Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    Nachdem der förmliche Teil beendet war und die Kameraden ihm so herzlich gratulierten, strahlte Valerian vor Stolz und Freude. "Danke, Primus. Bei Dir ist es ja sicher auch bald soweit!" Das stand ja außer Frage, der Terentier absolvierte ja alle Übungen mit einer beneidenswerten Leichtigkeit und Perfektion. "Ich gebe nachher einen aus, Primus, ich würde mich freuen, wenn Du rüberkommen würdest", rief er ihm noch hinterher.


    Dann wandte er sich Drusus zu. "Vorgesetzter?", er lachte, "schön wär's, dann würde ich euch mächtig scheuchen. Nein, ich glaube, so kann man das nicht sehen. Außerdem stehst Du auch kurz vor der Beförderung, also fang bloß nicht an, förmlich mir gegenüber zu werden." Er knuffte den Freund kameradschaftlich. "Das wird gefeiert! Ich hab extra Wein besorgt!"

    Sim-Off:

    Passiert halt mal ;)


    "Am liebsten wäre ich ihm hinterher, aber ich denke, er will erstmal allein sein. Blöd sowas. Jetzt weiß ich wenigstens, welches Thema ich möglichst nicht nochmal anschneiden sollte." Drusus hatte recht. Er hatte nicht wissen können, daß er einen wunden Punkt traf.


    Valerian schüttelte die Niedergeschlagenheit ab. Bei nächster Gelegenheit würde er sich bei Sabinus entschuldigen. "Ich glaube, ich leg mich schlafen. Morgen wird bestimmt wieder ein harter Tag." Inzwischen hatte er gelernt, zu schlafen, auch wenn es hell, laut oder unbequem war.

    Etwas verstohlen blickte Valerian zur Seite. Offenbar gab es niemanden, der sich darum riß. Er selbst war sich auch nicht so sicher, ob er seinem malträtierten Rücken die sicherlich sehr harte Arbeit beim Schmied zumuten wollte. Aber vielleicht konnte er ja den Minuspunkt ein wenig ausgleichen, wenn er sich meldete. Und wirklich schaden würde es ihm bestimmt nicht. Vielleicht lernte er ja sogar noch etwas nützliches dabei. Also trat er einen Schritt vor. "Ich melde mich freiwillig", sagte er deutlich mit fester Stimme.

    "Danke", sagte Valerian mit vor Stolz geröteten Wangen, als er die Urkunde entgegennahm. Er salutierte und trat dann zu seinen Kameraden zurück. Endlich war die Grundausbildung offiziell beendet! Endlich war er vollwertiger Legionär! Es war eine harte Zeit gewesen und auch wenn er wußte, daß es auch weiterhin kein Honigschlecken würde, so war er doch froh, daß die Grundausbildung vorüber war. Und sicher würde es auch nicht lange dauern, bis seine Freunde Drusus, Sabinus und Primus ebenfalls zum Legionär befördert wurden. Denn sie waren in der Ausbildungsabfolge nur knapp hinter ihm gewesen.

    Valerian nahm die Ausrüstung von Primus entgegen und reihte sich nun hinter Primus ein. Hier konnte er den Kerl am besten im Auge behalten. Und er hörte auch eher, wenn sich jemand näherte.


    Warum der Optio den Mann nochmal niedergeschlagen hatte, verstand er nicht. Er hätte doch nicht fortgekonnt, gefesselt wie er war? Oder ob das eine weitere Belastungsprobe für sie war? Das konnte natürlich sein. Hoffentlich erreichten sie nun bald das Nachtlager! Die anderen machten sich bestimmt schon Sorgen...

    Valerian nickte Drusus zur Antwort zu. Nach der Ermahnung des Centurios wollte er lieber nicht weiterreden. Ärger hatte er schließlich schon genug gehabt. Sicher, reden kostete Atem, da hatte der Centurio vermutlich recht, aber immer nur schweigend voranmarschieren war auf die Dauer auch ein wenig langweilig.


    Doch natürlich hielt sich Valerian nun an die Vorgaben und marschierte einfach weiter, ohne weitere Unterhaltung. Meile um Meile legten sie so zurück. Ronk, ronk, ronk, ronk, ronk...

    Valerian sah, daß Primus sich um den Gefangenen kümmerte und begab sich an dessen andere Seite, damit er auf keinen Fall auf den Gedanken kommen konnte, irgendwelche Dummheiten zu begehen. Daß der Optio eine Fackel entzündet hatte, sah er ebenfalls mit gemischten Gefühlen. Sicher, es wurden Tiere abgehalten. Aber nun konnte man sie schon von weitem sehen und sie selbst sahen gerade durch das Licht nur den näheren Umkreis.


    Doch er wagte nicht, etwas dazu zu sagen. Der Optio hatte wesentlich mehr Erfahrung als er und er würde gewiß seine Gründe haben. Blieb zu hoffen, daß sie das Nachtlager bald erreicht hatten.

    Es war eben das erste mal, daß Valerian so etwas tun mußte. Und nein, es fiel ihm nicht leicht. Ganz und gar nicht. Aber es mußte getan werden. Und er wußte, es würde nicht das letzte mal sein, daß er so etwas tat.


    Mittlerweile hatten sie alle Toten weg gebracht und kehrten nun zurück zum Optio. Valerian nahm seine Ausrüstung auf. "Alle Toten sind entfernt, Optio", meldete er und überließ es Primus, seine Schlußfolgerungen zu äußern. Schließlich wollte sich Valerian nicht mit fremden Federn schmücken.


    Er hoffte ja, daß sie sogleich weitergehen konnten. Mittlerweile war es wirklich dunkel geworden und irgendwie sehnte sich der Quintilier nach der Sicherheit, die man inmitten einer ganzen Centurie empfand. - Und nach einem warmen Abendessen!

    Sie brachten den Toten gemeinsam an die Stelle, die der Optio angegeben hatte. Und Valerian mußte auf Primus' Frage hin den Kopf schütteln. "Nein, aber ich habe ihn auch nicht gründlich durchsucht." Davor scheute er sich noch, obwohl er einsah, daß es sein mußte. Wieder vermied er es, dem Toten ins Gesicht zu sehen, beugte sich aber über ihn, um ihn zu durchsuchen. "Nein, ein kleiner Beutel mit einer Handvoll kleiner Münzen, sonst nichts von Wert." Vielleicht doch nur ein Jäger? Aber warum dann dieser unsinnige Angriff?


    "Meinst Du, sie haben uns angegriffen, um von etwas anderem abzulenken? Ich meine, sie mußten doch wissen, daß sie ohne eine erhebliche Überzahl nicht gegen Legionäre ankommen können." Sie konnten ja nicht gewußt haben, daß sie es hauptsächlich mit Probati zu tun hatten.


    Gemeinsam mit Primus ging er zu dem weiteren Toten. Es war nicht ganz zu verhindern, daß er den Kopf ansah, da er aufpassen mußte, sich nicht vollzuschmieren. Es war zwar etwas anstrengender, aber diesen Toten faßte er nur an den Unterarmen und ließ ihn sonst durchhängen. Er wollte nicht die Gerhinmasse des Mannes auf seiner Rüstung verteilen. "Bringen wir es hinter uns", meinte er als er ihn anhob.

    Valerian hatte noch geholfen, den Gefangenen zu fesseln für den Fall, daß er unerwartet erwachte, und war dann zu seinem toten Gegner gegangen, um ihn wie befohlen beiseite zu schaffen. Als Primus nun fragte, schüttelte er den Kopf. "Das ist nicht nötig, Primus. Schau her." Er stieß mit seiner Fußspitze leicht an den Kopf des Toten, der daraufhin haltlos zur anderen Seite fiel. "Der ist anscheinend auf einen Stein gestürzt, Genickbruch. - Wäre nett, wenn Du mit anfassen würdest." Er selbst griff dem Kerl unter die Arme. Wie schon vorhin, vermied er es, dem Toten ins Gesicht zu sehen. Er wollte nicht wissen, wie er aussah, er wollte seine Augen nicht sehen. So war es einfach nur ein Körper, keine Person. Und das war gut so. Nur schnell beseite schaffen und dann weg hier.

    Valerian hörte Drusus aufmerksam zu. Es war immer gut von jemandem zu lernen, der sich schon auskannte. "Jährliche Überfälle, ja? Die betreiben das dann also wirklich als eine Art Sport? Unglaublich... Na, wenn sie nicht von drüben sind, dann stimme ich Dir zu. Dann kriegen wir sie bestimmt."


    Unwillkürlich mußte er an den Moment auf dem Übungsmarsch denken. Es war nicht so schlimm gewesen, dieser Moment, in dem er zugestoßen hatte. Er hatte ja das Gesicht des Mannes nicht gesehen, als er ihn tödlich traf. Er war froh, daß er nicht nochmal hatte zustechen müssen. Und er hatte sich das Gesicht auch später nicht mehr angesehen, es war ja zum Glüch auch schon dunkel gewesen. Insgesamt hatte es sein Gewissen weniger belastet, als er gedacht hätte. Doch er war nicht so naiv zu glauben, daß dies immer so sein würde.


    Im Moment allerdings war er guter Dinge. Natürlich würden sie am Abend erschöpft sein. Schon gar, wenn sie ein Marschlager errichten mußten. Doch sie taten endlich, wofür sie in die Legion eingetreten waren: Das römische Volk schützen.

    Valerian staunte nicht schlecht über die Sicherheit, die Drusus mit seiner Aussage an den Tag legte. "Wie kannst Du da so sicher sein? Vielleicht haben sie genug erbeutet, sich wieder getrennt und sind in kleinen Gruppen wieder rüber auf die andere Seite des Limes? Ich habe gehört, daß die wilden Germanen Raubüberfälle als eine Art Mutprobe ansehen und danach einfach in ihre Dörfer zurückkehren." Und dorthin würden sie ihnen gewiß nicht mit nur einer Centurie folgen. Doch er war auf die Antwort von Drusus gespannt. Immerhin kannte er sich hier viel besser aus als Valerian.

    Der erste richtige Einsatz! Die Centurie hatte schon länger nichts richtiges mehr zu tun bekommen, dementsprechend voller Tatendrang schienen die meisten zu sein. Eine Räuberbande! Denen würden sie schon beibingen, wie Rom mit solchem Gelichter umging!


    Das Wetter war zwar kühl, aber immerhin trocken und so marschierte es sich eigentlich ganz angenehm. Bald schon ließen sie Mogontiacum hinter sich und zogen über die gepflasterte Legionsstraße, Borbetomagus entgegen. Mit der ganzen Centurie zu kämpfen, würde eine ganz neue Erfahrung sein. Bisher hatten sie ja nur in kleineren Einheiten geübt.


    Während sie so vor sich hinmarschierten, grinste Valerian kurz zu Drusus herüber. "Eine Räuberbande. Hoffentlich erwischen wir sie auch. Hast Du von irgendwelchen Überfällen gehört?" Ihm war das neu.

    Borbetomagus war also das Ziel. Wie lange sie wohl dorthin brauchen würden? Gemeinsam setzten sie sich in Bewegung, im Gleichschritt, mit vor Aufregung geröteten Wangen.


    Die durchgestandene Strafe war schon fast vergessen. Sein Rücken zwickte zwar noch hier und da, doch inzwischen war es wirklich kein Problem mehr und würde ihm auch auf dem Marsch keine Schwierigkeiten bereiten.




    Edit: wegen Drusus' Edit ;)

    Interessiert sah und hörte Valerian zu, wie seine Kameraden befördert wurden. Dann schließlich wurde auch er aufgerufen. Natürlich wußte er, daß er nun aus positivem Grund aufgerufen wurde, dennoch zuckte er zusammen. Denn als er das letzte mal genau diesen Befehl erhalten hatte...


    Nein, nicht daran denken! Mit stolz erhobenem Kopf trat Valerian vor, so wie es auch seine Kameraden vor ihm schon getan hatten.

    Es ging alles unglaublich schnell. Valerian sah, wie der Optio gegen den wie wild auf ihn einschlagenden Barbaren vorstürmte und sein Gladius schließlich in dessen Leib versenkte. Auch Primus hatte nach seinem Pilumwurf nicht lange gefackelt und mit dem Gladius weitergekämpft. Obwohl er sein Scutum eingebüßt hatte, fiel ein weiterer Angreifer von seiner Hand.


    Der einzige Gegner, der noch stand, hieb auf das Scutum von Superbus ein. Valerian bedrängte den Mann nun von der Seite, so daß er nun schon von zwei Seiten angegriffen wurde. Und die anderen, die ja mit ihren Gegnern ebenfalls feritig waren, würden sicher auch noch dazu kommen. Der Mann saß in der Falle. "Gib auf, Du hast keine Chance, Barbar!" Vielleicht konnten sie ja einen Gefangenen machen?, kam auch ihm der Gedanke. Aber dafür mußte der Mann aufgeben.

    Valerian hörte sie, als Primus dem Optio die Warnung zubrüllte. Nur aus dem Augenwinkel sah er den Mann mit Primus' Pilum im Bauch zusammenbrechen. Der andere hatte irgendwas gemacht, um den Optio anzugreifen, doch das bekam Valerian nicht so ganz mit, weil er schon auf die drei Gestallten konzentriert war, die aus dem Wald stürmten.


    Die Befehle, die der Optio brüllte, führte Valerian schon aus, bevor der Optio sie ganz ausgesprochen hatte. Er trat vor, um die Reihe zu schließen, das Blut rauschte in seinen Ohren und doch hörte er die Geräusche in überdeutlicher Klarheit. Er tat genau das, was er in den letzten Monaten täglich geübt hatte, machte sich bereit, mit dem Gladius, das er ja zuvor schon gezogen hatte, zuzustoßen, sobald sich die Möglichkeit ergab. Und so wie die heranstürmten, würde sich die Möglichkeit gewiß ergeben. Sollten sie nur kommen, er war bereit!


    Und schon waren sie heran! Wild schlugen sie mit ihren Waffen auf die Legionäre ein, brüllten dabei etwas Unverständliches. Die Schilde wehrten die Schläge ab. Innerlich ganz ruhig wartete Valerian auf einen Schlag, hob im Augenblick des Auftreffens den Schild leicht an, schob damit Schwert und Schwertarm des Angreifers leicht hoch und zur Seite und stieß durch die so entstehende Lücke mit dem Gladius vor.


    Es war, als würde er in einen stramm gefüllten Sack mit Getreide stoßen. Unerwartet leicht und doch auch unerwartet schwer. Doch darüber dachte er nicht nach, gleich war das Gladius wieder zurückgezogen und die Deckung des Scutums wieder perfekt. Der Gegner stöhnte, es erfolgte kein weiterer Schlag, doch der Kampfeslärm rundum war noch nicht verstummt. Valerian blickte kurz zur Seite. Wie sah es bei den anderen aus?

    Na, bei dem Geruch und der Größe mußte es aber ein alter Eber sein, den sie da erjagt hatten! Valerian blieb mißtrauisch, was ja sicher nicht schaden konnte, auch wenn es sich wirklich um harmlose Jäger handelte. Jedenfalls würde der Genuß beim Verzehr dieses Tieres sich in deutlichen Grenzen halten. Die Familien waren um diese Kost nicht zu beneiden.


    Bevor die Männer nicht fort waren und der Optio nicht den Befehl zum weitermarschieren gegeben hatte, würde er jedenfalls nicht das Gladius einstecken. Und auch nicht in seiner Aufmerksamkeit nachlassen. Im Grunde waren sie am leichtesten angreifbar, wenn sie jetzt den beiden glaubten, diese sich nach wenigen Schritten doch zum Angriff entschlossen und am Ende von weiteren Unholden aus dem Wald Verstärkung bekamen.

    Valerian klopfte das Herz bis zum Hals. Aufmerksam hörte er den Worten des Centurio zu. Natürlich kam ihm der Gedanke an die Bestrafung und nahm sich fest vor, es nie wieder soweit kommen zu lassen. Seine Kameraden und seine Vorgesetzten sollten sich voll auf ihn verlassen können, so wie er sich auf sie verlassen können wollte.


    Als der Centurio sie aufforderte, den Eid mitzusprechen, kamen die Worte fest und sicher aus seinem Mund. Er hatte sie gründlich auswendig gelernt und würde sie gewiß nie vergessen. "Iurant autem milites omnia se strenue facturos quae praeceperit imperator, numquam deserturos militiam nec mortem recusaturos pro Romana republica."

    Die Erleichterung nach Crispus' zweitem Satz war Valerian deutlich anzusehen. Aktenkundig, naja. Welcher Mann in der Legion hatte da nicht den einen oder anderen negativen Vermerk? Doch die Beförderung hatte es nicht gefährdet. Den Göttern sei Dank!


    "Danke, Centurio. Vale." Er salutierte noch einmal und verließ dann die Unterkunft des Vorgesetzten. Da hatte er wirklich nochmal Glück gehabt. Und hoffentlich hatte diese Vorsprache erreicht, daß eben jener Aktenvermerk bei Drusus entfernt wurde.