerissen und ganz theatralisch gefragt, ob er die Tunika auch noch ausziehen müsste. Na, der Centurio und ich habe nur noch Blicke getauscht. Echt, wie kann man sich nur so entblöden! Dann musste ich natürlich einen Palastdiener auftreiben, weil der Senator seine Toga ja nicht einfach so wieder anlegen konnte. Aber sein ganzes Theater hat ihm nichts genützt. Er wird auch weiterhin durchsucht, wie jeder andere Besucher auch.


    Und nun das beste! Stell Dir vor, meine Kohorte war – unter anderem – ausersehen, dem Kaiser entgegen zu ziehen und ihn in die Stadt zu geleiten! Was für eine Ehre! Ich sage Dir, das war ein großartiges Gefühl! Und natürlich auch eine große Verantwortung! Als er dann seine Rede hielt, standen wir natürlich nahe genug, um wirklich jedes Wort verstehen zu können. Sehr lang war seine Rede nicht. Aber das finde ich auch eher gut. Lange Reden werden schnell langweilig.


    Er sah sehr müde und erschöpft aus. Und man sieht ihm an, dass er sehr krank war. Doch ich glaube, er ist auf dem Weg der Genesung. Denn todkrank sah er eigentlich nicht aus. Nicht dass ich ein Arzt wäre. Aber ein todkranker Mann hätte diesen Tag sicherlich nicht so durchgestanden. Bestimmt ist er bald wieder ganz gesund und dann werden sich die Herren und Damen, die schon jetzt mit seinem Tod handeln, ganz schön umgucken!


    Ich finde ihn großartig! Und bin stolz, dass ich dazu beitragen darf, sein Leben zu schützen! So richtig nett ist sein Bruder, Aelius Quarto. Der Mann hat noch nicht den Blick für die kleinen Leute verloren, wie zum Beispiel dieser Tiberier. Als Aelius Quarto ankam, war er höflich und freundlich zu mir, der ich gerade am Palasttor als Wache eingeteilt war. Obwohl er das echt nicht gemusst hätte, immerhin ist er nicht irgendwer. Und wie er nach seinem Bruder fragte… ich glaube, er hat ihn wirklich gern. Das ist in solchen Kreisen schließlich auch nicht selbstverständlich.


    Und wie ist es in unserem alten Contubernium? Drusus schrieb, dass Sabinus nicht mehr da ist? Gibt’s dafür Neue? Wenn Lupus nun auch noch zu den Reitern ist… Ist dann von unseren alten Kameraden überhaupt noch jemand da? Alles ist im Wandel, unglaublich. Bitte berichte mir doch bald, wie es euch ergeht in Germanien! Und danke für das Angebot, jederzeit zurück zu können! Es gibt Augenblicke, in denen ich es mir fast wünsche. Ihr seid eben echt was Besonderes!


    Paß gut auf Dich auf, Probus! Mögen die Götter Dir stets beistehen!


    Vale bene,


    Valerian


    Mogontiacum, ANTE DIEM XV KAL IUN DCCCLVIII A.U.C. (18.5.2008/105 n.Chr.)



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    Quintilia Valentina
    Casa Quintilia
    Mogontiacum
    Provincia Germania




    Liebstes Schwesterchen!


    Geht es Dir mittlerweile etwas besser? Drusus hat mir berichtet, wie schwer Du die Nachricht von meiner Abreise aufgenommen hast und das tut mir wirklich leid! Bitte verzeih mir, dass ich Dir derartigen Kummer bereitet habe!


    Was Bashir angeht… Ich kenne ihn ja nicht so richtig. Ich hoffe nur, dass er wirklich so vertrauenswürdig ist, wie Du ihn beschreibst. Nie würde ich es mir verzeihen, wenn Dir etwas zustoßen würde. Was Du von ihm schreibst, erscheint mir unglaublich. Und Doch schreibst Du es mir und so muß es wahr sein. Nun, umso besser, wenn ich mich in ihm geirrt habe und er Dir treu und lieb zur Seite steht.


    Du musst Dich jetzt, so ohne Flava, sehr allein fühlen. Du willst von mir wissen, ob Du nach Rom zurückkehren sollst. Nun, ich will Dir nichts aufzwingen. Folge Deinem Herzen, Valentina. Solltest Du nach Rom kommen, so hätte ich eine schöne Wohnung für Dich. Du müsstest nicht allein wohnen. Sondern könntest in der Casa Sergia unterkommen. Das große Haus wird nur von wenigen Personen bewohnt, so dass die Hausherrin sich entschlossen hat, zu vermieten und einen dementsprechenden Aushang am Markt gemacht hat. Gestern war ich in der Casa Sergia. Ich sage Dir: Wunderschön ist es da! Das Haus ist sehr geschmackvoll hergerichtet und der Garten ist einfach herrlich! Sergia Severa, die Hausherrin, war sehr freundlich. Eine gebildete Frau, liebenswürdig und großzügig. Sie hat angeboten, Dich mietfrei wohnen zu lassen, bis Du eine Arbeit gefunden hast. Ansonsten kostet es 40 Sesterzen im Monat, wenn geheizt werden muß, etwas mehr. Was hältst Du davon?


    Ansonsten habe ich Iulius Drusus gebeten, Dir 200 Sesterzen in meinem Namen zukommen zu lassen. Für den Umzug oder den Lebensunterhalt, je nachdem, wie Du Dich entscheidest. Sehr gerne wüsste ich Dich in Rom, auch wenn ich nur selten bei Dir sein könnte, da wir hier nur sehr selten Ausgang erhalten. Doch ich könnte Dir schreiben, wann ich wo eingesetzt bin und sicher würden sich Möglichkeiten finden, kurz miteinander zu sprechen. Doch ich will Dich nicht drängen. Nur, wenn Du Dich in Mogontiacum ohnehin nicht wohl fühlst, dann komm zurück nach Rom!


    Und wie es mir ergangen ist? Inzwischen bin ich voll eingesetzt. Sehr oft stehe ich Wache am Palasttor, muß entscheiden, wer herein darf, muß diejenigen auf Waffen untersuchen und dann dort hin führen, wo sie hin wollen oder müssen. Im Palast kenne ich mich mittlerweile ganz gut aus. Und ich sage Dir, es macht mich stolz, hier meinen Dienst verrichten zu dürfen. Doch etwas anderes macht mich noch stolzer: Stell Dir vor, meine Kohorte war – unter anderem – ausersehen, dem Kaiser entgegen zu ziehen und ihn in die Stadt zu geleiten! Was für eine Ehre! Ich sage Dir, das war ein großartiges Gefühl! Und natürlich auch eine große Verantwortung! Als er dann seine Rede hielt, standen wir natürlich nahe genug, um wirklich jedes Wort verstehen zu können. Sehr lang war seine Rede nicht. Aber das finde ich auch eher gut. Lange Reden werden schnell langweilig.


    Er sah sehr müde und erschöpft aus. Und man sieht ihm an, dass er sehr krank war. Doch ich glaube, er ist auf dem Weg der Genesung. Denn todkrank sah er eigentlich nicht aus. Nicht dass ich ein Arzt wäre. Aber ein todkranker Mann hätte diesen Tag sicherlich nicht so durchgestanden. Bestimmt ist er bald wieder ganz gesund und dann werden sich die Herren und Damen, die schon jetzt mit seinem Tod handeln, ganz schön umgucken!


    Ich finde ihn großartig! Und bin stolz, dass ich dazu beitragen darf, sein Leben zu schützen!


    Valentina, entscheide nicht übereilt. Denke gut darüber nach. Und verkrieche Dich nicht im Haus! Geh hinaus und lerne Menschen kennen. Wenn Du nicht allein möchtest, dann laß Dich von Drusus begleiten, er tut das sicher gerne und wird auf Dich Acht geben, wie ich es tun würde. Er ist mein bester Freund und ihm vertraue ich wie niemandem sonst – von Dir abgesehen.


    Bitte schreibe mir, wie Du Dich entscheidest. Und schreibe mir, wie es Dir geht und was Du so tust! Ich vermisse Dich sehr und sehne mich danach, Dich mal wieder in die Arme schließen zu können. Wie geht es sonst in Mogontiacum? Hast Du noch Kontakt zu den Ducciern? Ich freue mich schon jetzt auf Deinen nächsten Brief!


    Mögen die Götter Dich stets begleiten und schützen!


    In brüderlicher Liebe und mit einer herzlichen Umarmung,


    Valerian


    Mogontiacum, ANTE DIEM XV KAL IUN DCCCLVIII A.U.C. (18.5.2008/105 n.Chr.)


    Sim-Off:

    Bitte von der Familienwertkarte abbuchen

    "Das wäre mir eine außerordentliche Ehre, Sergia Severa. Danke für diese freundliche Einladung. Ich werde sehr gerne darauf zurückkommen. Nun, noch heute Abend werde ich meiner Schwester schreiben." Er erhob sich und neigte respektvoll den Kopf. "Nun muß ich mich leider verabschieden. Es war mir wirklich eine große Freude, Dich kennenzulernen. Und ebenso freue ich mich bereits auf unser nächstes Zusammentreffen." Sie war nicht nur schön, sondern auch noch außergewöhnlich nett und gastfreundlich. Was für ein Glückspilz war der Mann, der sie zur Frau bekam. Oder war sie gar schon verheiratet? Natürlich konnte er nicht einfach danach fragen, das wäre mehr als unpassend.

    Der grobe Kerl schien gar nicht wahrzunehmen, was er angerichtet hatte und kaufte auch nichts an dem Stand. Er ging einfach weiter, ohne sich um die Schimpferei der beiden zu kümmern. Und noch weniger machte er Anstalten, den von ihm verursachten Schaden zu begleichen.


    Der schmerzhafte Aufschrei des Sklaven ließ Valerian zurückschrecken. "Bist Du verletzt? So schlimm bin ich doch eigentlich gar nicht gegen Dich gefallen. Oder habe ich Dich irgendwie unglücklich erwischt?" Es wäre natürlich perfekt, wenn der Sklave von seiner Herrschaft frisch gestraft worden wäre. Dann war er sicher eher bereit, etwas über sie auszuplaudern.


    "Ach, herrje", kommentierte Valerian die von den Eiern angerichtete Schweinerei. "Warte, ich helfe Dir eben, damit Deine anderen Einkäufe nicht auch noch in Mitleidenschaft gezogen werden. Dort drüben ist Platz. Am besten das Netz einmal ganz ausräumen und eins nach dem anderen kontrollieren und saubermachen." Er zeigte auf eine Stelle zwischen den Ständen, wo sich keine Menschen drängten. "Ah... übrigens: Lucius ist mein Name. Es tut mir wirklich leid. Ich hätte dem Kerl rechtzeitig ausweichen sollen, man weiß doch schließlich wie solche Leute sind. Aber ich war einfach in Gedanken. - So eine Sauerei..."

    Valerian stutzte. Monatlich! Oh, da hatte er offensichtlich etwas mißverstanden. "Entschuldige. Anscheinend habe ich nicht richtig zugehört. Monatlich... dann... dann würde es wahrhaftig gehen." Seine Miene erhellte sich zusehens, während die Erkenntnis langsam eintröpfelte. "Ich danke Dir nochmals für die Großzügigkeit, Valentina erst kostenlos hier wohnen lassen zu wollen. Doch ich weiß nicht, ob ihr Stolz es zulassen wird, eine solche Güte anzunehmen. 40 im Monat sind sehr großzügig von Dir! Also, dann werde ich ihr schreiben und von Dir berichten. Es wäre schön, wenn sie sich wirklich dazu durchringen würde, nach Rom zurückzukehren. So könnten wir uns wenigstens hin und wieder sehen. Darf ich Dir dann also eine Nachricht zukommen lassen? Sobald ich von ihr erfahren habe, ob sie wirklich herkommt und falls ja, ob sie bei Dir wohnen möchte?" Selbstverständlich konnte er keine Abmachung treffen, ohne sich mit Valentina abgestimmt zu haben. Und der Postweg nach Germanien war lang.

    Valerian begutachtete die Früchte ebenfalls und zermarterte sich das Hirn, wie er mit dem inzwischen neben ihm stehenden Sklaven am besten ein Gespräch anknüpfen konnte. Da kam es ihm gerade recht, daß ein grober Kerl ihn rücksichtslos beiseite schob, um an den Stand zu gelangen. Valerian stolperte zur Seite, wobei er etwas stärker stolperte, als nötig gewesen wäre und deshalb unsanft gegen Glaukias stieß. Natürlich an die linke Seite, die der Mann anscheinend geschont hatte. Und sicherheitshalber auch an das Einkaufsnetz, in der Hoffnung, darin ein wenig Schaden anzurichten.


    "He, spinnst Du!", fuhr er den groben Klotz an, der sich allerdings nicht weiter stören ließ. "Frechheit sowas!", schimpfte Valerian noch weiter, wandte sich aber schon zu dem tiberischen Sklaven um. "Entschuldige bitte, aber ich bin gestoßen worden."

    Das Leuchten auf der Miene Valerians erlosch unversehens. Ja, so in etwa hatte er es sich schon gedacht. Oder es vielmehr befürchtet. "Dieser Preis ist für das Gebotene mehr als fair. Jedoch leisten kann ich es mir nicht. Als Miles erhalte ich nur 48 Sesterzen in der Woche Sold. Auch wenn ich selbst nicht viel brauche, so doch hin und wieder etwas. Und meine Schwester muß ja auch noch etwas essen. Nein, ich muß leider absagen, so leid mir das tut. Wenn sie nicht eine extrem gut bezahlte Stellung findet, wird sie es sich nicht leisten können. Ich jedenfalls kann es ihr nicht finanzieren." Außerdem wußte er ja gar nicht, ob Valentina überhaupt wollte. Sie hatte nur geschrieben, daß sie darüber nachdachte. Doch er kannte sie. Das konnte bedeuten, daß sie am nächsten Tag ihre Sachen packte und abreiste. Oder eben, daß sie es sich doch anders überlegte und in Mogontiacum blieb.


    "Ich danke Dir für Deine Zeit und auch für Deine Großzügigkeit. Ich werde ihr auf jeden Fall von Deinem Angebot schreiben. Wenn es ihr gelingt, eine entsprechende Stellung zu erhalten, dann wird sie gewiß gerne hier einziehen. Empfehlen werde ich es ihr auf jeden Fall, denn es ist hier einfach nur schön."

    Das Wetter war herrlich. Sonnig, aber nicht zu warm. Entsprechend gut besucht war der Markt an diesem Tag. Nicht nur, dass besonders viele Käufer unterwegs waren. Heute hatten sich auch mehr Händler als sonst eingefunden, so dass die Stände noch enger als sonst standen und der Lärmpegel auch weit über dem üblichen lag. Ein Paradies für Taschendiebe, ganz ohne Zweifel.


    Valerian trug eine gewöhnliche Tunika. Nichts wies darauf hin, dass er ein Soldat, ein Praetorianer gar, war. Er achtete sogar darauf, dass seine Körperhaltung und sein Schritt nicht zu militärisch waren. Etwas, was ihm erstaunlich schwer fiel, so sehr hatte er sich schon daran gewöhnt. Zunächst durchstreifte Valerian den Markt, um sich einen Überblick zu verschaffen. Sklaven aus vornehmen Häusern waren nicht schwer zu erkennen, sie waren deutlich besser gekleidet als andere. Und es gab bestimmte Stände, die besonders stark von ihnen frequentiert wurden. Man achtete eben auf Qualität. Die durfte dann auch mal ein wenig mehr kosten. Valerian nahm an, dass dies bei den Tiberiern nicht anders war.


    Einige beiläufige Fragen im Laufe einiger lockerer Plaudereien mit entsprechenden Händlern brachte Valerian nicht nur die Bestätigung ein, wo die qualitätsbewußten Tiberier kauften, sondern bei einem sehr gesprächigen Händler auch einen Hinweis auf einen ihrer Sklaven, der nahezu täglich hier kaufte. Nun kam der schwierigste Teil der Aktion: Den Mann ansprechen und mit ihm eine Plauderei anfangen, ohne dass er Verdacht schöpfte.

    Na, welche Sklavin würde bei einer solchen Frage nicht eifrig nicken, dachte Valerian amüsiert, nahm aber nicht an, daß in diesem Hause Sklaven mißhandelt wurden. Dafür war Severa viel zu freundlich und zuvorkommend.


    "Ja, mein erster Ausgang, seit ich bei den Praetorianern bin. Neue haben erst einmal Ausgangssperre. Und ich glaube, ich hätte auch keinen Ausgang erhalten, wenn ich nicht einen guten Grund, nämlich eine Wohnung für meine Schwester zu suchen, hätte vorweisen können." Die anderen Neuen jedenfalls waren noch nicht außerdienstlich in der Stadt gewesen.


    "Um nochmal auf das geschäftliche zurückzukommen. Was stellst Du Dir als Mietzahlung denn so vor? Ich muß gestehen, daß mir bis jetzt alles viel zu schön vorkommt, um wahr zu sein. Es wäre ideal und ich wäre wirklich beruhigt, wenn ich meine Schwester hier in so netter Gesellschaft und vor allem in Sicherheit wüßte."

    Als Valerian die Castra verließ, grinste er die Kameraden am Tor frech an. "Miles Quintilius meldet sich mit Genehmigung des Princeps Praetorii Prudentius in die Stadt ab. Bis später, Jungs." Immerhin ging es selbst die Kameraden nichts an, dass es sich um einen dienstlichen Auftrag handelte. Für sie musste es so aussehen, als hätte er schon wieder Ausgang. Und so waren ihre neidischen Blicke sehr wohl verständlich. "Wie machst Du das nur immer?", fragte der eine etwas brummelig, woraufhin Valerian lachte. "Na, ich werde Dir doch nicht meine Tricks verraten, sonst wirken sie ja nicht mehr." Er hob noch einmal grüßend die Hand und ging dann zügig Richtung Stadt.

    "Jawohl, Princeps", sagte Valerian und salutierte. "Vale."


    Er verließ das officium mit einem schon lange nicht mehr empfundenen Hochgefühl. Natürlich war ihm klar, daß dieser Auftrag auch eine Art Prüfung war, ob er für derlei Aufgaben geeignet war. Doch daß sie ihn überhaupt dieser Prüfung unterzogen, war doch schon eine Ehre.

    "Jawohl, Princeps", antwortete Valerian. Also schnellstmöglich, keine langen Vorarbeiten. Das machte die Sache zwar schwieriger, aber dafür war es auch eine größere Herausforderung. Er erhob sich. "Dann fange ich am besten sofort damit an, wenn Du nichts dagegen hast." Er mußte herausfinden, bei welchen Händlern die Tiberier für gewöhnlich einkauften. Oder, wenn das nicht schnell genug zum Erfolg führte, einem Sklaven von der Villa Tiberia bis auf den Markt verfolgen. Das war allerdings mit der Gefahr verbunden, vielleicht bemerkt zu werden. Ach, er schaffte das schon.