Valerian hatte inzwischen das Gefühl, völlig abgehängt zu werden. Natürlich besaß er kein großes Wissen über die Germanen oder die Gegend, aus der Rambosius kam. Auch nicht über Druiden oder Höhlen, in denen große Raubkatzen mit merkwürdigen Zähnen an die Wände gemalt waren. Aber bisher hatte er immer gedacht, Druiden gehörten zu den Kelten und nicht zu den Germanen? Hatte er sich so sehr geirrt? Und dann diese Attentätergeschichte. Sicherlich war es nicht abwegig, daß verfeindete Fürsten sich gegenseitig Mörder auf den Hals schickten. Aber die bisherigen Schilderungen von Rambosius handelten immer von vielen Gegnern, die abgeschlachtet worden waren. Das war sehr eigenartig.
Aber am erschreckensten waren die Äußerungen über die Götter. Nicht nur, daß Rambosius sich um die Götter offenbar nicht im Mindesten bekümmerte, nein, er vertraute sich selbst und den eigenen Fähigkeiten mehr als den Göttern, stellte sich somit nicht nur auf eine Stufe mit ihnen, sondern irgendwie gleich über sie! "Du bist ein gefährlicher Mann, Rambosius. Nicht, weil Du sehr stark bist und im Kampf geschult. Nicht, weil Du schon viel getötet hast. Sondern weil Dich irgendwann der Zorn der Götter treffen wird und nicht nur Dich, sondern auch alle in Deiner Umgebung zerschmettern wird. Überlege Dir gut, ob Du ihnen nicht doch huldigen willst. Es gibt auch Kriegsgötter. Müßten die Dir nicht eigentlich liegen?" Nein, er würde Calvena doch besser davon abraten, diesen Mann einzustellen. Er wollte seine Frau nicht in Gefahr bringen.
"Ich denke, ich würde das Gleiche tun wie Du: Mit allen Mitteln um mein Leben kämpfen und alles daran setzen, den Gegner unschädlich zu machen. Die Besonderheit der Römer im Kampf ist die Zusammenarbeit. Wir kämpfen am Besten, wenn wir als Gruppe kämpfen. Was nicht heißt, daß wir schlechte Einzelkämpfer wären. Aber Barbaren sind stets eine große Gruppe von Einzelkämpfern, während wir eine kämpfende Einheit sind. Deshalb waren wir so oft siegreich. Deshalb ist Rom so groß."