Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    Ursus lächelte erfreut. Anscheinend hatte er sich unnötig zurückgehalten. Denn aus Varus' Worten sprach die Liebe zu Rom, ganz ohne Zweifel!


    "Ich bin erst seit einigen Wochen wieder in Rom. Wie gesagt, ich war nicht ungerne in Athen, aber mit Rom kann sich einfach gar nichts vergleichen. Außerdem muß ich feststellen, daß ich durch die Jahre in der Fremde ein wenig den Anschluß verloren habe. Es ist recht mühsam, wieder neue Kontakte zu schließen." Es kannte ihn schlicht niemand mehr und er kannte auch noch kaum jemanden.


    "Mantua ist gewiß eine schöne Stadt, Cotta hat mir ein bißchen von ihr erzählt. Aber ich muß gestehen, daß ich mich nur in Rom wirklich komplett fühle. Du überlegst also, eventuell nach Rom zu ziehen? Trotz Deiner Betriebe? Darf ich fragen, was für Betriebe das sind? Zusammen mit Deinem Amt ist das sicher eine Menge Arbeit."

    Ursus hatte dem Gespräch aufmerksam zugehört und er nahm sich vor, den angesprochenen Fall nach Möglichkeit weiterzuverfolgen. Noch wichtiger waren natürlich die Hinweise darauf, daß es nicht ohne Risiko war, sich als Anwalt zu betätigen. Natürlich war ihm das durchaus klar, daß man bei solch einer Arbeit einflußreichen Männern mächtig auf die Füße steigen konnte. Doch schien dies häufiger vorzukommen, als er bisher gedacht hatte.


    Das Gespräch verlief sich ein wenig und kurzzeitig breitete sich Schweigen aus. Für Ursus eine etwas schwierige Situation. Er war der Jüngste am Tisch und bei weitem der Unerfahrenste. Also wäre es vermessen, ein neues Gesprächsthema aufzubringen. Doch gleichzeitig war er einer der Gastgeber, was gewissermaßen die Verpflichtung mit sich brachte, für die Unterhaltung der Gäste zu sorgen. Eine klassische Zwickmühle. Wäre er selbst ein Gast und nicht einer der Betroffenen, wäre das Theaterstück sicher ein ergiebiges Thema. Doch er war ja froh, daß es in den Hintergrund rückte und wollte gewiß nicht damit anfangen.


    Kurzentschlossen wandte er sich einfach mit einer Frage an Durus. "Hattest Du in der letzten Zeit mit einem besonders interessanten Fall zu tun? Oder ist in nächster Zeit eine interessante Verhandlung zu erwarten? Ich würde gerne zuhören." Dabei gab es sicherlich einiges zu lernen.

    Ursus nickte bei den einzelnen Namen. Ja, das war alles eindeutig genug, leicht zu merken und schnell zu zeigen. Sehr gut. Nur mit seinem eigenen Namen war er nicht zufrieden. Mißbilligend hob sich die vermaledeite Augenbraue. "Wir hatten uns doch auf U geeinigt. Ich möchte nicht, daß andere auch noch auf meine dumme Angewohnheit gestoßen werden. Darüber hatten wir doch schon gesprochen." Sie mochte das zwar lustig finden, doch hier ging es nicht um Spaß, sondern um ernsthafte Kommunikation auf ungewöhnliche Art. Und er erwartete ganz selbstverständlich von ihr, daß sie sich seinen Anweisungen fügte.

    Ursus nickte kauend und antwortete erst, als er den Bissen hinuntergeschluckt hatte. "Ja, das Essen ist ganz ausgezeichnet. Und ich gestehe, daß ich jetzt wirklich hungrig war." Bei der Gelegenheit nahm er sich gleich noch eine Köstlichkeit von einem der herumgereichten Tabletts.


    "Ich bin in Rom zuhause. Und so schön es auch war, einige Jahre in Athen zu verbringen, bin ich doch froh, endlich wieder in Rom leben zu können." Er konnte sich noch gerade verkneifen zu sagen, daß Rom nun einmal die herrlichste Stadt der Welt war. Varus war sicher stolz auf Mantua, gewiß auch mit Recht, und er wollte ihn nicht verletzen, indem er Rom allzusehr hochlobte. Von der Schönheit her war Mantua vielleicht gar schöner als Rom. Aber Rom war einfach das pure Leben!


    "Du bist also Magistratus? Und für welchen Aufgabenbereich bist Du zuständig?", fragte er mit ehrlichem Interesse.

    "Salve", grüßte Ursus den Mann und kam auch gleich zur Sache. "Mein Name ist Titus Aurelius Ursus und ich möchte meine Kandidatur zum cursus honorum bekanntgeben", erklärte er auf die Frage des Ianitors hin. Vielleicht hätte er dies schriftlich erledigen sollen, doch andererseits war ihm diese Sache einfach sehr wichtig, weswegen er eine persönliche Vorsprache doch als angemessener empfand.

    "Salve, Annaeus Varus", grüßte Ursus höflich zurück und lächelte. "Oh, wirklich sehr gut. Deine Verwandten haben ganze Arbeit geleistet. Vor allem Annaeus Sophus fand ich sehr beeindruckend. Einer derartigen Zeremonie beizuwohnen war mir bisher nicht vergönnt, um so mehr bin ich davon beeindruckt." Es war ihm durchaus anzumerken, daß diese Worte keine reine Höflichkeit waren, sondern daß er sie auch wirklich so meinte.


    "Du bist hier in Mantua zuhause, wenn ich das richtig verstanden habe?" Zumindest glaubte Ursus, daß sich Cotta und Varus daher kannten. Genau wußte er es natürlich nicht.

    Mit Zufriedenheit bemerkte Ursus, daß die Sklaven wirklich auf Zack waren. Schüsseln zum Händewaschen wurden gereicht, edle Kristallgläser mit köstlichem Mulsum gefüllt, Platten mit den Speisen gereicht. Ursus nahm sich einige der Köstlichkeiten und eines der Gläser und lauschte dem Gespräch zwischen Durus und Mattiacus, während er aß. Er konnte zwar zu dem Thema nichts beitragen, doch interessant war es allemal. Außerdem war er gespannt, wer sich vielleicht noch zu ihnen gesellen würde.

    Ja, schon jetzt hatte es sich für Ursus gelohnt, hergekommen zu sein. Die Rituale hatten ihn wirklich beeindruckt. Es war zu spüren gewesen, daß dies nicht nur Schein, sondern echt war. Trotz seines hohen Alters hatte Annaeus Sophus eine beeindruckende Kraft ausgestrahlt. Ein wahrhaft würdiger Diener der Götter.


    Da der zeremonielle Teil nun beendet war, erhob sich Ursus und nahm sich jetzt einen der angebotenen Becher und auch etwas zu essen. Und merkte, daß er doch recht hungrig war. Da er leider kaum jemanden kannte und daher schlecht jemanden einfach ansprechen konnte, blieb er erst einmal bei den Verwandten stehen.

    Nachdem bekannt gegeben worden war, daß Kandidatenmeldungen für den cursus honorum nun angenommen wurden, machte sich Ursus recht bald auf den Weg.


    Ja, es war noch reichlich Zeit, um die Kandidatur bekanntzugeben, mehrere Tage sogar. Aber besser, es wurde gleich erledigt, - wer konnte schon wissen, was in den nächsten Tage noch alles passieren und dazwischen kommen konnte.


    Es war das erste mal, daß Ursus für ein Amt kandidierte. Dementsprechend war er ein wenig aufgeregt, versuchte aber natürlich, sich dies nicht anmerken zu lassen. Äußerlich gelassen und selbstsicher betrat er die prachtvolle Villa und erwartete, vom Ianitor des Hauses empfangen zu werden...

    Ursus verfolgte ihre Gesten und nickte. Langsam übersetzte er alles und warf dann noch ein: "Atrium... reicht da nicht A?" Er beobachtete sie genau und lachte, als sie die Nase kraus zog. "Und Nase krausziehen für ich bin mir nicht sicher." Er fand diese Idee zumindest lustig. Gerade bei Tilla sah das ausgesprochen komisch aus.


    "Gut, als nächstes gehen wir mal die Personen durch. Alle Familienmitglieder, alle Sklaven und auch die häufigeren Gäste. Wen haben wir da alles? Corvinus, Cotta, Lupus, Philonicus, Prisca, Sisenna, Deandra, Helena, ich..." Die Familie war das wichtigste, damit sollten sie anfangen.

    Davon, daß Flavius Aquilius kandidieren wollte, hatte Ursus schon gehört. Und er war sicher, daß Aquilius Erfolg haben würde. Er hatte einfach alles, was man brauchte: Bildung, Ansehen, eine sympathische Art und noch dazu hatte er sich bereits im Dienste der Götter verdient gemacht. Doch das empfand Ursus nicht als Problem. Es gab ja mehrere Ämer zu vergeben.


    "Ein Octavier? Doch wohl nicht Marsus, oder?" Hatte Marsus nicht gesagt, er wolle vorerst nicht in den cursus honorum einsteigen? Merkwürdig. Was wohl seinen Sinneswandel verursacht hatte? Hatte er nicht irgendwo in der Verwaltung arbeiten wollen? Ursus hätte es sich besser merken sollen...


    "Außerdem wird noch mein Vetter Cotta kandidieren", lächelte er. Eine scharfe Konkurrenz, das konnte man wahrhaftig nicht anders sagen. Trotzdem war Ursus genug von sich überzeugt, um sich davon nicht einschüchtern zu lassen.


    "Umso spannender wird die Wahl", grinste er. Er war wirklich gespannt, wie sie sich alle schlagen würden. "Und ja, ich wollte mich um die Erbschaftsangelegenheiten bemühen. Es ist einfach ein sehr interessantes Gebiet. Aber ich würde auch alles andere machen. Letztendlich entscheidet ja der Senat, wer dann welches Amt bekommt." Von denen, die gewählt wurden.

    Ursus lächelte, als er die Frage hörte. Genau das faszinierte ihn eben an den Erbschaftsangelegenheiten: Wer war mit wem verwandt und wie und warum überhaupt? Gab es etwas schöneres, als in Stammbäumen herumzuwühlen?


    "Ich bin der Sohn von Decimus Aurelius Maxentius und Claudia Tusca. Corvinus ist mein Onkel", führte er bereitwillig aus und grinste. "Ja, auch unsere Familie ist schon recht weit verzweigt."


    Dann machte er eine einladende Geste. "Aber wollen wir uns nicht niederlassen und das gute Essen genießen beim Gespräch? Und ihr habt gar nichts zu trinken! Ein Glas Mulsum vielleicht?" Langsam ließen sich immer mehr Gäste auf den Clinen nieder und die Sklaven begannen damit, die Platten herumzureichen.



    Ursus sah den Blick, mit dem Durus ihn und Cotta maß. Bestimmt fand er es ein wenig vermessen, daß gleich zwei Aurelier zur Wahl antreten wollten. Doch würde einer von ihnen beiden zurückstehen und eine Wahlperiode zugunsten des andere abwarten, würde er dann bei der nächsten Wahl gleichzeitig mit Corvinus antreten müssen. Also wieder zwei Aurelier, wenn auch nicht für das gleiche Amt. Es ließ sich also ohnehin nicht verhindern. Daher wollten sie es lieber gleich versuchen.


    Als Durus nach dem bevorzugten Amt fragte, nickte Ursus zustimmend. "Ja, ich möchte mich darum bemühen, für die Erbschaftsverwaltung eingesetzt zu werden. Ich stelle es mir recht interessant vor, die rechtmäßigen Erben ausfindig zu machen, gerade in weit verzweigten Familien. - Aber ich würde auch jedes der anderen Ämter mit gleichem Interesse ausführen." Wenn man nur bereit war, etwas interessant zu finden, konnte es sogar Spaß machen. Natürlich war das Amt auch Mittel zum Zweck. Er wollte ja weiterkommen und das ging nur auf diesem Weg. Doch das hieß nicht, daß er die Aufgaben nicht ernst nehmen würde.

    Was für ein sagenhaft spannendes Rennen! Ursus ballte unwillkürlich seine Hände zu Fäusten, als er sah, in welche Bedrängnis der von ihm favorisierste Speerwagen kam. "Nein, paß doch auf, das ist zu eng!", brüllte er, obwohl das natürlich nicht das Geringste nutzte, denn der Fahrer dort vorne konnte das keinesfalls hören. Doch Ursus war auch nicht der einizge der rief.


    Es kam, wie es kommen mußte: Der Schildwagen errang, - sehr geschickt und gekonnt, das gab Ursus bewundernd zu, - die Führung und seine Anhänger überjubelten lautstark das enttäuschte Aufstöhnen der Speerwagenanhänger.


    Doch noch war nichts verloren! Es war noch alles möglich! Gebannt hielt Ursus den Blick auf die Wagen gerichtet, deren Fahrer offensichtlich durch die üppige Dekoration einige Schwierigkeiten hatten.


    Die Menge brodelte, die Stimmung war überwältigend! Was für ein herrliches Gefühl, mittendrin zu stehen und mit anderen den Favoriten anzufeuern! Ursus stand gut, inmitten einer Gruppe von Speerwagenanhängern, mit denen gemeinsam er weiter seinen Favoriten anfeuerte.


    Zitat

    Original von Marcus Decimus Mattiacus
    Mattiacus erblickte Durus unter den Gästen. Er stand bei den beiden jungen Aurelieren, mit denen er sich beim Opfer unterhalten hatte. Er ging einfach zu ihnen.


    "Salvete meine Herren. Ich grüße dich, Tiberius Durus. Schön dich auch hier zu sehen." Dann wandte er sich an die beiden Aurelier. "Ich muss schon sagen, aber ich glaube ich wiederhole mich, ihr Aurelier wisst, wie man Gäste bewirtet. Lucullus wäre neidisch auf diese Speisen."


    Ursus nickte Durus ernst zu. "Nicht nur eventuell", bestätigte er und klang dabei sehr entschlossen. Kurz warf er einen Seitenblick auf Cotta, der ja ähnliche Pläne hatte wie er selbst, bevor er weitersprach. "Die Politik hat mich von jeher fasziniert und ich denke, es wird langsam Zeit für mich, mein Wissen und meine Kraft in den Dienst Roms zu stellen. Bei der nächsten Wahl beabsichtige ich, als Vigintivir zu kandidieren. Ebenso wie Cotta hier übrigens." Er nickte lächelnd in Cottas Richtung.


    Mattiacus hatte sich mittlerweile zu ihnen gesellt und Ursus nickte ihm lächelnd zu. Sie hatten sich ja vorhin beim Opfer bereits unterhalten. Und er freute sich auch sehr für das Lob, war es doch schließlich an die ganze Familie gerichtet. "Für unsere Gäste ist das beste gerade gut genug. Warte, bis Du die nächsten Gänge siehst, es folgen noch einige Köstlichkeiten, auf die ich mich seit Tagen freue." Schließlich gab es derartige Festessen nicht alle Tage.


    Er war wirklich froh, daß seine beiden Gesprächspartner nicht auf das Theaterstück zu sprechen kamen. Ihm selbst wäre es ja am liebsten, wenn es von allen baldmöglichst vergessen würde. Die Sache war einfach nur peinlich. Hoffentlich konnte das gute Essen von dieser Schmach ausreichend ablenken.

    Hm, der hämische Tonfall hätte ja nicht sein müssen, fand Ursus und antwortete daher nicht auf die Worte von Marsus, während sie gemeinsam wieder hinein gingen. Fand sich Marsus wirklich so sehr über ihn erhaben, nur weil er im Ringen besser war? Es war nur eine Sportart von vielen und Ursus war durchaus kein Schwächling oder Versager. Nun, sie würden ja sehen, wie es im Wasser aussah.


    An sich hatte das Ringen ja Spaß gemacht und Ursus fühlte sich wohl dabei, als er von seinem Sklaven sorgfältig abgeschabt wurde, der dies geschickt und schnell erledigte. Als er fertig war, wartete Ursus auf Marsus, damit sie gemeinsam zum Becken gehen konnten.

    Auch ich kenne Foren, wo das so vorgeschrieben ist. Aber ich halte es für überflüssig, so etwas zu regeln. Wichtig ist doch, daß in einem Beitrag klar erkennbar ist, was wörtliche Rede und was Gedanken sind. Meiner Meinung nach genügt es nicht, das nur durch Anführungsstriche, Formatierung oder Farbe zu markieren, sondern die Umschreibung im Beitrag sollte das ebenfalls zweifelsfrei kennzeichnen.

    Noch bevor die Sanduhr abgelaufen war, hatte Ursus alle Fragen beantwortet. Aber ob seine Antworten alle richtig und vor allem auch ausführlich genug waren? Er las sich alles noch einmal durch, fand aber nichts mehr zu ergänzen oder zu ändern. Also stand er auf, gab die Prüfungsbögen ab und verließ nach einem freundlichen Nicken dem Magister gegebenüber den Raum.