Die erste Reaktion auf seine Anweisungen gefiel Ursus auf jeden Fall. Es mußte sich noch erweisen, ob er das Vertrauen wirklich verdiente. Doch seine Worte und seine Mimik drückten Dankbarkeit und Freude aus. Soweit Ursus es mit seiner bisherigen Menschenkenntnis beurteilen konnte, war Cimon zuverlässig und treu. Und der Sklavenhändler ein wahrer Dummkopf.
Als Cimon darum bat, frei sprechen zu dürfen, gab er ihm mit einem Nicken und einer Geste die Erlaubnis. Die Worte des Sklaven ließen ihn nachdenklich werden. Was für ein Verhalten wünschte er von ihm? "Nun, Cimon, wir müssen uns beide noch aneinander gewöhnen. Und eigentlich ist es gut, daß wir erst noch ein paar Wochen hier in Mantua haben, bevor Du in Rom Teil eines großen Haushaltes wirst. Was erwarte ich von Dir? Zunächst einmal Treue, Zuverlässigkeit, Gehorsam, Respekt. Aber das war Dir ja schon klar. Was für ein Verhalten? Hier ist es nicht weiter schwer. Hier brauchst Du mir nicht überall hin zu folgen. Nicht, solange ich mich in der Castra aufhalte. In Rom wird das anders, da sollst Du mich begleiten, wenn ich das Haus verlasse. Nun, Du solltest Dich dann immer im Hintergrund halten und aufmerksam zuhören. Wenn Du mir etwas zu sagen hast, während ich mit jemandem spreche, kommst Du einfach heran und ich werde Dir ein Zeichen geben, wenn Du mir dann leise sagen kannst, was Du loswerden möchtest. Gehe ich zu einem anderen Haus, wirst Du für mich anklopfen und anmelden, wer ich bin und wen ich zu sprechen wünsche. Sei einfach da. Sei wachsam. Cimon, ich bewege mich in den höchsten Kreisen. Im Zweifelsfall sei zurückhaltend. Was erwarte ich sonst von Dir? Ehrlichkeit. Wenn etwas nicht in Ordnung ist, dann komm zu mir. Wir hatten in unserem Haushalt schon den unglücklichen Fall, daß ein Sklave, der über den anderen stand, bestimmte Sklaven gequält und erniedrigt hat. Sie sagten nichts und letztendlich wurde er von einer Sklavin getötet. So etwas... will ich nie wieder erleben müssen! Als es geschah, war ich in Germanien. Meine Sklavin, Caelyn, hat mir erst von den Quälereien erzählt, als es viel zu spät war. Ich schrieb es nach Rom, doch als mein Brief ankam, war der Mord schon geschehen. Hab das Vertrauen, daß ich die richtige Entscheidung treffen werde, wenn etwas nicht in Ordnung ist." Das lag ihm sehr am Herzen. Er war niemand, der einen Sklaven bestrafte, weil er auf einen Mißstand aufmerksam machte. Und es war auch besser, wenn er selbst von der Geschichte erzählte, bevor die anderen Sklaven davon berichteten.
"Sprich mit mir, wenn Du etwas brauchst, wenn irgendetwas nicht in Ordnung ist, wenn Du Bedenken irgendwelcher Art hast oder wenn Du etwas gesehen oder gehört hast, was Dich verunsichert. Ich möchte wissen, was vorgeht und ich möchte als Herr meinen Part erfüllen. Natürlich solltest Du mir solche Dinge sagen, wenn wir unter uns sind. Beantwortet das in etwa Deine Frage? Scheue Dich nicht, weiter zu fragen, wenn noch etwas unklar ist."