Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    "Erfreut, Dich kennenzulernen, Probatus Duccius." Ursus erwiderte den kräftigen Händedruck des Ducciers nicht minder kräftig. So, er war ein Duccier. Unwillkürlich musterte Ursus den Mann noch einmal. Doch im Gegensatz zu Duccius Lando machte der Probatus einen offen, ehrlichen Eindruck. Wenn er nur die Zeit hätte, sich näher mit dieser Familie zu befassen. "Danke, ich habe noch", lächelte er den Mann an und blickte in seinen noch halbvollen Becher.


    Gerade trat Tribun Terentius hinzu und grüßte in die Runde. "Salve, Tribun Terentius. Bitte nimm Dir, es ist von allem reichlich da!" Ursus freute sich wirklich, daß Alienus es auch noch zur Feier geschafft hatte. Immerhin hatte er ihm nicht wenig zu verdanken. Zum Beispiel die deutliche Verbesserung seiner Reitkünste. Und natürlich die Einarbeitung in seine Aufgaben, als er hier frisch angekommen war.

    Pünktlichst zu Sonnenaufgang erreichten sie die Casa Germanica. Der Geleitschutz, den Ursus angeheuert hatte, wartete dort bereits auf ihn und sicher würde sich auch der Quästor gleich zu ihnen gesellen, denn das Pferdegetrappel war wahrhaftig nicht zu überhören.

    Zum letzten mal passierte Ursus nun die Porta Praetoria, dieses mal begleitet nicht nur von der Patrouille, sondern auch von seinen Bediensteten. Ob es ihn wohl jemals wieder hierher verschlagen würde? Das wußten allein die Götter! "Tribun Aurelius meldet sich ab nach Rom. Macht es gut, Männer! Vale." Er nickte den Wache nochmal freundlich zu und ritt dann entschlossen weiter in Richtung Casa Germanica.

    Ursus mußte lächeln, als die Patrouille sich zeitgleich bereit zum Aufbruch machte und Primus dieses freundliche Angebot machte. Nur zu gern ritt er ein letztes mal mit "seinen Jungs". "Sehr gern, Duplicarius. Allerdings wohl nur bis zur Casa Germanica, wo wir mit Quästor Germanicus zusammentreffen, der dann mit uns gemeinsam nach Rom reisen wird. Es sei denn, ihr habt den Moment und wir können bis zum Stadttor gemeinsam reiten."


    Er schwang sich in den Sattel, gab seinen Leuten ein entsprechendes Zeichen und überließ es Primus, die entsprechenden Befehle an seine Männer zu erteilen. Denn Ursus war sich nicht so sicher, was er im Moment war. Zivilist oder Tribun. Offiziell entlassen war er ja noch nicht. Wie auch immer, der Trupp setzte sich in Bewegung und hielt nun zügig auf die Porta Praetoria zu.

    Nun war es also soweit. Ursus sortierte die letzten Schriftrollen und Wachstafeln weg, wischte mit der Hand über den nun völlig leeren Schreibtisch und kontrollierte nochmal die Schubladen. Nein, es war alles in Ordnung, alles private war ausgeräumt. Das war es nun.


    Er stand auf, trat an die Tür und warf noch einen Blick zurück. Ja, so konnte er seinen Arbeitsplatz verlassen, er war zufrieden mit sich. Sein Nachfolger würde alles in bester Ordnung vorfinden. Seufzend verließ er sein officium, das ab sofort nicht mehr seins sein würde. Morgen in aller Frühe würde es losgehen. Zurück nach Rom. Zurück zum Nabel der Welt.

    Es war noch sehr früh am Morgen. Der Sonnenaufgang kündigte sich gerade erst durch Helligkeit am östlichen Horizont an. Dunstige Schwaden lagen noch über dem Boden und würden später von der Sonne aufgelöst werden. Es war kühl und alle Geräusche klangen merkwürdig klar und laut. Vor allem die Vögel veranstalteten einen unglaublichen Lärm um diese Zeit.


    Ursus nahm vor den Ställen sein Reitpferd entgegen. Auch Caelyn und die Knechte sollten reiten, Pferde dafür hatte Ursus rechtzeitig beschafft. Die Packpferde waren bereits fertig beladen und standen bereit. Die paar Schritte bis zu den Ställen hatte Ursus noch einmal richtig genossen, sich gründlich umgesehen. Vermutlich würde er niemals hierher zurückkehren und das erfüllte ihn doch mit ziemlicher Traurigkeit. Das Castellum, das Leben beim Militär war ihm ans Herz gewachsen. Was vermutlich nicht so wäre, wenn er nicht so einen hohen Rang innegehabt und ein eigenes Haus zur Verfügung gehabt hätte. Doch das war eben einer der wenigen Vorteile, wenn man als Patrizier das Licht der Welt erblickt hatte.


    Nun, es wurde Zeit, aufzubrechen. Am Haus der Germanicer würden sie dann mit dem Geleitschutz zusammentreffen, den Ursus angeheuert hatte. Natürlich würden diese Männer nicht annähernd so gut sein wie die Equetes, doch man konnte eben nicht alles haben.


    Sim-Off:

    Caelyn ist im Urlaub, ich habe ihre ausdrückliche Erlaubnis, sie mitzuziehen.

    Der Duplicarius stieg auf das Spielchen ein. Amüsiert beobachtete Ursus den jungen Probatus. Man konnte richtig sehen, wie es in ihm arbeitete, obwohl er es geschickt überspielte mit der Antwort auf die erste Frage. Und seine folgenden Worte bewiesen, daß der Mann nicht dumm war und sich nicht so leicht verschaukeln ließ. Ursus lachte und hob ebenfalls seinen Becher. "Volltreffer, Probatus. Und meine Bewunderung für Deine kluge Schlußfolgerung. Daher auch auf Dich!" Er nahm einen Schluck und grinste dann Primus an. "Und Dir Dank für die überaus schmeichelhaften Worte."


    Es gefiel ihm, daß der Probatus sich weder beleidigt, noch eingeschüchtert zeigte, sondern die rechten Worte fand und sich selbstbewußt dem Scherz auf seine Kosten stellte. Und auch, daß er es von der humorvollen Seite nahm. "Es spricht auch für Dich, daß Du uns den kleinen Spaß nicht übel nimmst. Aber bei der Vorlage konnte ich einfach nicht anders. Titus Aurelius Ursus ist mein vollständiger Name", stellte er sich nun förmlich vor und bot dem jungen Mann die Hand. Damit ehrte er ihn auf besondere Weise und das sollte eine kleine Entschädigung für die Gemeinheit von eben sein.

    Ursus schmunzelte. "Finde Dich mit Deinem Schicksal ab. Du wirst nun immer der Mann sein, der als Probatus bereits seine Kraft bewies, indem er ein Übungsscutum zerschlug. Im Laufe der Zeit wird es vermutlich noch etwas ausgeschmückt und Du hast es mit bloßer Faust getan. - Es ist wie ein Gerücht über einen angrifflustigen Hund, das Du am Forum Romanum ausstreust. Kommst Du nach ein paar Stunden wieder, wird über ein Rudel Wölfe berichtet, das ein paar Kinder verschlungen hat." Grinsend nahm er einen Schluck Wein. So war es eben, erzählt wurde immer gerne und jeder fügte dem Gehörten beim Weitererzählen noch eine Kleinigkeit hinzu.


    Bei der Frage nach dem scheidenden Tribun vertiefte sich sein Grinsen. Seine Augen blitzten ein wenig übermütig auf. "Du bist noch nicht lange bei der Truppe, hm?" Noch nicht lange genug, um am Limes mitgearbeitet zu haben, denn sonst wüßte er ja, wen er vor sich hatte. "Ach, das ist ein schrecklicher Leuteschinder, der arme Legionäre wochenlang von morgens bis abends im Dreck wühlen läßt", sagte er in gespieltem Ernst. "Ansonsten mußt Du mal Duplicarius Terentius hier fragen, der hat oft mit ihm zu tun gehabt." Er war schon sehr gespannt darauf, wie der diese Frage beantworten würde.

    Ursus unterhielt sich mal mit diesem, mal mit jenem. Nicht alle Männer kannte er persönlich, aber doch einige. Er sah Duplicarius Terentius mit einem jungen Mann zusammenstehen, direkt daneben Raetinus und der Primus Pilus, die leise miteinander sprachen.


    Als er näherkam, schnappte er ein paar Worte auf, die Primus und der junge Mann miteinander wechselten. Grund genug für ihn, sich dem Gespräch mal anzuschließen. "Was höre ich da? Ein Übungsschild zerschmettert? Da gehört aber schon einiges dazu", sagte er anerkennend zu dem jungen Mann. "Salvete übrigens. Ich hoffe, ich störe nicht?", fragte er und grinste in sich hinein. Das war schon ein wenig gemein, denn selbst wenn die beiden ihn als störend empfanden, würden sie wohl kaum wagen, ihm das zu sagen. Er nahm einen Schluck Wein und wartete die Antworten ab.


    Edit: Ausräumung von Mißverständlichem
    Edit2: Grammatikkorrektur

    "Mir war und ist es eine ebensolche Ehre. - Abite!" Ursus nickte den Männern anerkennend zu und machte sich dann auf den Weg zu seiner Casa. Ein Bad. Ja, ein Bad, ein anständiges Abendessen und dann schlafen gehen. Hörte sich nach einer guten Planung an.

    "Salve", grüßte der Legionär und reichte dem Sklaven die Schriftrolle. "Tribun Aurelius schickt diese Nachricht für Quästor Germanicus. Ich soll nachfragen, ob der Quästor vielleicht gleich eine Antwort mitgeben möchte."



    Ad
    Quintus Germanicus Sedulus
    Casa Germanica
    Mogontiacum



    Salve, Quästor!


    Wie versprochen möchte ich Dir mitteilen, daß ich übermorgen, NON IUL DCCCLVIII A.U.C. (7.7.2008/105 n.Chr.), abzureisen gedenke. Wenn Du möchtest, hole ich Dich mit meinen Leuten an Deiner Casa ab? Ist Dir eine Abreise zu Sonnenaufgang recht?


    Vale,


    [Blockierte Grafik: http://img263.imageshack.us/img263/7694/tauunterschriftsn3.gif]


    Mogontiacum, ANTE DIEM III NON IUL DCCCLVIII A.U.C. (5.7.2008/105 n.Chr.)


    Ein junger Legionär der Legio II mit einer Schriftrolle in seiner Hand klopfte an die Pforte der Casa Germanica und wartete darauf, daß ihm aufgetan wurde. Er sollte nicht nur die Nachricht abgeben, sondern auch abwarten, ob der Quästor gleich eine Antwort geben wollte.

    Als sie die Ställe erreichten, ließ Ursus sich erleichtert aus dem Sattel gleiten und reichte dem herbeieilenden Knecht Arbos Zügel. Eine der angenehmen Seiten des Offiziersdaseins: Die Versorgung des Pferdes übernahmen zuverlässige Leute.


    "Ihr habt sehr gute Arbeit geleistet da draußen", sagte Ursus ernst zu den Männern, die ihn begleitet und am Limes mit ihren regelmäßigen Patrouillen für die Sicherheit aller gesorgt hatten. "Morgen habt ihr dienstfrei. Ruht euch gründlich aus, erholt euch. Wer Ausgang möchte, wird von mir die entsprechende Erlaubnis erhalten. Und für heute Abend lasse ich euch eine Amphore guten Weines bringen. Da ihr morgen frei habt, könnt ihr ihn ohne schlechtes Gewissen genießen." Die Männer hatten sich das wirklich verdient, fand er.

    Das Lob ging zugegebenermaßen herunter wie Öl. So hatten sich seine Bemühungen, seine Arbeit gut zu machen, doch wenigstens gelohnt. Einen guten Eindruck zu hinterlassen war sehr wichtig, wenn man weiterkommen wollte. Und Ursus war fest entschlossen, seinen Weg weiterzugehen. Mit dem seiner Meinung nach erfolgreichen Tribunat hatte er einen weiteren wichtigen Schritt geschafft. Die Erfahrungen, die er hier hatte sammeln dürfen, würden ihm in der Zukunft gewiß noch sehr nützlich sein.


    "Hab Dank für Deine guten Wünsche, Patron. Und auch ich wünsche Dir Glück mit meinem Nachfolger. Mein officium habe ich in Ordnung gebracht, es gibt nichts unerledigtes dort mehr." Es fiel ihm tatsächlich schwer, einen Abschluß zu finden. Also salutierte er einfach noch einmal. "Mögen die Götter Dich behüten. Vale", sagte er entschlossen, und verließ nun endlich doch das officium seines Patrons.

    "Das werde ich selbstverständlich gerne ausrichten", lächelte Ursus. "Und ich werde Dich über die Geschehnisse in Rom auf dem Laufenden halten. Was natürlich bedeutet, daß Du recht lange Briefe von mir wirst ertragen müssen, in Rom ist schließlich immer etwas los", scherzte er.


    Doch dann wurde er etwas ernster. "Es wäre nett, wenn Du mir einmal schreiben würdest, wie es mit dem Limesausbau vorangeht. Es tut mir richtig weh, das Projekt unvollendet zu verlassen. Natürlich geht die Arbeit weiter und mein Nachfolger wird es sicher ebenso gut machen. Trotzdem hänge ich irgendwie daran und würde gerne hören, wie es damit weitergeht. Und.. naja, wie es den Männern der Legionsreiterei geht. Wir haben gut zusammengearbeitet und es sind wirklich gute Männer dabei."


    Ob Duplicarius Terentius wohl wirklich zum Decurio befördert würde? Und Centrio Artorius eine Auszeichnung erhalten würde? Der Legat hatte seine Vorschläge noch nicht wieder zur Sprache gebracht. Ob er anderer Meinung war? Nun, zumindest Beförderungen und Auszeichnungen wurden ja auch in der acta bekannt gegeben. Er wollte jetzt nicht danach fragen, sonst würde es noch so aussehen, als wollte er ihn drängen.

    Abermals nickte Ursus. "Nun, in meinen Augen ist soweit alles geklärt. Und ich weiß, daß ich mich an Deinen Bruder, Vinicius Hungaricus wenden kann und an den Praefectus Praetorio Caecilius Crassus. Das sind wirklich sehr wertvolle Kontakte und dafür danke ich Dir sehr. Soll ich jemandem in Rom etwas ausrichten oder soll ich vielleicht etwas mitnehmen?" Immerhin war dies eine günstige, zuverlässige Möglichkeit, etwas nach Rom transportieren zu lassen.

    Ursus nickte. "Ja, es ist schon soweit. Ich bin selbst erstaunt, wie schnell die Zeit vorbei ging." Und eigentlich hatte er ja schon bei seinem letzten Besuch, als er den Legaten eingeladen hatte, seine Abreise in baldiger Zukunft angekündigt. "Ich gedachte, morgen in aller Frühe aufzubrechen, wenn Du nichts dagegen hast. Natürlich kann die Abreise auch ohne weiteres verschoben werden, sollte noch etwas wichtiges sein." Es kam schließlich auf ein paar Tage auch nicht an.