Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    Ursus nahm noch einen Schluck aus seinem Becher, um sein leicht amüsiertes Lächeln zu verbergen. Gut, er schwitzte auch. Aber so schlimm war es dann doch wieder nicht, vielleicht übertrieb Marsus ja gerne?


    Als der Oktavier dann nach dem Partherkrieg fragte, hob sich die linke Augenbraue von Ursus ganz leicht. Eine schlechte Angewohnheit, wie er selbst fand. Es war nicht gut, dem Gesprächspartner zu zeigen, wenn einen etwas überraschte. Die Augenbraue senkte sich also sofort wieder, nachdem er es gemerkt hatte.


    Es erstaunte ihn eben, daß Marsus bei einer gerade erst begonnenen leichten Plauderei gleich auf ein solches Thema zu sprechen kam und dann auch noch Ursus' Meinung dazu geradezu einforderte.


    Ursus sprach immer noch im leichten Plauderton, als er auf die Fragen antwortete. "Es ist wohl ein unvermeidlicher Krieg, nachdem Oreos immer wieder unsere Grenzen in Syrien angegriffen hat und dann auch noch über Armenien hergefallen ist. - Was hältst Du davon, daß der Imperator selbst ausgezogen ist, die Truppen anzuführen?" Nur nicht zuviel sagen, noch wußte er schließlich nicht, wie er Marsus einzuschätzen hatte.

    Ein Oktavier also. Und trotzdem er jetzt den Namen gehört hatte, konnte Ursus den Mann immer noch nicht recht einordnen. Vielleicht hatte er nur schon mal mit einen Verwandten von ihm zu tun gehabt, der ihm ähnlich sah? Das konnte natürlich sein.


    "Ja, natürlich darfst Du mich Ursus nennen, Marsus." Er blickte ebenfalls auf die Straße, über der die Luft leicht flimmerte. "Mir macht die Hitze eigentlich nicht so viel aus. Kälte finde ich viel unangenehmer. Wenn die Götter uns zürnen würden, dann wüßten sie doch gewiß unangenehmeres, meinst Du nicht? Freuen wir uns also, daß sie uns offenbar nicht wirklich übel gesonnen sind."


    Er hob den Becher und prostete seinem Gesprächspartner grinsend zu, bevor er einen Schluck nahm. Na, besonders gut war der Wein wirklich nicht. Aber er hatte auch schon schlechteren getrunken, von daher sagte er nichts dazu. "Und hier im Schatten läßt es sich doch wirklich gut aushalten." Vor allem, wenn man zuschauen konnte, wie andere sich abplagen mußten. Das sagte Ursus lieber nicht, schließlich wollte er sich nicht unbeliebt machen.

    Ursus mußte grinsen, als die beiden Barbarensklaven sogleich aufsprangen, um ihn anzugehen. Dabei saß er hier nur ganz friedlich und hatte eine kleine Plauderei angefangen, was wohl kaum als Angriff angesehen werden konnte. "Titus Aurelius Ursus ist mein Name und nein, ich habe nicht die Absicht, Dir irgendetwas zuleide zu tun." Er wirkte amüsiert, doch sein Blick war durchaus anerkennend, da die Sklaven auf die Gesten ihres Herrn hin ohne weitere Fragen gehorchten.


    Sein eigener Sklave kam gerade zurück und brachte einen Krug und zwei Becher herbei. Sein finsterer Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, daß er sich über irgendetwas ärgerte, doch angesichts der Tatsache, daß sein Herr in ein Gespräch verwickelt war, schwieg er.


    "Und nein, ich gehöre wohl nicht in diese Taverna, wie Du schon ganz richtig festgestellt hast. Ich ließ mich nur mangels besserer Gelegenheit hier nieder, um einen erfrischenden Schluck zu mir zu nehmen. Und mit wem habe ich das Vergnügen?" Er war wirklich in allerbester Plauderlaune und freute sich, daß der andere darauf einging.

    Man konnte richtig sehen, wie es in Philonicus arbeitete, als er sich zu erinnern versuchte, mit wem er es hier zu tun hatte. Und er schien sich auch an irgendetwas zu erinnern. Aber war es das richtige? Oder vielmehr der richtige? Das Raten ging dann dementsprechend daneben. Ursus lachte wieder, klang dabei aber keineswegs verärgert. "Nein, ich bin nicht Tutor. Aber wir sind in etwa so nah miteinander verwandt wie Du mit Tutor. Von dem habe ich auch schon ewig nichts mehr gehört."


    Seine Augen blitzten ein wenig übermütig, als der den entfernt verwandten Vetter noch ein wenig zappeln ließ. "Erinnerst Du Dich wirklich nicht?" Natürlich war Philonicus ein paar Jahre jünger als er und daher war vermutlich seine Erinnerung nicht so gut wie seine eigene. Sie waren schließlich noch Kinder gewesen. "So jung und schon Gedächtnisschwund?", spottete er im Scherz und schüttelte den Kopf wie ein greiser Mann, der sich über die Jugend empört. "Es ist auch schon ziemlich lange her. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich Dich in der Vorratskammer eingesperrt beim Versteckspiel. War ja auch ein dummes Versteck, findest Du nicht? Und weil Du so zornig darüber warst, hast Du den ganzen Honigkuchen verspeist, der eigentlich als Nachtisch für das Abendessen gedacht war. Dir war so schlecht davon, daß Dein Vater auf eine Bestrafung verzichtete. Bei Dir zumindest." Diese kleine Episode aus der Kindheit sollte doch die Erinnerung des Verwandten wecken.


    Sim-Off:

    Ich hoffe, das ist okay so :D Wenn nicht, ändere ich das Post nochmal ab

    Es trat kein Erkennen in den Blick, was Ursus nicht wenig amüsierte. Aber er tat dem Verwandten nicht den Gefallen, sich vorzustellen, da der ja so tat, als wäre er mit allem vertraut. Sollte er doch nach dem Namen fragen, wenn er sich wirklich nicht erinnerte. "Achso? Einziehen? Na, dann... Willkommen zuhause." Ursus grinste breit und ließ Philonicus an sich vorbei in das Haus treten, während drinnen schon ein paar Sklaven tätig wurden.


    Ob wohl schon irgendwer wußte, daß der Vetter herkam? Er selbst hatte es zumindest nicht gewußt. Aber gut, Corvinus war natürlich auch nicht verpflichtet, ihn über solche Dinge in Kenntnis zu setzen. "Wird ja noch richtig voll hier. Da haben wir interessante Zeiten vor uns, so viele junge Aurelier auf einem Haufen. Da kann sich Rom aber warm anziehen." Er lachte. Wenn Philonicus auch den Cursus Honorum antreten wollte, dann würde es bestimmt sehr spannend bei den nächsten Wahlen.

    Trotzdem es schon Abend war, hielt es Ursus nicht mehr im Haus. Er hatte gut gegessen und wollte sich einfach nur die Beine ein wenig vertreten und einen Spaziergang durch die nähere Umgebung machen. Gerade zu dieser Zeit war es doch besonders schön. Wenn die untergehende Sonne alles in ein warmes, goldenes Licht tauchte. Und vielleicht begegnete er ja auch dem einen oder anderen Nachbarn und kam so noch zu einer netten Plauderei? Schließlich hatte er nach seiner langen Abwesenheit noch eine Menge nachzuholen. Er wußte praktisch nichts über die aktuellen Gegebenheiten. Ein Mißstand, den es schnell zu beheben galt.


    Gerade griff der Sklave, der ihn begleiten sollte, nach dem Türgriff, als es klopfte. Erstaunt runzelte Ursus die Stirn, gab dem Sklaven aber mit einem Kopfnicken zu verstehen, daß er die Tür öffnen sollte. Er war schließlich neugierig, wer um diese Zeit noch Einlaß begehrte. Noch erstaunter blicke Ursus drein, als er sich unversehens mit einem jungen Mann Auge in Auge gegenüber sah, der ihm irgendwie bekannt vorkam. Es brauchte allerdings einen Moment, bis er ihn erkannte, immerhin hatten sie sich ewig nicht gesehen. "Philonicus, bist Du das?", fragte er daher in ungläubigem Ton.

    Ich werde mir den Film ganz sicher angucken und er wird mir vermutlich auch gut gefallen! :D


    Allerdings erwarte ich von einem Film auch nicht, daß er historisch korrekt ist. Ich erwarte nicht mal, daß ein Film dem Buch entspricht, nach dem er gedreht wurde (Beispiel: Ich mag "Die unenendliche Geschichte" als Film, wie auch als Buch. Man muß es halt getrennt betrachten) Es reicht mir, wenn er unterhaltsam und stimmungsvoll ist.


    Was den Geschichtsunterricht angeht: Bei uns ging das so: Es gab mal die Steinzeit, dann die Römer, Amerika wurde entdeckt und ab der französischen Revolution beginnt dann unsere Geschichte.


    Alles, was ich über die Vor- und Frühgeschichte und Antike weiß, habe ich mir angelesen. Und vielleicht ist das auch besser so. Der Unterricht war ja eher dazu geeignet, jedes Interesse im Keim zu ersticken (gut, meine Schulzeit ist schon ne ganze Weile her, vielleicht hat sich das mittlerweile ja gebessert). Vermutlich würde ich das Thema hassen, wenn es in der Schule gründlich behandelt worden wäre. Und dann wäre ich jetzt nicht hier... :D

    Sim-Off:

    Klar darfst Du =)


    Ein wenig enttäuschend war es schon, daß so gar niemand bekanntes über den Markt flanierte. Ob es an der Hitze lag? Ursus störte sich nicht sehr daran, aber er wußte, daß andere da empfindlicher waren, als er. Nachdenklich blieb der junge Aurelier stehen und blickte sich um. Eine Straßentaverna. Eigentlich kein Ort, an dem er sich für gewöhnlich aufhielt. Doch ein erfrischender Schluck war jetzt genau das richtige. Er winkte seinem Sklaven, damit er für Getränke sorgte und suchte sich einen angenehmen Platz.


    Dabei fiel ihm ein Gesicht auf, das ihm vage bekannt vorkam, dem er aber jetzt im Moment keinen Namen zuordnen konnte. Ein Mann, einige Jahre älter als er selbst, und in Begleitung zweier Sklaven. Kelten? Germanen? Irgendetwas barbarisches auf jeden Fall.


    "Salve", grüßte Ursus lächelnd, als er sich in die Nähe des Mannes setzte, der sich gerade seine Tunika mit einem Ölfleck ruiniert hatte, während er sein Hirn damit quälte, den Namen herauszufinden. "Irgendwie wenig los heute", stellte er sachlich fest, "Ist es nur die Hitze oder verpasse ich gerade etwas großartiges?" Ein etwas holpriger Beginn einer Plauderei, er war so etwas einfach nicht mehr gewöhnt.

    Ursus lachte und grinste Cotta an. "Dir scheint die Arbeit in der Verwaltung Sorgen zu bereiten, Cotta? Wie wäre es, ich übernehme Dein Vigintivirat und Du für mich das Militärtribunat, so macht jeder, was er gern tut." Es war natürlich wieder nur ein Scherz und Ursus prostete dem Vetter lachend zu.


    Doch die Worte von Corvinus verlangten auch nach einer Erwiderung. "Natürlich gebe ich etwas darauf, was die Leute sagen. Das was sie sagen, ist der Schlüssel zu allem! Wer im Senat ist schon ein wahrer Senator, der nur auf die inneren Werte schaut? Entscheidend sind Dein Ruf und Deine Kontakte. Und Militärdienst gehört immer noch zu den Dingen, die einem Mann sehr positiv angerechnet werden. Sogar gerade einem Patrizier, - gerade weil es freiwillig ist. Und nun gar ein Aurelier. Wir sind schließlich dem Militär seit Generationen eng verbunden. Ich werde ganz sicher ein Militärtribunat ableisten. - Ach, und wer weiß. Vielleicht gefällt es mir ja sogar. Cotta, wo kommt denn Deine Begeisterung für das Militär her? Steck mich doch mal ein wenig an, ja?" Er grinste schon wieder breit, meinte seine Frage aber zumindest halb ernst.


    Daß Cicero nicht mehr bei Verstand gewesen war, beunruhigte Ursus ein wenig. Und so war er froh, daß Corvinus das Thema schon bald wieder wechselte und einen wirklich guten Gedanken zum besten gab. "Die Idee, eine Feier zu nutzen, um die Kandidatur bekanntzugeben, finde ich ausgezeichnet. Es gibt kaum eine schnellere Art, so etwas bekannt zu geben", stimmte er dem Onkel erfreut zu und sah dabei fragend zu Cotta. "Was hältst Du davon?"

    Es war wirklich nicht so, daß Ursus irgendetwas bestimmtes suchte. Obwohl es natürlich nach so langer Abwesenheit eine ganze Reihe von Dingen gab, die er noch brauchte. Doch eigentlich war er hierher gekommen, um sich umzuschauen, mit der Menge treiben zu lassen und es einfach zu genießen, wieder in Rom zu sein.


    Athen war schön, ganz ohne Frage! Aber mit Rom war es dann doch nicht zu vergleichen. Wo sonst auf der Welt würde man dieses Angebot von Waren aus aller Welt finden! Es gab schlicht nichts, was man auf diesem Markt nicht erwerben konnte. Und nirgendwo sonst auf der Welt konnte man so unterschiedliches Volk sehen.


    Ständig verfolgt von einem eifrigen Sklaven, der nur darauf wartete, Einkäufen entgegenzunehmen, schlenderte der junge Aurelier über den Markt, blieb ab und an bei einem Stand stehen, um die Waren zu inspizieren, probierte hier und da von den angebotenen Speisen und blickte sich aufmerksam um, ob er nicht doch das eine oder andere bekannte Gesicht entdecken konnte.


    Sim-Off:

    Vielleicht hat ja jemand Lust, sich zu mir zu gesellen? :D

    Ursus hörte staunend zu, was der Vetter so erzählte. Der war ja tatsächlich ganz wild auf den Militärdienst! Allein schon sein Gesichtsausdruck, als er davon sprach, sich auf einem Schlachtfeld wohl eher sicher zu fühlen als bei einem Festmahl. Wußte er überhaupt, wovon er sprach? Vermutlich würde er von dieser Vorstellung sehr schnell geheilt, wenn er erst einmal tatsächlich auf einem Schlachtfeld stand. "Oh, ich weiß, daß es keine Pflicht ist. Aber Du mußt zugeben, daß es immer noch einen Haufen Leute gibt, die einen nicht ernst nehmen, wenn man keinen Militärdienst geleistet hat. Und am besten noch mit einer Verletzung wieder heimkommt, die beweist, daß man mittendrin gesteckt hat. - Also, ich werde auf jeden Fall ein Militärtribunat ableisten, auch wenn mir das militärische echt nicht liegt."


    Er hatte den Entschluß schon vor einiger Zeit gefaßt und war entschlossen, das durchzustehen. Die Worte von Corvinus waren da schon sehr geeignet, ihn in seinem Entschluß zu bestärken. "Na, also. Schau, Cotta, alles auch nur Verwaltung. Hat sich was mit Deinem Schlachtfeld." Er grinste den Vetter frech an und fühlte sich selbst schon wieder viel wohler in seiner Haut. Soweit kam es noch, daß so ein Barbar daher kam, um ihm aufzuschlitzen.


    Auf Cottas Versuche hin, das Gespräch wieder ein wenig aufzulockern, lachte Ursus amüsiert. "Politik ist doch auch ein prächtiges Thema, um sich darüber zu unterhalten. Gibt immer was neues her. Ich habe da ja jetzt auch großen Nachholbedarf. - Und gehe deshalb das Risiko gerne ein, einen solch schlechten Ruf zu bekommen, - wie Du ihn offenbar schon hast." Er lachte nochmals auf und duckte sich spielerisch, als erwarte er, von Cotta mit irgendwas beworfen zu werden.


    Wieder an Corvinus gewandt, wurde Ursus sogleich wieder ernst. "Ich habe vor, möglichst bald das Vigintivirat anzutreten. Ich hoffe, daß ich Chancen habe, wenn ich mich zur nächsten Wahl aufstellen lasse. Durch meine lange Abwesenheit ist das vermutlich nicht ganz so einfach." Natürlich war er ein Aurelier, was ihm gewisse Vorteile bei einer solchen Wahl brachte. Aber so ganz von allein ging es eben nicht. "Na, Cotta, wann willst Du Dich in Deine Laufbahn werfen?" Ursus sah den Vetter erwartungsvoll an und aß noch etwas von dem Schafskäse und den Oliven, dazu noch ein Stück frischen Brotes.


    Die Geschichte mit Cicero und seinem Testament hätte Ursus durchaus noch etwas näher interessiert, doch Corvinus schien diese Themen nicht weiter erörtern zu wollen. Zumindest nicht jetzt und hier. Vielleicht ergab sich ja ein anderes mal die Gelegenheit, ihn darüber noch ein wenig auszuquetschen? Schon allein die merkwürdige Tatsache, daß Cicero Lucius Commodus als Erben angegeben hatte...


    "Wird es Probleme geben, weil Du die Reihenfolge nicht eingehalten hast, Corvinus? Oder mußt Du nochmal ein Militärtribunat ableisten?" Es gab bestimmt mißgünstige Bürokraten, denen solch eine Forderung zuzutrauen war. "Mein Zimmer ist hoffentlich mittlerweile fertig. Ich brauche dringend ein Bad und frische Kleidung." Er hatte es nicht ausdrücklich gefordert, aber sein Sklave war zuverlässig und würde sich um alles gekümmert haben. Zumindest wäre es besser für ihn, wenn er es getan hatte.

    Ursus grinste Cotta ein wenig frech an, als dieser geschickt eine Antwort auf seine Andeutung überspielte, indem er sich ganz der Zukunftsfrage widmete. Anscheinend war er schon einen Schritt weiter als Ursus, denn es schien für Cotta schon ganz festzustehen, wie es mit ihm weiterging. "Bist Du so wild auf das Militär, Cotta? Ich wußte gar nicht, daß Du Dich so dafür begeisterst." Er selbst sah das Tribunat als lästige Pflicht an. Etwas, was er wohl hinter sich bringen mußte, da es einfach dazu gehörte, wenn man politisch etwas werden wollte. "Ja, ein Militärtribunat wird mir wohl auch nicht erspart bleiben." Sonderlich begeistert klang er wirklich nicht.


    Es war ein Fehler gewesen, den Becher an den Mund zu führen, als Corvenius gerade anfing zu berichten. So verschluckte sich Ursus prompt, als Corvinus davon erzählte, daß Cicero Aufständische um sich geschart hatte. Er hustete eine Weile und trank dann einen Becher Wasser, um das Kratzen im Hals loszuwerden. "Und was wollte er damit erreichen? Kaiser werden anstelle des Kaisers?" Was für eine dumme Idee. Wer wollte schon Kaiser sein? Das brachte doch wesentlich mehr Verantwortung als Spaß mit sich. Nein, Kaiser würde Ursus nicht sein wollen.


    Sein Teller war mittlerweile leergegessen und Ursus wies die Sklavin mit einigen Gesten an, den Teller mit bestimmten Leckerbissen ein weiteres mal zu füllen, während er seinem Onkel weiter zuhörte.


    Da war noch die Sache mit dem Testament. Was stand denn nun darin? Wollte Corvinus damit andeuten, daß er eigentlich erben sollte? Oder noch wer anderer? Fragend blickte er von einem zum anderen. Irgendwie hatte er das Gefühl, etwas verpaßt zu haben. "Was genau war denn sein letzter Wunsch? Hatte er seine Töchter etwa nicht als Erben benannt?"


    Prisca stand nun auf und entschuldigte sich. Ursus war sich nicht sicher, ob sie ihm nicht vielleicht aus irgendeinem Grunde böse war. Seit er hier war, hatte sie sich still und eigenartig verhalten, sie schien sich gar nicht über seine Heimkehr zu freuen. Und nun ging sie so früh? Ob es ihr wirklich nicht gut ging oder ob er ihr wohl doch unangenehm war, weswegen auch immer? "Oh... natürlich bin ich Dir nicht böse. Ich hoffe, Du erholst Dich rasch. Und ich freue mich schon darauf, mich weiter mit dir zu unterhalten." Noch immer ein wenig verwirrt blickte er ihr kurz nach, wandte sich dann aber wieder den anderen Anwesenden zu.

    Ursus lachte leise, als Cotta bemerkte, wie wenig sie sich in Athen gesehen hatten. Mit einem verschmitzten Grinsen sagte er in verschwörerischem Ton: "Aber Cotta, jetzt mach der Familie doch nicht vor, wir hätten uns nicht gesehen. Oder möchtest Du damit über das kleine peinliche Ereignis bei Dionysius hinwegspielen?" Es war eigentlich gar nicht viel passiert, naja, ein unfreiwilliges Bad im Fischteich, - aber Ursus war sicher, daß Cotta nun von einigen der Anwesenden gelöchert werden würde. Solche Andeutungen machten immer schrecklich neugierig. Er lachte allerdings dabei, um anzuzeigen, daß er es keineswegs böse meinte und er Cotta nur ein wenig aufzog. "Entschuldige, ich konnte einfach nicht widerstehen. - Ja, hier könnten wir mal mehr zusammen machen. Wie sehen eigentlich Deine Zukunftspläne aus?"


    Die schöne junge Frau, die erst so abwesend dreingeschaut hatte, sprach mit ihm, als würde sie ihn kennen, auch wenn es sehr reserviert klang. Doch es mußte schon echt lange her sein, daß sie sich das letzte mal begegnet waren. Es war schwer für ihn, ihr Gesicht irgendwie unterzubringn. Um herauszufinden, wer sie sein könnte, musterte er sie aufmerksam. Er ging in Gedanken die ganze Verwandtschaft durch. Und schließlich kam er darauf, wer sie sein mußte: "Prisca? Du bist Prisca! Ich muß schon sagen, aus dem frechen kleinen Mädchen ist eine wunderschöne Frau geworden." Er staunte ehrlich und seine Worte waren so spontan aus ihm herausgesprudelt, daß ihre Ehrlichkeit nicht angezweifelt werden konnte. Es war tatsächlich keine reine Schmeichelei, auch wenn ihm eine solche durchaus zuzutrauen war. "Ich freue mich wirklich, Dich wiederzusehen. Wie geht es Dir?" Sie sah nicht sehr glücklich aus und Ursus fragte sich, ob es gut war diese Frage zu stellen. Aber nun war sie heraus und konnte schlecht zurückgenommen werden.


    Als Corvinus den Becher hob, griff Ursus auch nach dem seinen. "Und auf euer Wohl. Ich bin wirklich froh, wieder hier zu sein, in eurer Mitte", erwiderte er und nahm einen tiefen Schluck des verdünnten, edlen Tropfens. "Oh, ich habe euch vorgewarnt. Und ich entnehme Deiner Bemerkung, daß meine Vorwarnung wohl nach mir hier eintreffen wird." Er schüttelte den Kopf. Immerhin hatte er den Brief zwei Wochen vor seiner Abreise losgeschickt. Aber Privatpost war eben nicht immer schnell.


    Aufmerksam wurde der junge Aurelier, als Corvinus von einem Vorfall mit Cicero sprach. Ernst geworden blickte er den Onkel an. "Was für ein Vorfall? Nein, ich habe keine Ahnung. Was ist passiert? Leone hat schon so merkwürdige Andeutungen gemacht, wollte Dir aber nicht vorgreifen..."

    Es war schon ein belustigender Anblick, wie sich langsam die Erkenntnis auf den Zügen der anderen ausbreitete, daß er tatsächlich vor ihnen stand. Ursus ließ sich nicht lange bitten und setzte sich auf den angewiesenen Platz. "Ich dachte, ich komm mal auf einen Sprung rüber", scherzte Ursus, lenkte aber dann schnell ein. "Ich freue mich auch, euch zu sehen. Und ich bin hungrig wie ein Bär nach dem Winterschlaf, also hindere mich bloß nicht daran, zu essen, Marcus", warnte er scherzhaft und ließ sich von Dina einige Köstlichkeiten servieren.


    Bevor er weitersprach, nahm er erst ein paar Bissen. Er brauchte einfach etwas im Magen, sonst ging gar nichts mehr. "Ah, endlich mal wieder etwas anständiges zu essen. Die Reise war unglaublich langweilig. Es ist einfach nichts passiert. Gar nichts. Wirklich eine Schande, man möchte auf einer weiten Reise doch etwas erleben! Die Überfahrt war davon das schlimmste! Die Dünung kam von hinten, das Schiff rollte und da haben die meisten an Bord nur über der Reling gehangen. Ich bin ja zum Glück nicht so empfindlich. Aber ... naja, das erzähle ich vielleicht besser nicht beim Essen." Er stoppte sich gerade noch rechtzeitig, bevor er die schlechten Gerüche an Bord beschrieb. Das gehörte nun wirklich nicht hierher.


    "Die Studien waren fast so großartig wie die Spiele, aber lange nicht so großartig wie die Mädchen", grinste er breit. "Nein, mal im Ernst. Es hat wirklich Spaß gemacht, dort zu studieren. Aber ich bin auch froh, daß ich endlich wieder hier bin. - Agamemnon ist eine Woche vor meiner Abreise leider gestorben. Ein Lungenleiden..."

    Nachdem Leone beiseite gegangen war, betrat Ursus den Raum. "Salvete", grüßte er lächelnd und schaute in die Runde. Da waren sie ja alle und er staunte, wie sich alle verändert hatten. Vermutlich ging es ihnen mit ihm nicht anders, denn in den letzten Jahren war er vom Jüngling zum Mann gereift.


    Da Corvinus nun ja als Hausherr galt, - etwas, das Ursus nicht unerheblich wurmte, - blieb sein Blick schließlich auf ihm haften. "Habe ich euch so erschreckt, daß es euch die Sprache verschlagen hat?", lachte er amüsiert, während die hübsche Dina für ihn ein Gedeck auflegte.

    Mit einem zufriedenen Grinsen hörte sich Ursus die kleinen Schleimereien des Sklaven an. Genau so gehörte sich das! Das Personal zuhause war eben doch das beste, ohne Zweifel. Na, das waren ja schon eine ganze Menge Leute, das Haus war voll wie selten. Trauerfälle? Welche, von denen er noch nichts wußte? "Speisen ist auf jeden Fall gut", stellte er mehr für sich selbst fest, denn sein Magen knurrte schon seit geraumer Zeit, da er seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte und dieses recht karg ausgefallen war. Hungrig und neugierig auf die Neuigkeiten folgte er Leone in das cenatiuncula.

    Zitat

    Original von Leone
    Er hatte den Soldaten eben etwas zu trinken bringen lassen, da klopfte es erneut an der porta. Leona kam heute aber auch gar nicht zur Ruhe. Er vermutete, dass es einer der Soldaten war, der zu viel Wasser getrunken hatte und nun die dafür vorgesehenen Örtlichkeiten aufsuchen wollte. So öffnete er die Tür und sah den Besucher zunächst wohlwollend an, doch als jener keine Uniform trug, änderte sich seine Mimik und er nahm Haltung an. Das war der Sohn des Bruders des Herrn Corvinus, der dort hinter dem Sklaven die Stufen erklomm! Leone neigte das Haupt. "Sei willkommen zu Hause, Herr!" begrüßte er Ursus und strahlte ihn danach an. Vergeblich hielt er Ausschau nach Gepäck.


    Na, wenigstens erkannte man ihn noch nach den Jahren der Abwesenheit. "Salve Leone", grüßte Ursus den treuen Sklaven und ließ zur Feier des Tages sogar ein kleines Lächeln sehen, als Belohnung für Leones Strahlen, das ihn so nett willkommen hieß.


    "Sorg doch bitte dafür, daß mein Gepäck abgeladen und auf mein Zimmer gebracht wird," er zeigte auf das beladene Tier, das vor lauter Legionären fast nicht zu bemerken war."Na, wo stecken denn alle? Wer ist denn überhaupt da?" Er trat bereits in das Haus, während er fragte, und atmete wie befreit auf. Endlich Zuhause!

    Ursus staunte nicht schlecht, als er die Villa seiner Familie endlich erreichte und einen ganzen Trupp Soldaten davor herumlungern sah. Wenigstens schauten sie gelangweilt und nicht diensteifrig streng. Es war also hoffentlich nicht anzunehmen, daß irgendetwas schlimmes passiert war.


    Ohne die Männer weiter zu beachten, stieg Ursus von seinem Pferd, während sein Sklave bereits an die Porta klopfte, um für einen angemessenen Empfang zu sorgen. Immerhin kehrte Ursus nach mehreren Jahren endlich nach Hause zurück und da war es schon wünschenswert, wenn dies auch gebührend gewürdigt wurde.


    Zu hoffen war nur, daß sein Brief vor ihm hier angekommen war und die Familie mit seiner Ankunft rechnete. Und wenn nicht, nun, das sollte in diesem Haus ja wohl auch kein Problem sein.