Beiträge von Titus Decimus Cursor

    Cursor war allem mit gemischten Gefühlen gefolgt.


    "Es ist noch schlimmer!"


    er sah zu Verus,


    "der Kerl wird nicht nur unheimlich, der wird lästig, und das ist es, wie ich meine, nicht wert, daß wir hier unsere Zeit damit verplempern, uns seine Geschichten und Ausbrüche welcher Art auch immer anzuhören und anzusehen.


    Sollte er Dir irgendwie freundschaftlich verbunden sein, gut, sei`s drum, dann lassen wir uns etwas einfallen, wenn nicht, was geht uns die Angelegenheit an?


    Wir kamen hierher, um in unserer freien Zeit Wein zu verkosten und auch zu kaufen.


    Soll der sehen wie er zurechtkommt!"



    Suchen wir uns einen anderen Weinhändler. Was meinst Du?"


    Cursor stand auf und wandte sich zum Gehen.

    "Das läuft einem ja wie Öl hinunter!"


    Die Stabsköche des Sonderkommandos strahlten.


    "Wir haben uns ja auch redlich bemüht. Daß es allen Unkenrufen zum Trotz doch so eine leckere Mahlzeit samt Beilagen geworden ist, ist nur der Tatsache zu verdanken, daß Verus und ich sowohl beim Einkauf als auch dann bei der Zubereitung prächtig zusammenwirkten. So ein gutes Ergebis hatten wir selbst nicht erwartet."


    Cursor schnitt sich und Veratius noch ein Stück Ferkelchen ab.

    "Und ob der da ist!"


    behauptete Cursor steif und fest.


    "Sieh` Dir doch mal die linke Hinterhand von Incitatus an. Die ist von oben bis unten naß. Meinst Du vielleicht, der hat sich vollgepinkelt oder ein anderer hat ihn angepißt? Ich laß`mich doch nicht für blöd verkaufen. Ich will und ich muß wissen, was hier gespielt wird!


    Sei so gut und bewache die Tür. Ich gehe jetzt los und ich finde den Burschen. Verlaß` Dich drauf!"


    Cursor drehte sich um und machte sich auf die Suche nach dem calo.

    Während der Antrittsrede des neugebackenen decurios machte sich Cursor seine Gedanken.


    Ein duplicarius im Minus , ein decurio im Plus, somit zumindest eine freie Planstelle eines duplicarius.


    Beruhigt nahm Cursor die Worte des neuen decurios zur Kenntnis, daß dieser wußte, was seine Männer, also auch er, Verus und Veratius zu leisten imstande waren.


    Vor allem hoffte er, den neuen decurio niemals an seine Worte erinnern zu müssen, daß dieser von ihnen in Zukunft nichts abverlangen werde, was er selbst bereit oder in der Lage sei zu tun.


    So schloß sich Cursor den anderen equites an und versuchte noch lauter als die anderen zu rufen:


    "ROMA VICTRIX. VIVAT IMPERATOR. VIVAT NOSTER DECVRIO NOVVS."

    "Siehste",


    feixte Cursor.


    "Wie heißt es doch so schön: Quod erat demonstrandum. Und was haben wir bewiesen? Deine etwas angekohlten und vielleicht eine andere Farbe präsentierenden cucurbitas hatten nicht den geringsten Einfluß auf unser Essen. Wichtig waren die Beilagen zur Beilage. Und das haben wir - ich weiß schon: Eigenlob stinkt! - wunderbar hingekriegt.


    Wenn schon der duplicarius, der bestimmt Essen anderer Art gewöhnt ist, nichts mehr sagt und sichtlich zufrieden speist, dann müssen die Ferkel und die Beilagen in Ordnung sein.


    Aber das ist nicht mehr so wichtig. Wichtig ist, daß wir die Hälfte des Rückwegs hinter uns haben. Noch einmal soviel und wir sind im castellum. Und dann holen wir unsere Feier nach, du weißt schon."


    Cursor sah Verus vielsagend an.

    Cursor war dem Intermezzo zwischen Verus und Calvus gefolgt.


    Was wollte Calvus? War er high oder tat er nur so, um einem eventuellen Geschäft die nötige "Würze" zu geben?


    Nicht gerade begeistert meinte er zu Verus:


    "So mit der Zeit wird mir der Knabe unheimlich. Was meinst Du, sollen wir ihn erst einmal mores lehren?"

    Es lag ein so köstlicher Duft in der Luft, der selbst einen Nichthungrigen in jenen psychischen Zustand versetzen mußte, der sich durch das lustvoll geprägte Verlangen, etwas Bestimmtes zu essen, auszeichnet.


    Cursor nahm vor dem duplicarius Haltung an und meldete:


    "Das Essen ist fertig. Es gibt cucurbitas more Alexandrino. Verus und ich habe uns nach Kräften bemüht, eine Mahlzeit zuzubereiten, die nicht nur sättigen, sondern obendrein auch noch schmecken wird.


    Du bist der "Hausherr", duplicarius, es liegt nun bei Dir, den Einsatzbefehl zur Einnahme der Verpflegung zu geben."

    Cursor hatte die linke Hinterhand von Incitatus in Augenschein genommen.


    Sie war von oben bis zur Fessel naß und die Schwellung war wie weggeblasen!


    Ungläubig sah er zu Verus.


    "Das ist äußerst merkwürdig. Auf dem Rückmarsch war diese Schwellung noch da, zwar nicht mehr so groß wie auf dem Hinmarsch, aber sie war noch da. Und jetzt? Weg, einfach weg!


    Hast Du zufällig den Stallburschen gesehen? Der muß mir jetzt Rede und Antwort stehen!"


    Cursor sah sich in den Stallungen um. Irgendetwas sagte ihm, daß sich dieser calo versteckt hatte, als er die beiden equites kommen sah.

    Innerlich mußte Cursor grinsen.


    Entweder war dieser Calvus ein guter Schauspieler oder aber er war wirklich so krank, wie er es darstellte.


    "Wieso sollten dich die Sklaven vergiften wollen? Bist du vielleicht als Sklavenschinder bekannt? So siehst du aber nicht aus.


    Und außerdem, was willst du denn, so eine Trepanation wurde bereits bei den alten Ägyptern durchgeführt, und das nachweislich mit Erfolg.


    Im übrigen, Du hast doch bestimmt ein ganz schönes Sümmchen Geld auf der Seite. Wenn nicht, dann wärst du der erste Weinhändler, der kein Geld hätte!


    Wo ist dann das Problem? Also: Kauf`dir erst einmal deine Medizin, laß` dich von deiner Sklavin verwöhnen und wenn das nichts hilft, dann bleibt immer noch deine Trepanation.


    Aber so unter uns, was hast du denn für eine Krankheit?"


    Aus dem Mundwinkel flüsterte Cursor Verus zu:


    "Wenn Du mich fragst, der simuliert!"

    Als erster traf Cursor auf der Stube des Triumvirats ein.


    Er verstaute seine drei Amphoren und machte sich umgehend auf den Weg zu den Stallungen, um den Befehl es duplicarius auszuführen.


    Vor der Unterkunft traf er noch Veratius an.


    "Ich muß noch schnell zu Incitatus, bin gleich wieder da. Alles weitere später."


    Bevor Veratius noch weiter fragen konnte, war Cursor schon verschwunden.

    "Reg` Dich mal wieder ab!"


    beruhigte Cursor seinen Mitkoch,


    "Erstens wollte ich Dich nicht beleidigen - warum auch? - und zweitens sehen die cucurbitas zwar mehr braun als grün aus, was aber deren Geschmack nichts anhaben dürfte.


    Und außerdem klappt doch alles wunderbar. Du wirst mal sehen, wie gut Dein liquamen ist.


    Nun aber zum Endspurt: Reich` doch bitte mal die Pfanne mit den cucurbitas her. Erst einmal Dein köstliches liquamen drüber, dann meine gestampften Zutaten aus dem Mörser darauf, noch einen Schuß defrutum und zum Schluß lassen wir das ganze noch einmal aufkochen.


    Der Vollständigkeit halber werde ich dem duplicarius Meldung machen, daß die Verpflegungszubereitung ordnungsgemäß abgeschlossen wurdem, und der kann dann den Befehl zur gemeinsamen Essenseinnahme geben."

    Cursor war erleichtert, daß die unerwartete Meldung beim duplicarius einen derartig guten Ausklang fand.


    Er nahm die 3 Amphoren, nahm Haltung an,


    "Eques Cursor dankt für den Wein und meldet sich ab, duplicarius",


    machte kehrt und strebte seiner Stube zu, um die Amphoren erst einmal sachgerecht zu verstauen.


    Was den morgigen, freien Tag betraf wollte er mit Verus und Veratius anschließen klären.

    Zitat

    Original von Publius Redivivus Verus
    "He Cursor, hab schier die cucurbitas verbraten. Was soll ich nun tun? "


    Nicht gerade freundlich sah Cursor Verus an.


    "Meine Herren, Verus, das, was Du da treibst, grenzt ja fast an Sabotage. Ich bemühe mich, die Truppe mit meinen, wenn auch geringen, Kochkünsten am Leben zu erhalten und was machst Du?"


    Aber Cursor war anzusehen, daß er es nicht ernst meinte.


    "Retten wir, was noch zu retten ist! Wirf Deine angebratenen cucurbitas ins Wasser und schwenke sie gut durch. Dann laß` sie abtropfen, bestreue sie mit Salz und lege sie eine Pfanne.


    In der Zwischenzeit werde ich im Mörser Pfeffer, Kümmel, Koriandersamen, frische Minze, Laserwurzel und Pinienkerne stampfen.


    Dann könntetst Du noch schnell das liquamen vorbereiten: Bereite Salzlacke in einer Stärke, daß ein rohes Ei darauf schwimmt. Dann die Sardellen hinein, dazu ein wenig Origanum, hier hab` ich noch ein wenig übrig, und koche alles, bis die Flüssigkeit eingekocht ist. Noch ein wenig defrutum, da vorne steht es, abkühlen lassen --- und fertig ist die Laube!


    Wenn etwas unklar ist, frage schnell, die Zeit drängt, denn die Ferkel warten darauf, von uns gegessen zu werden und ich muß noch die cucurbitas fertig machen!"

    Zitat

    Original von Lucius Artorius Veratius
    "Na dann werden wir uns wohl mal auf den Weg zum Duplicarius machen oder was meint ihr?"


    Etwas ungehalten fuhr Cursor Veratius an.


    "Frag` nicht so viel, vor allem nicht in Anwesenheit Dritter!
    Wir sind Soldaten, wir haben einen Befehl und wir haben diesen auszuführen. Wozu also überflüssige Fragen?


    Der duplicarius hat gerufen --- wir kommen! Beeil` Dich, schnellste Gangart!"


    ... und schon machte Cursor seinem Namen alle Ehre ...

    Cursor war es nicht anders ergangen. Auch ihm lief der Schweiß im wahrsten Sinne von oben nach unten.


    "In Ordnung. Wir stellen unsere Tätigkeiten beim Feuer ein und kühlen uns ein wenig ab. Unsere Arbeiten waren zwar nicht schwer, dafür aber schweißtreibend.


    Wenn Du Dich darum kümmerst, daß zwei andere die Ferkel noch ein wenig etwas höher gehängt an der Luft drehen, denn das Übergießen ist nicht mehr nötig. Könntest Du dann, während ich mir die weiteren Zutaten zusammensuche, die cucurbitas erst eimal abkochen?"

    Cursor hatte bemerkt wie sich Verus "verschluckte" und klopfte ihm auf den Rücken.


    "Langsam, nicht so schnell, denk`daran, Du bist ein Kenner für cervisia. Mach` langsam mit dem Wein. Kaue ihn richtig durch, bevor Du ihn durch die Kehle schickst."


    Dann sah er den Weinhändler an und sagte in gefährlich leisem Ton:


    "Hör`gut zu, ehrenwerter Calvus, was ich dir sage. Mein Freund und ich sind zu dir in friedfertiger und freundschaftlicher Absicht gekommen. Du wurdest uns wegen deiner guten Weine empfohlen. Wir wollen Wein kaufen und den vorher probieren, nicht mehr und nicht weniger, das verstehst du doch?


    Du spielst den wilden Mann, nur weil ich es wage, dich nach ägyptischen Weinen zu fragen, du fährst fast aus deiner Haut, weil wir deine Sklavin ansehen. Was das betrifft, dann verstecke sie in deinem Keller oder sonst wo und serviere uns deine Weine persönlich. Du bedeckst uns mit Möchte-gern-Flüchen, nur weil sich mein Freund beim Kosten verschluckte.


    Zählt man das alles zusammen, so kann ich dir nur bestätigen, daß deine Kundenfeindlichkeit erhebend ist. Aber ganz bestimmt gibt es auf dem Markt auch Weinhändler, die einen Kunden zu schätzen wissen."
    Dann wandte sich Cursor Verus zu.


    "Ist der immer so oder hat er heute schlechte Laune? Auf jeden Fall haben wir es nicht nötig, uns diese Art gefallen zu lassen. Da muß ja der Wein sauer werden!"

    Zitat

    Original von Publius Redivivus Verus
    "Du Cursor, meinst du nicht, dass die Ferkel langsam genug durch sind? Die braune Kruste sieht ziemlich verlockend aus findest du nicht?


    Übrigens gibt es noch eine Beilage? Wäre etwas eintönig nur Fleisch nicht? "


    Cursor unterbrach das Begießen der würzig duftenden Ferkel.


    "Laß` Dir noch ein wenig Zeit. Die Ferkelchen brauchen noch etwas, denn wenn Spanferkel, dann, Du erinnerst Dich, nach alter Väter Sitte und das heißt, so knackig und knusprig wie nur möglich.


    Mann, die Beilage, an die habe ich noch gar nicht gedacht. Aber das macht nichts. Die haben wir gleich. Was hältst Du von cucurbitas more Alexandrino (*)? Allerdings müßtest Du mir zur Hand gehen. Hast Du noch Lust oder ist das Drehen der Ferkel zu anstrengend gewesen?"



    Sim-Off:

    (*) Zucchini auf alexandrinische Art

    "Na ja,"


    frotzelte Cursor,


    "wenn sie für dich, ehrenwerter Calvus, schon wie eine Tochter ist, dann ..."


    ... und wieder war es die gute Erziehung, die Cursor genossen hatte, die ihn daran hinderte, weiterzusprechen.


    "Aber sei versichert, wir sind nicht wegen deiner Sklavin, Dienerin, Tochter oder wie du dieses elfengleichen Wesen sonst noch nennen magst, da, wir sind wegen deiner Weine gekommen, deren Güte viel gerühmt wird.


    Hast du in deinem Angebot auch ägyptische Weine?"

    Dieser Fettwanst und dieses süße Mädchen!


    Zu weiteren Gedanken reichte es nicht. Cursors Blick blieb an der lieblichen Gestalt haften. Diese grazilen Bewegungen! Dieser Duft, der von ihr ausging!


    Ganz nebenbei registrierte Cursor die kurze Abhandlung des Weinhändlers.


    Er nahm den gefüllten Becher zur Hand, nahm einen Schluck und kaute ihn langsam mit Bedacht durch.


    "Wirklich ein sehr guter Tropfen, Calvus",


    lobte der den Weinhändler.


    "Du sagst, der Wein käme aus dem Osten. In den gängien römischen Weinen bin ich ein wenig bewandert, aber aus dem Osten? Woher ist den dieser?"

    Mit einer unverkennbaren Sorgfalt übergoß Cursor die beiden Ferkel mit der cervisia. Er wollte sichergehen, daß die sich langsam erhärtende Haut von vorne bis hinten und rundherum eine einzige Kruste bildete. Und da war es nicht damit abgetan, die Ferkel einfach nur mit der cervisia zu bespritzen.


    Cursor sah kurz auf.


    "Veratius? Den habe ich länger nicht gesehen. Aber ich habe mitbekommen, daß er Zelte aufbauen soll. Und als Fachmann in dieser Tätigkeit haben wir ihn doch schon bei Menuthis erlebt."


    Dann wendete er sich wieder den Ferkeln zu.