Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    "Auch Gladiatorinnen haben ihre Bewunderer", verteidigte Valerian seine Muskeln und ließ nur mal so nebenbei ein paar davon spielen. "Was willst Du sehen? Wie ich Angebote bekomme? Also wirklich! Du verlangst von mir, Herzen zu brechen? Das hätte ich jetzt wirklich nicht von Dir gedacht." Er hob eine Hand und stubste damit auf ihre Nasenspitze. "Du bist ganz schön frech! Was meinst Du, wie Du in meiner Rüstung aussehen würdest?" Er lachte, denn auch diese Vorstellung war nicht ganz unkomisch. Sie würde praktisch darin versinken.

    "Ach, das wäre mal ein Abenteuer!", scherzte Valerian lachend. Immerhin durfte kein Mann das Reich der Vestalinnen betreten. "Was? Du meinst, sie stehen mir nicht?", fragte er gespielt entsetzt nach und löste die Umarmung, um seine Hände empört in die Hüften stemmen zu können. "Na, hör mal! Da quäle ich mich so ab, um eine gute Figur zu erhalten und Du machst meine Bemühungen mit nur wenigen Worten zunichte! Warum sollten denn Deine Kleider an mir nicht gut aussehen? Ich bin sicher, ich würde innerhalb weniger Minuten unzählige Angebote bekommen!" Tatsächlich schaffte er es, nicht gleich in Gelächter auszubrechen und die leicht übertrieben empörte Miene beizubehalten.

    "In Mogontiacum? In was für einer Absteige bist Du da denn gewesen? Nagut, ich bin damals gleich zum Castellum gegangen und habe Gasthäuser nur aufgesucht, um mit meinen Kamerade mal einen Becher zu heben." In Argentorate war er nie gewesen, deshalb enthielt er sich eines Kommentars darüber.


    "Das ist ganz unterschiedlich. Wir habe ja keinen kleine Diebe hier, deren Taten eindeutig und leicht zu beweisen sind. Bei denen geht es natürlich schnell und solche findest Du drüben bei den Kameraden von den CU. Hier haben wir Hochverräter und Verschwörer. Oft ist einer nur der Anfang und wir müssen lange recherchieren und Zeugen vernehmen, bevor wir alles zusammen haben. Da können es schon mal ein paar Wochen werden. Zumal die Beweise wasserdicht sein müssen, da viele unserer Kunden durchaus vermögend sind und sich die besten Anwälte nehmen."


    Der Flavier blieb eine ganze Weile in der Zelle und Valerian mußte den Drang, die Tür zu verschließen und für eine halbe Stunde zu verschwinden, stark unterdrücken. Aber grinsen mußte er, als er an diesen kleinen Streich dachte. Und sicher hätte er es getan, wenn er heute schon gewußt hätte, wie Piso mit Calvena umgesprungen war. Dann auch vermutlich nicht nur für eine halbe Stunde.


    "Ästhetisch? Ich weiß nicht, wie man überhaupt auf die Idee kommen kann, diesen Begriff mit einem Carcer in Verbindung zu bringen. Ja, man sollte es wirklich nicht darauf anlegen, in einer dieser Zellen zu landen. Wir sind nämlich auch nicht besonders kundenfreundlich, wenn Du verstehst, was ich meine."

    "Aber natürlich werden sie ordentlich versorgt. Sie bekommen täglich etwas zu essen und Wasser. Und im Winter werden sogar Decken ausgegeben. Wie Du siehst, besser als so manches Gasthaus." Valerian lachte, denn manche Gasthäuser waren tatsächlich schlimmere Löcher als diese Zellen. So kam es ihm zumindest manchmal vor.


    Belustigt schaute er zu, wie Piso eine Zelle betrat. Es war schon merkwürdig, was für eine Faszination die Zellen auf die Tresviri ausübten. "Diese Umgebung soll die Täter mürbe machen. Meistens wissen sie eine Menge Dinge, die wichtig für uns sind. Da ist diese Atmosphäre sehr förderlich. Ist es eigentlich so, wie Du erwartet hast? Oder hast Du etwas anderes erwartet?"

    Valerian verlor kein Wort darüber, ob Antoninus zu langsam gewesen war, und ließ ihn somit im Ungewissen über diesen Punkt des Auftrages. Er nahm die Schriftrolle und prüfte die Siegel eingehend. Dann brach er sie und rollte das Papyrus auf. Ein einzelnes kleines Blatt fiel aus der Schriftrolle heraus und offensichtlich war nur dieses Blatt für den Centurio interessant. "Hat er noch eine mündliche Mitteilung für mich gehabt?"

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    Diomedes



    "Ich bin als Sklave geboren", eröffnete Diomedes seiner baldigen Hausgenossin. "Ich kenne es nicht anders und es macht mir eigentlich auch nichts aus, ein Sklave zu sein, solange ich nicht geschlagen werden, ein bequemes Bett habe und gut zu essen bekomme. Ich kann ganz gut kochen, aber die Arbeit wächst mir hier über den Kopf. Dominus Valerian hatte schon vor längerem gesagt, daß er darüber nachdenkt, weitere Sklaven zu kaufen. Aber ich glaube, er wollte erst einmal abwarten, wen seine Braut mitbringt und ob und was dann noch gebraucht wird." Ihm war gar nicht aufgefallen, daß sie fast so klang, als würde sie sich selbst zum Verkauf anbieten. "Am besten teilen wir uns die Arbeit irgendwie auf. Was von den anfallenden Arbeiten machst Du denn einigermaßen gern und welche gar nicht gern?"

    Tatsächlich war der junge Iulier wieder zurück. Einer der Männer hatte es Valerian schon gemeldet, während Antoninus sein Pferd abgab. Aber er tat überrascht und erwiderte den Salut. "Salve, Miles Iulius." Er deutete auf einen Stuhl und füllte zwei Becher mit Wasser. "Du wirst durstig sein von Deinem Ritt. Setz' Dich und erstatte mir Bericht. Wurde Dir also eine Antwort übergeben?" Er blickte fragend auf die Schriftrolle.

    "Och, keine Ahnung. Du weißt ja, daß ich von Pferden nicht so schrecklich viel verstehe." Valerian lachte und erwiderte den sanften Kuß. Es war so schön, mit ihr zu plaudern, zu scherzen und zu planen. Da war es leicht, die Kälte zu vergessen, die sie hier im Garten umfing. "Ausgerechnet im Atrium Vestae... Nein, da darf kein Mann hin, nicht mal ein Praetorianer, der ja sonst so ziemlich überall hin darf. Schade, dann werde ich dieses Bild nie bewundern können. Ich werde ihn schon auftreiben, diesen Paulus Caesannus. Und dann beraten wir zusammen mit ihm, wie das Werk werden soll." Ihr Haus würde ein richtiges Kleinod werden, wenn sie so weitermachten. Von außen war es ganz gewöhnlich, aber inzwischen wurde der Innenausbau immer schöner. Die Mosaike hatten es schon mächtig aufgewertet. Mit solch einer Wandmalerei, wie sie es sich vorstellten, würde es weiter veredelt.

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    Diomedes


    "Über die Familie? Sie sind ganz in Ordnung. Ich habe es gut hier, ich wurde noch nie geschlagen oder eingesperrt, aber es ist inzwischen zu viel Arbeit für einen allein. Ich bin froh, daß ich jetzt Hilfe bekomme. Dominus Valerian ist nicht oft hier, er wohnt ja in der Castra. Wenn er hier ist, findet er immer ein freundliches Wort für mich und hin und wieder schenkt er mir etwas Geld. Aber er kann sich auch durchsetzen, wenn es nötig ist. Dominus Sermo ist jetzt viel in Ostia, aber sonst normalerweise hier. Er ist zwar meistens freundlich, aber ich glaube, er kann auch echt eklig werden. Manchmal kommt er mir sehr gefühllos vor, nur berechnend. Also solltest Du bei ihm etwas vorsichtig sein. Melina ist ein ungezogenes Gör. Aber sie ist nicht bösartig und ist auch nicht unfreundlich. - Ich würde Dir dies alles nicht erzählen, wenn ich nicht wüßte, daß Du mit Deiner Herrin hier einziehst." Diomedes klatschte nicht über seine Herrschaft. Innerhalb des Haushaltes aber fand er es in Ordnung. Elissa sollte nicht unvorbereitet einziehen müssen.


    Diomedes begann mit dem Bereich des Hauses, der den Sklaven vorbehalten war. Das Zimmer, das für die weiblichen Sklaven gedacht war und noch leer stand, dann die Küche und die Vorratsräume. "Was für Arbeiten machst Du normalerweise?"

    Valerian lachte und schüttelte den Kopf, als er die Frauen so reden hörte. "Melina, es geht nicht darum, möglichst schnell möglichst viel Geld loszuwerden, glaub mir, dazu würden uns allen sehr viele Dinge einfallen. Nein, wir wollen uns allein ein gemütliches und schönes Heim schaffen. Findest Du Möbel kaufen wirklich so langweilig? Magst Du Dich nicht gemütlich einrichten?" Er hatte wahrhaftig gedacht, alle Frauen würden so etwas gerne tun.


    Ballspielen, schwimmen... ringen? Valerian verschluckte sich an seinem Wein und hustete eine Weile, bevor er wieder sprechen konnte. "Ringen, Melina? Also, ich bitte Dich! Das ist wirklich keine Beschäftigung für ein junges Mädchen. Wie kommst Du nur auf solche Ideen?" Er hatte wahrhaftig Verständnis dafür, daß ein Mädchen nicht unbedingt Freude daran hatte, den ganzen Tag zu spinnen und zu weben. Aber ringen! "Aber was Eintöpfe angeht, kann Diomedes sich ja vielleicht mal daran versuchen. Und wenn seine Kochkunst Deine Gnade findet, darfst Du Deine Freunde mal zum Essen einladen." Wobei er dann dafür sorgen mußte, daß sie unter Beobachtung blieben, damit sie nicht das Haus verwüsteten und plünderten.

    Valerian schüttelte den Kopf. "Nein, den kenne ich nicht. Ich hoffe, er ist nicht so arg teuer. Weißt Du, wo er zu finden ist? Lebt er hier in Rom? Dann finde ich ihn sicher schnell. Romana hat ihn Dir empfohlen? Wo hat sie denn ein Werk von ihm gesehen? Ich würde es mir gerne einmal ansehen. Hast Du es denn schon gesehen?" Er lachte, weil er sie so mit Fragen löcherte und schüttelte über sich selbst den Kopf. "Entschuldige, manchmal geht der Gaul eben mit mir durch." Ein passender Vergleich, wenn man bedachte, was für ein mäßiger Reiter er war.


    "Wenn ich ehrlich bin, würde ich das Triclinium bevorzugen. Das Abbild einer fröhlichen Feier paßt gut dort hin, finde ich. Während ich im Tablinum etwas ruhiges bevorzugen würde. Oder wie siehst Du das?" Außerdem war im Triclinium eine größere freie Wand.

    Valerian freute sich, daß sein Vorschlag auf so viel Gegenliebe stieß. "Du weißt sogar einen Künstler?", staunte er nicht schlecht. Auch er bedauerte es sehr, daß sie ihre Zärtlichkeiten so beschränken mußten. Wobei er nicht im Traum daran dachte, die Umarmung zu lösen. Dafür war es hier im Garten doch viel zu kalt. Er mußte sie doch wärmen, zumal er bei ihr ein Zittern zu spüren vermeinte! Außerdem war es einfach schön so.


    "Was meinst Du? Im Triclinium? Oder im Tablinum? Es wird mit Sicherheit eine schöne, farbenfrohe Malerei. Sie würde in beide Räume gut passen." Und vor allem war es ein Bild, an dem er sich mit Sicherheit niemals würde sattsehen können. "Was ist das für ein Künstler? Und woher kennst Du ihn?"

    Valerian ahnte nicht, was für Gedanken in diesem hübschen Kopf vorgingen. Er winkte ab, als sie von Umständen sprach. "Achwas, das ist kein Umstand. Ich werde mit den Kameraden sprechen, bestimmt werden sie meine Bitte erfüllen. Sie werden sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, bei mir etwas gut zu haben." Das war wirklich kein schwieriges Unternehmen.


    "Du schmeichelst mir", lachte Valerian, als Serrana äußerte, sie könnte nicht verstehen, wie jemand einen anderen Mann ihm vorziehen konnte. "Aber es tut gut, so etwas zu hören, das muß ich zugeben." Er wurde wieder ernster. Und nickte. "Ja, es war wohl Schicksal. Aber ich hätte es trotzdem vorgezogen, wenn sie mit ihrem Mann glücklich geworden wäre, statt mit dem Schiff auf See zu bleiben." So eifersüchtig und neidisch er auf Crassus gewesen war: Diese Ende hatte Valerian Crassus nicht gewünscht. Und Philogena noch weniger. "Ah, da sind wir ja schon."

    "Baiae? Da hat er es ja wirklich nicht schlecht getroffen. Wer würde nicht gerne dort leben?" Valerian grinste, irgendwie fand er ja, das das eher ein Wohnort für alle Leute war. Aber da wollte er sich lieber kein Urteil erlauben, er kannte den Flavier ja nicht wirklich. Und in Baiae war er selbst zugegebenermaßen auch noch nicht gewesen.


    "Nein, angenehm sind sie nicht. Das sollen sie auch nicht sein. Möchtest Du eine Zelle betreten?" Valerian schloß eine der Türen auf und deutete einladend hinein. "Nunja, im Sommer haben wir mehr Gäste. Wenn mehr große Feste in der Stadt stattfinden, wird auch mehr getan, um das Volk aufzuwiegeln. Außerdem bleibt ja nie jemand sonderlich lange hier." Er zuckte mit den Schultern. "Wie Du Dir denken kannst, ist der Wachdienst hier nicht sonderlich beliebt. Meistens sind Männer zur Strafe hier eingeteilt, es ist abschreckender als Latrinenputzdienst."

    Valerian grinste breit. "Ich glaube, man darf die Kreativität Deines Onkels nicht unterschätzen. Ich glaube nämlich kaum, daß es Serrana war, die auf diese Idee gekommen ist. Oder was meinst Du?" Sie küßte ihn so plötzlich, daß er ganz verdutzt war und einen Moment brauchte, bis er den Kuß liebevoll erwiderte. Sie standen engumschlungen da, in dem noch im Winterschlaf liegenden Garten. Es war so schön, die in den Armen zu halten. Warum sah man eigentlich so wenig verheiratete Paare so engumschlungen? Valerian nahm sich fest vor, Calvena oft zu umarmen und zu küssen. Auch wenn sie schon Jahre verheiratet waren und ihr Leben in festgefahrenen Bahnen verlief.


    "Was hältst Du davon, diese ungewöhnliche Hochzeit in einer Wandmalerei festzuhalten? Unser Haus kann noch ein wenig Schmuck gebrauchen. Wir finden gewiß eine Wand, auf die es paßt." Mit einem verschmitzten Lächeln sah Valerian seine Liebste an.

    Valerian schaute Sedulus hinterher und schüttelte den Kopf. Er fühlte sich immer noch ein wenig überfahren. Sanft legte er seinen Arm um Calvena und zog sie ganz nah zu sich heran. "Da hat er uns eiskalt erwischt, was?" Er war gedanklich noch nicht so ganz fertig mit dem Vorschlag. "Also... es hat schon seine Vorteile, da hat er nicht unrecht. Nur... ich habe noch nie von sowas gehört. Es ist etwas vollkommen Neues. Bist Du sicher, daß die Götter damit kein Problem haben? Weil, wenn sie damit kein Problem haben, dann sehe ich tatsächlich keinen Grund, warum man das nicht ausprobieren sollte. Und wer weiß, vielleicht macht unser Beispiel sogar Schule." Er grinste ein bißchen schief.

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    Diomedes



    Diomedes staunte nicht schlecht, als er sah, wie zuhause sich der junge Mann offenbar hier fühlte. "Mein Name ist Diomedes, Herr. Ja, ich bin erst einige Monate hier im Haus. Bitte nimm doch im Triclinium Platz. Dort ist es warm. Ich werde Dir einen kleinen Imbiß zusammenstellen und dann das Bad vorbereiten." Der Grieche verneigte sich und verschwand dann schnell in der Küche, bevor er sich noch mehr Lobreden auf den alten Curio anhören mußte. Schnell machte er eine Platte zurecht mit Brot, Käse, Schinken und geräuchertem Fisch, dazu ein Schälchen Oliven und zwei Äpfel, die der Jahreszeit entsprechend ziemlich schrumpelig waren. Eine Karaffe Wein und eine mit Wasser kamen noch dazu, damit der junge Herr die Mischung individuell vornehmen konnte. Damit kehrte er zurück und stellte es auf dem Tisch im Triclinium ab. "Kann ich Dir noch etwas bringen, Dominus Pulcher?" Oder darf ich endlich gehen, um das Bad vorzubereiten?, schwang in der Frage unüberhörbar mit.

    Valerian lachte und ließ sich neben Calvena nieder. "So? Über Männer habt ihr geredet? Über hübsche und mächtige Männer? Also über mich?" Er warf sich ein wenig in Pose, mußte dann aber doch über sich selbst lachen. Die Stimmung hier war gut, sogar Melina schien sich wohl zu fühlen, das war doch mal ein ordentlicher Fortschritt. "Ich habe Calvena heute eingeladen, damit sie euch kennenlernt und sich das Haus anschaut. Und dann wollen wir losziehen und neue Möbel aussuchen." Er grinste breit, denn vermutlich würden nun Empörung, Wünsche und Anweisungen, was auf keinen Fall sein durfte, sich überschlagen.