"Ursus ist schon ganz in Ordnung", grinste Ursus und hob den Becher zum anstoßen. "Wir sind hier ja unter uns. Und überhaupt ist meine Dienstzeit hier so gut wie abgelaufen." Da konnten sie doch wirklich auf die Förmlichkeiten verzichten, auch wenn Ursus wußte, daß sie da draußen vor den Männern notwendig waren.
"Schade, daß Du ihn nich kennst. Er... beunruhigt mich irgendwie, auch wenn er nichts getan hat, was wirklich verwerflich wäre." Er blickte in seinen Becher und zuckte mit den Schultern. "Zum einen ist er einer der Geschäftsführer der Freya Mercurioque. Sie bewegen sich im Rahmen der Gesetze, ja. Aber sie sind ganz klar dabei, ein Monopol zu bilden. Kleine Händler haben es inzwischen sehr schwer, gegen sie zu bestehen, irgendwann werden sie den Markt hier in Germanien vollständig beherrschen. Und das kann dann Preisdiktat bedeuten." Doch das war vielleicht nur die Spitze des Eisberges.
"Ich weiß natürlich nicht alles über ihn. Eigentlich nur, was er mir selbst erzählt hat. Er ist ein Germane. Vom Volk der Cheruski. Und die sind doch unsere erklärten Erzfeinde seit dem Verrat des Arminius. Seinen Worten konnte ich entnehmen, daß er wohl von dort geflohen ist, doch wollte er auf die näheren Begebenheiten nicht eingehen. Er erzählte, daß er bei den Ducciern Arbeit gefunden hätte. Und hier kommt der erste Punkt, der mich irgendwie mißtrauisch machte. Sie haben ihn adoptiert, weil er gut gearbeitet hatte. Ich meine... eine Adoption, zumal wenn sie mit der Verleihung des Bürgerrechts einhergeht, sollte schon irgendwie ... bedeutendere Gründe haben, findest Du nicht? Er wollte mir auch nicht sagen, zu welchem germanischen Volk die Duccier eigentlich gehören. Weißt Du, ob auch sie Cheruski sind? Ich meine, sie haben ziemlich viele hohe Positionen inne in dieser Provinz, findest Du nicht? Ich will niemanden beschuldigen, sie haben bisher nichts ungesetzliches getan. Doch ich finde, man sollte die Aktivitäten dieser Familie - und vor allem von Duccius Lando - im Auge behalten." Er hatte sehr ernst gesprochen und nahm jetzt noch einen Schluck Wein. "Ich hatte schon überlegt, mit dem Legaten darüber zu sprechen. Doch im Grunde ist es albern und er würde mich wohl auch für paranoid oder so halten. Es ist nicht mehr als ein ungutes Gefühl. Dieser Lando ist ein undurchsichtiger Kerl, der sehr intelligent und ständig auf der Hut ist."