Gerade rechtzeitig hatte Ursus sich gebremst. Septima hatte auch schon "Halt!" gerufen, gerade in dem Augenblick, in dem Ursus stehengeblieben war. Er wollte lächeln, wollte irgendwie zeigen, daß sich niemand sorgen mußte. Aber seine Miene blieb ausdruckslos. Mehr aus Nervosität und Aufregung als aus Berechnung. Er wußte, daß er dieses Kind anerkennen würde. Selbst wenn es nur einen Arm oder zwei Gesichter hätte. Ganz egal. Es war sein Sohn. Septimas Sohn. Aus ihrer Liebe zueinander entstanden, ein göttliches Wunder, wie jedes neue Leben.
Ganz klein war sein Sohn schon nicht mehr. Trotzdem wirkte er auf Ursus unglaublich winzig. Schon gar in den Armen dieses überaus kräftigen Germanen. Für einen Moment fürchtete der Römer um seinen noch so verletzlich wirkenden Sohn in den groben Armen von Septimas Leibwächter. Doch der war erstaunlich vorsichtig, fast zärtlich und fürsorglich. Sofort spürte Ursus den Stachel der Eifersucht in seinem Herzen. Zumal sein Sohn sich bei Baldemar auch noch ziemlich wohl zu fühlen schien. Er war zu lange fort gewesen! Eindeutig!
Es schien ewig zu dauern, bis Baldemar ihm das Kind tatsächlich vor die Füße legte. Auch wenn es tatsächlich nur wenige Sekunden gewesen waren. Und da lag der Junge nun, schaute mit großen erstaunten Augen auf die Welt aus einer vermutlich eher ungewohnten Perspektive. Schaute den fremden Mann an. Ursus blieb einen Moment stocksteif stehen, staunte das Kind an, das seins war. Unglaublich. Langsam beugte er sich hinunter. Und nahm den Jungen hoch. Ein wenig unsicher, wie er es anfangen sollte, ohne dem Kind weh zu tun. Den Kopf sollte man stützen, hatte er mal gehört. Also achtete er darauf. Na, war doch gar nicht so schwer. Titus lag in seinen Armen und Vater und Sohn schauten einander an.