Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    Mit einem dankbaren Nicken nahm Ursus seinen Becher entgegen."Ganz im Gegenteil. Wir hatten freundliche Kontakte und konnten sogar frische Nahrungsmittel von einem der Dörfer beziehen. Was aber wohl vor allem der Vermittlung eines Dorfbewohners zu verdanken war, der ehemals bei der Ala gedient hatte." Und die gute Verpflegung hatte wieder für eine hohe Motivation der Männer gesorgt, doch es war wohl überflüssig, das zu erwähnen.


    "Der Mann schien richtiggehend wehmütig bei unserem Anblick. Offenbar hat er seine Dienstzeit in sehr guter Erinnerung. Er hat sich bei seinen Leuten sehr für uns eingesetzt." Ursus hatte den Kontakt als recht freundschaftlich empfunden, doch er wollte nicht zu weit gehen mit seinen Äußerungen. Immerhin kannte er diese Menschen erst kurze Zeit. "Feindliche Germanen haben wir - zumindest bisher - nicht zu Gesicht bekommen. Die Equetes haben die Umgebung stets im Auge behalten. Annäherungen wären uns mit Sicherheit nicht entgangen." Nicht bei dem Eifer, den Primus an den Tag gelegt hatte.


    "Probleme bei der Beschaffung der Baumaterialien gab es ebenfalls nicht. Ich hatte sie rechtzeitig vorher in Auftrag gegeben, so daß es keine Engpässe gab. Die Anlieferung stockte zwischendurch mal, was aber wohl an Problemen mit den Karren gelegen hatte. Es war nicht weiter tragisch, da unsere Vorräte ausreichten, bis die Lieferung tatsächlich da war. Wir haben übrigens den baumfreien Streifen vor dem Limes ein wenig verbreitert. Die Gelegenheit war gut, da wir ja ohnehin Bäume schlagen mußten für die Palisaden." Und freie Sicht konnte schließlich nie schaden.

    "Vielen Dank", nickte Ursus und setzte sich auf den Platz, auf den der Legat gedeutet hatte, während der scriba die Anweisung bekam, für die Getränke zu sorgen.


    "Nun, dank des guten Wetters und den hochmotivierten Legionären sind wir mit den Arbeiten am Limes weit schneller vorangekommen, als ich zu hoffen gewagt habe. Wir haben am entferntesten Punkt begonnen, an der Grenze zu Raetien und ich gehe davon aus, daß die Männer den Moenus in wenigen Wochen erreichen werden, womit dann etwa die Hälfte geschafft wäre. Vorausgesetzt, das Wetter bleibt einigermaßen brauchbar. Es ist wirklich schade, daß ich diesen Moment hier nicht mehr miterleben werde." Echtes Bedauern war seiner Stimme zu entnehmen. Es war für ihn selbst überraschend, daß es ihm schwer fiel, von hier fortzugehen.

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Lucianus
    Natürlich wurde der Tribun sofort vorgelassen. ;)


    Ursus nickte dem scriba nochmal zu und begab sich dann zum Legaten. "Salve, Legatus Vinicius", grüßte er und salutierte. Dann kam er recht schnell auf seine Anliegen zu sprechen. "Da meine Zeit bei der Legio II leider schon bald vorbei sein wird, möchte ich Dir gerne über die Fortschritte beim Limesausbau berichten. Außerdem habe ich noch ein paar personelle Anliegen. Hast Du einen Moment Zeit für mich? Oder soll ich besser zu einem anderen Zeitpunkt wiederkommen?" Immerhin war er hier einfach so hereingeplatzt.

    Also durch Adoption. An der ganzen Geschichte war nichts unehrenhaftes, das mußte Ursus zugeben. Doch ein ungutes Gefühl blieb, vielleicht lag es an dem kleinen Versprecher. Fl... das sollte doch wohl Flucht werden? Ein weiterer Grund, dem Duccier nicht unbedingt zu vertrauen. Davon ließ er sich aber nichts anmerken. Im Gegenteil, er lächelte und nahm noch einen Schluck Wein. "Nun, wenn einem die Möglichkeit der Adoption nicht zur Verfügung steht und man auch nicht fünfundzwanzig Jahre Dienst bei den Hilfstruppen leisten möchte, dann kann man durch außergewöhnliche Dienste für das Imperium das Bürgerrecht verliehen bekommen. Da ich von der Adoption nichts ahnte und sehe, welche Position Du erreicht hast in relativ jungen Jahren, lag für mich die Annahme außergewöhnlicher Leistungen nahe."


    Irgendwas war merkwürdig. Wenn er doch nur den Finger darauf legen konnte. Vielleicht war es eine etwas zu einfache Erklärung? Nur für gute Arbeit adoptierte man doch niemanden? Zumal wenn die Adoption demjenigen das Bürgerrecht verschaffte. Ursus nahm sich vor, die Sache mal an anderer Stelle anzusprechen. Hier wollte er jetzt nicht noch länger darauf herumhacken.


    "Meine Zeit hier in Germanien wird bald beendet sein. So gern ich in Rom bin, es tut mir fast ein wenig leid, daß das Jahr so schnell vorüber gegangen ist." Es war ihm einfach kein besseres Thema eingefallen. Doch auch wenn er Lando damit vermutlich langweilte, so war es besser, als nichts zu sagen.

    Ursus mischte sich den Wein und hob ebenfalls den Becher. "Auf diesen Abend", erwiderte er und fragte sich, wie sich der Abend wohl entwickeln würde. Vor allem nach der Eröffnung, daß Lando ein Angehöriger gerade dieses Stammes sei. "Du mußt außergewöhnliches geleistet haben, denn ganz so einfach kann es doch gerade für die Cheruski nicht sein, das römische Bürgerrecht zu erhalten. Wie hast Du das zuwege gebracht?" Das war eine Frage, die ihn nun wirklich brennend interessierte. Sein Tonfall war dabei weder verächtlich, noch ungläubig oder mißgünstig, sondern einfach nur interessiert.


    Offenbar war Lando in dieser Taverne gut bekannt. Er hatte überhaupt nichts gesagt und doch brachte ihm die Bedienung nicht nur Bier, sondern auch eine Kleinigkeit zu essen. Abwechslung schien ja nicht gerade Landos Ding zu sein, denn es war wohl zu vermuten, daß er stets das gleiche bestellte, wenn er hier war.

    Ursus runzelte die Stirn. "In einigen Jahren bedeutet in einigen Jahren, Louan. Sie hat ein kleines Vermögen gekostet." So war es nun einmal und der Junge war nicht so dumm, solche Zusammenhänge nicht zu verstehen. "Ich bräuchte ihr nicht einmal Freiheit in Aussicht zu stellen. Außerdem ist sie noch sehr jung und wird viel Zeit haben, sich ein Leben aufzubauen. Die Soldaten der Legionen schenken dem Reich zwanzig Jahre ihres Lebens und selbst danach gelingt es ihnen noch, ein Leben aufzubauen." Für die Übertreibungen, die Ursus sehr an die Händler aus dem fernen Osten erinnerten, die auf den Märkten feilschten, was das Zeug hielt, hatte Ursus wirklich kein Ohr.


    "Wenn Du gehen möchtest, kannst Du das tun. Jederzeit. Du kannst aber auch einfach erst zuende zuhören und Dich dann entscheiden, ganz wie Du willst. Alles, was ich bisher gesagt und gefragt habe, dient nur als Grundlage für die Angebote, die ich Dir machen möchte, um Dir eine echte Chance im Leben zu geben. Du kannst Dir diese Angebote jetzt anhören. - Oder es lassen. Ganz wie Du möchtest. Ich werde Dir nicht hinterherlaufen, Louan." Schließlich hatte er ja nichts davon, dem Jungen zu helfen. Wenn der Junge die helfende Hand, die ihm geboten wurde, ausschlug, dann sollte es eben so sein.

    Aufmerksam hörte Ursus zu, was die Männer über diesen Modorok zu berichten hatten, während der Vertrag die Runde machte und von den Anwesenden erfreulicherweise unterzeichnet wurde. "Ihr meint also, es könnte sich durchaus um eine List dieses Modorok handeln, mit der er euch und uns in Sicherheit wiegen möchte, um womöglich dann erst recht zuzuschlagen? Sagen denn die Gerüchte wenigstens, wann er gestorben sein soll? Und wie?" Natürlich prostete er auch allen zu, als abermals auf den Vertrag getrunken wurde. "Fand der Überfall auf Dein Dorf vor dem angeblichen Todeszeitpunkt statt oder danach, Liubahraban?" Nicht, daß ihnen eine Antwort auf diese Frage Sicherheit geben würde, aber zumindest verschob sie die Wahrscheinlichkeiten.

    Ein Vergleich, der Ursus trotz des eigentlich ernsten Themas zum Lachen brachte. Das Thema Meridius wollte er nicht weiter vertiefen. Er hatte ja ein recht gutes Verhältnis zu dem Senator. Und er wollte nicht, daß diese Tatsache einen Schatten auf seine Beziehung zu Sedulus warf, mit dem er sich wirklich gut verstand.


    "Es gibt einfach Dinge, vor denen niemand gefeit ist. Ich bin ja mal sehr gespannt wie Valerianus seine Zusammenarbeit mit dem Senat gestalten wird. Und ob es personelle Veränderungen geben wird. Ich denke, so mancher, der sich sehr sicher gefühlt hat, wird sich noch ganz schön umgucken." Sehr ungünstig war natürlich auch, daß der neue Kaiser sehr lange nicht in Rom gewesen war und somit auch die meisten derjenigen, die dort über lange Zeit Macht ausgeübt hatten, gar nicht kannte.

    Natürlich hatte Ursus mit keiner anderen Antwort gerechnet und so nickte er lächeln. Er wußte, daß die Schlüssel bei Raetinus in sicheren Händen waren. Und so zog er den Bund mit den Schlüsseln hervor, um ihn Raetinus zu übergeben. "Wie gesagt, die Schlösser sind ganz neu. Und Du brauchst auch nicht oft dort nachschauen gehen. Nur hin und wieder. Es ist wirklich freundlich von Dir, dies für uns zu tun, ich danke Dir." Sichtlich erleichtert griff Ursus nach dem angebotenen Becher und trank einen Schluck von dem Wein. "Mein Tribunat ist nun schon bald beendet. Unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht."

    Ursus nickte bedächtig. "Weißt Du, Louan, ein Unrecht bleibt ein Unrecht, auch wenn die Motive lauter sind. Es gibt immer jemanden, der unter dem Unrecht leidet. Und auch wenn ihr glaubt zu wissen, wer das Geld leicht entbehren kann, so könntet ihr euch auch irren und ihn in großes Unglück stürzen. Diebstahl ist Unrecht. Ich bin mir nicht sicher, ob es mir gelungen ist, das Deiner Schwester klarzumachen." Er hoffte es allerdings. Und zuletzt hatte sie sehr schuldbewußt und reuig gewirkt.


    "Ja, sie wird mich nach Rom begleiten. Wenn Du möchtest, kannst Du das auch. Das ist allein Deine Entscheidung. Ob ich Caelyn eines Tages freilasse, liegt ganz bei ihr. Du wirst diese Aussage schwammig und ausweichend finden. Deshalb möchte ich Dir sagen, was ich Deiner Schwester noch nicht gesagt habe: Ja, ich habe eigentlich schon vor, sie eines Tages freizulassen. Ich halte sie für eine intelligente junge Frau und ich glaube, daß sie durchaus in der Lage ist, ihr Leben auf anständige, produktive und gute Weise zu meistern, wenn sie dafür eine ordentliche Grundlage hat - und es wirklich will. Doch versprechen möchte ich es jetzt nicht. Ich verspreche nicht leichtfertig, Louan. Mein Wort hat Wert und so soll es bleiben. Ich weiß nicht, was die nächsten Jahre bringen, deshalb lege ich mich, was Caelyn angeht, nicht fest."


    Louan war kein einfacher Mensch, das war kaum zu übersehen. "Was ist eigentlich mit Deinem Bein geschehen, Louan? Hat sich das schon mal ein Medicus angesehen?" Das bezweifelte Ursus ganz stark. "Und was würdest Du von Deinem Leben erwarten, wenn Du die Wahl hättest?"

    Ursus nickte, ja manchmal gab der Mann dem Posten die Bedeutung und nicht umgekehrt. In diesem Fall schien das so zu sein. Wenn er wieder in Rom war, würde Ursus sich mal ein wenig umhören. Es war immer besser, wenn man möglichst viel über die Männer wußte, die im Senat eine Stimme hatten.


    "Nun, was immer sie damals gegen Dich einzuwenden hatten, offensichtlich warst Du überzeugend bei Deiner Amtsausübung. Immerhin hast Du es zum Quästor gebracht. - Als Anfänger in der Politik ist man doch nichts weiter als ein Spielball, der zwischen den Mächtigen hin und her geworfen wird. Auf einmal hat man Männer gegen sich stehen, nur weil ein anderer sich für einen ausgesprochen hat. Da muß man sich irgendwie durchbeißen. Ich frage mich, ob ich genauso werde, wenn ich soweit bin..." Er hatte schon mehr zu sich selbst gesprochen, als zu Sedulus. "Es ist eine Gratwanderung. Eigentlich sollten doch die Fähigkeiten und die Eigenschaften eines Mannes ausschlaggebend dafür sein, wie man über ihn entscheidet. Doch man darf natürlich nicht völlig außer acht lassen, in welchem Lager er steht. Aber darf man es zum alleinigen Maßstab machen? Irgendwo in der Mitte liegt vermutlich der goldene Weg. Wie bei so vielem."

    Ursus lachte. "Wie das mit Plänen eben so ist." Versuchte Sedulus etwa, sein Licht unter den Scheffel zu stellen? Da war er aber bei Ursus an der falschen Adresse.


    "Ich wollte nicht andeuten, daß er nicht einen wichtigen Posten hat und den nicht auch verdient hätte", wehrte Ursus schnell ab, bevor Sedulus derartiges von ihm denken konnte. "Ganz im Gegenteil finde ich, daß der Posten sich harmlos und eher unwichtig anhört, da aber sicher viel mehr dahinter steckt, wenn ein Mann wie Aelius Quarto ihn innehat." Er kannte den Mann nicht, doch er hatte schon verschiedene Ämter ausgefüllt und er hätte gewiß negatives gehört, wenn er seine Sache schlecht gemacht hätte. Negatives wurde ja immer viel schneller und gründlicher herumgetratscht als positives.


    "Das ging dann ja schnell und einfach mit dem Patron. Und hat er sich denn auch für Dich eingesetzt?" Für den eigenen Schwager, da sollte man doch eigentlich von ausgehen.

    Ursus folgte Raetinus hinein und blickte sich neugierig um, da er heute zum ersten mal in der Unterkunft eines Centurios war. Nun, seine Casa war da natürlich schon um Klassen besser, doch ganz übel war das hier auch nicht. "Danke", sagte er und setzte sich ohne große Umstände. Er kam dann auch gleich auf sein Anliegen zu sprechen.


    "Nun, es ist eine recht wichtige Angelegenheit. Ich habe sie zwar nicht mit Corvinus besprochen, doch ich bin sicher, daß er mir zustimmen wird. Und zwar geht es um die Villa Aurelia hier in der Stadt. Wir hatten mit unserem letzten vilicus etwas Pech. Er hat offenbar in der Villa Feiern abgehalten und alles in einem erbarmungswürdigen Zustand hinterlassen. Ich habe den Austausch der Schlösser veranlaßt, die Sklaven, die Corvinus hergeschickt hat, haben alles in Ordnung gebracht und ich habe einen neuen vilicus eingestellt. Doch ich möchte Dich, zumal Du ein Klient von Corvinus bist und wir beide volles Vertrauen zu Dir haben, einfach bitten, dort ab und an mal nach dem Rechten zu sehen. Ich möchte Dir hierzu einen Satz Schlüssel übergeben und habe dem vilicus auch Deinen Namen genannt, falls es zu irgendwelchen Zwischenfällen kommen sollte, die eine schnelle Entscheidung erfordern. Der Mann heißt Sextus Satrius Livianus* und wurde mir von verschiedenen Leuten als vertrauenswürdig empfohlen. - Würdest Du das für uns tun?" Es würde einiges leichter machen, wenn noch jemand wenigstens ab und an ein Auge auf die Villa haben würde.


    Sim-Off:

    *ist nur ein NPC ;)

    "Das solltest Du auf jeden Fall. Sind doch immerhin Deine Pläne, die dort umgesetzt werden. Über die Fortschritte, die das Projekt macht, bin ich jedenfalls selbst verblüfft. Ich dachte schon, meine Hoffnungen wären hoch gegriffen, doch die Männer schaffen es, sie zu übertreffen." Außerdem war es ein erhebender Anblick, fertige, neue Palisaden über eine große Strecke zu betrachten. Es wirkte aus der Ferne viel gewaltiger, als es letzendlich war.


    "Magister Domus Augusti? Klingt ja nicht so aufregend, den Palast zu organisieren. Na, wer weiß, was da noch dahinter steckt." Es gab so manche Ämter, deren Sinn nicht so ganz ersichtlich war und die doch von Personen besetzt waren, von denen man genau wußte, daß sie nicht einfach dorthin abgeschoben waren, wo sie keinen Schaden anrichten konnten. Also mußten die Ämter doch Bedeutungen haben, die Normal-Sterblichen nicht so ganz einleuchtend waren, - oder?


    "Du weißt über Deinen Patron nicht mehr zu sagen, als daß er ruhig und gelassen ist?", staunte Ursus. "Wie wurde er dann zu Deinem Patron?"

    Auch Ursus hatte noch eine nette Verfärbung am Kinn und mußte doch etwas schmunzeln, als er sah, daß bei Raetinus noch einige Spuren von der unangenehmen Sache zeugten. Vor allem die Nase sah sehr abenteuerlich aus.


    "Salve, Centurio. Ich möchte Dich in einer privaten Angelegenheit sprechen, hast Du einen Moment Zeit?" Dienstlich wäre dies keine Frage gewesen. Doch Ursus trennte Dienst und privates doch sehr streng. Und privat würde er seinen Rang niemals ausnutzen. Zumindest nicht ohne wirklich dringende Notwendigkeit.

    Bisher hatte Ursus den Centurio ja immer zu sich rufen lassen, wenn er etwas von ihm wollte. Doch da es sich nicht um eine dienstliche Angelegenheit handelte, sondern vielmehr um eine private Bitte, suchte Ursus dieses mal Raetinus in dessen Unterkunft auf. Es folgten ihm einige erstaunte Blicke, als er zur Centurienbaracke ging und dort beim Centurio klopfte.

    Ursus hatte die in Frage kommenden Männer in die Villa bestellt. Das war einfacher, als sie alle ins Castellum kommen zu lassen, wo sie an der Torwache vorbei mußten. Es war nicht einfach gewesen, überhaupt Bewerber zu finden. Doch nun hatte er gleich drei, die alle als zuverlässig galten und unter denen er nun einen auswählen mußte. Das wollte er nach einem persönlichen Gespräch mit ihnen entscheiden und so hatte er sich im Arbeitszimmer der Villa eingerichtet, um die Gespräche zu führen.


    Einer nach dem anderen sprachen die Männer vor. Und Ursus fiel es gar nicht so leicht, sich für einen von ihnen zu entscheiden. Doch schließlich fiel seine Wahl auf Sextus Satrius Livianus. Der Mann hatte früher in der Legion gedient, war aber wegen einer Beinverletzung vorzeitig entlassen worden. Er mochte nicht schnell sein, doch er war handwerklich begabt, wirkte absolut zuverlässig, hatte einen feinen Humor und war Ursus obendrein noch sympathisch. Auch waren seine Vorstellungen von der Entlohnung nicht überzogen.


    Und so setzte Ursus einen Vertrag mit dem Mann auf, zeigte ihm das ganze Haus, machte ihm klar, was von ihm erwartet wurde und übergab ihm schließlich einen Satz Schlüssel. Bevor er abreiste, würde er hier noch einmal nach dem Rechten sehen. Und ansonsten Raetinus bitten, dies ab und an zu tun, damit sie nicht noch einmal solch einen Reinfall erlebten wie mit dem letzten vilicus. Ursus war sicher, daß der Artorier ihm den Gefallen tun würde, immerhin war er ein Klient von Corvinus.


    Zufrieden machte er sich auf den Rückweg zum Castellum, um diese Angelegenheit mit Raetinus zu besprechen.

    So, hatte sich der Junge doch noch einen Gruß abgequält. Ursus erwiderte ihn nur kurz, denn viel wichtiger war, was er zu sagen hatte. Und natürlich, was der Junge zu berichten hatte. Die Banditen hatten also gewollt, daß er für sie arbeitete. Es sprach für den Jungen, daß er abgelehnt hatte. Und es sprach auch für ihn, daß er in diesem Laden gearbeitet hatte. Es war also wohl durchaus nicht so, daß er nicht ein ehrenhaftes Leben führen wollte.


    Die spontane Frage am Ende seines Berichtes, war für Ursus eine Überraschung. "Hat Caelyn es Dir nicht erzählt? Ich hätte doch angenommen, daß sie Dir von ihrem Schicksal berichtet hat? Nun, ich kenne auch nur die Kurzform. Daß sie erwischt worden ist beim Stehlen und es muß wohl um mehr als einen Apfel gegangen sein, wenn sie dafür zur Sklaverei verurteilt wurde. Ein Händler brachte sie nach Rom, wo ich sie kaufte. Sie dient mir seit dem und erhält dafür regelmäßige gute Mahlzeiten, ordentliche Kleidung und natürlich hat sie auch eine anständige Unterkunft."


    Er machte eine kurze Pause. Damit das Gehörte bei dem Jungen sacken konnte und damit er selbst einen Schluck Wasser nehmen konnte. "Wenn sie schon so wenig von sich erzählt hat, dann hat sie bestimmt gar nichts über mich berichtet, nehme ich an? Nun, mein Name ist Titus Aurelius Ursus. Wie Du schon meinem Namen entnehmen kannst, bin ich Patrizier. Was das ist, brauche ich Dir sicher nicht zu erklären. Ich beschreite den cursus honorum, das bedeutet, daß ich die politische Laufbahn gewählt habe, daß ich öffentliche Ämter bekleide, um irgendwann hoffentlich in den Senat berufen zu werden. Zur Zeit bin ich Tribun hier bei der Legio II, das gehört zur Laufbahn. Das bedeutet, daß wir nur für meinen Dienst hier in Mogontiacum sind. Sobald mein Tribunat beendet ist, und das wird schon sehr bald der Fall sein, werden wir nach Rom zurückkehren." Er sah sich den Jungen prüfend an. Begriff er, wovon er sprach? Oder hatte er noch Fragen?

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    Ursus war gerade erst vom Limes zurückgekehrt und hatte sich nur die Zeit genommen, sich wieder ordentlich herzurichten, bevor er sich zum officium des Legaten begab. Er hatte ein paar Dinge mit ihm zu besprechen und da er nicht genau wußte, wieviel Zeit bei der Legio II ihm noch blieb, wollte er es nicht auf die lange Bank schieben.


    "Salve", grüßte er den scriba höflich. "Tribunus Aurelius. Ich möchte den Legaten sprechen, so er denn anwesend ist und ein wenig Zeit für mich erübrigen kann." Geduldig wartete er auf die Antwort des Mannes, der ja schließlich auch nichts tat, als lediglich seine Arbeit.


    Ursus war wahrhaftig ein geduldiger Mensch, der einsah, daß ein scriba nicht immer gleich den Stylus fallen lassen konnte, wenn er zufällig eintrat. Doch nun fühlte er sich doch etwas mißachtet. War es tatsächlich nötig, unhöflich zu werden? "Guter Mann, wenn der Legat keine Zeit hat oder nicht da ist, dann sage es einfach. Doch laß mich hier nicht stehen wie einen niederen Boten!" Man konnte seiner Stimme anhören, daß er langsam ungehalten wurde.