Ursus, der keine Ahnung hatte, was für Laevina alles unter den Begriff Abschaum fiel, zeigte sich bei ihrer Schilderung nicht wenig geschockt. "Ihr Götter, auf was für einer Nußschale bist Du denn hierher gereist? Hast Du denn keine Passage auf einem ordentlichen Schiff erhalten können?" Sein strafender Blick wanderte zu dem Sklaven, der stumm dabei stand. Hatte dieser nicht vernünftig für seine Herrin sorgen können? Ein Wunder, daß sie gesund und unbeschadet in Rom angekommen war.
Gerade hatte er noch etwas zu dem Thema sagen wollen, da betrat Orestes das Atrium. "Orestes! Schön, Dich endlich mal zu treffen. Seit meiner Rückkehr aus Germanien sind wir uns ja wirklich geschickt aus dem Weg gegangen." Er lachte, denn natürlich hatte es bei ihnen beiden keineswegs in der Absicht gelegen, sich nicht zu treffen. Es hatte sich schlicht nicht ergeben. Er begrüßte den Verwandten mit der üblichen kurzen Umarmung, bevor er sich wieder an Leavina wandte, um ihre - zugegebenermaßen recht freche - Frage zu beantworten.
"Weißt Du, ich bin schließlich Patrizier. Da muß man doch eigentlich nichts weiter tun, als über das Forum zu wandeln und gut auszusehen, oder?" Er lachte wieder und seine Augen blitzten dabei ein wenig übermütig. Es war nicht zu übersehen, daß dies nur ein Scherz war. "Nein, keine Angst, ich bin kein Müßiggänger und Geldverschwender. Ich widme mich der Politik und beschreite den Cursus Honorum. Die Amtszeit als Vigintivir habe ich bereits erfolgreich hinter mich gebracht und bin erst vor kurzem aus Germanien heimgekehrt, wo ich mein Tribunat abgeleistet habe. Zur jetzt kommenden Wahl werde ich wohl als Quästor kandidieren. Außerdem habe ich vor, mich in Zukunft in der Schola Atheniensis als Dozent zu betätigen. Doch das erfordert noch einige Vorbereitung." Er zuckte mit den Schultern. Letzteres war noch ziemlich unausgegoren, doch er zweifelte nicht daran, daß er damit zurecht kommen würde.
"Aber was ist mit Dir? Was erwartest Du von Deinem Leben in Rom? Was möchtest Du tun?" Neugierig musterte er die junge Cousine. Bestimmt hatte sie einige Träume und Erwartungen mitgebracht. Ob sie sich wohl mit Minervina verstehen würde? Das wäre zumindest wünschenswert.