Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    Ursus war in der Tat sehr zufrieden. Wenn er in Zukunft immer so gut aussah, sollte es wohl nicht so schwer werden, eine passende Gattin zu finden. Wobei ihm immer noch diese Tiberia im Kopf herumschwirrte. Sicher war er sich in der Sache nicht. Gerüchte besagten, daß sie als Kind eher unansehnlich gewesen war. Mit einer häßlichen Kröte wollte er ja auch nicht unbedingt verheiratet sein. Er sollte versuchen, die vor Beginn der Verhandlungen mal zu Gesicht zu bekommen.


    Wieder waren seine Gedanken abgeschweift. Heute war er wirklich unaufmerksam. "Es könnte sein, daß Du Deine Seefestigkeit bald mal austesten kannst. Aber ich muß darüber noch nachdenken, ich hatte nur eben die Idee... Hm. Ich sage Dir noch Bescheid deswegen, Cimon. Würdest Du Dir zutrauen, eine kleine Reise zu unternehmen? Allein?"

    "Er ist Dein Vater? Nun, das ist schon eine sehr gute Empfehlung, denn ich zähle ihn zu meinen Freunden." Ursus' Blick wurde gleich noch eine Spur freundlicher, als Rusticus ihm die nahe Verwandtschaft zu Reatinus enthüllte. Dann hörte er sich das Anliegen des jungen Mannes ruhig an und hob nur ein wenig erstaunt die Augenbraue.


    "Die Wahl des Patrons ist ein sehr wichtiger Schritt, der über Deine gesamte Zukunft entscheiden kann. Ebenso wie die Wahl eines Klienten sehr sorgfältig erfolgen muß. Dir ist hoffentlich klar, daß ich ein Politiker bin? Auch wenn ich nicht ausschließe, in Zukunft wieder beim Militär tätig zu sein, wird der größte Teil meines Lebens gewiß in Rom und mit Ämtern im zivilen Bereich stattfinden. Was für eine Karriere schwebt Dir denn vor? Du hast Dich gerade erst zu zwanzig Dienstjahren in der Legion verpflichtet. Und eine weitere sehr wichtige Frage: Was denkst Du, kannst Du mir als Klient für einen Nutzen bringen?"

    Ursus schaute dem unerwarteten Besucher eintgegen, als dieser eintrat. "Salve, Artorius. Bitte setze Dich doch." Er deutete auf einen Stuhl und nickte Cimon zu, als dieser Rusticus höflich und unaufdringlich etwas zu trinken einschenkte. Er selbst ließ sich ein wenig Wein in sein Wasser geben und lehnte sich dann erwartungsvoll zurück. "Du wolltest mich sprechen? Bist Du mit Tribun Artorius Reatinus verwandt?" Er versuchte sich zu erinnern, ob sein Freund etwas von einem Rusticus erwähnt hatte. Doch er konnte sich im Moment nicht entsinnen.

    "Hm." Ursus strich sich wieder über das Kinn und schaute dann auch noch in den blank polierten Bronzespiegel. "Das fühlt sich gut an. Ich glaube, ab jetzt lasse ich mich immer mit Seife vorbehandeln. Das scheint nicht die schlechteste Methode zu sein. Dein Herr scheint ein wenig verschroben gewesen zu sein. Aber hiermit hatte er eine gute Idee." Griechen hatten ja oft merkwürdige Angewohnheiten. Gerade was Körperpflege oder auch Vorlieben beim Liebesspiel anging. Da hatte Ursus während seiner Ausbildung in Griechenland einiges mitbekommen.


    Während Ursus sich wusch, machte Cimon die Rüstung bereit. Auch diese unterzog Ursus nochmal einer kurzen Prüfung, bevor er sich beim Anlegen helfen ließ. "Ich bin sehr zufrieden mit Dir, Cimon. Mach weiter so", lobte er, während Cimon die Lederriemen schloß. "Sag mal, bist Du schon mal auf einem Schiff gewesen? Verträgst Du die Seefahrt?" Er selbst hatte ja ken ausgesprochen gutes Verhältnis zu Schiffen. Oft genug wurde ihm übel auf diesen Gefährten.

    Seife?! Ursus staunte nicht schlecht, als Cimon danach griff und ihm sein Gesicht dick einschäumte. Doch er kommentierte es nicht, auch wenn ihm Fragen auf der Zunge brannten. Nein, Cimon sollte einfach machen. Und Ursus ihn anhand des Ergebnisses beurteilen. Auch wenn er sich ein wenig unwohl fühlte angesichts der etwas anderen Behandlung. Als Cimon zum Messer griff, wurde er aber schnell ruhiger. Der Sklave war sehr vorsichtig und sorgfältig. Seine Hände ruhig und sicher.


    Eine ganze Zeit war es völlig still im Zimmer. Abgesehen von dem leicht kratzenden Geräusch, das vom schabenden Messer herrührte. Nachdem Cimon ihn gründlich mit Öl nachbehandelt hatte, erhob sich Ursus und strich sich prüfend über das Kinn. Dann nickte er. "Ich bin schon weit schlechter rasiert worden, Cimon. Aber verrate mir bitte mal, warum Seife? Ich habe wahrhaftig schon eine Menge Zeug im Gesicht gehabt als Vorbereitung für die Rasur. Aber noch nie Seife. Wie bist Du darauf gekommen?" In Rom schwor jeder Barbier auf eine andere verrückte Mischung, die aber für gewöhnlich auf Öl basierte.

    Aufmerksam beobachtete Ursus seinen Sklaven, während dieser berichtete. Dabei entging ihm nicht das kurze leichte Zittern seiner Hände und er mußte unwillkürlich schlucken. Vielleicht war das doch keine so gute Idee? Doch dann sah Cimon schon wieder ganz ruhig aus. Und was er berichtete, ließ eigentlich auf große Erfahrung schließen. Wobei Ursus sich nicht wenig wunderte. Sein früherer Herr hatte sich den Körper rasieren lassen? Wofür sollte das denn gut sein? "Nun ich meinte eine gewöhnliche Rasur. Im Gesicht." Er rieb sich das leicht stoppelige Kinn und überlegte, ob er es wagen sollte oder nicht.


    Dann gab auch der Tribun sich einen Ruck. "Versuch es, Cimon. Wollen mal sehen, ob man so etwas innerhalb eines Jahres verlernen kann." Er setzte sich zurecht und machte eine auffordernde Geste. Xenon hatte bereits die Rasierutensilien bereitgelegt. Er würde scharf aufpassen, ob Cimon sich allzu ungeschickt anstellte. Und gegebenenfalls eingreifen, bevor etwas passierte.

    Ursus war gerade in eine Schriftrolle vertieft, als Cimon zu ihm kam, um ihm einen Besucher zu melden. Er blickte auf und lächelte den neuen Sklaven an. "Es freut mich, daß Du Dich zuständig fühlst, wenn der eigenlich Zuständige gerade nicht zur Stelle ist. Wir hatten auch noch nicht über Besucher gesprochen. Bitte führe Besucher immer erst ins Atirum. Selbst wenn ich ihn dann nicht empfange und Du ihn wieder fortschicken mußt. Es ist einfach höflicher und im Atrium sollte einem Besucher immer etwas zu trinken angeboten werden. Du konntest das nicht wissen", setzte er schnell noch hinzu, bevor Cimon einen Fehler fürchtete. "Ich empfange Artorius Rusticus. Führe ihn bitte hierher ins Tablinum. Und bringe einen weiteren Becher und einen Krug Wein. Wasser habe ich hier noch."

    Am Abend hatte Ursus noch ein längeres Gespräch mit Xenon geführt. Nicht nur über Cimon, schließlich mußten sie langsam mit der Planung für die Abreise nach Rom beginnen, aber doch schon ausführlich über ihn. Xenon war sehr angetan von dem Neuen und hatte dies auch offen geäußert. Während des Gespräches hatte Ursus noch ein paar neue Erkenntnisse getroffen, die ihm sicher noch nützlich sein würden.


    Wie nicht anders erwartet, war Cimon am Morgen gleich wieder dienstbereit. Als Xenon kam, um ihm die Waschschüssel zu bringen, war Cimon schon bei ihm und half ihm. Ursus lächelte erfreut. "Wie sieht es aus, Cimon? Hast Du schon mal jemanden rasiert? Kennst Du Dich damit aus?" Xenon war nicht besonders sanft dabei. Caelyn konnte es deutlich besser. Doch sie war ja noch zur Erholung auf dem Land, wo sie hoffentlich langsam über den grausamen Tod ihres Bruders hinwegkam. Ob es Sinn machte, sie jetzt nach Rom zurückzuholen? Damit sie sich bis zu seiner Rückkehr dort wieder einleben konnte? Sein Blick lag immer noch auf Cimon, während er über Caelyn nachgrübelte.


    Centurio Potitus Lucretius Luscus
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    Jeden Moment erwartete der Centurio den Zusammenbruch des Mannes. Der war nicht dienstfähig, das sah ein Blinder mit einer Fackel. Nur fehlte immer noch die Einsicht. Wie dumm konnte ein Mensch alleine eigentlich sein?


    "Du trainierst richtig oder Du trainierst gar nicht!", brüllte der Offizier das Tribunsöhnchen schließlich an. "Dieser Eiertanz ist kein Training! Dein Kamerad schont Dich, das würde ein Feind nie tun! Gleichzeitig eierst Du mit Deinem Scutum herum wie ein kleines Mädchen! Das schaue ich mir keine Minute länger mehr an!"



    Als die Männer zu singen begannen, mußte Ursus unwillkürlich schmunzeln. Vor allem als die etwas derberen Strophen folgten, die er größtenteils nicht mal kannte. So marschierten sie Stunde um Stunde und brachten Meile für Meile hinter sich. Endlich erreichten sie die Stelle, an der das erste Nachtlager errichtet werden sollte. Ursus ließ anhalten und gab den Centurionen den Befehl, die Männer für die verschiedenen Dienste einzuteilen. Ein paar davon würden gewiß eingeteilt werden, sein Zelt aufzustellen, denn Cimon konnte das unmöglich allein bewältigen.


    Interessiert verfolgte er die Arbeitseinteilungen und beobachtete die Ausführung der verschiedenen Arbeiten. Zwar hatten sie damals bei den Limesarbeiten auch Lager errichtet, doch die waren kleiner gewesen und auch gleich für längere Aufenthalte eingerichtet worden. Es war für ihn also eine neue Erfahrung, die Errichtung eines Marschlagers dieser Größe für wirklich nur eine Nacht mitzuerleben.

    Wie es wohl war, wenn das eigene Leben vollkommen in der Hand eines anderen lag? Wenn man von einem Besitzer zum anderen geschoben wurde und sich bei jedem umorientieren mußte? Ursus würde versuchen, seine Sklaven sein Leben lang zu behalten - oder freizulassen. Aber nicht zu verkaufen. Das war... einfach nur grausam.


    "Ja, es war viel, was Du seit gestern kennenlernen und annehmen mußtest. Den Rest des Tages kannst Du nach Deinen Wünschen verbringen, Cimon. Und wenn Dir doch noch Fragen einfallen, dann komm zu mir." Er sah schon wieder so unsicher aus, so hilflos. Ursus konnte dagegen wenig tun. Im Grunde mußte Cimon sich einfach an die neuen Gegebenheiten gewöhnen. Oder vielmehr, diese erst ausloten. In ein, zwei Wochen würde es schon ganz anders aussehen, da war Ursus ziemlich sicher.


    "Ansonsten sehen wir uns morgen früh wieder." Er war sehr neugierig, was Cimon wohl tun würde. Obwohl er auch vermutete, daß es Cimon sehr schwer fiel, seine Zeit selbst zu füllen. Doch ein wenig Selbständigkeit mußte Cimon unbedingt lernen. Und dies war ein erster Schritt da hin.

    Auf die Versicherung seines Sklaven hin nickte Ursus. "Gut, Cimon, ich glaube, dann sind wir uns doch schon einig." Er ging fest davon aus, daß der Sklave damals heimlich die Buchführung seines Herrn studiert hatte, um zu lernen. Und nicht, um ihn auszuspionieren, gar für wen anderes. Da er Cimon zum Lernen anhielt und ihm auch reichlich Gelegenheit dazu gab würde er doch gar keine Veranlassung haben, so etwas zu tun.


    "Steh aufrecht, Cimon. Bei einem Körper wie dem Deinen wirkt diese gebeugte Haltung völlig fehl am Platz. Mir genügt es zu wissen, daß Du mir vollständig ergeben bist. Ich brauche nicht den Anblick unterwürfig gebeugter Leiber, um mich dessen zu vergewissern." Aufrecht und stolz machte Cimon doch gleich viel mehr her.


    "Ich glaube, nun habe ich Dir wirklich genug Aufgaben aufgetragen. Hast Du noch Fragen? Brauchst Du noch etwas? Möchtest Du irgendetwas erklärt haben oder bist Du Dir mit irgendetwas noch unsicher?"

    Zunächst sah es so aus, als ob Cimon mit Buchführung noch gar nicht in Berührung gekommen war. Doch dann gestand er, daß er in der Buchführung seines damaligen Herrn gestöbert hatte. Ursus runzelte die Stirn. "Nun, das will ich hoffen, daß Du nicht heimlich in Unterlagen liest, die Dich nichts angehen. Wenn ich öffentliche Ämter bekleide, bekomme ich oft mit Unterlagen zu tun, die nicht für Deine Augen bestimmt sind." Er schaute Cimon sehr ernst an. Der Bursche machte in diesem Moment einen sehr ehrlichen Eindruck. Und eigentlich war auch sein Geständnis nicht negativ zu bewerten, wie er fand.


    "Was aber die Buchführung angeht, so möchte ich, daß Du Dich im Laufe der Zeit auch darin einarbeitest. Ich besitze ein wenig Land und habe erst kürzlich etwas dazu erwerben können. Es wirft einiges an Erträgen ab. Die Berichte und die Buchführung dazu findest Du in diesen Tafeln. Es ist nicht schwierig, da der Umfang meines Landbesitzes wirklich überschaubar ist. Aber damit wirst Du es auch leichter haben, das Prinzip zu erfassen." Er zeigte auf das Regalfach, in dem er seine Buchführung aufbewahrte. "Das muß nicht sofort sein, Cimon. Es muß nicht hier in Mantua sein. Vermutlich wirst Du erst einmal viel zu wenig Zeit für all das haben. Aber in Rom wirst Du beispielsweise keine Rüstung zu pflegen haben. Wenn ich zuhause arbeite, kannst Du die Zeit für so etwas nutzen."

    Unsicherheit stand im Blick des Sklaven geschrieben. Ursus sah es, wußte aber auch nicht recht, wie er Cimon da helfen sollte. Es störte ihn nicht, daß Cimon ihn bei solchen Gesprächen direkt anschaute. Am besten ließ er es ihn einfach merken, was er durfte. Ursus war sich ziemlich sicher, daß Cimon die magische Grenze dessen, was erlaubt war, nicht überschreiten würde. Dafür war er offensichtlich viel zu gut erzogen. Wobei Ursus ihn übertrieben erzogen fand. Aber das würde sich mit der Zeit schon einrenken.


    "Dann werde ich Dir auch hin und wieder Aufgaben stellen. Aber Du brauchst keine Strafe zu fürchten, wenn Du sie nicht lösen kannst. Die Lösung ist manchmal nebensächlich. Ein Problem von allen Seiten zu betrachten kann schon lehrreich genug sein. Manchmal nimmt man eine ungelöste Aufgabe nach langer Zeit wieder zur Hand. Und auf einmal kann man es. Ich bin überzeugt, daß der Tag kommen wird, an dem Du mir diese Tafel mit den richtigen Lösungen bringen wirst."


    Aber sie waren noch nicht fertig mit den Prüfungen. "Wie sieht es mit Buchführung aus? Hast Du Dich damit auch schon befaßt?"

    Aufmerksam verfolgte Ursus die Bemühungen seines Sklaven um die Lösung. Am bemerkenswertesten war wohl, daß es Cimon Spaß zu machen schien. Erstaunlich, die meisten Menschen hatten wenig Freude an der Lösung mathematischer Probleme. Sehr sicher schrieb Cimon die Lösungen zu den leichteren Aufgaben hin. Dann nahm er sich Zeit und Ruhe und löste die anderen nach und nach. Dabei nahm er ungeniert die Finger zu Hlife. Er hatte eine Aufgabe und löste sie mit dem, was er hatte. Das gefiel Ursus ungemein.


    Am Ende mußte Cimon zugeben, daß er eine Aufgabe nicht verstanden hatte. Ursus nahm die Wachstafel entgegen und kontrollierte die Lösungen. "Hier, diese eine Aufgabe hast Du nicht richtig gelöst." Er deutete auf die drittletzte, in der ein Flüchtigkeitsfehler Cimon aufs Glatteis geführt hatte. "Und die letzte natürlich." Er gab die Wachstafel an den Sklaven zurück.


    "Du irrst Dich, Cimon. Du bist weit mehr wert, als ich für Dich bezahlt habe. Doch ich bin sicher, der Händler hat trotzdem genug Gewinn gemacht, von daher habe ich kein schlechtes Gewissen ihm gegenüber. Du bist weitaus gebildeter, als ich erwartet hätte, selbst nach Deiner Ankündigung, daß Du dies alles kannst. Aber ich möchte auch, daß Du Deine Bildung vertiefst." Er deutete auf die Wachstafeln. "Ich werde es Dir jetzt nicht erklären. Behalte die Tafel. Löse die Aufgaben, wenn Du es gelernt hast. Egal wie lange es dauert. Ich glaube, es ist für Dich reizvoller, als wenn ich Dir erklären würde, wie es geht. Solltest Du aber irgendwann zu dem Schluß kommen, daß Du es nicht schaffst, dann komm zu mir und ich werde die Aufgaben mit Dir durchgehen. Das wäre kein Versagen, Cimon. Auch ich habe es gelernt, indem man es mir erklärte. Ich habe nur den Eindruck, Du knobelst und rätselst gern. Und man lernt auch am meisten, wenn man sich selbst mit einer Aufgabe auseinandersetzt und die Lösung allein sucht."

    Es war eine Freude, Cimon zu beobachten. Sein neues Leben schien ihm zu gefallen. Abgesehen von der Tätowierung. Doch er würde mit der Zeit lernen, sie schlicht zu vergessen. Er sah sie ja nicht mal und sie war so klein und dezent, daß sie auch anderen auf den ersten Blick nicht auffallen konnte. Es würde sicher seine Zeit dauern, aber irgendwann würde es so sein.


    "Ich überlasse es Dir und Leone. Lernt euch erst einmal kennen, dann können wir weitersehen." Schließlich wußte er nicht mal, ob Leone diese Sprache beherrschte.


    "Das klingt vielversprechend. Warte." Ursus nahm eine Wachstafel und schrieb einige Aufgabe auf. Von sehr einfach bis wirklich knifflig. Diese reichte er dann an Cimon weiter. "Versuch Dich einmal daran." Er war sehr gespannt, wie sich der Sklave anstellen würde. Es würde ihn nicht stören, wenn er die schwierigen Aufgaben nicht lösen könnte. Er wollte einfach herausfinden, welchen Schwierigkeitsgrad er bewältigen könnte.

    Wie Ursus gehofft hatte, freute sich Cimon über die Möglichkeit, zu lernen. Wenn er es mit Freude tat, dann würde er es mit Fleiß tun. Das war gut so, dann würde sich das Gelernte auch festsetzen. "Du darfst selbstverständlich in der Bibliothek lesen und lernen, sofern Du nicht jemanden von der Familie störst. Mitnehmen auf Dein Lager darfst Du die Schriftrollen, die mir persönlich gehören. Sie sind mit meinen Initialien gekennzeichnet. Mein Onkel wird das bei seinen Schriftrollen sicher nicht gerne sehen, aber natürlich kannst Du ihn danach fragen, wenn wir wieder in Rom sind." Er war ohnehin gespannt, was Marcus von seiner Neuerwerbung halten würde.


    Ägyptisch? Und was für eine Sprache sprachen eigentlich die Nubier? "Da hast Du mir sogar etwas voraus, Cimon. Diese beiden Sprachen beherrsche ich nicht. Vielleicht kann Leone etwas davon? Falls ja, wird er sich gewiß freuen, jemanden zu finden, der es auch kann." Er lächelte. War sein neuer Sklave also ein kleines Sprachentalent. "Vielleicht sollte ich Dich noch germanisch lernen lassen. Siv könnte es Dir beibringen. So, wie sieht es nun aus mit Deinen Rechenkünsten? Was kannst Du rechnen?"

    "Wer weiß, vielleicht findest Du eines Tages heraus, welche Götter es sind, die über Dich wachen." Er mußte schmunzeln, als er hörte, daß Cimon die Schriftrollen geradezu verschlungen hatte. Das war ein gutes Zeichen, dann war er sicher jemand, der schnell und gerne lernte.


    "Cimon, ich wünsche, daß Du liest und lernst. Wann immer Dir Deine anderen Aufgaben und Dein Training Zeit lassen, darfst und sollst Du in den Schriftrollen lesen, die ich mein eigen nennen kann. Das sind nicht viele, die ich mit hier habe. Doch in Rom haben wir in unserem Haus eine recht umfangreiche Bibliothek. Du wirst dort sicher einiges finden, was Dich interessiert. Du sollst Deinen Geist schulen, wie Du Deinen Körper trainierst." Er deutete auf ein Regal, das hier im Tablinum stand und einige Werke enthielt, die jeweils aus einer ganzen Anzahl von Schriftrollen bestanden.


    Er wußte noch nicht, ob und in welcher Weise ihm das nützlich sein konnte. Jedoch konnte es nicht schaden, Cimon Bildung zu verschaffen. Wissen war niemals unnütz. Und es kostete ihn doch nichts, Cimon das Lesen zu erlauben. "Solltest Du irgendwelche Fragen haben, etwas nicht verstehen oder etwas bestimmtes suchen, dann frage mich."