Beiträge von Prosekon tou Mouseiou

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    ~ Sosimos von Korinth ~


    Sosimos nickte zerstreut und lehnte sich zurück. Er dachte einen Augenblick darüber nach, was für Vorgänge zu tun war. „Gut, dann wende Dich nicht nur an einen der Grammatoi wegen dem Unterricht, sondern auch wegen Räumlichkeiten, die Dir zustehen...aber auch Dir, sofern Du es wünscht...“, meinte Sosimos auch an Kassandros. „..., wo Du arbeiten, aber auch wohnen kannst. Denn die Gästeräume sind doch deutlich bescheidener und kleiner als die Räume, die einem Philosophen oder Philologen hier am Museion zustehen!“ Was das mit den Strukturen anging, darauf nickte Sosimos. „Ja, da magst Du Recht haben, Diagoras!“ Erneut kramte Sosimos herum, bis er merkte, dass er gar nicht wusste, warum er das tat. Dennoch flatterten erneut ein paar Schriftrollen auf den Boden, nach denen sich Sosimos sicherlich nicht bücken würde. Ein Sklave, ein fast ebenso alter Mann wie Sosimos es war, räumte einmal am Tag dezent hier auf. „Ja, wenn dann keine Fragen mehr sind, wünsche ich euch einen guten Anfang und dass die Musen und Apollon euch gewogen sein mögen!“





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    ~~ Chares ~~


    Etwar ratslos war dann Chares doch, wo stand noch mal der Konsul? Wohl ziemlich weit oben, schließlich meinte er sich daran zu entsinnen, dass manch ein Kaiser mehrmals sogar Konsul gewesen war. Das musste ein eminent wichtiger Posten sein. Chares nickte langsam und griff selber mehr zögerlich zu dem Essen. Denn selbst wenn Chares eigentlich durchaus beleibt war, so hatte er Tage an denen er kaum etwas runter bekommen konnte und ein Solcher war heute mal wieder. „Dann ist es wohl gut, wenn man vor der Politik im Militär gedient hat, oder?“ Chares wusste das auch nicht so ganz genau. „Bei uns muss die Jugend auch einige Zeit lang sich an den Waffen üben, ehe sie den Schritt in die Politik wagen.“ Chares starrte auf die Olive, die er in der Hand hielt und steckte sie erst eine geraume Weile später in den Mund. „Wird es dann schon bald sein, dass Du Deine Pläne in der Politik verwirklichen willst?“





    Der alte Schreiber Xerxes saß mal wieder über einige Tafeln gebeugt, um die Liste von Schülern und Gelehrten auf den neusten Stand zu bringen, schließlich kamen immer mehr neue Gesichter, während Alte verschwanden (und das Wortwörtlich), als er das Klopfen vernahm. Erstaunt sah er auf. Hatte wohl ein Witzbold die schweren Türen geschlossen als er den Vorraum zum Epistates verlassen hatte. „Jaaa! Herein!!“, rief Xerxes laut.





    DEMOSIOS - MUSEION

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    ~~ Doros von Pelusium ~~


    Eine weitere Flut von Heiterkeit aus dem Meer von Unbekümmertheit klatschte gegen die Ufer von Doros' Selbst, ein Grinsen breitete sich über sein ganzes (mit übernächtigten Augenringen versehenen) Gesicht aus. Eine erquickliche Kombination zeigte sich bei dem anderen Gelehrten, eine Mischung aus ungewolltem Humor mit der üblichen Entrücktheit eines Forschers, was Ersteres wiederum bedingte. Still vor sich hin grinsend griff Doros beim Essen weiter zu und aß im Nu zwei von den gefüllten Weinblättern. „Der lange Arm des Kaisers ist bereits in Ägypten, wenn es um den Epistates geht, sollte das der Eparchos entscheiden.“ Ob dieser dann noch bei dem Kaiser anfragte, das wusste Doros nicht, aber jetzt, wo der Kaiser tot war, hing das ja noch mehr in der Schwebe. Und wer der neue Kaiser werden sollte, darüber gingen zahlreiche Gerüchte umher. Aber das Wort des Eparchos in Ägypten würde bei der Angelegenheit sicherlich auch stark ins Gewicht fallen. Doros, auch unbekümmert, was die Machtverhältnisse anging (Kaiser kamen, Kaiser gingen und waren nur noch ein Name auf Denkmälern oder Papyrus), zuckte gleichgültig mit der Schulter.


    „Apfelsorte? Willst Du sie hier in Alexandria züchten?“ Doros leckte sich seine fettigen Finger ab. „Ich meine mal gelesen zu haben, dass auch Augustus sich für solche Dinge interessierte! Aber die Römer haben sowieso eine ausgesprochen niedliche Leidenschaft für alles, was aus dem Boden sprießt oder in ihren Gewässern sich tummelt!“ Doros konnte dem Bedürfnis, alles, was mit Grund und Boden zu tun hatte, zu glorifizieren, nicht ganz nachvollziehen. Er kümmerte sich lieber um den menschlichen Korpus, wobei er durchaus in der Vergangenheit ab und an mal in dem Boden gegraben hatte (aus anderem Grund als die Römer jedoch.) „Lukian? Sollte ich den Mann kennen?“, fragte Doros und lehnte sich auf der Kline zurück. Den Weinbecher in einer Hand. Womöglich würde Doros in einem Jahrhundert eine solche Frage nicht stellen, wo ihm ein solcher Name durchaus geläufig gewesen wäre, Satiren lagen durchaus in Doros Interesse. „Und welches Gebiet möchtest Du an die undankbaren Geister, die sich hier am Museion tummeln, weiter geben, Diagoras?“


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    ~~ Doros von Pelusium ~~


    In mancher Hinsicht besaß Doros durchaus das Mitgefühl, was ein Arzt wohl brauchte, um sich jeden Tag mit kranken Menschen zu beschäftigen. Doch auch dieses hatte bei Doros seine Grenzen, denn er war mehr ein Forscher als ein Praxisbezogener Iatros. Und die Grenze war bei dem Übergeben erreicht. Doros verzog das Gesicht und sah sich suchend um. Eilig griff er nach einer Schüssel, die auf dem Tisch neben ihm stand. Die Reste der vortäglichen Suppe klebte am Boden, doch abgesehen davon, war die Tonschüssel leer. Nur Delphine und Fische tummelten sich als Malereien am Rande und am Boden der Schüssel. Schnell hielt Doros die Schüssel dem Strategos hin und machte sicherheitshalber eine Bewegung zurück, um nicht in die Gefahrenzone zu geraten.




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    ~ Sosimos von Korinth ~



    In letzter Zeit verbrachte Sosimos mehr in den Räumlichkeiten als sonst wo, aber der Strom der Besucher riß nicht ab, genauso wenig der Menschen, die am Museion lehrte oder lernten, aber Sosimos hatte sowieso in den letzten beiden Jahren immer weniger gelehrt (irgendwie hatte er das Gefühl, dass die Jugend nicht mehr das war, wie zu seiner Zeit und lag damit voll im Trend seit den Zeiten alter Philosophen, die schon selbiges über ihre Jugend behauptet hatten) So studierte er einige Rollen, die er sich hatte kommen lassen, organisierte, verwaltete und plante den nächsten Festtag, von denen es doch zahlreiche im Jahr gab, als das Klopfen ertönte. Ein deutliches „Herein!“ war zu hören.







    Die Lehre von der Poetik:



    Die Kunst der Medizin, ein Lehrgang:


    Die Kursunterlagen wurden dem Mouseion von dem Kursleiter zur freien Verfügung gestellt.






    Literatur und Quellen:
    Die Lehre von der Poetik:
    Jean-Pierre Vernant, Der Mensch der griechischen Antike, eine Essaysammlung
    Der Mensch in der Geschichte. Götter, Denker und Caesaren
    Vitruv, De Architectura
    Wikipedia

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    ~ Sosimos von Korinth ~


    Zufrieden nickte Sosimos, denn jetzt war ihm klar, was Kassandros genau wollte. Er musterte ihn eine Weile lang nachdenklich, war sich etwas unschlüssig, wog den Kopf hin und her, aber Sosimos war noch nie ein Mann gewesen, der nicht auch mal ein Risiko in Kauf nahm, selbst wenn er immer wieder enttäuscht wurde, so waren doch manchmal Gewinne darunter. „Hm, also gut, ich gebe Dir auch die Gelegenheit hier am Museion zu lehren. Ich werde jedoch Dich...und im Übrigen Dich auch...“, meinte er auch zu Diagoras. „...im Auge behalten, ob ihr dem Museion eine Bereicherung seid oder ihm eher schadet. Mögen die Musen Dich anleiten und Willkommen, Kassandros.“ Erneut hob Sosimos seine Feder und kritzelte etwas auf die Rolle. „Gibt es Fragen?“ Sosimos war kein Mann der langen Worte, er kam stets zu dem, was ihm wichtig erschien. (Womöglich war das auch gut, denn schließlich war der Mann nicht mehr der Jüngste und hatte nicht mehr allzu viel Zeit im Leben.)





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    ~~ Doros von Pelusium ~~



    Jegliche Gehässigkeit war von Doros gewichen als der Strategos in Ohnmacht gefallen war, sie war auch nicht wieder gekommen als Nikolaos auf die Kline gebettet wurde und nun langsam wieder zu erwachen schien. Doros hatte neben dem jungen Mann auf einem Stuhl Platz genommen, der dunkelhäutige Sklave sah von oben auf den Strategos herunter, wartend, ob Doros ihm einen Auftrag erteilte. Doch Doros zog erstmal die kleine Phiole fort und griff nach der Hand des Strategos, um dessen Herzschlag zu erfühlen. „Strategos? Kannst Du mich verstehen?“, fragte er und ertastete dabei den flatternden Puls, an dem Doros schon einiges erkennen konnte, wie es um die Befindlichkeit des Mannes stand. „Hole etwas zu Trinken, von dem starken Wein meines Vaters!“, sagte Doros zu seinem Sklaven, der nickte und davon eilte. „Strategos?“ Ihm die Wange zu tätscheln unterließ Doros jedoch aus Taktgefühl.




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    ~ Sosimos von Korinth ~


    Ein wenig verwirrt schien der alte Mann dann doch zu sein bei der Antwort von Kassandros. „Jetzt bin ich mir nicht sicher, ob ich Dich richtig verstanden habe, Kassandros. Du möchtest als Schüler oder doch lieber als Lehrer hier arbeiten? Denn die Vorlesungen halten bei uns in der Regel dann doch die Lehrer! Und wenn ja, welchem Wissensgebiet möchtest Du Dich widmen?“ Fragend musterte er den älteren Mann vor sich.


    Dann wandte er sich an Diagoras, dessen Intention dem alten Gelehrten klarer war. Akademie, Gastlehrer, sprach für Theodoros, hatte sich also schon gut und für Sosimos passend engagiert, Sosimos dachte noch einen Moment darüber nach, dann fing er an zwischen den Schriftrollen zu suchen, einige fielen dabei von seinem Tisch bis er wohl die Richtige gefunden hatte. „Ah, hier!“, murmelte er und begann mit einer Rohrfeder etwas darauf zu kritzeln, dann hob er den Kopf. „Gut, Diagoras, Du erhältst von mir die Gelegenheit hier am Museion zu unterrichten. Ich werde Dich bei den Philosophen eintragen. Willkommen am Museion. Hast Du schon Räumlichkeiten, in denen Du hier am Museion wohnen kannst?“



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    ~~ Chares ~~


    Chares nahm ein paar Schlücke von dem Wein zu sich, er perlte an seinen Lippen entlang und ein oder zwei Tropfen fanden den Weg zu seinem Bart, um dort wie rot glänzender Tau an den weißgrauen Bartspitzen zu hängen. Die bei jeder Bewegung von Chares' Kopf erzitterten und drohten auf das nächste Barthaar zu springen. „Arretium?“ Chares nickte, denn Arretium war ihm aus einer historischen Schrift bekannt, die Schlacht von Arretium. Selbst wenn diese schon einige Jahrhunderte her war. „In die Politik wollt ihr also gehen...ah!“, murmelte Chares und fuhr sich mit einer Hand über den Bart und wischte damit die zwei roten Tropfen hinfort ohne es zu merken. „Dann strebt ihr als den...wie heißt er noch mal gleich?...ah ja Cursus Honorum an?“ Chares wußte nur die groben Eckdaten römischer Politik, denn sonderlich dafür interessiert hatte er sich in seinem Leben nicht, aber ein Gelehrter hatte ihm mal erzählt, dass es dem alexandrinischen und hellenischen Politiksystem gar nicht so unähnlich war. Man stieg von einem Amt zum Nächsthöheren. So gab Chares einen Schuss ins Blaue ab. „Dann wollt ihr also Konsul werden?“ Das war ein Amt, was Chares vom Hören her vertraut waren, schließlich bemaßen die römischen Historiker die Jahre immer mit den Amtszeiten der zwei Konsule und viele bekannte und herausragende Persönlichkeiten waren Konsul gewesen, die sich auch in Ägypten in der Vergangenheit hatten sehen laßen. Mittlerweile kam der junge Mann wieder zurück und trug ein Tablett aus Holz mit sich. Er stellte es schweigend auf den Tisch und hob einige Tonschüsseln von dem Brett, um diese auf den Tisch zu stellen in denen Fischspeisen vom Mareotis-Fischen waren, Olivenspeisen, ein wenig Lamm mit gerösteten Nüssen, Feiden und Datteln, dazu das obligatorische Brot. Chares deutete dem jungen Mann an, dass er nun wieder gehen konnte. „Greift nur zu, werter Tiberius!“



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    ~ Sosimos von Korinth ~


    Mit einem „Wenn ihr mich bitte entschuldigt!“, verabschiedete sich Doros, der keine Lust zu haben schien, noch länger in Sosimos' Räumlichkeiten zu verharren. Der Iatros nickte sowohl Kassandros als auch Diagoras freundlich zu, Sosimos ignorierte er dabei, drehte sich um und verließ den Raum. Der ältere Gelehrte, Sosimos von Korinth, beachtete den jüngeren Gelehrten ebensowenig. Er ließ das Papyrus auf den Tisch herunter sinken und beäugte die beiden Männer über den Tisch hinweg, die in den Raum getreten waren. Der alte Gelehrt blinzelte einige Male um die verschwommenen Flecken vor seinen Augen zu vertreiben, die von dem Papyrus auf das Gesicht der Männer gewandert waren. „Stoa? Ah!“, murmelte Sosimos. „Ah ja...hm...“, grummelte er leise vor sich her und schien ein wenig in sich zu gehen, um darüber nachzudenken. „Das Museion ist kein Ort, der nur einer Schule seine Präferenz einräumt. Gerade in der Auseinandersetzung der verschiedenen Schulen kann neues Wissen geboren werden...oder Schädel eingeschlagen.“ Das Gelehrte immer nur kühl und rational argumentierten, das war ein Trugschluss und wurde schnell als Lüge enttarnt, wenn man so manch eine Disputatio am Museion verfolgte. Oder die Animositäten der verschiedenen Gelehrten, die in eine wahre Fehde ausarten konnte. „Hören? Das heißt, Du möchtest Dich als Schüler in das Museion einschreiben? Bist Du ein Bürger der Stadt und besitzt einen einwandfreien Leumund?“


    Auch dem anderen Mann wandte sich Sosimos um und betrachtete ihn einen Augenblick länger, als ober danach suchen müsste in seinem Gedächtnis, was Diagoras meinte. Der Iulier sagte dem guten Sosimos nämlich leider nichts, auf Militär hatte Sosimos noch nie viel gegeben. „Aaaaber natürlich!“, kam es dann von Sosimos. Erkennen zog sich über seine Augen. Du hast doch damals für Theodoros gesprochen, nicht wahr?“ Sosimos nickte anerkennend, aber auch nur, weil Diagoras damals seine eigene Position (die von Sosimos) mit seiner Rede unterstrichen hatte. „Die platonische Akademie?“ Ein verträumtes Glänzen trat in die Augen des alten Mannes, der ein ausgesprochener Anhänger des Platon war, wie so manche am Museion, war doch die platonische Lehre in Alexandria sehr beliebt und wurde gehegt und gepflegt. „Ach ja, in meiner Jugend...“ Das mußte schon ein halbes Jahrhundert her sein. "...war ich dort einige Zeit als Schüler. Schön war das, schön!“, murmelte Sosimos. Mehr der Atmosphäre wegen, denn so manch eine der Originalschriften der Akademie waren vom Museion im Laufe der Jahrhunderte schlicht gestohlen worden und somit die Bibliothek (aufgrund der rigorosen Art so mancher Vorgänger des Theodoros und Tychios) mittlerweile sehr viel größer als die der Akademie. „Du möchtest als...Schüler...Lehrer dem Museion beitreten?“




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    ~~ Doros von Pelusium ~~



    Doros nickte verstehend (zumindest tat Doros so, als ob er es verstehen würde) und langsam bemerkte sogar Doros, dass er immer noch die blutbefleckte Schürzte trug. Er griff an seinen Rücken um die Schleife dort aufzubinden und sich die Schürze herunter zu ziehen, worunter eine schlichte Tunika zum Vorschein kam. „Wenn das so ist, dann gehen wir am Besten gleich zu Sosimos. Ich wäre natürlich sofort bereit, euch im Museion aufzunehmen, aber leider darf ich das gar nicht...vielleicht eines Tages, wenn ich so ein alter Knochen wie Sosimos bin!“ Doros lächelte vergnügt und warf den Kittel achtlos in seinen Wohnraum, wo er sich zu der anderen Unordnung tummelte. „Wer mir folgen will zu Sosimos, der gehe gleich hinter mehr oder neben mir, nur vorne, das würde ich nicht empfehlen!“ Munter stimmte Doros ein Pfeifen an, schloss hinter sich die Tür und führte die Gesellschaft weiter. Während sie das Nebengebäude verließen, sah Doros zu den Männern. „Also, wer eine Empfehlung von mir haben möchte, kann sie natürlich haben, ich warne nur vor, Sosimos kann mich nicht sonderlich gut leiden. Nein, das ist eine Untertreibung, er kann mich nicht ausstehen!“ Was Doros wohl nicht sonderlich kümmerte, munter führte er die Männer zu den Räumlichkeiten des Sosimos.



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    ~~ Doros von Pelusium ~~


    Treppen hinauf, Gänge durchwandert, irgendwann und an vielen steinernen, toten Büsten vorbei gekommen, erreichten sie die Räume, die dem Sosimos zugeordnet waren. Schon einige Schritte zuvor beantwortete Doros noch die Frage, die Kassandros vorher gestellt hatte. „Eine genaue Kontrolle? Nun, das ist ganz und gar unterschiedlich, je nach Epistates...den wir nun nicht mehr haben, aber Sosimos wird das auch auf seine Weise handhaben!“ Bei Doros hatte der Alte (Tychios erfuhr in Doros Gedanken meistens nur den Namen 'Der Alte') weder nach Qualifikation gefragt, noch nach einer Lehrprobe (überhaupt, wen interessierte es schon, ob die Gelehrten auch lehren konnten?). Nur mit bedeutungsvoll, aber verhohlenen Worten hatte Tychios Geld verlangt und Doros hatte bezahlt. Es war ihm egal, er wusste, dass er ein passabler Iatros war. Aber nicht alle teilten diese Meinung. An der Tür angekommen klopfte Doros, wartete bis er ein mürrisches Herein hörte und führte die Männer in den unordentlich eingerichteten Raum hinein. Hinter dem Tisch, an dem sich zahllose Schriften türmten als ob sie einen Wettbewerb mit Babel veranstalteten, ragte eine graue Eminenz hervor. Die Haare waren zwar weiß, der Bart ebenso, aber Sosimos trug ein graues, langes Gewand und auch seine Miene deutete von Freudlosigkeit. „Khaire, Sosimos! Hier sind zwei Männer, die gerne dem Musieon beitreten möchten! Als Gelehrte!“


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    ~ Sosimos von Korinth ~


    Langsam, aber sicher musste sich Sosimos zu der erdrückenden Erkenntnis durchringen, dass er immer schlechter sah. Er hielt eine Schriftrolle weit von sich weg, so weit er es mit seinen Armen nur konnte, aber dennoch waren die griechischen Buchstaben nur ein verschwommener schwarzes Fleck, der auf dem Papyrus hin und her tanzte. Sosimos war schlecht gelaunt, sehr schlecht und das schlug sich schon in dem herrischen und grummeligen Herein nieder, was er dem Klopfen antwortete. Erst als er die Stimme von dem Tunichtgut und Prahlehans Doros von Pelusium vernahm (den er in mancher schwacher Stunde zu gerne gefeuert hätte, solche Männer wie Doros waren es schließlich, die das Museion in Verruf bringen konnten), sah Sosimos von seine Schriftrolle auf. „Aha!“, gab er als Antwort. „Khaire!“, brummte er und deutete auf zwei Stühle. „Setzt euch doch!“ Seufzend legte Sosimos den Brief, den ihm ein Gelehrte von der Akademie gerade erst geschickt hatte, auf den höchst wackeligen Turm. „Ihr möchtet also hier in der Lehre und Forschung tätig sein? Welcher Schule gehört ihr denn an?“





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    ~~ Doros von Pelusium ~~


    Anscheinend hatte Doros wohl wirklich nichts verbrochen, der kühle Ausdruck auf seinem Gesicht schwand merklich und so schnell, wie ein Eisklotz in der heißen Mittagssonne der ägyptischen Wüste dahin schmolz. Doros lächelte vergnügt und beäugte den Schreiber, den er nur mal von der Ferne gesehen hatte, wenn sich Doros recht daran entsann. Leider war ihm der Name jenes Mannes darum auch unvertraut. Doros spähte über dessen Schulter hinweg, erblickte Kassandros, den dahinter vermochte Doros noch nicht auszumachen. „Sie wollen hier unterrichten? Das ist natürlich eine gute Nachricht!“ ...sofern sie dafür überhaupt qualifiziert waren, dachte sich Doros im Stillen, behielt das aber (ausnahmsweise) mal für sich. Er hatte nur schon Händler und reiche Hellenen erlebt, die sich noch gerne den Titel eines Gelehrten vom Museion verpaßten, wie andere sich goldenen Schmuck umhängten, um zu protzen. Doros sah den Schreiber noch etwas verdutzt an, fühlte sich dann aber prompt geschmeichelt. „Oh, und dann hast Du gleich mich im Verdacht gehabt, sie in das Museion einzuführen?“ Doros lächelte erfreut, selbst wenn dies ihn etwas verwunderte. Aber scheinbar war sein schlechter Ruf bei manchen am Museion doch nicht ganz so schlecht. Aber wer Doros' Eitelkeit pflegte (wie es der Grammateus gerade getan hatte), hatte schon bei dem Iatros einige Pluspunkte gesammelt (war nur die Frage, ob diese auch jemals zu etwas gut waren, schließlich war Doros zwar in mancher Hinsicht ein auffälliger, aber kein sonderlich mächtiger Gelehrter). Doros wandte sich Kassandros zu. „Darf ich fragen, ob ihr euch schon an Sosimos oder Nisoteia gewandt habt deswegen?“







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    Die Forschungsräume des Sosimos von Korinth


    Die Räume, in denen Sosimos, einer der ältesten Gelehrten (noch lebend versteht sich) lebt und wirkt, liegen in dem Hauptgebäude, wo auch das Herz der Bibliothek schlägt und pulsiert, die größten Bestände an Schriftrollen aufbewahrt und gesammelt werden. Aber auch der Eßsaal und die Räume, in denen viele der Schüler unterrichtet werden (sofern sie nicht im Freien lernen oder bei den Gelehrten selber), liegen in dem Haupthaus.


    Sosimos Arbeitsraum ist stets ein wenig chaotisch, Schriften stapeln sich aufeinander, zwei alte Büsten mit Platon und Homer stehen in den Ecken des Raumes, sind aber meistens auch mit Rollen so bedeckt, dass man sie kaum wieder erkennt.


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    ~~ Doros von Pelusium ~~


    Konzentriert beugte sich Doros über seine neueste Forschungsarbeit, in der Hand hielt er ein Skalpell, um seinen Körper hatte er eine weiße Schürze gebunden und gerade setzte er den ersten Schnitt an, Blut spritzte hervor und gegen das Weiß seines Kittels als in dem Moment laut das Klopfen zu hören war und eine kräftige Stimme. Doros richtete sich auf und runzelte die Stirn. Aufmachen...hier ist der Grammateus? Was war denn bitte das für ein Tonfall? Indigniert verzog Doros das Gesicht und legte das Skalpell zur Seite, er verließ den Raum, in dem er seine Forschung betrieb und zog die Tür hinter sich zu. Nicht allzu hastig ging er bis zu der Tür und öffnete sie. Kühl sah er nach draußen und betrachtete den forschen Schreiber. „Khaire, Grammateus.“ Ein Rüge über das laute Hämmern, als ob gleich die Welt untergehen würde, wenn Doros nicht sofort sprang oder er ein Verbrechen begangen hatte (Doros mußte tatsächlich darüber sinnen, ob nicht einige Nächte zuvor eine für ihn unangenehme Sache passiert ist), also eine Rüge darüber sprach Doros nicht aus. Sollten das doch die Moralapostel machen, über die Doros sich lange aufregen konnte. „Was gibt es?“





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    ~~ Doros von Pelusium ~~


    Von dem voll getunkten Brot, das sich nun rosa gefärbt hatte, tropfte es beständig auf den hölzernen Tisch, denn Doros hatte das Brot noch nicht zu seinem Mund geführt, lauschte er doch aufmerksam seinem Gast. Schief grinsend zuckte Doros mit der Schulter, doch wo Diagoras Recht hatte, da hatte er nun mal Recht. Manchmal ging sogar Doros das Treiben hier im Museion gehörig auf den Geist, besonders bei all den Moralaposteln, die es doch so zahlreich am Museion gab, dabei waren jene, die am lautesten sich über die Verkommenheit der Jugend (schon Sokrates bemäkelte das Benehmen der jungen Leute) und die Dekadenz der Gesellschaft beklagten, genau solche Schimpfer waren am Ende die, die sich heimlich in Freudenhäusern herum trieben und sich mit der Feder den Gaumen kitzelten. Und genau weil Doros sie alle nicht leiden konnte, darum lebte Doros am Museion. Paradox, aber Doros machte sich ein Spaß daraus, sie zu ärgern und vorzuführen. „Ich will mich gar nicht beklagen!“, gab Doros grinsend als Antwort. „Ich habe es mir schließlich selber ausgesucht!“ Ehe das Brot sich in kleine, schwammige Brocken auflöste, stopfte es sich Doros doch noch in den Mund, kaute und nickte. Erst als er herunter geschluckt hatte, fügte Doros an: „In der Tat, so kopflos wie eine Schlange, die einem Soldaten begegnet ist. Aber bis jetzt ist noch nicht die völlige Anarchie ausgebrochen....leider!“, meinte Doros bedauernd. Er würde es sicherlich nicht nur erheiternd, sondern sehr interessant finden, aber selbst wenn sie ohne 'Herrscher' waren und es an manchen Enden und Ecken nicht reibungslos funktionierte, so konnte das Museion auch eine Zeit lang ohne einen Obermuftie auskommen.


    Doros verzog gequält das Gesicht, denn gerade Sosimos war es, der ihm so viel Ärger bereitete und dem Doros wohl ein Dorn im Auge war. „Ja, der alte Kerl will nicht von der Bühne treten. Selbst zahlreiche Krankheiten haben ihn nicht dahin raffen können. Undankbarer Kerl!“ Doros trug es Sosimos durchaus nach, daß jener nicht ein wenig milder gestimmt war, nachdem Doros ihn vor zwei Jahren zur Genesung geführt hatte, was sein weitaus älterer Kollege fast ruiniert hätte, indem er auf Sosimos stundenlang eingeredet hatte, Doros Therapieversuchen nicht zu trauen.


    Doros sah Diagoras neugierig an, das jemand freiwillig in ein Kriegsgebiet zog, war für ihn zwar etwas befremdlich, hatte aber zugleich eine abenteuerliche Note. „Dann warst Du bei den Truppen? Hast Du den Kaiser gesehen, bevor er den Styx überquert hat?“ Doros schob den Teller etwas zur Seite und lehnte sich auf der Kline zurück. „Hm, ja, der Sosimos hat seine Räumlichkeiten im Haupthaus, eine Ehrung für ihn. Aber manchmal ist er auch in den Arbeitsräumen des Epistates zu finden, Du kannst ja bei den Schreibern des Epistates mal nachfragen!“ Doros hob den Becher mit dem würzigen Wein an. „Dann möchte ich darauf hoffen, dass Du eine Anstellung am Museion findest und darauf trinken. Möge Dein Geist das Museion von dem miefigen Dunst befreien!“