Beiträge von Titus Decimus Cursor

    Drusus bemerkte, daß der decurio Phyllidas keines Blickes würdigte. Er konnte zwar keine Gedanken lesen, konnte sich aber trotzdem denken, was im decurio vor sich ging.


    Er wiederum vertrat den Standpunkt, daß sich das, was der Gefangene getan oder nicht getan hatte, zu dessen Rechtfertigung sprechen könnte.


    Andererseits hätte sich alles unter Mithilfe von Avarus und Incitatus von selbst gelöst, wäre Verus nicht eingeschritten.


    Zitat

    Original von Gaius Tiberius Rufinus
    " Duplicarius,.... ich weiß nur, dass unser Lager überfallen wurde, haben wir sehr viele Verluste erlitten. "


    Mit gesenkten Augen erwiderte Cursor:


    "Wir verloren drei equites, decurio."

    Cursor war mit dem Verbinden des decurio so beschäftigt, daß er Phyllidas nicht bemerkte.


    Zitat

    Original von Narrator Aegypt
    " Du wolltest, das ich reinkomme... "


    Er sah erstaunt auf. Für ihn war es klar, daß er Phyllidas nicht mehr wiedersehen würde. Doch der thronte auf seinem Kamel und grinste Cursor an.


    "Phyllidas. Ich dachte, du wärst ..."


    "Ich habe dir versprochen, daß ich dich zur arena führe, ich habe dir versprochen, daß ich auf dich warte ... hier bin ich."


    Cursor wandte sich an den decurio.


    "Das ist Phyllidas, einer unserer Gefangenen. Er hat uns den Weg zur arena gewiesen. Zudem hat er meinen Befehl, vor der arena zu warten bis wir Dich befreit hatten, ausgeführt und ist nicht geflohen obwohl er dazu die Gelegenheit hatte, decurio."

    Cursor winkte Alienus, einen seiner speciales, zu sich.


    "Du hast gehört, was der decurio gesagt hat. Reite sofort, so schnell dich dein Pferd trägt, los. Melde Verus, daß wir den decurio befreit haben und daß er mit unseren equites von Norden her kommen soll. Die Stadt werden wir dann von Süden her betreten. Und sag` ihm vor allem, daß die Gladiatoren auf unserer Seite kämpfen werden."


    "Du kannst dich auf mich verlassen."


    Mehr sagte Alienus nicht und war schon im Begriff wegzureiten als Cursor ihm zurief:


    "Sollte Phyllidas noch vor der arena warten, schicke ihn herein."


    Dann sah Cursor die Verwundung des decurio. Ohne diesen lange zu fragen saß er ab und holte aus der kleinen Packtasche, die er immer am Pferd mit sich führte, ein kleines Gefäß und etwas Leinen.


    Er kniete nieder und ehe sich der decurio versah, hatte er dessen Wunde am Bein mit der Salbe, die er nach den Angaben von Equitanus gemixt hatte, überrieben und mit dem Leinen abgedeckt. Das Leinen legte er so, daß es in sich am Bein festhielt.

    Die Situation war angespannt. Cursor hielt es für besser mit seinen speciales beim decurio zu bleiben.


    "Dein Einverständnis vorausgesetzt bleibe ich bei Dir zu Deiner Verfügung. Einer meiner speciales kann die wartenden equites unter Verus` Kommando informieren. Der weiß dann, was zu tun ist, decurio".


    Fragend sah Cursor den decurio an.

    Zitat

    Original von Gaius Tiberius Rufinus
    " Duplicarius,.... nimmt den Lanister gefangen... Die Bevölkerung soll erstmal in der Arena bleiben... denn wir müssen in die Stadt. "


    Drusus führte den Befehl umgehend aus. Dann wandte er sich an den decurio.


    "Unsere Leute warten nicht weit von hier. Soll ich sie holen lassen?"

    Zitat

    [quote]Original von Narrator Aegypti
    Phyllidas zeigte zu einem Eingang...
    " Geht und sucht euren Decurio... ich bleibe hier.... und werde auf euch warten. "


    Cursor sah Phyllidas kurz an.


    "Danke mein Freund, in vertraue dir!"


    Dann wandte er sich an seine speciales.


    "Es muß jetzt alles sehr schnell gehen. Wir machen die Wachen am Eingang nieder und stürmen die arena. Wir müssen uns die Überraschung zunutze machen. Unseren decurio finden wir, wo immer er auch ist! Fertig machen! Galopp!"


    Die Wachen am Eingang waren so überrascht, daß sie das Kommen der equites nicht bemerkten. Caecus hieb den einen Posten nieder, Cursor sprang von Incitatus und hielt dem anderen Posten seinen pugio an die Kehle.


    "Wo ist der Römer? Wo ist der römische Offizier? Mach` schnell deinen Mund auf, wenn dir dein Leben lieb ist!"


    Verdattert stotterte der Angesprochene:


    "Da, da, da drinnen in der arena. Der, der muß heute kämpfen."


    Cursor nahm seinen pugio vom Hals des Postens und stieß diesem seine Waffe mit dem Knauf direkt ins Gesicht. Wortlos ging der Posten zu Boden.


    Cursor saß wieder auf und stieß der Arm mehrmals nach oben. Dann stürmten fünf equites der ruhmreichen Leg XXII die Arena.


    Sie galoppierten in die Mitte des Platzes, als Equitanus rief:


    "Der decurio, dort am Boden!"


    Noch immer konnten sie den Überraschungsmoment ausnützen. In der arena war kein Laut mehr zu vernehmen.


    Der lanista stand mit nach links zeigendem Daumen und offenem Mund und schien nicht zu begreifen, was sich hier abspielte. Alienus hieb dem mit einem riesigen Helm um sich sehenden Kämpfer mit der spatha derart auf seinen Kopfschutz, daß dieser sich nicht mehr halten konnte und langsam zur Seite fiel.


    Dann umringten sie samt ihren Pferden den decurio ... ihren decurio!


    Cursor stellte sich neben den lanista und stieß seine spatha in die Luft! Nun mußte die Menge entscheiden!

    Nun sahen sie die arena. Cursor wollte es nicht wahrhaben: aber der Kameltreiber hatte die Wahrheit gesagt und sie hatten ihr Ziel erreicht.


    Cursor gab das Zeichen zum Halten und wandte sich an den Kameltreiber.


    "Du hast uns nicht belogen. Das vergesse ich dir nicht. Du hast dich auf unsere Seite gestellt. Darauf kommen wir später zu sprechen! Kannst du mir sagen, wie man in die arena gelangen kann ohne die Haupteingänge zu benutzen?


    Übrigens, wie heißt du?"


    Cursor sah den Kameltreiber mit einem Mal mit ganz anderen Augen an.

    Cursor glaubte in der Ferne lautes Schreien zu vernehmen. War es das Lager des Kameltreibers oder eine Stadt oder die Kampfarena?


    Zitat

    Original von Narrator Aegypti
    " Da,... da hinten ist die Arena, in der euer Decurio sein dürfte. "
    sagte der Kameltreiber und zeigte mit seiner Hand in Richtung der Arena.


    Na also, dachte er, dann haben wir unser Ziel erreicht. Und jetzt holen wir uns unseren decurio!


    Cursor hob seinen linken Oberarm seitswärts in Schulterhöhe, winkelte den Unterarm nach unten ab und stieß mehrmals nach unten. Die Kolonne hielt an.


    Er wandte sich an Verus.


    "Verus, ich werde die Lage erkunden. Ich nehme meine speciales mit, der Gefangene wird uns führen. Du führst die Truppe im Schritt weiter bis wir zurückkommen. Wenn nicht, Du weißt, was dann zu tun ist!"


    Dann, ein kurzer Pfiff mit der Trillerpfeife, und Equitanus war neben ihm.


    "Equitanus, hol` die anderen drei und teile vier equites ein, die die Stummen in den Augen behalten. Den sprechenden Kameltreiber bringe auch mit."


    Kurze Zeit später hatte Equitanus den Befehl ausgeführt und meldete sich mit den drei speciales und dem Gefangenen. Cursor wandte sich, auf den anderen Kameltreiber zeigend, noch einmal an Verus.


    "Und den da übergebe ich Deiner persönlichen Obhut. Er kennt den Weg ebenfalls!"


    Und dann ritten sie los: Cursor, flankiert von Equitanus und Caecus, dahinter die anderen beiden speciales mit dem Kameltreiber in der Mitte.

    --- Equitanus ---


    Equitanus war es gewohnt, gegebene Befehl sofort und ohne lange nachzudenken auszuführen.


    Er ritt neben das Kamel des infrage kommenden Ganoven und bis sich der versah, hatte der eques seine Schlinge um dessen linken Fuß gewunden.


    "Hör` gut zu, was ich dir jetzt sage. Ich stelle dir eine Frage und du beantwortest sie. Ob ich es glaube, kannst du mir überlassen. Ich kenne die richtige Antwort. Lügst du mich also an: ein kurzer Ruck an deinem Fuß. Das weitere kannst du dir denken. Hast du mich verstanden?"


    "Ich werde antworten und dich nicht belügen!"


    "Dein Freund an der Spitze hat bereits gestanden, daß wir in die falsche Richtung reiten. Wohin also müssen wir?"


    Ängstlich kam die Antwort.


    "Das stimmt nicht. Wir reiten in die richtige Richtung!"


    Equitanus löste die Schlinge am Fuß des Ganoven und erstatte dem duplicarius Bericht.

    Der Schritt von Incitatus wurde immer langsamer. Cursor sah das Kamel des Ganoven, das behäbig einen Fuß vor den anderen setzte. Lange würde es nicht mehr dauern, dann würde der ganze Trupp im Stehen eingeschlafen sein, Mensch wie Tier!


    Cursor kniff die Augen zusammen. Der Ganove saß teilnahmslos auf seinem Kamel, ab und zu ein Stöhnen, das ihn aber wenig berührte.


    Dann nahm er seine Trillerpfeife zur Hand, ein verhaltener Pfiff und kurze Zeit später parierte Equitatus sein Pferd neben ihm.


    "Zu Befehl, duplicarius?"


    Mit gedämpfter Stimme, so, daß der Ganove nichts verstehen konnte,
    redete Cursor mit dem eques, der bestätigend nickte und verschwand.

    Cursor zog es vor sich weitere Erörterungen mit dem Kameltreiber zu sparen.


    Sie ritten ins Ungewisse und waren darauf angewiesen, wohin sie der Ganove führte. Daß der Vorteil der Situation auf dessen Seite war, daran gab es keinen Zweifel. Daß sein Leben an einem seidenen Faden hing, das war sicher.


    Außer dem leisen Klirren der Geschirrre und dem Schnauben der Pferde war nichts zu hören. Auch die equites hingen ihren Gedanken nach und selbst die, die sich zuvor in Rage gebrüllt hatten, verharrten in Schweigen.

    Zitat

    Original von Narrator Aegypti
    " Römer,.... entweder du folgst mir oder tötest mich. Wenn du mich tötest, wirst du früher oder später auch sterben, denn dafür kennst du dich hier nicht aus. "


    Ohne jegliche Gefühlsregung erwiderte Cursor:


    "Du redest vom Töten und Sterben. Bist du dir dessen bewußt, daß du bereits tot sein könntest. Wer gibt dir die Gewähr, daß der andere nicht reden würde. Wollen wir es darauf ankommen lassen?


    Aber hast du nicht auch Frau und Kinder? Willst du alles aufs Spiel setzen, damit du sie nicht wiedersiehst? Und die anderen? Denke darüber nach. Die Zeit vergeht."


    Und während sie weiterritten ging Cursor so manches durch den Kopf:


    Er war lange genug mit dem decurio zusammen und glaubte ihn in dieser Zeit etwas kennengelernt zu haben. Eines war für ihn sicher: Den decurio hatten sie zwar gefangengenommen. Aber daß der ihnen - wie auch immer - entwischte, das lag auf der Hand.

    Cursor ließ nicht locker.


    "Da entlang. Was soll das heißen? Ich warne dich! Versuche nicht, uns durch wage Angaben irgendwohin zu locken. Ist eine Schulter nicht schon genug?


    Noch einmal: Wo genau ist euer Lager und wie weit ist es dorthin?"


    Cursor beobachtete den Gefangenen genau. Besonders Augenmerk legte er dieses Mal auf die Dauer seiner Antwort.

    Cursor stieß seinen rechten Arm aus der Schulterhöhe einmal senkrecht nach oben und dann ritten sie an.


    Vorne links ritt Cursor, vorne rechts Verus und in die Mitte hatten sie den Gefangenen, der sie führen wollte, genommen. Was dieser nicht wußte: die hinter ihm reitenden equites hatten Befehl, je nach Lage sofort einzugreifen und sich seiner zu bemächtigen.


    Die den Schluß bildenden speciales hatten den Auftrag, jegliche verdächtige Bewegung sofort nach vorne zu melden. Equitanus sollte sich nach Signal mit der Trillerpfeife an der Tete melden.


    Cursor wandte sich an den Gefangenen:


    "Also, wo liegt euer Lager, in welche Richtung müssen wir reiten?"

    Leicht schmunzelnd hatte Cursor dem Gefühlsausbruch von Hadrianus zugehört. Er hatte nicht damit gerechnet, daß sein Gespräch mit Verus eine so schnelle Gegenwirkung erzeugen würde und somit die gewünschte Wirkung erreichte.


    Und als sich auch noch Verus, als ob er Gedanken lesen konnte, mit seinem vexillum neben ihm einfand, wußte er, daß das, was nie außer Frage gestanden hatte, die einzige und richtige Entscheidung war.


    Unwillkürlich waren alle Augen auf ihn gerichtet.


    "Equites, Männer! Wie ihr alle wißt ist unsere decurio entführt worden. Es ist unsere Pflicht ihn zu befreien, egal wo er sich befindet. Wir können und wir werden kämpfen. Einer unserer Gefangenen wird uns führen. Wir marschieren in der allgemeinen Kampfbereitschaft. Der vexillarius und ich reiten an der Spitze, meine speciales bilden den Schluß. Marschbereitschaft herstellen, abite!"

    Cursor sah zu Verus.


    "Mir reicht diese Folterei. Was bringen wir dabei heraus? Im Grunde genommen nichts! Wir bekommen irgendwelche Antworten, die wir glauben können oder auch nicht. Und die Zeit läuft uns davon.


    Sollen wir diese ominöse Kampfarena suchen? Wer weiß, wo wir da überhaupt landen?


    Sollen wir unsere Männer sinnlos opfern? Der decurio hätte es bestimmt nicht gewollt.


    Wir reiten zurück ins castellum, die Gefangenen nehmen wir mit. Dort können wir vielleicht aus denen noch etwas herausbringen. Auf jeden Fall können wir unsere kleine Truppe aufstocken und dann diese sagenhafte Arena ausheben."


    Cursor war gespannt, wie sich Verus zu diesem Plan stellte.

    Cursor beugte sich noch einmal zu dem Gefangenen und sah in dessen schmerzverzerrtes Gesicht.


    "Hör` genau zu. Dein Leben hängt jetzt an einem seidenen Faden und nur du entscheidest, ob du und die anderen sterben. Noch einmal: du stellst dich auf unsere Seite und ihr seid frei, wenn nicht, du hast es nicht anders gewollt!"


    Cursor berührte Incitatus mit der Schulter an seinem Hals, ganz leicht ...


    Incitatus zog an, ganz leicht ...

    Cursor dauerte alles viel zu lange.


    Erst die Entführung des decurio, dann der Sandsturm und schließlich eine hinhaltende und am Ende nichtsbringende Befragung.


    Trotzdem sprach er noch einmal auf den Delinquenten ein:


    "Ich habe weder die Lust noch die Zeit um darauf zu warten ob du reden willst oder nicht.


    Zum letzten Mal: Du sagst uns, wo euer Lager ist und führst uns dorthin, dann seid ihr alle frei. Wenn nicht, unsere Pferde gehorchen auf`s Wort und du weißt, was das bedeutet. Und dann sind der Reihe nach deine Mitgefangenen dran. Willst du das wirklich? Gibt es das bei deinem Volk, daß einer durch sein Schweigen auch andere dem Tod ausliefert? Überlege dir gut, was du tust!"


    Cursor ging zu Incitatus. Als er diesen mit der Schulter am Hals leicht berührte, zog das Pferd an. Die Seile spannten sich ...

    Zitat

    Original von Publius Redivivus Verus
    "So leid es mir auch tut, glaube ich nicht, dass wir den Decurio je wiederfinden werden. "


    Verus hatte es ausgesprochen! Seit dem Sandsturm war Cursor ebenfalls davon überzeugt, den decurio je wiederzufinden.


    "Und was das Schlimme ist, ich glaube es nicht nur, sondern jetzt bin ich dessen sogar sicher."


    Der eine Gefangene war in der Zwischenzeit an den Handgelenken und an den Fußfesseln an je einem Ast fest angebunden. Der Ast mit den Händen war mit Stricken am Sattel von Incitatus, der andere an dem von Avaraus mit Stricken befestigt.


    Der Gefangene hatte noch keinen Laut von sich gegeben. Aber in seinen Augen stand die nackte Angst.


    Cursor beugte sich zu dem Gefangenen.


    "Hör` mir genau zu. Mir ist nicht daran gelegen, dich von den Pferden zerteilen zu lassen. Sag` mir nur, wo euer Lager ist und ich binde dich los."


    Mit wenig Hoffnung aber dennoch gespannt wartete Cursor ab.