Beiträge von Titus Decimus Cursor

    Der decurio war vorsichtig geworden. Nach kurzer Überlegung entgegnete er.


    "Mein Auftrag lautet, Pferde im Namen der legio, der XXII. DEIOTARIANA zu kaufen und sie nach Aegyptus zu bringen. Hier ist mein Marschbefehl, legatus."


    Er trat einen Schritt vor und reichte dem legatus das Schreiben, das ihm der praefectus mitgegeben hatte.



    Der Träger dieses Schriftstückes ist im Auftrag der 22. Legion unterwegs und hat somit die Erlaubnis sich in anderen Reichsteilen aufzuhalten


    gez.
    Appius Terentius Cyprianus

    Zitat

    Original von Gaius Terentius Primus
    „Nun, Decimus Cursor,...das Gestüt gehört meiner Frau,...sie hat ebensoviel kaufmännischen Sachverstand wie ich den der Zucht. „


    Cursor sah auf. Wie war das? Das Gestüt gehörte Primus` Gattin.


    "Pestilentia maxima", entfuhr es ihm, bevor er sich an Primus wandte.


    "In Unkenntnis der Tatsache, daß das Gestüt deiner Gattin und nicht dir gehört, habe ich hoffentlich nichts Unbedachtes gesagt. Auf die Frage des legatus hin erklärte ich diesem, im Auftrag des praefectus von dir die Pferde kaufen zu wollen. Ich hatte nicht die Absicht, dir Unannehmlichkeitenzu bereiten oder dich vielleicht sogar in Schwierigkeiten zu bringen."

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    Der Praefectus also... Na das ist aber nett von eurem Praefectus, daß er die Pferderl mehrere hundert Meilen entfernt einkauft, um die Verwandtschaft zu unterstützen, nicht wahr? Seine Stimme triefte nur so vor Zynismus. Wieviele Gäule sind es denn?


    Der decurio war schon lange genug Soldat um zu wissen, wie er, vor allem als Untergebener, derartige Spitzen zu parieren hatte.


    Getreu dem Motto: Nicht darauf ein-, sondern darüber hinweggehen, beantwortete er daher nur die letzte Frage des legatus.


    "Voraussichtlich 14 Pferde, legatus."

    Zitat

    Original von Tullia Maestrale
    Nun, Decurio Decimus Cursor,...ich nehme an du kommst die Pferde holen,...hast du denn schon welche im Blick?


    Cursor hatte sich wieder gefangen. Nachdem Primus` Gattin mit ihrer Frage das Thema wieder auf die Pferde lenkte, waren für ihn weitere Gedankengänge über Frauen erledigt und lächelnd gab er zurück.


    "Nun, ich bin im Auftrag hier. Freiwillig hätte es mich höchstwahrscheinlich nicht in die Germania verschlagen. Und, um deine Frage zu beantworten, ich habe alle Pferde im Blick."


    Mehr gedachte er nicht zu sagen, zumal seiner Meinung der Pferdekauf Männersache war und er diesen mit Primus allein abhandeln wollte.

    Cursor verschlug es noch einmal die Sprache. Erst diese ausgesucht schönen Tiere und dann diese Frau! Mit aller Macht versuchte er seine Verlegenheit zu verbergen. Im Umgang mit Frauen war er nicht gerade unerfahren, aber, besonders auf dieser Ebene, auch nicht besonders erfahren. Er deutete eine Verbeugung an.


    "Ave, Titus Decimus Cursor von der LEG XXII aus Nikopolis."


    Mehr brachte er nicht heraus.

    "Decurio Decimus Cursor von der LEG XXII DEIOTARIANA aus Nikopolis meldet sich wie befohlen, legatus."


    Der decurio hatte großen Wert auf einen einwandfreien Gruß gelegt. Er war sich sicher, daß er es in diesem Leben wohl kaum mehr schaffen würde, einem legatus APP gegenüberzustehen.


    So fand er es für angebracht, diesem hohen Vorgesetzten so wie gefragt zu antworten.


    "Es war ein weiter Weg von Aegyptus nach Mogonaticum und der Rückweg wird es nicht minder sein, legatus."

    Celsus hatte die Antwort seines Gastgebers nicht abgewartet. Sein Blick war wieder bei den Pferden. Er konnte nur demjenigen beipflichten, der einmal sagte, daß es sich um göttliche Wesen handle.


    Er vergaß alles um sich herum. Seine Gedanken waren zuhause, bei den edlen Geschöpfen seines Vaters, die ihn verstanden, mit denen er reden konnte. Er sah seinen alten Reitlehrer, der es verstand, in einem Pferd kein Tier, sondern auch einen Menschen und vor allem einen treuen Freund zu sehen.


    Samtene Nüstern, die seinen Arm berührten, rissen ihn aus seinen Träumen. Er sah auf.


    "Verzeih`, Terentius Primus, ich war wohl in Gedanken. Dieser Pferdekauf. Die schönen Tiere. Irgendwie schlägt sich das auf den Magen."

    Cursor hielt es für angebracht, erst einmal keine Fragen zu stellen. Er wollte einen ihm Höherstehenden nicht mit belanglosen Fragen belästigen. Vielleicht war Schweigen, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt, er dachte an sein nicht gerade glückliches Eintreffen, noch von Vorteil.


    So folgte er dem tribunus.

    Cursor strahlte. Er fühlte sich einfach wohl. Die Pferde, die gepflegte Weide, die Stallungen, in denen es an nichts fehlte, einfach alles.


    Das täuschte jedoch nicht über den Auftrag hinweg, der ihn hierher führte. Er fand es fast als eine Beleidigung, als er seinen Gastgeber fragte.


    "Es wäre schön, wenn ich nur gekommen wäre, um diese herrlichen Tiere anzusehen und mit ihnen umzugehen. So kann ich dir meine Frage nachempfinden, wenn ich dich nach dem Preise frage, denn wer verkauft schon gerne seine Freunde?"

    Veni, vidi, stupui!


    Cursor hatte es erst einmal die Sprache verschlagen. So ein Bild, wie es sich ihm hier bot, hatte er noch nie gesehen.


    Die Pferde, die auf ihn zugetrabt kamen, waren alles andere als nur Pferde. Das waren auf den ersten Blick Schönheiten. Er vergaß alles um sich her und sah gebannt von einem zum anderen. Als er sich wieder gefangen hatte, fragte er voller Begeisterung.


    "Und alle sind für uns? Wieviele sind es denn?"

    Der decurio hatte seine wenigen Habseligkeiten ordentlich aufgereiht und war gerade dabei, sich auf den Weg zum legatus zu machen, um sich und seine equites offiziell zu melden, als es an seine Tür klopfte.


    Er konnte sich nicht vorstellen, wer schon jetzt etwas von ihm wollte und rief.


    "Intra?"

    Der Ritt auf Prometheus verlief besser als gedacht. Cursor hatte sich auf alles Mögliche vorbereitet, schließlich konnte man ja nicht wissen!


    Die Umgewöhnung auf ein neues Pferd war für ihn nichts Ungewöhnliches, die an dessen Größe war für ihn, so wie er es sich selbst zugab, ein völlig neues Gefühl.


    Als er wieder festen Boden unter sich spürte ging er auf die Frage des decurio ein.


    "Wenn du mich so fragst, Terentius Primus, wenn du mir einen Rundgang durch das Gestüt und auch durch die Stallungen zugestehen würdest."

    Cursor sah die beiden Pferde mit den mythologischen Namen an. Beiden hatten, wie ihm schien, ein über das Normalmaß hinaus hohes Stockmaß und er machte sich schon jetzt Gedanken darüber, wie er, wenn alle Tiere in dieser Größe waren, diese mit seinen kleinen Pferden nach Ägyptus überführen wollte. Seine equites waren nur an diese kleineren Pferde gewöhnt.


    Fast widerwillig drückte er dem Calo seinen Incitatus in die Hand und tauschte sie gegen die von Prometheus. Dann ging er zu dem Pferd und knickte ihm, so wie er es mit ihm unbekannten Tieren zu tun pflegte, das linke Ohr ein wenig um und flüsterte ihm ein Paar Worte zu.


    Das Aufsitzen gestaltete sich etwas schwierig. Aber es klappte ohne daß ein schlechter Eindruck entstanden wäre.


    "Nun denn, Terentius Primus, ich vertraue auf die perfekte Ausbildung."

    "Einverstanden",


    grinste Cursor, der ahnte, was der decurio bezweckte, und der es, wenn er in der gleichen Situatuion gewesen wäre, nicht anders gemacht hätte.


    "aber, wenn möglich, ein etwas ruhigeres Tier, zumal die uns unbekannte hiesige Gegend doch etwas gewöhnungsbedürftig ist und vor allem das ungewohnte Klima in der Germania uns zu schaffen macht."


    Das zwar unauffällige aber dennoch nicht zu verbergende Kopfschütteln des decurio, nachdem er seinen Incitatus gesehen hatte, überging Cursor.

    Cursor sah den decurio an und versuchte in seinem Gesicht zu lesen.
    Was sollte diese Frage? Wollte ihn der decurio prüfen, wollte er ihn aufs Glatteis führen oder seine Meinung irgendwann und irgendwo gegen ihn verwenden?


    So entgegnete er.


    "Der praefectus ist mein Vorgesetzter, zu dem ich loyal stehe, und du bist sein Cousin. Ich bitte dich, diese Antwort zu akzeptieren und es bei ihr zu belassen."


    Cursor war sich bei seiner Antwort völlig im Klaren, daß er sich hier womöglich keinen Freund geschaffen hatte.

    Cursor hatte diese Nacht, seit langem wieder ein akzeptables Bett, ausnehmend gut geschlafen und stand dementsprechend wie schon lange nicht mehr, ausgeruht auf. Bis auf den sonderbaren Empfang, der ihm im Magen lag.


    Zur vereinbarten Stunde fand er sich mit Incitatus am vereinbarten Standort ein und fand sehr zu seinem Erstaunen einen völlig anderen decurio vor.


    Er ging auf ihn zu und erwiderte dessen Morgengruß.


    "Einen guten Morgen wünsche ich dir ebenfalls, decurio Terentius. Die, wie ich annehme, aufgrund irgendwelcher angenommener Voraussetzungen daneben gegangene Einlage von gestern war nun mal gestern. In meinem Auftrag bist du mein Partner und diesem habe ich, ebenfalls auf Befehl meines praefectus, dieses Schreiben zu übergeben."


    Er reichte dem decurio das Schreiben des praefectus.



    Salve Cousin,


    der Mann der vor dir steht ist Decurio Decimus Cursor. Er hat von mir den Auftrag bekommen, dir einige Pferde für die Legion abzukaufen. Wir müssen unsere Bestände wieder auffüllen. Ich hoffe du machst ihm einen guten Preis.
    Ansonsten bitte ich dich ihm einen Brief mitzugeben, wie es dir geht und was es neues mit. Du sparst das Porto und der Brief kommt sicherlich an. Ich will ja immerhin wissen, wie es meiner Familie im kalten Germanien geht.
    Hier in Ägypten ist es recht ruhig, sehen wir mal von den römischen beamten ab, die hier rumschnüffeln, anscheinend ist Rom nicht zufrieden wie wir mit den Griechen umgehen. Aber andererseits: Wann ist Rom schon zufrieden nicht wahr.


    Alles Gute und Vale Bene
    Appius Terentius Cyprianus

    Befremdet mußte Cursor zur Kenntnis nehmen, daß weder der decurio noch der vexillarius zu einem Gespräch bereit waren. Er war von der kalten Herzlichkeit dermaßen angetan, daß für ihn der Entschluß feststand, die "Gastfreundschaft" so kurz wie möglich in Anspruch zu nehmen und den Pferdekauf so schnell wie möglich abzuwickeln.


    Cursor bedankte sie bei dem vexillarius für die Einweisung und machte sich auf den Weg zu seinen Männern. Dort befand er alles in Ordnung und, nachdem er seine speciales eingewiesen hatte, suchte er sein Quartier auf.