Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    Manchmal war es wirklich schade, daß man einem anderen Menschen immer nur vor die Stirn schauen konnte und niemals dahinter. Zu gerne hätte er gewußt, was in den Gedanken seines neuen Sklaven so vor sich ging. Seine Mimik verriet leider nicht viel. Doch zumindest schien er sich über seine Aufgaben zu freuen. Und Arbeit, die gerne verrichtet wurde, die wurde auch gut verrichtet.


    "Dann wünsche ich, daß Du ab sofort täglich für Arbo sorgst und ihn auch bewegst. Denk bitte daran, daß da auch die Pflege des Sattel- und Zaumzeugs dazu gehört. Und natürlich hast Du zu trainieren, immerhin sollst Du mir als Leibwächter dienen. Trainiere zunächst allein, bis ich mit Tribun Artorius gesprochen habe. Oder einen anderen Trainingspartner für Dich organisiert habe. Du hast den ganzen Tag für diese Aufgaben. Ansonsten erwarte ich, daß Du meine Rüstung in Ordnung hältst und mir morgens beim Anlegen behilflich bist. Und sie mir abends auch wieder abnimmst. Ich denke, das genügt an festen Aufgaben. Wenn Du zwischendurch Zeit hast, wirst Du sicher etwas zu tun finden." Tatsächlich schien er sich bei diesem Sklaven nicht verkauft zu haben. Die stolze Haltung vermochte Ursus nicht zu ärgern, im Gegenteil gereichte es einem Herrn doch viel mehr zur Ehre, wenn ein Stolz ausstrahlender Mann ihm treu diente, als wenn es ein unterwürfiger, demütiger wäre.


    "Du brauchst mehr Kleidung, Cimon. Geh morgen in die Stadt und kaufe drei weitere Tuniken. Außerdem zwei Paar Schuhe, Socken, Wäsche, einen Mantel, einen Gürtel und was Du sonst noch brauchst. Ich gebe Dir morgen früh Geld, das Du vollständig ausgeben sollst für Deine Ausstattung." Eine weitere Prüfung. Würde der Sklave versuchen zu fliehen? War es vielleicht zu früh, ihm solch eine Prüfung aufzuerlegen?

    Wenn Ursus gehofft hatte, daß Avianus etwas sagen würde, so wurde seine Hoffnung enttäuscht. "Nun, es ehrt uns Aurelier ungemein, hier vorgeschlagen worden zu sein und ich würde keineswegs die Verantwortung scheuen, jedoch scheint es mir unpassend, gerade erst aufgenommen worden zu sein und dann gleich solch ein Amt anzunehmen. Also sollte wirklich niemand wollen, würde ich mich zur Verfügung stellen, es wäre mir eine große Ehre. Jedoch nur, wenn sich gerade niemand imstande sieht, diese ehrenvolle Aufgabe zu übernehmen." Er schaute Avianus auffordernd an. Wollte der denn nicht vielleicht? Wenn er diese Aufgabe gut ausfüllte, konnte ihm das für seine weitere Karriere nur nützlich sein.

    Was mußte dieser Sklave bisher für ein Leben geführt haben, daß er nach solchen Kleinigkeiten derart vor Freude leuchtenden Augen bekam? Ursus beobachtete Cimon genau, nahm seine Manieren wahr, ebenso wie den Redeschwall, der tatsächlich an ein Kind erinnerte, dem man endlich erlaubte, seine vielen, vielen neuen Eindrücke loszuwerden. Auch wenn es zwischendurch ein wenig unangemessen war, ließ Ursus ihn gewähren. Er wollte einfach abwarten. Und tatsächlich bemerkte Cimon, daß er etwas zu viel geredet hatte. Was in diesem Fall, da sie unter sich waren, nicht weiter schlimm war.


    "Bashir, ja, ich sagte Dir ja, daß Du ihn vermutlich kennenlernen wirst. Er ist tüchtig, auch wenn seine Herkunft zur Vorsicht gemahnt. Der Krieg gegen die Parther ist noch nicht lange her. Du möchtest von ihm Kampfesfertigkeiten erlernen? Nun, darüber muß ich erst nachdenken. Und auch mit Tribun Artorius darüber sprechen." Das war eine Sache, auf die Ursus sich nicht zu schnell einlassen wollte. Reatinus hatte dazu schließlich auch etwas zu sagen. "Viel Zeit bleibt dafür ohnehin nicht, denn in wenigen Wochen endet mein Tribunat." Er ließ sich etwas Wein nachschenken.


    "Und wie schätzt Du es ein? Bist Du der Aufgabe, Dich um mein Pferd zu kümmern, gewachsen? Reichen Deine Reitkünste, ihn auch zu bewegen?" Wieder lag der prüfende Blick des Tribuns auf dem Sklaven.

    Ursus hatte es sich bequem gemacht. Es war ein anstrengender Tag gewesen, so wie jeder Tag. Gar nicht so einfach, den Legaten zu vertreten. Er war nur froh, daß er auf seine Erfahrungen mit der II. zurückgreifen konnte. Nicht auszudenken, wenn er völlig ohne Erfahrung an diese Aufgabe hätte herangehen müssen!


    Die Vorspeise hatte er bereits genossen, nun wurde Hühnchen serviert, mit Gemüse und Brot. Dazu einige raffinierte Soßen. Nur war es etwas langweilig, allein zu speisen. Da kam ihm der neue Sklave doch gerade reicht. "Ah, Cimon! Komm, setz Dich zu mir und iß auch etwas, sicher hattest Du noch nichts. Das soll zwar nicht zur Gewohnheit werden, aber ich möchte doch hören, wie Du den Tag verbracht hast, seit ich Dich im Stall zurückgelassen habe." Er bemerkte durchaus, daß Cimon wieder die alte Kleidung trug und dachte sich seinen Teil, warum es so war. Er würde sich um einige weitere Kleidungsstücke für seinen Sklaven kümmern müssen. Ach, am besten tat der Bursche das selbst und konnte gleich beweisen, ob er zuverlässig war.

    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI



    ERNENNE ICH
    LEGIONARIUS CAIUS DECIMUS CELSUS



    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM VII KAL OCT DCCCLIX A.U.C. (25.9.2009/106 n.Chr.)



    ZUM
    EQUES - LEGIO I TRAIANA



    [Blockierte Grafik: http://img81.imageshack.us/img81/8400/siegeltauwj6.gif
    Tribunus Laticlavius
    -
    LEGIO I TRAIANA PIA FIDELIS

    [Blockierte Grafik: http://img380.imageshack.us/img380/6898/legiqx9.png]
    ANTE DIEM VII KAL OCT DCCCLIX A.U.C. (25.9.2009/106 n.Chr.)

    [Blockierte Grafik: http://666kb.com/i/bbkbet5gzk5yi43l0.jpg]
    Decurio Manius Papinius Soranus
    -------------------------------



    Der Decurio betrat ebenfalls in Paradeuniform den Platz. Er wurde von einem Scriba begleitet, der feierlich eine Kiste mit sich trug.


    "Milites! In aciem venite! State!" Die Befehle hallten unnötigerweise über den Platz. Die Männer hatten ohnehin schon die richtige Aufstellung eingenommen und nahmen nun noch Haltung an. "Nun habt ihr es geschafft und auch die Zusatzausbildung zum Eques absolviert. Ihr habt viel gelernt in dieser Zeit. Wer könnte das besser beurteilen als ich? Aber glaubt nicht, daß ihr damit fertig wäret. Dies war nur ein Anfang. Ihr müßt laufend weiter trainieren, es ist eure Pflicht, eure Fähigkeiten zu erhalten und nach Möglichkeit sogar zu verbessern! Vergeßt dies nie!"


    Der Decurio flüsterte dem Scriba den ersten Namen zu, damit der die richtige Urkunde hervornahm. "Legionarius Caius Decimus Celsus! Hiermit ernenne ich Dich zum Eques der Legio I Traiana. Du gehörst ab sofort der Turma I an. Meinen Glückwunsch!" Er überreichte ihm die Urkunde und nickte ihm anerkennend zu.



    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI



    ERNENNE ICH
    LEGIONARIUS CAIUS DECIMUS CELSUS



    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM VII KAL OCT DCCCLIX A.U.C. (25.9.2009/106 n.Chr.)



    ZUM
    EQUES - LEGIO I TRAIANA



    [Blockierte Grafik: http://img81.imageshack.us/img81/8400/siegeltauwj6.gif
    Tribunus Laticlavius
    -
    LEGIO I TRAIANA PIA FIDELIS

    [Blockierte Grafik: http://img380.imageshack.us/img380/6898/legiqx9.png]
    ANTE DIEM VII KAL OCT DCCCLIX A.U.C. (25.9.2009/106 n.Chr.)


    Nachdem er Celsus die Hand gedrückt und die Urkunde übergeben hatte, schritt der Decurio zum nächsten Mann weiter und ernannte ihn ebenso feierlich zum Eques. Erst nachdem er jeden Einzelnen auf diese Weise ernannt hatte, wandte er sich noch einmal an alle. "Ich hoffe, auch in Zukunft nur Gutes über euch zu hören! Den Rest des Tages habt ihr frei! Nutzt dies gut! Abite!"



    [Blockierte Grafik: http://666kb.com/i/bbkbet5gzk5yi43l0.jpg]
    Decurio Manius Papinius Soranus
    -------------------------------



    Es war keine einfache Aufgabe. Nur wenn Pferd und Reiter zu einer festen Einheit geworden waren, dann konnten sie diesen Parcours ordentlich absolvieren. Der Decurio ließ keinen der Männer auch nur einen Moment aus den Augen. Er bemerkte jede Schwäche, jede besonders gute Leistung. Und nickte einem jeden anerkennend zu, der es gut gemacht hatte. Wie Celsus zum Beispiel.


    Nachdem alle wieder eine Reihe gebildet hatten und ihn erwartungsvoll anblickten, wandte sich der Decurio an seine Ausbildungsgruppe. "Dies gerade war sozusagen eure Abschlußprüfung! Ihr alle habt bestanden. Morgen erhaltet ihr eure Ernennung zum Eques der Legio I und werdet euren neuen Einheiten zugeteilt. Tretet also nach dem Morgenappell in Paradeuniform hier an. Wer sein Pferd weiterhin reiten möchte, kann dies tun. Wer das Pferd wechseln möchte, meldet sich bei mir. Für heute war es das! Abite!"





    [Blockierte Grafik: http://666kb.com/i/bbkbet5gzk5yi43l0.jpg]
    Decurio Manius Papinius Soranus
    -------------------------------


    Sie waren gut. Sie waren in der Tat gut. Die Übungen klappten wie am Schnürchen. Der Decurio sah recht zufrieden aus, als die Reiter wieder eine Reihe bildeten und ihn erwartungsvoll anblickten. "Ihr seht den Parcours dort vorne. Den werdet ihr heute absolvieren! Ihr beginnt dort am roten Sprunghindernis, danach durchquert ihr die Matschpfütze und schleudert dabei einen Wurfspeer auf das Ziel. Anschließend kommt die erste Wippe. Hier werft ihr euren zweiten Wurfspeer. Das Ziel steht ungünstig, es wird nicht leicht! Anschließend galoppiert ihr auf den ersten Pfahl zu und besiegt mit der Spatha den ersten Strohsack! Es folgt das zweite Sprunghindernis, das blaue, und dann der zweite Pfahl, von dem ihr wieder den Strohsack herunterholt. Ein Knecht wird euch eine Hasta anreichen, die ihr im Galopp entgegennehmt. Am dritten Pfahl ist dann ein Ring, den ihr aufspießen werdet. Es folgt das grüne Sprunghindernis und direkt dahinter die zweite Wippe! Das wird eine knifflige Stelle! Wenn ihr das geschafft habt, werden die Knechte eine der Strohreihen entzünden. Ich möchte, daß ihr durch das Feuer reitet oder springt! Euer Pferd wird das nur tun, wenn es euch sehr vertraut! Überflüssig zu sagen, daß ihr eure Verteidigung keinen Augenblick vernachlässigen dürft! Der erste von euch startet jetzt!"







    Centurio Potitus Lucretius Luscus
    --------------------------------



    Der Centurio hatte durchaus immer mal wieder einen Blick auf den verrückten Artorier. Was bildete der Bengel sich eigentlich ein? Respektierte die Anweisungen des medizinischen Personals nicht! Respektierte auch die Warnungen seines Centurios nicht! Nun denn. Dann eben lernen durch Schmerzen. Das war sowieso die einprägsamste Art des Lernens, seiner Meinung nach.


    Als Rusticus nach den zehn Runden immer noch auf den Beinen stand, konnte der Centurio ihm eine gewisse Anerkennung nicht absprechen. Dennoch war es Wahnsinn, in seinem Zustand zu trainieren. Er konnte ja nicht mal ordentlich Haltung annehmen. Doch Einsicht, die war immer noch nicht zu bemerken. "Such Dir einen Partner! Mann gegen Mann mit Gladius und Scutum. Mit Übungswaffen, versteht sich!"




    [Blockierte Grafik: http://666kb.com/i/bbkbet5gzk5yi43l0.jpg]
    Decurio Manius Papinius Soranus
    -------------------------------


    Am nächsten Morgen fanden die angehenden Reiter einen völlig veränderten Campus vor. Wieder war ein Parcours aufgebaut. Wippen, Wasserbecken, Matschpfützen, Sprunghindernisse und mit Stroh gebildete Linien, deren Zweck sich nicht gleich erschloß. Auf den Pfählen lagen Strohsäcke, mit Zielen versehene Strohballen standen ebenfalls auf dem Platz.


    Der Decurio schien nichts davon wahrzunehmen. "Wir beginnen wie jeden Tag! Ihr wißt, was ihr zu tun habt!"





    [Blockierte Grafik: http://666kb.com/i/bbkbet5gzk5yi43l0.jpg]
    Decurio Manius Papinius Soranus
    -------------------------------



    Es war nur eine kurze Exkursion ins Bogenschießen und doch schienen die Männer mit Feuer und Flamme dabei zu sein. Der Decurio sah durchweg gute Leistungen. Immerhin war es gar nicht so einfach, reitend einen Pfeil ins Ziel zu bringen. Die wenigsten Pfeile verfehlten die Strohballen, viele trafen gar in die Kreise. Sie zeigten deutlich, daß sie im Notfall auch mit dieser Waffe würden umgehen können. Es war allerdings mehr als zweifelhaft, daß sie je in die Verlegenheit kommen würden.


    "Sehr gut, Männer! Das soll für heute genügen! Wir sehen uns morgen zur gewohnten Zeit wieder hier! Abite!"





    Noch ist es nicht zu spät. Genau das war ein Punkt, bei dem Ursus sich nicht sicher war. "Die Ärzte sagen, sie muß essen. Und sie muß an die frische Luft. Und unter Leute. Sie vergeht einfach, Prisca. Sie will mich nicht mal sehen..." Seine Hand krallte sich um die Tischkante. So fest, daß die Knöchel weiß hervortraten. "Habe ich das wirklich? Sollte ich besser hinfahren und sie zwingen zu essen? Oder mache es damit nur schlimmer? Vielleicht bin ich zu lieb zu ihr, vielleicht braucht sie Strenge?" Er war einfach am Ende mit seinen Ideen, reine Verzweiflung beherrschte ihn, wenn das Thema auf seine Schwester kam. "Würdest Du das tun? Würdest Du zu ihr fahren und mit ihr sprechen? Wenn Du glaubst, ich sollte auch hinkommen, dann schreibe mir. Egal was sonst ist, ich komme! Der Legat wird es sicher einsehen, wenn es um das Leben meiner Schwester geht." Nicht, daß er den Legaten kennen würde und wissen konnte, ob er solche Gründe anerkannte. "Ich kann einfach nicht verstehen, was in ihr vorgeht. Und weil ich das nicht verstehe, kann ich ihr nicht helfen."

    [Blockierte Grafik: http://666kb.com/i/bbkbet5gzk5yi43l0.jpg]
    Decurio Manius Papinius Soranus
    -------------------------------


    Mit aufmerksamen Blicke verfolgte der Decurio die Bemühungen der jungen Männer, möglichst viele Ringe zu erbeuten. Dabei arbeiteten sie leider nur wenig gegeneinander. Gerade das sollte sie einiges darüber lehren, wie man in Bedrängnis gebracht werden konnte - und wie man sich da wieder herauswand. Aber sie würde es sicher bei anderer Gelegenheit lernen. Außerdem zeigte es, daß sie kameradschaftlich waren, das war auch gut.


    Irgendwann befahl er, die Übung einzustellen und anzutreten. Erhitzte Gesichter und leuchtende Augen bekam er zu sehen. Ja, ohne Zweifel hatte ihnen das richtig Spaß gemacht. Innerlich grinsend, aber äußerlich durchaus grimmig dreinblickend schritt der Decurio die Reihe ab, um die Ringe zu zählen.


    "Diejenigen, die fünfzehn oder mehr Ringe haben, dürfen die Versorgung ihrer Pferde nach Ende der heutigen Ausblidungseinheit den Knechten überlassen und etwas früher in die Thermen verschwinden." Sie hatten wirklich ordentliche Leistungen gezeigt. "Aber noch ist es nicht soweit. Ich sagte am Anfang dieser Ausbildung bereits, daß ihr auch den Bogen mal benutzen solltet. Also, holt euch die Bögen und einige Pfeile. Die Knechte werden derweil die Ziele aufstellen. Ich möchte, daß ihr aus dem Galopp heraus die Ziele trefft! Wenigstens die Strohballen, besser noch den Kreis!"




    [Blockierte Grafik: http://666kb.com/i/bbkbet5gzk5yi43l0.jpg]
    Decurio Manius Papinius Soranus
    -------------------------------


    Sie mußten das Ganze noch einmal wiederholen. Dann ließ er die Knechte die Ringe bei den Reitern wieder abholen und anschließend wieder auf den Pfählen anbringen. "Jetzt machen wir das alles mal ein wenig spannender. Versucht, so viele Ringe wie möglich zu erbeuten. Nahezu alles ist erlaubt, nur nicht, die Kameraden zu verletzen! Die Knechte werden immer wieder neue Ringe oben auf den Pfählen anbringen. Wenn ich Halt befehle, bildet ihr eine Linie und zeigt mir, was ihr erbeuten konntet! Ad impetum!"





    [Blockierte Grafik: http://666kb.com/i/bbkbet5gzk5yi43l0.jpg]
    Decurio Manius Papinius Soranus
    -------------------------------


    Die hatten wohl heimlich geübt? Zwar fielen wie immer bei dieser Übung ein paar aus dem Sattel, aber im Großen und Ganzen machten die Männer sich gut. "Ihr werdet gespürt haben, wie gewaltig die Kraft ist, die hier entwickelt wird. Es ist gar nicht so leicht, im Sattel zu bleiben. Aber: So gewaltig ist auch der Schaden, den ihr anrichtet, wenn ihr trefft. Nun stellt euch vor, ihr gehört zu den Fußtruppen und seht eine Gruppe Reiter mit dieser fürchterlichen Waffe auf euch zuhalten. Das ist ein wichtiger Aspekt! Die Furcht, die dieser Anblick auslöst! Aber verlaßt euch nicht zu sehr darauf, auch die Fußtruppen haben ihre Tricks, solch einem Angriff zu begegnen! Deshalb immer Augen auf! Immer den Gegner beobachten! Immer auf die Verteidigung achten! Ein toter Eques ist nutzlos!! Wir werden nun die Geschicklichkeit ein wenig trainieren. Die Knechte bringen gerade Ringe an den Pfählen an. Diese gilt es aufzuspießen! Damit ihr dabei die Verteidigung nicht vergeßt, werden die Knechte wieder mit Matsch werfen, das kennt ihr ja schon! Alle zugleich, als Gruppe! Jedem gehört ein Pfahl und ein Ring! Ad impetum!"


    [Blockierte Grafik: http://666kb.com/i/bbkbet5gzk5yi43l0.jpg]
    Decurio Manius Papinius Soranus
    -------------------------------


    "Sehr gut, Männer, es wird doch!", lobte der Decurio und ließ die Männer dann wieder in einer Linie antreten. "Heute werden wir uns der Hasta widmen. Ihr werdet schnell merken, daß es gar nicht so leicht ist, diese Waffe zu benutzen. Es handelt sich bei der Hasta um eine Stoßwaffe! Heute bekommt ihr es daher mit etwas größeren Strohsäcken zu tun. Auf ihnen sind Zielkreise aufgemalt. Jeder von euch reitet seinen Gegner nun zehn mal an. Bemüht euch, möglichst präzise zu treffen. - Und! Vergeßt eure Verteidigung nicht!" Wieder hatten Knechte die Pfähle präpariert. Dieses mal waren große Strohsäcke an die Pfähle gebunden. Auf jedem prangte ein roter Kreis. Dann verteilten sie die Übungswaffen an die Reiter.





    "Sofort?", staunte Ursus und verstummte dann, damit Mattiacus die nötige Zeit und Ruhe für die Korrektur bekam. Er zuckte bei jedem "Mhmja" und "Soso" zusammen und erwartete schon, die Papyrusbögen vor die Füße geworfen zu bekommen. Er mußte sich schwer zusammenreißen, um nicht mit seinen Fingern an der Toga herumzuspielen vor lauter Nervosität, denn seine Hände schrieen nach Beschäftigung. Doch wie hätte das denn ausgesehen?


    Endlich erklangen die erlösenden Worte. Ursus atmete auf, seine zuvor gespannte Miene wandelte sich zu offener Freude. "Wirklich? Wunderbar! Ich fand das Studium der Gesetze nicht mal so trocken, wie ich erwartet hatte. Nur die Vorlesungsniederschriften haben mir teilweise zu schaffen gemacht. Danke! Ich bin wirklich froh, es geschafft zu haben."

    Ursus grinste breit. Der Artorier war zu bescheiden. In Rom mußte man zu seinen Fähigkeiten stehen, zumindest wenn man in der Politik tätig war. Mit Angeben hatte das nichts zu tun. Aber er drang nicht weiter auf das Thema, Reatinus hatte eben seine eigene Art. Vielleicht machte gerade das ihn so sypmathisch.


    "Es war eine Hoffnung. Dann wohl eine vergebliche. Aber ich werde versuchen, das beste daraus zu machen. So, ich denke, ich begebe mich jetzt in die Höhle des Löwen. Sobald ich eingerichtet bin, würde ich mich freuen, Dich zum Essen einladen zu dürfen."

    "Das freut mich." Er hatte ja auch nur gefragt, um sicher zu gehen, daß da nicht ein Kummer schlummerte. "Ich finde sie ja auch sehr nett, aber ich bin ihr auch noch nicht oft begegnet. Ihr müßt ja die ganze Zeit miteinander auskommen, das ist eben doch immer etwas anderes. Aber ich finde es wirklich schön, daß ihr euch so gut versteht. Hoffentlich bekomme ich auch so eine nette Frau, wie Corvinus." Er hüstelte ein wenig verlegen.


    "Das wäre sehr schön, wenn ich bei der Feier dabei sein könnte." Wenn er ehrlich war, dann log er jetzt ein wenig. Denn als vermutlich einziger Mann würde er sich doch mehr als verloren vorkommen mitten in so einer Herde von schnatternden jungen Frauen. Da war das Tribunat doch eine gute Ausrede, um sich davor zu drücken. Doch natürlich wollte er Prisca nicht den Spaß verderben, sondern sie lieber in ihrem Plan unterstützen. "Du wirst das sicher hinbekommen, Prisca."


    Doch im nächsten Moment verdüsterte sich seine Miene vor Sorge und Traurigkeit. "Es geht ihr jedenfalls nicht besser. Die letzte Nachricht ist schon wieder eine Weile her. Sie... sie will einfach gar nichts mehr. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll, um ihr zu helfen. Hier hat sie sich verkrochen und ließ niemanden mehr an sich heran. Ich dachte, eine andere Umgebung, eine schöne Umgebung... das Meer, das ihr das Lebensfreude geben würde."