Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    "Wissen ist ein merkwürdiges Ding. Je mehr man davon erlangt, umso mehr stellt man fest, was einem noch alles an Wissen fehlt." Das waren nun auch schon fast philosophische Worte, immer noch in griechisch gesprochen. Ursus hatte Jahre in Griechenland verbracht beim Studium. Er sprach es gut, auch wenn ein lateinischer Akzent nicht zu verleugnen war.


    "Und wie hat es Dir gefallen? Fandest Du es interessant, darüber zu lesen? Oder hat es Dich eher gelangweilt? Konntest Du mit der griechischen Götterwelt etwas anfangen? Und wo wir gerade bei dem Thema sind. Welche Götter betest Du an?" Es gab noch so vieles, das er von Cimon nicht wußte. Er würde Zeit brauchen, um es nach und nach zu erfragen. Auf jeden Fall war er wesentlich vielschichtiger, als er auf den ersten Blick wirkte. Eigentlich eine gute Sache. Er würde mit Sicherheit auch von jenen unterschätzt, mit denen Ursus zu tun hatte. Man würde ihn für einen reinen Kämpfer halten. Daß er außerdem Griechisch konnte, lesen und schreiben, noch dazu ein gutes Gedächtnis hatte und klug war, das sah man ihm nicht an. Sehr gut war das sogar.

    Die Männer stellten sich mehr oder weniger zügig geordnet auf. Ursus vergewisserte sich durch einen prüfenden Blick, daß Cimon dabei war und sich um alles Nötige gekümmert hatte. Nachdem ein Centurio nach dem anderen ihm gemeldet hatte, daß ihre Centurien vollständig angetreten waren, gab Ursus den Cornicen das Zeichen, daß sie zum Aufbruch blasen sollten. Selbst zu brüllen, wäre bei dieser Menge von Männern sinnlos gewesen. Sie hätten ihn niemals alles hören können. Der Zug setzte sich in Bewegung und bewegte sich auf das Tor zu.

    Nachdem sie sich gesammelt und aufgestellt hatten, verließ der Trupp die Castra durch die Porta Praetoria. Ursus überließ es dem Offizier der Vorhut, die Meldung am Tor zu machen und erwiderte nur den Gruß, den die Wachsoldaten ihm entboten, als er an ihnen vorüberritt. Für ihn selbst gab es auf diesem Marsch durchaus auch Neues zu erleben. Zwar hatte er damals den Trupp angeführt, der den Limes weiter ausgebaut hatte, jedoch war das ein Arbeitseinsatz gewesen. Natürlich hatten sie sich auch absichern müssen. Doch so etwas, wie sie jetzt vorhatten, war ihm eben doch neu.


    Kaum hatten sie das Tor hinter sich gelassen, wandten sie sich gen Süden.

    Nachdem sie die Castra verlassen hatten wandte sich die Kolonne in Richtung Süden. Das Wetter war gut, keine Wolke zeigte sich am Himmel und die Sonne brannte herab. Wie gut, daß schon Spätsommer war, so hielt sich die Hitze in Grenzen. Den marschierenden Männern allerdings würde gewiß warm genug werden in ihren Rüstungen, mit ihrem Gepäck. Ursus war froh, daß er reiten konnte. Das war doch um einiges bequemer.


    Er ritt vor dem Haupttrupp, hinter der Vorhut und ließ sich hin und wieder Bericht erstatten von den Offizieren. Oder auch von den Spähern, die natürlich vorausgeschickt worden waren. Alles in allem schien sich aber abzuzeichnen, daß dieser Tag sich eher ereignislos dahinziehen würde.


    Daß ein zweiter Trupp sich eine Stunde nach ihnen auf den Weg machte und einen weiten Bogen um sie schlug, das sollte für die Männer unbemerkt bleiben. Jener zweite Trupp würde für die eine oder andere Überraschung sorgen, damit den Männern nicht zu langweilig wurde.

    Gerade weil Cimon nur so schlicht "Ja, Herr" sagte, wurde umso deutlicher, wie er gelitten haben mußte. Ursus musterte ihn prüfend und seufzte leise. "Ich hoffe, ich muß Dir nie wieder das Ertragen von Schmerzen abverlangen, Cimon." Versprechen konnte er es nicht. Denn was wußte er schon, was die Zukunft brachte? Cimon sollte sein Leibwächter sein. Was geschah denn, wenn er angegriffen wurde? Dann mußte er doch für ihn Schmerzen ertragen. Vielleicht waren diese Schmerzen dann etwas anderes. Vielleicht aber auch nicht.


    Als er hörte, daß Cimon alles gewissenhaft erledigt hatte, nickte Ursus zufrieden. "Ich bin froh, daß ich mich auf Dich verlassen kann, Cimon." Wäre das also auch abgefragt. Natürlich würde er auch danach noch Xenon fragen müssen, doch Ursus war sicher, auch da nur Gutes zu hören. "Und wie sieht es nun mit Deinem Griechisch aus?", fragte Ursus und bediente sich dabei gleich der griechischen Sprache. "Habt ihr nur griechisch gesprochen oder auch geschrieben? Hast Du philosophische Schriften gelesen oder diente das Erlernen der Sprache nur dazu, um mit Griechen in ihrer Sprache handeln zu können?"

    Als Ursus heimkam, wartete Cimon bereits auf ihn und reichte ihm eine Waschschüssel, die Ursus auch sogleich nutzte. Er ließ sich aus der Rüstung helfen und schlüpfte in die bequemen Hausschuhe. Dabei fiel kein einziges Wort. Doch Ursus gehörte nun einmal nicht zu den schweigsamen Menschen. Eher war das Gegenteil der Fall. "Nun, Cimon? Wie ist es Dir ergangen? War es sehr schlimm?" Es war durchaus Sorge aus seiner Stimme zu hören. Nur ungern hatte er seinem neuen Sklaven so etwas zugemutet. Doch bisher hatten es alle aurelischen Sklaven überstanden. Er würde später Xenon befragen müssen, wie es aus seiner Sicht gelaufen war. Der Tätowierer war gut, dessen war Ursus sich sicher, er hatte Cimon gewiß nicht unnötig gequält.


    "Komm setz Dich zu mir und berichte mir. Von Deinem ganzen Tag", forderte Ursus den Sklaven in freundlichem Tonfall auf. Er setzte sich jedoch nicht auf eine der Bänke im Atrium, das wäre heute auf jeden Fall ungeschickt, sondern ging in das Tablinum. Hier waren sie auch unter sich und würden nicht belauscht werden.

    "Unzuverlässige Sklaven, die versucht haben zu fliehen, erhalten ein Brandmal auf die Wange. In unserem Haushalt hat es solch ein Brandmal noch nie gegeben. Cimon, ich hoffe, Du wirst eines Tages begreifen, daß dies Zeichen etwas Positives ist. Im Moment wirst Du es einfach ertragen müssen, weil ich es so wünsche." Es tat Ursus zwar leid, daß Cimon es als gar so schrecklich ansah, doch er würde keine Ausnahme machen deswegen. Für einen Moment lag sein Blick noch bedauernd auf dem Sklaven.


    "Der Tätowierer kommt erst am späten Nachmittag. Du wirst bis dahin sicher mit Arbo fertig sein. Falls nicht, wird Xenon Dir jemanden schicken, der Dich holt." Ursus war schon gespannt, ob Cimon versuchen würde, sich davor zu drücken. Oder ob er gar den Ausflug in die Stadt für einen Fluchtversuch nutzen würde wegen der Aussicht auf die Tätowierung. Ja, eine Prüfung war dies. Und keine leichte, das mußte er zugeben.


    Mit etwas gemischten Gefühlen verließ Ursus das Haus. Mutete er dem neuen Sklavne zuviel auf einmal zu? Er würde es sehen, heute Abend würde er wissen, ob Cimon alles erledigt und die Tätowierung über sich hatte ergehen lassen.

    Kurz begegneten sich ihre Blicke. Und Ursus konnte das Unwohlsein sehr wohl darin lesen. Doch er konnte hier nicht einfach eine Ausnahme machen. Alle Sklaven im Haus hatten das über sich ergehen lassen. "Es wird nicht angenehm werden, das weiß ich, Cimon. Es wird nur in einer Farbe ausgeführt. Und ist nicht groß. Daß es schmerzhaft ist, kann ich Dir leider nicht ersparen. Doch der Mann, der es durchführt, ist fähig. Er wird Dir keine unnötigen Schmerzen bereiten. Es ist keine Strafe. Und es soll Dich auch nicht demütigen, hörst Du? Es soll Dich ganz klar als Teil unseres Haushaltes kennzeichnen. Zugehörigkeit symbolisiert es." Im Grunde war es eine weitere Prüfung. Ob er diesen Schmerz bereit war, auf sich zu nehmen. "Ist es denn der Gedanken an den Schmerz, der Dich unwohl fühlen läßt?" Die Narben zeigten doch deutlich, daß Cimon weit schlimmeres hatte ertragen müssen. "Oder ist es das Zeichen an sich, das Dich stört?"

    Ursus faßte seinen Sklaven beim Obearm. "Stell Dich gerade hin, Cimon. Du bist, wer Du bist, das darfst Du auch ruhig zeigen. Die Tätowierung soll keine Demütigung sein. Jeder unserer Sklaven trägt sie. Sie zeigt die Zugehörigkeit zu unserer Familie." Auch Caelyn hatte damit ihre Probleme gehabt. Doch inzwischen war sie doch auch nicht mehr unzufrieden. Meistens zumindest.


    Was er ihm aufgetragen hatte, wußte der Sklave noch und wieder nickte Ursus zufrieden. "Gut. Dann fange damit an. Heute Abend werden wir wieder miteinander sprechen. Ich möchte mal hören, wie es um Dein Griechisch und Deine Rechenkünste steht. Und was Du für Schriften kennst." Es war wirklich ungewöhnlich, wie umfassend Cimon ausgebildet war. Ursus mußte noch ausloten, wie weit die Ausbildung tatsächlich ging.

    Ursus lächelte. Wie leicht es war, Cimon eine Freude zu machen. Hoffentlich blieb das so. "Genau so sollte es sein, Cimon. Daß ein Sklave immer bemüht ist, seinem Herrn keine Schande zu machen. Ich bin sicher, Du bekommst das hin. Übrigens wird am Nachmittag ein Tätowierer kommen und Dir das Zeichen meiner Familie in den Nacken tätowieren. Laß es Dir von den anderen zeigen. Es ist nicht groß und fällt nicht auf. Doch so kannst Du im Zweifel beweisen, wohin Du gehörst. Und niemand wird es wagen, Dir Schaden zuzufügen." Alle aurelischen Sklaven trugen dieses Zeichen.


    "Also, ich habe Dir ja gestern gesagt, was Du heute alles zu erledigen hast. Weißt Du noch alles?" Er war sicher, daß Cimon es noch wußte, doch nachfragen konnte nicht schaden bei einem neuen Sklaven. Wenn er nur halb so klug war, wie er bisher wirkte, dann konnte er ihn auch mit schwierigen Aufgaben betrauen.

    "Schlaf ist wichtig. Nur wenn man genug geschlafen hat, kann man seine volle Kraft für die Arbeit nutzen. Also bitte nicht jede Nacht mit dem Polieren der Rüstung verbringen, ja? Aber so gründlich, wie Du dieses mal warst, wirst Du es die kommenden Abende sicher leichter haben." Ursus schaute kurz in den Spiegel und nickte zufrieden.


    Dann trat er an eine Kiste und entnahm ihr eine Schatulle. Darin befand sich einiges an Geld. Er steckte einige Geldstücke in einen Beutel und gab ihn Cimon. "Alles ausgeben, hörst Du? Statte Dich anständig aus, immerhin bist Du als mein Sklave auch mein Aushängeschild, verstehst Du?" Die Aurelier hatten immer schon Wert darauf gelegt, daß die Angehörigen ihres Haushaltes gut ausgestattet waren. Und Ursus bildete da beileibe keine Ausnahme.

    Als Ursus nach einem einfachen Frühstück nach Cimon rief, damit er ihm die Rüstung anlegte, konnte er sich davon überzeugen, welch gute Arbeit der Sklave geleistet hatte. Jedes einzelne Teil war auf Hochglanz poliert, alle Lederteile gesäubert und gefettet. Ja, er konnte mit dem Mann wirklich zufrieden sein. Immer häufiger fragte er sich, wo bei diesem Sklaven eigentlich der Haken war. Warum war er so viel geschlagen worden?


    "Meine Güte, wieviele Stunden hast Du daran geputzt? Sehr gut, ich bin damit sehr zufrieden", lobte er, während er sich herrichten ließ. Auch dabei erwies sich Cimon als geschickt und schnell lernfähig. "Wenn ich so durch das Lager laufe, dann machen sie sich alle Hoffnungen auf Beförderungen", lachte er gut gelaunt und klopfte Cimon anerkennend auf die Schulter. "Geschlafen hast Du aber, ja?"

    Priscas Worte taten Ursus wohl, auch wenn seine Sorge dadurch natürlich nicht schwand. Doch wenn sie sich um Minervina kümmern würde, dann würde es vielleicht noch eine Chance geben, seine Schwester aus diesem tiefen Loch herauszuholen. "Es wird alles für Dich bereit sein, Prisca. Ja, bitte schreibe mir, wenn es etwas Neues gibt. Oder wenn Du glaubst, daß meine Anwesenheit helfen kann. Wie schon gesagt: Ich komme sofort! Ich werde es irgendwie möglich machen!" Für seine Schwester würde er eine Möglichkeit finden.


    Als Prisca weitersprach und ihm erklärte, daß er keine Schuld hatte, hoffte er, das sie Recht hatte. Es klang so logisch, als sie es aussprach. Woher wußte sie das nur alles? Sie war doch selbst noch so jung! Und doch so klug. "Vermutlich hast Du Recht. Mit Strenge würde ich alles nur schlimmer machen. Hab Dank, Prisca. Ich habe das Gefühl, Du verstehst so viel besser, was in ihr vorgeht." Er konnte nicht anders, er mußte seine Cousine in seine Arme nehmen. "Danke, tausend Dank! Für Deine Unterstützung und Hilfe. Ja, natürlich, Du hast zu packen." Er ließ sie wieder los und lächelte. "Mögen die Götter mit Dir sein und euch beide beschützen."

    Es bereitete geradezu Vergnügen, diesen Sklaven zu beobachten. Er blühte richtig auf, kein Vergleich mehr zu der eher hoffnungslosen Gestalt dort am Stand des Händlers. Fragen schienen keine mehr zu bestehen und Ursus konnte nur hoffen, daß der Sklave sich nicht scheuen würde, ihn anzusprechen, wenn er etwas brauchte oder wissen wollte, was die anderen Sklaven ihm nicht beantworten konnten.


    "Natürlich, wenn Du satt bist, dann geh nur und mach Dich damit vertraut." Eifrig war Cimon ja. Wenn er seine Arbeit jetzt auch noch genau so gut wie eifrig erledigte, dann konnte Ursus mehr als zufrieden sein mit seiner Neuerwerbung.


    Bis morgen würde er erst einmal abwarten. Und dann mit Xenon sprechen, wie sich Cimon so machte und ob er sich einfügte bei den anderen Sklaven. Denn das war sehr wichtig. In Rom im Haus der Aurelier mußte er sich abermals in eine vorhandene Gemeinschaft einfügen. In eine wesentlich größere und stärker miteinander verwachsene. Und dann war da noch Caelyn. Ursus hoffte, sie wieder zurückholen zu können, wenn er wieder in Rom war. Hoffentlich hatte sie Louans Tod einigermaßen verwunden.

    Mit den Aussagen des Sklaven war Ursus sehr zufrieden. Natürlich waren es nur Worte, jedoch auf ehrliche Weise vorgetragen. Und er zweifelte nicht daran, daß die Taten des Mannes seine Worte bestätigen würden. "Sehr gut, Cimon. Ich glaube, wir werden gut miteinander auskommen. Sicher wird es noch Kleinigkeiten geben, die noch nicht geklärt sind, aber Du wirst bestimmt schnell lernen, mit allen Situationen klarzukommen. Ich erwarte keine Wunder von Dir. Nur, daß Du lernst und Dein Bestes gibst."


    Die Frage jedoch erstaunte Ursus. Ein jeder Sklave sollte es doch wissen. "Nun, Du als Sklave bist mir zu Gehorsam und Treue verpflichtet. Und ich als Herr bin dafür verpflichtet, für Dich zu sorgen. Ich erwarte, daß Du Deine Pflichten sehr ernst nimmst. Und genauso nehme auch ich meine Pflichten sehr ernst." Die Sklaven der Familie gehörten zur Familie. Natürlich hatten sie nicht den gleichen Stand wie die Herrschaft. Doch waren sie Menschen und sollten sich Zuhause fühlen und der Familie zugehörig. Wie konnte man Treue ohne dies erwarten?

    Die erste Reaktion auf seine Anweisungen gefiel Ursus auf jeden Fall. Es mußte sich noch erweisen, ob er das Vertrauen wirklich verdiente. Doch seine Worte und seine Mimik drückten Dankbarkeit und Freude aus. Soweit Ursus es mit seiner bisherigen Menschenkenntnis beurteilen konnte, war Cimon zuverlässig und treu. Und der Sklavenhändler ein wahrer Dummkopf.


    Als Cimon darum bat, frei sprechen zu dürfen, gab er ihm mit einem Nicken und einer Geste die Erlaubnis. Die Worte des Sklaven ließen ihn nachdenklich werden. Was für ein Verhalten wünschte er von ihm? "Nun, Cimon, wir müssen uns beide noch aneinander gewöhnen. Und eigentlich ist es gut, daß wir erst noch ein paar Wochen hier in Mantua haben, bevor Du in Rom Teil eines großen Haushaltes wirst. Was erwarte ich von Dir? Zunächst einmal Treue, Zuverlässigkeit, Gehorsam, Respekt. Aber das war Dir ja schon klar. Was für ein Verhalten? Hier ist es nicht weiter schwer. Hier brauchst Du mir nicht überall hin zu folgen. Nicht, solange ich mich in der Castra aufhalte. In Rom wird das anders, da sollst Du mich begleiten, wenn ich das Haus verlasse. Nun, Du solltest Dich dann immer im Hintergrund halten und aufmerksam zuhören. Wenn Du mir etwas zu sagen hast, während ich mit jemandem spreche, kommst Du einfach heran und ich werde Dir ein Zeichen geben, wenn Du mir dann leise sagen kannst, was Du loswerden möchtest. Gehe ich zu einem anderen Haus, wirst Du für mich anklopfen und anmelden, wer ich bin und wen ich zu sprechen wünsche. Sei einfach da. Sei wachsam. Cimon, ich bewege mich in den höchsten Kreisen. Im Zweifelsfall sei zurückhaltend. Was erwarte ich sonst von Dir? Ehrlichkeit. Wenn etwas nicht in Ordnung ist, dann komm zu mir. Wir hatten in unserem Haushalt schon den unglücklichen Fall, daß ein Sklave, der über den anderen stand, bestimmte Sklaven gequält und erniedrigt hat. Sie sagten nichts und letztendlich wurde er von einer Sklavin getötet. So etwas... will ich nie wieder erleben müssen! Als es geschah, war ich in Germanien. Meine Sklavin, Caelyn, hat mir erst von den Quälereien erzählt, als es viel zu spät war. Ich schrieb es nach Rom, doch als mein Brief ankam, war der Mord schon geschehen. Hab das Vertrauen, daß ich die richtige Entscheidung treffen werde, wenn etwas nicht in Ordnung ist." Das lag ihm sehr am Herzen. Er war niemand, der einen Sklaven bestrafte, weil er auf einen Mißstand aufmerksam machte. Und es war auch besser, wenn er selbst von der Geschichte erzählte, bevor die anderen Sklaven davon berichteten.


    "Sprich mit mir, wenn Du etwas brauchst, wenn irgendetwas nicht in Ordnung ist, wenn Du Bedenken irgendwelcher Art hast oder wenn Du etwas gesehen oder gehört hast, was Dich verunsichert. Ich möchte wissen, was vorgeht und ich möchte als Herr meinen Part erfüllen. Natürlich solltest Du mir solche Dinge sagen, wenn wir unter uns sind. Beantwortet das in etwa Deine Frage? Scheue Dich nicht, weiter zu fragen, wenn noch etwas unklar ist."