Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    Ursus erwiderte den Händedruck nicht minder kräftig, wobei auch ihm auffiel, wie unterschiedlich ihre Hände waren. Irgendwie kam er sich in diesem Moment fast verweichtlicht vor, obwohl man das gerade wirklich nicht von ihm sagen konnte. Er war so durchtrainiert und fit wie noch nie in seinem Leben. "Die richte ich sehr gerne aus. Auf Wiedersehen, Raetinus."


    Dann ging Raetinus zur Tür, wo er noch einmal gekonnt salutierte, was Ursus nicht minder gekonnt erwiderte. Auch das hatte er wirklich gründlich gelernt. "Hab Dank für die guten Wünsche. Vale." Und schon war der Centurio draußen. Seufzend setzte sich Ursus wieder, um die letzten Arbeiten zu erledigen. Und das officium wieder in einen aufgeräumten und gut geordneten Zustand zu versetzen. So, wie er es vorgefunden hatte vor ziemlich genau einem Jahr.

    Ja, die Zeit war wieder einmal einfach verflogen. Wie es so oft geschah, wenn man angenehme Dinge tat. Der Dienst rief. Nicht nur Raetinus, auch Ursus hatte noch ein paar Dinge abzuarbeiten und in Ordnung zu bringen. "Ja, das kenne ich nur zu gut", erwiderte er, als sich Raetinus erhob, um zu gehen. Ursus erhob sich ebenfalls und bot dem Artorier die Hand zum Händedruck. "Dann also auf einen regen Briefwechsel - und hoffentlich auch ein Wiedersehen."

    Ursus betrat also den Raum, in dem der Legat so viele Stunden am Tag über schweren Entscheidungen brütete. "Salve", grüßte er und salutierte. "Ich bin gekommen, um mich zu verabschieden, Patron." Man konnte ihm sicherlich ansehen, daß er dies mit gemischten Gefühlen tat. Das Jahr war vergangen wie nichts, war irgendwie viel zu kurz gewesen.

    Ursus nickte. "Natürlich schreibe ich Dir gerne. Gibt es etwas, was Dich besonders interessiert? Worauf ich für Dich achten soll? Ich bin zum Beispiel ein großer Liebhaber von Wagenrennen." Es war furchtbar nicht auf dem Laufenden zu sein, was die Rennen anging. Auch, was die Pläne für die Aurata anging.


    "Ich hoffe, Du schreibst mir dann auch mal und berichtest mir, wie es meinen Jungs so geht." Er lachte. Die Truppe war ihm wirklich ans Herz gewachsen. "Eines Tages siehst Du Rom gewiß wieder. Und ich hoffe, Du meldest Dich dann bei mir, damit wir zusammen die Stadt unsicher machen können."

    Dies war dann wohl das letzte mal, daß Ursus den Legaten, seinen Patron, aufsuchte. Morgen in aller Frühe würde es zurück nach Rom gehen. Sicher, er freute sich auf sein über alles geliebtes Rom, auf seine Familie, auf das rege Treiben in der Stadt. Doch er ging auch ungern. Gerne hätte er den Limesausbau beendet. Und "seine" Reiter ließ er auch ungern zurück.


    "Salve", grüßte er den scriba, der wie immer das officium des Legaten bewachte, damit niemand einfach so dort hereinplatzte. "Ist der Legat zu sprechen?"

    Rosemary Sutcliff:
    "Der Adler der neunten Legion"
    "Die Fackelträger" (auch unter dem Titel "Drachenschiffe drohen am Horizont" erschienen)
    "Der silberne Zweig" (ok, nicht mehr sehr römisch ;D )


    Die drei Bücher kann man unabhängig voneinander lesen, doch sind die Geschichten lose miteinander verflochten. Sie in dieser Reihenfolge zu lesen, ist durchaus empfehlenswert.


    Es sind Jugendbücher, aber ich finde, auch als Erwachsener kann man sie prima lesen.

    Wieder einmal erreichten sie die Casa Germanica. "So, da wären wir wieder", grinste Ursus. "Schöne Grüße an Deine Familie. Ich werde Dir morgen Nachricht schicken, wann ich abreisen werde." Was vermutlich schon sehr bald sein würde. Ursus war fest entschlossen, seine Abreise nun ordentlich voranzutreiben.

    Ursus nickte ernst, als Raetinus ihm zustimmte. Und als er ihn dann so lobte, wurde er tatsächlich etwas rot. "Ich danke Dir für dieses positive Urteil. Das bedeutet mir sehr viel. Und ich bin froh, daß ich in guter Erinnerung bleibe. - Zumindest hoffe ich das." Er lachte fröhlich und nahm dann noch einen guten Schluck aus seinem Becher.


    "Es fällt mir nicht leicht zu gehen. Doch trotzdem freue ich mich auf Rom. Auf meine Familie und natürlich auch darauf, durch die Stadt zu streifen und das Forum Romanum unsicher zu machen." Je mehr er darüber nachdachte, umso mehr freute er sich darauf.

    "Nun, sollte sich da doch noch was ergeben, hast Du ja noch bis zu meiner Abreise Zeit, es mir mitzugeben", lächelte Ursus und füllte beide Becher ein weiteres mal. "Wie es mir hier gefallen hat? Weit besser, als ich es vorher vermutet hatte. Wenn ich ehrlich bin, hat es mir sogar richtig Spaß gemacht. Ich habe ja sehr selbständig arbeiten können und durfte so beweisen, was in mir steckt. Dazu habe ich eine Menge gelernt. Und die Verantwortung für andere Menschen zu haben, - bis hin zur Verantwortung für das Leben, - hat mich schon verändert. Ich mußte jede meiner Entscheidungen gut überdenken, denn Fehler konnten fatale Folgen haben. Gerade auch bei der Mission zu den Mattiakern oder beim Limesausbau. Ich denke, diese Verantwortung hat mich ein gutes Stück reifen lassen." Wenn er selbst schon merkte, wie sehr er sich verändert hatte, wie mußte das dann der Familie auffallen, wenn er heimkehrte?


    Er trank von seinem Wein. "Und wie schätzt Du meine Tätigkeit ein, so als erfahrener Offizier? Habe ich grobe Fehler gemacht?" Diese Frage war für ihn auch sehr wichtig. Denn aus Fehlern mußte man lernen, damit sie sich nicht wiederholten.

    Ursus nickte zufrieden. Mehr wollte er ja auch gar nicht. "Und Du kannst das von hier viel besser, als ich von Rom. Tu mir bitte den Gefallen und achte ein wenig auf diesen Namen, wenn er in Zusammenhang mit höheren Positionen fällt. Damit würde ich mich ein Stück weit wohler fühlen. Gerade wegen der besonderen Lage in dieser Provinz."


    Er lehnte sich zurück und nahm einen weiteren Schluck aus seinem Becher und ließ ihn genießerisch über die Zunge rollen, bevor er schluckte. "In Kürze werde ich aufbrechen. Soll ich vielleicht irgendetwas mitnehmen nach Rom? Du hast dort Verwandte oder nicht?" Pakete zu verschicken kostete ein halbes Vermögen, von daher war dieses Angebot eine von wenigen Möglichkeiten, etwas kostenlos und dennoch zuverlässig zu verschicken.

    "Ja, da hast Du vollkommen recht", nickte Ursus zustimmend. "Ich werde Dir eine Nachricht zukommen lassen, sobald ich den genauen Tag abschätzen kann. Ich denke, morgen werde ich es wissen. Ja, Du hast natürlich nicht viel zu packen, da Du nur kurze Zeit in Rom bleiben willst. Aber ich muß meinen ganzen Hausstand mitnehmen. Naja, so viel ist es auch nicht. Ich hatte von vornherein nur zwei Sklaven dabei und wir haben nicht so erschreckend viel mitgenommen." Vergleichsweise zumindest. Doch es würde gewiß einiges zusammenkommen. Ursus war fest entschlossen, nichts mitzunehmen, was nicht auf Packpferde oder Maultiere paßte. Einen Wagen wollte er nicht mitnehmen, der würde sie nur aufhalten.


    "Duplicarius Terentius, wäre eine Vorhut nicht angebracht?" Das war weniger eine Frage, als vielmehr ein Befehl. Eigentlich wunderte sich Ursus, daß der Duplicarius nicht selbst daran gedacht hatte. (:D)

    "Ich hoffe, in wenigen Tagen. Natürlich muß ich jetzt noch ein paar Dinge im Castellum aufarbeiten und Berichte verfassen. Dann gebe ich ein Abschiedsfest, denn die Männer haben es mir wirklich leicht gemacht mit meiner Arbeit und dafür möchte ich mich bei ihnen bedanken. Ja, und dann geht es los. Während ich hier war, haben meine Sklaven schon alles gepackt, was wir nicht unbedingt brauchen. Und wie ist das bei Dir? Wann willst Du reisen?" Auch Ursus dachte daran, daß es doch recht angenehm wäre, wenn sie zusammen reisen konnten.

    Ursus schüttelte den Kopf. "Genau das wird nicht geschehen, wenn sie es klug anfangen. Sie unterlaufen die römische Gesellschaft im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten. Ist Dir aufgefallen, wie viele Familienmitglieder aus Germania Magna hierherkommen? Und einer adoptiert den anderen. Sie kommen, werden gleich Bürger, besetzen innerhalb kurzer Zeit wichtige Positionen und steigen schnell auf. Hier in der Provinz ist das leicht, es gibt nur wenige Römer hier, die sich auf Dauer in die Provinzverwaltung einbringen wollen, das nutzen sie und besetzen eben diese nicht sehr beliebten Stellen. - Verstehst Du? Sie müssen im Auge behalten werden, mehr sage ich nicht. Wir dürfen nicht abwarten, bis sie an allen Schaltstellen sitzen, sondern rechtzeitig den Riegel vorschieben. In Rom wäre das längst geschehen. Es gibt da immer genug konkurrierende Familien, die darauf achten, daß nicht eine zu viele wichtige Positionen besetzt. Und das ist gut und richtig so, finde ich." Anscheinend war er der einzige, der ahnte, was sich hier anbahnte. Mehr, als eine Warnung aussprechen, konnte er nicht. Denn natürlich war es nur eine Vermutung, er konnte sich genausogut irren.


    "Bei mir läuteten halt alle Alarmglocken, als dieser Duccius Lando die Cheruski erwähnte. Und mir kam es merkwürdig vor, daß er so rasch adoptiert worden war und dann auch noch in der Provinzverwaltung tätig wurde. Er kann doch kaum Vorbildung gehabt haben? Es paßt irgendwie nicht zusammen. Ich würde mir wünschen, daß mein Gefühl mich trügt und sie tatsächlich Rom treu sind. Doch ich finde, man sollte auch alle anderen Möglichkeiten im Auge behalten. - Varus hat auch darauf vertraut, daß Arminius, ein römischer Bürger und gar Ritter, trotz seiner germanischen Herkunft Rom treu war. Und wie hat er für dieses Vertrauen bezahlt!" Er wollte ja nicht, daß den Ducciern etwas angetan wurde oder man ihnen Möglichkeiten verwehrte, die sich sie ehrlich verdienten. Er fand nur, daß ihre Tätigkeiten genauestens überprüft werden sollten.

    "Da verlasse ich mich auch drauf, Centurio", grinste Ursus den Artorier an. Er hatte diesen Mann wirklich zu schätzen gelernt. Er hatte seine Truppe im Griff und verstand auch stets sofort, was man von ihm erwartete. Ursus war ziemlich sicher, daß der Mann das Ende seiner Karriereleiter noch nicht erreicht hatte. Bestimmt würde es Corvinus, der ja der Patron des Artoriers war, gelingen, seine Erhebung in den Ritterstand zu errichen.


    "Nun, dann laß uns zum Lager zurückreiten und Deine Unterbringung organisieren, Quästor. Morgen in aller Frühe brechen wird dann auf." Er wandte sich dann nochmal an den Centurio. "Ich werde nach meiner Ankunft die Ablösung losschicken. Ich denke, diese Nachricht werden die Männer mit Freude aufnehmen." Und es stand Raetinus durchaus zu, diese freudige Nachricht bekannt zu geben.


    "Vale, Centurio. Wir sehen uns dann in Kürze in Mogontiacum." Gemeinsam mit dem Quästor ritt Ursus dann zurück zum Lager. Schon der Sonnenaufgang würde sie auf dem Weg nach Mogontiacum vorfinden.


    Sim-Off:

    Ich hoffe, es ist ok so, daß ich das hier derartig abkürze. Aber ich möchte nun doch langsam mal den Ablflug nach Rom schaffen ;)

    "Ja, das sind sie in der Tat", nickte Ursus mit Überzeugung in der Stimme. "Sie werden auch bald abgelöst. Und werden mit einer anständigen Abschiedsfeier belohnt, die ich vor meiner Abreise noch geben werde. Ich denke, daß so etwas durchaus für diese Knochenarbeit entschädigt." Immerhin war so etwas normaler Dienst, doch Ursus fand schon, daß sie besonderen Einstatz zeigten und der sollte auch belohnt werden.


    "Wenn Du Dich entschließt, heute hier zu übernachten, können wir morgen gemeinsam nach Mogontiacum reiten. Für mich war das hier der letzte Besuch am Limes. Und es fällt mir nicht leicht, das einfach so zu verlassen, gerne würde ich das fertige Werk bewundern können. Aber gut, man kann eben nicht alles haben." Er zuckte mit den Schultern und wandte sich an Raetinus. "Ich hoffe, Du hältst mich über den Verlauf der Arbeiten auf dem Laufenden."

    "Ursus ist schon ganz in Ordnung", grinste Ursus und hob den Becher zum anstoßen. "Wir sind hier ja unter uns. Und überhaupt ist meine Dienstzeit hier so gut wie abgelaufen." Da konnten sie doch wirklich auf die Förmlichkeiten verzichten, auch wenn Ursus wußte, daß sie da draußen vor den Männern notwendig waren.


    "Schade, daß Du ihn nich kennst. Er... beunruhigt mich irgendwie, auch wenn er nichts getan hat, was wirklich verwerflich wäre." Er blickte in seinen Becher und zuckte mit den Schultern. "Zum einen ist er einer der Geschäftsführer der Freya Mercurioque. Sie bewegen sich im Rahmen der Gesetze, ja. Aber sie sind ganz klar dabei, ein Monopol zu bilden. Kleine Händler haben es inzwischen sehr schwer, gegen sie zu bestehen, irgendwann werden sie den Markt hier in Germanien vollständig beherrschen. Und das kann dann Preisdiktat bedeuten." Doch das war vielleicht nur die Spitze des Eisberges.


    "Ich weiß natürlich nicht alles über ihn. Eigentlich nur, was er mir selbst erzählt hat. Er ist ein Germane. Vom Volk der Cheruski. Und die sind doch unsere erklärten Erzfeinde seit dem Verrat des Arminius. Seinen Worten konnte ich entnehmen, daß er wohl von dort geflohen ist, doch wollte er auf die näheren Begebenheiten nicht eingehen. Er erzählte, daß er bei den Ducciern Arbeit gefunden hätte. Und hier kommt der erste Punkt, der mich irgendwie mißtrauisch machte. Sie haben ihn adoptiert, weil er gut gearbeitet hatte. Ich meine... eine Adoption, zumal wenn sie mit der Verleihung des Bürgerrechts einhergeht, sollte schon irgendwie ... bedeutendere Gründe haben, findest Du nicht? Er wollte mir auch nicht sagen, zu welchem germanischen Volk die Duccier eigentlich gehören. Weißt Du, ob auch sie Cheruski sind? Ich meine, sie haben ziemlich viele hohe Positionen inne in dieser Provinz, findest Du nicht? Ich will niemanden beschuldigen, sie haben bisher nichts ungesetzliches getan. Doch ich finde, man sollte die Aktivitäten dieser Familie - und vor allem von Duccius Lando - im Auge behalten." Er hatte sehr ernst gesprochen und nahm jetzt noch einen Schluck Wein. "Ich hatte schon überlegt, mit dem Legaten darüber zu sprechen. Doch im Grunde ist es albern und er würde mich wohl auch für paranoid oder so halten. Es ist nicht mehr als ein ungutes Gefühl. Dieser Lando ist ein undurchsichtiger Kerl, der sehr intelligent und ständig auf der Hut ist."