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~ Sosimos von Korinth ~
Kopfschmerzen, hämmernde Schmerzen lähmten den alten Gelehrten. Immer wieder krochen winzige und doch sehr unangenehme Nadelstiche über eine Hälfte seines Gesichtes und plagte ihn schon den ganzen Tag. Er hatte sogar für einen Bruchteil von einem Moment erwogen, das Haus der Ärzte heute aufzusuchen. Doch die Arbeit auf seinem Schreibtisch, der im Grunde gar nicht seiner war, er war schließlich nur der Stellvertreter, würde an diesem Tag dann auch nicht weniger werden. Sosimos seufzte über diese Tatsache, just als sich die junge Römerin über ihre Qualifikationen ausließ. Sosimos runzelte die Stirn und versuchte sich auf die Worte der Frau zu konzentrieren. Zweifelsohne, ihr Griechisch war exzellent, dennoch hörte er, dass sie eine Römerin war. Nur die hellenischen Römer wiesen keinen Akzent auf, Männer und Frauen, die in den griechischen Provinzen und aus griechischen Familien stammten, aber schon lange das Bürgerrecht des Imperiums besaßen. Sosimos' Augenbraue zuckte etwas nach oben, als er den Part mit der häuslichen Bildung hörte. Aber es verwunderte ihn nicht. Schließlich wurden einige Frauen so gebildet.
Das mit den Gelehrten klang doch deutlich viel versprechender. Der Name löste auch ein vages Erkennen bei Sosimos aus, aber wirklich einordnen konnte er ihn nicht. Was womöglich auch daran lag, dass Sosimos schon von Natur eher vergesslicher Art war. Nur Männer, die er auf den Tod nicht ausstehen konnte und die seine Feinde waren, die vergass er nie. Selbst nach vielen Jahrzehnten nicht. Wie einen Mitschüler aus seinen jungen Jahren. Sosimos' Rachsucht hatte den Mann schließlich vom Museion vertrieben. Warum Sosimos ihn nicht ausstehen konnte, wusste er schon nicht mehr. Aber es war eben so gewesen. Erst jetzt fiel Sosimos auf, dass er der jungen Frau noch gar keinen Platz angeboten hatte. Er deutete auf einen der beiden Stühle, die vor seinen großen und massiven Schreibtisch standen, auf dem sich zahllose Papyri türmten. „Bitte, wenn Du möchtest.“ Sosimos sah die junge Frau an und war sich in dem Moment unschlüssig. Er konnte nicht alle einstellen, die glaubten, lehren zu können. Schließlich stand der Ruf des Museions auf dem Ruf. Wiederum war sie eine Römerin, und wenn sie sich als kompetent erwies, würde es sich auch noch anderen Nutzen ergeben. Wenn sie jedoch nicht der Lehre fähig war, wäre das jedoch sinnlos. Grübelnd kratzte sich Sosimos mit der Rohrfeder an der Nase und hinter ließ dort einen dicken Tintenstrich. „Dann nehme ich mal an, dass Du über keine Referenzen oder vielleicht einen prominenten Fürsprecher verfügst? Und Du möchtest die Literatur unterrichten? Verstehe ich das richtig?“