Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    Ronk, ronk, ronk, ronk machte es auf dem Pflaster. Gut… es klang bei weitem nicht so beeindruckend, wie wenn eine ganze Centurie unterwegs war. Und erst recht konnte es nicht mit dem Klang einer ganzen Legion verglichen werden, doch trotzdem klang es in Valerians Ohren gut. Endlich durften sie in den Straßen Roms Dienst tun und mußten nicht immer nur auf dem campus trainieren, auch wenn das natürlich wichtig war. Sie sollten heute erst einmal einfach durch die Stadt patrouillieren, dabei immer wieder den Bereich um den Palast herum kontrollieren, aber dann auch wieder über das forum romanum, über die Märkte und die anderen Foren. Präsenz zeigen, hatte es geheißen. Und die Augen offenhalten.


    Es war schon ein tolles Gefühl, wie die Menschen sich beeilten, aus dem Weg zu gehen, obwohl die Patrouille nur aus den acht Mann seines Contuberniums bestand. Sie erreichten den Markt und auch hier, wo es relativ voll war, wichen die Menschen fast hektisch aus. So gehörte sich das ja schließlich auch, wenn die Garde sich näherte! Und so marschierte Valerian mit seinen Kameraden geradewegs durch die Gänge zwischen den Ständen. So störungsfrei hatte er sich wohl noch nie auf einem Markt bewegt. Nur war er leider nicht zum Vergnügen hier und konnte demnach auch nicht die Auslagen der Händler betrachten.


    Während sie marschierten, musterte Valerian aufmerksam die Passanten und auch das Verhalten der Händler, wenn sich die Patrouille näherte. Ein wenig weiter vorne schlenderte beispielsweise ein Mann gemütlich vor sich hin und ein kleiner Junge hielt sich seitlich knapp hinter ihm. Valerian konnte sehen, wie die kleine Hand sich an den Gürtel des Mannes heranmachte, doch plötzlich drehte sich der Kleine um. Ihre Blicke trafen sich für einen Augenblick und schon flitzte das Bengelchen davon. "Vier Mann hinter dem Bengel her", rief Valerian und deutete auf das Kerlchen, daß sich geschickt zwischen Menschen und Ständen hindurchdrängte. Vier Mann setzten sich in Bewegung und versuchten, den Kleinen einzuholen.


    Valerian hingegen ging zu dem Mann (Varus) und sprach ihn an. "Salve. Würdest Du bitte kontrollieren, ob Dein Geld noch da ist? Und auch sonst alle Wertgegenstände? Ein kleiner Taschendieb hat gerade versucht, Dich zu bestehlen."

    Es war immer verdächtig und unangenehm, wenn man als einziger zu einem höheren Offizier gerufen wurde. Valerian ging im Geiste die letzten Tage durch. Hatte er sich grobe Schnitzer geleistet? War etwas nicht in Ordnung gewesen? Irgendwelche unbedachten Äußerungen über Offiziere? Betrunken war er auch nicht gewesen. Nein, ihm fiel keine Missetat ein.


    Hoffentlich hatte man ihn nicht für unwürdig befunden und schickte ihn zur Legio zurück! Aber nein, dafür würde kein hoher Offizier seine kostbare Zeit opfern. Der Centurio oder der Optio würden ihn einfach anbrüllen und das wäre es dann. Na, vielleicht war es einfach nur ein Auftrag. Ein Botengang oder so. Wie damals für Alienus, wo er sogar noch zusätzliches Geld für bekommen hatte. Das war wirklich nicht schlecht gewesen. Geld brauchte er immer, damit er seiner Schwester und seiner Cousine mal was schicken konnte.


    Nein, er konnte sich nicht vorstellen, was der princeps praetorii von ihm wollen könnte. Also mußte er die Sache einfach auf sich zukommen lassen. Als er das officium erreicht hatte, kontrollierte er noch kurz seine Aufmachung. Alles glatt, alles glänzend, alles ordentlich? Ja, schien alles in Ordnung zu sein. Dann hob er die Hand und klopfte an.

    Auch wenn Valerian sicher war, daß seine Ausrüstung in Ordnung war, so wurde er trotzdem ein wenig nervös, als der Centurio seinen Kontrollgang machte. Schließlich gab es auch Centurionen, die so lange suchten, bis sie doch noch ein Stäubchen gefunden hatten, nur um eine Rüge erteilen zu können. Doch zu dieser Sorte schien der Caecilier ja glücklicherweise nicht zu gehören.


    Die Befehle machten keine Probleme, die kannten die Neuen bereits von der Legio II. Und so sortierten sie sich problemlos innerhalb weniger Augenblicke um, nahmen scutum und pilum auf und warteten darauf, losmarschieren zu können.

    Wie aus einem Mund erwiderten die Männer den Gruß. "Guten Morgen, Centurio Caecilius!" So mancher Chor wäre neidisch gewesen auf diesen gleichzeitigen Einsatz und die Stimmgewalt, die von dieser Centurie gerade unter Beweis gestellt wurde. Und natürlich war Valerian mitten drin dabei.


    Die nächsten Worte des Centurios vertrieben auch den letzten Rest Müdigkeit. Es sollte also endlich losgehen. Endlich regulärer Dienst statt des reinen Trainings. Und daß die Uniformen gewienert waren, das war ja wohl selbstverständlich. Als Praetorianer stellte man schließlich etwas dar. Da widmete man dem Polieren doch gerne ein paar Minuten mehr, als das früher der Fall gewesen war.


    Den prüfenden Blick des Centurios fürchtete Valerian jedenfalls nicht. Seine Ausrüstung war tiptop in Ordnung, darauf hatte er schließlich viel Zeit und Mühe verwendet.


    Eigentlich standen sie ja schon stramm. Doch als der Befehl des Centurios ertönte, straffte Valerian seine Gestalt trotzdem noch einmal. Wachwechsel im Palast! Er spürte, wie seine Ohren sich vor Aufregung ein wenig röteten. Hoffentlich sah das niemand...

    Im Laufschritt eilten die Männer herbei. Und Valerian war froh, daß sein Contubernium nicht zu den letzten gehörte, die auf dem Exerzierplatz erschienen. Sie waren zwar auch nicht die ersten, aber gutes Mittelfeld war doch nicht das schlechteste.


    Wach fühlte sich wohl niemand von ihnen. Zumindest noch nicht. Sie nahmen Haltung an, wie sie es gewöhnt waren und nahmen sich erst dann die Zeit, langsam zu begreifen, was eigentlich los war.


    Das da vorne mußte der Centurio sein. Der, der gerade erst aus Parthien zurückgekehrt war. Wie ein großer Teil dieser Centurie. Was sie wohl alles erlebt hatten? Neben ihnen kam sich Valerian wirklich wie ein Frischling vor. Dabei hatte er auch schon Kampfhandlungen erlebt. Doch mit solch einem Krieg ließ sich das bestimmt nicht vergleichen.


    Es dauerte nicht lange, bis alle angetreten waren und gespannt nach vorne schauten. Das Licht der gerade aufgehenden Sonne tauchte die ganze Szene in ein merkwürdig sanftes Licht, das so gar nicht zu den gestrengen Mienen der Männer passen wollte.

    Mitten aus einem echt schönen Traum gerissen zu werden, war schon echt grausam. Auf derart brutale Weise und noch dazu mitten in der Nacht, das war reinste Folter. Das Gebrüll ließ keinen Zweifel darüber zu, daß sie sich echt beeilen sollten. Keine Zeit zum Waschen, keine Zeit zum essen, kaum Zeit für die Latrine. Sie halfen sich gegenseitig mit den Rüstungen, denn so ging es schneller, dann machten sie sich im Laufschritt auf den Weg zum Exerzierplatz.

    Während Valerian mit seinem normalen Ausdauertraining mit Laufen, Liegestützen und ähnlichen Übungen begann, beschränkten sich die meisten der anderen auf ein paar Aufwärmübungen und gingen dann gleich zum Kampftraining über. Im Laufe der letzten zwei Jahre hatte sich Valerian einfach an sein normales Training gewöhnt und solange ihm niemand eine andere Trainingsabfolge befahl, behielt er sein, wie er meinte, bewährtes Training bei. Es dauerte seine Zeit, bis er sein gewohntes Pensum absolviert hatte. Und sein leichter Muskelkater vom Vortag meldete sich danach auch vorerst nicht mehr.


    Anschließend suchte sich Valerian einen Trainingspartner, der sich auch schnell fand. Sie suchten sich eine Stelle, wo sie genügend Platz hatten, und begannen dann ihren Übungskampf. Anscheinend hatte er seinen Trainingspartner gut gewählt. Denn sie schenkten sich nichts, täuschten an, stießen zu, wurden abgewehrt, wehrten ab, stießen wieder zu. Der Kampf wogte hin und her, ohne dass ein Treffer erzielt wurde, weder von dem einen, noch von dem anderen. Dabei waren sie durchaus trickreich in ihren Versuchen, den Gegner zu treffen. Mittlerweile war Valerian völlig verschwitzt und es schien ihm, als sei das scutum irgendwie schwerer geworden. Doch es durfte kein Nachlassen geben, nicht bevor endlich ein Treffer fiel. – Und hoffentlich zu seinen Gunsten!

    Es war schon irgendwie merkwürdig. An einem Tag wurden sie geschunden, bis sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnten, am anderen interessierte sich offenbar niemand dafür, was sie so trieben. In den Dienstplänen waren sie noch nicht erfasst und auch der Centurio, dem sie zugeteilt waren, hatte sich noch nicht blicken lassen. Der war gerade erst aus Parthien zurückgekehrt, erzählte man sich. Ob er dabei gewesen war, als der Kaiser starb?


    Wie auch immer. Bisher hatten sie ihn nicht zu Gesicht bekommen. Und auch der Optio war heute noch nicht wieder aufgetaucht. Untätig herumsitzen, das war nichts für Valerian. Also fragte er herum, wer mit ihm trainieren gehen würde. Und wahrhaftig rafften sich alle aus seinem Contubernium dazu auf. Vielleicht wurde ja auch genau das von ihnen erwartet. Vielleicht würde es auch Ärger geben, weil sie so eigenmächtig handelten. Doch wenn es schon Ärger gab, dann doch bitte wenigstens nicht für faules Herumlungern. Sie besorgten sich jeder ein Übungsgladius und ein Übungsscutum und machten sich dann auf den Weg zum Campus.

    Am nächsten Morgen fühlte sich wohl keiner der Neuen wirklich ausgeschlafen. Und zum ersten Mal seit sehr langer Zeit spürten sie auch ihre Muskeln mehr, als ihnen lieb war. Doch von niemandem war ein Murren zu hören. Sie beeilten sich dabei, sich fertig zu machen. Befehle für den heutigen Tag gab es nicht. Zumindest nicht, soweit es ihnen bekannt war.


    "Ich gehe mal schnell schauen, ob es einen Anschlag gibt. Nicht, daß wir irgendwas übersehen", sagte Valerian. Es war ja noch früh und er konnte das mit einem Gang zur Latrine verbinden.


    Doch er kam nach einiger Zeit unverrichteter Dinge zurück. "Es gab nichts. Also, wenn zur normalen Zeit keiner was von uns will, sollten wir wohl ganz normal trainieren gehen wie wir das von der Legio II gewöhnt sind." Er zuckte mit den Schultern. Am Anfang fühlte man sich eben immer irgendwie fehl am Platze und wußte nicht, was von einem erwartet wurde. So war es damals auch gewesen, als er sich zur Legion gemeldet hatte.

    Eigentlich waren sie sogar zu erschöpft, um sich über den Gewinn zu freuen. Doch ein breites Grinsen tauschten sie doch aus, als sie endlich die erlösenden Worte hörten und abtreten durften. Ein erleichtertes Seufzen entrang sich nicht nur einer Kehle.


    Um das Bier würden sie sich später kümmern. Jetzt im Moment wollten sie eigentlich nur noch eines: Schlafen. Und vorher war ja auch noch die Ausrüstung dran, die es wirklich nötig hatte. Die mußten sie jetzt überhaupt erstmal wieder einsammeln und in die Unterkünfte mitnehmen. Aber auch das würden sie noch irgendwie schaffen. Hoffentlich...

    Die anderen Milites rückten ab und neidische Blicke folgten ihnen. Als sie den Befehl erhielten, wieder anzutreten, folgten sie natürlich sofort. Aber natürlich sahen sie ziemlich derangiert und vor allem auch erschöpft aus. Sie hatten in den Kämpfen alles gegeben. Und waren nun wirklich ausgepowert.


    Natürlich versuchten sie, es sich nicht anmerken zu lassen und nahmen Haltung an, wie es von ihnen erwartet wurde. Und trotzdem ließ sich die Erschöpfung nicht mehr verbergen. Sie waren einfach fix und alle.

    Kaum hatten sich die Milites in Bewegung gesetzt, da gab Valerian auch schon den Befehl: "Jetzt! Kämpft, wie ihr noch nie gekämpft habt!"


    Er selbst wechselte das Gladius in die linke Hand, kurz bevor die Gegner herangekommen waren. Seit Wochen hatte er mit links geübt. Vor allem mit dem pilum, aber auch mit dem gladius. Er war natürlich mit links noch lange nicht so geschickt wie mit rechts, doch er erhoffte sich damit einen Überraschungseffekt. Denn wer rechnete schon mit einem Angriff von links? Vor allem wenn man das Schwert in der Rechten des Gegners gesehen hatte?


    Wenigstens einen der anderen wollte er möglichst erwischen, bevor er besiegt wurde! Und die Überraschung gelang! In dem Moment, in dem der andere seine Schilddeckung leicht öffnete, um zuzustoßen, stieß Valerian, der schon darauf gewartet hatte, einen Hauch schneller zu und versetzte seinem Gegner einen "tödlichen" Treffer. Daß er selbst nur einen Augenblick später einen ebenso "tödlichen" Treffer vom Nebenmann seines Gegners einkassieren mußte, störte ihn nicht mehr. Er hatte noch einen mitgenommen, das genügte ihm. Das war mehr, als er sich hatte erhoffen dürfen bei dieser erdrückenden Übermacht.


    Der Kampf war jetzt schnell beendet. Außer Valerian hatten noch zwei seiner Männer es geschafft, einen der Angreifer zu besiegen, bevor sie selbst getroffen wurden, dann war es vorbei und Valerians Gruppe war vollständig besiegt. Doch diese Niederlage empfand keiner von ihnen als schmachvoll. Gegen eine solche Übermacht - und ohne Schild - hatten sie nicht die geringste Chance gehabt.

    Würde Valerian zwischen all diesen Männern stehen, die nicht nur bei weitem in der Überzahl waren, sondern auch noch Schilde zu ihrem Schutz hatten, wäre er auch nicht nervös. Und so ging es sicherlich auch den anderen, die mit ihm ausharrten.


    Außerdem legte die Nervosität sich langsam und machte einem von Ungeduld geprägten Tatendrang Platz. Warten auf eine sichere Niederlage war noch viel schlimmer, als gegen eine Übermacht zu kämpfen. Dabei nützte es nichts, daß sie sich immer wieder sagten, daß ihnen außer einigen kräftigen blauen Flecken eigentlich nicht viel passieren konnte. Ein Kampf war eben ein Kampf und eine aussichtslose Situation eine aussichtslose Situation.


    "Bleibt ruhig, Männer", beschwor er seine Leute weiterhin. "Wartet ab, was sie tun." Er atmete tief durch. Zwang sich damit zur Ruhe. Und ließ die Milites, die ihm gegenüber standen, nicht aus den Augen. Niemand aus seiner Gruppe rührte sich. Eine Tatsache, die Valerian irgendwie stolz machte.

    Valerian atmete tief durch. In solch einer Situation konnte man echt Platzangst bekommen. Er spürte, wie kalter Schweiß auf seine Stirn trat, obwohl er doch wußte, daß dies nur eine Übung war. Die Bedrückung der Lage war eben doch echt, trotz allen Wissens.


    "Bleibt ruhig, Männer. Laßt sie den ersten Schritt tun. Nicht angreifen. Erst wenn sie angreifen, kämpfen wir. Bleibt auf der Hut." Sie beobachteten die sie umgebenden Milites, achteten auf jede Zuckung. "Wartet auf mein Kommando, vorher wird nicht gekämpft!"


    Sie durften nur nicht die Nerven verlieren. Egal, wie lange das Spielchen jetzt dauern mochte. Und wie er die Offiziere hier kennengelernt hatte, konnte das wirklich sehr lange dauern. Trotzdem durften sie in ihrer Aufmerksamkeit nicht nachlassen. "Ruhig, Männer. Wir stehen das gemeinsam durch." Während er sprach, bemühte sich Valerian um eine ruhige, feste Stimme. Vermutlich fiel es den anderen ebenso schwer wie ihm, jetzt nicht einfach loszustürmen und sich mit lautem Gebrüll gegen die Wand aus Schilden zu werfen. Doch sie durften jetzt nicht die Nerven verlieren. "Ruhig Blut...", beschwor er sich selbst nicht weniger als die anderen.


    Es war merkwürdig still jetzt, als alle zum Stillstand gekommen waren. Doch der schwere Atem der Neulinge verriet, daß sie alles andere als ruhig waren. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt.

    Der Aufmarsch der Truppen sorgte natürlich für Ablenkung, der Kampf kam ins Stocken. "Nicht ablenken lassen. Weitermachen!", befahl Valerian seinen Männern halblaut. Wenn sie die Überraschung der anderen nutzten, konnten sie einen schnellen Sieg erringen. Der Auftrag hatte schließlich gelautet, so lange zu kämpfen, bis eine Gruppe gesiegt hatte. Und das würden sie tun, egal was danach noch folgen mochte. Während sich die Gruppen von Milites unaufhaltsam näherten, ging der Kampf zwischen den Neulingen weiter. Jetzt nur noch ein kurzer Kampf, denn die Ablenkung war für einige doch zu groß.


    Es war zwar letztendlich ein Sieg für Valerians Gruppe, doch was war davon noch übrig? Nur noch eine Handvoll Männer. Ein wirklich extrem knapper Sieg. "Sammeln! Bildet ein Quadrat!" Ein wahrhaft winziges Quadrat, aber so konnte ihnen wenigstens am Anfang niemand in den Rücken fallen. Mit etwas Glück konnten sie noch den einen oder anderen mitnehmen, bevor sie besiegt wurden.


    Die Milites waren schon fast heran. "Wenn sie angreifen, dann seid einfach schnell. Unsere Beweglichkeit ist unser einziger Vorteil!" Natürlich wäre es ein sinnloser Kampf. Sie konnten nur verlieren. Doch wenn es von ihnen verlangt wurde, bis zum letzten zu kämpfen, dann würden sie das tun. Etwas anderes blieb ihnen doch sowieso nicht übrig.


    Für Valerian war es schon erstaunlich genug, daß er immer noch dabei war, daß er bisher keinen "tödlichen" Treffer hatte hinnehmen müssen. Doch damit würde es wohl bald vorbei sein. Er wappnete sich, wollte wenigstens einen guten Kampf liefern. Aufgeben kam auf keinen Fall in Frage. Wenn schon verlieren, dann doch wenigstens mit Ehre!


    Wollten die anderen wirklich angreifen? Valerian war sich nicht sicher. Also wartete er, bis klar war, was nun folgen sollte. Er unterdrückte den Drang, mit seinen Leuten brüllend auf die Milites loszurennen. Denn das hätte er am liebsten getan.

    Valerian hatte einen Kameraden, der gerade Ausgang hatte, gebeten, für ihn den Brief aufzugeben. Bei der Gelegenheit ließ er auch gleich eine Familienwertkarte für 250 Sesterzen für die Gens Quintilia für Italia erstehen. Denn es war sicher, daß er noch viele Briefe verschicken würde.




    An
    Quintilia Valentina
    Casa Quintilia
    Mogontiacum
    Provincia Germania



    Liebes Schwesterherz!


    Da bin ich nun wieder in Rom. Du kannst Dir nicht vorstellen, wie warm es hier schon ist! Der Frühling hat hier schon lange Einzug gehalten. Es ist einfach herrlich.


    Die Reise hierher war echt anstrengend, da wir in erhöhtem Marschtempo marschiert sind. Ich kann Dir sagen, meine Füße sind so plattgelaufen wie noch nie. Und glaube ja nicht, daß wir uns nach diesem Marsch hätten ausruhen können. Nein, es ging direkt nach der Ankunft auf den Exerzierplatz und bei den folgenden Übungen sind eine Menge Kameraden gleich wieder ausgeschieden und wurden zu ihren alten Einheiten zurück geschickt. Ich bin wirklich froh, daß mir dieses Schicksal erspart geblieben ist.


    Es tut mir wirklich leid, daß keine Zeit mehr blieb, mich von Dir zu verabschieden. Doch wir wußten ja nicht, was uns bevorstand, als man uns antreten ließ. Und als man es uns mitgeteilt hatte, befahl man uns, die Ausrüstung zu holen und dann wieder anzutreten. Ich hatte gerade noch Zeit, Dir ein paar Zeilen zu schreiben, mich von Drusus zu verabschieden und ihn um die Überbringung des Briefes zu bitten.


    Aber genug von mir. Wie geht es Dir? Wie geht es Flava? Wenn ihr nun nach Rom übersiedeln wollt, dann sagt es nur, ich besorge euch eine schöne Wohnung. Hier erhalte ich jetzt etwas mehr Sold, ich könnte euch also ein bißchen unterstützen.


    Benimmt sich Bashir gut? Bitte schreibe mir, wie es euch ergeht.


    Mögen die Götter ihre Hände über euch halten und ihr Wohlwollen euch stets begleiten.


    Mit einer herzlichen Umarmung, auch für Flava,


    Dein Bruder Valerian


    P.S: Wenn Du mir schreiben möchtest, dann adressiere an
    Lucius Quintilius Valerian
    Cohortes Praetoriae
    Castra Praetoria
    Roma
    Provincia Italia


    Sim-Off:

    Überweisung ist erfolgt

    Es war ein wahrhaftig anstrengender Tag gewesen. Nachdem sie in ihre Unterkünfte zurückgekehrt waren, mußten sie ja noch ihre Ausrüstung wieder auf Vordermann bringen. Nach der langen Reise hatte sie das auch wahrhaftig nötig und so nahm diese Tätigkeit entsprechend Zeit in Anspruch. Für heute hatte Valerian auch noch freiwillig den Kochdienst übernommen, denn er wollte etwas anständiges essen und konnte sich ja noch kein Bild von den Kochkünsten der anderen machen. Er hatte noch ein paar Kräuter, etwas Speck, Zwiebeln und Garum. Damit ließ sich schon etwas anfangen.


    Später, nachdem sie gegessen hatten und mit der Ausrüstung fertig waren, legten die meisten sich gleich schlafen. Doch Valerian hatte noch etwas zu erledigen. Er hatte versprochen, seiner Schwester und seiner Cousine zu schreiben und das wollte er gleich tun.



    Quintilia Valentina
    Casa Quintilia
    Mogontiacum
    Provincia Germania



    Liebes Schwesterherz!


    Da bin ich nun wieder in Rom. Du kannst Dir nicht vorstellen, wie war es hier schon ist! Der Frühling hat hier schon lange Einzug gehalten. Es ist einfach herrlich.


    Die Reise hierher war echt anstrengend, da wir in erhöhtem Marschtempo marschiert sind. Ich kann Dir sagen, meine Füße sind so plattgelaufen wie noch nie. Und glaube ja nicht, daß wir uns nach diesem Marsch hätten ausruhen können. Nein, es ging direkt nach der Ankunft auf den Exerzierplatz und bei den folgenden Übungen sind eine Menge Kameraden gleich wieder ausgeschieden und wurden zu ihren alten Einheiten zurück geschickt. Ich bin wirklich froh, daß mir dieses Schicksal erspart geblieben ist.


    Es tut mir wirklich leid, daß keine Zeit mehr blieb, mich von Dir zu verabschieden. Doch wir wußten ja nicht, was uns bevorstand, als man uns antreten ließ. Und als man es uns mitgeteilt hatte, befahl man uns, die Ausrüstung zu holen und dann wieder anzutreten. Ich hatte gerade noch Zeit, Dir ein paar Zeilen zu schreiben, mich von Drusus zu verabschieden und ihn um die Überbringung des Briefes zu bitten.


    Aber genug von mir. Wie geht es Dir? Wie geht es Flava? Wenn ihr nun nach Rom übersiedeln wollt, dann sagt es nur, ich besorge euch eine schöne Wohnung. Hier erhalte ich jetzt etwas mehr Sold, ich könnte euch also ein bißchen unterstützen.


    Benimmt sich Bashir gut? Bitte schreibe mir, wie es euch ergeht.


    Mögen die Götter ihre Hände über euch halten und ihr Wohlwollen euch stets begleiten.


    Mit einer herzlichen Umarmung, auch für Flava,


    Dein Bruder Valerian


    P.S: Wenn Du mir schreiben möchtest, dann adressiere an
    Lucius Quintilius Valerian
    Cohortes Praetoriae
    Castra Praetoria
    Roma
    Provincia Italia


    Seufzend legte er sein Schreibzeug beiseite. Morgen würde er dafür sorgen, daß der Brief abgesandt wurde. Für einen weiteren Brief war er zu müde. Morgen würde er Drusus schreiben. Er versiegelte also den Brief und legte sich dann schlafen. War er jemals so müde gewesen wie heute? Doch ja... in der ersten Zeit als Probatus. Damals...

    Valerian bemerkte sehr wohl, daß es nicht so klappte, wie er sich das vorgestellt hatte. So machte seine Taktik inzwischen kaum mehr Sinn. Zumal die andere Gruppe jetzt ausgesprochen verbissen kämpfte.


    Doch zumindest das konnten sie auch. Die Doppelreihe brachte nichts mehr. Also befahl er der zweiten Reihe, sich zu teilen und an den Seiten der ersten Reihe Entlastung zu bringen. "Kämpft Männer! Macht sie nieder!" Er selbst stand nun mitten drin im Kampfesgetümmel und wäre in diesem Moment getroffen worden, wenn sein Nebenmann den Stoß nicht bemerkt und frei genug gewesen wäre, um ihn abzufangen. Es blieb keine Zeit für einen Dank. Noch nicht.


    Nun ging es verbissen Mann gegen Mann. Und diejenigen, die jetzt noch standen, waren wahrhaftig die besten Kämpfer, denn es dauerte lange, bis mal wieder jemand ausschied. Zum Glück einer von der anderen Gruppe. Und weiter ging es. Es wurde zugestoßen, pariert und mit allen Mitteln versucht, den Gegner zu erwischen. Wieder ein Treffer und es war einer von Valerians Männern. Das Verhältnis blieb weiterhin ausgeglichen.


    Valerian stand nun dem Mann gegenüber, der die andere Gruppe anführte. Für einen Augenblick trafen sich ihre Blicke. Für einen Augenblick tauschten sie ein Grinsen aus. Dann stieß der andere beherzt zu, wurde jedoch pariert. Valerian lenkte mit seinem gladius die Waffe des anderen seitlich nach unten, machte einen blitzschnellen Schritt vor und ergriff mit der anderen Hand das Handgelenk seines Gegners. Er zog kräftig daran, zog sein eigenes gladius in einer schnellen Bewegung zurück und gab dem Gegner sofort den "Todesstoß". Er war ihm ein wenig zu nahe gekommen und bezahlte nun für diesen Fehler. Vielleicht war er zu siegesgewiß gewesen.

    Und plötzlich war vor ihm schon wieder kein Gegner mehr. Das konnte nur eines bedeuten! "Sie sind hinter uns! Macht kehrt! Lücken schließen und eine Doppellinie bilden und sofort vorwärts! Zusammenbleiben!" Da sie immer noch eine gewisse Ordnung beibehalten hatten, fiel es den Männern, die gerade nicht in Kämpfe verwickelt waren, nicht schwer, diese Ordnung in wenigen Augenblicken herzustellen und so den Kämpfenden auch beizustehen. Die Angegriffenen waren schlau genug gewesen, sich ganz auf die Verteidigung zu konzentrieren, bis sie Hilfe bekamen.


    Insgesamt war die Menge der Kämpfenden ziemlich zusammengeschmolzen. Und doch schien es Valerian so, als wäre die Anzahl seiner eigenen Männer größer als die der anderen. Hoffentlich war es so! Doch darauf bauen konnte er nicht, dafür fehlte ihm der Überblick. Er war zu sehr damit beschäftigt, den Mann zu erwischen, der seinen Vordermann gerade arg in Bedrängnis brachte. "Tod", rief er, nachdem er endlich einen sauberen Treffer hatte landen können. Aber schon war der nächste heran und dem gelang es, seinen Vordermann zu erledigen. Noch während dieser sich zurückzog, da er ausgeschieden war, konnte Valerian aber seinen Gegner erwischen. Zwei zu eins, das war doch nicht schlecht. Doch keine Zeit blieb, um sich darüber zu freuen. Schon hatte er wieder einen Gegner und nun keinen Hintermann mehr, der diesen für ihn erledigte, während er ihn beschäftigte. Er war also auf sich selbst angewiesen. Und sein Gegner war gut. Sehr gut. Jeder seine Stöße wurde abgefangen, als sei es eine Leichtigkeit. Während er ganz schön ins Schwitzen kam, um die Angriffe seines Gegners zu parieren.

    "Beide Flanken als Doppelreihe vorrücken. Angreifen! Sie können sich jetzt nicht gegenseitig decken!" Wenigstens die Hälfte von ihnen sollten sie so erwischen können. In der Zeit konnte zwar die andere Hälfte zwischen sie gelangen und vielleicht auch einzelne von ihnen niedermachen, doch dann konnten sie sie in die Zange nehmen, sobald die ersten Gegner erledigt waren.


    Die beiden Doppelreihen rückten nun zügig vor und griffen übergangslos die anderen an. Wie besprochen, war der vordere für die Abwehr zuständig und der hintere für den Angriff. Da niemand einen Schild hatte und die anderen vermutlich nicht darauf vorbereitet waren, sich gegenseitig zu decken, sollte das recht schnell zum Erfolg führen.


    Es dauerte nur Augenblicke, da hatte Valerian einen Gegner und tat so, als wollte er ihn angreifen. Der wich aus und stieß selbst zu. Da Valerian genau das hatte erreichen wollen, konnte er den Stoß leicht mit seinem Gladius abfangen und zur Seite leiten. Dabei erhielt sein Hintermann die Gelegenheit, zuzustoßen, an Valerian vorbei, in die ungeschützte Seite des Gegners. Zum Glück waren es nur Übungswaffen und auch nicht mit aller Gewalt geführt, sonst wäre das jetzt wahrhaftig das Ende für den Mann gewesen. "Tod", rief Valerian und machte sich auf den nächsten Gegner gefaßt.


    Um ihn herum waren ebenfalls Kämpfe im Gange. Wie es stand, konnte er allerdings nicht feststellen, dafür war er nun zu beschäftigt. Doch er hoffte, daß auch ein paar seiner Leute ähnlich erfolgreich waren wie er. Denn jeder erledigte Gegner brachte sie dem Sieg näher. Doch wieviele von seinen eigenen Leuten waren gleichzeitig besiegt? Nützte die Taktik, daß der Vordermann praktisch den Schild ersetzte, wirklich etwas? Sie würde ohnehin nur in der ersten Phase funktionieren. Doch das genügte, wenn sie dafür anschließend in der Überzahl waren.