"Natürlich reiten wir zurück."
Cursor feixte.
"Und die blöden Vögel müssen unsere armen Pferde tragen, da wir ihnen ihre Fähigkeit selbst ins Lager zu fliegen genommen haben."
"Natürlich reiten wir zurück."
Cursor feixte.
"Und die blöden Vögel müssen unsere armen Pferde tragen, da wir ihnen ihre Fähigkeit selbst ins Lager zu fliegen genommen haben."
Die apotheka hatte auf Cursor vor allem wegen des sich seltsam verhaltenden "Verwalters" keinen vertrauenserweckenden Eindruck gemacht.
So nutzte er die Zeit des Wartens auf Verus und Veratius, um sich ein wenig auf dem Markt umzusehen.
Bestimmt gab es auch noch andere Läden, in denen er endlich seine Kräuter bekam.
Cursor sputete sich. Er wollte seine Kameraden, die nur wegen ihm mit auf den Markt gegangen waren, keinesfalls warten lassen.
Cursor mischte sich wieder ein.
"Und wer sagt denn, daß ausgerechnet wir die Viecher entfedern sollen? Es sind auch noch andere da, die das machen können.
Wir haben sie schließlich erlegt und zwar unter erschwerten Bedingungen."
Auf dem Weg zu seiner ersten Kontrolle rekapitulierte der neue tesserarius noch einmal all das, was er über den Wachdienst wußte ...
Der Wachdienst ist besonders verantwortungsvoller Dienst. Nur zuverlässige milites sollen mit diesem Dienst betraut werden.
Es kann jedoch angeordnet werden, daß milites, die ihre Pflicht nicht befriedigend erfüllen, vermehrt zum Wachdienst herangezogen werden, um sie zur Ordnung, Pflichterfüllung und zum Verantwortungsbewußtsein zu erziehen.
Der Wachdienst schützt militärische Bereiche gegen unberechtigten Zugang und dient damit zugleich dem Schutz vor Spionage.
Die Aufgaben eines Postens verlangen
- ständige Aufmerksamkeit und Einsatzbereitschaft,
- unverzügliches Handeln bei Wahrnehmungen verdächtiger Art,
- selbständige und nachdrückliche, dabei verantwortungsbewußte An-
wendung der übertragenen Befugnisse.
... und so machte sich Cursor auf den Weg, die Posten an der porta praetoria zu kontrollieren.
Irgendetwas gefiel Cursor an seinem Gegenüber, der sich als Verwalter der apotheka bezeichnete, nicht.
Irgendetwas riet ihm zur Vorsicht.
Nicht nur die Luft war stickig ...
Er hielt es für besser, seine Kräuter und Gewürze anderenorts zu erwerben.
"Ich danke dir für deine Auskunft und wünsche noch einen guten Tag!"
Cursor verließ die apotheka. Was scherte ihn, ob ihn der "Verwalter" verstanden hatte oder nicht.
Lange dürfte es nicht dauern, bis Verus und Veratius nachkamen.
Mit gespielter Unterwürfigkeit sah Cursor Verus.
"Einen kleinen Moment, wenn es gestattet ist.
Ehre wem Ehre gebührt! Die Ausführung des Befehls unseres decurios obliegt dem Ranghöchsten. Und der ist von uns dreien nun mal Verus. Wir gäben bestimmt ein schlechtes Bild ab, wenn ein eques meldet, wo doch ein duplicarius anwesend ist.
Folglich bleibt unserem Verus nichts anders übrig als dem decurio die Erfolgsmeldung zu überbringen. Den unteren Dienstgraden bleibt das Federnzupfen."
Er drehte sich zu Veratius um.
"Wie siehst Du das?"
Cursor lachte.
"Sieh` einmal unseren Veratius an! Erlegt so mir nichts dir nichts das Vögelchen und muß sich erst einmal darum bitten lassen. Und dann dieses Prachtexemplar!
Wie dem auch sei: Ich bin der Meinung, daß wir genug geschossen haben und uns auf den Heimweg machen können. Das Boot müssen wir auch noch zurückgeben.
Aber wißt Ihr, was mir gerade so durch den Kopf gegangen ist: Was machen wir, wenn irgendeiner auf die Idee kommt, daß wir die Vögel zubereiten müssen? Wenn sich irgendeiner daran erinnert, wie wir seinerzeit für dieses Hippodingsda das "Begleitkommando" stellten und nebenbei kochten? Wißt Ihr z.B., wie man diese Vögel fachgerecht ihrer Federn entledigt?"
Cursor sah den ihn gegenüberstehenden lateinisch radebrechenden Ladeninhaber, Händler, Gehilfen oder was er sonst sein konnte an.
Er sprach langsam, sodaß der ihn verstehen mußte.
"Ich benötige einige spezielle Kräuter und Gewürze. Ich habe sie auf einer tabula aufgeschrieben. Kannst du sie mir zusammensuchen oder kannst du mir sagen, an wen ich mich wenden kann?
Übrigens, welche Funktion hast du hier?"
Selbstverständlich Latein
Und so sah Cursors Wacheinteilung aus.
Wacheinteilung für a d V ID IAN
linker Eckturm > equ C. Iulius Seneca, C. Iulius Longus
mittlerer Turm > equ M. Antonius Crispus, C. Cerficius Fuscus
porta praetoria > equ L. Sextilius Germanus, C. Aemilius Valens
> equ C. Domitius Equitanus, T. Octavius Constantius
mittlerer Turm > equ C. Hadrianus Caecus, T. Flavius Alienus
rechter Eckturm > equ A. Probus Munatianus, D. Lupus Romanus
1. Wache > 12. Tagesstunde - 03. Nachtstunde
2. Wache > 03. Nachtstunde - 06. Nachtstunde
3. Wache > 06. Nachtstunde - 09. Nachtstunde
4. Wache >09. Nachtstunde - 12. Nachtstunde
Verteiler:
1. decurio Gaius Tiberius Rufinus
2. duplicarius Publius Redivivus Verus
3. je Posten 1 x
4. Entwurf
Titus Decimus Cursor
tesserarius
Mit der Wacheinteilung in der Hand machte sich Cursor auf den Weg zum decurio.
Er klopfte kurz an die Tür und betrat nach einem Hereindie Stube des decurio.
Er grüßte militärisch und meldete.
"Wie befohlen, die Wacheinteilung für heute decurio,"
und reichte seinem Vorgesetzten die tabula.
Auch Cursor sah die fetten Vögel auf dem Wasser.
"Los, Veratius, so schieß doch! Wenn die auf uns aufmerksam werden, sind sie fort!""
ermunterte er den Kameraden.
ZitatOriginal von Leonidas Philotantos
"Was macht ihr hier?"
Ohne den ihn griechisch ansprechenden Fragesteller, dem der Schlaf noch in den Augen stand, zu verstehen entgegnete Cursor:
"Entschuldige, wenn ich dich störe. Die Tür zu diesem Laden stand offen, somit war unser Eintritt nicht verwehrt.
Ich benötige einige spezielle Kräuter und Gewürze. Kann ich die hier kaufen oder ist in diesem Laden ein Kauf nur Händlern vorbehalten?"
Erwartungsvoll sah Cursor sein Gegenüber an.
Hatte der ihn verstanden? Oder wollte er ih nicht verstehen?
Cursor sah sich um.
Nirgends war jemand zu finden, den er hätte fragen können.
So langsam lief die Zeit davon.
"Ich geh` mal los, vielleicht ist da hinten einer, der uns weiterhilft. Wir wollen doch hier nicht versauern!"
Er wandte sich an Veratius.
"Sag` bitte Verus Bescheid; ich bin da hinten."
ZitatOriginal von Gaius Tiberius Rufinus
" Tesserarius, heute habe wir Wachdienst auf dem Vallum, also brauchen wir einen entsprechenden Dienstplan. Ich werde die erste und letzte Wachschicht übernehmen. Das Vallum und die Türme müssen auf der Südseite von uns besetzt werde. Andere Einheiten übernehmen die anderen Seiten. "
Cursor sah auf. Vorsichtig setzte er an:
"Du sagtest, daß an jedem Ort mindestens 2 Wachsoldaten zu positionieren seien. Mit wem soll ich Dich zur Wache einteilen und an welchem Ort, decurio?"
"Ich finde,"
stellte Cursor fest,
"daß wir genug geschossen haben. Es soll ja nicht für die gesamte legio sein!
Aber meiner Meinung nach solllte Veratius auch so ein Vögelchen schießen, sozusagen ehrenhalber."
Gönnerhaft hielt er Veratius Pfeil und Bogen hin.
"Dann rudere ich, auf eine Blase mehr oder weniger kommt es auch nicht mehr an, und Verus soll steuern."
"Du hast recht,"
meinte Cursor,
"bei den vielen Gewürzen und Kräutern steht ein unkundiger Suchender wirklich auf verlorenem Posten.
Hast Du jemanden gesehen, der uns helfen könnte? Ich wurde zwar beobachtet, aber nun sehe ich niemanden mehr."
ZitatOriginal von Gaius Tiberius Rufinus
" So... sind alle Fragen beantwortet, oder gibt es noch welche ? "
Cursor hatte noch einigen Fragen, die sich aber, wie er meinte, vielleicht in der Praxis von selbst erledigen würden.
Zudem wollte er dem decurio nicht länger mit weiteren Fragen lästig werden und antwortete:
"Alle Fragen sind beantwortet. Sollten sich noch weitere ergeben, bitte ich, mich an Dich wenden zu dürfen, decurio."
ZitatOriginal von Lucius Artorius Veratius
"Hast du bitte auch einen Schluck für mich Cursor?"
Cursor langte nach seiner Amphore und füllte Veratius`Becher.
"Laß`es Dir schmecken, wir haben genug davon."
Belustigt sah er Verus und dem optio zu, wie sie sich mit dem Würfeln abmühten.
Er hatte alles --- nur keine Lust auf ein Wettsaufen mit Wasser.
"Sollen sich die Würfler das Wasser teilen, wir tun das Gleiche mit dem Wein!"
Sprach`s und schenkte sich und seinem Kameraden noch einmal ein.
Schon von weitem konnte man es riechen. Die Gewürze und was man sonst noch zu ihnen rechnete ließen sich nicht verleugnen.
Für Cursor gab es kein Halten mehr. Ehe sich Verus und Veratius versahen, war er schon im Laden verschwunden.
Er sah sich um. Nun wurde es schwierig. Jetzt kam ihm erst einmal zum Bewußtsein, daß er von den Gewürzen und Kräutern, die er benötigte, gerademal die Myrrhe kannte.
Es störte ihn nicht, daß er während seiner Suche beobachtet wurde.
... und Cursor sah sich um und dazu nahm er sich Zeit.
"Das ist eine gute Frage",
meinte Cursor,
"aber meiner Meinung nach schießen wir noch ein paar von diesen Biestern. Wir müssen daran denken, daß der Kahn nicht überladen wird. Da, faß` mal an, was der für ein Gewicht hat.
So, und jetzt werde ich mein Glück versuchen. Verus, nimm` meinen Platz ein, vorsichtig weiterrudern, da vorne schwimmt einer."
Schnell wurden die Plätze getauscht, Cursor legte den Pfeil ein, spannte den Bogen, ein kurzes Zischen ... und der Pfeil hatte das Ziel nicht verfehlt.
"Das war Nummer zwei,"
kommentierte Cursor.