Valerian beobachtete die Kämpfer genau. Sicher, viele von ihnen waren noch ungeübt im Einzelkampf ohne Scutum, doch würde sich in den folgenden Durchgängen zeigen, ob sie dafür grundsätzlich ungeeignet, oder eben einfach nur ungeübt waren. "Einen weiteren Durchgang Männer!", befahl er, nachdem der erste Durchgang bei allen entschieden war.
Beiträge von Lucius Quintilius Valerian
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Valerian zögerte nicht einen Augenblick, die Anweisungen seines Praefecten auszuführen. "Milites! Ihr werdet als nächstes euer Marschgepäck und eure Waffen ablegen. Der Kamerad dort vorne", er deutete auf einen der Männer, die ihn nach Mantua begleitet hatten und der bereits alle Materialien herangeschafft hatte für die kommenden Übungen, "hat Übungswaffen für euch, die ihr bei ihm abholen werdet. Vorerst benötigt ihr nur ein Gladius. Anschließend findet ihr euch hier paarweise zusammen für einen Übungskampf. Abite!"
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Ah, dann war Balbus doch zu dem Zeitpunkt in Germania gewesen, Valerian hatte es nicht mehr genau gewußt. Und daß bei der Ala eher Männer gewesen waren, die offen den Eid nicht schworen, konnte sich Valerian auch eher vorstellen als bei der Legion. Wobei auch hier nie ganz klar war, ob wirklich alle den Eid mitgesprochen hatten.
Bei den nächsten Worten seines Patrons stockte Valerian der Atem. Er hatte nie den Eid auf Valerian geleistet? Seinen erstaunten Blick versuchte er gar nicht erst zu verbergen. Solch offene Worte verlangten auch Offenheit von ihm. Außerdem vertraute er seinem Patron. Und wartete nun einfach ab, was Balbus weiter sagen wollte.
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Das war tatsächlich eine recht private Frage. Aber dennoch wurde sie beantwortet. Valerian nickte ernst, denn sie hatte die Lage genau erfaßt. "Ja, das wird es gewiß. Ich muß mir jederzeit im Klaren darüber sein, daß ich meine Familie vielleicht nicht versorgen kann. Das ist auch der Grund... nunja. Also ich habe vor, ihren Onkel um eine Mitgift zu bitten, die ihre Versorgung immer sicherstellt. Das bin ich ihr irgendwie schuldig. Und natürlich weiß ich, daß Calvena Angst um mich haben wird. Die kann ich ihr nicht nehmen. Wir haben darüber gesprochen und es ist ihr klar, daß mein Leben nicht ungefährlich ist. Sie liebt mich, so wie ich sie liebe. Und sie ist bereit, diese Angst mit in Kauf zu nehmen für die schönen Zeiten, die wir miteinander haben werden."
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Puh. Laute Frauen! Das gehörte zu den Dingen, die Valerian nicht so sehr mochte. Der arme Junge. Calvena war die einzige, die völlige Ruhe zu bewahren schien. "Salvete", grüßte Valerian und lächelte seine Verlobte erfreut an. Nun waren sie ganz unerwartet zu einem zusätzlichen Treffen gekommen. "Der junge Mann hier und ich haben uns sehr gut unterhalten", sagte er einfach mal leichthin in die Runde. Vermutlich würde er damit den Zorn der holden Weiblichkeit auf sich ziehen und ein Donnerwetter auf sich herabbeschwören. Aber er war sicher, daß dies zu überleben war und dann würde das Donnerwetter für den Jungen vielleicht ein wenig milder ausfallen.
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Das klang für den Jungen ja nicht so berauschend. Anscheinend war der ganze Haushalt schon in hellem Aufruhr. Kurz bevor sie das Haus betraten, raunte Valerian Pius zu. "Es wird schon nicht so schlimm werden. Kein Puls wird so heiß gegessen, wie er gekocht wird." Dann trat er zusammen mit den anderen ein.
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Valerian hatte ja mit dieser Frage gerechnet und so zeigte er die Urkunde vor. "Selbstverständlich. Hier." Es war ja nur richtig, daß der Mann danach fragte. So konnte es zu keinen Mißverständnissen kommen.
IN NOMINE IMPERII ROMANI
ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTIVERLEIHE ICH
DECURIO
LUCIUS QUINTILIUS VALERIANMIT WIRKUNG VOM
ANTE DIEM XI KAL IAN DCCCLX A.U.C. (22.12.2009/106 n.Chr.)DAS
CONNUBIUM - EHERECHT
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Innerlich seufzte Valerian. Wie konnte man einem Kind klar machen, daß solche Menschen sich nicht so leicht zu erkennen gaben? Also nickte er erst einmal. "Ja, das solltest Du dann wirklich tun. Siehst Du, noch ein Grund für das Training. Du wirst mit der Zeit immer schneller und länger laufen können."
Auf die Frage von Simplex, wo er den Jungen aufgegabelt hatte, antwortete Valerian erstmal nicht. "Dann ist Dein Fehlen wohl doch aufgefallen, hm?", sagte er zu dem Jungen und strubbelte durch seine Haare. Dann wandte er sich wieder an den Sklaven. "Ist sehr viel Aufregung deswegen oder sind nur das Kindermädchen und Du auf der Suche nach Pius?" Er wollte sich doch gerne ein genaueres Bild vom Ausmaß der Suche nach dem Jungen machen.
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Anscheinend hatte sich niemand die Mühe gemacht, ihn auf die Gefahren seines Standes hinzuweisen. Valerian seufzte innerlich. "Du gehörst zu einem sehr reichen Haushalt. Vor allem Senator Germanicus Avarus hat den Ruf, schier unermeßlich reich zu sein. Habgierige und schlechte Menschen können auf die Idee kommen, Dich zu entführen und nur gegen die Zahlung von sehr viel Geld wieder laufen zu lassen." Der Junge war alt genug, dies zu verstehen.
"Gut, dann gehen wir einfach zusammen rein. Und solange ich nicht direkt gefragt werde, sage ich nicht, wo Du gewesen bist." Lügen wollte er schließlich nicht. Überhaupt wollte er die Erklärungen erst einmal dem Jungen überlassen.
Doch ihr ganzer schöner Plan wurde durch den tüchtigen Simplex durchkreuzt, der sie schon auf der Straße erwischte und eine Standpauke hielt, die sich gewaschen hatte. Er donnerte derart los, daß sich die Leute schon umdrehten zu ihnen. Valerian machte eine beschwichtigende Geste. "Salve, Simplex. Wie wäre es, wenn wir zunächst den Jungen heim bringen und Du dann erst losschimpfst? Muß doch nicht die ganze Stadt alles mitbekommen."
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Valerian lachte leise. "Wenn Serrana so gerne helfen möchte, wer wäre ich, es ihr zu verwehren? Sie scheint sehr nett zu sein, warum also nicht? Ich bin sicher, ihr macht ein unvergeßliches Fest daraus." Er selbst fühlte sich ja ein klein wenig überfordert damit, aber ihm war schon klar, daß die Frauen damit spielend fertig würden.
"Sehr gelungen, das Fest, Chaerea", lobte Valerian die Organisatorin lächelnd. "Und nein, ich werde Dir nicht verraten, wie ich das gedeichselt habe. Ein Zauberer verrät niemals seine Tricks." Er lachte und zwinkerte ihr zu. Sie hatte wirklich ganze Arbeit geleistet, wenn er sich so umblickte. Nur Centho und Calliphana schienen noch völlig erschlagen zu sein von dem Trubel.
"Sehr erfreut, Dich kennenzulernen, Tiberius Celsus. Ja, Deine Cousine habe ich allerdings schon kennenlernen dürfen. Sie ist sehr mutig, denn sie hat keine Angst, einem wilden Bären entgegenzutreten." Er erwähnte lieber nicht, welche Waffe sie zu dieser Zeit in der Hand gehabt hatte und grinste Septima ein wenig frech an.
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Die Empörung des Jungen schien so ehrlich zu sein, daß Valerian fast zusammengezuckt wäre. Natürlich hatte er das gemeint, doch er erkannte jetzt, daß so etwas pädagogisch sicher nicht allzu geschickt wäre. Er konnte doch einem Kind nicht beibringen, zu lügen. "Was? Aber nicht doch. Ehrlich währt am längsten und ein Mann muß auch zu seinen Taten stehen. Auch wenn das bedeutet, daß er eine Strafe ertragen muß." Er schaute den Jungen an. "Ich dachte nur, daß es besser ist, wenn Du nicht allein herumstreunst. Wenn jemand weiß, daß Du zu einer Senatorenfamilie gehörst, könnte er auf dumme Ideen kommen und Deine Verwandten zu erpressen versuchen." Der Junge war also noch nicht lange in Rom. Das hatte er sich schon gedacht, sonst hätte Calvena garantiert von ihm erzählt. "Willst Du gleich erstmal heimlich nachgucken im Haus? Wenn keiner gemerkt hat, daß Du weg warst, dann schleich Dich rein. Und wenn helle Aufregung ist, dann gehen wir zusammen. Bestimmt sind sie nicht so böse, wenn Du in Begleitung heim kommst."
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Valerian schaute den Praefecten aufmerksam an. Gar so merkwürdig klang diese Frage aus dem Mund des Praetorianerpraefecten nicht, war es doch seine Aufgabe, herauszufinden, wer treu war und wer nich. "Ich war damals noch einfacher Miles, deshalb fehlte mir sicherlich der Gesamtüberblick. Doch mir ist kein Mann in der Secunda bekannt, der Valerian den Treueeid verweigert hätte. Im Gegenteil, wenn wir in der Therme über ihn gesprochen haben, waren alle sehr begeistert. Er ist Soldat gewesen, deshalb nahmen alle an, daß er sich der Männer, die für ihn kämpfen, erinnern würde." Vielleicht wäre es anders gewesen, wenn damals schon bekannt gewesen wäre, wie krank Valerian tatsächlich war.
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Frühstück. Das war schon eine gute Weile her. "Sehr gut, jemandem unauffällig zu folgen, ist nicht so leicht. Und als Praetorianer muß man es gut können." Natürlich war er sich ziemlich sicher, daß die Soldaten den Jungen durchaus bemerkt hatten. Doch er mußte Pius den Spaß auch nicht verderben. "Wenn mein Vater nicht da gewesen wäre, dann hätte er bestimmt jemanden damit beauftragt, auf mich zu achten. Und ja, ich denke, derjenige hätte mich dann verhauen. Ach, Pius, es muß Dir ja nicht unbedingt genauso ergehen. Hast Du Freunde in der Nähe Deines Hauses? Spielt ihr manchmal auf der Straße? Mit Nüssen vielleicht? Wir haben viel mit Nüssen gespielt."
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"Gut, dann sehe ich zu, daß ich morgen so früh wie möglich nach Hause komme." Das würde sich schon einrichten lassen, schließlich nutzte er seine Möglichkeiten als Centurio nicht allzu oft aus. Und wozu hatte er schließlich einen zuverlässigen Optio? "Diomedes ist ein guter Sklave, Du wirst mit ihm zufrieden sein. Übrigens kocht er auch ziemlich gut, auch wenn er von sich behauptet, eigentlich kein Koch zu sein."
Valerian seufzte. Er wollte nicht gehen. Aber er mußte."Laß Dir die Zeit nicht zu lang werden, liebste Calvena." Er zog sie noch einmal fest an sich, um sie zu küssen. Ein letztes mal für heute. Dann löste er sich widerwillig von ihr. "Wir sehen uns morgen!" Und sie waren nun verlobt!
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Ab jetzt wurde es ernst für die Männer der Prima. Gemeinsam mit dem Kommandanten betrat Valerian den Exerzierplatz. Die Männer standen soweit einwandfrei da, anscheinend war ihnen durchaus bewußt gewesen, daß sie sich hier keine Schlappe leisten konnten. Nicht mal beim Warten. "Milites! State!", befahl er mit kräftiger Stimme, ohne zu brüllen.
"Die Auslese der Prima, Praefectus. Vielleicht ist der eine oder andere brauchbare Mann für uns dabei." Natürlich hatte auch er Haltung angenommen, als Offizier mußte er stets ein gutes Beispiel geben.
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Anscheinend war dies nicht das einzige, was seinen Kommandanten und Patron heute zu ihm geführt hatte. Die Frage erstaunte Valerian dann noch mehr. "Ja, an den Tag kann ich mich sehr gut erinnern. Wir erfuhren ja erst sehr spät davon, Nachrichten kommen eben immer mit Verzögerung in Germanien an."
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Der Junge konnte einem wirklich mächtige Löcher in den Bauch fragen. "Er heißt Tiberius Prudentius Balbus." Auch wenn es unwahrscheinlich war, daß der Junge sich das merken konnte oder Balbus gar kannte. "Das ist wirklich sehr nett von Dir, danke." Er mußte schon wieder schmunzeln. Der Junge meinte es ernst, das stand außer Frage. Trotzdem, oder gerade deswegen, war es einfach putzig.
Valerian zuckte bei den weiteren Fragen mit den Schultern. "Das kommt darauf an, was Dir erlaubt und was Dir verboten ist. Mein Vater hat mich bei solchen Gelegenheiten - und da hatte ich eindeutige Verbote übertreten - ordentlich verprügelt. Und ich glaube, es kommt darauf an, wieviel Angst sie um Dich hatten. Wie spät war es denn etwa, als Du aus dem Haus raus bist? Bist Du direkt zur Castra gelaufen?" Sehr viel Sorgen schien sich Pius ja nicht zu machen. Vielleicht war seine Erziehung nicht so streng.
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Zitat
Original von Germanica Calvena
Zustimmend nickte sie. Valerian hatte recht, es war ein gelungenes Fest, hochrangige Senatoren, hübsche jungen Frauen und gut aussehende Soldaten. Ganz unauffällig musterte sie bei diesem Gedanken ihren Liebsten aus dem Augenwinkel. Ihr Blicke folgte dem seinen, als er auf Septima deutete. „Ach wie schön, Septima ist auch da. Sie war auch bei den Fontinalien dabei!“ erzählte sie. Eigentlich hatte er sie doch kurz kennen gelernt, aber wohl vergessen, denn es waren ja viele Gäste da gewesen und er hatte wohl auch nur Augen für sie gehabt. Sie strahlte ihn an, aber er konnte ja nicht wissen, was für Gedanken sie hatte.
„Wir könnten ja jemand anderes unsere Hochzeit planen lassen“, schlug sie ihm keck vor. „Und wir lassen auf uns einfach alles zu kommen!“ fügte sie hinzu. Ein wenig verlockend war der Gedanke schon, aber irgendwie wollte sie schon an den Vorbereitungen zu ihrer Hochzeit beteiligt sein.„Ja, lass uns rüber gehen. Gratulieren konnte ich ihnen noch nicht und es wird wohl Zeit, ehe alle Anderen sich vor drängeln!“ Kurzerhand hackte sie sich bei ihm ein. Eine völlig unverfängliche Geste, niemand würde wohl mehr dahinter vermuten, als reine Höflichkeit. So aber konnte sie ihm unauffällig ganz nah sein und seine Nähe spüren.
Septima, ja natürlich, die Frau, die den Bären mit Kuchen beworfen hatte. Sie sah so anders aus heute. Wunderschön, wie er zugeben mußte. Auch wenn sie natürlich in seinen Augen nicht mit Calvena konkurrieren konnte. "An wen hast Du da gedacht? Wer könnte das besser planen als Du?" Schließlich hatte Calvena ihr Talent im Organisieren von Festen bereits bewiesen. Wer könnte ihr in dieser Beziehung das Wasser reichen?
Gemeinsam kämpften sie sich bis zu dem glücklichen Paar vor. "Centho, Calliphana! Herzlichen Glückwunsch zur Verlobung! Für eure Zukunft alles Gute." Wo steckte eigentlich Sermo? Er hatte doch das Geschenk mitbringen wollen?
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Auch wenn der Iulier noch verflixt jung war, so war Valerian fest davon überzeugt, daß der Bursche ein hervorragendes Mitglied der Truppe werden konnte. Natürlich brauchte er noch hartes Training und mußte auch sonst noch eine Menge lernen.
"Vielen Dank, Praefectus", freute sich Valerian über die Zusage, den Iulier zugewiesen zu bekommen, wenn er die Auslese überstand. Er konnte sich kaum vorstellen, daß der Junge diese nicht überstand. Auch wenn sie zugegebenermaßen sehr hart war. Er würde gut in die Centuria passen.
Er folgte seinem Kommandanten zur Tür hinaus auf den Exerzierplatz, wo die Männer sich vermutlich schon die Beine in den Bauch standen.
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"Armer Onkel Sedulus", lachte Valerian und zwinkerte ihr vergnügt zu. Nicht einen Augenblick zweifelte er daran, daß sie ihren Onkel überzeugen würde, daß Simplex ganz unerläßlich für den neuen quintilischen Haushalt war. Und nur einen winzigen Augenblick fragte er sich, wie sehr er wohl selbst bald diesen geheimnisvollen Waffen der Frauen erlegen sein und ihr jeden Wunsch erfüllen würde.
"Ich weiß noch nicht, wann genau ich da sein kann. Komm doch einfach so früh wie möglich, ja? Diomedes wird sich um Dich kümmern. Und natürlich darfst Du Dich auch allein schon mal ein wenig umschauen." Valerian freute sich schon ungemein darauf, mit ihr zusammen durch das Haus zu streunen und überall festzulegen, wie sie es in Zukunft haben wollen. Wobei ja gerade erst sehr viel gemacht worden war. Hoffentlich gefiel ihr, was er bisher veranlaßt hatte.