Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    Valerian folgte Raetinus in das Innere seiner Unterkunft und betrachtete nicht ohne Mitleid den Schreibtisch des Centurio. Verwaltungskram! Nein, auf so etwas konnte er wirklich gut verzichten. Das Soldatenleben war doch die bessere Wahl gewesen, ganz ohne Frage.


    Zum Glück machte der Centurio keine weiteren Schwierigkeiten, sondern erteilte die Erlaubnis ohne Zögern. "Meine Schwester ist keine Freundin von Saufgelagen. Leider könnte man sagen", wagte Valerian einen Scherz und grinste dabei, räusperte sich aber sofort. "Danke, Centurio. Ich werde Dir sicher keine Schande machen." Hoffentlich war das jetzt kein voreiliges Versprechen.

    Das dauerte ja... War der Centurio am Ende gar nicht da? Sonst wurde die Tür immer so schnell geöffnet. Fast schon wollte sich der Legionär abwenden, als sich die Tür doch noch öffnete und der Centurio nach seinem Begehr fragte.


    "Salve, Centurio Artorius", grüßte Valerian vorschriftsmäßig und salutierte, indem er sich mit der Faust auf die Brust schlug. "Ähm, - also, ich würde gerne meine Schwester besuchen, die in der Stadt wohnt. Und bitte dafür um Ausgang." Die Ärmste fragte sich gewiß schon, wo er blieb.

    Wieder einmal klopfte Valerian an die Tür der Unterkunft seines Vorgesetzten, wo sich ja auch desssen officium befand. Viel zu lange schon hatte er sich nicht mehr bei seiner Schwester blicken lassen. Und er mußte unbedingt einmal schauen, ob sie in der Casa Quintilia so allein auch klar kam. Hoffentlich gewährte der Centurio ihm den Ausgang.

    Valerian schenkte Sedulus den Becher voll und lachte Drusus dann an. "Bei Dir hätte ich mir die Frage ja eigentlich sparen können, Drusus", scherzte er auf Kosten des Kameraden, ohne es wirklich böse zu meinen. Er selbst war ja nicht besser, daher konnte er sich die Stichelei durchaus erlauben, während er auch den Becher von Drusus füllte. Die Kanne war damit leer, aber der Centurio hatte ja schon für Nachschub gesorgt. "Eine Amphore! Ja, das ist gut, damit erspart sich der Wirt die viele Lauferei nach den Kannen", lachte er.


    "Bona Saturnalia, Sura", grüßte er den Tribun. "Bestellt ist gut. Im Moment sind wir dank Raetinus bestens versorgt." Schnell füllte er einen der leeren Becher, die der Wirt in weiser Voraussicht zusätzlich mit auf den Tisch gestellt hatte und schob ihn Sura zu. Die Amphore des Centurios würde noch eine Weile reichen. Doch auch Valerian hatte noch Geld. Und die anderen sicher auch alle. Dieser Abend konnte sich also ruhig noch lange hinziehen. Der Wein würde ihnen gewiß nicht ausgehen.

    Valerian zuckte die Schultern und bemühte sich um einen weiterhin bösen Gesichtsausdruck. "Es hilft ja nichts. Keiner von denen hat viel. Also ist es für alle am besten, wenn wir jedem ein bißchen was nehmen. So haben sie eine Chance, den Winter zu überstehen und wir bekommen auch, was wir brauchen." Es gefiel ihm nicht. Ihm wäre es lieber gewesen, wenn sie freiwillig etwas gegeben hätten.


    So ging er nun in den Vorratsbereich und besah sich die mageren Vorräte. War das wirklich alles, was diese Familie für den Winter hatte? Verflucht, das war ja so schon zu wenig. "Frag sie, ob sie noch einen leeren Sack haben. Dann nehmen wir einen halben Sack Roggen. Den Rest sollen sie behalten. Sie werden schon einen finden, weil wir sonst einen ganzen mitnehmen. Sag ihnen das." Es war ein ganz mieses Gefühl, die Menschen so auszurauben. Doch es war ihre Pflicht. Und auf lange Sicht würde es ihnen helfen. Das mußte sich Valerian immer wieder sagen. Verflucht. Das hier war schlimmer, als im Kampf zu töten...

    "Dann ist er jetzt nicht mehr frei", lachte Valerian und setzte sich ganz selbstverständlich zu den Offizieren. Warum auch nicht? Heute war das alles möglich. "Tz, wer wirft denn da mit Weinbechern? Aber Wein ist eine gute Idee. Wo steckt eigentlich der Wirt? Ich habe Durst!" Er klopfte ein paar mal mit seinem leeren Weinbecher auf den Tisch, bis irgendwann wieder ein voller Weinkrug vor ihn gestellt wurde. "Möchte noch jemand außer mir?", fragte Valerian in die Runde, nachdem er seinen eigenen Becher gefüllt hatte.


    Es wurde langsam wirklich voll in der Taberna. Und laut. Doch das schien nur noch dazu beizutragen, daß die Stimmung immer fröhlicher, und vor allem feuchtfröhlicher, wurde. "Du auch noch Wein, Sedulus?" Valerian fragte ganz frech den Tribun, der vor gar nicht allzu langer Zeit einmal mit ihm trainiert hatte.

    "Io Saturnalia!", grüßte Valerian mit offensichtlicher Feierlaune, als sie die Taberna erreichten und sie dort schon eine gute Anzahl an Soldaten versammelt sahen. "Na, ob wir es schaffen, den Wirt trocken zu trinken?", fragte er ein wenig provozierend in die Runde. Es gab ja immer ein paar Verrückte, die so etwas wirklich versuchten. Valerian glaubte ja nicht wirklich, daß der Wirt so schlecht auf diesen Termin vorbereitet war. Der hatte bestimmt genug, um mehrere Legionen ins Koma zu versetzen.

    Für diesen Tag genügte es wahrhaftig. "Danke, Sabinus, daß Du mir Deine Zeit geopfert hast", sagte Valerian, nachdem sie ihre beanspruchten Muskeln gut gelockert hatten. "Dann bis später in den Thermen, ja?" Er mußte noch seine Ausrüstung in Ordnung bringen, bevor er sich dem Vergnügen hingeben konnte. Schließlich wollte er sich keine solche Schlappe wie letztens bei der nächtlichen Inspektion ein weiteres mal leisten.

    Aulus Cantius Otho



    Otho schüttelte sich allein schon bei dem Gedanken. "Ne, bestimmt nicht." Wie kam Tullus nur auf so eine Idee? "Keine Ahnung, deswegen frage ich Dich ja." Nachdenklich warf der Legionär einen Blick auf die verpackte Leiche, dann auf den Gasthof. "Draußen liegen lassen können wir ihn auch nicht, sonst fressen ihn noch die Wölfe... oder die Hofhunde. - Halt warte. - - Da... auf dem Holzvorrat ist doch Platz. Da liegt er hoch genug, um nicht angefressen zu werden, an der frischen Luft, so daß er nicht rumstinkt und klauen wird ihn wohl auch niemand. Und das Dach hält ihn schön trocken. Was meinst Du?"





    FRUMENTARIUS - LEGIO II GERMANICA

    Valerian begleitete Drusus in die Hütte und versuchte, möglichst grimmig dreinzublicken. Dabei trat er zunächst ganz nahe an Drusus heran, denn man konnte nie wissen, ob diese Germanen nicht doch ganz gut Latein konnten und seine Worte waren nur für den Kameraden bestimmt. "Ich kann eh kein germanisch. Drusus, mach Du mal die Verhandlung. Ich gucke einfach böse, dann kannst Du nett sein und mich als böse vorschieben. Ich gucke mir an, was sie so haben. Sag Du ihnen, daß ich ihnen alles wegnehme, wenn sie nicht freiwillig was rausrücken. Dann werden sie es schon tun."


    Das war nicht leicht für den eigentlich freundlich veranlagten Quintilier. Doch er faßte sein Pilum fest und versuchte bedrohlich und rücksichtslos zu wirken. Er machte ein paar Schritte auf den Bereich der Hütte zu, in dem die Vorräte gelagert wurden und versuchte zu erkennen, was die Leute eigentlich hatten. Bei den schlechten Lichtverhältnissen war das allerdings gar nicht so einfach.

    Valerian lachte. "Na, dann gibts da noch eine freie Pritsche." Er deutete auf den freien Schlafplatz. "Willkommen im besten Contubernium der Legio II. Neue haben übrigens immer gleich eine Woche Kochdienst", log er frech, man konnte es ja wenigstens mal versuchen. "Lucius Quintilius Valerian ist übrigens mein Name."

    Valerian lachte leise und keuchend. "Beine? Was meinst ... Du damit? Oder ... redest Du... von ... diesen blutigen, schmerzenden... Klumpen da unten?" Er lachte wieder. "Nein... war nur'n Scherz. - Es geht schon ... noch, auch wenn ich... die Idee... mit den Thermen... echt prima finde." Schließlich hatte er gelernt, seinem Körper alles abzuverlangen. Und noch hatte er ihm nicht alles abverlangt. Doch das mußte ja auch nicht immer so sein, nicht wahr? Thermen... Entspannung... Wärme... Ja, das klang wirklich gut!


    Sabinus war also dafür, bei allzu großer Kälte gar nicht zu trainieren? Nein, da mußten sie sich etwas einfallen lassen. Sie konnten draußen nicht trainieren, aber vielleicht ließ sich ein anderer Ausgleich finden? Ein paar Übungen? Schwimmen? Jetzt fehlte ihm der Atem, das vorzuschlagen. Aber später in den Thermen würde er Sabinus darauf einmal ansprechen.

    Zitat

    Original von Cnaeus Artorius Severus
    Severus hatte, nachdem das Gespräch beim Centurio hinter ihm lag, das ihm zugewiesene Conrubernium gesucht und meinte, beim richtigen angekommen zu sein. Er ließ seine ganze Ausrüstung erstmal draussen, um sie, im Falle dass er sich irrte, nicht wieder hinaus schleppen zu müssen, und trat ein...


    Valerian saß auf seiner Pritsche und putzte eifrig seine Ausrüstung, als die Tür sich öffnete. Er schaute nicht auf, da er einen der Kameraden erwartete. Doch als kein Wort gesagt wurde und auch die üblichen Geräusche, wie schwungvolles auf die Pritsche werfen, erfolgte, blickte er etwas irritiert auf. "Salve. Was kann ich für Dich tun?" Da der Mann keine Ausrüstung mit sich schleppte, konnte es ja eigentlich kein Neuer sein, oder? Vermutlich ein Kamerad aus einer anderen Centurie, der etwas ausrichten wollte.

    "Ja, wenn Du das schaffst, gebe ich Dir auch einen aus, Drusus", feuerte auch Valerian den Freund an. Es waren durchaus ein paar ansehnliche Mädchen anwesend und ihre Gesellschaft würde die Stimmung sicher noch weiter aufhellen. Aber ob sich germanische Mädchen mit römischen Soldaten abgeben würden? Valerian wagte es zu bezweifeln. Doch natürlich würde er Drusus niemals davon abhalten, es zu versuchen.


    "Nanana, was seid ihr denn für Soldaten, daß ihr eure Vorgesetzten nicht kennt? Ihr wißt nicht, wer unser neuer Optio ist? Wirklich nicht? Also sowas. Lucius Pontius Fullo ist unser neuer Optio." Valerian tat natürlich so, als wäre es völlig selbstverständlich, dies zu wissen. Dabei hatte er den Mann auch noch nicht gesehen. Er hatte nur ältere Legionäre über ihn reden hören und natürlich die Ohren gespitzt. Aber das mußten die anderen beiden ja nicht wissen.


    "Jetzt seid ihr platt, was? Jaaaa, wenn ihr mich nicht hättet!" Er trank noch einen Schluck Met und lehnte sich zufrieden zurück.

    "Na, dann können wir uns doch eigentlich auf den Weg machen?" Valerian nahm seinen Mantel und prüfte noch einmal seinen Geldbeutel. Der war gut gefüllt, denn er hatte in den letzten Wochen seinen Sold eisern gespart, damit er es sich auf dem Fest auch leisten konnte, die eine oder andere Runde zu schmeißen.


    "Ich bin gespannt, wer letztendlich alles auftauchen wird. Bis Sonnenuntergang dürfte so mancher schon im Delirium sein. Zumindest wenn er von dem Gebräu getrunken hat, daß die Kameraden vorhin schon freigiebig verteilt haben. Ich habe nur einen Schluck probiert und ich habe schon gespürt, wie es mir zu Kopf stieg. Keine Ahnung, was die da reingekippt haben." Er war klug genug gewesen, nicht mehr davon zu trinken, doch andere hatten schon mehrere Becher davon intus gehabt.

    Als der Holzspan erlosch, hielt Valerian für einen Moment lang die Luft an. Hoffentlich war das kein schlechtes Omen! Es konnte natürlich einfach Ungeschicklichkeit des Opferhelfers gewesen sein, doch man konnte nie wissen. Endlich brannte die Lampe!


    Für die Götter ließ Valerian sich nicht lumpen und warf durchaus nicht nur ein As in die Geldkassette. "Saturnus, bewahre das Korn für die Saat und mache es fruchtbar für die Ernte", bat er andächtig und nickte dem Kameraden ernst zu. Eine gute Ernte war schließlich für alle wichtig, egal welchem Beruf sie nachgingen oder welchem Stand sie angehörten.

    Aulus Cantius Otho



    Otho nickte. Ja, es war besser, unterwegs zu übernachten, auch wenn er wegen der Leiche ein ungutes Gefühl hatte. "Wir haben etwas mehr als zwei Drittel des Weges geschafft, ich habe auf die Meilensteine geachtet. Doch ich bin auch dafür, zu übernachten. Was machen wir mit der Leiche? Einfach irgendwo im Stall abladen? Die Knechte des Gasthauses werden nicht begeistert sein." Wäre er auch nicht, wenn er ehrlich war. Zumal diese Leiche nicht mehr allzu frisch war und etwas unangenehm roch, vor allem wenn sie im Warmen lag und Zeit hatte, eine Duftwolke um sich herum zu erzeugen.




    FRUMENTARIUS - LEGIO II GERMANICA

    Gespannt verfolgte Valerian das Gespräch des Optios mit dem Anführer der Germanen. Sie hatten ja keine Wahl, sie würden diesen Menschen etwas wegnehmen müssen, ob ihnen das gefiel oder nicht. Warum sahen sie nicht ein, daß sie viel mehr Kontrolle darüber hatten, was und wieviel genommen wurde, wenn sie freiwillig Vorräte rausrückten?


    "Wenn wir unverrichteter Dinge gehen müssen, werden diese Menschen schon deshalb verhungern, weil die Räuber ihnen alles nehmen werden. Und dann werden die Überlebenden selbst zu Räubern werden, weil sie keine andere Möglichkeit mehr haben. Sie werden andere Menschen ausrauben und töten und weitere Räuber produzieren. Wenn wir nicht jetzt durchgreifen, wird das ein Flächenbrand", raunte Valerian Drusus zu. "Ich hätte nie gedacht, daß ich als Legionär arme Leute um ihre kargen Vorräte bringen müßte. Irgendwie habe ich mir darum nie Gedanken gemacht. Gibt es denn hier keine reicheren Dörfer? Wo wir mit besserem Gewissen Vorräte abgreifen können?"

    "Na, das klingt doch super!", freute sich Valerian, als er hörte, daß die anderen soweit alle zugesagt hatten. Und als dann noch Lupus zurück kam und auch verkündete, daß er mitkommen wollte, wurde sein Grinsen so breit, daß es wohl rundum gegangen wäre, hätten dies nicht die Ohren verhindert.


    "Ah, schön, daß Du mitkommen willst, Lupus! Das wird ein herrlicher Abend, verlaß Dich drauf!" Für Lupus würde es natürlich nicht leicht werden, da er ja noch niemanden kannte. Valerian konnte gut verstehen, daß der Terentier einige Vorbehalte hatte. Aber wenn er bereit war, sich auf den Spaß einzulassen, würde er sicher auch Spaß haben.



    Sim-Off:

    Aber gerne doch :D

    Aulus Cantius Otho



    "Hm, ich weiß nicht. Vielleicht, wenn wir uns sehr ranhalten und die Pferde nicht schonen. Nur weiß ich nicht, was die Jungs von der Reiterei mit uns machen, wenn wir die Pferde allzusehr schinden." Otho grinste Tullus ein wenig frech an. Manchmal übertrieben es die Jungs von der Reiterei ja etwas mit ihrer Roßliebe, fand er zumindest. Aber Ärger wollte er sich auch nicht unbedingt einhandeln.




    FRUMENTARIUS - LEGIO II GERMANICA