Beiträge von Titus Aurelius Ursus

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    Decurio Manius Papinius Soranus
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    "Decimus, trau keinen Gerüchten, die Du nicht selbst gestreut hast. Über die Praetorianer ist sicherlich das eine oder andere Negative zu berichten. Doch als Laffen, die ihre höhere Bezahlung nicht verdient haben, würde ich sie wahrhaftig nicht bezeichnen. Sie nehmen nur die besten Männer in ihre Reihen auf und diese werden in Rom nochmal ausgesiebt und bis auf die Knochen geschleift. Urteile nie über etwas, das Du noch nicht selbst in Augenschein nehmen konntest. Vor allem, wenn Deine einzigen Informationen von Männern stammen, denen Neid und Mißgunst durchaus zuzutrauen ist." Der Decurio sprach zwar ernst, aber nicht allzu streng. Gerüchte über die Garde waren nicht auszurotten, das wußte er sehr wohl. Und so viel höher bezahlt waren die Männer dort nun auch wieder nicht. Zumindest, was die niedrigen Ränge anbetraf.


    "Gut, dann notiere ich das so. Nach Norden mit den gleichen Männern wie letztes Mal." So konnte er die anderen Männer auch schon einteilen und sich überlegen, wem er jeweils die Führung der Gruppe anvertraute. "Decimus, Du weißt, daß ich jedem meiner Männer ab und an solch eine Gelegenheit gebe, nicht wahr?" Der Decurio brauchte ja irgendwelche Grundlagen, um entscheiden zu können, welcher seiner Männer vielleicht eines Tages für höhere Weihen geeignet war.




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    Decurio Manius Papinius Soranus
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    Soranus nickte. "So machen sie es immer, die Praetorianer. Abschiede kurz und möglichst schmerzlos zu halten. Eigentlich nicht die schlechteste Methode, so kommen Zweifel gar nicht erst auf. Was ich mich aber frage: Warum erwartest Du, daß die Kontaktaufnahme vom Iulier ausgeht? Warum nimmst nicht Du den Kontakt wieder auf? Wie ich die Praetorianer kenne, hat Dein Kammerad in den ersten Wochen vor lauter Erschöpfung keinen Stylus mehr halten können, wenn die Schleiferei zuende war. - Nunja, ich will Dir nichts aufzwingen, was Dir vielleicht unangenehm ist. Aber dumm ist es gewiß nicht, zu den Schwarzröcken Kontakt zu haben." Der Decurio lächelte leicht. "Kommen wir zu den Patrouillen zurück, Decimus. Ich möchte, daß Du eine der Gruppen anführst. Such Dir die Route aus, stell Dir Deine Gruppe selbst zusammen. Aber sag mir rasch Bescheid, wie Du Dich entschieden hast, damit ich die anderen Gruppen einteilen kann." Es war eine Prüfung, das war offensichtlich. Aber Soldaten, die selbständig dachten, die mußten zeigen, ob noch mehr dahinter steckte oder ob doch nur Widerspruchssinn der Grund war.




    Der nächste Morgen kam. In erstaunlicher Geschwindigkeit, Ursus staunte immer wieder über die effektive Zusammenarbeit der Männer, wurde das Lager abgebaut und alles verstaut. Alles trat in Marschkolonne an, es waren sogar frohe Gesichter zu sehen. Gleich würde dieser Frohsinn erlöschen und Ursus würde sich mächtig unbeliebt machen. Doch das störte ihn nicht weiter. Der pilus prior brachte ihm die Meldung, daß die Truppe abmarschbereit war. "Danke, Centurio. Wir werden den Rückweg im Eilmarsch antreten. Gib den Befehl weiter." Er selbst hatte es gut, er durfte reiten. So mancher tödlicher Blick würde sich heute wohl in seinen Rücken bohren. Er wartete, bis der Befehl ausgegeben war, dann gab er das Zeichen zum Abmarsch.





    "Nein, etwas Geschäftliches ist es nicht." Ursus schmunzelte wegen der Äußerung über den Ianitor und folgte nun Sedulus ins Haus. Daß der junge Aculeo sich sogleich wieder verabschiedete, fand er durchaus schade. "Ich wollte Deinen Verwandten aber nicht vertreiben", meinte er zu Sedulus, während sein Blick dem jungen Mann folgte.






    Dies war kein Freundschaftsbesuch, soviel war Ursus klar, als der Sklave berichtete, wer da eingetroffen war. Ursus war nicht dumm, es war schon klar, warum sie gekommen waren. Doch er hatte auch nicht vor, das so deutlich zu zeigen. Er ließ sich seine Toga ordentlich richten, bevor er sich auf den Weg zum Atrium machte. Die Trauerkleidung zusammen mit dem unrasierten Gesicht war zwar unvorteilhaft, aber so waren eben die Sitten und Ursus hatte nicht vor, gegen sie zu verstoßen.


    Als er das Atrium betrat, war sein Vetter Avianus noch nicht zugegen. Die Gäste machten einen sehr offiziellen und ernsten Eindruck. "Salvete,", grüßte er, als er näher kam. "Seid willkommen in diesem Haus, ehrenwerte Claudia Romana und Tiberius Durus und nehmt doch bitte Platz." Er machte eine einladende Geste zu den Sitzgelegenheiten, die das Impluvium umgaben. Die Sklaven hatten schon für Getränke gesorgt, wie es sich gehörte.



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    Decurio Manius Papinius Soranus
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    Lachend schüttelte der Decurio den Kopf. "Der Iulier, ja? Die Praetorianer wählen ihre Leute, man meldet sich nicht zum Dienst bei ihnen. Wäre es so einfach, wäre ich auch Praetorianer, das kannst Du mir glauben. - Ich wußte gar nicht, daß der Iulier so gute Verbindungen hier in die Umgebung hat. Hast Du noch Kontakt zu ihm?" Auch wenn der Mann nicht mehr bei der Prima war, konnte er vielleicht vertrauenswürdige Einheimische benennen.


    "Ich dachte an sechs bis zehn Mann. Genug, um Respekt einzuflößen, nicht zuviele, um sich gegenseitig im Weg zu sein. Also pro Gruppe. Ich gedachte, mehrere Gruppen auf den Weg zu schicken."




    Der Primus Pilus! Na, der würde schon nicht wegen unwichtiger Kleinigkeiten herkommen. "Salve, Centurio Iulius", grüßte der Mann zackig und nickte. "Er ist da. Und Du darfst auch rein." Der Legat saß über der Post, da war er bestimmt über jede Störung froh.

    Cimon erhielt von Ursus einen anerkennenden Blick dafür, daß er Sedulus sofort richtig erkannt und danach ganz richtig gehandelt hatte. Der Nubier erwies sich immer mehr als unentbehrliche Hilfe für ihn.


    Doch dann wandte er sich gleich wieder an die Germanicer, denn unhöflich wollte er auf gar keinen Fall sein. "Salve, Germanicus Aculeo. Ja, richtig, auf der Hochzeit. Bitte verzeih, es waren so viele Leute." Ja, jetzt erinnerte er sich auch, den jungen Mann schon gesehen zu haben. "Sehr erfreut, ich wiederzutreffen." Anscheinend war der junge Mann nicht nur Klient, sondern auch Verwandter seines Freundes. Somit war er schon einer gewissen Aufmerksamkeit wert.


    "Nun, ich bin nur für zwei Tage in Rom, jedoch wollte ich die nicht verstreichen lassen, ohne Dich wenigstens kurz zu besuchen." Die Einzelheiten mußten sie ja nicht gerade hier zwischen Tür und Angel besprechen.





    Geduldig wartete Ursus die Verhandlungen der Sklaven untereinander ab. Es schien ein neuer Ianitor an der Tür zu sein, zumindest erinnerte sich Ursus nicht, dieses Gesicht schon einmal gesehen zu haben. Aber mit den Bediensteten in den verschiedenen Häusern kannte sich Cimon ohnehin weit besser aus als er, natürlicherweise.




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    Decurio Manius Papinius Soranus
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    Der Decurio lehnte sich ein wenig zurück und betrachtete den jungen Eques eingehend. "Ich vertraue den Männern, die unter den Adlern dienen, Decimus. Oder sagen wir besser: Den meisten. Aber einem Bekannten von einem Bekannten, können wir dem trauen? Was meinst Du, was das für Männer sind, die sich so gut auskennen, wie Du es gerne möchtest? Oder gibt es jemanden, den Du im Sinn hast und den Du so gut kennst, daß Du für seine Vertrauenswürdigkeit bürgen würdest?"




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    Decurio Manius Papinius Soranus
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    "Dann sind wir ja soweit einer Meinung. Nur was die Ortskundigen angeht: Ich dachte eigentlich, daß wir genügend eigene Männer haben, die wir als ortskundig betrachten können. Warum machen wir seit Jahren Erkundungsritte in die weitere Umgebung? Erkläre mir genauer, an was Du gedacht hast, Decimus. Du hast doch da irgendwelche konkrete Ideen, auf denen Du schon länger herumkaust, nicht wahr?" Der Decurio war neugierig geworden, das war unübersehbar.




    Natürlich achtete Ursus gar nicht darauf, wer da die Tür öffnete. Sein Blick wurde ja auch größtenteils durch Cimon verdeckt. Für gewöhnlich waren diese Gespräche zwischen den Sklaven auch eher uninteressant für ihn. Seine Aufmerksamkeit wurde eher auf den jungen Mann gezogen, der ebenfalls die Porta der Casa Germanica ansteuerte und schließlich hinter ihm stehen blieb, um zu warten, daß er drankam. Ursus schenkte ihm ein grüßendes Nicken und schaute wieder zur Porta, wo inzwischen Cimon ein wenig beiseite getreten war.


    Erstaunlicherweise gab der Nubier so den Blick auf denjenigen frei, der offensichtlich die Tür geöffnet hatte: Sedulus persönlich. Überrascht fehlten Ursus für einen Moment die Worte. Dann lachte er. Es tat gut, mal wieder zu lachen. "Salve, Sedulus. Was hast Du angestellt, daß Du zum Ianitor degradiert wurdest?"





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    Decurio Manius Papinius Soranus
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    Den Bericht der damaligen Patrouille kannte Soranus natürlich, trotzdem hörte er aufmerksam zu und nickte. "Die Straßen wurden mittlerweile von unseren Leuten repariert. Die nächsten Schäden sind im Frühjahr zu erwarten, nach dem Winter." Im Winter konnte ohnehin nicht daran gearbeitet werden.


    "Nur zu, Eques, wir sind unter uns. Sprich offen." Der Decurio wußte gern, was hinter den Stirnen seiner Männer vorging. Sowohl wenn es sich um geniale Ideen und Gedanken handelte, als auch, wenn es sich um großen Bockmist handelte.




    So wenig Zeit, so viel zu tun. Aber selbstverständlich konnte Ursus nicht nach Rom kommen, ohne seinen Patron aufzusuchen. Natürlich trug er weiterhin dunkle Trauerkleidung, zivil, denn hier in Rom war er nichts weiter als eine Zivilperson.


    Wieder war es sein Sklave Cimon, der anklopfte.

    Viel Zeit blieb Ursus nicht, um die dringensten Dinge in Rom zu erledigen. Und doch nahm er sich die Zeit, seinen alten Freund Sedulus aufzusuchen, um kurz mit ihm zu sprechen. Septima hatte davon gesprochen, daß sie Serrana einladen wollte nach Mantua. Und so war Ursus nun hier, diese Einladung persönlich zu bekräftigen und auch Sedulus dazu zu bewegen, für ein paar Tage mitzukommen. Ein wenig Ablenkung würde ihnen allen gut tun.


    Ursus ließ seinen Leibsklaven anklopfen, gerade in diesen Tagen war er nicht allein in der Stadt unterwegs. Cimon war an seiner Seite, wie immer. Und er war selten so froh über diesen Schutz gewesen als jetzt. Immer noch war viel Unruhe in der Stadt - und man konnte ja nie wissen. Der Nubier hatte keine Aufforderung gebraucht, um an die Tür zu gehen und zu klopfen.

    Die ganze Zeit hatte Ursus nicht wirklich geglaubt, was in der Nachricht gestanden hatte. Nein, das stimmte nicht. Er hatte es vielmehr nicht glauben wollen. Doch als er am Abend dann schließlich vor den beiden Toten gestanden hatte, war es unmöglich gewesen, sich der Erkenntnis so zu verschließen. Ein Schrei hatte sich seiner Kehle entrungen, ein Schrei des Zornes, des Entsetzen. Trauer? Ja, auch Trauer. Denn auch wenn er Marcus nicht geliebt hatte und Celerina sich ihm gegenüber seit ihrer Heirat eher abweisend verhalten hatte, so trauerte er doch um die beiden. Sie waren doch eine Familie gewesen! Warum? Warum? Es gab keine Antwort. Und Gebete... nun, sie führten nur in eine Richtung.


    In eine dunkle Toga gehüllt, unrasiert und noch immer sichtlich erschöpft von dem Gewaltritt der letzten Tage, schloß sich Ursus schließlich auch der Trauergesellschaft an. Nicht alle Familienmitglieder hatte er gestern noch begrüßen können. Und nun waren auch so viele Gäste da. So vieles gab es zu bedenken, so vieles zu besprechen und zu ordnen. Und nur so wenig Zeit war ihm gegönnt. Jetzt aber war nicht die Zeit und nicht der Ort dafür. Jetzt war es Zeit, der Verstorbenen zu gedenken, die nun zu ihren Ahnen zählten.


    Ursus schritt langsam durch die Menge der Trauergäste. Hier drückte er Hände, dort wechselte er ein paar Worte. Den Verwandten schenkte er aufmunternde Blicke, dann wandte er sich den Flaviern zu. Flavius Gracchus war wohl der richtige Ansprechpartner. "Salve, Flavius", grüßte er den Mann, den Corvinus einen sehr guten, wenn nicht gar den besten Freund genannt hatte, den Ursus aber leider nur wenige Male getroffen hatte. "Es fällt mir schwer, die richtigen Worte zu finden, um meine Betroffenheit auszudrücken. Celerina war ganz und gar in unsere Familie hineingewachsen. Ich kann es noch gar nicht fassen, daß die beiden von uns gegangen sind. Bitte laß Dir versichern, daß euer Schmerz auch der unsere ist und nicht minder tief, als der Schmerz um unseren eigenen Verwandten."

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    Decurio Manius Papinius Soranus
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    Soranus' zunächst strafender Blick wurde bald von einem Schmunzeln abgelöst. Wer konnte einem Mann schon zornig gegenübertreten, der seine Arbeit derart überzeugt vertrat? "Richtig ist, daß wir etwas Besonderes sind. Wie Du schon sagst, unsere zusätzliche Ausbildung und auch unsere Zusammenarbeit mit den Pferden machen uns dazu. Aber auch andere haben Zusatzausbildungen genossen. Elite, nein, das sind wir nicht. Etwas Besonderes, ja, das sind wir - und darauf dürfen wir stolz sein." Das war ein feiner Unterschied in den Augen des Decurios, und ein wichtiger noch dazu.


    "Ja, ich meinte ohnehin Patrouillen in die weitere Umgebung. Du meinst also, die Straßen bedürfen unserer besonderen Aufmerksamkeit? Ich dachte eigentlich sogar eher an die etwas unwegsameren Gegenden. Denn solche sind es, in denen sich zwielichtiges Gesindel gerne festsetzt. Deine letzte Patrouille in die weitere Umgebung Mantuas, welche Strecke seid ihr da abgeritten?"




    Und da war die wunderschöne Ehefrau seines Kommandanten auch schon. Der Soldat schluckte, denn aus irgendeinem Grund war seine Kehle plötzlich staubtrocken. "Salve, ehrenwerte Tiberia. Dein Mann schickt mich, um Dir zu sagen, daß er hier in Rom ist. Er befindet sich in eurem neuen Haus, da er ja das Pomerium nicht betreten darf. In Misenum hatte er versucht, beim Kaiser eine Erlaubnis zu bekommen, aber zum Kaiser wurde er nicht vorgelassen. Er erhielt eine Nachricht für die Kanzlei, von der die Erlaubnis dann ausgestellt werden soll. Ein Kamerad von mir ist gerade zur Kanzlei geeilt, um das zu erledigen, aber es ist ungewiß, wie lange so etwas dort vielleicht dauert." Fast atemlos hatte er all diese Informationen heruntergerattert und hoffte, nichts Wichtiges vergessen zu haben. Oh, doch etwas. "Dein Mann sagte noch, daß er sich sehr darauf freut, Dich in die Arme schließen zu können und herkommt, sobald es ihm möglich ist."