Beiträge von Titus Decimus Cursor

    Cursor machte sich nach dem offiziellen Ende des Straiftrainings, für das er als Zivilist nicht das geringste Verständnis aufgebracht hätte, über das er aber als Soldat nicht einmal eine Meinung zu bilden hatte, das er aber nolens volens und demzufolge mit sehr geringem Kraft- und Schweißaufwand über sich ergehen ließ, auf den Weg zu den Unterkünften.


    Da er nichts besonders vorhatte, wollte er auf Veratius warten. Vielleicht hatte der einen brauchbaren Vorschlag für den Feierabend!

    "Und dann,"


    wiederholte Cursor geheimnisvoll,


    "gibst Du das kleingehackte Eigelb auf einen Teller und stellst es zur Seite."


    Mit stolzgeschwellter Brust sah Cursor seinen Kameraden an.


    "So, Verus, unser Essen ist fertig. Die geschmorten Vögelchen oder richtig gesagt, die Teile derselben, haben wir schön schmoren lassen. Sie können nun je nach Geschmack mit der Brühe übergossen und dann gegessen werden oder aber man ißt beides getrennt. Dein zum Schluß kleingehacktes Eiweiß kann jeder nach Belieben als Garnitur benutzen. Die Essensausgabe kann beginnen! Bene comedite! (*)


    Und nun zur Meldung:


    Duplicarius, Du hattest an uns den Befehl des decurio, die erlegten Vögel zu grillen, weitergegeben.


    Diesen Befehl des decurio habe ich bewußt nicht ausgeführt und die Vögel nicht gegrillt, da sie mir meiner Meinung nach hierfür nicht geeignet erschienen. Es handelte sich um Flügvögel und die haben bekanntlich keine Zeit zum Fleischansetzen!


    Statt dessen habe ich die zerlegten Tiere zuerst angebraten, um wenigstens einen Grundgeschmack zu bekommen, und sie dann schmoren lassen. Das garum und die Brühe müßten jedoch einen einigermaßen akzeptablen Geschmack erbringen und mit der Garnitur auch optisch ihre Wirkung erzielen.


    Mußt Du dem decurio noch Vollzug melden, duplicarius?"



    Sim-Off:

    (*) Guten Appetit!

    "In Ordnung,"


    nickte Cursor,


    "dann wollen wir nur hoffen, daß unsere Schicht ohne weitere Vorkommnisse zu Ende geht.


    Komm` am Ende der Wache bei mir vorbei. Ich habe noch etwas mit Dir zu besprechen,"


    rief Cursor Veratius, der sich wieder auf seinen Posten begab, zu.

    Cursor strahlte.


    "Ich habe nicht nur alles, sondern ich habe mehr als alles.


    Und nun schlage ich vor, wir reiten ins castellum zurück, denn da sind wir sozusagen vor Ort und können uns überlegen, ob wir in die thermae gehen oder uns nach einer kurzen Erfrischung auf unserer Stube dem Tranke widmen.


    Egal, wie das dann ausgeht; eine Liege in der Nähe sollten wir auf alle Fälle in Betracht ziehen!"

    Nur kurze Zeit hatte sich Cursor innerlich mit der Frage beschäftigt, warum er eigentlich zu den equites gegangen war. Mit seinem Vierbeiner war er die wenigste Zeit zusammen. Die meiste Zeit verbrachte er mit irgendwelchen Tätigkeiten auf den eigenen Füßen.


    Aber : Er war miles und Befehl ist Befehl!


    In feldmarschmäßiger Adjustierung trat er an der Porta neben Veratius und meldete sich bei dem duplicarius:


    "Eques Cursor wie befohlen zur Stelle, duplicarius!"


    Cursor grinste hinterhältig.


    "Na ja, so eine Schlinge brauchst Du nur, um diese einem mißliebigem Zeitgenossen möglichst von hinten über den Kopf zu ziehen und dann um den Hals zu legen. Nun mußt Du nur noch genüßlich zuziehen und Dein Gegner ist ausgeschaltet. Natürlich kommt es darauf an, wie fest und wie lange zu zuziehst.


    Übrigens, die Schlinge habe ich selber gemacht. Wirklich nicht schwer!"


    Sim-Off:

    Sollte Schlinge heißen. Man möge den Druckfehler entschuldigen! :D

    Genauso emotionslos wie er gepumpt hatte - und das freiwillig über das Normalmaß hinaus - absolvierte Cursor den Postenlauf.


    Irgendwie - jedoch in einer anderen Zeit - kam ihm eine derartige Übung sehr bekannt vor.


    Eingedenk der Tatsache, daß er eques war und als solcher einerseits mehr auf dem Rücken seines Pferdes und nicht unter, neben oder gar ohne seinen Vierbeiner sein wollte und sollte, andererseits mitunter aber gezwungen sein würde, ohne Incitatus auskommen zu müssen, betätigte sich Cursor an den Übungen, stets darauf bedacht, sich mit "Gegnern" zu messen, deren Stärke er vorab abzuschätzen wußte.


    Nach dreimaligem Postenlauf meldete er sich bei dem duplicarius:


    "Eques Cursor, Postenlauf dreimal durchgeführt, duplicarius!"

    Cursor nickte.


    "Der Händler hat keine Zunge. Vielleicht hat er auch keine Zunge mehr. Aber was geht das uns an?"


    Dann wandte er sich zu dem Händler, der der Unterhaltung der beiden etwas betreten beiwohnte.


    Cursor nahm seine tabula.


    "Ich deute auf ein Gewürz auf der tabula und du zeigst mir das betreffende in deinem Korb, hast du verstanden?"


    Der Händler nickte bestätigend.


    Cursor deutete auf die Aloe, der Händler hielt sie ihm hin ...
    ... auf die Myrrhe, den Safran, die Sennesblätter bis hin zur Angelica ...


    Es war alles da, was angefordert war. Nun ging es ans Bezahlen.


    In seiner offenen Hand hielt Cursor dem Händler ein paar Münzen hin. Der Händler schüttelte den Kopf und bog Cursors ausgestreckte Finger nach innen.


    "Willst du mir damit sagen, daß ich nichts zu bezahlen habe?"


    fragte er den Händler.


    Dieser nickte, zeigte auf seinen Mund und verschloß ihn mit seinem Zeigefinger.


    Cursor dankte dem Händler und verstaute den Inhalt des Korbs in seinem bereitgehaltenen Mantelsack. Dann meinte er zu Veratius:


    "So wie ich den Händler verstanden habe, war der froh, daß wir ihn nicht danach gefragt haben, wie seine Zunge "abhanden" gekommen ist. Und so hat er uns alles geschenkt. Ich habe auch die Preise auf den Schildchen angesehen, aber so teuer wäre das sowieso nicht gewesen.


    Und damit können wir den "offiziellen" Teil unseres Marktbesuchs abhaken. Wollen wir ins castellum zurück und dort noch einen heben oder hast Du einen anderen Vorschlag?"

    Cursor rief Veratius zu:


    "Du meldest mir nur den Vollzug und gehst dann zurück auf Deinen Posten!


    Es dauert sowieso nicht mehr lange und unsere Schicht ist zu Ende. Der nächsten Wache übergeben wir unsere Arrestanten und morgen sehen wir weiter."

    Cursor und Veratius "tummelten" sich im wahrsten Sinne des Wortes in den Kräutern und Gewürzen.


    Währenddessen hatte sie der Händler nicht aus den Augen gelassen. Bisher hatte er kein Wort gesagt.


    Er ging auf Cursor zu, hielt ihm dessen tabula und einen großen Korb entgegen, der bis obenhin mit allem und möglichen gefüllt war.


    "Ist das alles, was auf meiner tabula stand?"


    fragte er.


    Keine Antwort!


    Der Händler deutete auf seinen Mund und öffnete ihn.


    Cursor erkannte sofort, daß bei dem Händler da, wo sonst eine Zunge ist, nichts war.


    "Mensch, Veratius",


    er fing leicht zu stottern an,


    "siehst Du auch, was ich sehe?"

    Zitat

    Original von Lucius Artorius Veratius
    Veratius war eigentlich schon auf dem Sprung die beiden in den Carcer zu bringen, was sich durch die Ankunft des Duplicarius etwas verzögert hatte.



    "Das kann ich erledigen, kommt jemand mit oder soll ich das alleine erledigen?"


    Cursor antwortete Veratius:


    "Bring` die beiden hinter Gitter und nimm` ihnen die Fesseln ab."


    Dann wandte er sich an Verus.


    "Laß` gut sein. Du redest mir nicht drein. Im Gegenteil: Ich bin Dir sogar dankbar. Du hast den beiden gezeigt, was sie unter diesen Umständen an und bei einer Wache zu erwarten haben, vor allem dann, wenn hier equites den Wachdienst verrichten."

    Zitat

    Original von Publius Redivivus Verus


    " Abite !!!"/Weggetreten



    Cursor sah zu Veratius.


    "Bleibt zur zu hoffen, daß wir mit Verus zusammen sind. Dann wollen wir doch mal sehen, inwieweit ich mit diesem ominösen "Verwalter" in dem noch ominsören Gewürzladen Recht hatte!"


    Ohne auf eine Reaktion von Veratius zu warten machte sich Cursor auf den Weg zur seiner Stube, um sich für die Patrouille zu rüsten.

    "Tu` Dir nur keinen Zwang an,"


    grinste Cursor,


    "versuch` ruhig einmal, aber noch sind wir nicht fertig.


    Du müßtest nun einen Becher der entstanden Brühe in ein separates Gefäß gießen. Nimm` am besten den, der bei Veratius steht.


    Dann rührst Du in diese Brühe das Eiweiß, das vom garum übrig ist. Das Eigelb davon benötigen wir später noch. Wenn Du fertig bist, melde Dich wieder!"


    Cursor nahm einen Mörser zur Hand und begann, die Pinienkerne zu zerstampfen.

    Cursor hörte nur mit einem Ohr, was Veratius sagte, so sehr war er damit beschäftigt, zu riechne, zu prüfen, zu befühlen und zu kosten.


    "Wichtig ist, daß ich die Gewürze und Kräuter bekomme, die auf der tabula sind. Deine Idee, zusätzliche Kräuter mitzunehmen, ist nicht von der Hand zu weisen. Vor allem schon deswegen, weil mir der calo versprochen hat, mir noch weitere Rezepturen zu verraten."


    Und schon hielt sich Cursor ein weiteres Kraut vor die Nase.

    Mit gemischten Gefühlen hatte Cursor die Behandlung der "Spätheimkehrer" durch den duplicarius beobachtet.


    Gut, er war von Geburt an mißtrauisch, aber seiner Meinung nach hätte es einer derartigen Maßnahme nicht bedurft. Für eine Aufklärung des Vorfalls war der nächste Tag ohnedies abzuwarten.


    Schließlich waren Veratius und er gerade dabei, den beiden eine ausnüchternde Nachtruhe zu bescheren und beide machten keine Anstalten, sich dagegen zu wehren.


    Aber Wachvorgesetzter war in diesem Fall eben der duplicarius!


    Diesen fragte Cursor, um sich nicht noch eines Wachvergehens schuldig zu machen:


    "Wie sieht es mit den Fesseln aus? Dürfen sie im Carcer abgenommen werden?"

    Zitat

    Original von Publius Redivivus Verus


    "Fertig!!!"


    Cursor kontrollierte die portionierten Vögel in Veratius` Töpfen.


    "Sehr gut, Veratius, nun sieh` zu, daß die Teile nicht anbrennen. Nimm` nötigenfalls die Töpfe etwas vom Feuer."


    Dann wandte er sich an Verus.


    "Und jetzt mußt Du Dein garum über die angebratenen Vögelchen verteilen. Anschließend müssen wir die Töpfe abdecken, damit alles bei kleiner Hitze zugedeckt gemächlich vor sich hinschmoren kann. Wenn Dir ein angenehmer Duft in die Nase steigt, sag` mir Bescheid!"


    Ich werde währenddessen die Milch erwärmen."