Ursus hörte staunend zu, was der Vetter so erzählte. Der war ja tatsächlich ganz wild auf den Militärdienst! Allein schon sein Gesichtsausdruck, als er davon sprach, sich auf einem Schlachtfeld wohl eher sicher zu fühlen als bei einem Festmahl. Wußte er überhaupt, wovon er sprach? Vermutlich würde er von dieser Vorstellung sehr schnell geheilt, wenn er erst einmal tatsächlich auf einem Schlachtfeld stand. "Oh, ich weiß, daß es keine Pflicht ist. Aber Du mußt zugeben, daß es immer noch einen Haufen Leute gibt, die einen nicht ernst nehmen, wenn man keinen Militärdienst geleistet hat. Und am besten noch mit einer Verletzung wieder heimkommt, die beweist, daß man mittendrin gesteckt hat. - Also, ich werde auf jeden Fall ein Militärtribunat ableisten, auch wenn mir das militärische echt nicht liegt."
Er hatte den Entschluß schon vor einiger Zeit gefaßt und war entschlossen, das durchzustehen. Die Worte von Corvinus waren da schon sehr geeignet, ihn in seinem Entschluß zu bestärken. "Na, also. Schau, Cotta, alles auch nur Verwaltung. Hat sich was mit Deinem Schlachtfeld." Er grinste den Vetter frech an und fühlte sich selbst schon wieder viel wohler in seiner Haut. Soweit kam es noch, daß so ein Barbar daher kam, um ihm aufzuschlitzen.
Auf Cottas Versuche hin, das Gespräch wieder ein wenig aufzulockern, lachte Ursus amüsiert. "Politik ist doch auch ein prächtiges Thema, um sich darüber zu unterhalten. Gibt immer was neues her. Ich habe da ja jetzt auch großen Nachholbedarf. - Und gehe deshalb das Risiko gerne ein, einen solch schlechten Ruf zu bekommen, - wie Du ihn offenbar schon hast." Er lachte nochmals auf und duckte sich spielerisch, als erwarte er, von Cotta mit irgendwas beworfen zu werden.
Wieder an Corvinus gewandt, wurde Ursus sogleich wieder ernst. "Ich habe vor, möglichst bald das Vigintivirat anzutreten. Ich hoffe, daß ich Chancen habe, wenn ich mich zur nächsten Wahl aufstellen lasse. Durch meine lange Abwesenheit ist das vermutlich nicht ganz so einfach." Natürlich war er ein Aurelier, was ihm gewisse Vorteile bei einer solchen Wahl brachte. Aber so ganz von allein ging es eben nicht. "Na, Cotta, wann willst Du Dich in Deine Laufbahn werfen?" Ursus sah den Vetter erwartungsvoll an und aß noch etwas von dem Schafskäse und den Oliven, dazu noch ein Stück frischen Brotes.
Die Geschichte mit Cicero und seinem Testament hätte Ursus durchaus noch etwas näher interessiert, doch Corvinus schien diese Themen nicht weiter erörtern zu wollen. Zumindest nicht jetzt und hier. Vielleicht ergab sich ja ein anderes mal die Gelegenheit, ihn darüber noch ein wenig auszuquetschen? Schon allein die merkwürdige Tatsache, daß Cicero Lucius Commodus als Erben angegeben hatte...
"Wird es Probleme geben, weil Du die Reihenfolge nicht eingehalten hast, Corvinus? Oder mußt Du nochmal ein Militärtribunat ableisten?" Es gab bestimmt mißgünstige Bürokraten, denen solch eine Forderung zuzutrauen war. "Mein Zimmer ist hoffentlich mittlerweile fertig. Ich brauche dringend ein Bad und frische Kleidung." Er hatte es nicht ausdrücklich gefordert, aber sein Sklave war zuverlässig und würde sich um alles gekümmert haben. Zumindest wäre es besser für ihn, wenn er es getan hatte.