Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    So, Louan war also ein guter Junge. Ursus warf nochmals einen prüfenden Blick auf den Bruder seiner Sklavin. Nun, man würde sehen, ob er nicht schon zu lange auf der Straße gelebt hatte, um sich in ein geordnetes Leben einfügen zu können. Das würde sich eben mit der Zeit zeigen. Und auch sehr von seinem Willen abhängen.


    Die Erwähnung der Banditen allerdings ließ Ursus aufhorchen. Da beide von diesem Zusammenstoß berichteten, schien es doch eine größere Sache gewesen zu sein, als sie jetzt glauben machen wollten. "Banditen? Das würde ich gerne genauer hören. Warum seid ihr mit örtlichen Banditen aneinander geraten?" War Louan am Ende doch nicht nur ein Straßenbengel, sondern gar schon ein Angehöriger örtlicher Verbrecherbanden gewesen? In dem Fall würde Ursus sich gewiß nicht großartig für den Jungen einsetzen, wie er es eigentlich vorhatte, und seinen guten Ruf gefährden. Immerhin wäre es auch der Ruf der Familie, der gefährdet würde.

    Natürlich nahm Lando den Vorschlag nicht an, das war Ursus von vornherein klar gewesen. Es käme ja dem Annehmen eines Bechers Wein gleich, in gewisser Weise. Und einem Römer durfte man natürlich nichts schulden, nicht mal die geringste Kleinigkeit. "Oder so", sagte er einfach nur und grinste in sich hinein. Dieser Germane war nicht dumm. Und war er nicht auch einer der Geschäftsführer dieser Freya Mercurioque, die ihm mit ihrer Geschäftspolitik bereits aufgefallen war? Ja, das paßte alles zusammen.


    Als die Vase ein weiteres mal drohte, am Boden zu zerschellen, lachte Ursus. "Ob sie es beim nächsten mal schafft? Sie scheint ihres Daseins überdrüssig zu sein", bemerkte er plaudernd, während er die Tür öffnete, damit sie das officium verlassen und zur Taberna gehen konnten.

    Ursus lächelte wegen der Geschichte mit dem scriba, doch er registrierte sehr wohl, daß Lando wieder einmal nicht auf seine Frage geantwortet hatte. Dieser Mann war mit großer Vorsicht zu genießen, das merkte Ursus immer mehr. Er würde sich den Namen merken und auch hier und da einmal fallen lassen, damit man ihn ihm Auge behielt.


    "Nun, solche Dinge sind nicht ungewöhnlich. Vermutlich ist der arme scriba nur zwischen die Fronten geraten in einem Streit zwischen dem Duumvir und dem Hafenpraefecten. Und da wollen sie nun von Dir eine Stellungnahme, damit einer von ihnen sich als Sieger über den anderen fühlen kann. An Deiner Stelle würde ich dem Duumvir schreiben, daß der Mann hierher strafversetzt werden sollte, um ihn Disziplin zu lehren. Und dem Hafenpraefecten, daß solch ein hervorragender, verdienter Mann doch besser hier in der Provinzverwaltung dienen sollte und er somit quasi befördert würde. Damit gibst Du beiden, worum sie gebeten haben, und beide ärgern sich trotzdem, was in so einem Fall nie schaden kann. Zudem lehrt es sie Respekt vor Dir und sie werden Dich wegen solch einer Angelegenheit nicht so schnell wieder belästigen." Er zuckte die Schultern. So etwas war wirklich alltäglich und keineswegs mit dem Chaos der Germanen zu vergleichen. Fand er zumindest.


    "Das klingt doch hervorragend. Ich glaube, das ist die Taberna, in der ich mit Quästor Germanicus nach dem Marktgericht war. Ja, die war nicht schlecht." Er war abmarschbereit. Und sehr gespannt, was die weitere Unterhaltung mit dem Duccier noch so ergeben mochte.

    "Naja, vielleicht wäre es eher ein schlechtes Zeichen, wenn sich in all der Zeit so gar nichts geändert hätte", stellte er fest, während er sich umblickte. Sehr rustikal, aber nicht ungemütlich. Die Gäste waren bunt gemischt. Reiche Händler waren hier ebenso zu finden wie Soldaten oder armes Volk, das so gerade eben kein Bettler war.


    "Ja, sie ist nicht übel. Hat genau die Rundungen, die ein Mann sich wünschen kann. Dazu das hübsche Gesicht und dieses blonde Haar... Sie wird sicher schon einen Mann haben. Vermutlich sitzt er hier irgendwo und bewacht sie eifersüchtig." Ursus lachte und zwinkerte Sedulus zu.

    "Das macht die Sache nicht leichter, daß jeder Stamm seine eigenen Gebräuche hat", meinte Ursus nicht unversöhnlich und erwiderte das gewinnende Lächeln nicht minder gewinnend. "Und der Haß auf jenes ungenannte Volk jenseits der Alpen eint alle Stämme? Ich war davon ausgegangen, daß unsere Verbündeten zumindest diesen Haß nicht mehr in derartiger Form hegen?" Er meinte die Frage nicht so ganz ernst und ließ seine Mimik dies auch ausdrücken. Sein Besuch bei den Mattiakern hatte ihm das Vertrauen zu den Verbündeten gestärkt. Und das konnten auch ein paar Worte eines einzelnn Mannes nicht ändern.


    "Zu welchem Stamm gehörst Du eigentlich? Nur damit ich schon mal diesen Brauch zuordnen kann. - Kannst Du eine Taverne empfehlen?" Ein Becher Wein mochte tatsächlich helfen, die Gesprächsatmosphäre noch ein wenig aufzulockern. Und Ursus mußte zugeben, daß er interessiert daran war, Lando näher kennenzulernen. Auch wenn er nicht das Gefühl hatte, ihm vollständig trauen zu können. Doch vielleicht machte gerade das die Sache eigentlich interessant.

    Ursus legte den Kopf schief. "Nur alle fünf Tage Fleisch und Eier sind dann aber auch nur zwei Sesterzen pro Kopf am Tag wert. Schließlich sind Brot, Gemüseeintopf und Obst nicht der Kostenfaktor." Über den Tisch ziehen lassen wollte er sich nicht. Natürlich war ihm klar, daß die Versorgung so vieler Männer ein Problem darstellte. Aber er mußte das, was er bekam, auch auf den Mann herunter rechnen. Und sie wollten für den gleichen Preis weniger Leistung pro Mann erbringen. Gerade Fleisch und Eier waren die teureren Lebensmittel. Es war ohnehin eine besondere, eigentlich nicht notwendige, Zugabe für die Männer - und nicht billig. Sie konnten auch von dem Getreide und hin und wieder etwas Rauchfleisch leben, das die Legion besorgte und herliefern konnte. Immerhin mußte Ursus die Zusatzausgaben dem Legaten gegenüber vertreten.

    Ursus lächelte. Das war natürlich schon eine Weile her. "Und? Sieht noch alles so aus wie früher oder hat es sich sehr verändert?" Es mußte merkwürdig sein, nach so vielen Jahren an einen Ort zurückzukehren und nun plötzlich so etwas wie ein Fremder zu sein.


    Die junge Frau, die herbeieilte, um ihre Wünsche zu hören, war in der Tat sehr hübsch. Ein Anblick, den man sich gerne gefallen ließ. "Für mich bitte Met und dazu auch Brot, Schinken und Käse. Habt ihr rein germanische Küche oder habt ihr auch ein paar Oliven? Falls ihr habt, hätte ich davon auch gerne ein paar." Am Met hatte er mittlerweile richtig Gefallen gefunden, auch wenn er davon nicht allzuviel vertrug. Nun, er mußte ja keine Unmengen davon trinken.

    Ursus applaudierte und jubelte zusammen mit den anderen Gästen und bewunderte die sehr gelungene Statue. Damit hatten Stadt und Provinz nicht nur den Kaiser geehrt, sondern auch sich selbst. Ein würdiges Denkmal für einen großartigen Mann. Und natürlich jubelte er auch laut mit, als das Wagenrennen angekündigt wurde. Auch wenn er kein so großartiges Rennen wie in Rom erwartete, so konnte auch so eine Provinzrennen durchaus Klasse haben. Und wer wußte es schon, vielleicht fand er hier ja einen begabten Fahrer für die Aurata? Man konnte nie wissen. Wo und wann das Wagenrennen stattfand, wurde leider nicht angesagt. Doch Ursus war sicher, daß er das schon herausfinden würde.

    Niemand sagte ein Wort. Zumindest kein lateinisches. Und das machte es für Ursus nicht gerade leichter. Er setzte sich wieder und nahm sich etwas zu essen und etwas Wein. "Greift bitte zu", wiederholte er seine Einladung und deutete auf das Essen, während seine Gedanken sich überschlugen.


    "Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Und man kann über alles reden. Aber es braucht auch alles seine Zeit. Louan, es wird Dich niemand zu irgendetwas zwingen. Du bist nur hier, weil Caelyn sich um Dich sorgte. Und wenn Du willst, dann helfe ich Dir, eine anständige Arbeit und auch Ausbildung zu erhalten, damit Du eine richtige Lebensgrundlage bekommst. Aber das sind Dinge, über die wir reden sollten, wenn Du Dich mit Deiner Schwester ausgesprochen hast." Mehr konnte Ursus weder sagen noch tun. Es lag bei den Geschwistern, ihr Verhältnis untereinander zu klären.


    Ursus wandte sich daher nun wieder an seine anderen beiden Gäste. "Ihr habt gute Arbeit geleistet, auch wenn ich mir gewünscht hätte, daß ihr dem Jungen sagt, was seine Schwester hier ist. Aber gut, ich hatte das auch nicht ausdrücklich gesagt. Wie war eure Reise? Gab es Schwierigkeiten? Angesichts dessen, daß ihr sehr schnell wieder da seid, hat es wohl keine gegeben?"

    Ursus hatte keine Probleme damit, sich etwas zu essen zu nehmen, auch wenn sein Gegenüber sich mit einem Becher Wein begnügte. Er selbst trank nur Wasser zu seinem Frühstück, besser war das. "Nun, wir sind drei Centuriae." Drei Sesterzen pro Kopf war nicht viel, wenn man bedachte, was dafür geboten wurde. Fertiger Eintopf jeden Tag, dazu frisches, schon fertig gebackens Brot, Obst und alle drei Tage küchenfertiges Fleisch und Eier. Andererseits kamen da auf die Dauer ziemliche Beträge zusammen. Doch er wußte ja etwa, was an Etat für die Verpflegung der Männer zusammen kam. Und es brauchten keine weiteren Lieferungen vom Castellum zu erfolgen, die hier noch vorhandenen Vorräte würden lange halten, wenn sie nur für das Frühstück herhalten mußten. Sie brauchten sich nicht um die Anlieferung zu kümmern, das war eine weitere Arbeitserleichterung.


    "Könnt ihr diese Dinge auch für drei Centuriae liefern? Oder übersteigt das eure Möglichkeiten? Und was den Geschmack angeht: Die Männer haben ihr eigenes Garum. Sie können ja nachwürzen, wenn es ihnen nicht schmecken sollte." Allerdings ging er davon aus, daß es ihnen schmeckte. Was Ursus bisher bei den Germanen angeboten bekommen hatte, war durchaus schmackhaft gewesen.

    Zitat

    Original von Tiberius Duccius Lando
    Na großartig... Lando hatte schon gehofft es mit einem Menschen zu tun zu haben der ein wenig mehr von den Eigenarten seiner Artgenossen zu verstehen, aber anscheinend hatte er sich wieder geirrt.


    "Du kannst dir sicher sein, wenn ich keinen Wert darauf legen würde mit dir auf einen Trunk in die Taberna zu gehen oder auf deine Gesellschaft im allgemeinen, würde ich dir dies auch so sagen. Da dem nicht so ist, und diese Konversation in eine leicht unangenehme Richtung abzudriften scheint, sage ich es noch einmal, mit dem dezenten Hinweis darauf dass ich mich ungerne auf einen Wein einladen lasse, aber immer gerne auf ein ungezwungenes Gespräch. Wer die Getränke letztendlich bezahlt ist mir gleich.. Es geht mir um den Menschen, nicht um die Rechnung. Nun?"


    Er war es müde sich immer wieder für die gleichen Sachen erklären zu müssen. Entweder die Menschen gewöhnten sich daran, und begangen die Bekanntschaft mit ihm auf diese Art und Weise, oder sie ließen es. Er fragte sich schon wie das in Rom ablief, gingen die Menschen miteinander Wein trinken, egal was sie voneinander dachten?


    Gerade Ursus hatte kaum eine Ahnung von den Eigenheiten der Germanen. Doch er gab sich immerhin Mühe, sie zu verstehen, was mehr war, als von den meisten Angehörigen seines Standes zu erwarten war. Und ohne Erklärung würde er diese spezielle Eigenheit sicher niemals verstehen. "Du bist ein eigenartiger Mann, Duccius Lando. Einerseits ist der Begrüßungstrunk im Hause eines Germanen eine sehr wichtige Angelegenheit, genau wie die Gastfreundschaft, die dem Gast anschließend erwiesen wird, andererseits habt ihr ein Problem damit, wenn ein anderer euch Dankbarkeit in Form eines Becher Weines erweisen möchte? Ist das nun das typische Verhalten eines Germanen oder nur eine Eigenheit von Dir?" Ob der Mann diese Frage überhaupt beantworten würde? Ursus bezweifelte es. Daß Lando es einfach leid war, Erklärungen abzugeben, ahnte er nicht. Aber wenn er so oft mit seinem Verhalten aneckte, dann war es vielleicht an der Zeit, dieses Verhalten mal zu hinterfragen? Und zu überlegen, ob daran vielleicht etwas falsch war, statt zu erwarten, daß jeder Fremde sich gleich an dieses eigenartige - und abweisende - Verhalten gewöhnte und es fraglos hinzunehmen?

    Die Taverne war ja ziemlich rustikal, das mußte man schon sagen. Zumindest im Vergleich zu dem, was Ursus normalerweise gewöhnt war. Und dies hatte einmal Verwandten von Sedulus gehört? Das klang nach einer sehr ungewöhnlichen Geschichte.


    Sein Blick wanderte zu besagtem Tisch. Etwas arg in die Ecke gedrängt, aber eben der einzige noch freie, also war er gut. Und gerade öffnete sich die Tür schon wieder, der Tisch würde sicher nicht lange frei bleiben, wenn sie jetzt nicht handelten. "Na, dann mal schnell", sagte Ursus und beeilte sich, an den Tisch zu kommen, bevor die neuen Gäste ihn ergattern konnten. Er setzte sich und nahm sich nun die Zeit, auch die anderen Gäste zu betrachten. "Kennst Du denn die Wirtsleute persönlich?", fragte er den Quästor, denn zugegebenermaßen fühlte er sich an diesem Ort ein klein wenig fehl am Platze.

    Ursus grüßte ebenfalls in die Runde, als er vorgestellt wurde. Ansonsten war es Sache des Quästors, ihr Anliegen vorzubringen. Doch er machte durch Gesten und Mimik deutlich, daß er voll und ganz hinter den Worten von Sedulus stand. Natürlich war er gespannt auf die Reaktionen der Männer und beobachtete daher aufmerksam ihre Gesichter. Waren sie wirklich alle Rom wohlgesonnen? Er hoffte es. Wenn sie die treuen Verbündeten waren, die sie zu sein schienen, dann waren sie sehr wertvolle Verbündete. Und nach den überaus positiven Erfahrungen mit Liubahraban war Ursus geneigt, dies anzunehmen.

    So war das also! Nicht schlecht! Ursus lachte amüsiert. "Du bist ein wahrhaft ausgekochtes Schlitzohr, wenn ich das mal so sagen darf. Und es hat sene Wirkung nicht verfehlt. Einen Moment lang habe ich wirklich gedacht, die hauen sich das Schuppenvieh gegenseitig um die Ohren und dann fliegen stinkende Fetzen. - Eigentlich war die ganze Sache ja zum Schreien komisch." Er lachte abermals, während sie sich zusammen auf den Weg zur Taberna machten. "Als er Dir den Fisch vorwarf und Du ihn angeraunzt hast, er solle Dir mit dem stinkenden Kadaver wegbleiben, mußte ich mich wirklich schwer zusammenreißen. - Ich finde, Fisch muß schwimmen. Auf diesen Fall haben wir uns mindestens einen Becher zusätzlich verdient."


    Sim-Off:

    Dem Narrator herzlichen Dank für die herrliche Geschichte :)

    Ursus war im ersten Moment viel zu verblüfft, um auf den Jungen reagieren zu können. "Ihr Götter... Ihr habt es ihm nicht gesagt? Warum denn nicht?" Er erhob sich, um Louan daran zu hindern, einfach davonzulaufen. Doch nachdem Caelyn das Tablett abgestellt hatte, war es eher nötig, sie aufzuhalten. Er schritt auf sie zu und faßte sie leicht am Arm. "Nein, Caelyn. Nicht weglaufen", sagte er ruhig zu ihr. Dann drehte er sich zu Louan um. "Louan, das alles ist eine sehr lange Geschichte. Und Du solltest sie vollständig hören. In aller Ruhe. Und danach - oder am besten vielleicht morgen - unterhalten wir beide uns darüber, was für Möglichkeiten für Dich bestehen, damit Du Dich entscheiden kannst, was Du möchtest." Ursus hatte nicht vor, den Jungen zu etwas zu zwingen, auch nicht Caelyn zuliebe.


    "Essen wir erst einmal etwas und beruhigen uns alle, ja?" Danach konnte er die beiden Männer ausbezahlen und sich zurückziehen, damit die Geschwister sich in Ruhe aussprechen konnten. So dachte er sich das wenigstens jetzt im Moment. "Caelyn, setz Du Dich auch dazu. In dieser besonderen Situation halte ich das für das beste. Dein Bruder ist sicher sehr verwirrt und braucht Dich jetzt. - Natürlich schläft er erstmal hier, sind ja genug Zimmer da."

    Das Urteil war verkündet und der Fall damit erledigt. Diesem Burdo war anzusehen, daß er mit dem Urteil sehr unzufrieden war. Und auch in den Gesichtern einiger Zuschauer konnte Ursus Mißbilligung sehen. Ein Peregrinus, der Recht vor einem Römer bekam, was für eine Unmöglichkeit. Doch in diesem Fall war Ursus sicher, daß damit der Gerechtigkeit Genüge getan wurde. Und darauf kam es doch schließlich an.


    "Das haben wir allerdings", antwortete Ursus und grinste Sedulus an, während er sich von seinem Platz erhob. "Was hattest Du eigentlich so geheimes mit dem Soldaten zu besprechen?", fragte er neugierig nach, denn das hatte ihm irgendwie keine Ruhe gelassen.

    So hauchdünn wie die Membran einer Seifenblase. Vor allem nach so langer Überlegung. Und bei diesem nervösen auf-dem-Tisch-Herumgepoche. "Nun, das kann man sehr schnell falsch verstehen. Zum Beispiel so, als wolltest Du von bestimmten Menschen lieber nichts geschenkt haben", sagte Ursus und blickte Lando mit schiefgelegtem Kopf an. Er wußte den Mann einfach nicht einzuschätzen. Und von daher blieb er vorsichtig, wie auf dem Sprung. Er hätte selbst nicht mal erklären können, warum eigentlich, denn Lando hatte ihm nie etwas getan. Trotzdem, diese Ablehnung war eigentlich schon eine Beleidigung und es gelang Ursus nicht, es nicht als solche zu empfinden. "Du kannst es auch offen sagen, wenn Du lieber keinen Wein mit mir trinken möchtest, - wer auch immer ihn bezahlt." Schließlich hatte er es nicht nötig, irgendwem seine Gesellschaft aufzuzwingen.

    Ursus musterte sein Gegenüber verdutzt. "Darf ich fragen, warum Du darauf bestehen mußt? Es ist eine harmlose Einladung, die Dich zu nichts verpflichtet." Auch wenn er sich sagte, daß es sicher nur mit dem kuriosen Stolz der Germanen zu tun hatte, so mußte er vor sich selbst doch zugeben, daß es ihn ein wenig wurmte. War er nicht gut genug, diesem Mann einen Becher Wein auszugeben? Solch ein Verhalten kannte er eben nur von Menschen, die auf diese Weise kühle Distanz wahren wollten. Ob Lando es so meinte? Ursus konnte sich nicht sicher sein. Von diesen Überlegungen ließ er sich nichts anmerken. Doch auf die Antwort des Mannes war er schon sehr gespannt.

    Ursus wunderte sich ein wenig. Irgendwie schien die Kommunikation hier nicht sonderlich gut zu funktionieren. "Nun, der Auftrag wird vermutlich nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Ich bin sicher, Du hast Deinen scriba bald wieder. - Es tut mir wirklich leid, daß es zu Mißverständnissen gekommen ist. Doch eigentlich dachte ich, daß die Sache eindeutig war. Für eine dienstliche Angelegenheit hätte ich keinen Aushang am Markt gemacht, sondern gleich bei entsprechenden Stellen gefragt, ob ich jemanden abgestellt haben kann - oder eben meine Equetes geschickt. Je nach Angelegenheit. - Das Kind ist leider schon im Brunnen. Darf ich Dich zum Ausgleich für Deinen Ärger zu einem Becher Wein einladen?" Im Grunde war doch kein großer Schaden entstanden, fand Ursus. Gut, der scriba fehlte hier sicherlich bei der Arbeit. Doch die konnte er ja nachholen, wenn er wieder da war. Was konnte schon so dringend sein, daß es nicht die paar Tage liegenbleiben konnte?