Ad
Tiberius Germanicus Probus
Legio II Germanica
Mogontiacum
Provincia Germania
Salve, Probus!
Es ist doch ein gewaltiger Unterschied, ob man sich in Rom aufhält oder in Germanien. Hier pulsiert das Leben ganz anders als in der Provinz. Und das ist für mich zu spüren, obwohl ich kaum aus der Castra herauskomme. Für Neulinge gibt es nämlich keinen Ausgang und so komme ich nur dienstlich in die Stadt. Und selbst das ist noch höchst selten. Wir trainieren täglich sehr hart und man hat dabei das Gefühl, dass ständig gesiebt wird. Wer versagt, der muss gehen. Das ist schon eine ziemliche Belastung.
Natürlich fiebert alles der Ankunft des Kaisers entgegen. Er soll sich schon kurz vor Rom befinden. Der Praefectus weiß gewiß schon mehr, doch es sickert leider so gar nichts durch. Ach, was würde ich dafür geben, bei der Ankunft des Kaisers dabei sein zu dürfen!
Aber genug von mir! Wie geht es euch? Was macht Deine Grundausbildung? Müßte sie sich nicht langsam dem Ende zuneigen? Was ist mit Lupus? Ist der schon fertig? Ich schätze ja, dass er es seinem Cousin nachmachen und zur Legionsreiterei gehen wird. Frag ihn doch bitte mal, es würde mich wirklich interessieren. Achja, und richte bitte an alle aus der alten Truppe die herzlichsten Grüße von mir aus! Und wie macht sich eigentlich Drusus inzwischen als Nachwuchs-Schreihals?
Ich muß gestehen, dass ich euch wirklich vermisse. Auch wenn es mich stolz macht, der Garde anzugehören, so vermisse ich doch das familiäre Gefühl unseres Contuberniums. Hier ist alles so ernst und streng. Kaum dass mal ein Spaß gemacht wird, nicht mal, wenn wir unter uns sind. Da werde ich noch hart dran arbeiten müssen, die Jungs hier ein wenig aufzutauen.
Stell Dir vor, die Garde ist sich zu fein, sich um Taschendiebe zu kümmern. Gut, dass wir nicht unbedingt nach ihnen suchen, das sehe ich ja ein. Aber wenn direkt vor meiner Nase ein Diebstahl stattfindet, soll ich nicht eingreifen? Ich habe das getan und bin anschließend darauf hingewiesen worden, dass „die Garde sich um so was nicht kümmert“! Na, ich glaube ja nicht, dass meine Kameraden mich verpfeifen werden, weil ich darauf gedrängt habe, den Dieb zu schnappen und sonst war ja niemand dabei. Und so werde ich hoffentlich keinen Rüffel von oben deswegen erhalten.
Bist Du eigentlich jemals im Palast gewesen? Man! Ich sage Dir, in diesem Labyrinth verlaufe ich mich bestimmt noch ein paar mal. Es ist wirklich nicht so leicht, sich dort zurechtzufinden. Gut, ein paar der häufig benötigten Wege waren einfach zu merken. Aber einige andere… Ich kann nur hoffen, dass ich es drauf habe, bis ich dafür eingesetzt werde, Besucher ins Innere des Palastes zu führen.
So, mehr gibt es eigentlich gar nicht zu berichten. Laß bitte bald mal von Dir hören! Mögen die Götter stets über Dich wachen!
Vale,
Valerian
Mogontiacum, ANTE DIEM XVII KAL MAI DCCCLVIII A.U.C. (15.4.2008/105 n.Chr.)