Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    Na, soviel zu: Eure Vorgesetzten wissen Bescheid, wenn ihr ankommt. Naja, manchmal war der Weg in die Provinzen eben auch für die Briefboten sehr weit. "Nein, ein Schreiben für Dich hat man mir nicht mitgegeben. Man hat mir versichert, daß Du bereits informiert seist. - Nur mit meiner Ernennungsurkunde kann ich dienen." Er überreichte dem Legaten die Urkunde:



    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    TITUS AURELIUS URSUS


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM XVI KAL APR DCCCLVIII A.U.C. (17.3.2008/105 n.Chr.).


    ZUM
    TRIBUNUS LATICLAVIUS - LEGIO II GERMANICA



    Ursus faßte Caelyn bei den Schultern und schüttelte sie leicht. "Vor allem: Mäßige Deinen Ton, Caelyn! Und dann... schau Dich um! Wo sollen wir hier Hilfe bekommen? Es ist nicht einmal ein Hof in der Nähe. Es kann nicht mehr weit sein bis zum nächsten Gasthof. Dort wird sie Wärme und Hilfe erhalten. Aber wenn Du so scharf darauf bist, ihr jetzt sofort zu helfen: Geh mit auf den Wagen und wickel euch beide zusammen dick in Decken und Felle, sobald sie die nassen Sachen los ist. Es gibt nichts, was sie besser wärmen könnte und Dir kann ein bißchen schwitzen nicht schaden. Bis zum Gasthaus können wir nicht viel mehr tun, schätze ich. - - Siv, was hältst Du davon? Könnte das Merit helfen?"


    Er wandte sich an Hektor. "Reite voraus. Suche uns eine Rastmöglichkeit, wo wir zur Not einen Tag bleiben können. Und erfrage dort, ob es einen Medicus in der Nähe gibt." Den vorwurfsvollen Blick hatte er gar nicht bemerkt. Zumal er gar nichts dafür konnte, daß ausgerechnet so viele Frauen mitgeschickt worden waren. Das war die Entscheidung von Corvinus gewesen. Doch auch der konnte ja eigentlich nichts dafür, daß Merit krank geworden war. Wenn sie gefroren hatte, warum hatte sie dann nichts gesagt?

    Na, das ging ja wesentlich schneller, als er gedacht hatte. Dies nahm Ursus schon mal als positives Zeichen. Er betrat das officium des Legaten und salutierte, wie es ihm vor langer Zeit sein Vater beigebracht hatte. "Salve, legatus Vinicius. Ich bin tribunus laticlavius Titus Aurelius Ursus und melde mich zum Dienstantritt." Seine Ernennungsurkunde hatte er in der Hand, nur für den Fall, daß der Legat doch noch nicht informiert war und sie sehen wollte.

    Die principia zu finden, war wahrhaftig kein Problem gewesen. Ein freundlicher Legionär hatte ihm vor dem Gebäude sein Pferd abgenommen, um es zu den Ställen zu führen und Ursus hatte das Gebäude betreten. Hier drin allerdings kannte er sich nicht aus. Und bevor er sich hoffnungslos verlief, fragte er lieber. Schließlich war es peinlicher, überheblich loszulaufen und sich doch zu verlaufen, als mal kurz zu fragen.


    Nachdem ihm jemand erklärt hatte, wie er das officium des Legaten finden konnte, war es nicht weiter schwierig. Und so trat er auf den scriba zu, der an einem Schreibtisch saß und sicherlich dafür zuständig war zu entscheiden, wer den Legaten belästigen durfte und wer nicht. "Salve. Ich bin tribunus laticlavius Aurelius Ursus und möchte mich dem Legaten vorstellen. Ist er zu sprechen?"

    Ja, die Vorurteile gegenüber den senatorischen Tribunen waren ihm durchaus bekannt. Und ja, viel Ahnung hatte er wirklcih nicht, doch er war ja schließlich hier, um gerade dieser Tatsache abzuhelfen, nicht wahr? Wenigstens hatte er die ersten beiden Examen an der Militärakademie schon abgelegt. Und daß Lagerbau dabei ein Thema gewesen war, kam ihm nun zugute, verlaufen konnte er sich nicht.


    Er grinste also leicht herausfordernd zurück, als er das spöttische Grinsen des Wachmannes sah. "Hab Dank für Dein freundliches Angebot, doch das wird nicht nötig sein. Ich denke, ich finde die principia auch allein." War ja auch nicht wirklich schwer, er mußte nur der via praetoria zu folgen. Er trieb sein Pferd an und ritt in gemächlichem Schritt auf die principia zu. Dabei blickte er sich aufmerksam um. Immerhin kannte er das alles nur aus der Theorie.


    Sim-Off:

    Danke :D

    Natürlich hatte sich Ursus erst noch die Zeit genommen, sich in der Villa Aurelia kurz vom Reisestaub zu säubern und frisch zu machen. Er war sich zunächst unschlüssig, ob er Caelyn und Sertorio gleich mitnehmen sollte. Dann enschied er sich dagegen. Erst einmal wollte er sich ein Bild davon machen, was ihn erwartete. Und den Legaten fragen, ob er überhaupt eigenes Personal mitbringen durfte. Außerdem mußte das Gepäck ohnehin noch auseinandersortiert werden, was Caelyn und Sertorio dann ja in Ruhe tun konnten.


    So kam es, daß er allein und ganz ohne Gepäck auf die porta praetoria zuritt. "Salve", grüßte er die Wachen am Tor. "Ich bin tribun laticlavius Aurelius und möchte mit legatus Vinicius sprechen." Hoffentlich war der Legat auch da.

    Als Mogontiacum in Sicht kam, staunte Ursus nicht schlecht. Er hatte ja gewusst, dass es sich schon um eine richtige Stadt handelte. Doch was hieß das schon in der Provinz? Aber Mogontiacum hatte schon eine respektable Größe erreicht und machte von weitem keinen schlechten Eindruck. Das castellum war auch aus der Ferne ohne Schwierigkeiten zu erkennen. So wusste er wenigstens gleich, wo er hinmusste.


    Sie näherten sich dem Stadttor und Ursus übernahm es, sie bei den Wachen anzumelden. Es gab dabei auch keine Probleme, sie wurden gleich durchgewunken, nachdem Ursus sich noch den Weg zur Villengegend hatte beschreiben lassen. Denn das war natürlich der erste Anlaufpunkt, auch für ihn.

    Dass Reisen aber auch immer so lang und unbequem sein mussten! Es wurde wirklich Zeit, dass mal etwas erfunden wurde, womit man solche Reisen innerhalb weniger Tage oder am besten noch innerhalb weniger Stunden hinter sich bringen konnte. Und zwar etwas, was vor allem die Alpenüberquerung erleichterte. Oben auf den Bergpässen hatte noch richtig dick Schnee gelegen. Kalt war es dort gewesen, vor allem dort, wo der Wind eisig um die Ecken pfiff. Und beschwerlich, sich durchzukämpfen. Dazu war es gar nicht ganz ungefährlich gewesen, sich mit teilweise unerfahrenen Reitern und einem Wagen dort durchzukämpfen.


    Doch sie hatten es geschafft. Irgendwie. Als sie an einem Meilenstein vorbeikamen, der ganz nebenbei verkündete, dass hier Germanien begann, drehte sich Ursus lächelnd zu den anderen um. "Jetzt haben wir es bald geschafft. Germanien haben wir jedenfalls schon mal erreicht." Gut, das Wetter war nicht unbedingt zur Aufmunterung geeignet. Es lag zwar nicht mehr viel Schnee, aber der Wind war noch sehr kalt und trug auch immer noch die eine oder andere Schneeflocke mit sich. Oder eben Regentropfen. Angenehm war das Wetter nicht zum reisen. Doch immerhin schon um Klassen besser als in den Bergen. Wie gut, daß Römerstraßen gut gepflastert waren, sonst würden sie wohl im Matsch gnadenlos versinken.


    Daß sie alle froren, war für Ursus noch kein besonderer Grund zur Besorgnis. Das war bei dem Klimawechsel ja zu erwarten gewesen. Auch, daß Merit-Amun darunter von ihnen allen am meisten litt. Daß sie krank war, ahnte Ursus allerdings nicht. Niemand hatte ihm etwas davon gesagt.


    Auf einmal erklangen von hinten Rufe, mit dem Hinweis, daß angehalten werden sollte. Ursus zügelte sein Pferd und drehte sich um. Merit-Amun lag am Boden und rührte sich nicht. Besorgt stieg Ursus vom Rücken des Pferdes und trat zu der Ägypterin. Sie sah aus, als hätte sie Fieber. "Schafft auf dem Wagen Platz für sie. Nehmt an Decken, was wir haben und bettet sie da hinein. Wir werden am nächsten Gasthaus Halt machen. Siv, Du kennst Dich mit Heilkunst ein wenig aus? Kümmere Dich bitte um sie. Und wenn Du es für nötig hältst, versuchen wir am nächsten Gasthaus einen Medicus zu holen." Hier konnten sie dem Mädchen kaum helfen, sie mußte ins Warme.


    Sim-Off:

    Auch wenn ich uns schon nach Mogontiacum poste, können wir hier ruhig noch weiterschreiben :) Ist dann einfach eine andere Zeitebene.

    Als sie die Stadt hinter sich ließen, drehte sich Ursus noch einmal um und warf einen sehnsüchtigen Blick auf Rom. Schon wieder mußte er den Ort verlassen, der eigentlich der einzige war, an dem er leben wollte. Doch manchmal schrieb das Leben einem eben andere Wege vor. Ein Jahr. Was war schon ein Jahr? Es würde schnell vorüber gehen und dann durfte er hierher zurück kehren.


    Er richtete seinen Blick wieder nach vorn. Er würde in Germanien sein bestes geben. Und er wollte mal schauen, was Siv eigentlich so an diesem Land liebte, das so kalt und unwirtlich sein sollte.


    Sie hatten Glück, das Wetter war gut und sie kamen gut voran auf ihrer Reise. Am zweiten Tag fiel das Reiten zwar etwas schwer, da Muskeln und Hintern schmerzten, doch schon am dritten war es nicht mehr ganz so schlimm. Die Berge waren in der Ferne zu sehen und sie bewegten sich unaufhaltsam darauf zu.


    Bald schon würden sie Italia hinter sich lassen, die Alpen überqueren und nach Germanien gelangen...


    Sim-Off:

    Ich melde mich jetzt um :)

    "Ja, es ist alles bereit", grinste Ursus Corvinus an und hoffte, daß dies der Wahrheit entsprach. Er wollte jetzt endlich los. Aber mit so einer großen Reisegruppe war das eben kein ganz leichtes Unterfangen.


    "Merit-Amun also." Er nickte ihr nur zu. Hübsch war das Mädchen ja. Es war wirklich erstaunlich, daß es sich mal nicht um eine Keltin oder Germanin handelte.


    Endlich begab sich einer nach dem anderen zu den Pferden. Und Corvinus verabschiedete sich kurz, aber immerhin nicht ohne Herzlichkeit. "Danke für die guten Wünsche. Ich schreibe gleich nach der Ankunft. Es wird schon alles gut gehen." Er hatte keine Sorgen wegen der Reise. Trotz der vielen Frauen, die dabei waren. Sie waren alle keine Weichlinge und stammten ja alle aus weit entfernten Ländern. Sie waren also alle schon gereist. Und sicher unangenehmer als es jetzt der Fall sein würde.


    Ursus trat an sein Pferd heran. Er hatte es mit Bedacht ausgewählt. Ausdauernd und zuverlässig war es. Nicht übermäßig edel, doch dafür würde es der kalten Witterung in Germanien ohne Schwierigkeiten standhalten. Er wollte ja auch keinen Schönheitswettbewerb damit gewinnen, sondern sich darauf verlassen können, daß es den Strapazen der Reise und dem Legionsdienst gewachsen war.


    Es dauerte noch eine ganze Weile, bis alle wirklich abreisebereit waren. Doch irgendwann hatten sie es doch geschafft und es konnte endlich losgehen. Es wurde auch allerhöchste Zeit. Bald würde die Sonne aufgehen und am Tag waren Wagen in der Stadt nicht mehr erlaubt. Ursus hob noch einmal grüßend die Hand, dann führte er die Gruppe zielsicher aus der Stadt heraus. Endlich befanden sie sich auf dem Weg nach Germanien.


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    Es war in diesem Moment alles gut und richtig so, wie es war. Wie sie so Arm in Arm dalagen und jeweils die Nähe des anderen einfach genossen. Ursus spürte ihre Wärme. Und es war nicht nur die Wärme ihres Körpers, sondern auch eine innerliche Wärme, wie er sie bisher nicht gekannt hatte.


    Er blickte sie aufmerksam an, während ihre Fingerspitzen über sein Gesicht fuhren. Sie schien sich sein Gesicht einprägen zu wollen. Und auch er wollte ihr Gesicht auf immer im Gedächtnis behalten. So wie es jetzt war. Leicht erhitzt, doch mit glücklichem Ausdruck. Umrahmt von wilden Kupferlocken. Ein wunderbarer Anblick.


    Ihre Worte erinnerten ihn an die bevorstehende Trennung. "Und ich werde Dich vermissen", gestand er ihr heiser. Das Leben war ungerecht. Ihre Liebe nur für diese kurzen Stunden erfüllt. Doch immerhin waren ihnen diese Stunden geschenkt. Und Ursus genoß sie in vollen Zügen. Die Trennung würde nur allzu schnell kommen.


    Die Nacht schritt schnell voran. Zu schnell für Ursus. Ab dem Morgen würden sie wieder getrennt sein. Und es würde Jahre dauern, bis sie sich wiedersahen. Hoffentlich wiedersahen. Er wünschte es sich. Doch er sprach es nicht aus. Manche Wünsche gingen nicht in Erfüllung, wenn man sie aussprach...


    Während sie einander hielten und leise liebevolle Worte austauschten, brach draußen der neue Tag an. Langsam wurde es heller im Zimmer. Immer heller, unaufhaltsam. Bald schon würde die Sonne sich über den Horizont erheben. Es gab keinen Aufschub, keine Verzögerung, niemand hatte die Zeit für sie angehalten.

    Ursus blickte sich um. Wen hatten wir hier? Fhionn sah er, Caelyn, Siv, Hektor, Matho hatte er eben auch irgendwo gesehen. Wo war Sertorio? Bestimmt beim Wagen und den Pferden. Da fiel ihm noch eine südländisch aussehende Sklavin auf. Das mußte diese ägytische Sklavin sein, von der er schon gehört hatte. Anscheinend sollte sie auch mit? Warum sagte ihm das eigentlich keiner?


    Sie stand bei Hektor. Und auch Fhionn trat zu den beiden. Ursus schritt nun ebenfalls auf die kleine Gruppe zu. "Ich bin Aurelius Ursus. Du bist die Ägypterin, nicht wahr? Wie lautet Dein Name?"


    Sein Blick fiel auf das Bündel, das Fhionn bei sich hatte. "Das Gepäck kommt auf den Wagen", sagte er und hoffte, daß nun endlich mal alles verpackt war. "Hört zu, wer sich das Reiten gar nicht zutraut, fährt besser auf dem Wagen mit. Aber wer kann, sollte reiten." Er selbst fand das Reisen zu Pferd sowieso angenehmer als im Wagen. Dieses Gerüttel war furchtbar. Auch wenn ihm natürlich klar war, daß vor allem der zweite und der dritte Tag die Hölle würden. Er war ewig nicht geritten, sein Hintern würde entsetzlich leiden. Und auch die vielen kleinen Muskeln, die man nur fürs Reiten und für nichts anderes brauchte, so daß man sie nur beim Reiten trainieren konnte. Aber diese zwei, drei Tage würden vorüber gehen. Und besser, wer war ans Reiten gewöhnt, wenn er zur Legio kam. Offiziere ritten nun einmal.


    Wo blieb eigentlich dieser Lucius Funeribus? Wenn der nicht bald auftauchte, würden sie ohne ihn abreisen.

    Als Ursus das atrium schließlich betrat, war von seinem Gepäck schon nichts mehr zu sehen. Fleißige Hände hatten es längst verstaut und verpackt. Ebenso wie das Gepäck der anderen Der Wagen und die Pferde standen draußen für die Abreise bereit. Es fehlten nur noch die Menschen.


    "So, alle da? Alle abmarschbereit?", fragte Ursus grinsend, aber nicht wenig aufgeregt, in die Runde. Von seiner Schwester hatte er sich schon am Vorabend verabschiedet. Da hatte er auch mit ihr besprochen, dass er nun offiziell ihr Vormund war. Es war ein sehr herzlicher Abschied gewesen und Ursus war sich nicht sicher, ob sie sich das heute noch einmal antun würde. Er würde es ihr gewiss nicht übel nehmen, wenn sie es nicht tun würde.


    "Dann lasst uns endlich abreisen. Die meisten von euch sind ja in einigen Wochen wieder hier. Und wir anderen werden regelmäßig schreiben. So ein Jahr ist auch gar nicht so lang, schaut, wie schnell meine Amtszeit vorübergegangen ist. Also reißt euch endlich los." Ihm selbst fiel es schwer genug, Rom schon wieder zu verlassen. Er blickte sich noch einmal gründlich im atrium um. Dies war sein Geburtshaus. Er liebte es. Er hasste es, dieses Haus zu verlassen. Und er würde zurückkehren, sobald es ihm möglich war. Und dann war ihm hoffentlich eine lange Zeit in Rom vergönnt.

    Bevor Ursus sich für die Abreise ins atrium begab, hatte er noch etwas zu erledigen. Mit einem schlichten Holzkästchen unter dem Arm betrat er die Unterkunft der Sklavinnen. Wie erwartet, war niemand anwesend. Es war nicht schwer, das Bett von Cadhla zu finden und auf diesem legte er das Kästchen ab. Zu gerne würde er ihr Gesicht sehen, wenn sie es öffnete. Sie würde Schreibwerkzeug vorfinden. Eine Feder, ein Töpfchen mit Tinte, Papyrusbögen von besonders guter Qualität, Schnüre, Siegelwachs und einen Siegelstempel auf dem ein C umgeben von einigen keltisch anmutenden Schnörkeln zu sehen war.


    Ein Geschenk aus reinem Eigennutz, natürlich. Doch befand sich noch etwas anderes darin. Eine Silbermünze, auf der einen Seite mit einem keltischen Knoten und auf der anderen mit dem aurelischen Wappen geprägt, war als Anhänger gefasst und hing an einer einfachen Lederschnur. Dies war persönlich und doch nicht verräterisch. Und es war ihm sehr schwer gefallen, etwas zu finden, was diese beiden Eigenschaften miteinander verknüpfte. Er hätte auch gerne Gold genommen, doch er fürchtete, dass solch ein wertvolles Schmuckstück eher Schwierigkeiten für Cadhla bedeuten würde, als es ihr Freude machte. Überhaupt war er sich ganz und gar nicht sicher, ob es ihr überhaupt gefallen würde. Er war in solchen Dingen eben doch etwas unbeholfen.


    Nun, vielleicht würde sie ihm ja schreiben, wie es ihr gefiel. Einen traurigen, bedauernden Blick warf er noch auf das Bett der Frau, die er so sehr liebte und die ihm doch verboten war zu lieben. Und die er für sehr lange Zeit nicht mehr sehen sollte. Mit einem Seufzen verließ er den Raum und schloss die Tür hinter sich. Es wurde Zeit, eine Reise konnte nicht beginnen, wenn man nicht endlich den ersten Schritt tat.

    An Commodus hatte Ursus gar keinen Gedanken verschwendet, er hatte den Mann gar nicht gekannt - und inzwischen war er tot. Und Sophus? Er kannte ihn im Grunde ebenso wenig. Außerdem hatte er nach seinen Worten vor, für sehr lange Zeit auf Reisen zu gehen. Ursus rechnete für mehrere Jahre nicht mehr mit ihm. Also war auch er als Fürsprecher im Senat nicht zu zählen. Von daher sah Ursus es als selbstverständlich an, dass nicht nur er selbst, sondern auch Corvinus mit aller Kraft nach der Senatorenehre strebte. Kein Aurelier im Senat, das war einfach eine Schande. Die Familie musste dringend wieder mehr vorangebracht werden.


    Das Thema Heirat und Frauen drängte sich unweigerlich in den Vordergrund des Gespräches. Und Ursus legte seine Stirn in Falten, als Corvinus von Deandra sprach. "Weiste… isch hab ne Schwester, aber die is auch meine Schwester… so was wie isses und wiedernich hab ich nich. " Glücklicherweise konnte man wohl sagen.


    "Wenn isch d’Menedingsda wär, wärisch aba auch escht schauer." Ein Schulterzucken unterstrich diese Aussage und er leerte den Becher. "Aba wasss scholls? Nieman wird von alln gliebt. Hamwer haltn Lieblingschfeind. Wär sonscht auch langweilg, Sleben. " Allerdings schränkte das natürlich die Möglichkeiten einer Brautwahl noch mehr ein.


    "Warum gehn n die Tiberias nich? Aquil..llillillus, äh, weischt schon… der hat gsagt, da wärn hübsche Tiberja in seinm Kurs im Templ." Leider hatte sich noch keine Gelegenheit ergeben, sie kennenzulernen. Doch aufgeschoben war ja nicht aufgehoben.


    Leider gab die Amphore nur noch einen halben Becher für jeden von ihnen her und Ursus, der schon weit mehr als angeheitert war, trank diesen halben Becher allzu schnell. Die Ankündigung von Corvinus, dass er für Nachschub sorgen wollte, beantwortete er mit einem heftigen Nicken. "Ich lauf nich wech", versprach er und ließ sich tiefer in den Sessel sinken, was ausgesprochen bequem war.


    Und er hielt sein Versprechen auch. Als Corvinus wieder hereinkam, saß Ursus immer noch in seinem Sessel. Doch sein Kopf war zur Seite gesunken und der regelmäßige Atem erinnerte irgendwie an das Geräusch, das eine Säge verursachte. Dabei war es eigentlich schade, dass Ursus die vergeblichen Versuche, die Tür zu schließen, nicht miterleben konnte, weil er sie schlichtweg verschlief. Dabei hatte er doch nur mal einen klitzekleinen Moment seine Augen ausruhen wollen.

    "Na, das mit den Senatoren in der Familie werden wir hoffentlich bald nachholen", murmelte Ursus und hielt seinen Becher nur zu gerne hin. Morgen würd er es bereuen, das wußte er. Doch im Moment schmeckte der Wein einfach gut und die Unterhaltung lief unerwartet locker und unbeschwert. Das machte Ursus eben ein wenig unvorsichtig.


    "Wie gesagt, ich bin noch unentschlossen, was den Patron angeht. Allerdings finde ich auf der anderen Seite, daß es Zeit wird. Naja, erst einmal das Tribunat. Vielleicht sehe ich nach diesem Jahr ein wenig klarer, wer vorteilhaft für mich wäre und wem auch ich von Nutzen sein kann." Er sprach es nicht aus, doch er war der Meinung, daß ein germanischer Statthalter vielleicht nicht immer germanischer Statthalter sein würde. Auch Meridius war mittlerweile wieder in Rom.


    Diese nüchternen Überlegungen ließen sich nicht mehr lange aufrecht erhalten. Der Wein, sie hatten ja auch schon einige Becher intus, zeigte seine Wirkung. Er merkte nicht mal so richtig, daß Corvinus langsam etwas undeutlich wurde in seiner Sprache. Ob es daran lag, daß auch Ursus die Schwere seiner Zunge zu spüren begann?


    "Ich wär schon froh, wennse wenigstens Latein ordntlich sprechn würde." Obwohl er zugeben mußte, daß Caelyns Sprache sich schon bedeutend gebessert hatte. Vor allem, wenn sie sich richtig Mühe gab, hörte es sich schon brauchbar an. "Aber lesn und schreibn kannse schon ganz gut." Der Becher wurde ein weiteres mal gefüllt und Ursus begann sich zu fragen, wie lange diese Amphore wohl noch reichen würde.


    Aufseufzend lehnte er sich in dem Sessel zurück und führte den Becher an seine Lippen, um einen tiefen Schluck zu nehmen. Was er sofort bereute, denn bei der nächsten Frage seines Onkels verschluckte er sich heftig und hustete erst einmal einige Minuten lang, bevor er auf die Frage antworten konnte.


    "Also... natürlch hab ich... hust ... darüber schon nachgdacht. Aber ich kenn einfach noch nich gnug Mädchen aus passnden Familien. Eigntlich gar keine. Un wasis mit Dir? Nachdm das mit Deandra nix wird? Haste schon wen im Auge?" Das wäre schon wichtig zu wissen. Nicht daß sie sich da auch noch in die Quere kamen.


    "Na, wenner noch nich so alt is, dann wirds schon gehn." Dieser Klient... ach, wenn Corvinus meinte, daß der in Ordnung war, dann würde das wohl auch stimmen.


    Der kameradschafliche Schlag auf die Schulter kam für Ursus völlig unvermutet. Doch er hatte Glück, der Becher war noch nicht so weit vom Tisch entfernt und er konnte ihn noch abstellen, bevor ein größeres Unglück geschah. Er grinste ein wenig schief. "Wennas so is mitm Sol... Solatenlebn, dann wirds mir Spass machn." Sie stießen an und Ursus leerte den Becher. "Is nochwas da?"

    Ursus grinste Mattiacus an und nickte. "Das wäre wirklich sehr nett, wenn Du mich ihr vorstellen könntest." Schließlich konnte man doch nie genug hübsche junge Damen kennen, oder?


    Er folgte den anderen ins triclinium und schon bei den Düften, die zukünftige Genüsse ahnen ließen, lief ihm das Wasser im Munde zusammen. Anscheinend hatte Decimus Meridius keine Mühen gescheut, um diesen Abend vollständig gelingen zu lassen.


    Auch war er schon sehr gespannt auf die Besprechung später. Sehr viel würde er sicherlich nicht beitragen können, da er weder die aktuellen Fahrer kannte, noch die besten Gespanne kannte. Doch er würde sehr aufmerksam zuhören, um sein Wissen auf diesem Gebiet aufzubessern.


    Sim-Off:

    Sorry, Leute. Aber ich werde in den nächsten Tagen nach Gemanien gehen und kann hier nicht weiterposten. Wo es nötig ist, dürft ihr Ursus gerne mitziehen. Er wird eben einfach aufmerksam zuhören.