Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    Corvinus wünschte sich also Cadhla in sein Bett. Aber anscheinend hatte er noch nicht mit ihr geschlafen. Das war ja schon erstaunlich genug. Schlief der nicht mit jeder seiner Sklavinnen? Naja, war ja sein gutes Recht. Ursus wußte nicht, was richtiger war. Es ihnen einfach zu befehlen oder ihnen wenigstens diese eine Freiheit zu lassen, dies selbst zu entscheiden. Er selbst zog es immer noch vor, eine Frau nur dann in sein Bett zu nehmen, wenn sie ihn wirklich wollte. Doch er mußte natürlich zugeben, daß er dadurch schon sehr lange keine Frau mehr in seinem Bett gehabt hatte. Corvinus hingegen bekam immer, was er wollte.


    "Schließt das eine das andere wirklich so vollkommen aus, Cadhla? Kann er nicht die Kriegerin haben und die Frau in seinem Bett ebenso?" Es war nicht fair, diese Frage zu stellen und er senkte seinen Blick. "Entschuldige. Es ist allein Deine Entscheidung. - Was Corvinus betrifft... ich verstehe ihn so wenig wie Du. Es geht mir genauso wie Dir. Er sagt nie ein klares Wort, erwartet aber, daß man ihn genau so versteht, wie er es meint. Damit kann ich nur schwer umgehen, deshalb streite ich immer mit ihm."


    Nachdem er tief durchgeatmet hatte, blickte er die Kriegerin wieder an. "Du hast recht. Vieles an unserer Lebensart ist Lüge. Der Anschein ist meistens wichtiger als das Sein. Gerade in der Politik. Aber mit den Saturnalien hast Du nicht recht. Gerade diese Tage sind die ehrlichsten in unserem Leben, Cadhla. Schau sie Dir alle an. An diesen Tagen kannst Du erkennen, wo das Verhältnis zwischen Sklaven und Herren einigermaßen normal und anständig ist - und wo nicht. Diejenigen Sklaven, die heute durchdrehen, sich völlig unmöglich benehmen und ihre Herren herumscheuchen und es ausnutzen, daß sie nicht dienen müssen, - deren Herren behandeln ihre Sklaven ungerecht und schlecht. Im Grunde sind diese Tage nicht für euch, auch wenn sie euch Freiheiten und Freuden bescheren, von denen ihr den Rest des Jahres nur träumen könnt. Nein, sie sind dafür da, uns auf den Teppich zurückzuholen. Und uns einen Spiegel vorzuhalten. Das goldene Zeitalter... als noch alle gleich waren und alles miteinander teilten.... Ich weiß nicht, ob es so etwas je gegeben hat. Sind wir Menschen nicht zu habgierig und zu neidisch, als daß so etwas je wirklich funktionieren könnte? Aber verlogen... verlogen ist das Fest nicht. Es hilft, Menschen als Menschen zu sehen."

    Ursus musterte die beiden Bäume. Ja, der Schwierigkeitsgrad war etwa gleich, das war ein gerechter Wettbewerb. Er merkte sich gut, wie weit er kommen mußte und fing schon an, den Weg zu überlegen. "Einverstanden." Vermutlich war sie fest davon überzeugt, daß sie gewann. Doch er würde es ihr nicht leicht machen. Gar so schlecht war er schließlich nicht. So ein Baum, das war doch gar kein Problem!


    Er blickte zu ihr herüber und lächelte ein wenig verschmitzt. Eigentlich wäre es ja auch ganz interessant zu erfahren, was sie sich wünschen würde. Sicher würde es nicht in die Richtung gehen, die er sich von ihr wünschen würde. Dafür kannte er sie bereits zu gut.


    Er machte sich bereit und wartete auf ihr Zeichen, loslegen zu können. Als es dann kam, flitzte er los. Der unterste Ast hing immer noch so hoch, daß er hochspringen mußte, um ihn zu erreichen. Und dann mußte er sich heraufziehen. Es kam ihm nun zugute, daß er sich immer mal wieder mit Klimmzügen quälte. So war es kein Problem, sich hochzuziehen auf den Ast, sich aufzurichten und den nächsten Ast zu greifen. Bald war er auf dem Ast angelangt, den sie als Ziel definiert hatten. Und erst jetzt erlaubte er sich den Blick zum anderen Baum, um zu sehen, ob sie schneller oder langsamer gewesen war.

    "Sobald Du sie hast." Einen Termin zu setzen, fand er überflüssig. Cincinnatus würde damit gleich zeigen können, wie lange er brauchte, um sich gründlich einzulesen und das gelesene umzusetzen. Es war Ursus ohnehin lieber, wenn er gründlich arbeitete und dafür etwas länger brauchte, als wenn er unglaublich schnell war und dafür dann etwas übersah. "Fang einfach an und wenn Fragen auftauchen, kannst Du sie mir jederzeit stellen." In der Zeit konnte er versuchen herauszufinden, wer was für Betriebe hatte und die Vermögensaufstellungen anfordern.

    Ursus nickte. "Ja, eine Menge. Aber es nützt nichts, jetzt jeden möglichen Falll aufzuzählen. Am besten versteht man es, wenn man einfach anfängt und systematisch nachschaut: Was für einen Status hatte der Verstorbene? Stand er oder sie unter patria potestas? Gibt es ein Testament? Wer sind die nächsten Verwandten? Und wenn man die Erben hat, geht es erst richtig los mit der Arbeit. Dazu kommen wir dann."


    Es gefiel ihm, daß Cincinnatus gleich zur Tat schritt und sich anscheinend richtig reinknien wollte. "Es ist viel Arbeit, aber wenn man systematisch dabei bleibt, ist es ganz gut zu schaffen. Du wirst das Prinzip bald durchblicken." Sobald man es durchblickt hatte, war es im Grunde eine reine Fleißarbeit. Doch auch die mußte natürlich gemacht werden.

    Ursus trank noch einen Schluck Wein und betrachtete die Frau mit den neugierig blitzenden Augen. Sie war wirklich vielseitig interessiert, ohne Frage. "Ich muß zugeben, daß gerade das mir sehr viel Spaß macht: In diesen Stammbäumen herumzuwühlen. Aber sensationelle Erkenntnisse habe ich dabei noch nicht getroffen. Das meiste ist ja doch allgemein bekannt. Trotzdem ist es recht spannend, da manche Familien erstaunlich weit verzweigt sind. Und andere erstaunlich wenig. Testamente werden leider nur selten hinterlegt. Dabei erleichtern sie die Arbeit für uns decemviri wirklich sehr. Ich kann also nur empfehlen, ein Testament zu hinterlegen."


    Die Geschichte aus Tarraco war wirklich fürchterlich. "Das Vermögen muß ja wirklich immens gewesen sein, wenn jemand seine ganze Familie dafür auslöscht. Was für ein Wahnsinn. Was hat man denn von seinem Vermögen, wenn man keine Familie mehr hat?" Er schüttelte sich. So etwas war ihm unverständlich. "Und bei den vielen Unfällen ist niemand stutzig geworden? Wollen wir hoffen, daß ich nie mit einem solchen Fall zu tun bekomme."


    Auch er spülte das Unbehagen über diesen Mordfall mit einem weiteren Schluck Wein herunter. "Wie kommt es, daß eine wißbegierige, vielseitig interessierte Frau wie Du eine Arbeit aufgibt, bei der sie Zugang zu allen Neuigkeiten aus dem ganzen Reich hat? Man sollte doch meinen, daß dies die perfekte Arbeit für Dich sei?" Eine Frau wie Lucilla konnte er sich wahrhaftig nicht als reine Hausfrau vorstellen.

    Ursus blickte auf und nickte anerkennend. Pünktlich war er ja schon mal, das war doch ein guter Anfang. "Salve, Iulius Cincinnatus. Also, dort drüben habe ich Dir einen eigenen Schreibtisch aufstellen lassen. Ein anständiger Arbeitsplatz erleichtert die Arbeit schließlich ungemein." Er deutete auf einen zweiten Schreibtisch im Raum, auf dem auch schon die notwendigen Schreibutensilien lagen.


    "Im Moment habe ich 11 aktuelle Erbschaftsfälle zu bearbeiten, von denen einer sich etwas schwierig gestaltet, da strittig ist, was mit dem zweiten Betrieb geschehen ist, der sich im Besitz des Verstorbenen befand. Die Ermittlungen hierzu laufen, den Fall können wir vorerst beiseite lassen. Hier habe ich eine Liste, die alle Verstorbenen aufführt. Die letzten zehn sind die, mit denen wir uns zur Zeit zu befassen haben. In den älteren Fällen ist schon alles veranlaßt, da kommen wir erst weiter, wenn die Erbberechtigten sich gemeldet haben oder die Frist abgelaufen ist." Er reichte Cincinnatus eine Schriftrolle, damit er schon einmal einen Überblick bekam und sich die Namen einprägen konnte, denn mit ihnen würde er in der nächsten Zeit zu tun bekommen.


    "Damit Du überhaupt erst einmal einen Überblick über das Erbrecht erhältst, sind diese Schriftrollen für Dich von Interesse: Lex Iulia et Papia und hier eine Aufstellung, wer in welchem Fall erbt (PN). Bei den aktuellen Fällen habe ich bereits ermittelt, wer die Erben sind, doch Du kannst Dich gerne auch noch daran versuchen und wir vergleichen dann, ob wir auf die gleichen Ergebnisse gekommen sind." Immerhin war das eine gute Übung. "Testamente liegen in den neuesten Fällen keine vor."


    Vielleicht überfiel er Cincinnatus ein wenig mit diesem Schwall an Informationen. Doch ohne diese brauchten sie gar nicht erst anzufangen. Zumindest nicht, wenn er nicht einfach nur schreiben wollte, was Ursus diktierte, wie er es mit Phyrrus bisher gehandhabt hatte.

    Ursus hatte sich schon ein wenig vor der Zeit in sein officium begeben und einige Schriftrollen herausgesucht. Immerhin hatte Cincinnatus erst einiges zu lesen, bevor er ihm wirklich zur Hand gehen konnte. Und da war es besser, alles zur Hand zu haben, wenn er gleich kam.


    Zu tun gab es reichlich. Es gab ja schon wieder neue Erbschaftsfälle. Und da waren bald die Anschreiben fällig. Eine wirklich zeitraubende und auch nervenaufreibende Tätigkeit.


    Doch bevor er damit beginnen konnte, brauchte er noch die Vermögensaufstellungen. Die Erbberechtigten hatte er bereits ermittelt. Achja... und die Betriebe mußten noch herausgesucht werden. Eins nach dem anderen.

    Ja, Caelyns Sprache hatte sich schon deutlich gebessert. Vor allem im direkten Vergleich mit Sertorio war dies sehr deutlich festzustellen. Und eigentlich hatte sie dafür auch eine Belohnung verdient. Doch das erst auf dem Rückweg, sonst würde sie noch übermütig. Außerdem wollte Ursus sehen, wie sich sich hier draußen machte. Ob sie einen Fluchtversuch starten würde? Das wäre ausgesprochen dumm, denn sie hatte es ja im Hause der Aurelier alles andere als schlecht. Doch zuzutrauen war ihr so etwas durchaus.


    "Daß Du in Deiner Heimat schon auf Märkten warst, bezweifle ich nicht. Doch hier in Rom? Es gibt nichts, was es hier nicht gibt, Caelyn. Sieh Dich um, die ganze Welt ist hier. Hier in dieser Stadt." Daß ihre Gedanken bei den Geldbeuteln anderer Leute weilten, konnte Ursus ja nicht ahnen. Er selbst hatte seinen gut weggesteckt. Schließlich mußte man es Dieben ja nicht zu leicht machen. Zumal er nicht wenig Geld mit sich trug an diesem Tag.


    Als sie den eigentlichen Markt erreichten, schlugen ihnen vielerlei Gerüche entgegen. Gewürze, gebratenes Fleisch, Eintöpfe, Duftwässerchen oder Duftöle... Dazu das Geschrei der Händler, die ihre Waren anpriesen, Musik von bettelnden Musikanten, Gelächter, Kindergeschrei. Die Menschen drängten sich um einige Stände, andere dagegen schienen völlig uninteressant und leer. Waren aus allen Provinzen und auch aus Ländern jenseits des römischen Reiches wurden hier angeboten. Und so vielfältig wie die Angebote waren auch die Menschen, die sich vor, hinter und zwischen den Gängen drängten.

    Endlich hatte Ursus soweit alles abgearbeitet, daß er sich einer weiteren notwendigen Aufgabe widmen konnte. So betrat er die Räumlichkeiten der Academia Militaris, um sich endlich zum Examen Primum anzumelden. Er hatte dies schon lange vorgehabt, doch zuerst hatte ihm das Geld gefehlt und dann die Zeit. Jetzt hatte er beides und so packte er den Stier sogleich bei den Hörnern.


    Er fragte sich zu dem entsprechenden officium durch und klopfte dort kräftig an die Tür.

    Also, dichten ist ja nicht so meins. Außerdem hat Aqui das so toll gemacht... *g*


    Aber singen kann ich dafür ganz gut: *räusper*


    Zum Geburtstag viel Glück *sing* Zum Geburtstag viel Glück, zum Geburtstag, liebe Medeia, zum Geburtstag viel Glück *sing*


    Hey, - wo rennt ihr denn alle hin?


    :D


    Also, laß Dich schön feiern und genieße den Tag!

    Aufmerksam hörte Ursus zu und beobachtete dabei Cadhlas Miene. Es hatte sie in ihrem Innersten getroffen, sie vor allem verwirrt, weil sie nicht verstand, was Corvinus ihr mit diesem Geschenk sagen wollte. Und wenn Ursus ehrlich war, verstand er es auch nicht so genau. "Gerne würde ich es Dir erklären. Doch ich fürchte, ich bin der letzte, der irgendetwas von dem versteht, was Marcus zu sagen versucht." Ihre bisherigen Gespräche waren dafür wohl der beste Beweis.


    "Trotzdem... glaube ich nicht, daß er Dich verletzen wollte. Diese Holzwaffen sind ein Symbol. Er will damit nicht ausdrücken, daß Du echter Waffen nicht wert wärest. Ein Gladiator zum Beispiel kämpft sein Leben lang, um eines Tages das hölzerne Schwert zu erringen, denn es symbolisiert seine Freiheit." Doch Ursus bezweifelte, daß Corvinus seiner Sklavin mit Übergabe des Schwertes die Freiheit schenken wollte. "Das Wappen ist das Wappen unserer Familie. Nun, ich würde sagen, er möchte, daß Du Dich als Teil der Familie siehst. Und er erkennt an, daß Du eine Kriegerin bist. Vielleicht wird er Dir in Zukunft ja andere Aufgaben zuweisen? Ich weiß es nicht, Cadhla. Ich weiß nur, daß er Dich mit dem Geschenk ehren wollte und nicht erniedrigen. Das Wappen unserer Familie zu erhalten, ist eine sehr große Ehre." Er ließ seine Hand über das Wappen gleiten. Die Familie stand über allem. Doch konnte ein Mensch, der gewaltsam aus seiner eigenen Familie gerissen worden war, je wirklich ein Zugehörigkeitsgefühl zu einer anderen Familie entwickeln? Noch gar einer Familie eines verfeindeten Volkes?

    Es war ja nicht so, als würde Ursus Sklaven nicht doch hin und wieder wie Möbelstücke mit Aufgaben behandeln. Es gab einfach Sklaven, die sich auch genau so benahmen und sich in dieser Rolle wohl zu fühlen schienen. Cadhla war... keine richtige Sklavin. Nicht für ihn. Dafür war sie zu stolz und innerlich zu frei. Er konnte nicht auf sie herabsehen. Weil er es auch nicht wollte. Dieses Lächeln nun gerade wieder, dabei der stolze Ausdruck ihrer Miene, ihre Haltung, die Stärke und Selbstbewußtsein bewies, all das zog ihn ungeheuer an. Und wie hätte er sich von einer Frau angezogen fühlen können, die weit unter ihm stand?


    Auf Bäume klettern? Wie schade. Er hatte gehofft, bei den Übungen etwas näher an sie heranzukommen. Wie neulich Nacht. Aber das würde noch kommen. Wer kämpfen trainieren wollte, mußte kämpfen. Also zwang er sich zur Geduld.


    Auf Bäume klettern. Es war einige Jahre her. Viele Jahre her. Doch früher war in diesem Garten kein Baum vor ihm sicher gewesen. Eine Erfahrung, die ihm mittlerweile wenig nutzen würde, da er nun größer, schwerer und sicherlich auch weniger biegsam war als damals. Dennoch war er davon überzeugt, diese Übung hervorragend zu meistern. Und fing schon an, über den freien Wunsch nachzudenken.


    "Also gut. Welchen soll ich erklimmen?", fragte er und musterte die Bäume, auf die sie gedeutet hatte. "Und oben ist für Dich wo auf dem Baum?" Bis ganz in die Spitze konnte man als erwachsener Mensch schließlich kaum klettern, da die obersten Äste nicht stark genug waren, einen zu tragen.

    Ursus hatte seine Drohung schließlich doch noch wahr gemacht und Caelyn mitgenommen in die Stadt. Er hatte Corvinus versprochen, sich weitere Togen machen zu lassen, also ließ er sie machen. Auch wenn er persönlich es für ausgesprochen überflüssig hielt. Seine vorhandene Garderobe war seiner Meinung nach durchaus ausreichend.


    Im Moment gingen sie noch durch die Straßen. Und Ursus erklärte hin und wieder, wo sie sich befanden oder wohin die Hauptstraßen führten. Er wurde dabei nicht zu genau, das würde sie nur verwirren. "Du wirst Dich sicher bald auskennen, Caelyn", meinte er lächelnd, während er weiterging und ihr Gelegenheit gab, sich die vielfältigen Gebäude anzusehen.


    "Warst Du überhaupt schon auf einem der großen Märkte? Ich meine auf dem normalen Markt?" Immerhin bildete der Sklavenmarkt einen eigenen Bereich. Und daß sie den kannte, das wußte er schließlich. "Wenn wir schon in der Nähe sind... - komm schauen wir mal, was die Provinzen Roms so zu bieten haben." Ursus lächelte Caelyn an. Sie hatte vermutlich keine Ahnung, was es so alles gab auf der Welt, wenn sie bisher nur Gallien gekannt hatte.


    Sim-Off:

    reserviert :)

    Sie weinte. Doch offensichtlich wollte sie nicht, daß er dies wahrnahm. Also tat er so, als hätte er ihre Tränen nicht gesehen."Wer hat denn überhaupt verdient, was er im Leben bekommt? Habe ich verdient, daß ich als Patrizier geboren wurde? Hat es ein Sklave verdient, als Sklave geboren zu werden? Oder ein Schäfer, daß er als Sohn eines Schäfers geboren wurde? Die Götter spielen mit uns, Fiona. Erzähle mir nicht, in Deiner Heimat lebt jeder das Leben, das er verdient hat." Das wäre zu unglaubwürdig. Ursus begann zu hoffen, daß er sein Tribunat in ihrer Heimat zu leisten hätte. Denn dann könnte er schauen, ob das Leben dort wirklich so viel gerechter war als anderswo auf der Welt.


    Ursus half, das Feuer zu löschen und vergewisserte sich, daß wirklich nicht das geringste bißchen Glut übrig blieb. Ein Römer fürchtete nichts so sehr wie das Feuer, wenn es unkontrolliert ganze Stadtteile fraß.


    "Kommt, gehen wir schlafen. Heute werden wir die Welt nicht mehr verbessern. Vielleicht gelingt es uns morgen." Er lächelte sie aufmunternd an und ging dann auf das Haus zu, um die fremden Sklaven für den Rest der Nacht in den Sklavenquartieren unterzubringen. "Gute Nacht", wünschte er schließlich und ging dann zu seinem eigenen Zimmer. Der Rest der Nacht war kurz genug...

    Ursus grinste breit. "Davon bin ich auch überzeugt, daß wir uns noch wiederbegegnen, bevor wir beide Senatoren sind. Und ich freue mich schon auf die nächste Begegnung. Vale, Matinius Ticinius." Er hob noch einmal kurz die Hand zum Gruß und setzte dann seinen eigenen Weg fort.


    Solche Zufallsbekannschaften waren es gerade, die das Leben in Rom so interessant machten, fand Ursus. Hier konnte man immer etwas erleben, immer jemanden kennenlernen, immer Neuigkeiten erfahren.

    "Och, so uninteressant hätte ich die Straßenreinigung auch nicht gefunden. Da kommst Du in Gegenden und erhältst Einblicke, die Dir gewiß nie wieder gewährt werden. - Wenn ich Octavius Marsus das nächste mal treffe, werde ich ihn mal fragen, was er schon alles erlebt hat. - Ja, tresvir capitalis hätte mich durchaus auch interessiert... Ich habe schon überlegt, ob eine zweite Amtszeit als vigintivir vielleicht sinnvoll wäre, dann als tresvir capitalis. Wie Du schon sagst: Man erhält einen guten Einblick in die Justiz." Ursus war sich noch nicht sicher. Er wollte sich ohnehin auch erst dem Militär zuwenden.


    "Du wirst Deinen Weg schon machen, Ticinius. Und ich wünsche Dir viel Glück dafür. Schau, da vorne kommen wir schon zum forum romanum, dem Herzen Roms." Jeden Tag hielt sich Ursus einige Stunden hier auf. Denn hier erfuhr man alles, was in der Stadt vor sich ging. "Hier findest Du alles und jeden und erfährst auch alles. Auch die Dinge, die Du noch nie wissen wolltest", scherzte er schmunzelnd.

    Ursus lächelte. "Tagsüber könntest Du ruhig da rein. Aber wenn Dir das unangenehm ist, dann schick doch einfach Brix. Er wird Dir bestimmt helfen." Das wollte Ursus ihm zumindest geraten haben. "Ja, ein Bad und frische Kleidung braucht er auf jeden Fall. Und sorg auch dafür, daß er eine anständige Mahlzeit erhält. - Na, Du machst das schon." Tilla war zwar noch sehr kindlich und verspielt, aber auch sehr zuverlässig. Sie würde schon alles richtig machen.

    Noch war eigentlich niemand wirklich betrunken. Weder einer der Senatoren, noch jemand anderer. Doch bei der Geschwindigkeit, mit der hier der Ausschank betrieben würde, konnte es nicht mehr lange dauern. Tatsächlich sah Ursus den einen oder anderen Senator in der Nähe dieses Ausschanks und grüßte natürlich. Denn Saturnalien hin oder her, steter Tropfen höhlte den Stein und es war gut, sich hin und wieder in Erinnerung zu bringen. In positive nach Möglichkeit.


    Ursus stieß gut gelaunt mit Lucilla an. "Gloria in altissimis Saturno et in terra pax hominibus bonae voluntatis."* Er trank einen tiefen Schluck von dem Wein. Natürlich hatte er schon weit besseren getrunken. Aber gar so schlecht war er auch wieder nicht.


    "Spannend? Naja, manchmal ist es schon spannend zu sehen, wer in welcher Weise mit wem verwandt ist. Aber Mord und Totschlag um das Erbe habe ich noch nicht erlebt. Vielleicht liegt es daran, daß ich noch nicht lange im Amt bin? Sowas geschieht vielleicht noch." Er lachte. "Noch hatte ich auch kein wirklich großes Vermögen zu verteilen. Ich könnte mir vorstellen, daß so etwas geschieht, wenn es einmal um echten Reichtum geht. - Bisher war eigentlich alles eher trockene Geduldsarbeit. In Listen wühlen, neue Listen anfertigen und Briefe schreiben. - So eine richtige Familienfehde um eine Erbschaft wäre tatsächlich mal eine Abwechslung. Und dann sicher auch eine Geschichte für die acta."


    Sim-Off:

    Ich vertrau Dir mal - als Nichtlateiner :D

    "Dich kostet er gar nichts", lachte Ursus und kaufte zwei Äpfel, von denen er einen an Ticinius weiterreichte. "Ja, mach den cursus so schnell wie möglich. Was man hat, hat man." Er biß herzhaft in den Apfel. Ah, der war wirklich genau so gut, wie er aussah. Als er ausgekaut hatte, blickte er wieder zu seinem Begleiter. "Welches der Vigintivir-Ämter interessiert Dich besonders?" Manchmal hatte man ja das Glück, das Amt zu bekommen, welches man angestrebt hatte. Er selbst hatte dieses Glück gehabt.


    Wieder biß er vom Apfel ab und musterte Ticinius aufmerksam. Es war eigenartig. In letzter Zeit entpuppten sich die meisten seiner Zufallsbekanntschaften als Anwärter für die Ämterlaufbahn. Aber schaden konnte das nicht. Es war immer besser, die Menschen zu kennen, mit denen man später zu tun bekommen würde. Und Ticinius machte auf ihn einen sehr sympathischen Eindruck.