Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    Der Brief seines früheren Centurio kam Valerian gerade recht. Vielleicht konnte man ja hier zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen? Einen Versuch war es auf jeden Fall wert, den Praefectus zu fragen.


    "Salve. Centurio Quintilius. Hat der Praefect etwas Zeit für mich?", wandte er sich an den Scriba, der die Tür zum Officium seines Patrons bewachte.

    Valerian grinste breit. "Wenn Dein Vater es Dich gelehrt hat, dann bist Du sicherlich nicht schlecht. Er war ein ausgezeichneter Kämpfer. Centho, das könnte Dir so passen, Dich zu drücken und nur zuzuschauen. Dafür bin ich nicht hergekommen. Eher kämpft ihr beide gegeneinander und ich passe auf, daß ihr alles richtig macht. Aber bevor es an Scutum und Gladius geht, kommen die Aufwärmübungen und ein paar Runden Laufen dran. Kennt ihr solche Übungen schon?" Eigentlich ging er davon aus, aber es konnte nie schaden, nachzufragen.

    Valerian lachte, nickte aber zustimmend. "Mir ist es auch lieber, wenn ich meine Männer nicht dafür heranziehen muß. Sie können einem sowas nämlich auch übel nehmen." Er zwinkerte Calvena belustigt zu, war dieser ganze Teil des Gesprächs doch ohnehin nur Scherz. Aber Spaß machte es, so herumzuspinnen und herumzuscherzen.


    "Oje, oje, jetzt bin ich durchschaut! Ja, ich wollte Dich nur beeindrucken, nichts davon ist wahr. Ein Stubenhocker war ich, der nur seine Nase in die Schriftrollen steckte. Jetzt ist es heraus, jetzt weißt Du es", log er, daß sich die Balken gebogen hätten, wenn es hier welche gäbe. "Und Gauklern ist nicht zu trauen? Und Du bist eine Gauklerin? Verzaubert hast Du mich auch noch? Oh, ich Unglücklicher, was mache ich jetzt nur!" Theatralisch legte er seine Hände an die Wangen und schaute so überspitzt entsetzt drein, daß es zum Schreien komisch war. Was für ein herrlicher Tag! Könnte man ihn doch für immer festhalten!


    Zum Glück schien sie sich ihre Finger nicht allzusehr verbrannt zu haben, er mußte sich keine zu großen Sorgen deswegen machen. Einen Moment lang beobachtete er sie noch, bis er sicher war, daß wirklich alles in Ordnung war. "Das ist lieb von Dir, aber meine schwieligen Händen macht die Hitze weniger aus." Er pulte die Maronen gekonnt aus ihrer Schale. "Ohja, sehr gerne. Und Du könntest auch die anderen Speisen alle auspacken, damit wir es uns danach so richtig gemütlich machen können beim Essen."

    Auch Valerian trat sogleich auf seinen Patron zu. "Sei willkommen in unserem Haus, mein Patron. Bitte fühle Dich ganz wie Zuhause und scheue Dich nicht, Deine Wünsche auszusprechen." Er machte eine einladende Geste zu den Sitzgelegenheiten hin, bevor er auf Sermos Frage antwortete. "Regulären Dienst hat er jedenfalls nicht mehr, er hat für heute Abend Ausgangserlaubnis. Ich habe sie selbst unterschrieben. Aber wie das so ist, es kann leicht auch mal was dazwischen kommen. Er kommt sicher bald." Und grinste, als Vala nach Sermos Schwester fragte. Darauf zu antworten überließ er seinem Vetter.

    Zitat

    Original von Claudia Romana
    Was für schöne Sachen es am Büffet gab. Die Claudierin lud ihren Teller wiederholt auf und verputzte im rasenden Tempo die Köstlichkeiten aus dem Hause Germanica. Verschiedenste Fleische gab es, sowie verschiedenstes Obst... und weiche Eier... Wachteleier... Luxus pur...
    Romana war mittlerweile schon so tüchtig am Essen, dass ihr die Frage des Quintiliers erst nach und nach ins Bewusstsein sickerte. „Oh, ähm, nein, danke.“, meinte sie ein wenig beschämt über ihre ungezügelte Fressorgie, die sie jetzt wirklich sein lassen sollte, und ließ den xten Spieß, von dem sie schon das Fleisch heruntergegessen hatte, sinken. „Nun... ich denke, dann wird es wohl der Garten sein.“, meinte sie zu ihm. Es war noch immer ein wenig seltsam, mit diesem Menschen ruhig zu reden. Denk an das Versprechen, das du Calvena gegeben hast, rief sie sich wieder ins Gedächtnis. Später würde sie eh mit ihm, zusammen mit Calvena, reden, und damit hoffentlich ein paar Sachen aus der Welt schaffen.
    Sie ächzte ein wenig, als sie sich aufraffte, was weniger mit ihrem Kopf als mit ihrem vollen Magen zu tun hatte. Als sie gerade stand, blickte sie an sich herunter und machte eine saure Miene, als sie sah, dass man ihr die tatsache, dass sie sich so dermaßen vollgeschlagen hatte, durchaus ansehen konnte. Ich muss mich zurücknehmen... unbedingt, dachte sie sich. „Also. Dann gehen wir in den Garten?“, fragte sie Valerian, dann „wir“ mit Müh und Not herausbringend. Bald würde er, wie es aussah, wohl der Ehemann ihrer besten Freundin sein.



    An Appetit schien es der Vestalin ja nicht zu fehlen, wie Valerian leicht amüsiert feststellte. Aber warum auch nicht? Vor allem war es ein Zeichen dafür, daß es ihr wieder gut ging. "Ich bin schon sehr gespannt darauf, was Calvena nun tun wird. Sie hat mir nichts verraten." Und das kam seiner Meinung nach grausamer Folter gleich.


    Was sie dann im Garten erwartete, hätte Valerian in der Tat nicht erwartet. Wie ein Zauber entspann sich die Melodie, durchdringend wie Herzschlag dröhnten die Trommeln. Darüber schwebte diese herrliche Stimme, von der er kaum glauben konnte, daß es Calvenas war. Und dann begann der Feuertanz. Was für ein herrliches Spektakel! Diese Tänzerinnen bewegten sich mit einer unglaublichen Anmut und beherrschten die Flammen auf eine Art und Weise, die man nur als großartig bezeichnen konnte. Schweigend und zutiefst beeindruckt stand Valerian neben Claudia Romana. Unfähig, sogleich eine Bemerkung zu dem Gehörten und Gesehenen abzugeben.

    Valerian lachte, als Calvena anmerkte, daß sie seine Männer für den Hausputz gut brauchen könnte. "Ich kann es ihnen gerne befehlen. Sie machen auch ordentlich sauber. Nur wertvolle Vasen und ähnliche wertvolle, zerbrechliche Dinge solltest Du vorher in Sicherheit bringen, sie sind es nicht gewöhnt, mit so etwas umzugehen." Damit tat er seinen Männern zwar durchaus Unrecht, aber es war einfach zu komisch, sich so etwas vorzustellen. Noch immer ausgelassen lachend, schüttelte er den Kopf. "Nein, überlassen wir das lieber den Sklaven. Auf die Dauer kommt uns das günstiger."


    Wieder mußte er lachen. "Absolut unschuldig, absolut Knäblein", versuchte er zu behaupten, was natürlich in beiden Fällen erfolglos war. Das glaubte ihm niemand. "Und nein, Du solltest mich nicht auf unanständige Gedanken bringen, Du Verkörperung der Verführung, Du." Dieser unschuldige Augenaufschlag! Wie bekam sie den nur hin? Wenn er sie nicht besser kennen würde, dann würde er jetzt rettungslos darauf hereinfallen. "Mit solch einem Blick dann gleich auch noch ganz andere Formen der körperlichen und seelischen Grausamkeit androhen! Was für ein Unwesen gedenke ich da zu heiraten?" Er lachte, drückte sie an sich und küßte sie nun doch. Soviel zur Verführung!


    "Zu meiner Schwester? Calvena... man macht nicht mal eben Urlaub in Germanien. Die Reise ist sehr weit und nicht ungefährlich. Urlaub.... das macht man am Meer. Und ich bezweifle, daß ich so lange vom Dienst freigestellt würde, wie ich für eine Reise nach Germanien bräuchte." Und wenn er dienstlich dorthin mußte, konnte er seine Frau vermutlich nicht mitnehmen. "He, was machst Du denn?" Er nahm ihre Hand und pustete zärtlich auf die leicht geröteten Stellen. "Kühl sie mit einem feuchten Tuch und laß mich das hier weitermachen, ja?"

    Valerian lachte unwillkürlich. Demnach hatte Drusus wohl nicht erzählt, daß sie beide durch seine Schuld damals Prügel vom Centurio bezogen hatten. Na, vielleicht war es besser, davon nichts zu sagen. Nur für den Fall, daß Drusus es nicht erzählt hatte.


    "Ja, ich wurde damals ausgewählt, als ein Praetorianer zu uns kam, um Männer zu rekrutieren. Wir zogen im Gewaltmarsch nach Rom und wurden hier sofort wieder hartem Drill unterzogen. Dabei wurde noch weiter ausgesiebt, einige der Männer mußten dann zur Legio zurück. Das war ziemlich hart, sage ich Dir. Inzwischen bin ich Centurio, habe es also durchaus auch zu etwas gebracht", schmunzelte er leicht.


    "Beibringen? Soweit ich weiß, hat Dein Verwandter durchaus brauchbare Vorkenntnisse. Aber er möchte trainieren. Ah, da bist Du ja, Centho. Salve. Ja, wir haben uns schon miteinander bekannt gemacht. Er ist der Sohn meines besten Freundes aus Legionszeiten. Und spätestens die Trauer um Drusus verbindet uns."

    "Ja, natürlich! Was meinst Du denn, wofür ein Offizier sonst so viele Untergebene braucht?", lachte Valerian ausgelassen und stubste sie dieses mal in die Seite. "Ja, ich weiß es schon. Aber es ist immer wieder erstaunlich, den Beweis mtzuerleben. Und ich? Ich bin nicht frech. Niemals nie nicht." Er lachte wieder, vor allem, als sie ihm eine Olive hinhielt, nur um sie dann selbst zu verspeisen. "He, das ist körperliche und seelische Grausamkeit!" Er griff in das Paket und nahm sich selbst eine Olive.


    "Ja, es ist einfach herrlich. Du, hör mal. Wenn wir irgendwann verheiratet sind, dann werden wir mindestens einmal im Jahr so einen Ausflug machen, ja? Einfach, damit unser Leben nicht im Alltag versinkt. Ich möchte, daß es nie langweilig wird zwischen uns. Daß wir uns niemals leid werden. Sicher wird es triste Tage geben, aber wir dürfen nicht zulassen, daß das unser Leben bestimmt." Während er sprach, holte er die Maronen aus der Glut. Sie waren nun durchgegart und ließen sich leicht von der Schale befreien.

    "Mich freut es ebenso, Dich kennenzulernen. Und ich wage kaum danach zu fragen, was er denn so über mich erzählt hat." Valerian grinste ein wenig schief, auch wenn er sich kaum vorstellen konnte, daß sein alter Freund etwas schlechtes über ihn gesagt hatte.


    "Es ist schwer. Sehr sogar. Dein Vater war nur kurz vor mir in die Legion eingetreten. Und auch wenn er ein bißchen älter war als ich, haben wir uns doch sofort angefreundet. Die beiden Jüngsten im Contubernium mußten eben zusammenhalten. Und auch als bald darauf neue Rekruten dazu kamen, blieb unsere Freundschaft doch etwas Besonderes. Und hielt auch weiterhin, als Dein Vater eines Tages unser Optio wurde." Das war damals eine merkwürdige Situation gewesen. Doch sie hatten es irgendwie hinbekommen.

    "Das wird er, davon bin ich überzeugt." Valerian fand, daß Sermo wesentlich zielstrebiger war, als er selbst. Und sogar er hatte es zu etwas gebracht. Damals, als er auf dem Weg nach Germanien gewesen war, hätte er so etwas niemals für möglich gehalten. Er war da doch ein ziemlich grüner Junge gewesen. Keine Ahnung vom "echten" Leben. Die Legion hatte es ihn dann gelehrt und ihn zu dem Mann gemacht, der er nun war.


    Ohne sich aus der Umarmung zu lösen, griff Valerian nach weiteren Ästen, um sie auf das Feuer zu legen. Er wollte auf keinen Fall, daß Calvena anfing zu frieren. Wenn sie so unbeweglich dasaßen, konnte das leicht passieren zu dieser Jahreszeit. "Ein Sklave, der hinter mir herläuft? Achwo, was meinst Du, warum ich diese achtzig Mann habe, die hinter mir herlaufen." Er lachte ausgelassen und stubste mit einem Finger auf ihre Nase. "Du bist ganz schön frech."


    Sich mit Keksen füttern zu lassen, ließ sich Valerian gerne gefallen. Auch wenn er eigentlich etwas herzhafteres vorziehen würde. Die Maronen waren so gut wie durch, eigentlich konnten sie so langsam mal auspacken, was sie so alles mitbekommen hatten. Fand er. Aber er verkniff es sich, danach zu fragen. "Hmmm. Wo hast Du die denn noch gefunden? Lecker." Er drückte sie wieder ein bißchen fester an sich. "Es ist einfach schön, sich einmal keine Gedanken darüber machen zu müssen, ob jemand zusieht und ob wir uns auch schicklich benehmen."

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    Diomedes



    Als der Sklave öffnete und feststellte, wer da vor der Tür stand, verneigte er sich. "Salve, Praefectus Prudentius. Bitte tritt doch ein." Vielleicht staunte der Prudentier angesichts dieser Begrüßung, doch Diomedes hatte den Vorteil, daß ihm sein Herr einmal den Mann gezeigt hatte, der sein Patron und nun auch wieder sein Vorgesetzter war. "Die Herrschaften befinden sich im Triclinium." Der Sklave ging diensteifrig voran.

    Als jemand den Garten betrat, erhob sich Valerian. Ein ihm unbekannter junger Mann trat auf ihn zu und sprach ihn an. Und stellte sich dann als Saturninus vor, den Sohn seines Freundes Drusus. Valerian nickte. "Salve, Iulius Saturninus. Ja, ich bin Lucius Quintilius Valerian. Laß Dich anschauen! Ja, ich sehe Ähnlichkeiten in Deinen Zügen." Er seufzte leise. "Für mich ist es noch unvorstellbar, daß er tot sein soll. Bitte laß mich Dir mein tiefstes Mitgefühl ausdrücken. Für Dich muß es noch viel schlimmer sein als für mich."

    Valerian schmunzelte unwillkürlich, als er hörte, daß ihr Sermo zunächst grantig vorgekommen war. "Ja, er hat manchmal eine etwas sehr direkte Art." Manchmal fand er seinen Vetter ebenfalls ein wenig grantig. Aber eben nur manchmal. Und wer konnte schon immer blendend gelaunt sein? "Schön, daß Du ihn sympathisch findest. Es wäre sonst schwer, unter einem Dach zusammen zu leben. Ja, er kann sehr amüsant sein. Aber er ist auch zielstrebig. Ein Schludrian ist er wahrhaftig nicht."


    Es war so schön, so beieinander zu sein. Würde das später auch so sein? Würden sie Zeit haben, so miteinander zu reden, sich so zu umarmen? Oder war es jetzt der Reiz des Besonderen, des sonst Verbotenen? Valerian konnte nur hoffen, daß sie nie verlernten, ihr Beisammensein so zu genießen. "Überraschungen? Ich liebe Überraschungen!" Zumindest, wenn sie von ihr kamen. Er zwinkerte zurück und lachte leise. "Ich mich über Dich beschweren? So etwas fällt mir doch gar nicht ein. Vorgewarnt? Ich bin nur ein klitzekleines bißchen vergeßlich." Er lachte wieder und drückte sie wieder an sich.


    Ad
    Tribunus Artorius Reatinus
    Legio I
    Mantua
    Italia




    Salve, Tribunus Artorius!


    Es mag Dich verwundern, daß ich Dich einfach so anschreibe, zumal ich mir nicht sicher bin, ob Du Dich noch an mich erinnerst. Vor vielen Jahren hast Du mich zum Soldaten ausgebildet. Die erste Ausbildungsgruppe, die Du übernommen hast, denn den Beginn der Ausbildung leitete noch der damalige Centurio Petronius. Inzwischen hat es mich zu den Cohortes Praetoriae verschlagen, wo ich es immerhin bis zum Centurio gebracht habe.


    Sicher wunderst Du Dich darüber, daß ich Dir das alles berichte. Doch es ist nötig, so weit auszuholen, um zu meinem eigentlichen Anliegen zu kommen. Denn ich habe den Wunsch, Deinem Beispiel zu folgen und zu versuchen, den Sprung in den Ritterstand zu schaffen. Mein gutes Einkommen hat mir ein ansehnliches Vermögen verschafft. Jedoch fehlt mir der notwendige Landbesitz. Ich habe mich umgehört, jedoch ist es zur Zeit nahezu unmöglich, Land zu erwerben. Das ist schon seit vielen Jahren so und war es auch zu der Zeit, als Du in den Ritterstand erhoben wurdest. Meine Frage ist folgende: Wie hast Du es geschafft, an Land heranzukommen? Weißt Du vielleicht jemanden, der bereit wäre, Land zu verkaufen?


    In der Hoffnung auf eine baldige Antwort,


    vale,


    Lucius Quintilius Valerian




    Sim-Off:

    Familienwertkartte

    Valerian war dem Sklaven in den Hortus gefolgt. Dieser übertraf seine Erwartungen bei weitem. Groß und gepflegt war er, bestens geeignet für das Training. Sofern es nicht so schlimm war, wenn die eine oder andere Blume plattgemacht und einige Löcher in den Rasen gerissen wurden.


    Noch war er allein hier, aber es würde sicher nicht lange dauern, bis hier jemand auftauchte. Valerian setzte sich zunächst einmal auf eine Bank und legte das Paket, das er vorsichtshalber mitgebracht hatte, neben sich auf den Boden. Sie hatten Glück, es war trocken heute. Und ab und an schaute sogar die Sonne einmal zwischen den Wolken hervor.

    Na, ging doch. Auch wenn sich einem bei der Sprache des Sklaven die Fußnägel aufrollten. Valerian folgte dem Mann. Er war selbst sehr neugierig, was ihn erwarten würde. Denn er hatte nicht die geringste Ahnung, wie er Centhos Vorwissen einschätzen sollte. Natürlich war er zudem auch noch mehr als neugierig auf den Sohn seines besten Freundes aus alten Legiotagen. Überhaupt, daß der ihm die Existenz dieses Sohnes immer verschwiegen hatte!

    Valerian seufzte und nickte. "Konsequent sein, ich verstehe. Ach, Calvena, laß uns dieses Thema jetzt aufgeben. Wir haben noch viel Zeit, um über Melina zu sprechen. Laß und jetzt die Zeit genießen, die wir miteinander haben." Mit Hilfe von zwei Stöckchen wendete er die Maronen in der Glut. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie gar waren.


    "Ja, richtig. Ich hatte ganz vergessen, daß Du ihn ja schon kennst. Was hältst Du von ihm, abgesehen von nett und höflich?" Ihre Meinung über seinen Verwandten interessierte ihn schon sehr. Immerhin würde sie auch mit Sermo unter einem Dach leben müssen.


    Als sie versicherte, daß sie mit seiner Art leben konnte und ihn schlicht liebte, konnte Valerian nicht anders. Er mußte sie an sich ziehen und sie sanft küssen. Sie waren allein. Zum ersten mal konnte er den Kuß wirklich richtig auskosten. Sich ganz dem wunderbaren Gefühl hingeben, das ihn dabei übermannte. Nachdem sich ihre Lippen langsam wieder voneinander gelöst hatten, lächelte er glücklich. "Du bist impulsiv? Das ist mir noch gar nicht aufgefallen." Wieder einmal stand der Schalk in seinen Augen.

    "Davon kannst Du ganz sicher ausgehen", versprach Valerian. Nicht nur, daß er damit die Gelegenheit erhielt, Calvena zu besuchen, fühlte er sich in diesem Haus doch auch sehr willkommen. Das war weit mehr, als er zu hoffen gewagt hatte, als er heute hierher gekommen war. Die Welt war einfach herrlich und das Leben eins der besten!


    Er ergriff die dargebotene Hand und drückte sie herzlich. "Mögen die Götter stets über Dich und die Deinen wachen", wünschte er inbrünstig, bevor er sich endgültig verabschiedete und ging. "Vale."

    Dieses Thema war wirklich extrem schwierig. Valerian hoffte, daß seine eigenen Kinder eines Tages nicht so schwierig sein würden, wie Melina. Eine wohl vergebliche Hoffnung, aber das machte er sich in diesem Moment nicht klar. Als sie ihn anstubste, lächelte er ergeben. "Ich werde es versuchen, in Ordnung?" Nein, er glaubte nicht, daß es klappen würde. Aber Calvena zuliebe würde er eben alles versuchen. "Natürlich habe ich schon meine Kontakte spielen lassen. Nur, wenn diese mir melden, daß die jungen Leute erheblichen Unfug angestellt haben, dann ist es schon zu spät. Wenn sie es zu bunt treiben, ist der Ruf sehr schnell hin. Leider geht so etwas weit schneller, als ihn anschließend wieder herzustellen. Es wäre etwas anderes, wenn sie erst zwölf oder dreizehn wäre. Einem Mädchen in dem Alter wird einiges verziehen. Aber sie ist sechzehn. Damit ist sie in heiratsfähigem Alter. Von einer Sechzehnjährigen wird einfach mehr erwartet und vor allem, daß sie in der Lage ist, die Folgen ihres Handelns zu überschauen. Melina ist dazu nicht in der Lage, scheint mir." Wobei er zugeben mußte, daß er keinerlei Ahnung hatte, was hinter ihrer hübschen Stirn so vorging.


    "Ja, Du solltest sie bald kennenlernen. Ich werde mal mit Sermo sprechen, der möchte Dich ja auch kennenlernen. Wir machen einfach mal ein gemütliches Abendessen? Ganz familiär. Was hältst Du davon?" Er würde sich freuen, sie ins Haus einladen zu können. Sie hatte ja auch die herrlichen neuen Mosaike noch gar nicht bewundert.


    Der Scherz, den sie machte, entging Valerian. Er schüttelte abwehrend den Kopf. "Nein, so ein Mensch ist er nicht. Er würde uns nicht absichtlich zappeln lassen. Er muß sich nur erst in seine neue Stellung einfinden. Er ist immerhin jetzt einer der mächtigsten Männer des Imperiums." Erst als er zuende gesprochen hatte, merkte er, daß sie nur hatte scherzen wollen. "Ach, ich bin ein Dummkopf", lachte er kopfschüttelnd. "Wie kannst Du mich nur haben wollen?"

    Damit war das Ende des Gespräches wohl erreicht und Valerian erhob sich.


    "Daran erinnern? Ich glaube nicht, daß das nötig wird. Calvena ist selbst nicht auf den Mund gefallen. Und bevor noch sie mich daran erinnern würde, würde Elissa dies tun."


    Er lachte, obwohl er von der Wahrheit dieser Worte völlig überzeugt war. Die Sklavin nahm kein Blatt vor den Mund, wenn es um das Wohlergehen ihrer Herrin ging.