"Hab Dank", sagte Ursus, als er den Becher entgegen nahm. Und probierte von dem Getränk. Es war sehr gut, aber offenbar unverdünnt, also mit Vorsicht zu genießen. "Nein, ich bin erst ein paar Monate hier. Und die Villa meiner Familie wird auch weiterhin leer stehen, denn ich wohne im Castellum. Leider mußte ich feststellen, daß der von Corvinus angestellte Vilicus nicht nur seine Arbeit nicht ordentlich gemacht hat, sondern offenbar in unserem Haus auch noch rauschende Feste gefeiert hat. - Du wüßtest nicht zufällig jemand zuverlässigen, dem ich diese Aufgabe übertragen könnte?" Ein Mann wie Duccius Lando hatte doch sicherlich in alle möglichen Bereiche Beziehungen. Vielleicht konnte er ihm wenigstens einen Tip geben, an wen er sich wenden konnte, um zu erfahren, wer zuverlässig war.
"Nun, die Ereignisse haben sich leider überschlagen. Meine Bitte um ein Tribunat sandte ich noch nach Parthien und ich denke, Iulianus hat sie sogar noch gelesen, da ich mich wegen der großen Entfernung sehr frühzeitig darum gekümmert habe. Doch die Entscheidung darüber traf er dann schon nicht mehr selbst. Ich denke, es ist nicht so schlimm, nicht in Rom zu sein. Ich bin noch nicht wichtig genug, daß es mich direkt trifft. Und vielleicht ist es gar nicht so schlecht, nach Rom zu kommen, wenn die größten Wogen schon geglättet sind und die wichtigsten Positionen fest besetzt. Valerianus bin ich noch nie persönlich begegnet. Ich weiß von ihm auch nicht mehr als Du vermutlich. Er ist ein guter Feldherr und er besaß das ganze Vertrauen des Kaisers. Da dieser meiner Meinung nach ein guter Kaiser war, ist das ein guter Grund, auch Valerianus zu vertrauen, finde ich."
Eigentlich hatte Ursus noch etwas hinzufügen wollen, doch da wurde das Gespräch von einigen Legionären unterbrochen. Und von Caelyn. Ein wenig verwirrt sah Ursus von einem zum anderen. "Geschubst?", fragte er, als hätte er nicht richtig gehört. Er musterte seine Sklavin, sah die beschädigte Tunika und das verletzte Knie, um das ein Soldatenhalstuch gebunden war. Dann blickte er zu dem Mann, der dafür verantwortlich sein sollte, wenn man den Worten von Probus und Caelyn Glauben schenken wollte. Der schuldbewußt gesenkte Blick des Mannes, der von einem jungen Soldaten festgehalten wurde, sagte eigentlich schon genug.
Ursus schüttelte den Kopf. Warum geriet Caelyn eigentlich immer in so etwas hinein? Auch wenn sie eigentlich keine Schuld traf, an dieser Sache zumindest nicht, so schien sie Schwierigkeiten doch irgendwie anzuziehen. Er war natürlich zornig. Nicht unbedingt auf Caelyn. Sondern wegen der völlig unnötigen Störung. Und warum das ganze? Weil so ein Kerl meinte, eine hübsche junge Sklavin schubsen zu müssen.
"Hab Dank für Deine Hilfe, Legionarius Germanicus", sagte Ursus und nickte dem jungen Mann freundlich zu. Es war nicht das erste mal, daß der Bursche ihm positiv auffiel. Dann beantwortete er die Frage des Soldaten. Oder begann vielmehr damit. "Er soll die Tunika ersetzen. Und..." Er blickte Caelyn an. "Ist es schlimm? Soll Legionarius Germanicus Dich ins Castellum bringen? Oder hältst Du es noch etwas aus? Möchtest Du etwas als Entschädigung für Deine Schmerzen?"