Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    Nachdenklich rieb Valerian sein Kinn. "War zu erwarten, daß gerade Dein Patron in die Schußlinie gerät. Er ist ein Patrizier und politisch wieder sehr aktiv." Es war sicherlich kein Zufall, daß der Mann nach Germanien geschickt worden war. So wie es auch bei Vinicius Hungaricus und Decimus Livianus kein Zufall gewesen war. Wer nicht in Rom sein konnte, der war abgeschnitten von der Möglichkeit, Getreue um sich zu sammeln, um für die nächste Wahl vorbereitet zu sein. "Du wirst das Richtige tun, davon bin ich überzeugt."



    [SIZE=7]Edit: Irrtum beseitigt; Edit 2: Edit ergänzt[/SIZE]

    Genau so hatte Valerian sich das vorgestellt. Ein paar der Männer hielten sich für überaus schlau. Sie verfielen in einen gemütlichen Trab. Einer schnitt sogar die Ecken, um abzukürzen. Na, das würde er ihnen austreiben!


    Als sie durch die Porta kamen, pflückte sich Valerian all die faulen Säcke heraus, die geglaubt hatten, ohne den gestrengen Blick des Centurios schlampern zu können. Ein Schlag mit dem vitis und ein harscher Befehl ließ sie vor dem Centurio Aufstellung nehmen. Als sie alle beeinander waren, musterte Valerian sie grimmigen Blickes. "Warum, glaubt ihr, werdet ihr hier so geschunden? Wofür sind die Laufrunden gut? Du da, - Octavius!" Der Rebstock zeigte auf Ofella.

    Sein Patron in Rom! Das war wirklich eine großartige Neuigkeit! Valerian fühlte sich erleichtert, denn das hießt, daß Balbus lebte. Etwas, was Valerian schon nicht mehr angenommen hatte.


    "Ich weiß, was Du meinst. Ich habe das Kochen auch ganz gut gelernt in meiner ersten Zeit bei der Legion. Eine Frau auf dem Markt gab mir einige Tips. Danach hatte ich auch ein deutlich leichteres Leben. Die Jungs waren immer froh, wenn ich mit Kochen dran war und ich konnte mir manch unangenehmen Dienst ersparen durch einen Tausch." Er grinste. Seine Zeit als Tiro hatte er nicht vergessen. Auch nicht seine Zeit als einfacher Miles.


    Als Antoninus über seinen Auftrag berichtete, den er vom Praefectus erhalten hatte, runzelte Valerian die Stirn. "Das gibt es doch gar nicht. Vermutlich hat er noch einen zweiten Mann darauf angesetzt und prüft Dich nun, ob Du Deinen Patron schützt oder nicht. Wer verlangt denn so etwas? Da steckst Du wirklich in einer kniffligen Situation."

    "Er soll wieder da sein? Seit wann?" Valerian konnte es kaum glauben. Sicher war es nur ein Gerücht, nichts weiter. Achnein, Antoninus war Praetorianer. Dann konnte es doch stimmen. Valerian mußte unbedingt mit seinem Patron sprechen, wenn der wieder da war!


    "Das werde ich, Antoninus. So vorsichtig wie nur irgendwas. Schon wegen meiner Familie." Er kratzte die Schüssel leer und schob sie dann von sich. "Sehr gut war das. Du bist ein durchaus brauchbarer Koch, muß ich feststellen." Natürlich leerte er seinen Becher eiligst, als Antoninus das Wachs vom Krug entfernte, um den Met einzuschenken. "Wie läuft es hier bei euch? Hat sich unter dem Neuen viel verändert? Wie stehen die Männer zu ihm?"

    Valerian nickte zu den Worten des jungen Tiro. "Das ist es, sehr kurz auf den Punkt gebracht. Wir sind hier in der Castra zusammen mit den Praetorianern untergebracht. Deshalb solltet ihr euch immer auch mit ihnen befassen. Ihr Aufgabengebiet und das unsere überschneiden sich hin und wieder. Verbrechen, die sich gegen die Höchsten im Imperium richten, unterliegen ihrer Zuständigkeit. Hochverrat ist ihre Aufgabe. Dafür werdet ihr oft bemerkten, daß sie Taschendiebe laufen lassen. Oder auch andere gewöhnliche Verbrecher. Ärgert euch nicht darüber. Für sie macht es Sinn. Versucht, mit den Praetorianern gut auszukommen. Beobachtet sie beim Training, sie sind die Elite, ihr könnt viel von ihnen lernen. Vielleicht könnt ihr sogar den einen oder anderen dazu bringen, mit euch zu trainieren. Wir benutzen alle den gleichen Campus. Wir stehen zusammen am Tor Wache. Wir benutzen viele Lagereinrichtungen gemeinsam. Sucht den Kontakt und seht sie nicht als Konkurrenz*. Arbeitet mit ihnen zusammen. Wir dienen alle Rom. Wir dienen alle dem Kaiser! - So. Und nun lauft ihr noch eine Runde um den Platz. Das war es für heute. Morgen früh tretet ihr hier wieder an! Pergite!" Valerian verließ den Platz. Die Männer würden ihre Runde laufen. Wer es nicht tat, den würde er beim Verlassen des Platzes erwischen. Denn unbeobachtet ließ er seine Ausbildungsgruppe nicht.



    Sim-Off:

    *Das ist durchaus ernst gemeint. Die Spieler der CP freuen sich über gemeinsames Spiel, lest also ruhig bei denen mit, vor allem bei den gemeinsamen Einrichtungen. Und postet euch dazu, wenn es sich anbietet.

    Valerian nickte ernst. "Sehr ärgerlich sogar. Ich werde, sobald es mein Dienst zuläßt, zu Balbus' Haus gehen und nachfragen, ob es Nachricht über ihn gibt. Wer weiß, vielleicht kann ich hier in der Stadt etwas herausfinden, um zu erfahren, was mit ihm geschehen ist." Er hatte da nur wenig Hoffnung, aber einen Versuch mußte er einfach starten. "Du hast natürlich Recht, es könnte noch viel schlimmer kommen. Mit dem Ansehen hast Du auch Recht, auch wenn ich als Primus Pilus natürlich bei der Legio ein sehr hohes Ansehen hatte. Aber ich habe das ungute Gefühl, daß Salinator mich mit irgendeiner üblen Absicht in seine Nähe geholt hat. Auch wenn ich immer so getan habe, als ob ich nichts mehr wünschen würde als seine Verzeihung, so weiß ich nicht, ob er darauf hereingefallen ist. Er ist nicht dumm. Wir dürfen nicht den Fehler machen, ihn dafür zu halten. - Bei der Secunda hatte ich einige Freiheiten, die selbst über die normalen Freiheiten eines Centurio hinausgingen. Der Legat hatte viel Verständnis dafür, daß ich auch Zeit mit meiner Familie verbringen wollte. Ich hatte sogar ein paar Tage frei direkt nach der Geburt meines Sohnes." Solche Freiheit war auch bei einem wohlwollenden Kommandanten sehr ungewöhnlich.


    "Oh, keine Bange. Das ist Teil seiner Gefährlichkeit: Met ist überaus köstlich, man hört einfach nicht rechtzeitig auf zu trinken. Und trinkt ihn auch leicht mal zu schnell. Die Germanen nennen ihn den Trank der Götter. Und sie vertragen Unmengen von dem Zeug. Ihrem Bier kann ich ja nichts abgewinnen. Aber Met ist lecker. Probier ihn, Du wirst ihn bestimmt mögen." Zumindest, wenn Antoninus für etwas Süßes zu haben war.

    "Das hast Du sehr treffend zusammengfaßt." Unwillkürlich mußte Valerian lachen. Eigentlich war die ganze Geschichte urkomisch, wenn sie nicht so schlimme Folgen für ihn gehabt hätte. "Vielleicht war es nicht der einzige Grund. Mein Patron ist Prudentius Balbus. Falls er das weiß, war ihm sicher auch daran gelegen, mich aus der Nähe meines Patrons zu entfernen. Nicht, daß der nicht noch eine Unzahl von anderen Klienten hätte. Aber als Praetorianeroffizier, der noch dazu in eine mächtige Senatorenfamilie eingeheiratet hat, kam ihm der Anlaß bestimmt gerade recht, um mich aus Abstellgleis zu schicken."

    "Eigentlich kann kaum jemand etwas mitbekommen haben, immerhin war das Opfer für Serrana und Germanicus Sedulus noch gar nicht abgeschlossen. Trotzdem war es natürlich dumm von mir, einen Mann wie Salinator einfach so anzugehen. Egal, was ich über ihn denke, er ist ein Mann mit viel Macht. Tja, und die läßt er mich jetzt spüren." Valerian lächelte leicht verlegen. "Dabei hatte ich mich sogar zurückgehalten. Einem anderen hätte ich einen Kinnhaken verpaßt."






    Die Männer traten an die Pfähle, um gegen diese wehrlosen Gegner anzutreten. Das klang leicht, war es aber nicht, wenn jemand zuschaute, der bei allzu schlechten Leistungen den Rebstock großzügig einsetzte. "Das Scutum höher", bellte Valeria Ofella an, um dann im nächsten Bruchteil einer Sekunde den nächsten Tiro anzuschnauzen, weil dieser sein Scutum fast zur Seite hielt, während er zustieß. "Du bist tot! Dein Gegner hat Deine offen präsentierten Gedärme aufgespießt!" Die Männer mußten die richtigen Bewegungsabläufe üben. Immer wieder. Bis sie in Fleisch und Blut übergingen.

    "Ja, wer weiß." Valerian nahm noch einen Schluck aus dem Becher. Das waren so Fragen, die wohl niemand wirklich beantworten konnte. "Ich glaube es, weil ich die Entwicklung hier in Rom mitbekommen habe. Und weil er immer mehr abgeschottet wird. Warum sollte man das tun, wenn es ihm nicht immer schlechter geht? Und..." Er sprach nun noch leiser, kaum noch zu verstehen für Licinus. [SIZE=7]"Manchmal denke ich, da hilft jemand nach. Mit Gift oder so. Er überlebt nur so lange, weil er als Soldat eigentlich ein sehr starker Mann ist. Aber natürlich kann ich das nicht beweisen. Es ist nur so... merkwürdig, daß jemand so viele Jahre so schwer krank ist und doch weiterlebt. Aber immer schwächer wird. Glaube mir, die Geier kreisen schon."[/SIZE] Womit er nicht die Vögel meinte.

    Valerian knallte gegen die Schilde, darauf gefaßt, mitsamt den Männern und den Schilden zu Boden zu stürzen. Doch das blieb aus. Die Reihe hielt unerwarteterweise stand! "Sehr gut, Männer!" Ein Lob am ersten Tag, das war eine wahre Seltenheit bei Valerian. Ofella erhielt sogar einen anerkennenden Schlag auf die Schulter. "So sollte es sein. Seid immer auf alles gefaßt! Und nun an die Pfähle! Jeder von euch geht an einen Holzpfahl und übt den Bewegungsablauf. Deckung hinter dem Scutum nehmen, dann blitzschnell mit dem Gladius vorstoßen und wieder in die sichere Deckung zurück. Versucht dabei, immer bestimmte Punkte am Pfahl zu treffen. Haltet die Waffe gut fest, stecht ordentlich zu!"

    Octavius Ofella also. Ein Name, den er sich schnell merkte. Wieder schritt Valerian die Reihe ab. Zunächst klopfte er nur mit seinem vitis* kräftig gegen die Schilde, schnauzte den einen oder anderen an, der sich zu dämlich verhielt, ließ sich bei der Gelegenheit auch noch zwei, drei weitere Namen nennen. Am Ende des heutigen Tages wollte er alle seine Rekruten beim Namen nennen können. Wie man sich Gesichter mit den dazugehörigen Namen schnell und sicher merkte, hatte er bei den Praetorianern schließlich gelernt.


    Kaum daß die Männer halbwegs brauchbar dastanden, warf sich Valerian mitten in der Reihe unvermutet mit seinem ganzen Gewicht gegen die Schilde. Zufällig genau da, wo Ofella stand. Ob die Reihe standhalten würde?



    Sim-Off:

    *Rebstock des Centurio

    Diese Antwort war besser als nichts. Valerian nickte also, wenn er auch nicht vollständig zufrieden war. "So ist es! Euer Schild hat einen Buckel. Dieser schützt eure Hand. Ist aber auch eine wirksame Stoßwaffe! Wie heißt Du, Tiro?", fragte er nun Ofella, da er sich diesen Mann merken wollte. "Bevor wir die Übungen mit dem Gladius dort drüben an den Holzpfählen fortsetzen, möchte ich daß ihr eine geschlossene Reihe mit euren Schilden bildet. In der geschlossenen Formation deckt euch das Scutum etwa von der Nase bis zu den Unterschenkeln. In der Idealstellung überlappen sich eure Schilde leicht und werden auf der Innenseite jeweils von der linken Schulter und vom linken Knie mit gestützt. Genau das üben wir nun! Scuta premite*!"



    Sim-Off:

    *Rotte schließen!

    "Von wegen. Wir sind da ganz gierig und behalten alle für uns." Valerian lachte und zierte sich nicht lange, die Schüssel entgegen zu nehmen. "Um zu verlernen, Puls zu essen, muß man noch ein paar Stufen mehr auf der Karriereleiter schaffen, glaub mir. Und solange mein Kommandant zornig auf mich ist, werde ich die wohl nie schaffen. Eher noch ein paar Stufen wieder herunterpurzeln." Wenn auch scherzhaft gesprochen, war es die bittere Wahrheit. Doch Valerian wollte sich dadurch nicht die Laune verderben lassen und probierte, was der Iulier da fabrizierst hatte. "Hm, gar nicht übel."


    Er grinste, als er das Staunen auf Antoninus' Gesicht sah. "Muß man es immer verdienen, wenn man beschenkt wird? Genieß es. In dem Krug ist Met. Paß damit auf, das ist ein echt gefährliches Zeug." Er besaß da einschlägige Erfahrungen. "Hm, ja, etwas Gutes kann es nicht sein, was er mit mir vorhat. Aber wieder in Rom zu sein, macht manches erträglicher. Vor allem für Calvena ist es hier leichter. Hier ist ihre Familie, hier sind ihre Freundinnen. Allerdings werde ich hier wohl nicht so viele Freiheiten haben, wie ich bisher genießen konnte."

    Schweigen schlug Valerian entgegen. Die Männer übten brav, ihr Gladius zu ziehen, doch niemand wußte auf seine Frage etwas auszuführen. "Das ist nicht euer Ernst! Was für Nulpen seid ihr denn? Ihr grünen Jungs habt die Pflicht, euch über den Beruf des Soldaten auch außerhalb der Grundausbildung weiterzubilden! Wofür seid ihr wohl mit älteren Kameraden zusammen untergebracht?" Das war wirklich unglaublich, daß keiner von ihnen etwas über das Scutum wissen wollte. "Du da!" Natürlich erwischte es Ofella, das stand ja völlig außer Frage. "Nutze die Gelegenheit, die Peinlichkeit von vorhin auszugleichen und sage mir, warum ein Scutum eine Waffe ist!"

    "Den Limes den Barbaren überlassen? Wo denkst Du hin? Wir haben sie einfach alle ausgerottet und somit den Limes überflüssig gemacht", scherzte Valerian und ließ sich ohne viel Umstände auf dem angebotenen Platz nieder. "Hm, das duftet gut. Ich bin wohl gerade zur rechten Zeit gekommen." Ein gutes Essen, das war jederzeit willkommen.


    Das Paket, das er mitgebracht hatte, stellte er auf den Tisch. "Das ist für Dich." Ein Soldat konnte gutes Essen immer brauchen. Bester germanischer Schinken und ein mit Wachs gut verschlossener Krug voller Met befanden sich darin. "Was mich hierher führt? Ich wurde versetzt. Leider nicht zurück zur Garde. Sondern zu den Urbanern. Frag mich nicht, warum. Ich verstehe es auch nicht."

    Auf das Gesicht des Iuliers war Valerian wirklich gespannt. Er konnte schließlich nicht ahnen, daß Valerian versetzt worden war. Einfach so. "Salve, Antoninus. Ich bringe Nachricht aus Germanien." Valerian war nach der Aufforderung eingetreten und hatte einfach losgeredet, bevor der Freund überhaupt begreifen konnte, wer da eintrat.

    Irgend einen gab es immer, der zu schwungvoll an die Sache heranging und seinem Nachbarn somit eine fegte. Eine Art Naturgesetz. Valerian stellte sich also direkt vor Ofella und machte es vor. "Nur ein Stück weit anheben, damit ihr es dann richtig fassen und ziehen könnt. Das Ganze muß schnell gehen. Deshalb solltet ihr es bei jeder Gelegenheit üben." Er führte langsam vor, wie es gemacht wurde. Da er sein Gladius auf der linken Seite trug, machte er es mit der linken Hand vor. Schön langsam, damit die Männer sehen konnten, wie es gemacht wurde. Und dann blitzschnell, um vorzuführen, wie es eines Tages aussehen sollte. "Ihr müßt eure Waffe immer gut festhalten. Verliert ihr sie, liegt der Nachteil auf eurer Seite und somit wird der Kampf ungleich schwerer. Natürlich sollten Klinge und Scheide immer gut gepflegt sein, das verringert die Gefahr, daß die Waffe hängen bleibt." Schon sein Tonfall ließ ahnen, daß es bald eine Kontrolle der gesamten Ausrüstung geben würde.


    "Jeder von euch übt das jetzt fünf mal, während ihr mir berichtet, warum ich vorhin das Scutum als Waffe bezeichnet habe. Ist das nicht nur ein Ding, das man in der Hand hält, um gegnerische Hiebe abzuwehren?" Er schritt an der Reihe der Männer entlang, während diese ihre Übung absolvierten. Und erwartete eine Antwort.

    Valerian wußte ja von seinem letzten Besuch, wo er Antoninus finden konnte. Nun war er wieder ganz regulär in dieser Castra zuhause. Wenn auch leider nicht bei den Praetorianern. Das hinderte ihn allerdings nicht daran, zu den praetorianischen Unterkünften zu gehen und an der Tür zu klopfen, hinter der er seinen früheren Untergebenen anzutreffen hoffte. Inzwischen sah er ihn als Freund. Ein kleines Geschenk hatte er ihm auch mitgebracht aus dem fernen Germanien.