Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    Valerian hatte inzwischen das Gefühl, völlig abgehängt zu werden. Natürlich besaß er kein großes Wissen über die Germanen oder die Gegend, aus der Rambosius kam. Auch nicht über Druiden oder Höhlen, in denen große Raubkatzen mit merkwürdigen Zähnen an die Wände gemalt waren. Aber bisher hatte er immer gedacht, Druiden gehörten zu den Kelten und nicht zu den Germanen? Hatte er sich so sehr geirrt? Und dann diese Attentätergeschichte. Sicherlich war es nicht abwegig, daß verfeindete Fürsten sich gegenseitig Mörder auf den Hals schickten. Aber die bisherigen Schilderungen von Rambosius handelten immer von vielen Gegnern, die abgeschlachtet worden waren. Das war sehr eigenartig.


    Aber am erschreckensten waren die Äußerungen über die Götter. Nicht nur, daß Rambosius sich um die Götter offenbar nicht im Mindesten bekümmerte, nein, er vertraute sich selbst und den eigenen Fähigkeiten mehr als den Göttern, stellte sich somit nicht nur auf eine Stufe mit ihnen, sondern irgendwie gleich über sie! "Du bist ein gefährlicher Mann, Rambosius. Nicht, weil Du sehr stark bist und im Kampf geschult. Nicht, weil Du schon viel getötet hast. Sondern weil Dich irgendwann der Zorn der Götter treffen wird und nicht nur Dich, sondern auch alle in Deiner Umgebung zerschmettern wird. Überlege Dir gut, ob Du ihnen nicht doch huldigen willst. Es gibt auch Kriegsgötter. Müßten die Dir nicht eigentlich liegen?" Nein, er würde Calvena doch besser davon abraten, diesen Mann einzustellen. Er wollte seine Frau nicht in Gefahr bringen.


    "Ich denke, ich würde das Gleiche tun wie Du: Mit allen Mitteln um mein Leben kämpfen und alles daran setzen, den Gegner unschädlich zu machen. Die Besonderheit der Römer im Kampf ist die Zusammenarbeit. Wir kämpfen am Besten, wenn wir als Gruppe kämpfen. Was nicht heißt, daß wir schlechte Einzelkämpfer wären. Aber Barbaren sind stets eine große Gruppe von Einzelkämpfern, während wir eine kämpfende Einheit sind. Deshalb waren wir so oft siegreich. Deshalb ist Rom so groß."

    Sedulus schien immer noch sehr verstimmt. Nicht mal die Wahlen konnten ihn ablenken, dabei waren die im Leben der Politiker doch immer von ziemlicher Wichtigkeit. Das hatte Valerian zumindest bisher immer gedacht. "Aurelia Flora?" Irgendwie kam ihm der Name bekannt vor, aber auf die Schnelle wußte er ihn nicht zuzuordnen. "War Tiberius Durus nicht schon mit einer Aurelia verheiratet? Aber wartet, war da nicht so eine wilde Geschichte von wegen, sie ist ihm davongelaufen? Da können die Aurelier aber von Glück sagen, daß er sich nochmal eine von ihnen andrehen läßt. Hoffentlich läuft die nicht auch davon. - Was den Duccier angeht, so hörte ich auf den Straßen, wie sie vom Helden von Mantua sprachen, als Brot verteilt wurde. Wird dann also der Tribunus Laticlavius sein, von dem Du sprichst." Er griff nach einem Hühnerflügel und tunkte ihn in eine würzige Sauce. "Wenn also die Wahlen kein angenehmes Thema sind, dann doch die Spiele. Werdet ihr zu den Spielen des Aurelius Avianus gehen?" Er selbst hatte da eher keine Wahl und schon gar kein Vergnügen, er würde dort mit seinen Männern für Ordnung sorgen.

    Ofella tat genau das, was Valerian erwartet hatte: Er griff zu, bevor der oder die Untäter entwischen konnten. Langsam trat Valerian an das Geschehen heran, er wollte dem jungen Soldaten die Möglichkeit geben, die Situation allein unter Kontrolle zu bekommen, was er ihm durchaus zutraute, auch wenn das Ganze gerade in eine Prügelei ausartete. Seneca war ja da, um dem Kameraden zu helfen.


    Nein, Valerian beobachtete vielmehr die beiden anderen Gestalten, die beiden Frauen, die gerade die Lage nutzen wollten, um zu verduften. Nun räusperte sich der Centurio. Ganz beiläufig ohne den Qualen des Aretas auch nur die geringste Aufmerksamkeit zu schenken, meinte er zu Flora: "Wohin so eilig, werte Damen? Wollt ihr euch etwa der Vernehmung entziehen und euch damit auf jeden Fall strafbar machen?"

    Diomedes nahm sich auf seine unvergleichlich herzliche Art des jungen Gastes an und schon war die junge Familie allein im Garten. Valerian lächelte, als er seinen Sohn bei der Erforschung des Erdreiches beobachtete. Und ließ sich widerstandslos zu dieser Bank führen, wo sie sich zusammen niederließen. "Sie ist sehr nett. Und sie hat eine Chance verdient. Ich würde vorschlagen, wenn Du denn damit einverstanden bist, denn Du bist es ja, die mit ihr umgehen muß, daß sie erst einmal bleibt und Dir nach Kräften im Haus hilft. Auch mit Rufus. So kann sie erst einmal sehen, wie Du alles machst und es langsam lernen. Damit sie die Chance hat, für sich selbst herauszufinden, ob sie das will. Und in drei oder vier Wochen überlegen wir dann, ob eine Anstellung draus wird, hm? Oder ob sie sich eben doch etwas anderes suchen muß." Valerian legte fest den Arm um seine Frau und drückte sie liebevoll an sich.

    "Was ist ein Säbelzahntiger", fragte Valerian erstaunt. Ein Tier dieses Namens war ihm noch nie untergekommen. Insgesamt waren die Berichte des Mannes doch mehr als abenteuerlich. Würde es stimmen, dann hatte er ganze Armeen umgebracht. Was natürlich nur übertrieben sein konnte. Doch ein Mann, der mit solcher Leichtigkeit und ganz ohne Gewissensbisse tötete, war ein wahres Monster. Das wollte er näher wissen. "Brigantium? Das liegt doch in römischem Gebiet? Gegen was für Soldaten hast Du da gekämpft? Stammesfeindlichkeiten sollten da doch in so großem Ausmaß gar nicht mehr stattfinden? Erklär mir das doch bitte ein wenig genauer." Wenn der Mann Römer niedergemetzelt hatte, dann wußte Valerian, was er zu tun hatte. Und hunderte Bewaffneter sollten vor Roms Mauern auf diesen Mann lauern? Niemals. Die Wachposten an den Straßen hätten längst Alarm geschlagen. Keine Armee und auch kein Haufen von randalierenden Barbaren kam so weit in Italia ohne bemerkt zu werden. Rambosius übertrieb maßlos - oder litt gewaltig an Verfolgungswahn. "An was für Götter glaubst Du, Rambosius? An unsere? An die germanischen? Oder vielleicht ganz andere?" Die ganze Geschichte war ungemein abenteuerlich, - und gar nicht so schlecht erzählt wie angekündigt. Nur völlig unglaubwürdig. Ganze Pfeilhagel, ohne auch nur einen Kratzer! Ganz Horden von Gegnern, einfach so niedergemetzelt oder überlistet. Gegen diesen Helden wurde Herkules blaß.

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    Diomedes


    Diomedes erzählte und erklärte dem hübschen Mädchen gerne, was sie wissen wollte. "Wenn Du ein Bad nehmen möchtest, brauchst Du es nur zu sagen. Und auch, wenn Du noch etwas brauchst. Legst Du mir bitte die Sachen heraus, die gewaschen werden sollen? Hast Du noch genug saubere Kleidung? Ansonsten könnte ich Dir etwas heraussuchen." Die verschiedenen Bewohnerinnen dieses Hauses hatten das eine oder andere ältere Kleidungsstück zurückgelassen. Für den Anfang würde es genügen.



    SKLAVE - IULLUS QUINTILIUS SERMO
    VILICUS - IULLUS QUINTILIUS SERMO

    Wie so oft verstanden sich Calvena und Valerian ohne viele Worte. Sie war also der gleichen Ansicht wie er. Erstmal in Ruhe darüber sprechen und überlegen, wie es weitergehen konnte. "Auf jeden Fall kommst Du erst einmal hier bei uns unter. Alles Weitere überlegen wir dann in Ruhe. Diomedes bringt Dich jetzt zu Deinem Zimmer und wenn Du ein Bad nehmen möchtest, sagst Du es ihm. Wir haben ein kleines eigenes Balneum im Haus." Darauf war er nicht wenig stolz. Als er noch bei den Praetorianern gewesen war, hatte er genug verdient, so etwas einbauen lassen zu können. Er rief nach dem Sklaven, der auch prompt erschien. "Richte ein Zimmer für Duccia Vera her und führe sie hin, Diomedes. Sie wird eine Weile bei uns bleiben."


    Der freundliche Grieche nickte Vera lächelnd zu. "Bitte folge mir, Domina." Er griff sich ihren Sack, um ihn für sie zu dem Zimmer zu tragen. Sauber war das Zimmer ja, nur ein paar saubere Laken und frisches Wasser wurden gebraucht.

    Das freundliche helle Zimmer war zweckmäßig und gemütlich eingerichtet. Die Wandmalereien, hauptsächlich Pflanzenranken, erzeugten den Eindruck, sich in einer luftigen Gartenlaube zu befinden. Außer einem bequemen Bett gab es noch ein paar Truhen für die Kleidung und einen Waschtisch, auf dem Waschschüssel und Wasserkrug bereit standen.

    Das klang alles andere als vertrauenswürdig. Valerian musterte Rambosius abermals sehr aufmerksam, lächelte aber immer noch. Bevor er nicht Näheres wußte, wollte er kein Urteil fällen. "Schau mal dort oben." Er deutete etwas die Böschung hinauf. Dort war alles ein wenig verwildert. Eine verfallene Mauer zeugte von einem Gebäude, das schon sehr lange nicht mehr stand. Niemand hielt sich dort auf, denn es sah nicht besonders einladend aus. "Dort können wir uns setzen, haben den Überblick und werden sicher weder gehört noch gestört. Zumindest, wenn wir einigermaßen leise sprechen." Es war nur ein Angebot. Vielleicht wollte Rambosius ja woanders hin?


    "Dein Messer gefiel ihr nicht? Aber das hast Du doch eh inzwischen verkauft. Und Du hast sie zum Lachen gebracht?" Er mußte wohl mal mit seiner Frau sprechen, was da vorgefallen war. Merkwürdig war das Alles auf jeden Fall. Und wenn er ehrlich zu sich war, fühlte er bereits einen kleinen Stachel der Eifersucht, obwohl das natürlich total abwegig war! "Ich weiß nicht, ob sie das würde. Wie gesagt, es kommt sicher darauf an, was Du für einen Eindruck auf sie gemacht hast." Und es kam natürlich auch darauf an, warum der Mann eine Schlägertruppe um sich versammeln wollte. Denn vielleicht würde Valerian seiner Frau auch abraten.

    Nachdenklich blickte Valerian die beiden Frauen an. Vera war offenbar mit der Frage im Moment völlig überfordert. Und Calvenas Begeisterung hielt sich in Grenzen. Eigentlich wollte Valerian auch lieber mit Calvena allein über die Sache reden, ohne daß Vera mithörte. Damit sie ganz offen sprechen konnten. Aber hinauswerfen wollte Valerian die junge Frau auch nicht. Wo sollte sie denn hin? "Hast Du denn überhaupt schon eine Bleibe hier in Rom?" Gastfreundschaft konnten sie ihr zumindest bieten. Wenn sich keine Anstellung ergab, dann wenigstens, bis die etwas passendes gefunden hatte.

    Ein wenig schmunzeln mußte Valerian schon, als Rambosius jetzt laut nachdachte und seine Möglichkeiten nannte. Jagen war hier in Rom eher nicht so einträglich. Fischen an den Stellen, wo es noch genießbare Fische gab, also oberhalb der Stadt, war auch nicht so einfach, denn es gab schließlich Fischer, die sich nicht so gern ihren Fang wegfangen ließen. "Nun, es gibt unzählige Händler und Handwerker in der Stadt. Sie alle brauchen Rohstoffe oder müssen Waren ausliefern. Ich könnte mir vorstellen, daß sie einen starken Kerl brauchen können, der ordentlich was tragen kann."


    Als Rambosius dann von seiner Begegnung mit Calvena berichtete, verschluckte sich Valerian beinahe. Schnell räusperte er sich ausgiebig. "Männer? Wofür brauchst Du Männer? Nein, ein Centurio kann Dir kaum Männer geben. Wir sind Soldaten und dienen Rom und dem Kaiser, nicht Privatleuten. Eine vornehme Römerin? Germanica Calvena? Eine sehr schöne Frau, nicht wahr? Soweit ich weiß, hat sie auch ein paar Betriebe. Meinst Du denn, sie hat eine gute Meinung von Dir? Vielleicht würde sie Dich ja einstellen, hm?" Vorerst wollte er nicht verraten, daß er dieser Ehemann war. Nicht aus Bösartigkeit, sondern weil er es ganz lustig fand und sich an der Überraschung des Muskelprotzes erfreuen wollte, wenn es herauskam.

    Valerian wartete noch den Moment, bis der Praefectus Urbi mit seiner Prozession von dannen gezogen war. "Milites! Ich beglückwünsche euch zu Eurer Ernennung! Ich bin stolz darauf, euch ausgebildet zu haben, ihr ward schneller als die meisten anderen Ausbildungsgruppen! Meldet euch nun bei eurem Centurio, damit ihr in den normalen Dienstplan aufgenommen werdet! Abite!" Zwei der Männer gehörten ja eh in seine Centuria, einer davon war der Octavier. Valerian war gespannt darauf, wie er sich im normalen Dienstablauf machen würde.

    Es war ein eigenartiger Mann, mit dem Valerian da zu tun hatte. Und der Quintilier war weder dumm, noch naiv. Er erkannte wohl, daß Rambosius zu der Sorte Mann gehörte, die sehr gefährlich waren. Aber im Moment schien er keiner unlauteren Tätigkeit nachzugehen. Und Valerian war einfach immer noch zu sehr Praetorianer, um nicht die Möglichkeit zu erkennen, die eine freundschaftliche Beziehung zu solch einem Mann bieten konnte. Auch wenn er in der Stadt noch nicht recht Fuß gefaßt hatte.


    "Keine Wohnung? Nunja, wenn Du das gewöhnt bist, ist es zumindest ein kostengünstiges Leben. Wahlkampfzeit ist auch eine gute Zeit, um kostenlos an Essen zu kommen. Aber was machst Du, wenn die Wahlen vorbei sind?" Der Mann mußte sich doch Gedanken darüber gemacht haben, wovon er leben wollte?


    "Wenn Du mit der Formulierung von Briefen nicht so vertraut bist, so laß den Brief doch für Dich schreiben? Auf dem Markt gibt es viele, die für andere ausgefeilte Briefe schreiben. Das ist auch gar nicht so teuer. Vielleicht kannst Du auch irgendwelche Arbeiten im Ausgleich für das Schreiben machen. Du bist sehr stark und große Mengen Papyrus sehr schwer."

    Valerian lachte anerkennend, als Rambosius seine Geschichte erzählte. Natürlich hielt er es - bei aller scheinbaren Bescheidenheit beim Erzählen - für leicht übertrieben, daß Rambosius alle Gegner besiegt haben wollte. Aber gekämpft hatte er sicherlich und noch dazu war es gut erzählt. Beides war seiner Anerkennung wert.


    "Rom ist riesig. In den einzelnen Stadtteilen kennen sich viele Leute gegenseitig. Händler kennen natürlich viele gleichartige Händler. Senatoren kennen sich untereinander und so weiter. Aber wenn Du wenig Kontakte pflegst und Dich unauffällig benimmst, dann kannst Du ein völlig Fremder in dieser Stadt bleiben. Aber wer will so etwas schon? Egal, was man macht, Kontakte braucht man doch immer." Das galt sogar für zwielichtes Gesindel. "Wie bestreitest Du zur Zeit Deinen Lebensunterhalt?"


    Wie weit es nach Mantua war? Nun staunte Valerian aber nicht schlecht. Der wollte dann einfach da hinreisen? "Es sind einige Tagesreisen bis Mantua. Es liegt ganz im Norden Italias. Warum schreibst Du ihm nicht einen Brief? Wenn Du kein Geld für den Cursus Publicus hast, dann gib ihn einem Händler mit."

    "Halunken gibt es leider viel zu viele. Wir tun unser Bestes, um sie unter Kontrolle zu bringen. Haben sie Dich etwa ausgeraubt?" Es mußten schon einige gewesen sein. An so starke Kerle trauten sich die meisten Schurken nicht heran. Aber es war auch nicht so, daß Valerian viel von dem interessierte, was draußen vor sich ging. Die Zuständigkeit endete nicht weit von den Stadtmauern entfernt. "Pharmacus? Nie gehört, dabei kenne ich wirklich viele Leute. Man, Du kannst doch nicht einfach an irgendwelchen Türen klopfen und nach diesen Leuten fragen! Rom ist riesig! Hier leben Millionen Menschen, da kann man nicht jeden kennen." Am liebsten hätte Valerian gelacht, aber er blieb ernst, wollte er Rambosius doch nicht beleidigen. "Ein Artorier, dann solltest Du als erstes an der Casa Artoria fragen, ich kann Dir sagen, wo sie ist. Und dann noch ein Tip: Mein alter Centurio, unter dem ich in Germanien diente, Servius Artorius Reatinus, der ist jetzt Tribun in Mantua bei der Prima. Vielleicht war dieser Nero ja mit ihm irgendwie verwandt. Ist natürlich auch möglich, daß er nichts weiß. Aber einen Versuch ist es vielleicht wert." Er grinste und schüttelte den Kopf. "Glaubst Du, es wäre hier friedlich, wenn wir uns hier nicht ab und an blicken lassen würden?"

    "Rambosius? Ein ungewöhnlicher Name. Aber ich muß auch zugeben, daß mir germanische Namen nicht so sehr geläufig sind, obwohl ich einige Jahre in Germanien stationiert war. Ja, wir sind gute Kämpfer. Nur die besten werden befördert." Klang jetzt vielleicht wie Angabe, aber es war eben so. Valerian sagte es auch nicht in prahlerischem Ton. Bei der weiteren Erklärung des Muskelprotzes legte er den Kopf etwas schief und schmunzelte. "Ich hoffe, Du hast nicht vor, Deine Berufung hier fortzuführen. Sonst geraten wir am Ende noch aneinander." Er lachte, in der festen Überzeugung, daß Rambosius ihn ein wenig zu verschaukeln versuchte. "Wie lange bist Du schon in Rom? Hast Du schon richtig Fuß gefaßt?"

    Das Gladius befand sich brav in der Scheide an Valerians linker Seite. "Centurio Lucius Quintilius Valerian. Und mit wem habe ich die Ehre?" Ein interessanter Mann, wie er fand. Anders als die meisten anderen. "In Maßen können Schmerzen helfen, die Aufmerksamkeit zu schärfen. Aber allzu starke Schmerzen betäuben und nehmen einem die Möglichkeit der Wahrnehmung. Deinen Worten entnehme ich, daß Du ein Kämpfer bist. In der Arena?" Auf die Frage, warum er hier war, ging Valerian erstmal nicht ein.

    Es war warm. Einfach herrlich! Valerian liebte es, bei Sonnenschein an den Tiber zu gehen. Wenn er Glück hatte, konnte er vielleicht ein paar alte Freunde treffen. Wie jeder kluge Römer ging er am Stadtrand, wo der Tiber gerade in die Stadt hineinfloß, an den Fluß. Denn unterhalb der Stadt mochte niemand mehr an das stinkende Gewässer gehen. Baden würde man dort noch weniger. Tatsächlich gab es schon ein paar Unverzagte, die sich in das noch sehr kalte Wasser wagten. Daß er seine Männer neulich auch hineingescheucht hatte, hieß nicht, daß er Baden bei solchen Wassertemperaturen gut fand.


    Heute war er sogar dienstlich hier. Natürlich hatte er sich diesen angenehmen Ort ausgesucht, doch er wollte auch an den Brücken schauen, ob Schmierereien vorhanden waren. Und bei einigen Leuten nachfragen, ob ihnen etwas aufgefallen war. Er trug seine Rüstung, weswegen er auch bestimmte Gegenden meiden mußte, solange er allein war.


    Einige Leute waren hier schon unterwegs. Ein einsamer Spaziergänger sprach mit sich selbst und wandte sich dann zum Gehen. Valerian wollte gerade an ihm vorbeigehen, als er die Worte hörte. Und konnte sich nicht verkneifen, etwas darauf zu sagen. "Gegen den Strom zu schwimmen, raubt aber auch sehr die Kraft und man läuft Gefahr, allzu vielen Schmerzen ausgesetzt und schließlich mitgerissen zu werden. Ist es nicht klüger, quer gegen den Strom zu schwimmen und so Kraft zu schonen und doch nicht aufzugeben?" Er kannte den Mann nicht. Ein großer Kerl war das, deutlich größer als Valerian. Und ein Muskelprotz. Ob das ein ehemaliger Gladiator war?

    Zitat

    Original von Lucius Iulius Antoninus
    Unter der Attacke von Valerian musste er schnell ein zwei Schritte zurück gehen und besser abwehren zu können. Innerlich machte er drei Kreuze, wenn er sich an den letzten Kampf erinnerte. Denn da hatte er zu dem Zeitpunkt ein ganzes Reparatur an blauen Flecken einstecken müssen. Im Vergleich dazu war er heute richtig gut weg gekommen. Aber ausruhen wollte er sich darauf nicht denn er war besser geworden da musste es doch ein durchkommen geben. Aber der Kampf mit den schweren Übungswaffen konnte nicht mehr ewig dauern. Auch wenn sie alle gut trainiert waren war das Üben immer ansträngender als der reale Kampf. Das War ja auch der Sinn hinter den schwereren Übungswaffen. Also griff er erneut mit dem Übungsscutum an das ja so oder so die insgeheime Hauptwaffe war. Aber werde mit der Kannte des Übungsscutum noch mit dem Gladius konnte er Valerian dazu verleiten seine Deckung so zu öffnen das er einen Treffer landen konnte. Ohne seine eigene zu vernachlässigen, denn das hätte der erfahrene Kämpfer sicher genutzt. „So schlecht wie Du behauptet hast bist Du nicht geworden.“ Sagte er dann und richtet sich ein Stück auf um den Kampf auf Patt unentschieden enden zu lassen aber er öffnete die Deckung nicht. Nicht das die Bresche doch noch genutzt wurde.



    Valerian hatte seine liebe Mühe, gegen Antoninus zu bestehen. Sein Arm wurde auch lahm, er arbeitete nicht mehr so viel mit dem Schild. "Mag sein, aber Du hast mich dennoch überflügelt, wie mir scheint. Wäre mein Schild so schwer wie Deiner, dann hätte ich längst aufgeben müssen. Ich bin das Scutum nicht mehr so gewöhnt, als Centurio trage ich ja keines. Noch ein wenig länger und Du hättest mich gehabt." Aber natürlich war es auch ihm lieber, den Kampf unentschieden enden zu sehen. Schon, um sich vor seinen Männern nicht allzu sehr zu blamieren. Er senkte langsam sein Scutum. "Danke für den guten Kampf, Antoninus. Ich hoffe, wir kommen ab und an mal zu gemeinsamem Training. Ich könnte es brauchen!" Er bot dem Freund den Arm zum Austausch eines kräftigen Händedrucks. Dann schaute er nach seinen Männern. War jemand verletzt?