Beiträge von Titus Decimus Cursor

    Mit gemischten Gefühlen war Cursor der Unterredung der beiden Offiziere gefolgt. Im Moment war für ihn nur eines wichtig: das Beziehen der Quartiere für seine Pferde und für seine Reiter.


    Er bedankte sich bei dem tribunus und wartete auf den vexillarius, daß er ihnen die Quartiere zuwies.

    Cursor nahm Haltung an.


    "Salve tribunus, salve decurio. Ich bin decurio Decimus Cursor mit 15 equites von der LEG XXII DEIOTARIANA aus Nikopolis im Auftrag ihres praefectus Terentius Cyprianus auf dem Weg zu decurio Terentius Primus."

    Vor der pabula hielt der kleine Trupp an. Ihr decurio saß von seinem Pferd ab und übergab dem neben ihm stehenden Reiter die Zügel.


    Dann sah er sich um und, da er niemanden ausfindig machen konnte, öffnete er die Stalltür und versuchte hier den decurio, den er suchte, zu finden.


    "Decurio Terentius Primus?!"

    Im Schritt näherten sich die Reiter in geordneter Formation dem castellum: an der Spitze ein decurio, dann drei equites, dahinter in Folge sechs mal zwei equites.


    Der decurio hob seinen rechten Arm seitwärts in Schulterhöhe und stieß dann mit dem nach unten abgewinkelten Unterarm mehrmals nach unten. (*)


    Dann ritt er auf den Wachposten zu.


    "Salve. Decurio Decimus Cursor mit 15 equites von der LEG XXII DEIOTARIANA aus Nikopolis im Auftrag ihres praefectus auf dem Weg zu decurio Terentius Primus. Können wir passieren?"



    Sim-Off:

    (*) Halten!

    In leichtem Trab ritten 16 equites auf die porta praetoria zu: Ein decurio mit einem eques, dahinter paarweise noch 14 equites. Kurz vor dem Tor parierten sie zum Schritt durch.


    Der decurio wandte sich an die Wache.


    "Decurio Cursor mit 15 equites auf dem Weg nach Mogontiacum. Es wird etwas dauern, bis wir zurückkommen."


    "Wohin, decurio?" fragend sah ihn der Wachsoldat an.


    "Nach Mogontiacum in Germania Superior."


    Achselzuckend nahm der Posten Haltung an.


    "Du kannst passieren, decurio."


    Nachdem alle equites das castellum verlassen hatten, stieß der decurio seinen rechten Arm aus Schulterhöhe mehrmals schnell senkrecht hoch (*).


    Die equites zogen eine Staubwolke hinter sich her und waren kurze später aus dem Blick des Wachsoldaten entschwunden.



    Sim-Off:

    (*) marsch, marsch!

    Der decurio nahm die beiden Briefe und verstaute sie sorgfältig in der Tasche, die er dafür vorbereitet hatte.


    Dann nahm er Haltung an.


    "Ich werde dafür Sorge tragen, daß das Schreiben an deinen Cousin seinen Empfänger sicher erreicht. Ich werde bemüht sein, deinen Auftrag zu deiner Zufriedenheit auszuführen. Decurio Cursor meldet sich mit 15 equites nach Mogontiacum ab, praefectus."


    Der decurio grüßte und verließ das officium praefecti.

    Einige Tage später meldete sich der decurio im Büro des praefectus legionis wieder. Die Vorbereitungen für die Reise waren abgeschlossen, seine equites, die ihn begleiteten, waren in alles eingeweiht, die nötigen Untersuchungen beim medicus ohne Beanstandungen vorübergegangen.


    Der Schreiber schien ihn nicht bemerkt zu haben.


    "Decurio Cursor. Ich habe zwei Schreiben beim praefectus abzuholen. Kannst du mir sagen, ob er mich noch vor der Abreise zu sprechen wünscht?"

    medicus primus



    Der medicus nickte. Er hatte mitgezählt und sein Gegenüber hatte wahrheitsgemäß geantwortet. Die Zahl 20 war korrekt.


    Er ging an Valentinus vorbei und flüsterte hinter ihm im Vorbeigehen.


    "Wie alt bist du?"


    Scheinbar unbeteiligt stellte er sich vor ihn und verschränkte die Arme.

    Der decurio schüttelte abermals den Kopf.


    "Ein Grund, weswegen ich unbedingt zur LEG I will, besteht nicht. Es war nur so eine Idee, praefectus."


    Er wollte nicht zugeben, daß er alles unter seinen Füßen mochte, nur keine Schiffsplanken. Um die gefürchtete Schiffahrt längs der latinischen Küste zu vermeiden hatte er damals die Route von Puteoli nach Alexandria gewählt. Diese 9 nicht endenden Tage und Nächte, die er meistens mit dem Kopf über der Reling verbrachte, lagen ihm noch immer in den Knochen.

    medicus primus



    Fast mitleidig sah der medicus den top-in-Formling an, der sich leidlich abmühte, die Übung auf dem linken Bein zu absolvieren.


    "Und? Ich habe dich nicht verstanden. Du hast sehr leise gezählt. Wie weit eigentlich?"


    Der medicus konnte sich nicht erinnern, in seiner bisherigen Laufbahn einen Aspiranten für nur ein Bein belastbar geschrieben zu haben.

    "Nein,"


    der decurio schüttelte den Kopf,


    "ich hatte wirklich nicht vor, durch die Italia geschweige und auch noch durch die Germania zu marschieren.


    Aber noch etwas. Könnte ich mit meinen equites sowohl hin- als auch rückwärts in Mantua bei der LEG I TRAIANA Station machen? Wir könnten sowohl für die Pferde als auch für unsere Männer eine Rast einlegen. Wäre es dir möglich, mir hierfür ein paar Zeilen mitzugeben. Aus deiner Zeit in hast du bestimmt noch Verbindungen zu dieser Einheit, praefectus."

    medicus primus



    "Nun gut",


    meinte der medicus. Darauf, daß der Mann entgegen seiner Anordnung die Übung mit dem rechten statt mit dem linken Bein begann und ihn zu überlisten gedachte, ging er nicht ein.


    "Nehmen wir zu deinen Gunsten einmal an, daß du die Wahrheit sprichst. Also, nochmal von vorne, auf dem linken Bein stehen und laut und langsam bis 22 zählen."

    medicus primus



    "Soso, top in Form",


    dieses Mal fragte der medicus nicht, er sah nur nachdenklich den zu Untersuchenden an,


    "das linke Bein trägt schwach, es sieht ganz so aus, als ob es schwächer als das rechte wäre. Gibt es da etwas, was du mir vielleicht noch sagen wolltest?"


    Prüfend sah der medicus Valentinus an.

    medicus primus



    "Sehr gut",


    lobte der medicus,


    "und wie steht es mit dem Gleichgewicht?"


    Er deutete mit der Hand auf eine freie Stelle mitten im Raum.


    "Stell' dich da hin, Arme ausbreiten, Augen zu, auf dem linken Bein stehen und laut und langsam bis 22 zählen, dann dasselbe mit dem rechten Bein."

    Der decurio erläuterte.


    "Dem Vernehmen nach sollen sich besonders in der Germania uns nicht gerade freundlich gesinnte Barbarenhorden herumtreiben. Meine equites und ich sind in derartigen Situationen auf uns allein gestellt. Können oder müssen wir unsere Waffen sprechen lassen? Auf unserem Rückweg haben wir die Pferde, da können wir solchen Problemen anders begegnen, praefectus."

    medicus primus



    "Na also, geht, doch,"


    ein Lächeln huschte über das Gesicht des medicus,


    "und noch zweiundzwanzig Kniebeugen, die Arme dabei vorstrecken und, das kennst du jetzt schon, laut mitzählen."


    Er stellte sich hinter Valentinus, um bei dieser Übung den Rücken des Mannes gut im Blick zu haben.