Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    Valerian erinnerte sich daran, was sie immer geübt hatten. Deckung hinter dem Scutum nehmen und mit dem Gladius zustoßen, sobald sich die Gelegenheit ergab. Zwei Männer waren zu sehen, die etwas mit sich trugen. Mit nur wenig Phantasie konnte man das für einen leblosen Körper halten, aber genau zu erkennen war es nicht.


    Für ihn war klar, daß es die Sache des Optios war, das herauszufinden. Etwas verwunderlich fand er, daß Raetinus die Männer nicht anrief. Doch der Optio würde schon wissen, was er tat.


    Valerian richtete seine Aufmerksamkeit lieber auf die Umgebung. Vor allem auf den Bereich hinter den beiden Männern. Vielleicht waren da ja noch mehr lichtscheue Gesellen, die nur darauf warteten, über sie herzufallen. Genau darauf bereitete sich Valerian vor. Er war angespannt und alle seine Sinne darauf ausgerichtet, die geringsten Anzeichen für die Anwesenheit weiterer Personen zu bemerken.

    Valerian ging es wie Drusus. Auf der Jagd, ja. Aber das war ja etwas anderes, als wenn man einem Menschen gegenüber stand. Zumindest glaubte er, daß es etwas anderes war. Sabinus' Reaktion war allerdings irgendwie erschreckend. Anscheinend hatte Valerian mit seiner Frage unbewußt einen wunden Punkt getroffen.


    "Sabinus?", fragte er unsicher und betroffen, als der Kamerad irgendwie fluchtartig die Unterkunft verließ. Er setzte sich auf und stellte fest, daß Sabinus schon draußen war und ihn vermutlich nicht mehr gehört hatte.


    Anscheinend hatte er schon gekämpft, denn diese Frage hatte er unbeantwortet gelassen. Und es schien mit unangenehmen Erinnerungen verbunden zu sein. "Da habe ich wohl schon wieder mal das falsche gefragt und gesagt." Ob er ihm hinterher gehen sollte? Nein, besser nicht. Schließlich war er ja vor diesem Gespräch geflohen.

    Natürlich war Valerian nicht nur angetreten, sondern auch in blitzblanker Paradeuniform und auch ausgeprochen pünktlich. Daß dies so feierlich vonstatten ging, hätte er nicht gedacht. Und so war er natürlich entsprechend aufgeregt.


    Er nahm seine normale Position ein und straffte seine Haltung. Und selbstverständlich versuchte er, vollständig gleichgültig auszusehen. Was ihm allerdings nicht so ganz gelang.

    Da seine Grundausbildung beendet war, lag es nun an Valerian selbst, dafür zu sorgen, daß seine Kondition auf keinen Fall nachließ, sondern eher noch verbessert wurde. Dafür absolvierte er täglich eine Reihe von Übungen, lief inzwischen auch, nachdem ihm die Kameraden freundlicherweise die entsprechenden Dinge erklärt hatte, die es zu beachten gab. Er begann mit einem Maß, das er noch gut schaffen konnte und steigerte dann allmählich alle paar Tage die Anforderungen. Neben Laufen waren Liegestützen, Aufsetzübungen, Klimmzüge und ähnliche Übungen Teil seines Trainings. Und wenn er das abgeleistet hatte, suchte er sich eine Waffe, mit der er an dem jeweiligen Tag übte.


    Heute hatte er sich das Gladius vorgenommen. Leider hatte er keinen Trainingspartner, so mußte der Holzpfahl dran glauben, den sie auch in der Grundausbildung malträtiert hatten. Das schwere Übungsscutum in der einen Hand, das Gladius in der anderen, begann Valerian den "Feind" abzustechen, nach Möglichkeit ohne dabei seine Deckung zu sehr zu öffnen.


    Sim-Off:

    Vielleicht mag ja wer dazukommen?

    Dieses mal war es ernst! Kein Übungsmarsch, sondern ein echter Einsatz! Valerian sah seine Ausrüstung drei mal durch, um sicherzugehen, daß alles da war und alles in Ordnung war. Dann machte er sich fertig und begab sich, vollständig ausgerüstet und leicht nervös, auf den Platz vor den Unterkünften, wo sie sich sammeln sollten. Erleichtert stellte er fest, daß er nicht der letzte war, der seinen Platz einnahm.

    Über diese Bemerkung sollte sich Valerian ja eigentlich freuen, doch im Zusammenhang mit dem bisherigen Gesprächsthema hörte es sich eher an, als würde die Angelegenheit tätsächlich noch weiterreichende Folgen haben. "Steht... diese Sache der Beförderung im Wege, Centurio?" Was passierte mit einem Probatus, wenn seine Beförderung nicht befürwortet wurde? Mußte der dann gehen? Das wäre wirklich eine große Schande, nicht nur für ihn, sondern für die ganze Familie.

    Valerian nickte. "Wir.. wir haben uns schon mit Quintus versöhnt, Centurio. Es wird bestimmt nicht mehr vorkommen." Seine Stimme klang fest und entschlossen. Es mußte andere Wege geben, solche Konflikte zu lösen, ohne sich gleichzeitig zum Verlierer zu erklären.


    Natürlich hoffte er, nicht zuviel versprochen zu haben. Da war ja auch immer noch Brutus und der war wirklich von einer außergewöhnlichen Bösartigkeit. Andererseits war Brutus allein, während sie schon eine recht eingeschworene Gemeinschaft waren. Sie konnten ihm das Leben durchaus auch schwer machen, wenn er sich allzu mies benahm. Und ganz ohne Prügelei.

    "Das beruhigt mich ungemein. Es wäre jetzt wirklich frustrierend, wenn ich mich hier auch noch als Vollversager herausstellen würde." Valerian atmete auf und ging mit dem Geschirr nach draußen, um es abzuwaschen.


    Nach einiger Zeit kam er zurück, verstaute alles ordnungsgemäß und machte sich dann auch erstmal auf seiner Pritsche lang. "Habt ihr eigentlich schon mal richtig gekämpft? Und getötet?", fragte er schließlich in den Raum hinein. Er fragte sich, ob er sich im Ernstfall bewähren würde. Im Moment würde er natürlich meinen, daß es nicht so schwer sein konnte, das gelernte anzuwenden. Doch einem Menschen wirklich das Schwert in den Körper zu stoßen...

    Valerian lächelte, ein wenig gequält allerdings. Drusus war wirklich ein echter Freund. Denn ein anderer hätte es ihm vermutlich krumm genommen, daß er ihn in sowas reingerissen hatte. Immerhin war es der Guß mit dem Schmutzwasser gewesen, der alles eskalieren ließ.


    "Was meinst Du? Hilft es vielleicht, wenn wir uns gegenseitig die Rücken mit kühlen Tüchern abtupfen? Vielleicht geht die Schwellung dann ein bißchen zurück?" Und dann scheuerte es vielleicht nicht so sehr an der Kleidung. Es tat ja so schon scheußlich weh, ohne daß sich Wollstoff darauf rieb.

    "Salve, Centurio", grüßte Valerian vorschriftsmäßig und schluckte erst noch einmal, bevor er zur Sache kam. "Ich... ich wollte nur... wegen der Prügelei letzte Nacht. Es hat sicher seine Berechtigung, daß ich bestraft wurde. Aber... Drusus hatte mir nur beistehen wollen. Er ... er hat sich nicht unkameradschaftlich verhalten. Das hätte ich heute morgen schon sagen sollen. Aber... es ging alles so schnell. Ich wollte es wenigstens jetzt richtig stellen, damit diese Sache bei zukünftigen Beurteilungen nicht auf ihn zurückfällt." Er war sich nicht sicher, ob er sich richtig ausgedrückt hatte. Doch wenn er schon nicht verhindert hatte, daß Drusus bestraft wurde, mußte er wenigstens seinen Ruf wiederherstellen.

    Valerian wußte ja, daß er noch abwaschen mußte. Aber nur die Kochutensilien und seinen eigenen Kram. Die anderen waren für ihr Zeug selbst zuständig. "Sagtest Du nicht eben noch, Du wärst fertig vom Drill?", fragte Valerian erstaunt, als Sabinus eine beachtliche Zahl an Liegestützen absolvierte. Er selbst machte ja auch täglich Liegestützen und auch andere Übungen. Aber doch nicht abends...


    "Man, immer wenn ich denke, meine Kondition ist endlich brauchbar, macht ihr mich fertig, echt. Werdet ihr denn nie müde? Tun euch nie die verdammten Knochen und Muskeln zu weh, um an sowas auch nur zu denken?" Langsam mußte er wirklich annehmen, daß er im Vergleich zu den anderen ein Schwächling war. Denn er war an fast allen Abenden einfach nur am Ende...

    Valerian war froh, daß Quintus den Händedruck annahm. Sonst hätte leicht eine Feindschaft entstehen können, wo wirklich keine nötig war.


    Kaum war Quintus in seiner Unterkunft verschwunden, blickte Valerian zu Drusus. "Es... es tut mir leid, Drusus. Es ist alles meine Schuld..." Es war ihm anzusehen, wie ernst ihm diese Worte waren. Drusus war sein Freund. Und er war für Unkameradschaftlichkeit bestraft worden, obwohl er alles andere als Unkameradschaftlich gewesen war. Hätte er doch nur nicht den Eimer über Quintus ausgeschüttet.

    Puh! Endlich musterte der Tribun ihn nicht mehr so. Valerian atmete hörbar auf, weswegen er sich dann sogleich auf die Lippe biß. "Ja, Tribun. Die erste Nachtwache. Und es ist irgendwie kälter, als ich gedacht habe." Die Kälte, die von der Müdigkeit verursacht wurde, kannte Valerian bisher in dem Maße noch nicht. Hoffentlich war er jetzt nicht wieder zu vorlaut gewesen. Aber er konnte doch nicht immer nur auf alles mit "Ja, Tribun" antworten! Immerhin war der auch nur ein Mensch und wartete bestimmt auch nur darauf, daß diese Wache ein Ende fand.

    Bisher hatte Valerian noch nicht in der Fabrica gearbeitet. Doch da seine Grundausbildung mittlerweile beendet war, gab es außer normalem Training nichts mehr zu tun. Und der Centurio hatte ja diese Arbeit als Tagesbefehl ausgegeben. Er nahm einfach mal an, daß dieser Befehl auch für ihn galt.


    Hoffentlich war die Arbeit, die man ihm zuwies, nicht so schwer. Sein Rücken brannte wie verrückt. Und die Wolle der Tunika rieb sich scheußlich an den noch geschwollenen Striemen. Hoffentlich mußte er solch eine Strafe nie wieder über sich ergehen lassen!

    Der Offizier blickte ihn unangenehm lange an. Stimmte irgend etwas an seiner Ausrüstung nicht? Unter dem Blick und dem langen Schweigen des Offiziers begann Valerian trotz der nächtlichen Kälte langsam zu schwitzen.

    Erst am Abend ergab sich für Valerian die Möglichkeit, beim Centurio vorzusprechen. Er hatte niemandem etwas von diesem Vorhaben erzählt. Doch auch wenn er nichts mehr rückgängig machen konnte, wollte er die Angelegenheit gerne richtig stellen.


    Mit einem unangenehmen Kribbeln im Bauch - und einem noch unangenehmeren Scheuern von Wolle auf seinem geschundenen Rücken - klopfte er an der Unterkunft des Centurios an.

    Valerian stolperte ebenfalls der Unterkunft zu. Er wollte sich waschen und eine frische Tunika anziehen. Als Quintus sich umdrehte und sie ansprach, schüttelte Valerian entschlossen den Kopf. "Bestimmt nicht. Habe keine Lust, sowas nochmal zu erleben. - Hey, Quintus... das nächste mal... würfeln wir es aus, ja?" Er grinste ein wenig schief und bot dem Älteren die Hand zur Versöhnung. Im Grunde fand er Quintus ja gar nicht so übel. Und er fand es auch ein wenig ungerecht, daß Quintus mehr Prügel erhalten hatte als sie beide, was für Gründe der Centurio auch immer dafür gehabt haben mochte.

    Sim-Off:

    Ich glaube, Sabinus hat diesen Thread hier übersehen ;) Also mach ich einfach mal weiter...


    "Nach den Formationen kam das Reiten. Bin gespannt, was als nächstes kommt", meinte Valerian und war sich ziemlich sicher, daß seine Ausbildung kurz vor dem Abschluß befand. Er kratzte den letzten Rest Puls von seinem Teller. War wirklich gar nicht so übel gewesen. Zumindest nicht angebrannt, wie schon bei manchem anderen.


    "Ihr müßtet doch eigentlich ungefähr genauso weit sein, oder?" Sie hatten ja in etwa gleichzeitig angefangen. "Ich hoffe, wir bleiben als Gruppe zusammen. Mit euch kann ich mir gut vorstellen, ein enges Zelt zu teilen." Nur Brutus war ein Störfaktor in diesem Contubernium. Aber das sprach Valerian nicht aus, er wollte ja keinen Streit vom Zaun brechen.


    Sim-Off:

    Der Thread begann vor der Beendigung von Valerians Grundausbildung, also nicht wundern... ;)

    Erstaunt drehte sich Valerian zu Primus um, doch im gleichen Moment hörte er es auch. Natürlich war er unverzüglich ruhig und nahm ebenfalls die Waffen zur Hand, auch wenn der Optio das nicht befohlen hatte. Er starrte in das Dunkel und lauschte angestrengt. Die Geräusche kamen nur aus einer Richtung, das war schon mal gut.


    War es die kühle Abendluft, die es Valerian auf einmal so kalt werden ließ? Seine Hände fühlten sich an wie Eisklumpen, seine Füße ebenso. Doch er fühlte auch auf einmal eine innere Ruhe und eine Konzentration, wie er sie auf dem Übungsplatz noch nie empfunden hatte.


    Im Grunde wartete er nur noch darauf, daß der Optio einen Befehl gab. Was immer das für einer sein würde, er würde ihn ausführen, komme, was wolle.

    Das schnelle Marschtempo zerrte schon sehr an den Kräften, das mußte Valerian wirklich zugeben. Das Gewicht der Rüstung und des Gepäcks schien mit jedem Schritt zuzunehmen und er fühlte auch, wie sein Wille, durchzuhalten, immer mehr schwand. Es war die hereinbrechende Dunkelheit, die ihm zusätzliche Kräfte verlieh. Oder vielmehr dieses ungute Gefühl in seinem Inneren, Angst?, was wohl geschah, wenn sie das Nachtlager nicht erreichten.


    Sie hatten während des Marsches nicht geredet. Das war sicher auch besser so, denn es hätte unnötig Kraft gebraucht. Mittlerweile konnte man schon nur noch von Zwielicht sprechen, doch Valerian vermeinte, etwas zu erkennen. "Also... für mich sieht das da vorne wie ein Lager aus", rief er spontan aus und die Erleichterung in seiner Stimme war nicht zu überhören.