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~~ Doros von Pelusium ~~
Von dem voll getunkten Brot, das sich nun rosa gefärbt hatte, tropfte es beständig auf den hölzernen Tisch, denn Doros hatte das Brot noch nicht zu seinem Mund geführt, lauschte er doch aufmerksam seinem Gast. Schief grinsend zuckte Doros mit der Schulter, doch wo Diagoras Recht hatte, da hatte er nun mal Recht. Manchmal ging sogar Doros das Treiben hier im Museion gehörig auf den Geist, besonders bei all den Moralaposteln, die es doch so zahlreich am Museion gab, dabei waren jene, die am lautesten sich über die Verkommenheit der Jugend (schon Sokrates bemäkelte das Benehmen der jungen Leute) und die Dekadenz der Gesellschaft beklagten, genau solche Schimpfer waren am Ende die, die sich heimlich in Freudenhäusern herum trieben und sich mit der Feder den Gaumen kitzelten. Und genau weil Doros sie alle nicht leiden konnte, darum lebte Doros am Museion. Paradox, aber Doros machte sich ein Spaß daraus, sie zu ärgern und vorzuführen. „Ich will mich gar nicht beklagen!“, gab Doros grinsend als Antwort. „Ich habe es mir schließlich selber ausgesucht!“ Ehe das Brot sich in kleine, schwammige Brocken auflöste, stopfte es sich Doros doch noch in den Mund, kaute und nickte. Erst als er herunter geschluckt hatte, fügte Doros an: „In der Tat, so kopflos wie eine Schlange, die einem Soldaten begegnet ist. Aber bis jetzt ist noch nicht die völlige Anarchie ausgebrochen....leider!“, meinte Doros bedauernd. Er würde es sicherlich nicht nur erheiternd, sondern sehr interessant finden, aber selbst wenn sie ohne 'Herrscher' waren und es an manchen Enden und Ecken nicht reibungslos funktionierte, so konnte das Museion auch eine Zeit lang ohne einen Obermuftie auskommen.
Doros verzog gequält das Gesicht, denn gerade Sosimos war es, der ihm so viel Ärger bereitete und dem Doros wohl ein Dorn im Auge war. „Ja, der alte Kerl will nicht von der Bühne treten. Selbst zahlreiche Krankheiten haben ihn nicht dahin raffen können. Undankbarer Kerl!“ Doros trug es Sosimos durchaus nach, daß jener nicht ein wenig milder gestimmt war, nachdem Doros ihn vor zwei Jahren zur Genesung geführt hatte, was sein weitaus älterer Kollege fast ruiniert hätte, indem er auf Sosimos stundenlang eingeredet hatte, Doros Therapieversuchen nicht zu trauen.
Doros sah Diagoras neugierig an, das jemand freiwillig in ein Kriegsgebiet zog, war für ihn zwar etwas befremdlich, hatte aber zugleich eine abenteuerliche Note. „Dann warst Du bei den Truppen? Hast Du den Kaiser gesehen, bevor er den Styx überquert hat?“ Doros schob den Teller etwas zur Seite und lehnte sich auf der Kline zurück. „Hm, ja, der Sosimos hat seine Räumlichkeiten im Haupthaus, eine Ehrung für ihn. Aber manchmal ist er auch in den Arbeitsräumen des Epistates zu finden, Du kannst ja bei den Schreibern des Epistates mal nachfragen!“ Doros hob den Becher mit dem würzigen Wein an. „Dann möchte ich darauf hoffen, dass Du eine Anstellung am Museion findest und darauf trinken. Möge Dein Geist das Museion von dem miefigen Dunst befreien!“
