Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    Es dauerte gar nicht lange, da tauchte auch Alienus auf dem Exerzierplatz auf und begann zu laufen. Ursus war ganz froh, daß er etwas früher hiergewesen war. Denn zum einen machte das hoffentlich einen guten Eindruck, zum anderen hatte er in den ersten Minuten eher ein Bild des Jammers abgegeben, da er doch noch sehr verschlafen gewesen war. Inzwischen hatte er seine Müdigkeit abgeschüttelt. Und die Tatsache, daß der Himmel sich langsam zu erhellen begann, hob seine Laune doch deutlich an.


    Er hatte dafür gesorgt, daß ihm sein Pferd gebracht wurde und als er einen Legionär mit Arbo auftauchen sah, beendete er das Laufen und trat auf ihn zu, um die Zügel zu übernehmen. Dann blickte er sich nach Alienus um. Ob er Zeit hatte, mit ihm zu arbeiten? Ansonsten würde er einfach üben, das Tier ohne Zügelhilfen zu beherrschen.

    Zitat

    Original von Caelyn
    Ach was? Wir blieben gar nich hier? Aber wieso denn nich? Hier war´s doch schön! Zwar´n bisschen dreckig aber schön! Mit ´n paar Handgriffen wär der gröbste Dreck erst ma weg! Boa nee! Wir mussten doch nich in dem blöden Castellum wohnen? Na, das konnte ja noch heiter werden. Als ich das hörte klappte mir erst ma die Kinnlade runter! Dann würd ich den ganzen lieben langen Tag dort fest sitzen! Klar, Sertorio würde dann die Einkäufe machen, weil mir konnte man ja nich mehr vertrauen, nach allem was ich mir geleistet hatte. Das war´n ja ganz entzückende Aussichten!
    Ich schluckte meinen Ärger runter und versuchte, was zum Waschen aufzutreiben. Die andern kümmerten sich derweil um Merrit oder räumten ihr Gepäck ins Haus.
    Irgendwann kam ich dann mit ´ner säuerlichen Miene, ´ner Schüssel Wasser, Seife und ´nem Handtuch über´m Arm wieder.
    "Brauchst du auch was frisches zum anzieh´n, dominus?"fragte ich fast schon gelangweilt, denn ich hatte echt n´Hals!


    Ursus ignorierte den Mißmut seiner Sklavin. Gerade sie brauchte nun wirklich keinen Flunsch zu ziehen. Bei einem anderen Herrn wäre sie ausgepeitscht und anschließend an das nächstbeste Freudenhaus verkauft worden. Sie hatte es doch wirklich sehr gut bei ihm, auch wenn sie jetzt ein Jahr lang in einem Castellum leben mußte.


    "Ja, eine frische Tunika wäre nicht schlecht", nickte er also, während er sich entkleidete und daran machte, sich zu säubern. Auf Caelyn achtete er in diesem Moment nicht weiter, er nahm an, daß sie ihm die frische Tunika heraussuchte, während er sich wusch.

    Eigentlich war ja die übliche Essenszeit schon überschritten. Und offensichtlich war kein Essen fertig. Ursus schüttelte den Kopf und seufzte. "Nein, Sertorio, Hasen dauern mir jetzt echt zu lange, bewahr sie einfach für morgen auf. Mach meinetwegen Puls oder irgendwas anderes, was schnell geht. Mir reichen auch Brot und Käse und ein paar Oliven. Egal was. Ich bin müde und wirklich hungrig. Und wenn ich mir Caelyn so angucke, dann geht es ihr nicht viel besser. Und Dir selbst vermutlich auch nicht. Also... bitte schnelle Küche und dann will ich euch zwei im triclinium sehen zu einem gemeinsamen Mahl." Seine Stimme klang ungeduldig und müde. Und er war auch beides. Ohne sich vor den beiden zu genieren zog er sich seine Tunika über den Kopf und begann, sich zu waschen. Er hatte es auch wirklich nötig.

    "Naja, ich hatte auch nicht unbedingt vorgehabt, durch immense Solderhöhungen den Staat in den Ruin zu stürzen. Sondern wollte eigentlich nur meine Anerkennung für den Patriotismus der Soldaten aussprechen, da sie all diese Mühen und Strapazen für vergleichsweise wenig Geld auf sich nehmen." Er selbst war sehr froh, daß er endlich mal richtig Geld verdiente. Sein Land brachte nicht viel ein und ansonsten gab es für Patrizier wenig Möglichkeiten, Geld zu verdienen. Hätte er nicht die reiche Familie im Rücken, wäre es schon ziemlich schwer.


    "Ich hoffe, daß ich eine Menge erfahrener Männer um mich habe, die auf mich aufpassen, wo ich selbst nicht in der Lage bin, dies zu tun", lachte Ursus. Er machte sich keine Illusionen darüber, wie es um seine Kampfesfertigkeiten im Vergleich zu Berufssoldaten aussah. "Natürlich weiß ich, daß es zu Zwischenfällen kommen kann. Doch man darf nicht zum Militär gehen, wenn man nicht bereit ist, mal ein Risiko einzugehen." Das war zumindest seine Meinung. Und war es nicht gerade dieses Risiko, was die Sache so interessant machte? So konnte natürlich nur jemand denken, der noch nie einen echten Kampf hatte bestreiten müssen.

    Am folgenden Morgen stand Ursus wieder so früh auf, auch wenn es ihm sehr schwer fiel. Er war durchaus kein Langschläfer und hatte auch in Rom die Morgenstunden für das Training genutzt, doch gar so früh war das dann doch nicht gewesen. Und das sehr frühe Aufstehen war nun schon eine gewaltige Umstellung für ihn. Dementsprechend war er auch noch sehr müde, als er an diesem Morgen auf dem Exerzierplatz erschien und erst einmal mit Laufen und ein paar Übungen begann, um warm zu werden und seine Kondition zu erhalten…

    Kaum hatten sie die Stadt etwas hinter sich gelassen, bog die Patrouille auf einen unbefestigten Weg ab, der seitlich von der Hauptstraße wegführte. Der Decurio erklärte ihm, dass sie keine genau festgelegte Route abritten. Sie ritten mal die einen Wege, mal die anderen, wechselten auch mal die Richtung und ritten zu unterschiedlichen Zeiten. Das schien Ursus eine vernünftige Maßnahme zu sein. Denn was nützten Patrouillen, die ja für Sicherheit im Umland sorgen sollten, wenn die Menschen ihnen bequem aus dem Weg gehen konnten, weil sie immer zur gleichen Zeit denselben Weg ritten?


    Das Wetter war für einen Ritt durch die Umgebung geradezu optimal. Die Sonne schien, es war aber dennoch kühl. Zwar waren einige Wege aufgeweicht und so hatten die Pferde bald alle die gleiche Farbe, matschbraun nämlich, doch das war ja keines der Probleme, um die Ursus sich sorgen musste. Um sein Pferd würden sich die Stallburschen kümmern und Stiefel und Ausrüstung würden später von Caelyn und Sertorio gereinigt.


    So konnte er den Ritt in vollen Zügen genießen. Natürlich wurde ihm von Decurio Faustus berichtet, dass sie schon hin und wieder mal Zusammenstöße mit Aufständischen hatten. Oder auch mal Streitigkeiten zu schlichten hatten oder auch halfen, wenn jemand in Not war. Doch heute war alles ruhig. Und das war Ursus eigentlich auch ganz recht.


    Sie brauchten einige Stunden, bis sie die Stadt großräumig umrundet hatten. Und die Sonne neigte sich schon deutlich dem Horizont zu, als sie sich dem Stadttor von Mogontiacum wieder näherten.

    Ah, sehr schade. Der Optio hatte die Aktion durchschaut und sauber pariert. Und nun wich er auch noch mit einem Satz nach hinten zurück. Doch Ursus setzte dabei sofort nach und ließ sein gladius bereits wieder vorschnellen. Dabei beobachtete er Drusus genau. In dem Moment, wo der Optio zum parieren ansetzte, wollte Ursus zurückziehen und an anderer Stelle gleich wieder zustoßen. Eigentlich ging ihm das alles ein wenig zu schnell. Doch gerade das machte im Moment auch tierisch viel Spaß.

    Auch Ursus stieg von seinem Pferd und mußte feststellen, daß seine Knie butterweich waren. So blieb er einfach einen Moment neben dem Pferd stehen und hoffte, daß niemand etwas davon bemerkte. "Ich werde gewiß bald auf Dein Angebot zurückkommen, Tribun Terentius. Hab Dank dafür, daß Du mir heute morgen schon so viel Deiner Zeit geopfert hast." Daß sie es schafften, einen Elitesoldaten aus ihm zu machen, das bezweifelte er dann ja doch. Aber einen brauchbaren, das hoffte er. Sie hatten dafür ein Jahr. Na, das sollte doch zu schaffen sein.


    Seine Worte hatten die Sekunden überbrückt, in denen seine Beine sich kaum noch so anfühlten, als könnten sie ihn tragen, doch dann war dieses Buttergefühl zumindest teilweise überwunden. Genug, um die Zügel des Pferdes und das Holzschwert an den Legionär zu übergeben. Dann machte er sich nach einem kurzen Abschiedsgruß auf den Weg zu seiner Casa, um sich zu waschen, eine frische Tunika unterzuziehen - und vor allen Dingen etwas zu essen, bevor er dann an seine Arbeit ging.

    Natürlich wurde sein Angriff abgewehrt. Aber immerhin hatte er einen solchen zustande gebracht und das war doch schon mal was für einen blutigen Anfänger in Sachen Kämpfe zu Pferd. So langsam bekam er den Bogen raus. Doch natürlich war auch ihm klar, daß er noch ganz am Anfang stand und noch viel üben mußte.


    Das brachte Alienus dann auch zum Ausdruck und Ursus konnte dazu nur nicken. Der Terentier hatte ja vollkommen recht. "Ich wünsche es", bestätigte er erst einmal. "Am Schreibtisch versauern könnte ich schließlich auch in Rom. Und wer weiß, vielleicht verschlägt es mich eines Tages ein weiteres mal zum Militär. Ich wäre Dir - und auch den anderen Tribunen - sehr dankbar, wenn ihr mich ausbilden würdet, soweit es eure Zeit erlaubt." Es konnte auch nur nützlich sein und auf keinen Fall schaden, auch zu Pferd kämpfen zu können.

    "Räum das doch gleich mal weg, ja?", sagte Ursus und deutete auf die abgelegte Rüstung. "Ich brauche erst einmal einen Becher Wein. Dann eine Schüssel Wasser, Seife, ein Handtuch. Und hungrig bin ich. Ich möchte, daß wir drei heute mal gemeinsam essen. Ich habe einiges mit euch zu besprechen und alleine essen ist sowieso sehr langweilig." Caelyn sah auch ganz schön mitgenommen aus. Doch wem ging es nach diesem anstrengenden Tag nicht so? Wenn sie erst einmal alle eine Nacht richtig durchgeschlafen hatten, würde es schon besser werden.


    "Ich hoffe doch, daß Sertorio uns etwas Gutes zubereitet hat?" Falls nicht, würde Ursus tatsächlich ziemlich ungnädig reagieren. Er könnte ein ganzes Pferd verschlingen, so hungrig war er.

    Gerade hatte Ursus es geschafft, sein Pferd in eine halbwegs passende Position zu bringen, da sah er plötzlich das Holzsschwert auf sich zusausen. Eher im Reflex als aus Berechnung riß er sein eigenes Holzsschwert hoch, konnte den Angriff aber nicht so richtig abwehren. Doch wenistens berührten sich die Holzschwerter noch. Dann war Arbo schon wieder weitergelaufen und Ursus mußte ihn erst wieder so dirigieren, daß er an Alienus herankam. Dieses mal war es besser und Ursus versuchte einfach einen weiteren Angriff. Heranreiten und zustoßen, ein Versuch eben, um zu sehen, wie weit er damit kam.

    Hatte Ursus erst gedacht, daß es doch überraschend gut funktionierte, so mußte er jetzt feststellen, daß dies nicht so wirklich der Fall war. Als Alienus nun seinerseits sein Pferd manövrierte und somit die günstige Angriffposition alles andere als eine solche wurde, hatte Ursus alle Mühe, halbwegs hinterher zu kommen. Hätte Alienus nun tatsächlich angegriffen, so hätte Ursus dem nichts entgegenzusetzen gehabt. Doch es wurde besser. Mit jedem einzelnen Versuch. Und Ursus war nicht gewillt, aufzugeben.

    Auch wenn die Übung nicht sonderlich gut klappte, so war Ursus doch ausgesprochen zufrieden mit seinem Pferd. Sie waren zwar noch nicht gut aufeinander eingespielt, doch die Geduld des Tieres war ganz erstaunlich. Auch schien dem Tier die ganze Sache irgendwie Spaß zu machen, denn es war eifrig bei der Sache und hielt seine Ohren aufmerksam nach vorne gerichtet.


    Nun wurde es noch eine Stufe schwieriger. Der direkte Kampf mit einem anderen Reiter. Nun mußte Ursus einen großen Teil seiner Konzentration dem Kampf widmen und die fehlte ihm natürlich bei der Handhabung des Pferdes. Trotzdem biß er fest die Zähne zusammen. Erstaunlicherweise war es gar nicht so schwer, Arbo neben das Pferd von Alienus zu dirigieren. Als würde das Tier ahnen, was von ihm erwartet wurde. Nur wählte es dabei leider erst einmal die falsche Seite, so daß Ursus mit seinem Schwertarm nicht an Alienus herankam. Doch beim zweiten Versuch klappte es. Arbo drängte sich an das Pferd von Alienus und Ursus konnte sich ganz darauf konzentrieren, Alienus anzugreifen. Die Position war perfekt und Ursus zögerte auch nicht, mit dem Holzgladius zuzustoßen, sobald er nahe genug heran war.

    Sim-Off:

    In Ordnung ;)


    Ursus nickte ernst. Daß es verbesserungswürdig war, hatte er auch gemerkt. Doch immerhin hatte er inzwischen auch begriffen, welche Zeichen sein Pferd verstand und welche wirkungslos blieben. Natürlich würde es auch da noch eine Menge Übungsbedarf geben, doch seine Mißerfolge und kleinen Erfolge bis jetzt hatten ihm schon einige Erkenntnisse beschert.


    Schnelligkeit. Genau daran haperte es noch gewaltig. Um etwaige Zuschauer vor denen er sich blamieren konnte, machte Ursus sich im Moment nicht die geringsten Gedanken. Er war ganz auf die Aufgabe und das Pferd konzentriert. Seine Schenkelhilfen waren nun schon gezielter und auch Arbo reagierte inzwischen besser. Zum einen weil auch er verstanden hatte, was Ursus von ihm wollte und weil Ursus auch nicht mehr so viel herumzappelte in Unwissenheit, wie er dem Pferd sagen sollte, was er von ihm wollte.


    Doch auch wenn er sich schon wesentlich geschickter anstellte, als bei den ersten Versuchen, und auch schon deutlich schneller war, so genügte es doch nicht, um Alienus wirkungsvoll beizukommen. Irgendwie war der immer schon weg, wenn Ursus das Pferd passend dirigiert hatte. Es haperte noch immer an der Schnelligkeit. In einem realen Kampf wäre Ursus zu Pferd vermutlich hoffnungslos verloren. Doch er war ja hier, um zu lernen und nicht weil er schon perfekt war.

    Ursus konnte schon verstehen, daß sein Anblick ein ausgesprochen komischer sein mußte für jemanden, der längst gelernt hatte, sein Pferd ohne Zügelführung zu beherrschen. Doch für ihn artete das ganze wahrhaftig in Schwerstarbeit aus.


    Wie gut, daß der Pfahl kein Feind war, sondern ganz geduldig wartete, bis man sich mit ihm beschäftigen konnte. Ursus versuchte, Arbo mit dem Schenkel zu bedeuten, sich weiter nach links zu wenden. Einfach zu drehen, ohne vorwärts zu gehen. Dazu lehnte er sich leicht nach links. Und warhaftig, - das Tier schüttelte zwar schnaubend den Kopf, aber es drehte sich trotzdem ein Stück weit. Genug, um den Pfahl jetzt ordentlich angehen und mit der rechten Hand angreifen zu können. Ursus trieb Arbo nun vorwärts und schlug mit dem Schwert auf den Pfahl.


    Wie das ganze in größerer Geschwindigkeit - und mit mehr Sicherheit klappen sollte, war ihm allerdings noch ein Rätsel. Und vermutlich konnte er schon froh sein, nicht gestürzt zu sein. "Arbo, erinnere mich daran, daß ich Dir einen schönen Apfel oder eine Möhre besorge", sagte er leise zu dem Pferd, klopfte ihm kurz den Hals und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

    Ein Bote brachte einen Brief und legte dazu das notwendige Geld auf den Tisch. Dann ging er wortlos wieder.



    Ad
    Decimus Annaeus Varus
    Casa Annaea
    Mantua
    Provincia Italia




    Salve, Varus!


    Über Deinen Brief habe ich mich wirklich sehr gefreut. Und habe mit Erstaunen gelesen, dass Dich das Wagenrennenfieber gleich so erfasst hat, dass Du Dich aktiv in eine der factiones einbringst. Wirklich schade, dass es nicht die aurata ist, in die Du Deine Energie und Fähigkeiten stecken willst, doch freue ich mich dennoch jetzt schon darauf, mit Dir gemeinsam weiteren Rennen beizuwohnen und Wetten auf unsere jeweiligen Favoriten mit Dir abzuschließen.


    Und was lese ich? Du schreibst von Mantua aus? Hat es Dich doch wieder dorthin verschlagen? Wie kommt das?


    Hier in Germanien ist es zwar deutlich kühler als in Rom. Doch gar so finster und eisig finde ich es eigentlich nicht. Was natürlich daran liegen kann, dass der Winter schon so ziemlich beendet war, als ich hier eintraf. Das Wetter ist sehr wechselhaft. Wir haben hin und wieder Schneeschauer, ziemlich oft Regen und Nebel, aber tatsächlich hin und wieder Sonnenschein. Man hat mir versichert, dies sei für die jetzige Jahreszeit vollkommen normal und das Wetter würde sich zum Sommer hin doch deutlich ändern.


    In wenigen Tagen werde ich mit einem der ritterlichen Tribune und einer Turma der Legionsreiterei losreiten, um den Limes zu inspizieren. Es wird meine Aufgabe sein, den Ausbau des Limes zu organisieren und voranzutreiben. Eine meiner Meinung nach recht spannende Aufgabe, zumal ich dadurch auch einiges vom Land zu sehen bekommen werde. Man hat mir berichtet, dass die germanischen Wälder wirklich furchteinflößend sein sollen. Doch wie beim Wetter könnte es sich um eine Übertreibung handeln. Ich werde es bald wissen.


    Du hast also weiterhin Kontakt zu Furia Stella? Ich bitte Dich darum, sie herzlich von mir zu grüßen. Ich habe unseren gemeinsamen Besuch beim Rennen wirklich genossen und hoffe, dass wir so etwas nach meiner Rückkehr nach Rom wiederholen können.


    Bitte berichte mir bald, was in Italia so los ist und natürlich vor allem in Rom! Mögen die Götter Dir stets beistehen!


    Vale,


    [Blockierte Grafik: http://img263.imageshack.us/img263/7694/tauunterschriftsn3.gif]


    Mogontiacum, ANTE DIEM XVIII KAL MAI DCCCLVIII A.U.C. (14.4.2008/105 n.Chr.)


    Sim-Off:

    Wi-Sim-Überweisung ist erfolgt

    Ursus steckte sein Schwert ein und nahm das Übungsschwert entgegen. Er war ganz und gar nicht unglücklich darüber, erst einmal mit der Holzwaffe weitermachen zu können. Denn auch er wollte weder sein Pferd, noch das von Alienus verletzen.


    Als der Terentier ihn auf seine Ziele hinwies, wandte Ursus sich um und betrachtete die Holzpfähle. Eigentlich sah es nicht schwer aus, sie zu treffen. Aber da er so etwas noch nie versucht hatte, irrte er sich vermutlich. "Ich hoffe, mein Pferd weiß, was ich von ihm will, wenn ich nur die Schenkel einsetze, um es zu lenken." Er grinste ein wenig schief, schwang sich aber erst einmal in den Sattel.


    Jetzt war er wirklich ausgesprochen froh, sein Pferd nach Zuverlässigkeit und Ausdauer ausgesucht zu haben und nicht nach feurigem Temperament. Mit ihm durchgehen würde Arbo sicherlich nicht. "Also gut. Der dritte Pfahl von links, ja?" Ursus legte die Zügel auf den Pferdehals und legte seine Hände dann locker auf seine Oberschenkel. Das Pferd zum vorwärtsgehen zu bewegen, war nicht weiter schwer. Doch es zu lenken, das war jetzt das Problem. Ursus versuchte, dem Pferd mittels seiner Schenkel entsprechende Signale zu geben, daß es den richtigen Pfahl ansteuerte.


    Zuerst tat sich gar nichts. Dann versuchte Ursus, zusätzlich sein Gewicht entsprechend zu verlagern, damit das Pferd verstand, wo es hinsollte. Fast hätte er es damit übertrieben und wäre aus dem Sattel gerutscht. Unwillkürlich klammerte er sich mit den Beinen fester an den Pferdekörper. Was Arbo allerdings als Aufforderung auffaßte, schneller zu laufen. Er trabte an. "Hooo, ho...", sagte Ursus erschrocken und lehnte sich leicht zurück. Arbo verstand und fiel zurück in Schritt. Na, wenigstens das funktionierte einwandfrei.


    Sie hatten die Pfähle fast erreicht, aber ganz und gar nicht den, der angesteuert war. Wieder versuchte Ursus es mit Gewichtsverlagerung und gleichzeitiger Schenkelarbeit. Das Pferd reagierte auch darauf... und lief einen wunderschönen Kreis. Unwillkürlich mußte Ursus lachen. Immerhin funktionierte irgendetwas. Das richtige Maß schien ihm allerdings zu fehlen. Doch er gab nicht auf. Es wurden ziemliche Schlangenlinien, jedoch nach und nach bekam er sein Pferd ohne Hilfe der Hände an den richtigen Pfahl dirigiert. Breit grinsend drehte sich Ursus zu Alienus um. "Ich fürchte, der Feind, den ich hier erschlagen sollte, ist bereits verhungert und verdurstet."

    Aufmerksam hörte Ursus den Ausführungen des Centurios zu. Die Ausbildung war ja doch wesentlich umfangreicher und gründlicher, als er es sich so vorgestellt hatte. "Wenn man bedenkt, daß die Männer ja ganz nebenbei zusätzlich auch noch Bauarbeiten durchführen, muß man wirklich zugeben, daß sie erstaunliches leisten. Und noch dazu für verflixt wenig Geld." Gut, er hatte ein Jahr lang freiwillig hart gearbeitet ohne auch nur die geringste Anerkennung dafür zu erhalten. Weder in Geld, noch in einer Auszeichnung. - Auf die er allerdings gehofft hatte. Doch bei ihm war es nur ein Jahr gewesen - erstmal. Die Soldaten dienten zwanzig Jahre! Gut, natürlich konnten sie aufsteigen und dann auch mehr Geld verdienen. Doch das kam nur für einen Bruchteil der Männer in Frage.


    "Ein großer Teil meiner Aufgaben wird natürlich am Schreibtisch zu erledigen sein. Aber ich habe dem Legaten zu verstehen gegeben, daß ich hier bin, um das Militär kennenzulernen und nicht, um in einem officium zu versauern. Schließlich bin ich freiwillig hier und habe nicht einfach ein Jahr abzusitzen. Daraufhin wurde mir die Reiterei anvertraut. Und der Limesausbau. Mein Vorgänger hat die Vorausplanung schon erledigt. Jetzt geht es daran, zur Tat zu schreiten. In ein paar Tagen werden Tribun Terentius und ich mit der Turma III zum Limes reiten. Die Turma IV muß abgelöst werden und wir schauen uns an, wie die Lage zur Zeit ist, und wie wir am günstigsten beginnen." Er freute sich schon auf diesen Ritt. Dabei konnte er sich nicht nur ein genaueres Bild von der vor ihm liegenden Aufgabe machen, sondern auch das Land etwas besser kennenlernen.

    STOPP! Ursus hielt sofort inne und atmete erst einmal tief durch. Dann wischte er sich mit dem Arm den Schweiß von der Stirn. Puh! Er selbst hatte eigentlich nicht das Gefühl, wirklich so gut zu sein, doch das Lob tat natürlich sehr gut. Gerade aus dem Munde des Tribuns.


    Sein Blick folgte dem von Alienus und er sah neben seinem eigenen Pferd auch das des Terentiers. "Du hast vollkommen recht. Ich habe noch niemals vom Pferd aus gekämpft. Ich hatte vorgehabt, auch das zu trainieren, doch die Zeit reichte dafür einfach nicht. Sie reichte schon kaum, das normale Training einigermaßen regelmäßig beizubehalten. Ich bin auch kein ausgesprochen guter Reiter. Also... meine Fähigkeiten genügten durchaus, um die Reise von Rom hierher im Sattel zu bewältigen, und ich reite im Grunde auch ganz gerne. Doch ob es für Kämpfe reicht, --- wird sich jetzt wohl zeigen." Er hatte sich immer schon gefragt, wie das eigentlich funktionieren sollte. Man hatte doch während eines Kampfes gar keine Kapazitäten mehr frei, das Pferd zu kontrollieren?

    Die Rüstung fing den halben Treffer ab. Aber immerhin war er durchgekommen und das wertete Ursus schon mal als Erfolg. Denn er hätte nicht damit gerechnet, auch nur so weit zu kommen. Allerdings wurden die Atacken des Iuliers nun etwas kräftiger. Anscheinend hatte dieser Fasttreffer den Optio in seinem Stolz verletzt.


    Ursus quittierte den harten Schlag auf sein Holzschwert, bei dem tatsächlich einige Holzsplitter flogen und dazu Ursus' Handgelenk schmerzhaft vibrierte, mit einem überraschten Schnaufen, und wich dann schnell zur Seite und mit einem Rückschritt aus, als das gladius des Iuliers im nächsten Augenblick auf ihn zuschnellte. Nur haarscharf schaffte er es, dem Treffer zu entkommen, das war wirklich knapp gewesen. Ursus hoffte, daß der Schwung Drusus lange genug beschäftigte, daß ein Stoß von der Seite von Erfolg gekrönt sein konnte. Doch sicher war das nicht. Die Geschwindigkeit des Kampfes war mittlerweile schwindelerregend.