Beiträge von Titus Decimus Cursor

    Alienus eilte um den decurio der turma III zu holen. Währenddessen befahl er Equitanus.


    "Die equites Caecus und Constantius zu mir!"


    Beide fanden sich zusammen mit Alienus und dem decurio III vor dem Zelt des decurio an. Dieser wandte sich an die ihn Umgebenden.


    "Decurio Valerius zur Stelle, decurio."


    "Salve decurio Valerius. Unser Auftrag lautet, daß wir uns während der Nacht weitläufig im Gelände verteilen und jeden abfangen, der von Syene aus nach Süden unterwegs ist, d.h., daß wir Gefangene machen und nur, wenn keine andere Möglichkeit besteht, das Totenreich vermehren. Der praefectus braucht Informationen, das steht an erster Stelle! Bis hierher noch Fragen?"


    Nachdem alle verneinten, fuhr der decurio fort.


    "Wir rücken zur hora I der Nacht ab. Nach Verlassen des Lagers gilt folgende Formation: Decurio Valerius mit seiner III. reitet auf der linken, ich mit der I. auf der rechten Seite. Die Staffelung bleibt wie gehabt: Equitanus und Caecus zwei Pferdelängen links hinter mir, Alienus und Constantius zwei Pferdelängen rechts hinter mir, die restlichen equites in zwei Pferdlängen Abstand hinter Equitanus und Alienus, jeweils entsprechend versetzt. Decurio Valerius formiert sich ebenfalls in dieser Ordnung. Lagebedingt werden wir diese ändern. Wir reiten im Schritt an, erst auf mein Kommando folgt der Trab, Galopp nur auf besonderen Befehl! Noch Fragen?"


    Wieder schüttelten alle ihre Köpfe.


    "Gut. Decurio Valerius und die speciales Marschbereitschaft herstellen lassen. Volle Feldflaschen und die Spezialgeräte nicht vergessen! Marschbereitschaft melden! Abite!"

    Vor seinem Zelt erwarteten bereits Equitanus und Alienus ihren Vorgesetzten. Gespannt sahen sie ihn an.


    "Was gibt es Neues?"
    "Wann rücken wir aus?"


    Der decurio kannte seines speciales. Ihnen konnte es nicht schnell genug gehen. Wenn, dann am besten sofort.


    "Zu Frage eins: Wir werden eine Art Patrouille reiten und zu Frage zwei: nach Sonnenuntergang geht es los."


    Dann wandte er sich an Alienus.
    "Decurio Valerius von der III. sofort zu mir!"

    Zitat

    Original von Tiberius Octavius Dragonum
    "Nur Gefangene, Decurio! Tote reden für gewöhnlich nicht und ich hoffe darauf das mir einer der Gefangenen erzählen kann was ich noch nicht über unseren Feind weiß! Also sag deinen Männern sie sollen sie nur töten, wenn es keine andere Möglichkeit mehr gibt sie am passieren zu hindern!"


    Und genau das wollte der decurio hören!


    Grundstellung. "Decurio Decimus meldet sich ab, praefectus."


    Grundstellung. "Vale, praefectus."


    Dann verließ der decurio das Zelt seines Patrons.

    Der decurio konnte sich das Grinsen nicht verwehren. Wie hatte sein praefectus doch so schön gesagt?


    Zitat

    Original von Tiberius Octavius Dragonum
    "... Außerdem bekommen die Männer so erstmal ein Gefühl für die Wüste!"


    Das Gefühl für die Wüste hatten er und seine equites schon vor zeiten bekommen. Unter decurio Tiberius hatten sie mehr als nur das kennengelernt. Der decurio nahm wieder Haltung an.


    "Ich nehme meine und die turma III mit. Wir reiten nach Sonnenuntergang los. Hast du vorgesehen auch Gefangene zu machen, praefectus?"

    Der decurio folgte der Aufforderung seines Patrons. Dann erkannte er seinen vormaligen praefectus legionis. Ein ungutes Gefühl stieg in ihm auf. Er ließ sich nichts anmerken. Betont vorschriftsmäßig nahm er vor ihm Grundstellung ein und schlug hart mit der rechten Faust auf die linke Brust.


    "Decurio Decimus. Ave praefectus."


    Dann nahm er vor seinem praefectus Grundstellung ein.


    "Decurio Decimus wie befohlen zur Stelle, praefectus."

    Die turmae hatten die ihnen zugewiesenen Plätze bezogen. Die equites hatten die Pferde versorgt und machten sich nun daran bis zum Eintreten der Dunkelheit ihre Ausrüstung zu überprüfen, und die von den Lagerwachen unabhängigen Pferdewachen begannen ihre Runden.


    Der decurio hatte sich nach seiner Kontrolle in sein Zelt zurückgezogen und war dabei seine Rüstung abzulegen als ihm der Befehl des praefectus überbracht wurde. Ein paar Schluck Wasser aus der Feldflasche, dann machte er sich auf zum Zelt seines Vorgesetzten.


    Ein kurzes Nicken zum Posten.


    "Decurio Decimus. Der praefectus hat nach mir geschickt."

    "Dein Befehl, praefectus."


    Der decurio grüßte und strebte seinen equites zu. Eine kurze Einweisung seiner Männer, dann das Kommando.


    "Turma I, in equos conscendite!"
    Die equites saßen auf, dann stieß der Arm des decurio einmal aus Schulterhöhe senkrecht hoch.


    Erst setzten sich zwei Reiter in Richtung der Hauptstraße in Bewegung. Es folgten jeweils links und rechts zwei Pferdelängen nach hinten versetzt wiederum zwei Reiter. Diese Formation wiederholte sich noch zweimal. Dann kam der decurio und nach ihm die restliche turma in drei Reihen zu sechs Pferden.


    Die ersten zwei equites riefen so laut sie nur konnten.


    "Aus dem Weg! Macht platz für die legio XXII!"


    Der decurio hatte seine Männer angewiesen, daß die außen reitenden equites ihre Pferde nicht daran hintern sollten, als Nachdruck nach rechts oder links auszukeilen.

    Gut gelaunt beobachtete der decurio das Treiben der milites. Die Spezialtinktur seines Freundes Equitanus hatte das Ihrige getan und Nr. XVII stand wieder auf den Beinen als ob nichts gewesen wäre.


    Dann begann die Entladung der Pferde. So unruhig, wie sie vor der Anlandung waren, so ruhig verhielten sie sich beim Verlassen des Schiffes. Geduldig ließen sie sich über die wankenden Steg führen.


    Der decurio hatte einige equites eingeteilt, ein wenig abseits vom ganzen Geschehen, mit Seilen eine Art Absperrung, in die die Tiere geführt werden konnten, zu bilden. Dort konnten sie der für sie vorbereiten Tränkung zugeführt werden.


    Ohne Vorkommnisse hatten alle Pferde das Schiff verlassen, sodaß der decurio dem praefectus melden konnte.


    "Alle Pferde und equites gesund von Bord. Einsatzbereitschaft vorhanden, praefectus."

    Der decurio sah sich auf dem Schiff um. Er hatte bisher dafür wenig Zeit gefunden und so nutzte er die ihm verbleibende einmal zum Speichern der frischen Luft und zum anderen ... irgendwann mußte dieses Syene in Sicht kommen.


    Die Zeit verging. Nummer XVII ließ dem decurio keine Ruhe. Wohl oder übel mußte er wieder unter Deck.


    Der bekannte süßliche Geruch empfing ihn. Langsam näherte er sich der Box, die seine equites aus zwei Ständern gebaut hatten. Equitanus kniete neben dem Pferd. Neben sich hatte er zwei Eimer stehen. Aus dem einem nahm er Wasser und befeuchtete die Umschläge, die er dem Tier angelegt. Den anderen Eimer benutzte er zum Auswringen der Umschläge.


    "Was treibst du da, Equitanus?"


    Der Angesprochene fuhr zusammen und erkannte seinen Vorgesetzten.


    "XVII steht nicht auf. Ich habe ihm Umschläge angelegt, die ich mit kaltem Wasser begieße. Wenn ich merke, daß ein Umschlag heiß ist, nehme ich ihn ab und wringe das restliche Wasser in meinen zweiten Eimer. So spare ich Wasser, denn bis ich einen Eimer organisieren konnte, das war sowieso ein Abenteuer."


    "Und wie sieht es aus?"


    Equitanus schüttelte den Kopf.
    "Ich weiß mir keinen Rat mehr."


    "Wirklich nicht? Kannst du dich noch daran erinnern, wie du den geschwollenen Fuß von Incitatus behandelt hast?"


    "Du meinst? Soll ich wirklich?"


    Der decurio klopfte Equitanus auf die Schulter.
    "Deine Spezialtinktur hat schon einmal in kurzer Zeit geholfen. Ich hoffe nur, du hast genügend dabei."


    Equitanus nickte eifrig. Er stand auf und kam kurz darauf wieder.
    "Dies hier sollte reichen. Ich löse jetzt alle Umschläge und reibe XVII damit ein. Morgen früh sehen wir weiter."


    "Also dann bis morgen."

    Mißmutig stand der decurio an der Reling und starrte in die hellbraune Brühe, die das Schiff umgab. Das nuntio von Equitanus riß ihn aus seinen Gedanken.


    Fast barsch fuhr er den eques an.
    "Was gibt es, Equitanus?"


    "Nummer XVII ist sehr unruhig und atmet auffallend schnell, decurio."


    "Sonst noch was?"


    "Ich habe mit aller Kraft versucht, das Pferd zu bewegen.Ich mußte es dazu zwingen. Es schob die Hinterbeine unter den Leib, dabei streckte es den Kopf unnatürlich nach vorn und da, wo die Nieren liegen, wölbte sich diese Partie. Es hatte den Anschein, als wollte es die Vorderbeine entlasten."


    "Hmh. Und wie sieht es mit den Hufen aus?"


    "Die sind sehr klopfempfindlich."


    "Ist das alles?"


    "Ich hatte XVII in den größeren Ständer, in dem ich es nicht anbinden brauchte, gebracht. Es lag oft lange Zeit flach auf der Seite und stand nur mit Mühe auf. Was soll ich machen?"


    "Diese verdammte lange Steherei", entfuhr es dem decurio.


    "Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten. Die eine ist, wir machen warme Umschläge um die Hufe, dadurch können sich die Blutgefäße erweitern und der Blutstrom die Entzündungsstoffe wegschwemmen. Aber bei dieser Hitze noch mit warmen Umschlägen hantieren?


    Die andere Möglichkeit sind feuchte Umschläge, die laufend mit kaltem Wasser angegossen werden. Ideal wäre natürlich das mehrmalige Einstellendes Pferdes in einen Bach, aber woher den nehmen?


    Also, Möglichkeit zwei, noch Fragen?"


    Equitanus verneinte und meldete sich ab.

    Der decurio atmete auf. Für ihn war im Moment nur das Eine wichtig, daß seine Pferde das stickige Unterdeck des Schiffes verlassen konnten. Alles andere würde sich von alleine geben!


    Er war kein Freund großer, geschweige denn vieler Worte. Die Auftragserteilung des praefectus war klar und eindeutig und erübrigte somit weitere Fragen. Blieb nur noch die Auftragsbestätigung.


    "Dein Befehl, praefectus."

    Zitat

    Original von Tiberius Octavius Dragonum
    "... Sind deine Männer und Pferde bereit?"


    Und das war die Frage, mit der der decurio nicht gerechnet hatte, oder doch?


    Seine Gedanken überschlugen sich. Sollte er von der geminderten Einsatzbereitschaft einiger Pferde berichten und den praefectus, der alles andere im Kopf hatte als ein paar Tiere, die nicht fressen wollten oder andere Mängel aufwiesen, mit derartigen Problemen, die ihn, den decurio betrafen, langweilen?


    Der decurio atmete die frische Luft an Deck gierig ein, und dann mußte ihm Epona, die er verehrte, den rettenden Gedanken eingegeben haben. Die frische Luft und wieder Boden unter den Hufen, das war es! Er mußte es darauf ankommen lassen. Dann nahm er Haltung an.


    "Meine Männer und die Pferde sind bereit, praefectus."

    Der decurio konnte sich schon nicht mehr daran erinnern wie das Tageslicht aussah. Zu lange Zeit hatte er unter Deck bei den Pferden verbracht.


    Er hatte sie beobachtet und immer wieder beobachtet. Er hatte mit ihnen geredet, so wie es nur Reiter mit ihren vierbeinigen Kameraden tun können. Aber keine der Maßnahmen hatte zu einem Erfolg geführt. Einige der Tiere rührten ihr Fressen nicht an. Aber wenn es nur das gewesen wär! Sie verweigerten es.


    Und jetzt fingen noch vier Pferde mit dem Weben an. Der decurio dachte an alles und an nichts. Bald müßte er sich auf die Tiere verlassen können. Wie sollte er ihre Einsatzbereitschaft garantieren?


    Den Melder des praefectus vernahm er wie aus einer anderen Welt. Er eilte an Deck und blinzelte in das helle Tageslicht.


    Bin schon unterwegs murmelte er und stand bald vor seinem Vorgesetzten.

    Der letzte Ausbildungstag neigte sich dem Ende entgegen. Die probati hatten die letzte Übung zu Pferde bewältigt.


    Das bei manchem probatus eher dürftig anmutende Engagement erweckte den Eindruck eines die Ausbildung mit ihren Übungen aus einer Perspektive distanzierter Gelassenheit Betrachtenden.


    Der decurio überlegte kurz, ob er eine kleine Rede an die probati halten sollte, besann sich aber, da es ohnehin keinen Grund für Lob oder Tadel gab, davon abzusehen.


    Er sah erst zu den probati ...


    "Euere Reitausbildung ist hiermit beendet. Meldet euch bei centurio Trebellius zurück. Abite!"


    ... dann zu seinen equites.


    "Bringt die Pferde in die pabula, anschließend Freizeit. Abite!"


    Nachdenklich nahm er den Weg zu seiner Unterkunft.

    "Und als nächstes zum Auf- und absitzen. Seht mir genau zu und dann seid ihr an der Reihe, einer nach dem anderen!"


    Mit dem rechten Bein nahm der decurio Schwung, schnellte sich mit dem linken ab, zog sich mit dem linken Arm an der Mähne hoch, stemmte sich mit dem rechten Arm auf den Widerrist ab, senkte den Oberkörper über den Widerrist und den Hals des Pferdes, brachte das angewinkelte rechte Bein über den Pferderücken auf die rechte Seite und richtete sich auf.


    Beim Absitzen bewegte er das rechte Bein über den Kopf des Pferdes nach links und ließ sich aus dem Sattel gleiten.


    "Ausführung!"




    Sim-Off:

    Ein contubernalis während der GA und Freund

    "Hmh," brummte der decurio vor sich hin, ging aber nicht weiter auf die Antwort der probatus ein.


    "Ich zeige euch jetzt, wie ein Pferd abgesattelt und dann wieder gesattelt wird. Normalerweise ist es natürlich umgekehrt."


    Der decurio ging zu einem Pferd, nahm den Sattel und zog ihn leicht über die linke Seite des Pferdes ab. Sodann hob er ihn auf, setzte ihn auf den Widerrist des Tieres und zog ihn in die Mitte des Pferderückens. Anstandslos ließ das Pferd dies alles über sich ergehen. Dann sah er zu den probati.


    "Jeder an seinem Pferd. Absatteln, den Sattel auf die Erde legen, ihn wieder aufnehmen und satteln. Ausführung!"

    Der Blick des decurio wurde zunehmends düsterer. Seine ungute Vorahnung bestätigte sich nun in dem, was der probatus in der Ausführung als eine Art Leistung zeigte.


    Der nahm sich das nächstbeste Pferd, riß ihm den Sattel vom Rücken und legte nicht, sondern ließ diesen wieder ohne jegliches Gefühl von oben auf das Tier fallen.


    Der decurio schüttelte den Kopf. Der probatus konnte zwar schlecht und recht reiten oder besser gesagt ein Pferd bewegen. Aber mit diesen Tieren umzugehen schien jenem fremd.


    Unvermittelt fragte der decurio.


    "Bist du mit Lucius Artorius Veratius verwandt?"

    Mit zuzammengekniffen Augen ließ der decurio die Vorführung und die Erklärung des probatus über sich ergehen. Entweder wollte dieser seine Anordnungen nicht verstehen oder er verstand sie wirklich nicht!


    Noch geduldig fuhr er mit der Ausbildung fort.


    "Dort stehen die bereits gesattelten Pferde. Ein jeder sucht sich sein Pferd aus. Ihr werdet sie ab heute selbst versorgen. Die Knechte zeigen euch wie das geht. Nach der Ausbildung wird diese Arbeit wieder von den Knechten erledigt. Doch ihr müßt es genauso können.


    Bevor wir das Auf- und Absitzen üben werdet ihr sie absatteln und dann wieder neu satteln. Ausführung!"


    Nun würde sich zeigen wer schon im Umgang mit Pferden erfahren war.

    Der decurio nickte. Für den Hausgebrauch reichte die gezeigte Leistung, aber nicht für die Reiterei bei der legio.


    "Nicht schlecht! Aber nun erst einmal zu den Grundbegriffen der Reiterei, dem Auf- und Absitzen.
    Du hast bestimmt auch gelernt, wie man auf- und absitzt. Das zeigst du uns und erklärst deine Handlungen."


    Der decurio zeigte auf eines der Holzpferde.

    Der decurio lief unruhig auf dem Schiff hin und her. Die Verladung der Pferde war ohne nennenswerte Vorkommnisse verlaufen. Sogar die einer derartigen Verladung noch unkundigen decuriones und equites taten inr Bestes.


    Wer ihm dennoch Sorgen bereitete waren die Pferde. Selbst die Ruhigsten und auch die, die bereits Planken unter ihren Hufen hatten, sträubten sich den wankenden Steg zu betreten. Unter Einsatz mehrerer mußten sie an Deck gezerrt und geschoben werden.


    Und dieses Verhalten der Tiere gab ihm zu denken. Es mußte eine Erklärung geben und die mußte er herausfinden.