Beiträge von Quintus Duccius Eburnus

    Quintus hatte sich mittlerweile doch noch umgezogen und trug nun germanische Kleidung. Den Dolch, den er einst von einem guten Freund geschenkt bekommen hatte, trug er am Gürtel. Seine Phalera hatte er sich an einem langen Lederband um den Hals gehängt, so dass sie nun wie ein Amulett vor seiner Brust baumelte.
    Der Moment, da das Brautpaar in den Ritualkreis trat, war sehr feierlich, und als Elfleda um Aufnahme in die Sippe des Wolfrik bat, war es an Quintus, ihr zu antworten.


    Elfleda, do bess dem Sarwolf sing Doochter vun dem Vilmar singem Stamm. Do bess he für uns jetrodde un frochs, ob mer dir dä Lando, dem Landulf singe Sonn, zom Ehemann jevve. Do kann uns doför aanluure, dat mer dir dä Lando jevve, wann do doför ding Sippschaf met önsre Sippschaf verbinge däs. Wann ihr üsch verbinge dät, donn unsere Sippschaffe sisch och verbinge un mer werde all e jrooß Famillisch sinn. De Jötter möje üsch sähne un üsch vill Puute jevve, als datt uns jrooß Famillisch noh jrößer weed. Denn et es de Nator vun enem Mann un dem sing Frauminsch, datt he un sü esu drieve als wie dat de Bäum un de Blömcher donn. Un esu, mit dr Sähe vun de Jötter un vun dr Nator, häste och dr Sähe vun uns un mer jevve dir dä Lando zo dingem Ehemann.


    Als Ubier hatte Quintus die Worte natürlich auf Ubisch gesprochen. Dies war die zweite Hochzeit auf der er in seinem Leben war, und er hatte versucht, sich an die Worte zu erinnern, die der Vater des Mannes seiner Schwester bei deren Hochzeit gesprochen hatte. Er konnte nur hoffen, dass die Brautleute und auch die mattiakische Sippe damit zufrieden waren...



    [SIZE=7]EDIT: Auf den vielfachen Wunsch einer einzelnen Person hier die Übersetzung ;P
    Elfleda, du bist des Sarwolfs Tochter aus dem Stamm des Vilmar. Du bist hier vor uns getreten und fragst, ob wir dir Lando, Landulfs Sohn, zum Ehemann geben. Sei versichert, dass wir dir Lando geben, wenn du dafür deine Sippe mit unserer verbindest. Wenn ihr euch verbindet, werden unsere Sippen dies auch tun und wir alle werden eine große Familie sein. Die Götter mögen euch segnen und euch viele Kinder schenken, auf dass unsere Familie noch größer werde. Denn es ist die Natur eines Mannes und seiner Frau, dass er und sie austreiben wie es die Bäume und Blumen tun. Und so, mit dem Segen der Götter und der Natur, hast du auch unseren Segen und wir geben dir Lando zum Ehemann.[/SIZE]

    Quintus hatte seine Rüstung aufpoliert und angelegt. Die Phalera blinkte in der Sonne, als er aus der Küche in den Garten trat und nicht weit von sich entfernt Loki entdeckte, der mit einer gut aussehenden jungen Frau und ein jungen Mann zusammenstand. Der Mann kam ihm irgendwie bekannt vor, doch er wusste nicht, wo er ihn hinstecken sollte.
    Leise schlich sich der Duccier an seinen Vetter und dessen Begleiter heran, setzte seine offizielle Miene auf und sagte donnernd praetorianisch:


    Tiberius Duccius Lando! Im Namen des Imperator Augustus, du bist...


    Er macht eine Kunstpause, um dem Bräutigam Zeit zum Umdrehen zu geben, ehe er zwinkernd und lachend hinzufügte:


    ...der wahrscheinlich glücklichste Duccier am heutigen Tag.

    Nach einem Spießrutenlauf durch die Casa war Quintus endlich in seinem guten alten Zimmer angekommen und verstaute als erstes seine Ausrüstung. Dann sah er seine Kleidung durch und stellte entsetzt fest, dass er keine zu einer Hochzeit passende Gewandung hatte. An alles hatte er gedacht, hatte sogar noch Geschenke besorgt, nur neue Kleidung hatte er nicht mehr gekauft. Da war nur die neue schwarze Tunika... Verdammt, hätte er doch nur daran gedacht, seine Toga einzupacken. Aber die lag in Rom in seinem Contubernium.
    Er sah sich um. Das Beste, was er hatte war seine Rüstung, seine Uniform. Nun, hier auf der Feier konnte er wohl auf die Waffen und den Helm verzichten.
    Schnell streifte er die saubere, schwarze Tunika über und gürtete sie. Dann nahm er sich seine Rüstung und die Geschenke und machte sich in die Küche auf, wo er nach Fett zum polieren suchen wollte, Marga hatte bestimmt etwas für ihn.

    Quintus musste lachen. Auch er hatte die Episode in Rom nicht vergessen, als Eila seinem Präfekten ein Buch an den Kopf geworfen hatte. Glücklicherweise war dieser "Ausrutscher" ohne Folgen geblieben.


    Heilsa Silko, ich hoffe, du passt hier auch gut auf. Nicht, dass am Ende noch jemand den Bräutigam klaut oder sich dieser klammheimlich absetzt.


    Er kannte seinen Vetter und schätzte ihn genau so ein.


    Was ist denn mit deinem Bein passiert?

    Zitat

    Original von Silko
    Silko hatte seine Rüstung angelegt, aber er hatte sich trortdem natürlich auch ein wenig herausgeputzt. Allerdings war es nicht seine Aufgabe sich hier zu vergnügen, sondern für die Sicherheit zu sorgen. So stand er neben dem Gartentor und schaute gant genau wer das alles hereinkam. Einmal hatte er kurz gestockt, sich dann allerdings gefreut, denn der junge Mann den er auf den ersten Blick nicht erkannt hatte, war der junge Ragin, der aus Alexandria nach Hause zurückgekehrt war. Er war deutlich gewachsen und maskuliner geworden, wenn er auch immernoch ungefähr so breit wie ein Schilfrohr war. So schenkte er ihm ein freudiges Lächeln, sprach aber nicht weiter mit ihm sondern konzentrierte sich wieder darauf, dass niemand zur Feier hineinkam, der dort nichts zu suchen hatte.


    Ein großer schwarzer Mann in der Uniforn eines Vigils stand neben der Gartenpforte der duccischen Casa und beäugte die Umgebung. Natürlich musste Quintus ihm längst aufgefallen sein: ein großer Mann in schwarzer Uniform, der ein rotbraunes Pferd die Straße entlang führte. Der Duccier grinste, dieser schwarze Hüne konnte doch eigentlich nur Silko sein. Ein ganz schöner Aufstieg, den der Leibwächter da hingelegt hatte.
    Hinter ihm war Fuhon mittlerweile leidlich nervös, roch er doch den heimischen Stall, in dem er immer so dermaßen gut versorgt worden war.


    Als der Praetorianer hernagekommen war, sprach er den Nubier an.


    Heda, ist dies das Haus des Tiberius Duccius Lando?

    Quintus konnte spüren, dass der Soldat am Tor entweder eine negative Meinung von ihm oder eine negative Meinung über die Praetorianer hatte. Das stand jedem frei, und solange er nicht angegriffen wurde, verbal oder körperlich, konnte er auch nichts dagegen tun.
    Gleichzeitig hatte der Duccier das Gefühl diesen Mann schon einmal gesehen zu haben. Das konnte durchaus sein, bedachte man, dass Quintus früher ein Reiter der Ala gewesen war, die ja nur ein paar Stunden weiter in Confluentes stationiert war.
    Als er die Erlaubnis zu passieren erhielt, nickte der Germane.


    Hab Dank und noch einen angenehmen und ruhigen restlichen Wachdienst.

    Quintus führte sein treues Pferd Fuhon zum Tor der Castra hinaus. Das Gepäck, das an dem Fuchs befestigt war, deutete auf eine längere Reise hin. Die beiden schritten an den Wachen vorbei und der Duccier hob seine Hand zum Gruß, dann schlug er die Richtung ein, die ihn zum nächsten Tor führen würde. Erst jenseits der Grenzen der Urbs Aeterna würde er seine Waffen aus dem Gepäck holen und anlegen. Allein die Hasta, die noch aus seinen Tagen bei der Ala Numidia stammte, war mehr oder weniger offen am Pferd befestigt.
    Es beruhigte Quintus, seine gesamte Ausrüstung bei sich zu wissen – der Weg nach Germania war lang und gefährlich...

    Da war es, das Donnerwetter. Quintus hatte nichts anderes erwartet. Also kein schneller Ritt nach Mogontiacum. Betrübt ließ er den Kopf hängen...


    Jawohl, Herr, sagte er kleinlaut. Ich werde alle Schreibarbeiten erledigen, ehe ich abreise.


    Ehe er abreiste? Moment, hatte er die Bewilligung erhalten? Verdutzt blickte der Duccier auf und sah den Centurio an. In seinem Kopf spulte er die letzten Worte des Offiziers noch einmal ab. Dann war das As gefallen.


    Danke, Herr. Und ich werde mit Sicherheit alles erledigen, ehe ich abreise.


    Sofort begab er sich wieder an die Arbeit...

    Sie saßen wieder einmal bei der Arbeit, als Quintus die Gelegenheit günstig wähnte. Schließlich wurde die Zeit langsam knapp und die Reise würde einige Tage in Anspruch nehmen.


    Verzeih, Herr, aber ich würde gerne einen längeren Sonderurlaub erbitten. Mein Bruder und mein Vetter heiraten demnächst und ich wurde zu beiden Hochzeiten eingeladen. Problematischerweise leben die beiden in meiner Heimat Germania, so dass ich wahrscheinlich eine gewisse Zeit unterwegs wäre.


    Innerlich wappnete sich der Duccier schon für eine Absage, aber hoffen konnte man ja mal...

    Du meinst, dass jemand aus dem Stab sich hier einfach Zutritt verschafft, um unsere Bücher zu prüfen? Aber das macht doch eigentlich keinen Sinn, der Princeps könnte die Tabulae doch jederzeit kurzfristig anfordern.


    Während dessen ging der Duccier Fach für Fach durch und wurde schließlich doch noch fündig. Bei einem Fach voller Papyrii stockte er und wandte sich unvermittelt zum Centurio um.


    Hier, Herr, die Auflistung der Milites der Centurie und ihrer ursprünglichen Einheiten fehlt. Es handelt sich allerdings eigentlich nur um eine Abschrift des Papyrus, das ohnehin im Original in der Principia liegt. Was sollte jemand denn damit wollen?

    Quintus nickte und lächelte. Hatte sein Bruder "das Weichei" doch endlich einmal schätzenswerte Züge.


    Schon zu Landos Hochzeit, ja... Nun, Herr, auch ich würde natürlich sehr gerne den Feierlichkeiten in meiner Familie beiwohnen, allein das Verschwinden des Präfekten wird dies wohl verhindern. Keiner der höheren Offiziere hat im Moment die Zeit, sich um das Urlaubsersuchen eines einfachen Soldaten und Schreibers zu kümmern.


    Der Duccier sah zu den Rosen herüber und druckste ein wenig herum. Es war ihm eigentlich nicht recht, dieses Problem nicht allein lösen zu können und seinen Patron damit behelligen zu müssen.


    Gibt es vielleicht eine Möglichkeit, dass du, Herr, deinen Einfluss geltend machen kannst? Selbstverständlich nur, wenn auch du reist. Ich dachte, da du ein sehr hoher Beamter bist und deine Frau dem Imperator ja in gewisser Weise verwandtschaftlich nahe steht, wäre ein Schutz durch einige Praetorianer gerechtfertigt...

    Die letzte Person, die ich mit in diese Stube genommen habe, war der Handwerker, der dieses Regal gebaut hat, Herr. Wie du ja weißt, war dies lange bevor diese Unterlagen angefertigt wurden.


    Der Duccier zuckte die Achseln. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wer sich hier herumgetrieben hatte.


    Was meinst du, wollte jemand in Erfahrung bringen, wenn er unsere Materialanforderungen und Verbrauchsberichte durchwühlt?


    Der Tesserarius wandte sich wieder dem Regal zu und prüfte schnell die anderen Fächer, ob es noch mehr Unordnung gab oder nicht vielleicht doch etwas fehlte...

    Quintus fühlte sich ein wenig vor den Kopf geschlagen und ein wenig peinlich berührt. Loki hatte das also eingefädelt, nun gut. Der Duccier überlegte einen Moment, was er als nächstes sagen sollte. Er wollte seinem Patron nichts Falsches über seinen Bruder erzählen, aber wie das unter Brüdern nun einmal so ist, spricht man meist nicht besonders gut über einander. Andererseits hatte er Witjon jetzt schon geraume Zeit nicht mehr gesehen und wusste nur, dass er ein recht erfolgreicher Händler geworden war und sich in der lokalen Politik und Verwaltung ebenfalls zu behaupten wusste. Viel konnte er also eigentlich nicht falsch gemacht haben.


    Mein Vetter Lando hat eine gute Wahl getroffen, sagte er schließlich. Mein Bruder ist wohl erzogen und in seinen Bemühungen durchaus erfolgreich. Sofern er sich seit meiner Abreise aus Germania nicht sehr verändert hat, ist er allerdings weniger ein Soldat als ein Schöngeist, was allerdings auch bedeutet, dass er sich für gewöhnlich aus körperlichen Auseinandersetzungen heraushält.


    Ein Lächeln huschte über sein Gesicht und ließ die Narbe auf seiner Wange zucken.


    Doch, ich denke mit dieser Hochzeit können alle zufrieden sein. Deine Nichte und mein Bruder machen beide eine überaus gute Partie. Wirst du zur Hochzeit nach Germania reisen, Herr?

    Ich bin absolut sicher, Herr. Der Materialverbrauch gehört in dieses Fach und dort hatte ich ihn auch abgelegt. Es lag eigentlich sogar die Tabula mit den Rationsbestellungen für die nächsten drei Monate darauf.


    Quintus sah in das Fach, das scheinbar durchwühlt worden war. Er zog einen Stapel Tabulae heraus und sah in alle herein.


    Irgendjemand hat alle Tafeln umgeschichtet, Herr. Die unterste liegt zu oberst und die letzte ist die Rationsbestellung. Wenn keiner von uns beiden im Schlaf umherwandelt und Schreibarbeit erledigt, war definitiv jemand an den Fächern, Herr.


    Mit einer Mischung aus Verstörung und Wut blickte der Duccier den Offizier an...

    Quintus nickte und zog den Brief seines Bruders hervor.


    Ich habe Nachricht von meinem Bruder in Germania bekommen, Herr. Er schrieb mir von seiner bevorstehenden Hochzeit...


    Der Duccier atmete tief durch.


    ...mit deiner Nichte Callista. Stand dies schon fest, als ich neulich hier war? Warum hast du nicht gesagt, dass ich meine zukünftige Schwägerin auf Germania vorbereiten soll?