Töten aus Leidenschaft? Valerian bekam immer mehr das Gefühl, daß bei der Erziehung dieses Mannes wohl einiges schief gelaufen war. „Nun, wenn Deine Auftraggeber Dich ausgebildet haben, dann hast Du natürlich durch diese Ausbildung auch eine Art von Bezahlung erhalten. Trotzdem finde ich 30 Sesterzen extrem wenig. So viel verdient ein einfacher Soldat in der Woche.“ Es war kein schlechter Sold, aber für ein Attentat mußte doch mehr herausspringen. „Du solltest hier in Rom entweder solche Dinge ganz unterlassen, oder aber erst Kontakte schließen. Es gibt hier durchaus Organisationen, die sich nicht gerne in die Suppe spucken lassen. Aber mal davon abgesehen, würdest Du Dir zutrauen, hier in Rom eine hohe Persönlichkeit anzugreifen? Auch wenn diese Person sich wirklich gut bewachen läßt?“ Natürlich dachte Valerian dabei an eine ganz bestimmte Person. Doch noch wollte er das Gespräch allgemein verlaufen lassen. Ein Attentat war schließlich nicht irgendetwas, sondern ein schweres Verbrechen. Würde Rambosius erwischt, so wäre sein Tod unvermeidbar. Und wurde er gefoltert und rückte Namen heraus, würde auch Valerian mitsamt seiner Familie dafür büßen müssen.
„Das Kämpfen ist mein Beruf, Rambosius. Natürlich würde meine Frau leiden. Aber sterben kann man auch so jeden Tag. Ein einstürzendes Haus, ein wild gewordener Bär, ein wütender Mob, der alles niedertrampelt, ein verdorbenes Mahl... Auch als friedliebender Mensch kann jeder Tag der letzte sein. Finanziell ist meine Familie gut versorgt, darum brauche ich mir keine Sorgen machen. Außerdem weiß meine Frau, daß ich von ganzem Herzen Soldat bin. Sie würde mich auch gar nicht anders haben wollen.“ Rambosius kannte ihn zu wenig, sonst würde er wissen, daß Valerian nur so lange in der Defensive blieb, bis er eine Schwäche des Gegners ausgemacht hatte, um sie nutzen zu können. Fand er keine, war seiner Meinung nach Angriff die beste Verteidigung.
„Meine Geliebte? Selbstverständlich meine Frau!“ Ganz so selbstverständlich war das natürlich nicht, denn wer konnte schon die Liebe seines Lebens heiraten? Dementsprechend grinste Valerian breit. „Fortuna war mir sehr zugeneigt. Nicht nur, daß es in meinem Leben echte Liebe gibt, sondern ich hatte auch das Glück, sie heiraten zu dürfen. Was ganz bestimmt nicht selbstverständlich war. Denn sie gehört einer vornehmen, sehr reichen Familie an. Ihr Onkel, er ist ihr Tutor, ist immerhin Senator. Und auch ein zweiter Onkel, der noch viel reicher ist, hat einen Sitz im Senat. Meine Familie ist keine schlechte. Wir haben einige Ritter hervorgebracht. Aber kaum vergleichbar mit der Familie meiner Frau. Ich konnte kaum hoffen, die Zustimmung zu dieser Heirat zu erhalten.“